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ökumenischen Gedenkfeier für verstorbene Kinder - Spes Viva

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,,Glaubens-Bekenntnis"<br />

,,Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein…"<br />

Pastor Norbert Friebe<br />

Das ist wohl eines der bekanntesten und beliebtesten kirchlichen<br />

Weihnachtslieder, und alle Christen singen es gern –<br />

ob evangelisch oder katholisch. Es steht im evangelischen<br />

Gesangbuch unter Nr. 32 (mit vier Strophen) und im katholischen<br />

Gotteslob unter Nr. 140 (mit fünf Strophen). Es<br />

stammt von dem bekannten Jesuiten Friedrich von Spee<br />

(1591 – 1635), der unermüdlich gegen den Hexenwahn<br />

kämpfte. Aber kann man dieses Lied heute einfach noch<br />

so singen? So manche von Ihnen werden wissen, dass die<br />

meisten Bibelausleger – evangelisch und katholisch – der<br />

Meinung sind, dass Jesus nicht in Bethlehem, sondern vermutlich<br />

in Nazareth geboren wurde. In einer Gesprächsgruppe<br />

kamen wir zufällig auf dieses Thema. Da sagte eine<br />

Frau ganz empört: „Was sollen wir dann noch glauben? Hat<br />

die Bibel uns angelogen?“ Natürlich tut sie das nicht. Nur<br />

müssen wir sie richtig lesen und verstehen. Durch viele Untersuchungen<br />

der Fachgelehrten ist klar geworden, dass die<br />

„Geschichten“ der Bibel keine Reportagen sind, wie wir sie<br />

täglich in der Zeitung lesen. Das lernen die <strong>Kinder</strong> schon<br />

im Religionsunterricht. Vielmehr bekennen in diesen Erzählungen<br />

die Christen von damals ihren Glauben an Jesus<br />

Christus. Sie erzählen, wie sie ihn erfahren haben und dass<br />

sie sich ihm anvertrauen, ihm ihr Herz öffnen, ihm nachfolgen<br />

auf ihrem Weg durchs Leben, und das meint ja: ihm<br />

glauben. Darum ging es ihnen und nicht um genaue zeitliche<br />

Angaben. Wenn also in der „Kindheitsgeschichte“ geschrieben<br />

steht: Jesus ist in Bethlehem geboren, dann wollen<br />

sie damit sagen: Er ist wirklich der neue König David, dessen<br />

Stadt Bethlehem ist. Er ist der von Gott versprochene Heiland<br />

und Erlöser – und kein anderer. Und wenn in der Bibel -<br />

steht: Er ist im Stall geboren, und Hirten kamen als erste<br />

zu ihm, dann heißt das: Er kommt arm, ohne Macht und<br />

Gewalt in die Welt, vor allem zu den Elenden und Verachteten,<br />

kommt in göttlicher Kraft, um zu heilen und Frieden<br />

zu stiften. Wenn wir lesen: er muss fliehen vor dem grausamen<br />

Herodes, dann will das sagen: er wird nicht angenommen,<br />

er wird verfolgt, wird <strong>für</strong> die Wahrheit seiner Botschaft<br />

sterben, aber Gott wird ihn retten aus dem Tod. Wenn es<br />

heißt: Die Weisen kamen aus dem Osten, dann meint das:<br />

Er ist nicht nur <strong>für</strong> sein Volk Israel gekommen, sondern <strong>für</strong><br />

alle Menschen, um bei uns zu sein bis ans Ende der Welt.<br />

Auf diese Weise lesen wir nicht nur die „Kindheitsgeschichte“,<br />

sondern das ganze Evangelium, eben auch die Leidens- und<br />

Auferstehungsgeschichten. Wer nur auf die „Fakten“ schaut,<br />

der weiß noch nicht das eigentlich Gemeinte, ist noch nicht<br />

im Herzen angesprochen. Natürlich gibt es einzelne Christen<br />

und Gruppen von Christen, die jedes Wort der Bibel streng<br />

als Gottes Wort annehmen. Das ist niemandem verwehrt,<br />

und das ist zu respektieren. Aber weder ein evangelischer<br />

noch ein katholischer Christ ist durch das „Lehramt“ verpflichtet,<br />

die Bibel so zu lesen. Es gilt, immer aufs neue zu<br />

fragen, welche Wahrheit Gottes hinter den Worten steht,<br />

was er uns damit sagen will. Die ersten Christen, die anfangs<br />

die Botschaft Jesu mündlich verkündet und später niedergeschrieben<br />

haben, wollen also nicht zuerst informieren,<br />

was „passiert“ ist, sie rufen uns zu: Kommt, glaubt mit uns<br />

an diesen Jesus, der auch <strong>für</strong> euch gekommen ist, der mit<br />

euch geht und euch nie verlässt, euch herausfordert, mit<br />

ihm den Weg der Liebe zu gehen bis zum Ziel bei Gott. Das<br />

also ist die „Gute Nachricht“ von Weihnachten <strong>für</strong> uns alle,<br />

besonders auch <strong>für</strong> die Kranken und Leidenden und <strong>für</strong> die,<br />

die sich um sie sorgen – viele von ihnen bewusst aus dem<br />

Glauben und in der Kraft des Herrn. Wie nehmen wir diese<br />

Nachricht an?<br />

Auch dadurch, dass wir auch in diesem Jahr wieder das alte<br />

Lied aus vollem Herzen singen – allein oder mit vielen anderen<br />

gemeinsam: Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein!<br />

Wir wissen ja jetzt ein wenig besser als vorher, was<br />

wir damit sagen wollen: Du, Jesus, Sohn Gottes und Sohn<br />

Davids, du bist <strong>für</strong> uns, <strong>für</strong> mich gekommen. Du allein<br />

bist meine Hoffnung, meine Freude, mein Licht! In der<br />

ersten Strophe ist das im Lied so ausgesprochen: Dich hab<br />

ich auserkoren, dein eigen will ich sein! Und in der letzten:<br />

Dazu dein Gnad mir gebe,…dass ich allein dir lebe,<br />

jetzt und zu aller Stund!<br />

Wer mehr darüber wissen will, wie man heute die Bibel auslegt<br />

und liest (auch das schwierige Alte Testament), der kann<br />

zu dem Buch greifen:<br />

Anselm Grün, Die Bibel verstehen. Hinführung zum Buch<br />

der Bücher. (Herder-Verlag)

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