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ökumenischen Gedenkfeier für verstorbene Kinder - Spes Viva

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33. SPES VIVA-Zeitung<br />

,,Tief-Gang ,,<br />

,,Glaubens-Bekenntnis ,,<br />

Wieviel Trauer verträgt ein Mensch?<br />

Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein<br />

,,Augen-Höhe ,,<br />

Da darf man als Arzt auch mal weinen<br />

,,Mitten-drin ,,<br />

Rückblick und Ausblick beim SPES VIVA Trauerland<br />

,,Stütz-Pfeiler ,,<br />

Ehrenamt zwischen Ausbeutung und Wertschätzung<br />

DIE ZWEITE 2011


Die ZWEITE 2011<br />

Ein klarer Kontrast bestimmt das Titelmotiv. Zum einen die helle, kalte<br />

Schneelandschaft - zum anderen der wie ein Fels, dunkel in der Brandung<br />

stehende, in die Jahre gekommene Heuschober. Über allem liegt<br />

eine fotografisch gut wiedergegebene Stille. Keine Spur eines Hasen, kein<br />

Vogel am Himmel, alles in ein gleichwertiges Licht getaucht, durch die<br />

Schneeanhaftungen wirkt der Wald im Hintergrund diffus. Das Scheunentor<br />

ist geschlossen. Nirgendwo dringt ein Lichtstrahl heraus. Hier<br />

ruht die Betriebsamkeit. Schwer vorstellbar, wie hier zur Sommerzeit das<br />

Heu gemacht wird, wie Mensch und Maschine zu tun haben, den Wintervorrat<br />

einzubringen. Die Perspektive ist die, die ein Wanderer haben<br />

könnte, der durch diese Gegend zieht und den Heuschober, etwas abseits<br />

vom Wegesrand, liegen sieht. Nicht unbedingt einladend <strong>für</strong> eine Rast,<br />

nein, nicht gastlich wirkend. Dennoch aber Schutz bietend, falls ein Schneeschauer<br />

hereinbrechen würde. Irgendwie könnte man sich zwischen Tor<br />

und Latten hineinzwängen und des Wetters Unbill abwarten. Aber danach<br />

sieht es nicht aus, auf dem Bild. Alles wirkt verschwiegen, abwartend<br />

und irgendwie wohl wissend, dass sich alles wieder ändern wird. Der<br />

Zyklus der Jahreszeiten und der Fortlauf der Jahre - viele, sehr viele,<br />

scheint dieses Bauwerk schon gesehen zu haben. Und es hat allem getrotzt,<br />

hat seine Aufgaben erfüllt. Ein wenig Wetterschutzfarbe würde<br />

das ausgemergelte Holz schon verdienen, wird der Betrachter denken,<br />

den einen oder anderen Nagel zur Befestigung der Holzlatten auch - aber<br />

dass hieße ja auch, sich bewusst damit zu beschäftigen, Hand anzulegen...<br />

Eine Metapher auf SPES VIVA.


wir leben in scheinbar immer turbulenteren Zeiten.<br />

Wenn wir die Nachrichtenlage verfolgen, die von immer<br />

neuen Krisengebieten und Krisenfällen berichtet,<br />

von sich daraus ergebenden Veränderungen, von Ängsten<br />

und der Suche nach den großen Problemlösern.<br />

Wir hören von allerlei Szenarien, wie alles besser werden<br />

soll und hoffentlich auch mal werden wird. Die<br />

Vielzahl neuer elektronischer Medien versorgt uns -<br />

wenn wir denn daran teilnehmen wollen - mit jedwedem<br />

neuen Material, bauen Spannungen auf und in<br />

den seltensten Fällen auch wieder ab. Wir leben im<br />

Informationsdruckzeitalter. Verlautbarungen, Statements,<br />

Dementis und neue Wege und Lösungen prasseln<br />

auf uns ein. Was wäre, wenn wir alles an uns heran<br />

lassen, uns diesem Druck aussetzen würden?<br />

Beantworten wir uns diese Frage besser nicht!<br />

Wie erbauend und erwärmend ist es da, wenn wir zum<br />

Jahresende von der Weihnachtsbotschaft erfahren! Es ist<br />

eine gute Nachricht, dass das Weihnachtsfest - auch bei<br />

Nicht-Christen und Nicht-Religiösen gute Kräfte, Liebe<br />

freisetzt - trotz aller weitergehenden negativen Dinge -<br />

und Menschen zueinanderführt! - Gerade auch in unseren<br />

SPES VIVA-Einrichtungen! Das ist einmal keine Falschmeldung,<br />

keine Verdrehung der Tatsachen. Inmitten all<br />

der vielen Alltagsnichtigkeiten bricht sich einmal im Jahr<br />

diese Sehnsucht Bahn.<br />

Dass im Internet und in den neuen Medien nicht nur Richtiges<br />

und Gutes unterwegs ist versteht sich sicher auch von<br />

selbst. Dass aber auch dort Elemente von bedeutsamem<br />

Bestand - wie z. B. die Ostergeschichte (siehe unsere 32.<br />

Ausgabe) - anklickbar sind und ohne ihren ursächlichen<br />

Zusammenhang verloren wirken, hat auch unseren Seelsorger<br />

<strong>für</strong> die Palliativstation im Krankenhaus St. Raphael,<br />

Herrn Pastor Norbert Friebe, auf den Plan gerufen. Seine<br />

Replik auf diese Art von reduzierter " Glaubensvermittlung"<br />

hat er in seinen Weihnachtsbeitrag auf Seite 8 einfließen<br />

lassen.<br />

im November 2011<br />

Aber es bleibt auch als Fazit stehen: Die Dinge, wie wir sie<br />

in den vergangenen siebzig, achtzig Jahren erfahren konnten,<br />

sind - auch gerade durch den Einsatz in den neuen<br />

Medien - mancherorts in Schieflage geraten. Überprüfen<br />

wir uns wirklich noch selbst, wenn wir Informationen,<br />

das oft halbgare und inhaltlich verkürzte Gerede in Talkshows<br />

usw. aufnehmen? Und was wird auf Dauer aus unseren<br />

Zeitgenossen, die dieses nicht (mehr) tun?<br />

Jetzt neigt sich das Jahr seinem Ende zu und SPES VIVA<br />

möchte sich an dieser Stelle wieder bei all denen sehr herzlich<br />

bedanken, die ihre Kraft und Zeit, ihre Ideen und Hilfe<br />

in den Dienst der christlich-humanen Sterbebegleitung gestellt<br />

haben. Den hauptamlich Eingebundenen genauso<br />

wie den vielen Ehrenamtlichen. Gerade den Ehrenamtlichen<br />

haben unsere Autoren in dieser Ausgabe ihr besonderes<br />

Augenmerk gewidmet (siehe u. a. S. 11, 12, 20). Natürlich<br />

auch unser Dank all denen, die als Angehörige in der<br />

gemeinsamen Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden<br />

mit uns SPES VIVA in seiner ureigensten Aufgabe<br />

erfahren konnten. So steht SPES VIVA immer wieder auch<br />

<strong>für</strong> die Tatsache, dass Nächstenliebe ein leb- und erlebbares,<br />

schönes Gefühl von Lebendigkeit und Hoffnung<br />

ist. Auch bleibt die Zuversicht, mit Menschen, die sich in<br />

diesem Geist wiederfinden, das nächste Jahr gemeinsam<br />

zu bestreiten bei SPES VIVA und SPES VIVA Trauerland.<br />

Schön war es auch, beim diesjährigen SPES VIVA-Benefiz-Konzert<br />

am 30. Oktober in der St. Katharinenkirche<br />

in Osnabrück. Die große Gemeinschaft der SPES VIVA-Wohlgesonnenen<br />

erlebte einen musikalischen Hochgenuss.<br />

Das Philharmonische Ensemble Berlin, bestehend aus<br />

ausgezeichneten Musikern der Berliner Philharmoniker,<br />

spielte Mozart und Brahms. Auf Grund der Zeitnähe zum<br />

Redaktionsschluss dieser Ausgabe finden Sie auf Seite 16<br />

einen Kurzbericht. In unserer 34. Ausgabe finden Sie<br />

dann einen Bilderbogen und weitere Ausführungen zu<br />

der Veranstaltung.<br />

Einen ganz besonderen Dank möchten wir noch allen<br />

aussprechen, die an unserem SPES VIVA-Monitoring<br />

teilgenommen haben. Gut ein Viertel der ausgesandten<br />

und ausgelegten Fragebogen ist zurückgekommen.<br />

Ihnen wünschen wir jetzt eine besinnliche Adventszeit<br />

und ein frohes und schönes Weihnachtsfest sowie ein<br />

gesundes, gutes neues Jahr 2012!


Maria konnte die Stimmen nicht<br />

zuordnen. Alles verschallte in ihrem Kopf.<br />

Außerdem war es ihr zu hell, ja schon grell.<br />

Lichter über ihr huschten vorbei. Sie wusste<br />

nicht, dass sie sich auf einer Notfalltrage befand.<br />

Direkt auf dem Weg auf die Intensiv-<br />

Station. Verschwommen bemerkte sie den Infusionsbeutel<br />

aus ihren Augenwinkeln. In ihrem<br />

Mund hatte sich ein unangenehmes Gefühl breit<br />

gemacht. Ein Brennen und Stechen fühlte sie,<br />

konnte kaum die Zunge bewegen. Die Lichter<br />

hatten jetzt andere Farben, alles wirkte kühler.<br />

Eine Schwester beugte sich über sie und versuchte<br />

Maria zu trösten, zu beruhigen. Dann<br />

wurde es still. Maria hörte ihren Herzschlag<br />

und gut wahrnehmbare Pieptöne. Wenig später<br />

waren da wieder Stimmen, aber Maria hatte nicht die<br />

Kraft, sie zu verstehen. Vor ihrem inneren Auge tanzten bunte<br />

Punkte, meinte sie schlangenähnliche Gebilde zu erkennen...<br />

Knapp drei Wochen später wurde Maria nach Hause entlassen.<br />

Ihre Tochter holte sie ab und erhielt vom Arzt die Aufforderung,<br />

sich mit dem Krankenhaussozialdienst in Verbindung<br />

zu setzen, um erforderliche Pflegemaßnahmen abzustimmen.<br />

,,Ihre Mutter ist dement, es wird <strong>für</strong> sie jetzt alles<br />

anders. Aber auch <strong>für</strong> Sie, wenn Sie sich an der Pflege beteiligen<br />

wollen," hörte Marias Tochter vom Arzt. ,,Dies wird ein<br />

völlig neuer Lebensabschnitt im Verhältnis Mutter-Tochter.<br />

Diese erneute Dehydration hat Ihrer Mutter wohl den entscheidenden<br />

Schritt in die Demenz gebracht." Der Arzt nahm<br />

seine Brille in die Hand und beschrieb damit einen erweiterten<br />

Kreis. ,,Der Zenit Ihrer Mutter ist jetzt nicht mehr der Gleiche,<br />

wie Sie ihn haben. Es ist jetzt ihre eigene Welt. Eine Welt<br />

des Vergessens."<br />

Marias Tochter hatte alles soweit vorbereitet, wie es ihr möglich<br />

war. Ein Krankenbett stand am Fenster des ehemaligen<br />

Gästezimmers, Toilettenstuhl am Fußende, Stützstrumpfanziehhilfe<br />

unter dem kleinen Ecktisch am Kopfende. Eine helle<br />

Kommode <strong>für</strong> die Sachen der Mutter und ein Ruhesessel mit<br />

diversen kleinen Kissen. Vor dem zweiten Fenster steht eine<br />

Blumenvase mit einem dekorativen Trockengesteck.<br />

,,Verlust-Reich"<br />

Die eigene Welt des Vergessens<br />

Als Maria von Ihrer Tochter in ihr neues Domizil<br />

geleitet wurde, strahlte Sonnenlicht durch<br />

das Fenster. Die warmen Töne der Wände und<br />

die Farbe des Bodens unterstützten das erhoffte<br />

Wohlgefühl. Maria setzte sich, von ihrer<br />

Tochter behutsam gestützt, auf die Bettkante.<br />

Ihre Augen waren auf den Fußboden gerichtet.<br />

,,Hier hast Du es jetzt schön, schau mal, alles<br />

neu hergerichtet...." sprach ihre Tochter auf<br />

sie ein. ,,Es fehlt Dir hier an nichts, ich schaue<br />

nach Dir und wenn immer es möglich ist, kannst<br />

Du an unserem Leben im Haus teilnehmen.<br />

Aber eben auch mal <strong>für</strong> Dich sein, wenn Du<br />

es willst," schob sie nach, während sie ihrer<br />

Mutter die Schuhe auszog.<br />

Marias Blick war immer noch auf den Boden gerichtet. Sie<br />

hatte noch keinen Ton gesagt, seit sie im Haus ihrer Tochter<br />

angekommen war. Ein eher sanftes Stöhnen untermalte<br />

einzig und allein ihre Bewegungen. ,,Wer ist der olle Mann<br />

da auf dem Bild?" Mit plötzlicher Handbewegung wollte<br />

Maria den kleinen Messingrahmen vom Nachtschrank<br />

wischen. ,,Mama, das ist Dein Mann Werner. Ihr wart fast<br />

60 Jahre verheiratet, Du erkennst Deinen Mann nicht mehr?<br />

Das Bild stand die vergangenen 5 Jahre auch auf Deinem<br />

Nachtschrank..." Marias Tochter versuchte den Oberkörper<br />

ihrer Mutter etwas aufzurichten und gleichzeitig das Bild<br />

wieder gerade zu rücken. ,,Kenn´ ich nicht, nimm das weg!"<br />

herrschte Maria Ihre Tochter an. ,,Weg damit sage ich," Maria<br />

bäumte sich ein wenig auf, um ihrer Aussage Nachdruck<br />

zu verleihen. Ihre Tochter nahm schnell das Bild und wich<br />

zurück. ,,Es erschreckt mich schon, Mutter, wie es jetzt um<br />

Dich steht," rief sie ihrer Mutter zu und verweilte noch einen<br />

Moment in der Zimmertür. Dann ging sie in ihre Küche,<br />

nachdenklich und mit Tränen in ihren Augen. Es gingen ihr<br />

viele Bilder aus ihrer <strong>Kinder</strong>- und Jugendzeit durch den Kopf -<br />

und nun dieser neue Lebensabschnitt. Sie und ihr Mann<br />

hatten sich vor drei Jahren getrennt und es ist <strong>für</strong> sie alles<br />

nicht leichter geworden. Ein Teilzeitjob in einem großen<br />

Kaufhaus, etwas Heimarbeit bei sich und nun die Mutter<br />

in ihrem häuslichen Umfeld - als Pflegefall. "Es geht jetzt<br />

nur noch um Verluste, und täglich einige mehr", sinniert<br />

Marias Tochter gegenüber einer Freundin. ,,Bis zum Schluss..."


,, Anfangs-Worte"<br />

Redaktionsteam<br />

,,Verlust-Reich"<br />

H.-Jürgen Homuth<br />

,,Tief-Gang"<br />

H.-Jürgen Homuth<br />

,,Kurz-Betrachtung"<br />

,,Glaubens-Bekenntnis"<br />

Pastor Norbert Friebe<br />

,,Augen-Höhe"<br />

Winfried Hardinghaus<br />

,,Dankes-Worte"<br />

Heidy Hohmann<br />

,,Trauer-Marke"<br />

H.-Jürgen Homuth<br />

,,Ehren-Sache"<br />

Winfried Hardinghaus<br />

,,Wort-los"<br />

Marion Heitling<br />

,,Ausdrucks-stark"<br />

Barbara Lamker<br />

,,Mitten-drin"<br />

Sebastian Philipp<br />

,,Blick-Winkel"<br />

Marion Gövert (Fotos)<br />

,,Aktiv-Posten"<br />

H.-Jürgen Homuth/Karl Heinz Meyer<br />

,,Sternen-Kind"<br />

Agnes Bohe<br />

,,Früh-Tod"<br />

Agnes Bohe<br />

,,Stein-hart"<br />

Agnes Bohe<br />

,,Menschen-Kind"<br />

Maria Jäger<br />

,,Dreifach-Herz"<br />

Hermann Knippenberg/Barbara Lamker<br />

,, Advent-Zeit"<br />

Marion Feldscher<br />

,,Stütz-Pfeiler"<br />

Brigitte Pavic<br />

,,Sommer-Ausflug"<br />

Brigitte Pavic<br />

,,Vor-Ort"<br />

Brigitte Pavic<br />

,,Kurz-Knapp"<br />

Winfried Hardinghaus<br />

,,Literatur-Tipps"<br />

Brigitte Pavic<br />

,,Schluss-Punkt"<br />

H.-Jürgen Homuth


,,Glaubens-Bekenntnis"<br />

,,Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein…"<br />

Pastor Norbert Friebe<br />

Das ist wohl eines der bekanntesten und beliebtesten kirchlichen<br />

Weihnachtslieder, und alle Christen singen es gern –<br />

ob evangelisch oder katholisch. Es steht im evangelischen<br />

Gesangbuch unter Nr. 32 (mit vier Strophen) und im katholischen<br />

Gotteslob unter Nr. 140 (mit fünf Strophen). Es<br />

stammt von dem bekannten Jesuiten Friedrich von Spee<br />

(1591 – 1635), der unermüdlich gegen den Hexenwahn<br />

kämpfte. Aber kann man dieses Lied heute einfach noch<br />

so singen? So manche von Ihnen werden wissen, dass die<br />

meisten Bibelausleger – evangelisch und katholisch – der<br />

Meinung sind, dass Jesus nicht in Bethlehem, sondern vermutlich<br />

in Nazareth geboren wurde. In einer Gesprächsgruppe<br />

kamen wir zufällig auf dieses Thema. Da sagte eine<br />

Frau ganz empört: „Was sollen wir dann noch glauben? Hat<br />

die Bibel uns angelogen?“ Natürlich tut sie das nicht. Nur<br />

müssen wir sie richtig lesen und verstehen. Durch viele Untersuchungen<br />

der Fachgelehrten ist klar geworden, dass die<br />

„Geschichten“ der Bibel keine Reportagen sind, wie wir sie<br />

täglich in der Zeitung lesen. Das lernen die <strong>Kinder</strong> schon<br />

im Religionsunterricht. Vielmehr bekennen in diesen Erzählungen<br />

die Christen von damals ihren Glauben an Jesus<br />

Christus. Sie erzählen, wie sie ihn erfahren haben und dass<br />

sie sich ihm anvertrauen, ihm ihr Herz öffnen, ihm nachfolgen<br />

auf ihrem Weg durchs Leben, und das meint ja: ihm<br />

glauben. Darum ging es ihnen und nicht um genaue zeitliche<br />

Angaben. Wenn also in der „Kindheitsgeschichte“ geschrieben<br />

steht: Jesus ist in Bethlehem geboren, dann wollen<br />

sie damit sagen: Er ist wirklich der neue König David, dessen<br />

Stadt Bethlehem ist. Er ist der von Gott versprochene Heiland<br />

und Erlöser – und kein anderer. Und wenn in der Bibel -<br />

steht: Er ist im Stall geboren, und Hirten kamen als erste<br />

zu ihm, dann heißt das: Er kommt arm, ohne Macht und<br />

Gewalt in die Welt, vor allem zu den Elenden und Verachteten,<br />

kommt in göttlicher Kraft, um zu heilen und Frieden<br />

zu stiften. Wenn wir lesen: er muss fliehen vor dem grausamen<br />

Herodes, dann will das sagen: er wird nicht angenommen,<br />

er wird verfolgt, wird <strong>für</strong> die Wahrheit seiner Botschaft<br />

sterben, aber Gott wird ihn retten aus dem Tod. Wenn es<br />

heißt: Die Weisen kamen aus dem Osten, dann meint das:<br />

Er ist nicht nur <strong>für</strong> sein Volk Israel gekommen, sondern <strong>für</strong><br />

alle Menschen, um bei uns zu sein bis ans Ende der Welt.<br />

Auf diese Weise lesen wir nicht nur die „Kindheitsgeschichte“,<br />

sondern das ganze Evangelium, eben auch die Leidens- und<br />

Auferstehungsgeschichten. Wer nur auf die „Fakten“ schaut,<br />

der weiß noch nicht das eigentlich Gemeinte, ist noch nicht<br />

im Herzen angesprochen. Natürlich gibt es einzelne Christen<br />

und Gruppen von Christen, die jedes Wort der Bibel streng<br />

als Gottes Wort annehmen. Das ist niemandem verwehrt,<br />

und das ist zu respektieren. Aber weder ein evangelischer<br />

noch ein katholischer Christ ist durch das „Lehramt“ verpflichtet,<br />

die Bibel so zu lesen. Es gilt, immer aufs neue zu<br />

fragen, welche Wahrheit Gottes hinter den Worten steht,<br />

was er uns damit sagen will. Die ersten Christen, die anfangs<br />

die Botschaft Jesu mündlich verkündet und später niedergeschrieben<br />

haben, wollen also nicht zuerst informieren,<br />

was „passiert“ ist, sie rufen uns zu: Kommt, glaubt mit uns<br />

an diesen Jesus, der auch <strong>für</strong> euch gekommen ist, der mit<br />

euch geht und euch nie verlässt, euch herausfordert, mit<br />

ihm den Weg der Liebe zu gehen bis zum Ziel bei Gott. Das<br />

also ist die „Gute Nachricht“ von Weihnachten <strong>für</strong> uns alle,<br />

besonders auch <strong>für</strong> die Kranken und Leidenden und <strong>für</strong> die,<br />

die sich um sie sorgen – viele von ihnen bewusst aus dem<br />

Glauben und in der Kraft des Herrn. Wie nehmen wir diese<br />

Nachricht an?<br />

Auch dadurch, dass wir auch in diesem Jahr wieder das alte<br />

Lied aus vollem Herzen singen – allein oder mit vielen anderen<br />

gemeinsam: Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein!<br />

Wir wissen ja jetzt ein wenig besser als vorher, was<br />

wir damit sagen wollen: Du, Jesus, Sohn Gottes und Sohn<br />

Davids, du bist <strong>für</strong> uns, <strong>für</strong> mich gekommen. Du allein<br />

bist meine Hoffnung, meine Freude, mein Licht! In der<br />

ersten Strophe ist das im Lied so ausgesprochen: Dich hab<br />

ich auserkoren, dein eigen will ich sein! Und in der letzten:<br />

Dazu dein Gnad mir gebe,…dass ich allein dir lebe,<br />

jetzt und zu aller Stund!<br />

Wer mehr darüber wissen will, wie man heute die Bibel auslegt<br />

und liest (auch das schwierige Alte Testament), der kann<br />

zu dem Buch greifen:<br />

Anselm Grün, Die Bibel verstehen. Hinführung zum Buch<br />

der Bücher. (Herder-Verlag)


,,Augen-Höhe"<br />

" Da darf man als Arzt auch mal weinen"<br />

Winfried Hardinghaus<br />

Vortrag am 5 Mai 2011 beim Placida-Empfang im Bergkloster Heiligenstadt<br />

„Das wichtigste ist: Zuhören, Berühren, Sprechen, Dasein."<br />

Mit diesen vier Begriffen erklärt Professor Dr. Winfried<br />

Hardinghaus das Grundprinzip einer menschlichen Betreuung<br />

von Schwerkranken und Sterbenden. Und die gelten<br />

seiner Ansicht nach auch in einer Zeit weit entwickelter<br />

Pharmazie und hoch technisierter Apparatemedizin. Und<br />

er mahnte dazu, den Tod in unserer Gesellschaft weniger<br />

zu tabuisieren: „Er gehört zum Leben dazu."<br />

Daran erinnerte auch Generaloberin Schwester Aloisia<br />

Höing: „Jeder von uns kennt Begegnungen mit alten, kranken<br />

und sterbenden Menschen. Auch in unseren vielen Einrichtungen."<br />

Deshalb habe man sich ganz bewusst <strong>für</strong> dieses<br />

Thema entschieden.<br />

Rund 200 Gäste folgten einem sehr lebendigen Vortrag<br />

über die medizinische und menschliche Begleitung sterbender<br />

Menschen.<br />

Professor Hardinghaus fand dazu in der Aula der Katholischen<br />

Bergschulen St. Elisabeth einen sehr lebendigen Zugang:<br />

„In unseren Palliativstationen und -einrichtungen<br />

begegnen wir unseren Gästen auf Augenhöhe. Und wir widmen<br />

uns ihren Fragen und Problemen als Team: Mit Pflegekräften,<br />

ehrenamtlichen Begleitern und Medizinern."<br />

Dieses partnerschaftliche Modell habe sich in allen wohnlich<br />

eingerichteten Palliativstationen bewährt, die dem von<br />

ihm mit auf den Weg gebrachten Modellprojekt „SPES VIVA –<br />

in lebendiger Hoffnung" angehören. Unter den Krankenhäusern,<br />

die dieses Modell umsetzen, sind auch das Gertrudis-Hospital<br />

in Herten-Westerholt sowie das St. Elisabeth-Krankenhaus<br />

in Dorsten. Beide Häuser gehören zu<br />

dem Katholischen Klinikum Ruhrgebiet Nord, bei dem die<br />

Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel Mitgesellschafter<br />

sind.<br />

80 bis 90 Prozent der Menschen sterben in einer Institution<br />

„Wer erlebt heute noch den Tod seiner Großmutter zuhause?",<br />

fragte der Ärztliche Direktor dreier Krankenhäuser. Vor 100<br />

Jahren sei das der Normalfall gewesen. „Heute sterben 80<br />

bis 90 Prozent der Menschen in einer Institution. Das Thema<br />

Tod wird tabuisiert. Erst jetzt, wo die ambulante Palliativmedizin<br />

an Bedeutung gewinnt, kehrt es allmählich wieder<br />

in das Bewusstsein vieler Menschen und Familien zurück."<br />

Aus der Erfahrung zahlloser Gespräche mit Patienten<br />

heraus ermutigte Prof. Hardinghaus dazu, sich auch schon<br />

zu jenen Zeiten damit auseinanderzusetzen, in denen es<br />

einem noch gut geht: „Da sollte man auch eine Patientenverfügung<br />

erstellen, die dann gilt, wenn man als Sterbender<br />

nicht mehr befragt werden kann."<br />

Wichtig sei aber, eine solche Verfügung alle zwei Jahre zu<br />

erneuern. „Wir hatten schon einmal den Fall, dass dem<br />

Arzt nur eine veraltete Verfügung vorlag, die jegliche Gerätemedizin<br />

verbot." Dennoch wurde ein Wiederbelebungsversuch<br />

an der Patientin vorgenommen. Und die sei darüber<br />

am nächsten Morgen sehr glücklich gewesen: Sie erklärte<br />

uns: ‚Diese Verfügung war auf Druck meines Mannes<br />

entstanden. Der hatte eine Freundin, die mit ins Haus ziehen<br />

wollte‘."<br />

Das Thema Tod und witzige Anekdoten schlossen sich in<br />

dem Vortrag von Prof. Hardinghaus nicht aus: „Auch weil<br />

Humor <strong>für</strong> den Sterbenden eine wichtige Medizin ist, die<br />

durch kein Medikament ersetzt werden kann."<br />

Ziel der Palliativmedizin ist es, Lebensqualität zu<br />

verbessern<br />

Ziel der Palliativmedizin sei es, die Lebensqualität in der<br />

letzten Phase vor dem Tod noch einmal zu verbessern: „Dabei<br />

dürfen wir den Prozess des Sterbens nicht unter allen Umständen<br />

aufhalten wollen." Vor diesem Hintergrund kritisierte<br />

Hardinghaus auch Werbung <strong>für</strong> äußerst teure Medikamente,<br />

die schwer krebskranken Patienten noch einmal<br />

drei Monate zusätzliche Lebenszeit versprechen: „Denn die<br />

Lebensqualität erhalten sie dadurch nicht zurück." Das Geld<br />

investiere man besser in den Ausbau der Palliativmedizin,<br />

damit es dem Menschen noch möglichst lange gut geht:<br />

„Nur bei zwei Prozent der Patienten lässt sich der Schmerz<br />

nicht bekämpfen. Sterbehilfe verneinen wir deshalb grundsätzlich.<br />

Aber wenn es Möglichkeiten gibt, den Menschen<br />

etwa durch einen herbeigeführten Schlaf von Schmerz zu<br />

befreien, nehmen wir die Beschleunigung des Todes in Kauf."<br />

Wichtig sei auch, die Wünsche des Sterbenden zu akzeptieren:<br />

„Ich erinnere mich an eine 34-jährige, sterbenskranke


Frau, die über ihre Krankheit niemals sprechen wollte. Die<br />

Angehörigen akzeptierten das nicht. Doch dieses Ignorieren<br />

war ihre persönliche Bewältigungsstrategie. Und auf<br />

dem Sterbebett bedankte sie sich, dass sich alle daran gehalten<br />

hatten."<br />

Parallelen zur seligen Schwester Placida<br />

Dieses Verhalten erinnerte Hardinghaus auch an das Leben<br />

der seligen Schwester Placida Viel, die die ersten Niederlassungen<br />

der Ordensgemeinschaft in Deutschland gründete<br />

und dabei ihre eigene Angst überwinden musste: „Ihre<br />

Oberin akzeptierte ihre Angst. Und dann hat die junge<br />

Schwester ihre eigene Methode gefunden, damit umzugehen<br />

und sie zu besiegen." Den Lebensweg der seligen Placida,<br />

dem der Placida-Empfang gewidmet ist, hatte der Rektor<br />

des Bergklosters Heiligenstadt, Bernd Kucklick, in der Vesper<br />

zu Beginn des Abends skizziert.<br />

Seinen Vortrag schloss der Palliativmediziner mit der Bitte,<br />

Sterbenden nach Möglichkeit ihren letzten Wunsch zu erfüllen:<br />

„Manchmal ist es nur der Hund, den sie noch einmal<br />

streicheln wollen. Vielleicht ist es aber auch ein Besuch<br />

im Fußballstadion. Selbst den haben wir einem jungen,<br />

schwerkranken Mann ermöglicht – mit ärztlicher Begleitung.<br />

Und einer Frau haben wir ein Bett im Krankenhausgarten<br />

gebaut." In solchen Situationen kämen durchaus<br />

Emotionen auf: „Aber die müssen in dieser Phase auch sein.<br />

Sie sind menschlich. Da darf man als Arzt schon mal weinen."<br />

,,Dankes-Worte"<br />

Frau Hohmann hatte sich im Rahmen unseres Aufrufes zur<br />

Beteiligung mit Textbeiträgen oder Gedichten gemeldet<br />

und uns nachstehendes Gedicht zugesandt. Sie hat es ihrer<br />

2005 auf der Palliativstation im Krankenhaus St. Raphael<br />

<strong>verstorbene</strong>n Freundin Annemarie Oertel gewidmet. Gerne<br />

entsprechen wir ihrem Wunsch und drucken es an dieser<br />

Stelle als ihr Zeichen <strong>für</strong> tiefempfundene Dankbarkeit und<br />

Erinnerung ab.<br />

Und plötzlich steht dein Herze still. -<br />

In deinem Leib zieht Ruhe ein.<br />

Deine Augen klar, doch ohne Regung<br />

blicken ernst auf uns, die wir nun<br />

Abschied nehmen.<br />

Du mögest Frieden finden und freudig<br />

opfern Feuersflammen deinen Leib,<br />

der dich trug, dein Herz, das deine Liebe barg,<br />

dein Blut, in dem dein Ich pulsierte...<br />

Du darfst nun auferstehen und einen dich -<br />

dem Licht der Sterne,<br />

dem Licht der Engel und des CHRIST.<br />

Heidy Hohmann, Ostercappeln<br />

H.-J. Homuth<br />

Jahresendzeit<br />

Vergangen sind des Jahres Tage,<br />

verloren, oftmals sinnentleert.<br />

Hadern vergebens mancher Plage,<br />

erfroren, nicht erinnernswert.<br />

Hoffen bangend auf die Frage,<br />

erkoren, und neu aufgesperrt?<br />

HJH<br />

,,Trauer-Marke"<br />

Wir kennen sie alle, die traurige Pflicht, bei Todesnachrichten<br />

unser Beileid auf dem Postwege auszudrücken, eine angemessene<br />

Beileidskarte auszuwählen und dann... ...dann haben wir<br />

eher unpassende Briefmarken zur Hand. Briefmarken, die auf<br />

dem Umschlag klebend, beim Adressaten in der Zeit seiner<br />

aktuellen Trauer auffällig werden: als zu bunt, zu kribbelig, zu<br />

heiter oder zu unpersönlich.<br />

Daher ist es zu begrüßen, dass das Bundesministerium der<br />

Finanzen in diesem Jahr erstmals eine Trauermarke heraus-<br />

gibt. Diese Trauermarke unterstützt die geschriebene Botschaft<br />

des Absenders durch ein passendes Bildelement schon auf der<br />

Umschlagseite. Als Motiv sind drei Calla-Blüten gewählt, denn<br />

die Calla steht symbolisch <strong>für</strong> Trauer und Verbundenheit mit<br />

dem betroffenen Menschen. Im Rahmen der Anteilnahme<br />

werden mit dieser Blume ungeteilte Aufmerksamkeit und<br />

persönliches Mitgefühl ausgedrückt. Der Erstausgabetag dieser<br />

55-Cent-Marke war der 13. Oktober dieses Jahres. Wir<br />

können uns vorstellen, dass viele unserer Leser von diesem Angebot<br />

Gebrauch machen werden.<br />

(Bericht gesehen in: Postfrisch 5.2011, S.21 - Entwerfer: Stefan Klein und Olaf Neumann,<br />

Iserlohn)


,,Ehren-Sache"<br />

Begleitung im Alltag: Unverzichtbares Ehrenamt<br />

Winfried Hardinghaus<br />

Bundespräsident Christian Wulf hat es in seiner Weihnachtsansprache<br />

im letzen Jahr so ausgedrückt: „Zusammenhalt,<br />

Verständigung, Miteinanderauskommen: All das geschieht<br />

nicht von allein. Da<strong>für</strong> muss man etwas tun."<br />

Unsere Gesellschaft lebt von denen, die sehen, wo sie gebraucht<br />

werden, die nicht dreimal überlegen, ob sie sich einsetzen und<br />

Verantwortung übernehmen.“ Angesprochen hat er damit<br />

die Millionen ehrenamtlichen und freiwilligen Helfer in Kirchen,<br />

karitativen Einrichtungen, Vereinen, Musik- und Theatergruppen,<br />

in Ämtern oder einfach als Nachbarschaftshilfe.<br />

Wir Ärzte – und da darf ich auch <strong>für</strong> alle anderen Klinikmitarbeiter/-innen<br />

sprechen – sind mehr denn je auf Menschen<br />

angewiesen, die uns freiwillig, engagiert – im Ehrenamt – zur<br />

Seite stehen. Ich denke an Besuchsdienste bei uns - und natürlich<br />

genauso in anderen Einrichtungen - , die einfach nur zuhören,<br />

an die „grünen Damen“, die wir auf den Fluren mit<br />

einem Bücherwagen antreffen. Sie sind wertvolle Fachkräfte<br />

„<strong>für</strong> das Alltägliche“ sozusagen. Ich denke auch an die, die bei<br />

sozialen und spirituellen Notlagen als mitunter handfeste Krisenmanager<br />

Patienten auffangen und mitbegleiten.<br />

Die Lebenswelt im Krankenhaus unterliegt einem dramatischen<br />

Wandel, der beschrieben wird durch kürzere Verweildauer der<br />

Patienten, eine enorm wachsende Arbeitsbelastung bei gleichzeitig<br />

erhöhtem Bedarf der Patienten an Kommunikation und<br />

persönlicher Begleitung.<br />

Dazu kommt der demografische Wandel, der uns mit Krankheitsbildern<br />

wie Demenz und anderen altersbedingten Syndro-<br />

men in Häufigkeiten konfrontiert, die uns immer weniger Freiraum<br />

in der Zuwendung zum Patienten lassen und die über das<br />

medizinisch Erforderliche hinausgehen.<br />

Besonders Patienten, die nicht von Angehörigen, Freunden und<br />

Bekannten in ihrer Krankenhauszeit begleitet werden, brauchen<br />

die Hilfe der Ehrenamtlichen, die damit längst zu einer weiteren<br />

Säule einer ganzheitlich-medizinischen Betreuung geworden<br />

sind. Das gilt auch <strong>für</strong> die zahlreichen inzwischen entstandenen<br />

Selbsthilfegruppen, die wichtige Partner von uns Ärzten<br />

geworden sind. Nebenbei sind von den schätzungsweise 15.000<br />

ehrenamtlich tätigen Menschen im Krankenhaus nur ca. 5%<br />

männlich. Daher darf und muss das Engagement dieser Ehrenamtlichen<br />

auch positiv auf sie selbst zurückfallen. Sie sollen die<br />

entsprechende Wertschätzung nicht nur durch eigene Sinngebung<br />

und Dankbarkeit der Betreuten, sondern auch besonders<br />

durch uns erleben: Sie spüren jeden Tag, sie werden gebraucht,<br />

man verlässt sich auf sie.<br />

Gott sei Dank steigt der Stellenwert des Ehrenamtes in der<br />

Gesellschaft und die Helfer/-innen sind selbst auch Teil eines<br />

Netzwerkes, das sie auffängt. Ursula von der Leyen unterstrich:<br />

„Die Kraft des bürgerschaftlichen Engagements eröffnet riesige<br />

Chancen <strong>für</strong> die Zukunft unserer Gesellschaft“.<br />

Zurück zum Alltag: Die Grenzen einer von unseren Geschäftsführern<br />

notwendigerweise immer wieder geforderten Effizienzsteigerung<br />

im Krankenhaus zeigen sich zuletzt dort, wo die professionellen<br />

Mitarbeiter chronische Belastungssymptome wie<br />

Rückenschmerzen, Burn - out u. a. zeigen. Infolgedessen müssen<br />

mit der 2010 von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder<br />

im Rahmen der „Nationalen Engagementstrategie“ gestellte<br />

Forderung nach Verbesserung von Rahmenbedingungen<br />

ehrenamtlicher Tätigkeit auch die Arbeitsbedingungen Professioneller<br />

mitbedacht und verändert werden.<br />

Dieser Aspekt ist ebenfalls das Resümee einer bereits 2003 vor-


gestellten wissenschaftlichen Studie zur Rolle des Ehrenamtes<br />

im Krankenhaus – der einzigen im übrigen, die ich dazu gefunden<br />

habe (H. Diekwisch, Arbeitsplatz Krankenhaus und ehrenamtliche<br />

Tätigkeit – Einstellungen des Pflegepersonals zur ehrenamtlichen<br />

Tätigkeit der „Grünen Damen“ im Krankenhaus,<br />

Universität Bielefeld).<br />

Jedenfalls dürfen die Ehrenamtlichen nicht zu Lückenbüßern<br />

im Klinikalltag und auch nicht von Kosten- oder Krankenhausträgern<br />

aus rein ökonomischen Beweggründen ins Rennen<br />

geschickt werden.<br />

Aber ein Krankenhaus, das den Mitmenschen im Patienten<br />

nicht ausblenden und Kräfte mobilisieren will, das die Kranken<br />

im Krankenhausalltag und in ihrer besonderen Lebenssituation<br />

begleitet, tut gut daran, eine gute und ehrliche Beziehung<br />

zu seinen ehrenamtlichen oder freiwilligen Helfern/ -<br />

innen zu pflegen.<br />

Auch in diesem Zusammenhang zum Schluss ein besonderer<br />

Dank an Sie, unsere vertrauten, inzwischen 39 Ehrenamtlichen<br />

(38 Damen und 1 Herr) bei SPES VIVA, ob Sie nun ambulant<br />

tätig sind <strong>für</strong> Erwachsene, <strong>Kinder</strong>, Angehörige, Eltern von Fehlgeburten,ob<br />

auf der Palliativstation, im Altenheim, Trauerland<br />

oder anderswo! Ich habe große Achtung vor Ihrer Unermüdlichkeit,<br />

Respekt vor Ihrer unerschütterlichen Liebenswürdigkeit<br />

und beneide Sie manchmal um Ihre Gelassenheit.<br />

Ich hoffe, die nachfolgende Hommage an Sie als kleine Aufmerksamkeit<br />

zum Weihnachtsfest (entnommen bei Pearl S. Buck)<br />

ist so in Ihrem Sinne:<br />

Begleiten<br />

Zu begleiten ist ein Wagnis.<br />

Wenn Du begleitest,<br />

veränderst du dich und die<br />

Gesellschaft.<br />

Denn<br />

Die Welt wird durchsichtiger und<br />

erfüllter.<br />

Feineres Gespür lässt Wege finden,<br />

die zu anderen führen.<br />

Frage dich,<br />

ob du diesen ganzen Einsatz<br />

<strong>für</strong> dich<br />

und andere leisten willst.<br />

,,Wort-los"<br />

Bilder sagen mehr als Worte<br />

SPES VIVA -Mitarbeiterinnen informierten am Tag<br />

der Hospizarbeit<br />

Marion Heitling<br />

Bilder sagen manchmal mehr als Worte. Eine oft gebrauchte<br />

Weisheit, die eben hin und wieder ganz besonders zutrifft. So<br />

geschehen jetzt beim Tag der Hospizarbeit im Krankenhaus<br />

St. Raphael in Ostercappeln. Hintergrund: Den weltweiten<br />

Aktionstag nutzten auch die vielen ehrenamtlichen Helferinnen<br />

von SPES VIVA, um sich und ihre Arbeit in Bildern vorzustellen.<br />

Sie freuten sich über zahlreiche Bilder zur Hospizarbeit (v.l.): Annelies Pause<br />

und Marion Heitling.<br />

Dabei fiel vor allem eines ins Auge: Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen<br />

wurden im Vorfeld darum gebeten, ihre Sicht auf<br />

die Hospizarbeit in einem selbst gemalten Bild darzustellen.<br />

Die Werke wurden schließlich im Eingangsbereich des Krankenhauses<br />

zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt. Und genauso<br />

vielfältig wie die Arbeitsbereiche von SPES VIVA sind,<br />

kamen ganz unterschiedliche Dinge zu Tage: Bilder, aus denen<br />

die Hoffnung spricht, aber eben auch Exemplare, die die Trauer<br />

in den Mittelpunkt stellen. „Das zeigt, dass jeder anders mit<br />

den Themen Trauer oder Hospizarbeit umgeht“, sagte Marion<br />

Heitling, die den Ambulanten SPES VIVA – Hospizdienst koordiniert.<br />

Den Tag der Hospizarbeit nutzten Heitling und ihre Mitstreiterinnen<br />

so auch, um die Säulen von SPES VIVA vorzustellen. Dazu<br />

gehören im Rahmen des ambulanten Hospizdienstes die Sterbebegleitung<br />

von <strong>Kinder</strong>n und Erwachsenen sowie deren Angehöriger<br />

und auch die Unterstützung <strong>für</strong> Mütter bzw. Eltern bei erlittener<br />

Fehlgeburt eines Kindes ebenso wie die Palliativstation<br />

im Ostercappelner Krankenhaus. Ein neues Projekt ist das Café<br />

<strong>für</strong> Trauernde: Ein Mal im Monat gibt es in der Alten Mädchenschule<br />

in Ostercappeln eine Anlaufstelle <strong>für</strong> Menschen in Trauer –<br />

und unter dem Motto „Lebendige Hoffnung“ sind alle willkommen.<br />

Auch das SPES VIVA Trauerland aus Belm präsentierte sich<br />

am Welt-Hospiztag: Die Einrichtung begleitet trauernde <strong>Kinder</strong><br />

und Jugendliche sowie deren Familien seit knapp einem Jahr.


Ehrenamtliches Engagement wird bei SPES VIVA groß geschrieben.<br />

So wusste Heitling zu berichten, dass momentan etwa 40<br />

Ehrenamtliche beim Hospizdienst tätig sind. „Regelmäßig besteht<br />

<strong>für</strong> die Helfer die Möglichkeit, Fortbildungen zum Thema<br />

Trauer zu absolvieren.“ Auch das Trauerland kommt ohne unentgeltliche<br />

Helfer nicht aus. Marion Gövert, Leiterin der Einrichtung,<br />

betonte, wie wichtig die Arbeit der Ehrenamtlichen<br />

sei. Auch <strong>für</strong> die Begleitung von <strong>Kinder</strong>n und Jugendlichen<br />

hätten sie spezielle Fortbildungsangebote durchlaufen.<br />

Neben dem Visuellen kam übrigens auch das Akustische nicht<br />

zu kurz: Musikpädagogin Ingrid Neteler demonstrierte den<br />

Besucherinnen und Besuchern zahlreiche Percussion-Instrumente.<br />

„Musik kann bei der Trauerarbeit unterstützen – gerade<br />

wenn es darum geht, sich fallen zu lassen und gewisse Alltagssorgen<br />

<strong>für</strong> einen Moment zu vergessen“, sagte Neteler.<br />

,,Ausdrucks-stark"<br />

Kreatives Gestalten auf der Palliativstation<br />

Barbara Lamker<br />

Wie wir schon in anderen Ausgaben unserer SPES VIVA Zeitung<br />

berichteten, ist jeder Patient und jeder Angehörige auf der Palliativstation<br />

eingeladen, unser kreatives Angebot zu nutzen. Es<br />

kann z.B. gut tun, beim Malen zu entspannen, gemeinsam ein<br />

Bild zu gestalten oder den eigenen inneren Bildern durch Farbe<br />

und Form Ausdruck zu geben. Auf Wunsch kann dieses auch<br />

begleitet werden, durch Visualisierungen und Entspannungsübungen<br />

und natürlich durch Gespräche.<br />

Seit einigen Wochen hängen zwei große Wandbehänge auf der<br />

Palliativstation. Alle Patienten, Angehörige und Mitarbeiter<br />

sind eingeladen, hierauf das zu malen oder zu gestalten, was<br />

ihnen am Herzen liegt. So entsteht ein gemeinsames Kunstwerk.<br />

Die Initiative hierzu kam von Beate Bellingröhr. Beate Bellingröhr<br />

war 47 Jahre alt und starb im Sommer diesen Jahres auf<br />

unserer Station.<br />

In unseren ersten Begegnungen auf der Palliativstation entwickelte<br />

sich die Idee, gemeinsam ein Bild zu gestalten.<br />

Daraufhin ergriff Beate rasch die Initiative, legte ein großes Tuch<br />

zunächst in ihrem Zimmer aus, auf dem wir begannen, etwas,<br />

was wir mitteilen bzw. ausdrücken wollten, aufzumalen. Nach<br />

einigen Tagen gestalteten wir dann dieses und noch ein zweites<br />

Tuch zu Wandbehängen, die mittlerweile im Flur der Station<br />

jeden dazu einladen, sich an der Gestaltung zu beteiligen.<br />

Auf dem Foto rechts oben ist zu sehen, wie sehr diese Idee schon<br />

zu einem kreativen Ausdruck geworden ist, an dem sich schon<br />

viele beteiligt haben.<br />

Beate Bellingröhrs Ausgangsidee ist hervorragend angenommen und umgesetzt<br />

worden...<br />

Beate Bellingröhr malte schon früher und jetzt auch in den<br />

letzten Wochen ihres Lebens auf unserer Station sehr viele<br />

Bilder mit großer Transzendenz und spiritueller Kraft. Wir<br />

werden in den nächsten Ausgaben<br />

unserer Zeitung weiter<br />

davon schreiben.<br />

Bischof Clemens Pickel aus dem südrussischen<br />

Saratow gestaltete gerne spontan<br />

auf den Wandbehängen mit...<br />

Der Bischof des Bistums St. Clemens aus Saratow in Südrussland,<br />

Clemens Pickel, besuchte die Palliativstation im<br />

Krankenhaus St. Raphael und war sofort bereit, sich malerisch<br />

auf den Wandbehängen zu "verewigen". Der Kontakt<br />

zu Bischof Pickel existiert schon seit einiger Zeit. Sein Bistum<br />

hat etwa die Größe von Deutschland, Frankreich, Spanien<br />

und Portugal zusammen und von seinen 45 Mio. Einwohnern<br />

sind 22.000 katholischen Glaubens.


,,Mitten-drin ,,<br />

Sebastian Philipp<br />

Rückblick und Ausblick beim SPES VIVA Trauerland.<br />

Einrichtung <strong>für</strong> trauernde <strong>Kinder</strong> und Jugendliche<br />

feiert einjähriges Bestehen<br />

Seit einem Jahr kümmern sie sich um Kummer: Als SPES<br />

VIVA im August 2010 das SPES VIVA Trauerland in Belm feierlich<br />

eröffnet hat, konnte keiner ahnen, wie erfolgreich das<br />

erste Jahr <strong>für</strong> die Einrichtung <strong>für</strong> trauernde <strong>Kinder</strong>, Jugendliche<br />

und Familien laufen würde. Das einjährige Bestehen<br />

feierte nun der ehrenamtliche Unterstützerkreis und der<br />

SPES VIVA-Vorstand mit einem gemeinsamen Grillfest. Zeit<br />

<strong>für</strong> gemeinsame Rück- und Ausblicke.<br />

Was ist bisher geschehen im Trauerland? Marion Gövert beschreibt<br />

einige Meilensteine, wie zum Beispiel das Eröffnungsfest<br />

im August. „Da haben wir auf jeden Fall Glück<br />

mit dem Wetter gehabt“, sagt die Trauerland-Leiterin mit<br />

Blick in den wolkenverhangenen Himmel. „Tolle Erlebnisse<br />

waren aber auch die Fortbildungen <strong>für</strong> die Ehrenamtlichen<br />

im Herbst 2010 und der Start der ersten Trauer-Gruppe im<br />

November.“ Dass dann im Februar aufgrund des großen<br />

Interesses gleich eine zweite Gruppe dazu kam, bezeichnet<br />

Marion Gövert heute als „positive Überraschung, die wir aber<br />

erstmal organisatorisch auf die Beine stellen mussten“.<br />

Momentan sind 22 <strong>Kinder</strong> und Jugendliche regelmäßig im<br />

Trauerland zu Gast. Erfreulich findet Gövert, dass mittlerweile<br />

schon erste Verabschiedungen stattfinden: „Bei den<br />

<strong>Kinder</strong>n, die uns nach einer gewissen Zeit verlassen, habe<br />

ich schon das Gefühl, dass wir eine Unterstützung bieten<br />

konnten.“ Gar nicht möglich wäre dies ohne die vielen<br />

ehrenamtlichen Trauerbegleiter. Eine von ihnen ist Tanja<br />

Mehl, die seit einem Jahr die Montagsgruppe im Trauerland<br />

begleitet. Dass diese Tätigkeit zu Herzen gehen kann, hat<br />

Mehl schnell gemerkt: Gespräche mit den <strong>Kinder</strong>n über<br />

Erinnerungen an <strong>verstorbene</strong> Angehörige, zum Beispiel der<br />

letzte gemeinsame Urlaub – das sind Momente, die einen<br />

selbst und die eigene Arbeit prägen.<br />

Doch nicht nur <strong>Kinder</strong> und Jugendliche werden im Trauerland<br />

begleitet, auch die Eltern haben die Möglichkeit <strong>für</strong><br />

gegenseitigen Austausch. Eine Ansprechpartnerin da<strong>für</strong> ist<br />

Marlene Haucap, die ehrenamtlich und „vom ersten Tag an“<br />

im Trauerland tätig ist. Sie hilft den Eltern in moderierender<br />

Funktion, aber die 14täglichen Besuche im Trauerland<br />

helfen auch ihr, wie sie sagt: „Durch die Erfahrungen hier<br />

fühle ich mich auch im Alltag stärker und selbstbewusster.“<br />

Eine symbolische Eins bildeten jetzt zum ersten Trauerland-Jubiläum<br />

Ehrenamtliche und der SPES VIVA-Vorstand.<br />

Geburtstagszeit ist auch immer Zeit <strong>für</strong> Wünsche. Marion<br />

Gövert wünscht sich <strong>für</strong> das zweite Trauerland-Jahr, dass es<br />

so gut weitergeht, wie bisher. Hauptsächlich meint sie damit<br />

das Engagement der Ehrenamtlichen. „In naher Zukunft<br />

wird es auch wieder ein Einführungswochenende <strong>für</strong> neue<br />

ehrenamtlich Tätige geben.“ Trotzdem sei das Trauerland<br />

noch lange kein Selbstläufer: „Als komplett eigenfinanzierte<br />

Einrichtung sind wir weiterhin auf die Unterstützung von<br />

Spendern angewiesen“, gibt die Leiterin zu denken. Und die<br />

nächsten Schritte? „Wir wollen mittelfristig eine eigene<br />

Gruppe <strong>für</strong> trauernde Jugendliche einrichten“, sagt Gövert.<br />

„Denn <strong>Kinder</strong> trauern anders als Erwachsene – und Jugendliche<br />

anders als <strong>Kinder</strong>.“<br />

Mehr Informationen gibt es beim Trauerland unter 05406/<br />

8159021 oder per Mail unter trauerland@spes-viva.de.


,,Blick-Winkel"<br />

SPES VIVA Trauerland-Impressionen über die<br />

tägliche Arbeit im Umgang mit einem schweren<br />

Thema. Fotos von Marion Gövert.<br />

Ritual vor den Sommerferien:<br />

Die Blumen werden von den <strong>Kinder</strong>n<br />

gestaltet und auf das Wasser gesetzt.<br />

Dort öffnen sie sich und fließen mit<br />

der Strömung davon.<br />

Aktion in den Sommerferien:<br />

Im Matsch<br />

Eine Schatzkiste <strong>für</strong> Erinnerungen an den Verstorbenen<br />

Aus der Arbeit mit <strong>Kinder</strong>n.<br />

"Wie fühle ich mich gerade und wie fühlt es sich an?"<br />

Bilder aus dem Malraum<br />

M&M-Spiel


,,Aktiv-Posten"<br />

Neues vom Förderverein<br />

H.-Jürgen Homuth/Karl Heinz Meyer<br />

Benefiz-Konzert in St. Katharinen in Osnabrück<br />

Wie wir in unserer letzten Ausgabe schon vorausschauend<br />

ankündigten, hat am 30. Oktober 2011 in der Osnabrücker<br />

St. Katharinenkirche das diesjährige SPES VIVA-Benefizkonzert<br />

mit dem Philharmonischen Ensemble Berlin stattgefunden.<br />

Pastor Otto Weymann und der Erste Vorsitzende des Fördervereins<br />

SPES VIVA e. V., Dr. Reinhold Kassing, konnten ca.<br />

450 gespannte Zuhörer begrüßen. Die guten Kontakte zu den<br />

Berliner Philharmonikern haben es SPES VIVA ermöglicht, erneut<br />

ein mit ausgezeichneten Musikern der Berliner Philharmoniker<br />

besetztes Ensemble <strong>für</strong> die unterstützende Arbeit der<br />

Modell-Einrichtung zu gewinnen. Mit Latica Honda-Rosenberg,<br />

Violine, Romano Tommasini (Violine), Wilfried Strehle (Viola),<br />

Christoph Igelbrink (Cello), Wenzel Fuchs (Klarinette) und Wolfgang<br />

Kühnl (Klavier), wurden Werke von Wolfgang Amadeus<br />

Mozart und Johannes Brahms sehr eindrucksvoll dargeboten.<br />

Professor Dr. Winfried Hardinghaus sprach mit zwei Ehrenamtlichen<br />

über ihre Erfahrungen mit Kranken und Trauernden.<br />

Ebenso wurde zu einer Kollekte <strong>für</strong> SPES VIVA-Aufgaben aufgerufen.<br />

Da sich der Redaktionsschluss dieser Ausgabe mit dem<br />

Konzerttermin gerade überschnitten hat, werden wir Ihnen in<br />

der 34. Ausgabe der SPES VIVA Zeitung 2012 ausführlich und<br />

bebildert darüber berichten. Unser Dank gilt aber schon hier<br />

und jetzt den vielen großherzigen Spendern.<br />

Mitgliederversammlung am 9. November 2011<br />

Am 9. November 2011 fand in den Niels-Stensen-Kliniken, Krankenhaus<br />

St. Raphael in Ostercappeln die ordentliche Mitgliederversammlung<br />

statt. Auch darüber werden wir in der nächsten<br />

Ausgabe berichten (zu spät f. akt. Red.-Schl. 31.10.). Wir hoffen,<br />

dass neben unseren Fördervereinsmitgliedern auch viele Gäste<br />

den Weg nach Ostercappeln gefunden haben und sich an einem<br />

regen Meinungs- und Gedankenaustausch beteiligt haben.<br />

SPES VIVA-Monitoring ausgewertet<br />

Die über die Sommermonate durchgeführte Befragung zum<br />

Thema SPES VIVA ist zwischenzeitlich beendet und ausgewertet<br />

worden. Knapp 500 Erhebungssätze sind versandt oder an<br />

exponierten Stellen (z. B. Rathäusern, Tag der offenen Tür in<br />

St. Raphael etc.) ausgelegt worden.<br />

132 Sätze sind schließlich zur Auswertung gelangt. Diesen Teilnehmern<br />

gilt unser herzlicher Dank; denn auf Grund dieser<br />

Daten konnten Vorstand, Geschäftsführung und Beirat erstmals<br />

seit dem Bestehen von SPES VIVA im Jahre 1994 Datenmaterial<br />

erhalten, mit dem sich die Positionierung der Modell-<br />

Einrichtung messen lässt.<br />

Tag der offenen Tür in St. Raphael<br />

Am Sonntag, den 22. Mai diesen Jahres öffnete das Krankenhaus<br />

St. Raphael seine Pforten und lud alle interessierten<br />

Menschen zu einem Tag der offenen Tür ein.<br />

Das Angebot wurde im reichlichen Maße angenommen. So<br />

konnten viele Besuchergruppen geführt über die verschiedenen<br />

Ebenen des Hauses laufen und an hochinteressanten<br />

Einrichtungen in Mitmachaktionen aktiv teilnehmen. Das<br />

kam gut an und wurde durch zahlreiche sehr informative<br />

Fachbeiträge ergänzt. SPES VIVA war in der Eingangshalle mit<br />

Infostand, Ausstellung und einem Handarbeitsbasar positioniert.<br />

Die Palliativstation und der SAPV konnten auf Infoständen<br />

und in Gesprächen über ihre Aufgaben Auskunft<br />

geben und der Psychosoziale Dienst überzeugte mit einer Vorführung<br />

der Klangtherapie.<br />

Heinrich Josef Kesseböhmer tödlich verunglückt<br />

Mit großer Betroffenheit haben wir am 13. Juli vom Unfalltod<br />

unseres langjährigen Förderers, des Unternehmers, Herrn<br />

Heinrich Josef Kesseböhmer erfahren. Seit Bestehen von SPES<br />

VIVA hat der renommierte Bad Essener, der auch als politisch<br />

aktiver Mensch weit über die Grenzen des Osnabrücker Landes<br />

hinaus bekannt und geschätzt war, unsere Einrichtung unterstützt.<br />

Wir werden des Verstorbenen immer ehrend gedenken.<br />

Fibromyalgiespende entgegengenommen<br />

Im Juni dieses Jahres war eine Delegation der Fibromyalgie-<br />

Selbsthilfegruppe Ibbenbüren bei SPES VIVA zu Gast. Dieser<br />

Gruppe ist SPES VIVA über eine langjährige Zusammenarbeit<br />

mit Herrn Professor Hardinghaus bereits gut bekannt, der mehrfach<br />

Fachvorträge vor den Gruppenmitgliedern gehalten hat.<br />

Der Besuch in Ostercappeln galt dem noch besseren Kennenlernen<br />

der vielfältigen Aktivitäten. Diesem Wunsch kamen die<br />

Gastgeber gerne nach. Sie stellten das gesamte Aufgabenspektrum<br />

vor und besuchten auch die Palliativstation.<br />

Die Ibbenbürener Gäste waren nicht mit leeren Händen gekommen.<br />

Gemeinsam mit dem Förderverein der Ledder Werkstätten<br />

hatte die Selbsthilfegruppe Fibromyalgie im März 2011 ein<br />

Benefizkonzert mit dem Luftwaffenmusikkorps 3 aus Münster<br />

veranstaltet. Einen Teil dieses Erlöses hatten die Gäste nun als<br />

Spende zur Unterstützung der SPES VIVA-Arbeit überreicht.<br />

Schw. M. Emanuele, Prof. Hardinghaus, Margret Foppe, Margret Jostmeier,<br />

Karl Heinz Meyer und Alfred Jostmeier vor dem Pforte von St. Raphael.


,,Sternen-Kind"<br />

Geliebtes ’Sternenkind’<br />

Agnes Bohe<br />

Nein, ich schäme mich nicht meiner Tränen – berührt von<br />

dem Leid junger Eltern, deren Kind in guter Hoffnung erwartet<br />

schon in den ersten Wochen der Schwangerschaft<br />

sterben muss.<br />

In Erinnerung an eine von vielen ganz individuellen Begleitungen<br />

:<br />

Anrührend, wie die mütterliche und väterliche Liebe zum<br />

jüngsten <strong>verstorbene</strong>n Kind der Familie und die Liebe der<br />

Geschwister den Abschiedsschmerz integriert und vielfältig<br />

Gestalt annimmt: in der Wahl des Namens Tarik mit seiner<br />

besonderen Bedeutung, dem Wunsch, das <strong>verstorbene</strong> Kind<br />

aus dem Krankenhaus noch einmal in die Familienwohnung<br />

zu holen, um es dort zusammen mit den Abschiedsgeschenken<br />

jedes einzelnen Familienmitglieds in das vom<br />

Vater besonders schön gestaltete Särglein zu legen. Die<br />

Gebete und Lieder und die Bibelworte falten die Bedeutung<br />

des Namens Tarik aus, schenken Trost und Gottvertrauen<br />

und begleiten die Familie bis das Kind in Mutter Erde eingebettet<br />

ist.<br />

In dieser aktuellen Lebenssituation und darüber hinaus ist<br />

spürbar und sichtbar, wie liebevolle, verantwortungsbewusste<br />

Eltern ihre innere Stärke und Glaubenskraft ihrem<br />

<strong>verstorbene</strong>n Kind, aber auch ihren in ganzer Schönheit<br />

lebendigen <strong>Kinder</strong>n weitergeben. Und darüber hinaus möchten<br />

diese Eltern sich mit da<strong>für</strong> einsetzen, dass möglichst alle<br />

betroffenen Eltern informiert werden, dass sie ihr viel zu<br />

früh <strong>verstorbene</strong>s Kind zeitnah und individuell bestatten<br />

lassen können, dass sie sich würdevoll verabschieden und<br />

einen Ort der Trauer aufsuchen können. Die nachstehenden<br />

Worte der Mutter sind ein beredtes Zeugnis:<br />

Tarik „der den Fluss des Lebens überquert“<br />

„Mit Ihrem Kind stimmt etwas nicht“.<br />

Die Aussage der Frauenärztin traf ins Tiefste hinein. Mit dieser Aussage<br />

war von einer Minute zur anderen nichts mehr in Ordnung.<br />

Unser Kind sollte nicht leben dürfen. Unser Kind, welches schon<br />

in unserer Familie aufgenommen war und mit uns lebte. Auch,<br />

wenn es noch im Bauch war. Unser Kind, welches uns durch seine<br />

Anwesenheit vom ersten Tag an über so viele Wochen soviel<br />

Freude geschenkt hatte, sollte nicht leben dürfen. Die Diagnose<br />

war eine Katastrophe.<br />

Der Schock war tief und das Leben von da an ein Ausnahmezustand.<br />

Kein klarer Gedanke war mehr zu fassen. Was sollten wir<br />

jetzt tun? Wie sollten wir damit umgehen? Abtreibung war die<br />

erste Lösung, die uns angeboten wurde. Unser Kind abtreiben,<br />

obwohl wir schon seinen kleinen Körper auf dem Ultraschallbild<br />

gesehen haben? Gesehen haben, wie es seine kleinen Arme<br />

und Beine bewegt und wie sein Herzchen klopft. Unser Kind abtreiben,<br />

obwohl es uns so wunderbare Momente geschenkt hatte?<br />

Nein. Wir entschieden uns trotz der schrecklichen Diagnose ganz<br />

bewusst <strong>für</strong> unser Kind!<br />

Wenn es kein Recht auf Leben hatte, dann sollte es, so lange es<br />

noch lebte, unsere Liebe spüren. Es sollte das Recht bekommen,<br />

als kleiner Mensch existiert zu haben, auch, wenn sein Leben nur<br />

so kurz war. Es sollte von uns einen Namen bekommen und<br />

immer zu unserer Familie gehören. Das kurze Leben mit unserem<br />

Kind war intensiv und voller Liebe. Wir versuchten, in all<br />

der Trauer und der Not ganz bewusst die schönen Momente mit<br />

ihm zu finden und zu leben, um diese kurze Zeit in einer liebevollen<br />

Erinnerung behalten zu können.<br />

Tarik starb am Anfang des 6. Schwangerschaftsmonats. Er ist<br />

friedlich eingeschlafen. Unser geliebtes Kind Tarik wurde still geboren.<br />

Durch die Hilfe und liebevolle Fürsorge durch Schwester<br />

Maria Mathäa und alle Ärzte und Schwestern auf der Station<br />

wurden uns die Angst und die enorme Anspannung genommen,<br />

die in solch einer extremen Situation herrschen. Unser kleines<br />

Kind wurde liebevoll in Obhut genommen. Kerzen, Blumen und<br />

Gebete trösteten in dem Moment des schweren Verlustes.<br />

Durch Schwester Maria Mathäa lernten wir eine Mitarbeiterin<br />

des ambulanten SPES VIVA-Hospizdienstes in Ostercappeln kennen.<br />

Frau Bohe machte es möglich, dass wir liebevoll von unserem<br />

Kind Abschied nehmen durften. Einfühlsame Gespräche<br />

und Gedanken machten uns allen die extreme Situation leichter.<br />

Sie kümmerte sich um alle erforderlichen Angelegenheiten im<br />

Krankenhaus und mit dem Friedhofsamt und nahm uns damit<br />

die <strong>für</strong> uns unlösbare Aufgabe ab, unserem Kind eine würdevolle<br />

Bestattung zu ermöglichen. Durch die liebevolle Vorbereitung<br />

und Organisation sowie die Gestaltung der Bestattung unseres<br />

Kindes in einem Sternengrab auf dem Friedhof und die gemeinsame<br />

Abschiedsfeier mit unserem Pastor bei uns zu Hause haben<br />

wir Frieden finden können.<br />

Wir sind <strong>für</strong> immer dankbar, dass wir zu den Eltern zählen, die<br />

sich so liebevoll von ihrem Kind verabschieden durften. Der<br />

Schmerz ist so groß. Danke <strong>für</strong> all die helfenden und rettenden<br />

Hände.<br />

DANKE TARIK, DASS ES DICH GIBT!<br />

Deine Mutter


,,Früh-Tod"<br />

Ehrenamtlichen-Initiative seit 2004 im Ambulanten<br />

SPES VIVA-Hospizdienst.<br />

Beratung und Begleitung <strong>für</strong> Mütter bzw. Eltern,<br />

deren Kind schon in den ersten Wochen der<br />

Schwangerschaft viel zu früh verstirbt.<br />

Agnes Bohe<br />

Es gibt laut Gesetz <strong>für</strong> sogen. Fehlgeburten unter 500<br />

Gramm keine Bestattungspflicht, aber der anwesende Arzt<br />

muss auf die Möglichkeit hinweisen und Friedhofsträger<br />

müssen eine Bestattung zulassen (s. Nds.Bestattungsgesetz<br />

§ 8, Abs.1 und 2 sowie § 13, Abs.3)<br />

Ehrenamtliche kümmerten sich um die Einrichtung von<br />

Gemeinschaftsgrabstellen in allen Orten rund um Ostercappeln,<br />

so dass eine wohnortnahe und zeitnahe Beerdigung<br />

möglich wurde.<br />

Wenn die Eltern es wünschen, stehen Ehrenamtliche sofort/<br />

kurzfristig zur Verfügung – an die Schweigepflicht gebunden.<br />

Die Beratung und Begleitung, die Gestaltung der Beerdigung<br />

erfolgen ganz individuell nach den Vorstellungen der<br />

Eltern - unabhängig von ihrer Religion und Weltanschauung.<br />

Den Eltern entstehen keine Kosten.<br />

Motivation <strong>für</strong> diesen Dienst ist das christliche Menschenbild:<br />

Die Würde des Menschen vom Beginn seiner Existenz<br />

an und über seinen Tod hinaus und betroffenen Müttern<br />

bzw. Eltern Zeit und Raum geben <strong>für</strong> Abschied und Trauer.<br />

Die Leser dieser Zeilen sind gebeten, dieses immer noch<br />

tabuisierte Thema anzusprechen, damit Betroffene nicht aus<br />

Unkenntnis unnötig leiden – manchmal Jahrzehnte lang.<br />

Die zur Zeit 8 Frauen dieser Initiative sind dankbar, diesen<br />

Dienst tun zu dürfen, Unterstützung zu erfahren und hoffen<br />

auf Ausbreitung an vielen weiteren Orten.<br />

Ambulanter SPES VIVA-Hospizdienst am Krankenhaus<br />

St. Raphael<br />

49179 Ostercappeln, Bremer Str. 31 Tel. (05473) 290<br />

Koordinatorin Marion Heitling Tel. (05473) 29-117<br />

,,Stein-hart"<br />

Gegen <strong>Kinder</strong>arbeit im Grabsteingeschehen<br />

Agnes Bohe<br />

Grabsteine – liebevoll ausgesucht und gestaltet – sollen<br />

Trost spenden. Sie können aber auch Leid verursachen:<br />

billig importiert aus Indien oder China, hergestellt in<br />

<strong>Kinder</strong>- oder Zwangsarbeit. Laut Angaben von „terre des<br />

hommes" arbeiten <strong>Kinder</strong> in indischen Steinbrüchen oft<br />

zwölf Stunden pro Tag. Ohne es zu wissen, unterstützen<br />

Hinterbliebene, die einen Grabsein setzen, so die Ausbeutung<br />

von <strong>Kinder</strong>n. Mittlerweile stammt der überwiegende<br />

Teil der in Deutschland verkauften Grab- und Natursteine<br />

aus Indien. Dort ist zwar <strong>Kinder</strong>arbeit in Steinbrüchen<br />

verboten, aber die Realität sieht anders aus.<br />

Als Reaktion darauf gibt es inzwischen drei Gütesiegel <strong>für</strong><br />

Natursteine ohne ausbeuterische <strong>Kinder</strong>arbeit: XertifiX,<br />

Fair Stone und IGEP.<br />

Der Verein XertifiX gründete 2005 mit Steinmetzen die<br />

Siegelinitiative <strong>für</strong> indische Natursteine, die sich über Importlizenzen<br />

finanziert. Gutachter von XertifiX, darunter<br />

Mitarbeiter von Misereor und „terre des hommes", kontrollieren<br />

die Betriebe mehrmals pro Jahr unangekündigt<br />

auf arbeitsrechtliche Mindeststandards.<br />

Fair Stone fordert neben sozialen auch ökologische Standards<br />

in der Natursteinwirtschaft. Die Agentur hat das<br />

Label in Kooperation mit der Internationalen Vereinigung<br />

<strong>für</strong> Soziale Sicherheit und Handelsfirmen gegründet und<br />

kennzeichnet Steine aus China, Indien, Vietnam und der<br />

Türkei, die ohne <strong>Kinder</strong>arbeit produziert wurden.<br />

Steinbruch-Besitzer müssen dabei Mindeststandards erfüllen<br />

und werden drei Jahre fortlaufend kontrolliert.<br />

Danach erteilt ein unabhängiger Auditor die Zertifizierung.<br />

Bei dem IGEP-Siegel haben sich Mitgliedsfirmen der deutschen<br />

„Interessengemeinschaft indische, afrikanische und<br />

lateinamerikanische Granite" und der „Indian Monument<br />

Manufacturers Association" zusammengeschlossen, um in<br />

Steinbrüchen und Verarbeitungsbetrieben neutrale und<br />

unabhängige Kontrollen durchführen zu lassen.<br />

Zu empfehlen ist, beim Einkauf generell auf zertifizierte<br />

Grabsteine ohne <strong>Kinder</strong>arbeit zu achten, auch wenn diese<br />

ein paar Euro mehr kosten als vergleichbare Ware, über<br />

deren Produktionsbedingungen nichts bekannt ist.<br />

Nachfrage kann auch hier einen Markt erzeugen und bewirken,<br />

dass sich die Situation zukünftig verbessert.<br />

www.fairstone.win--win.de<br />

www.kurz-natursteine.de/informationen-igepzertifizierung.php<br />

www.xertifix.de


‚Weltgedenktag der <strong>Kinder</strong>’<br />

seit 1996<br />

am zweiten Sonntag im Dezember<br />

Herzliche Einladung<br />

zur<br />

<strong>ökumenischen</strong> <strong>Gedenkfeier</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>verstorbene</strong> <strong>Kinder</strong><br />

am Sonntag, 11. Dezember 2011, 17.00 Uhr<br />

Kapelle des Krankenhauses St. Raphael Ostercappeln<br />

Mütter und Väter,<br />

die ihr Kind viel zu früh verloren haben,<br />

sowie Angehörige und Freunde<br />

sind eingeladen,<br />

in diesem Gottesdienst ihrer Trauer und ihrem Mitgefühl<br />

Ausdruck zu geben.<br />

In Gemeinschaft möchten wir um Trost und neue Hoffnung bitten.<br />

Krankenhausseelsorge und<br />

SPES VIVA-Hospizhelferinnen<br />

SPES VIVA am Krankenhaus St. Raphael Ostercappeln, 49179 Ostercappeln, Bremer Str. 31<br />

,,Menschen-Kind"<br />

Dankbarkeit über uneingeschränktes Vertrauen in<br />

schwerer Zeit. Aus einem Brief an Maria Jäger von<br />

dankbaren Eltern.<br />

Auf diesem Weg möchten wir uns noch einmal ganz<br />

ganz herzlich bei Ihnen <strong>für</strong> alles, was Sie <strong>für</strong> unser kleines<br />

Kind getan haben, bedanken!<br />

Wie wir Ihnen ja schon persönlich gesagt haben, haben<br />

wir uns bei Ihnen in unserer erneuten schweren Situation<br />

ernstgenommen und verstanden gefühlt.<br />

Vielen Damk <strong>für</strong> die verständnisvollen und netten Gespräche<br />

und Ihr Zuhören. Durch Ihre netten Worte und<br />

das uns von Ihrer Seite entgegengebrachte Verständnis<br />

fühlten wir Ihre Wertschätzung uns und unserem kleinen<br />

Kind gegenüber und es hat uns sehr gut getan!!<br />

Wir sind froh, dass wir in diesem Jahr Ihre Unterstützung<br />

erfahren durften und es uns von dieser Seite nicht<br />

auch noch wieder schwer gemacht wurde.<br />

Vielen Dank auch <strong>für</strong> die so nett gestaltete <strong>Gedenkfeier</strong><br />

in Ostercappeln, an der wir gerne teilgenommen haben.<br />

Es ist schön zu wissen, dass in diesen schweren Zeiten<br />

nette Menschen an uns und unsere <strong>Kinder</strong> denken.<br />

Vielen, vielen Dank <strong>für</strong> alles, auch an Ihre Kolleginnen.<br />

,,Dreifach-Herz"<br />

Empfundene und gemalte Hoffnung nach schwerer<br />

Herzoperation<br />

Hermann Knippenberg, Barbara Lamker<br />

Herr Knippenberg war Patient auf unserer Palliativstation im<br />

August diesen Jahres. Im Gespräch über die wohltuende<br />

Wirkung des kreativen Gestaltens auch als Bewusstmachung<br />

innerer Bilder und der heilsamen Wirkung, dieses z.B. im<br />

Malen auszudrücken, schrieb Herr Knippenberg die folgenden<br />

Zeilen zu seinem hier abgebildeten Bild <strong>für</strong> unsere SPES<br />

VIVA Zeitschrift.<br />

Hoffen ....<br />

Staunen<br />

Danke!<br />

Dieses Bild entstand während des REHA-Aufenthaltes im<br />

Jahr 2008 in der Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde.<br />

Es soll bildlich den Aufwach-Prozess nach meiner schweren<br />

Herzoperation darstellen.<br />

So wurden aus vielen dunklen, schweren Herzen immer<br />

hellere, die mich wieder an das volle Tageslicht brachten<br />

und mein Herz wieder hoffnungsvoller schlagen ließen.<br />

Mir wurde noch einmal neues Leben geschenkt.<br />

Die Rückschau zu diesem Bild entstand im August 2011 in<br />

der Abteilung „SPES VIVA" des Krankenhauses St. Raphael in<br />

Ostercappeln.<br />

August 2011, Hermann Knippenberg<br />

Anm. d. Red.: Herr Knippenberg ist zwischenzeitlich im Alter von 80 Jahren<br />

verstorben. Er war sehr motiviert, seine oben abgedruckten Zeilen <strong>für</strong> diese<br />

SPES VIVA-Zeitung zu schreiben.


,,Advent-Zeit ,,<br />

Gemeinsamkeit in stimmungsvoller<br />

Atmosphäre<br />

Marion Feldscher<br />

Im vergangenen Jahr verbrachten wir auf der Palliativstation<br />

gemeinsam mit unseren Patienten einen gemütlichen<br />

Adventnachmittag. Im Wintergarten wurde der<br />

Kaffeetisch geschmückt und eine stimmungsvolle Atmosphäre<br />

mit adventlicher Beleuchtung gezaubert, die bei<br />

Einbruch der Dämmerung gewann. Dass dieser Nachmittag<br />

zu etwas Besonderem wurde, war dann aber vor<br />

allem Frau Ina Siekemeyer aus Bissendorf zu verdanken,<br />

die als Sopranistin adventliche und weihnachtliche Lieder<br />

zu eigener Klavierbegleitung vortrug und später zum<br />

gemeinsamen Singen einlud. Für die Patienten, die ihr<br />

Zimmer aufgrund ihrer Erkrankungen nicht verlassen<br />

konnten, wurden auf Wunsch die Zimmertüren geöffnet,<br />

so dass ihnen und ihren Angehörigen dennoch die<br />

Teilnahme möglich war.<br />

Für einige Patienten sollte dies das letzte Weihnachtsfest<br />

sein, und doch war später bei den Gesprächen in<br />

den Zimmern Dankbarkeit und Freude zu spüren, und<br />

so bot der Nachmittag Anlass, um über das Leben zu<br />

sprechen und Erinnerungen auszutauschen.<br />

,,Stütz-Pfeiler ,,<br />

„Die Stützen der Gesellschaft?“<br />

Ehrenamt zwischen Ausbeutung und<br />

Wertschätzung<br />

Brigitte Pavic<br />

2011 ist das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit. Grund<br />

genug, auch an dieser Stelle einen Blick auf das Engagement<br />

Ehrenamtlicher zu werfen, die auf vielfältige Weise die Organisation<br />

SPES VIVA unterstützen und mittragen.<br />

Es gibt, so zeigen Erhebungen, ganz unterschiedliche Gründe,<br />

warum Menschen freiwillig ihre Zeit und Arbeitskraft einsetzen<br />

in den örtlichen Sportvereinen, in den Schulen ihrer<br />

<strong>Kinder</strong>, in der Fürsorge <strong>für</strong> Kranke, Sterbende und Trauernde,<br />

in Verbänden oder in ihrer Kirchengemeinde. Sie tun dies,<br />

weil sie Kontakt suchen zu anderen Menschen, weil sie sich<br />

weiterqualifizieren möchten, weil sie selbst Hilfe erfahren<br />

haben und daher wissen, wie gut Anteilnahme über das professionelle<br />

Engagement hinaus tut – oder einfach, weil es<br />

ihnen Spaß macht. Leider gibt es gelegentlich auch durchaus<br />

berechtigte Vorbehalte, selbst ein Ehrenamt zu übernehmen.<br />

Da<strong>für</strong> gibt es zweierlei Gründe: Ehrenamt ist manchmal auch<br />

mit finanziellen Kosten verbunden; das sollten die Organisationen<br />

wissen und diese auffangen. Zum anderen erleben es<br />

Ehrenamtliche sehr oft, dass das eine Ehrenamt ein weiteres<br />

nach sich zieht. Es gibt nicht wenige Menschen, die bis zu<br />

fünf solcher Freiwilligendienste leisten und letztendlich zeitlich<br />

überfordert sind.<br />

Was aber macht das Ehrenamt aus im Vergleich zur hauptamtlichen<br />

und bezahlten Arbeit? Unter der provokativen<br />

Überschrift „Zwischen Ausbeutung und Wertschätzung“ beschäftigte<br />

sich auch ein Workshop beim Tag der Ehrenamtlichen,<br />

zu dem der Osnabrücker Bischof Dr. Franz-Josef Bode<br />

im September eingeladen hatte, mit dieser Frage. Sind Ehrenamtliche<br />

Lückenstopfer und Handlanger oder Reformer und<br />

Entscheidungsträger?<br />

Zur Erhellung dieser Frage muss man einen Blick werfen auf<br />

die Anfänge ehrenamtlicher Tätigkeit in Deutschland.<br />

Ursprünglich war das Ehrenamt nämlich ein Zugeständnis<br />

an die Bürger vonseiten des Staates. Man <strong>für</strong>chtete, dass die<br />

Französische Revolution auch nach Preußen überschwappen<br />

könnte. Um dem vorzubeugen, gab die preußische Regierung<br />

im Jahr 1808 einige kommunale Gestaltungskompetenzen<br />

an das Volk ab. So verstanden, gewinnt das Ehrenamt eben<br />

einen anderen Status als den einer bloßen Ersatzfunktion an<br />

den Stellen, an denen der Staat personell und finanziell an<br />

seine Grenzen gerät.<br />

Immer wieder erhebt sich auch unter Ehrenamtlichen selbst<br />

der Verdacht, mit dem eigenen freiwilligen Engagement vor-


handene Missstände zu verfestigen: Wenn der Staat sich zurückzieht,<br />

soll das Ehrenamt die Lücke füllen.<br />

Kommen wir zu den speziellen Aufgaben, die Ehrenamtliche<br />

bei SPES VIVA erfüllen, so zeigt sich schnell, dass diese Be<strong>für</strong>chtung<br />

nicht gerechtfertigt ist. Es soll darauf hingewiesen werden,<br />

dass bei SPES VIVA eine enge Verknüpfung zwischen Haupt-<br />

und Ehrenamt, zwischen Professionellen und gut ausgebildeten<br />

Freiwilligen besteht. Durch den andauernden Austausch<br />

beider Seiten erst ist eine umfassende Fürsorge der anvertrauten<br />

Menschen möglich: Kranke und Sterbende, Alte und Trauernde,<br />

ungeborene <strong>Kinder</strong> und ihre Eltern. Bei Haupt- und<br />

Ehrenamtlichen ist eine besondere Sensibilität gefragt, die weit<br />

über bezahlte professionelle Arbeit hinausgehen muss. Gerade<br />

im sozialen Sektor ist dieses Wechselspiel zwischen institutionalisierten<br />

und freiwilligen Kräften unverzichtbar.<br />

Treffend sagt es der Soziologe Joachim Winkler von der Hochschule<br />

Wismar, der über das Ehrenamt promoviert hat: „Man<br />

kann nicht alles professionalisieren, genauso wenig, wie man<br />

<strong>für</strong> alles ein Ehrenamt einrichten kann.“ Schlecht vorstellbar,<br />

dass die Begleitung Sterbender und Trauernder sich als Dienstleistung<br />

verrechnen ließe!<br />

Notwendig ist, das Ehrenamt von dem Beigeschmack des<br />

Lückenbüßers zu befreien. Wo Menschen erkennen, dass sie<br />

durch ihr tatkräftiges Engagement die Gesellschaft nach eigenen<br />

Vorstellungen mitgestalten können, setzen sie sich gern<br />

ein. „Gestalten kann man nicht über das Beschwören von<br />

Worten allein“, formulierte beim Tag der Ehrenamtlichen in<br />

Osnabrück der Präsident des Zentralkomitees der deutschen<br />

Katholiken, Alois Glück. Unter dem Aspekt der Mitgestaltung<br />

und dem der persönlichen Bereicherung seien viele Menschen<br />

zur Mitarbeit bereit, biete doch das Ehrenamt gleichzeitig die<br />

Möglichkeit, Fähigkeiten zu entwickeln oder Menschen kennenzulernen,<br />

denen man sonst vielleicht nicht begegnet wäre.<br />

Wem alle diese Überlegungen zu theoretisch sind, der sollte<br />

sich einmal mit denen zusammensetzen, die bei SPES VIVA<br />

ehrenamtlich die verschiedensten Dienste versehen: das ihnen<br />

entgegengebrachte Vertrauen und die Dankbarkeit werden<br />

immer wieder hervorgehoben, wenn sie über ihren Dienst<br />

sprechen, das gute Gefühl, bei einem Sterbenden zu einem<br />

friedlichen Übergang in die andere Welt beigetragen zu haben,<br />

aber auch die konkrete Möglichkeit, sich selbst immer wieder<br />

mit seinem eigenen Tod auseinanderzusetzen und ihn – hoffentlich<br />

und vielleicht – gelassener annehmen zu können.<br />

,,Sommer-Ausflug"<br />

Nur ein aufgetankter Motor läuft<br />

Brigitte Pavic<br />

Diese lapidare Weisheit nehmen sich auch einmal im Jahr<br />

die Ehrenamtlichen bei SPES VIVA zu Herzen. So führte sie<br />

ihr diesjähriger Sommerausflug auf den Piesberg. Unter<br />

fröhlicher Führung von Prof. Dr. Jutta Wermke, ehemals<br />

Universität Osnabrück, erkundeten sie den „Literaturpfad“,<br />

den Jutta Wermke gemeinsam mit Studenten entworfen<br />

hat und regelmäßig jahreszeitlich einrichtet.<br />

Obwohl schon der Themenschwerpunkt Herbst/Winter<br />

„dran gewesen“ wäre, hatte Prof. Wermke die literarischen<br />

Sommertexte ein wenig länger <strong>für</strong> SPES VIVA in den Installationen<br />

belassen, sodass die Teilnehmerinnen noch einmal<br />

die Fülle des Sommers nicht nur in der Natur, sondern auch<br />

sprachlich genießen konnten.<br />

Der „Literaturpfad“ umfasst an mehreren Stellen auf dem<br />

Anstieg zum Piesberg kastenähnliche Einrichtungen, durch<br />

die der Betrachter jeweils einen Einzelabschnitt aus der umgebenden<br />

Landschaft wahrnehmen kann. Die verschiedenen<br />

Blickwinkel werden begleitet durch literarische Texte<br />

zur jeweiligen Jahreszeit, an diesem Tag natürlich nicht nur<br />

zu lesen, sondern vorgetragen von Jutta Wermke. Nach<br />

dem Aufstieg bot sich am höchsten Punkt des Piesbergs ein<br />

wunderschöner Rundblick über Osnabrück und das Osnabrücker<br />

Land. Der Abstieg gestaltete sich in Form eines<br />

„Hörspaziergangs“, bei dem die Teilnehmerinnen aufgefordert<br />

waren, schweigend zu gehen und ganz intensiv auf die<br />

Geräusche aus der Natur zu horchen. Insgesamt eine spannende<br />

Form, Natur in ihren verschieden Facetten zu erleben!<br />

Ein gemeinsames Abendessen zum Ausklang des Tages rundete<br />

den Ausflug ab – und wird nun wieder <strong>für</strong> ein Jahr zu<br />

den Kraftquellen gehören, aus denen die Ehrenamtlichen<br />

bei SPES VIVA schöpfen können.


,,Vor-Ort ,,<br />

SPES VIVA bei „<strong>Kinder</strong>zeit“ in der<br />

Osnabrückhalle<br />

Brigitte Pavic<br />

Mit einem eigenen Stand war SPES VIVA erstmals bei der<br />

OS-Messe „<strong>Kinder</strong>zeit“ in der Osnabrücker Stadthalle vertreten.<br />

Mit diesem Angebot machten besonders die Verantwortlichen<br />

<strong>für</strong> die Sorge um Frühgeborene und ihre Eltern und<br />

das SPES VIVA Trauerland in Belm auf ihre Arbeit aufmerksam.<br />

Im Kontext der Ausstellung, die auch Verkaufs- und<br />

Unterhaltungsangebote machte, war natürlich der Stand<br />

nicht besonders stark frequentiert. Trotzdem zeigten die<br />

Gespräche mit Interessierten, dass diese Arbeit mit Wohlwollen<br />

und Dankbarkeit aufgenommen wird.<br />

Am Rand der Veranstaltung ergaben sich darüber hinaus<br />

wertvolle Kontakte zwischen den Ehrenamtlichen von SPES<br />

VIVA und den Hebammen und Krankenschwestern der<br />

Niels-Stensen-Krankenhäuser, die an einem großflächigen<br />

benachbarten Stand ihre Arbeit vorstellten.<br />

Den im Brief<br />

benannten<br />

Spruch "Ein<br />

Lächeln" werden<br />

wir in unserer<br />

nächsten Ausgabe<br />

darstellen. (Anm.<br />

d. Redaktion)<br />

,,Kurz-Knapp ,,<br />

Was ist SPES VIVA ?<br />

Winfried Hardinghaus<br />

Liebe Mitglieder des Fördervereins und der Stiftung SPES VIVA,<br />

liebe Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, liebe Leser!<br />

Geht Ihnen das nicht auch manchmal so ? Sie werden von „ Unbeteiligten“<br />

gefragt: „Sag mal, was ist eigentlich SPES VIVA ?" - und man<br />

kommt prompt ins Stocken, wenn man alles vermeintlich Wichtige<br />

über SPES VIVA in Kürze zusammenfassen soll.<br />

Für diese Situation habe ich mir selbst ein paar „Formulierungshilfen"<br />

zusammengestellt, die ich gerne an Sie weitergebe. Vielleicht<br />

kann das mal nützlich sein – selbst <strong>für</strong> alte Hasen:<br />

Was ist SPES VIVA ?<br />

Das Palliativ- und Hospizmodell SPES VIVA, 1994 am Krankenhaus<br />

St. Raphael Ostercappeln eröffnet, will den Tod weder beschleunigen<br />

noch hinauszögern. Der medizinisch nicht mehr heilbare Kranke<br />

und seine Angehörigen werden niemals alleine gelassen. Zur würdevollen<br />

palliativen („ummantelnden") Behandlung gehört die kompetente<br />

Schmerztherapie und eine christlich orientierte psychosoziale<br />

und spirituelle Begleitung in einem interprofessionellen Team mit<br />

direkter Unterstützung durch die ehrenamtliche Hospizhelfergruppe.<br />

Begonnen wurde 1994 in Ostercappeln mit einer integrierten Wohneinheit<br />

mitten auf der Station. Eine Art „rooming in“ am Ende des<br />

Lebens. 2005 kam aufgrund der Nachfrage eine großzügig und familiär<br />

gestaltete Palliativstation hinzu.<br />

Neben der stationären Palliativversorgung engagiert sich SPES VIVA<br />

in ambulanten Hospizeinrichtungen <strong>für</strong> Erwachsene und <strong>Kinder</strong> sowie<br />

in der Begleitung von Eltern mit Fehlgeburten. 2010 entstand in<br />

der umgebauten alten Kaplanei in Belm das Trauerland-Zentrum<br />

zur Begleitung trauender <strong>Kinder</strong> und Jugendlicher.<br />

Inzwischen gibt es SPES VIVA-Einrichtungen bundesweit, namentlich<br />

in zehn weiteren Krankenhäusern, in der hiesigen Region in den weiteren<br />

Niels–Stensen–Kliniken Franziskus-Hospital Harderberg und<br />

Christliches Klinikum Melle.<br />

Die Krankenkassenfinanzierung wird unterstützt durch Spenden,<br />

Mitgliederbeiträge, Förderverein und Stiftung SPES VIVA sowie den<br />

Landkreis Osnabrück (Sparkassenstiftung)<br />

Entsprechend dem ursprünglichen Projektauftrag leistet SPES VIVA<br />

Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit, z.B. im Rahmen der organisatorischen<br />

Leitung des Hospiz– und Palliativstützpunktes <strong>für</strong> die Stadt<br />

und den Landkreis Osnabrück sowie auch der vom Land Niedersachsen<br />

eingesetzten Niedersächsischen Koordinierungs– und Beratungsstelle<br />

<strong>für</strong> Hospizarbeit und Palliativversorgung .<br />

1997 erhielt SPES VIVA den “Zukunftspreis <strong>für</strong> Innovationen im<br />

Gesundheitswesen“, 1999 den „Deutschen Innovationspreis <strong>für</strong><br />

Medizin und Gesundheit“ sowie 2008 nochmals den „Nachhaltigkeitspreis“.


,,Literatur-Tipps"<br />

Brigitte Pavic<br />

1. Roland Kachler: Was bei Trauer gut tut (s. Artikel S. 20)<br />

2. Richard Rohr: Wer loslässt, wird gehalten<br />

Das Geschenk des kontemplativen Gebets<br />

„Ein Buch gegen den Zeitgeist“ nennt der Verlag selbst das Buch<br />

des Franziskaners Richard Rohr. Denn nicht um die Selbstverwirklichung<br />

und die Stärkung des Selbstbewusstseins geht es hier – wie<br />

in so vielen Ratgebern, die zur Zeit en vogue sind – sondern um<br />

das genaue Gegenteil: loslassen können, nicht mehr alles selbst in<br />

die Hand nehmen wollen und darauf vertrauen, dass eine göttliche<br />

Kraft mich hält, wenn ich mich fallen lasse.<br />

Rohr leugnet nicht, dass Vertrauen im Leben eines jeden Menschen<br />

tiefe Erschütterung erfährt, auch und gerade, wenn es um Tod und<br />

Verlust geht. Diese dunklen Zeiten bezeichnet er als „Lehrzeiten“.<br />

„Religiöse Energie steckt zum größten Teil in den dunklen Fragen...<br />

Unsere Lernaufgabe ist jedoch, beim Schmerz des Lebens auszuharren,<br />

ohne Antworten, ohne Schlussfolgerungen, manchmal<br />

auch ohne Sinn. Das ist der Weg, der gefährlich dunkle Weg des<br />

wahren Gebets.“<br />

Und zum Thema Trauer schreibt er:<br />

„Niemand kann die ganz persönliche Trauerarbeit überspringen.<br />

Wir können die Verzweiflungsarbeit nicht auslassen. Wir müssen<br />

uns den Gefühlen stellen… Frühere Gesellschaften sahen diese Zeiten<br />

als Inkubationszeit an, als Zeiten der Wandlung und des notwendigen<br />

Winterschlafs. So können sie zu einem heiligen Raum werden.“<br />

Ein Glaubensbuch, das persönlich berühren kann, weil es uns mit<br />

den Schwächen des Menschseins konfrontiert – und sie zulässt.<br />

(Claudius – Verlag)<br />

Anerkennung, Freude und Verpflichtung zugleich:<br />

Die Zertifizierung unserer Palliativmedizin und<br />

Psychoonkologie durch die DKG, Deutsche Krebsgesellschaft<br />

23<br />

" Früher, ja früher, da hatte Opa hier noch seine Bienen..." Tante<br />

Agathe beschrieb mit ihrem rechten Arm einen noch halbwegs<br />

passablen Bogen in die Luft, um die wohl nicht von ihr in Worte<br />

zu fassende Geländegröße deutlich zu machen. Da waren wir<br />

schon gut eine halbe Stunde zu Fuß unterwegs, runter<br />

"<br />

zum Waldbach,<br />

um ans Ende der Obstwiesen zu gelangen." Agathe zog sich<br />

etwas gerade und es schien, als ob sie immer noch die Herrin über<br />

dieses Terrain war...<br />

Früher, das war vor gut 50 Jahren. Da war Elsede noch ein kleines,<br />

eigenständiges Nest mit 140 Leuten und einem Bürgermeister. Das<br />

war übrigens "Opa", Agathes Vater. Lang ist´s her, aber die Zeit<br />

"<br />

bleibt nicht stehen..." sinnierte Agathe. ...da stand noch Hellen-<br />

"<br />

kötters Kotten unten an der Wegegabelung, war immer zur Kirschenzeit<br />

unser Ziel. Es heißt ja so schön, die Kirschen aus Nachbars<br />

Garten..." Agathe stiefelte Stück <strong>für</strong> Stück weiter über den zum<br />

Teil durch die Baufahrzeuge sehr morastig gewordenen Boden. Hier,<br />

auf dem ehemaligen Hofgelände, das seit gut fünf Generationen<br />

bis zum vergangenen Herbst in Familienbesitz war, wird jetzt ein<br />

"Technologiepark 2020" entstehen. Agathe blieb vor dem großen<br />

Bauschild stehen und versuchte, die dort aufgeführten Baugewerke<br />

zu entziffern. Rudolf Hohne, Stahlbau? Ist das nicht einer von den<br />

Hohne-Brüdern,<br />

"<br />

die uns früher immer auf dem Kirchweg auflauerten<br />

und zu Tode erschreckt haben?" Agathe schien das Erschrecken<br />

der Vergangenheit wieder gegenwärtig und sie wich instinktiv<br />

zwei, drei Schritte zurück. Tante Agathe, der müsste doch heute<br />

so alt sein wie Du, wenn nicht<br />

"<br />

ein paar Jahre älter," erwiederte Rena,<br />

ihre Nichte. Vielleicht sind das schon dessen Nachkommen. Ge-<br />

"<br />

hört habe ich aber nie, das ein Hohne in der Bauwirtschaft tätig<br />

geworden ist." Agathe drehte den Kopf in Richtung ihrer Nichte und<br />

schob schnell nach: In der Wirtschaft schon, bei Langekamps Krug<br />

hatte er so etwas, wie<br />

"<br />

einen Stammplatz..." Was Opa wohl dazu<br />

gesagt hätte, wenn er das alles noch miterlebt<br />

"<br />

hätte?" Rena stützte<br />

ihre Hände in die Hüften und drehte sich einmal um sich selbst.<br />

" Technologiepark, hier in der einst so grünen, armen Buddenaue..."<br />

" Und Bienen gibt´s hier auch keine mehr," rief Agathe provokant<br />

in die Gegend. Von der nahe vorbeiführenden neuen Autobahn<br />

brandete der Verkehrslärm zwischen der noch nicht lückenlos geschlossenen<br />

Schallschutzwand in die diversen Rohbauten des entstehenden<br />

Technologieparks. Rena fand noch ein altes Stück Sandstein,<br />

in dem eine eingemeisselte Jahreszahl auszumachen war.<br />

1789. Sie zeigte es ihrer Tante und fragte zugleich: War das nicht<br />

der Stein aus dem Torbogen zum Hof von Wellenbrünger?"<br />

"<br />

Agathe<br />

sah nur kurz hin und rief: Die hatten doch keine Hoftorbogen,<br />

"<br />

wir hatten einen, einen sehr schönen! Aber den hat Opa damals<br />

abgerissen, als der neue Traktor mehr Platz <strong>für</strong> die Durchfahrt benötigte."<br />

Rena zuckte mit den Schultern. Irgendwie war es ihr auch gleich.<br />

Sie schlenderte, in sich vergessen, über die Baustraße und wurde<br />

erst durch einen lauten Aufschrei Agathes in die Wirklichkeit zurück<br />

geholt. Eine Biene hatte Agathe gestochen...

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