Wenn Kleinkinder trauern<strong>SPES</strong> <strong>VIVA</strong> Trauerland startet neues Angebotfür ElternHenning M üller-DetertWie gehen Kleinkinder damit um, wenn es in der Familieeinen Todesfall gibt? In der Vergangenheit stellten Mitarbeitervon <strong>SPES</strong> <strong>VIVA</strong> Trauerland fest, dass Eltern mitunterunsicher sind, wie sie mit den Jüngsten in der Familieumgehen sollen. Darauf hat das Zentrum für trauerndeKinder, Jugendliche und Familien – so der Zusatz desTrauerlands – reagiert. Seit dem 24. Oktober ist ein neuesAngebot gestartet.„Begleitung für Eltern von Kleinkindern in Trauersituationen“,lautet die Überschrift des Angebots in den Trauerland-Räumlichkeitenan der Lindenstraße in Belm. Vorgesehensind monatliche Treffen über den Zeitraum eineshalben Jahres, erläutert Marion Gövert. Die Projektkoordinatorinbegleitet gemeinsam mit der Kinder- und JugendpsychotherapeutinElisabeth Bernhold die Gesprächsrunde.<strong>SPES</strong> <strong>VIVA</strong> Trauerland hat bereits verschiedene Angeboteentwickelt, um Familien in Trauersituationen zu helfen.So gibt es eine Begleitung von Kindern und Jugendlichenwie auch eine für Eltern. Das neue Angebot nimmt nunKinder bis drei Jahre in den Blick. Auch auf sie kann esAuswirkungen haben, wenn eine Bezugsperson stirbt.M öglicherweise stagniert plötzlich die sprachliche Entwicklungoder die Kinder klammern ungewöhnlich häufig.Das verunsichert wiederum manche Eltern, haben dieTrauerland-Mitarbeiter festgestellt.Die Idee des Angebots: Eltern können in einem geschütztenRahmen ihre Erfahrungen austauschen und werdendabei von Experten begleitet. „Wir dozieren nicht, aberbringen bei Bedarf unser Fachwissen ein“, betont MarionGövert. Nicht zuletzt befinden sich die Erwachsenen ineinem Zwiespalt: Sie befinden sich selber in einer Trauersituation,die sie ganz und gar in Anspruch nimmt. Zugleichbenötigen gerade Kleinkinder viel Aufmerksamkeit.Das neue Angebot bietet die Möglichkeit, dass Betroffenegemeinsam Ideen entwickeln, um beiden Seiten gerechtzu werden.Anmeldungen sind möglich unter:trauerland@spes-viva.deoderper Telefon: 05406/8159021Einstiegsschulung für ehrenamtlicheM itarbeiter<strong>SPES</strong> <strong>VIVA</strong> Trauerland bietet am 18.und 19.Januar 2014eine Einführungsschulung für ehrenamtliche Mitarbeiteran. Aufgabe der Freiwilligen ist es, die trauernden Kinderwährend der Gruppen zu begleiten und Ansprechpartnerfür die Kinder auch zum Thema Tod und Trauer zu sein. Inder zweitägigen Veranstaltung erhalten die Teilnehmer eineEinführung in die Arbeit des Trauerlandes und bereiten sichauf eine mögliche Tätigkeit in den Gruppen vor.Weitere Inhalte sind etwa die Aufgaben der Mitarbeiter undder Umgang mit eigenen Trauererfahrungen.Informationen und Anmeldung bei M arion Gövert.Telefon: 0 54 06/815 90 21E-M ail: trauerland@spes-viva.de
„Ein männlicher Ansprechpartner wäre gut“Erfahrungen in der ehrenamtlichen Hospizarbeit:Die eigenen Prioritäten hinterfragenKerstin Balks55 Ehrenamtliche arbeiten im ambulanten Hospizdienstvon <strong>SPES</strong> <strong>VIVA</strong>. Fast ausschließlich sind es Frauen. Schade,findet <strong>SPES</strong> <strong>VIVA</strong>-Koordinatorin Marion Heitling, und KlausHellmann, der sich im vergangenen Jahr zum Hospizmitarbeiterausbilden ließ, kann bestätigen, dass er die Tätigkeitfür <strong>SPES</strong> <strong>VIVA</strong> als persönlich bereichernd empfindet.Wäre das Thema nicht so ernst, könnte man scherzhaftsagen: Es ist Not am M anne, denn derzeit zählt der Kreisder ehrenamtlichen <strong>SPES</strong> <strong>VIVA</strong>-Mitarbeiter nur zwei Männer.Klaus Hellmann, bei <strong>SPES</strong> <strong>VIVA</strong> ausgebildeter Hospizhelfer. Foto: Kerstin BalksDemnächst wird es sogar nur noch einer sein, denn einerder beiden, Klaus Hellmann, verlegt seinen Lebensmittelpunktaus beruflichen Gründen im Oktober von Rabber ins Ruhrgebiet.Doch sobald er sich am neuen Wohnort ein wenigeingelebt hat, will er sich dort wieder in der Hospizarbeitengagieren.Ungewöhnlich, könnte man meinen. Gemeinhin nimmtman sich nach einem Umzug anderes vor, sucht sich vielleichteher einen neuen Sportverein. Aber Klaus Hellmannhat die Zeit für und mit <strong>SPES</strong> <strong>VIVA</strong> nach eigenem Bekundenviel gebracht. Um dies verständlich zu machen, erläutert erzunächst die Beweggründe, die ihn zu <strong>SPES</strong> <strong>VIVA</strong> geführthaben.Suche nach SinnvollemAuslöser dafür, sich mit dem Thema Sterben zu beschäftigen,so Hellmann, sei wohl der Tod seiner Mutter gewesen.Hinzu gekommen sei „wie bei vielen Menschen um die 50,die wohl altersbedingte Suche nach etwas wirklich Sinnvollem“.Schon die Ausbildung in der Hospizarbeit habe ihn persönlichweitergebracht. Nicht nur die verschiedenen Lerninhaltewie Pflege, Gesprächsführung, Selbsterfahrungund Spiritualität, die von „tollen Referenten“ vermitteltworden seien, auch die Gruppe hat er sehr positiv erlebt.Vor allem aber habe sich seine eigene Einstellung zumThema Tod und Sterben verändert, und er habe gelernt,„beim Leben genauer hinzugucken“, sich wirklich zu fragen:„Was ist mir wichtig?“Derzeit begleitet Klaus Hellmann einen an Krebs erkranktenHerrn. Einmal pro Woche besucht er ihn. „Wir habenkein festes Programm, wir bereden, was bei ihm gerade ander Reihe ist.“ Das könnten mal die Nebenwirkungen derTherapien sein, mal Persönliches, aber auch ganz alltäglicheDinge. Stimmt es denn, was Menschen, die in der Pflegetätig sind, immer wieder beteuern, dass sie nämlich vonden Patienten emotional so viel zurückbekommen? „Dasauch, aber es ist auch eine wichtige Selbsterfahrung, sichin einen anderen hineinzuversetzen. Und es lässt einen dieeigenen Prioritäten hinterfragen.“ Hat er sich nie emotionalüberfordert gefühlt? Nein, durch die Ausbildung sei ergut vorbereitet gewesen, außerdem gebe es regelmäßigeSupervisionstermine. Er bedauert, dass es so wenige Männerin der Hospizarbeit gibt, „weil für viele – insbesonderemännliche Patienten – ein männlicher Ansprechpartnergut wäre“.Marion Heitling, die von ihrem Büro im OstercappelnerKrankenhaus St. Raphael aus die Arbeit von <strong>SPES</strong> <strong>VIVA</strong>hauptamtlich koordiniert, bestätigt dies. „Vielen tut einGespräch von Mann zu Mann gut.“ Und weiter: „WissenSie, wir begleiten Sterbende ungeachtet ihrer Konfession,ihrer Hautfarbe oder ihres kulturellen Hintergrundes. Dakann es schon vorkommen, dass manch einer einen M anneher akzeptiert“, erläutert sie vorsichtig. Aber auch grundsätzlichtue es einer Gruppe gut, wenn sie mehr gemischtsei, weiß sie.55 M itglieder55 Mitglieder, das ist schon eine ziemlich große Gruppe.„Das hört sich nach viel an, aber wir brauchen ja aucheinen festen Stamm für kurzfristige Einsätze, etwa bei derSitzwache am Kranken- oder Sterbebett.“ Und sie weistdarauf hin, dass die <strong>SPES</strong> <strong>VIVA</strong>-Hospizmitarbeiter – dasWort Hospizhelfer greift ihrer M einung nach zu kurz –dies ehrenamtlich tun. Da sei es nur verständlich, wennjemand nach einer längeren Sterbe- oder Trauerbegleitungauch einmal eine längere Auszeit nehmen wolle. Dennschließlich: „Sich mit dem Tod beschäftigen, heißt überdas Leben und sich selbst zu lernen“, sagt Klaus Hellmann.Quelle: Wittlager Kreisblatt vom 26.09.2013