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Leitfaden für - Südtiroler Bauernbund

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VorwortSeit einigen Jahren scheint sich eine Kehrtwende in der Energiepolitik anzudeuten: Aufgrund der steigendenEnergiepreise, der begrenzten Verfügbarkeit von fossilen Ressourcen und des wachsenden Umweltbewusstseinsder Bevölkerung ist der Energieträger Holz wieder verstärkt ins Interesse der Öffentlichkeit gerückt.Auch in Südtirol ist dieser Trend bemerkbar: So gibt es in unserem Land mittlerweile über 70 Fernheizwerke,die zahlreiche öffentliche Gebäude und private Haushalte mit Wärme versorgen.Schwieriger gestaltet sich die Wärmeversorgung in entlegenen Siedlungsgebieten, die nicht im Erschließungsradiusvon Fernwärmenetzen liegen. Hier bieten sich kleine dezentrale Energieversorgungsnetze, sogenannte„Biomasse-Mikronetze“, als interessante Alternative an. Dabei handelt es sich um Energieproduktionsanlagenim kleineren Leistungsbereich, die mit Biomasse aus den heimischen Wäldern betrieben werdenund einzelne oder mehrere öffentliche Gebäude bzw. kleinere Wohnsiedlungen mit Wärme versorgen.Biomasse-Mikronetze sind ein Vorzeigemodell <strong>für</strong> Netzwerke im ländlichen Raum, da sie vielfältige Tätigkeits-und Beschäftigungsmöglichkeiten <strong>für</strong> das Handwerk und die Landwirtschaft vor Ort bieten, z. B. beider Installation der Anlagen, der Durchführung entsprechender Baumaßnahmen, der Lieferung des Hackgutsoder beim Betrieb der Anlagen. Dadurch werden lokale Kreisläufe gestärkt und Arbeitsplätze innerhalb derRegion geschaffen.Der <strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernbund</strong> und der Landesverband der Handwerker haben das Zukunftspotential von Biomasse-Mikronetzenund der damit verbundenen Beschäftigungsfelder <strong>für</strong> die heimische Wirtschaft erkanntund gemeinsam ein ESF-Projekt initiiert, das dieses Kooperationsmodell zum Schwerpunkt hat.Die vorliegende Broschüre gibt einen Überblick über das Konzept von Biomasse-Mikronetzen sowie nützlicheHinweise zur Realisierung und zum Betrieb der Anlagen.Im letzten Teil des <strong>Leitfaden</strong>s wird auf Pilotprojekte in den Gemeinden Welschnofen und Eppan näher eingegangen.Damit möchten wir interessierten Institutionen und Betrieben die Möglichkeit bieten, die Realisierungdieser dezentralen Nahwärmezentren möglichst praxisnah nachzuvollziehen.Leo TiefenthalerSBB-LandesobmannGert LanzLVH-Präsident3


ImpressumHerausgeber: <strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernbund</strong>, K.-M.-Gamper-Str. 5, 39100 Bozen,in Zusammenarbeit mit demLandesverband der Handwerker Südtirol, Mitterweg 7, 39100 BozenMai 2013Verfasser: <strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernbund</strong> / Stabsstelle Verbandsmanagement undAbteilung Innovation und Erneuerbare EnergienLeitung und inhaltliche Koordination: <strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernbund</strong> / Dr. Ulrich Höllrigldott. Christoph Falkensteiner, Stabsstelle VerbandsmanagementGestaltung: Dietmar Obkircher – www.obkircher.comDruck: Druckerei Fliridruck – Meran (BZ)4Finanzierung: Europäischer Sozialfonds (ESF)


InhaltsverzeichnisI) Situationsanalyse und Biomassepotential_____________________________________________________ 61. Der Wald in Südtirol________________________________________________________________ 61.1 Flächenanteil_________________________________________________________________ 61.2 Charakteristiken der <strong>Südtiroler</strong> Wälder_ __________________________________________ 71.3 Eigentumsverhältnisse: Wem gehört der Wald in Südtirol?__________________________ 101.4 Maßeinheiten in der Holz- und Forstwirtschaft____________________________________ 121.5 Holzmesskundliche Daten_____________________________________________________ 131.6 Holznutzung________________________________________________________________ 141.7 Holzmarkt_ _________________________________________________________________ 171.8 Zertifizierung der Waldbewirtschaftung__________________________________________ 182. Einkauf und Verarbeitung der Biomasse in Südtirols Sägewerken_ ________________________ 193. Verarbeitung, Abtransport und Anlieferungssysteme der Biomasse________________________ 234. Kostenkalkulation und Preise der Biomasse_ __________________________________________ 27II) Energieproduktion aus Biomasse___________________________________________________________ 301. Holz/Biomasse als Energieträger_____________________________________________________ 302. Argumente <strong>für</strong> das Heizen mit Holz___________________________________________________ 323. Holzbedarf <strong>für</strong> energetische Zwecke__________________________________________________ 324. SWOT-Analyse zur Holznutzung <strong>für</strong> die Erzeugung erneuerbarer Energien___________________ 33III) Die Realisierung von Biomasse-Mikronetzen_________________________________________________ 351. Biomasse-Mikronetze: Definition_____________________________________________________ 352. Von der Idee zum Projekt___________________________________________________________ 373. Standorte und bautechnische Voraussetzungen________________________________________ 384. Betriebsmodelle __________________________________________________________________ 394.1 Durchführung in Eigenregie____________________________________________________ 404.2 Durchführung unter Mitwirkung an einer Beteiligungsgesellschaft____________________ 404.3 Public Private Partnership (PPP)________________________________________________ 424.4 Contracting_________________________________________________________________ 425. Förderungen______________________________________________________________________ 476. Gesetzliche Bestimmungen_________________________________________________________ 47IV) Pilotprojekte___________________________________________________________________________ 491. Gemeinde Welschnofen_____________________________________________________________ 491.1 Geschichte der Forstwirtschaft in der Gemeinde_ __________________________________ 501.2 Potentialerhebung zur lokalen Holzverfügbarkeit__________________________________ 511.3 Erhebung des Wärmebedarfs___________________________________________________ 531.4 Biomasse-Mikronetz „Dorfaus“_________________________________________________ 541.5 Biomasse-Mikronetz „Karerseestraße“_ __________________________________________ 581.6 Biomasse-Mikronetz „Karersee“ ________________________________________________ 592. Gemeinde Eppan__________________________________________________________________ 632.1 Allgemeine Informationen_ ____________________________________________________ 632.2 Potentialerhebung zur lokalen Verfügbarkeit______________________________________ 642.3 Erhebung des Wärmebedarfs___________________________________________________ 672.4 Technische Betrachtung und Standort der Heizzentrale_____________________________ 682.5 Wirtschaftliche Betrachtung – Festlegung der Wärmetarife__________________________ 682.6 Zusammenfassende Betrachtung_______________________________________________ 74Handlungsstrategien________________________________________________________________________ 75Anhang: Checklisten und Handlungsleitpläne___________________________________________________ 785


1.2 Charakteristiken der <strong>Südtiroler</strong> WälderDie Hauptbaumarten SüdtirolsDie Fichte spielt in Südtirol die Hauptrolle und ist mit einem Anteil von 60 % die häufigste Baumart. Amzweithäufigsten kommt die Lärche mit einem Anteil von 19 % vor. Die Kiefer ist in der montanen Höhenstufeweit verbreitet und erreicht einen Anteil von 10 %. Die Zirbe dominiert in der hochsubalpinen Höhenstufe inden Zirbenwäldern und Lärchen-Zirbenwäldern mit einem Gesamtanteil von 6 %. Die Tanne (3 %) beschränktsich auf die Fichten-Tannenwälder und Fichten-Tannen-Buchenwälder in der montanen Höhenstufe.Das Laubholz nimmt in Südtirol einen Volumenanteil von nur 2 % ein und konzentriert sich auf die kollineund submontane Höhenstufe. Die häufigsten Laubholzarten sind Buche, Hopfenbuche, Flaumeiche undMannaesche.Abbildung 2: Die Hauptbaumarten SüdtirolsQuelle: Interne Daten der Abteilung Forstwirtschaft 32, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, 2011Abbildung 3: Der MischungsgradQuelle: INFC – Le stime di superficie - CFS – Ispettorato Generale, CRA - ISAFA, Trento, 2007WaldgesellschaftenMit einem Anteil von 52 % überwiegen die Fichtenwälder in Südtirol. Die Fichte fühlt sich in Höhen zwischen800 und 1400 m am wohlsten, besonders auf Nordhängen. Die Fichte ist anspruchslos und wird wegen ihresbegehrten, geradschaftigen Holzes und ihrer hohen Massenleistung auch bewusst gefördert.Die lichthungrige, kälteharte Lärche ist mit 18 % die zweithäufigste Baumart in Südtirol. Sie wird wegen ihreswertvollen Holzes geschätzt.Die Zirbe ist der höchststeigende Baum des Alpenraumes. Sie kommt vorwiegend in Seehöhen von 1500 bis2200 m vor.7


Abbildung 4: Die Waldgesellschaften SüdtirolsQuelle: INFC – Le stime di superficie - CFS – Ispettorato Generale, CRA - ISAFA, Trento, 2007Abbildung 5: Betriebs- und BehandlungsartQuelle: INFC – Le stime di superficie - CFS – Ispettorato Generale, CRA - ISAFA, Trento, 200795 % der <strong>Südtiroler</strong> Wälder fallen in die Kategorie „Hochwald“. Darunter versteht man eine Waldform, beider die einzelnen Stämme nur aus Kernwüchsen entstehen. Als Kernwuchs bezeichnet man einen Baum, derim Gegensatz zu einem Stockausschlag aus einem Samen gewachsen ist. Kernwüchse wachsen zu hohen Individuenheran, deren Form und Vitalität den Bäumen in Stockausschlagswäldern tendenziell überlegen ist.Niederwald ist die Bezeichnung <strong>für</strong> eine Waldbewirtschaftungsform <strong>für</strong> Bestände aus stockausschlagfähigenBaumarten. Niederwälder entstanden in der Eisenzeit, indem Bäume wiederholt gefällt wurden und sich soeine regenerationsfähige Vegetation durchsetzte.8


Abbildung 8: Gesamtwaldflächenverteilung nach ErtragsartQuelle: Interne Daten der Abteilung Forstwirtschaft 32, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, 2011Ungefähr ein Drittel des <strong>Südtiroler</strong> Waldes ist Schutzwald. Die Nachfrage nach der schützenden Wirkung desBergwaldes steigt durch zunehmende Siedlungs- und Wirtschaftstätigkeit innerhalb des begrenzten Siedlungsraumes.1.3 Eigentumsverhältnisse: Wem gehört der Wald in Südtirol?Über 60 % des <strong>Südtiroler</strong> Waldes sind in Privatbesitz (Einzelprivatwald und privates Miteigentum), wobei derEinzelprivatwald mit 53 % dominiert. Öffentliche Körperschaften (Fraktionen und Gemeinden) sind mit 28 %die zweithäufigste Eigentumskategorie. Private Körperschaften wie Interessentschaften und Nachbarschaftenverfügen über 7 % der Waldfläche. Die Körperschaftswälder kommen in Südtirol hauptsächlich im rätoromanischenSiedlungsraum vor, wie im Vinschgau und in den ladinischen Tälern.Die Landesforste, die vom Landesbetrieb <strong>für</strong> Forst- und Domänenverwaltung und Land- und ForstwirtschaftlichenVersuchszentrum Laimburg bewirtschaftet werden, nehmen einen Anteil von 1 % ein. 2 % der Waldflächesind im Eigentum der Kirche.Unter den insgesamt 23.000 Waldbesitzern sind etwa 18.000 bäuerliche Betriebe. Die große Anzahl derWaldbesitzer und die geringe durchschnittliche Besitzfläche erschweren die Bewirtschaftung der <strong>Südtiroler</strong>Wälder.Tabelle 1: Waldeigentümer in SüdtirolWaldeigentümerAnzahlEinzelprivate 18.534Private Miteigentümer 3.619Interessentschaften 436Kirche 255Öffentliche Körperschaften 519Landesforst 2Insgesamt 23.36510


Abbildung 9: Waldeigentümer in SüdtirolQuelle: Interne Daten der Abteilung Forstwirtschaft 32, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, 2011Tabelle 2: Anzahl und Größe der WaldbetriebeAnzahl % Waldbetriebsgröße9.298 40 % Zwischen 0 und 2,5 ha4.145 18 % Zwischen 2,6 und 5,0 ha4.021 17 % Zwischen 5,1 und 10,0 ha4.048 17 % Zwischen 10,1 und 25,0 ha1.235 5 % Zwischen 25,1 und 50,0 ha351 2 % Zwischen 50,1 und 100,0ha142 1 % Zwischen 100,1 und 250,0 ha52 0,2 % Zwischen 250,1 und 500,0 ha45 0,2 % Zwischen 500,1 und 1.000,0 ha28 0,1 % < 1.000,1 ha23.365Quelle: Interne Daten der Abteilung Forstwirtschaft 32, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, 2011Wie aus Tabelle 2 hervorgeht, beträgt die durchschnittliche Waldfläche je Betrieb weniger als zehn Hektar.Über die Hälfte der Betriebe besitzt sogar nur fünf Hektar Wald.Auch die Körperschaftswälder – 28 Prozent der Waldfläche – sind nicht sehr groß. 113 Hektar beträgt diedurchschnittliche Betriebsgröße.11


1.4 Maßeinheiten in der Holz- und ForstwirtschaftÜbliche Maßeinheiten in der Forst- und Holzwirtschaft sind Festmeter (fm) <strong>für</strong> Rundholzsortimente undRaummeter (rm) <strong>für</strong> geschichtetes Holz bis 2 m Länge. Für kleinstückiges, lose geschüttetes Holz (z. B.Hackgut) wird der Begriff Schüttraummeter (Srm) verwendet.• 1 Vorratsfestmeter (Vfm) ist die Maßeinheit <strong>für</strong> einen Kubikmeter feste Holzmasse mit Rinde. DieseMaßeinheit wird vorwiegend bei Schätzungen und Berechnungen z. B. des Holzvorrates eines stehendenBaumes, eines stehenden Waldes oder des Baumbestandes verwendet.• 1 Festmeter (fm) ist die Maßeinheit <strong>für</strong> einen Kubikmeter feste Holzmasse ohne Luftzwischenräume imgeschlägerten Zustand.• 1 Raummeter (rm) ist die Maßeinheit <strong>für</strong> geschichtetes Holz, das unter Einschluss der Luftzwischenräumeein Gesamtvolumen von einem Kubikmeter erreicht.• 1 Schüttraummeter (Srm) ist die Maßeinheit <strong>für</strong> zerkleinertes, geschüttetes Holz(z. B. Hackgut, Sägespäne, Stückholz), das inklusive der Luftzwischenräume ein Gesamtvolumen voneinem Kubikmeter erreicht.• 1 Atro-Tonne absolut trockenes Holz (atro) ist die Maßeinheit <strong>für</strong> die (rechnerisch ermittelte) Masse beieinem Wassergehalt von 0 %.Der Endpunkt der natürlichen Trocknung ist der Zustand „lufttrocken“ (lutro). Der Wassergehalt beträgt15 % bis 20 %.Generell gelten folgende Umrechnungsfaktoren <strong>für</strong> gebräuchliche Brennholzsortimente:1 fm Rundholz = 1,4 rm Schichtholz = 2,5 Srm HackschnitzelAllerdings handelt es sich hierbei um Richtwerte, die je nach Schichtung, Korngröße und Verdichtung beimTransport schwanken können.Nachdem in den nachfolgenden Kapiteln immer wieder von den Begriffen „Holzauszeige“, „Holznutzung“und „Hiebsatz“ die Rede ist, werden an dieser Stelle die genannten Begriffe erläutert.» Holzauszeige: Bei der Holzauszeige werden jene Bäume gekennzeichnet, die genutzt werden können.Dabei werden die Anzahl der Bäume und die Holzmenge aufgenommen. Die Holzauszeige wird vomForstpersonal nach verschiedenen Kriterien durchgeführt. So wird eine Übernutzung verhindert.» Holznutzung: Die Angaben zur Holznutzung beschreiben die geerntete Holzmenge. Das Holz wurde zuvorvom Forstpersonal ausgezeigt. Die effektiv genutzte Menge wird zwar nicht erhoben, es wird jedochangenommen, dass die ausgezeigte Holzmenge auch der Holznutzung entspricht.» Hiebsatz: Der Hiebsatz ist das Planungsinstrument <strong>für</strong> eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder undwird über einen Zeitraum von zehn Jahren definiert. Es wird also vorab <strong>für</strong> eine Planungsperiode vonzehn Jahren eine Holzmenge definiert, die im Sinne der Nachhaltigkeit geerntet werden kann.Wälder mit einer Größe von mehr als hundert Hektar müssen nach einem Waldbehandlungsplan bewirtschaftetwerden, der alle zehn Jahre erneuert wird. Die forstliche Betriebsplanung sorgt damit da<strong>für</strong>, dassdie Holznutzung bzw. die geerntete Holzmenge den Hiebsatz im Zehn-Jahres-Zeitraum nicht überschreitet.Die im Waldbehandlungsplan beinhalteten Vorschriften regeln die waldbauliche Behandlung der Wälder, dasAusmaß der Nutzung, Waldverbesserungsmaßnahmen aber auch Maßnahmen zum Biotopschutz.Für Wälder mit einer Fläche unter hundert Hektar sind Waldkarteien vorgesehen, die ihre Bewirtschaftungund Nutzung regeln.12


1.5 Holzmesskundliche DatenDie Vermessung von Bäumen hat zum Ziel, den Stand und die Veränderung des Wachstums von Einzelbäumensowie von Baumpopulationen zu dokumentieren. Die Messungen umfassen im Wesentlichen das Alter,die Dicke, Höhe, das Maß und die Volumen von Bäumen sowie die durchschnittliche Wuchsleistung einesWaldes. In der nachfolgenden Tabelle sind die wichtigsten holzmesskundlichen Kennzahlen des <strong>Südtiroler</strong>Waldes angeführt:Tabelle 3: Holzmesskundliche Daten des <strong>Südtiroler</strong> WaldesWaldfläche386.689 haVorratVfm* Vfm/ha *105.188.527 312Anzahl BäumeNr.Nr./ha297.734.742 884ZuwachsVfm* Vfm/ha *1.856.437 5,5TotholzVfmVfm/ha4.177.416 12,4HiebsatzVfm **Rm626.780 36.607Quelle: Agrar- und Forstbericht 2011, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, 2012Laut nachfolgender Berechnung sind in Südtirols Wäldern oberirdisch über 100 Millionen Tonnen CO 2 gebunden:Gesamtbaummasse in Südtirol (oberirdisch) 55.213.115 Mg(= 164 Mg/ha)1 Mg Baummasse = 0,50 Mg(Kohlenstoff )Oberirdischer Gesamtkohlenstoffim <strong>Südtiroler</strong> Wald= 27.606.557 Mg(= 82 Mg/ha)Umrechnungsfaktor CO 2 /C = 3,67Gesamt oberirdische Kohlendioxidmenge[C0 2 ] im <strong>Südtiroler</strong> Wald= 101.316.066 Mg(= 301 Mg/ha)Quelle: MIPAAF/CRA-ISAFA Nationale Forstinventur und Inventur der forstlichen Kohlenstoffsenken [INFC] sowie Auszug aus forstlicherLandesdatenbank, 2009*: Angaben beziehen sich auf >= 4,5 cm Brusthöhendurchmesser**: Angaben beziehen sich auf >= 17,5 cm BrusthöhendurchmesserMg = Megagramm = Tonne13


LaubholzNutzungendavonunter 17,5cm Bdh über 17,5cm Bdh Gesamt Brennholz (%) Nutzholz (%)Bergahorn 0 0 26 22 26 22 73 27 0 0Bergulme 0 0 6 9 6 9 100 0 0 0Birke 394 24 355 118 749 142 23 76 1 0Buche 1.721 185 4.571 3.435 6.292 3.620 29 65 5 1Eberesche 0 0 1 1 1 1 0 100 0 0Eiche 118 66 71 104 189 170 6 81 12 1Erlen 2.943 384 770 266 3.713 650 58 42 0 0Esche 44 3 92 52 136 55 13 75 13 0Flaumeiche 0 48 6 171 6 219 6 94 0 0Grauerle 248 41 596 396 844 437 65 35 0 0Hainbuche 0 0 67 47 67 47 34 60 6 0Hopfen-buche 0 233 76 54 76 287 18 82 0 0Kastanie 580 70 1.961 1.251 2.541 1.323 7 51 17 26Kirsche 10 0 34 16 44 16 42 58 0 0Laubholz 8.507 2.412 9.590 7.605 18.097 10.017 32 66 1 1Linde 0 0 22 23 22 23 4 61 35 0Mannaesche 0 34 0 0 0 34 0 0 0 0Nussbaum 0 0 9 10 9 10 0 70 30 0Pappel 123 6 304 261 427 267 31 68 0 1Robinie 22 34 46 165 68 199 4 93 0 3Schwarzerle 591 49 971 260 1.562 309 16 81 0 3Stieleiche 0 0 25 16 25 16 19 63 19 0Trauben-eiche 9 1 8 2 17 3 0 100 0 0Weiden 48 3 25 9 73 12 25 75 0 0Zitterpappel 35 2 221 119 256 121 8 92 0 0Gesamt 15.393 3.596 19.853 14.413 35.246 18.009 30 65 3 3Anzahl Vfm Anzahl Vfm Anzahl Vfm VerkaufEigengebr.VerkaufEigengebr.NutzungendavonInsgesamtunter 17,5cm Bdh über 17,5cm Bdh Gesamt Brennholz (%) Nutzholz (%)Anzahl Vfm Anzahl Vfm Anzahl Vfm VerkaufEigengebr.VerkaufEigengebr.Nadelholz 209.923 21.196 740.376 768.681 950.299 789.876 10 14 66 9Laubholz 15.393 3.596 19.853 14.413 35.246 18.009 30 65 3 3Insgesamt 225.316 24.791 760.229 783.094 985.545 807.885 10 16 65 9Quelle: Agrar- und Forstbericht 2011, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, 2012* Bhd = Brusthöhendurchmesser15


1.7 HolzmarktIm Jahr 2011 wurden in Südtirol insgesamt 31.326 Vfm Holz über öffentliche Versteigerungen verkauft. Dabeinimmt der Anteil des am Stock verkauften Holzes immer mehr zu und erreicht momentan bereits 60 % dergesamten versteigerten Holzmasse. Der Durchschnittspreis bei diesen Stockverkäufen lag bei 63,36 Eurobzw. 72,00 Euro <strong>für</strong> das Sägerundholz. Somit konnte im Vergleich zu 2010 ein um 9,2 % höherer Preis erzieltwerden. Die Stockpreise unterliegen großen Preisschwankungen und hängen auch davon ab, wo sich dereinzelne Waldstandort befindet und ob im Los sehr schönes Holz oder auch Baumarten wie Lärche und Zirbeenthalten sind.Der Trend zum vermehrten Stockverkauf ist auch ein Zeichen da<strong>für</strong>, dass die öffentlichen Verwaltungen denAufwand und vor allem das Risiko beim Schlägern scheuen und deshalb bevorzugt das Holz am Stock verkaufen.Die Käufer ihrerseits bekommen die Ware günstiger und können zudem den Schlägerungstermin unddie Sortimente selbst wählen.Abbildung 12: Entwicklung der Holzpreise 2001 - 2011Quelle: Agrar- und Forstbericht 2011, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, 2012Tabelle 5: Entwicklung der Holzpreise 2001 – 2011 (Angaben in F)Jahr 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011Sägerundholz Fichte 89,01 97,12 86,00 87,40 82,29 96,11 97,60 92,22 99,96 95,92 110,12Sägerundholz Lärche 116,85 119,19 100,00 94,00 114,48 105,10 112,25 130,00 131,00 128,94 125,10Sägerundholz Zirbe 136,02 156,87 149,00 124,00 112,13 143,70 162,04 184,00 160,00 170,81 170,05Verpackungsholz 62,55 61,68 60,62 60,35 67,69 69,02Schlägerung u. Rückung 28,00 28,50 30,59 33,00 30,00 31,05 32,68 31,34 32,70 33,12 33,02Quelle: Agrar- und Forstbericht 2011, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, 2012Nach wie vor ist das Fichtenrundholz das am häufigsten verkaufte Sortiment in Südtirol. Im Jahr 2011 wurden7.959 m 3 versteigert, wobei ein Durchschnittspreis von 110,12 Euro erzielt wurde (Sägerundholz: Mittendurchmesser>24 cm; 4m). Dieser lag nochmals 8,7 % über dem Wert von 2010. Die Durchschnittspreise vonLärchensägerundholz und Zirbe blieben auf dem Niveau von 2010 und lagen bei 125,10 Euro pro Festmeterbei der Lärche und bei 170,00 Euro pro Festmeter bei der Zirbe.Die Abbildung 12 zeigt die Preisentwicklung des Sägerundholzes sowie des Emballagenholzes bei den öffentlichenVersteigerungen. Im Jahre 2011 wurden 7.959 fm Rundholz und 2.355,72 fm Verpackungsholz versteigert.Insgesamt hat sich der Rundholzmarkt gegenüber 2010 nochmals verbessert und die Preise lagen imvergangenen Jahr so, dass sich die Waldwirtschaft auf jeden Fall rentiert. Auch das Verpackungsholz erzielte17


mit 69,02 Euro mehr als 2010, was wiederum auf einen positiven Exportmarkt hinweist.Anders hingegen ist die Lage auf dem Schnittholzmarkt, der in Südtirol nach wie vor angespannt bleibt.Derzeit gibt es etwa 150 heimische Sägewerke, wobei 50 davon im Nebenerwerb geführt werden.Die Kosten der Bringung des Rundholzes vom Wald bis zum Lagerplatz schlagen mit durchschnittlich 33,02Euro (14,52 Euro pro Festmeter <strong>für</strong> die Schlägerung und 18,50 Euro <strong>für</strong> den Transport zum Verkaufsort) zuBuche. Die Berechnung erfolgte auch hier über den Durchschnittswert aller von den öffentlichen Verwaltungenmitgeteilten Spesen.Die Preise <strong>für</strong> Pellets und auch Hackschnitzel steigen weiterhin. Neben den großen <strong>Südtiroler</strong> Fernheizwerkenwerden auch Heizanlagen von Privathäusern und Hotelbetrieben mit Energieholz beliefert. Der Preis<strong>für</strong> waldfrisches Hackgut ohne Rinde lag bei 21,00 Euro/rm frei Werk. Für trockene Hackschnitzel wird etwa25 % mehr bezahlt.Derzeit sind in Südtirol rund 2.000 mittelständische Betriebe in der Holzbe- und Holzverarbeitung tätig, fast10.000 Menschen finden in diesem Bereich Arbeit.1.8 Zertifizierung der WaldbewirtschaftungWeltweit sind ungefähr 300 Millionen Hektar Wälder zertifiziert. Diese Fläche entspricht nur8 % der gesamten Waldfläche. Die weltweit verbreitetsten Waldzertifizierungssysteme sind FSC und PEFC.» FSC (Forest Stewardship Council): Das Zertifizierungssystem wurde im Jahr 1993 gegründet und umfasstrund 100 Millionen Hektar Waldfläche weltweit.» PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification schemes): Es handelt sich um das derzeitweltweit verbreitetste Zertifizierungssystem. Rund zwei Drittel der weltweit zertifizierten Waldfläche (200Millionen Hektar) sind nach diesem System zertifiziert.Durch die Zertifizierung der Waldbewirtschaftung kann ein Waldbesitzer nachweisen, dass er einen nachvollziehbarenQualitätsstandard bezüglich Umwelt sowie sozialen und wirtschaftlichen Leistungen bei derBewirtschaftung seines Waldes erreicht hat. In den gegenwärtig zur Anwendung kommenden Zertifizierungssystemenerfolgt dieser Nachweis in Anlehnung an international anerkannte Standards durch eine unabhängigeund unparteiische Zertifizierungsstelle.In Südtirol hat der <strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernbund</strong>, welcher den Großteil der <strong>Südtiroler</strong> Waldbesitzer vereinigt, mitUnterstützung der Abteilung Forstwirtschaft die Zertifizierung der von seinen Mitgliedern bewirtschaftetenWälder nach den Standards des PEFC beantragt. Im Jahr 2004 hat die Gruppe das Zertifikat erhalten undim Jahr 2012 die Verlängerung <strong>für</strong> das Jahr 2013. Bis Jahresende 2012 wurden 1.918 Logos an private undöffentliche Waldbesitzer verteilt, welche gemeinsam über einen jährlichen Hiebsatz von 249.028,5 Vfm anzertifiziertem Holz verfügen.Durch die Zertifizierung wird das heimische Holz auf dem Markt bewertet. Somit gibt man auch den kleinenWaldbesitzern in unserer Provinz die Möglichkeit, Holzware mit international anerkanntem Nachhaltigkeitssiegelanzubieten. Sägewerke und Holzhändler, die schon heute zertifiziertes Holz nachfragen, können diesesnun auch auf dem heimischen Holzmarkt finden.18PEFC - Logo der Waldzertifizierung in Südtirol


2. Einkauf und Verarbeitung der Biomasse in Südtirols SägewerkernUm das Potential <strong>für</strong> den Bau von Biomasse-Mikronetzen in Südtirol zu analysieren, hat die Genossenschaftder <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker (GSS) im Jahr 2011 anhand eines fünfteiligen Fragebogens eine Erhebung unterihren insgesamt 26 Mitgliedern durchgeführt.Der erste Teil der Befragung bezog sich auf allgemeine Informationen über den einzelnen Mitgliedsbetriebund die Zufriedenheit des Unternehmers in Bezug auf die aktuelle Marktsituation. Der zweite Teil befasstesich mit dem Holzeinkauf der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerke (z. B. Herkunft und Art des eingekauften Holzes). Imdritten Teil wurden Informationen zur Verarbeitung des eingekauften Holzes und der anfallenden Restholzprodukteabgefragt. Die Meinung der Unternehmer zum Biomasse-Mikronetz-Kooperationsmodell war Hauptbestandteildes vierten Teils der Umfrage, während im fünften und letzten Teil das Kooperationspotentialder GSS abgefragt wurde.Insgesamt nahmen knapp 90 % der GSS-Mitglieder an der Studie teil.Abbildung 13: Wie zufrieden sind Sie mit der allgemeinen Situation in der Branche?Quelle: Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker, Bozen, 2011Aus der Studie der Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker geht hervor, dass die Mitgliedsbetriebe inBezug auf die Mitarbeitersituation im Wesentlichen zufrieden sind, mit der Marktlage insgesamt aber nicht:Nur etwa ein Fünftel der Betriebe ist mit der allgemeinen Situation in der Branche zufrieden.Abbildung 14: Welche Holzarten werden eingekauft?Quelle: Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker, Bozen, 2011Die Holzart, die in Südtirol am häufigsten gekauft wird, ist die Fichte (67 %). Danach folgt mit 26 % dieLärche, Kiefer und Zirbe machen 3 % und 2 % des Holzeinkaufs aus. Die restlichen 2 % teilen sich Ahorn,Linde, Esche und Tanne. Die befragten Betriebe beziehen ihr Holz großteils aus Südtirol.19


Abbildung 15: Wo kaufen Sie Ihr Holz ein? Geben Sie bitte an, wie viel Prozent des gesamten Einkaufes aufdie angeführten Gebiete entfällt.Quelle: Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker, Bozen, 2011In den meisten Fällen wird das Holz im Wald von handwerklichen Holzschlägerungsunternehmen geschlägert. In39 % der Fälle übernimmt der Waldbesitzer selbst die Verarbeitung im Wald. Der eigene Betrieb verarbeitet dasHolz im Wald nur in 8 % der Fälle. Der Maschinenring oder andere Betriebe sind jeweils nur mit 1 % genannt.Abbildung 16: Durch wen erfolgt die Verarbeitung im Wald? Geben Sie an, wie viel Prozent auf die einzelneKategorie fallen.Quelle: Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker, Bozen, 2011In fast drei Viertel der Fälle sind <strong>für</strong> die Zulieferung des eingekauften Holzes Frächter bzw. Transportunternehmenverantwortlich. Fast ein Viertel der Zulieferungen erfolgt durch den Waldbesitzer, die restlichenTransporte führt der eigene Betrieb selbst durch. Der Maschinenring oder die handwerklichen Holzschlägerungsunternehmensind an der Zulieferung des eingekauften Holzes nicht beteiligt.Abbildung 17: Durch wen erfolgt die Zulieferung des Holzes?20Quelle: Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker, Bozen, 2011


Die durchschnittlichen Kosten <strong>für</strong> Schlägerung und Zulieferung im Verhältnis zur Stockware variieren rechtstark, da viele Einflussfaktoren wie die Holzart oder die Herkunft des Holzes eine Rolle spielen. Die Abbildung18 zeigt jedoch, dass so gut wie alle Angaben in den Bereich zwischen 20 % und 40 % des Preises derStockware fallen. Die größte Häufigkeit haben Werte um 32 %. In absoluten Zahlen, d. h. in Euro, wurden dieKosten <strong>für</strong> die Schlägerung mit durchschnittlich 30 Euro und <strong>für</strong> den Transport mit ca. 8 Euro pro Festmeterangegeben. Insgesamt resultiert dies in durchschnittliche Kosten <strong>für</strong> Schlägerung und Zulieferung im Bereichzwischen 32 und 42 Euro.Abbildung 18: Geben Sie bitte die durchschnittlichen Kosten <strong>für</strong> Schlägerung und Zulieferung im Verhältniszur Stockware an.Quelle: Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker, Bozen, 2011Viele Sägewerker zeigen sich besorgt über die Preisentwicklung des Rohholzes. Der Großteil (75 %) desHolzes wird im geschlägerten Zustand gekauft. Nur ca. ein Drittel des Einkaufsvolumens wird über Zwischenhändlerbezogen.Fast die Hälfte der Betriebe hat eine betriebsinterne Zweitverarbeitung, der Anteil an Restholz beträgt imDurchschnitt rund 30 %. Zwei Drittel des Restholzes werden in Form von Hackschnitzeln verkauft, weiters inForm von Sägemehl, Spreisl und Spänen. Diese Restholzprodukte werden zu rund 60 % an Fernheizwerkeverkauft, der verbleibende Teil wird <strong>für</strong> den Eigenverbrauch genutzt oder an Händler und Private weiterverkauft.Abbildung 19: Welche Restholzprodukte entstehen?Quelle: Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker, Bozen, 201121


Abbildung 20: An wen werden die Restholzprodukte verkauft?Quelle: Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker, Bozen, 2011Die Preise <strong>für</strong> die verschiedenen Restholzprodukte schwanken je nach Gebiet. Die nachfolgende Tabelle fasstalle Preise zusammen:Tabelle 6: Preise der Restholzprodukte (Stand 2011)Restholzprodukt Median Durchschnitt Minimum MaximumHackschnitzel 19 f 19 f 16 f 27 fSägemehl 10 f 11 f 8 f 15 fRinde 19 f 19 f 19 f 19 fSpreisl 11 f 12 f 15 f 22 fQuelle: Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker, Bozen, 2011In Bezug auf die Preisentwicklung der Restholzprodukte erwarten die Befragten mehrheitlich eine Preissteigerung.Insbesondere die Preise <strong>für</strong> Hackschnitzel werden in den nächsten Jahren laut Einschätzung derMitgliedsbetriebe steigen.22


3. Verarbeitung, Abtransport und Anlieferungssysteme der BiomasseDieser Abschnitt befasst sich mit der Verarbeitung der Biomasse vor Ort, dem Abtransport und den verschiedenenAnlieferungssystemen zur Heizzentrale des Biomasse-Mikronetzes. Die Inhalte wurden von der<strong>Südtiroler</strong> Agrar Maschinenringservice GmbH (SAM) im Rahmen einer Studie erarbeitet.Die SAM ist das gewerbliche Tochterunternehmen des <strong>Südtiroler</strong> Maschinenrings und erledigt Dienstleistungenwie die Grünraumpflege, Baumpflege, Garten- und Landschaftsgestaltung, den Winterdienst sowie dieTätigkeiten in der gesamten Waldbewirtschaftung.Grundsätzlich empfiehlt die SAM, südtirolweit drei Lagerplätze <strong>für</strong> Hackschnitzel zu errichten. Diese Lagerplätzesollten gleichmäßig im Land verteilt sein, damit die Transportspesen so gering wie möglich ausfallen.Im Idealfall sollten ein Lagerplatz im Vinschgau in der Gegend von Schlanders, ein weiterer in der Gegendvon Terlan und ein dritter im Eisacktal in der Gegend von Brixen errichtet werden.Quelle: <strong>Südtiroler</strong> Agrar Maschinenringservice GmbH, Bozen, 2011Um qualitativ hochwertiges Hackgut zu erzeugen, sollte das Ausgangsmaterial spätestens im Winter vor derVerarbeitung geerntet werden. Die Hackschnitzel sollten auf den Lagerplätzen 6-8 Monate gelagert werden,um eine ausreichende Trocknung zu gewährleisten. Zum Zeitpunkt des Hackens im Spätsommer sollte derWassergehalt bei maximal 25 % bis 30 % liegen. Durch die Reduzierung des Wassergehalts wird der Heizwertder Hackschnitzel deutlich gesteigert (siehe Tabelle 7).Qualitativ hochwertiges Hackgut kann nur aus optimalen Ausgangsmaterialien mit einem Mindestdurchmesservon fünf Zentimetern hergestellt werden. Bei geringeren Durchmessern fällt mehr Asche an, was sichnachteilig auf den Bedienungskomfort auswirkt. Faules und modriges Holz, verschmutztes Holz, Abbruchholzoder Strauchwerk mit dünnen Ästen ist als Ausgangsmaterial <strong>für</strong> die Herstellung von hochwertigem Hackgutzur Befeuerung von kleineren Hackgutheizungen nicht geeignet.Verarbeitung der Hackschnitzel vor OrtEs gibt verschiedene Möglichkeiten, Hackgut vor Ort zu produzieren.Nachfolgend die gängigsten Maschinen und Geräte <strong>für</strong> die Hackschnitzelproduktion:TrommelhackerDer Trommelhacker ist <strong>für</strong> Stammholz und Astholz geeignet. Die Ab-23


messungen sind überschaubar im Vergleich mit einem Scheibenhäcksler bei gleichen Stammholzmaßen.Dadurch ist er flexibel <strong>für</strong> den mobilen Einsatz. Mit einer offenen Trommel wird das Material besser gehacktals mit einer geschlossenen. Eine offene Trommel kann das Schnitzelmaterial nicht auswerfen, sodass zusätzlichemechanische Teile wie z. B. ein Wurfrad eingesetzt werden.ScheibenhackerDie Hackmaschinen sind als Anbaugeräte <strong>für</strong> eine Dreipunktaufnahme bei Traktorenoder auf einem Fahrgestell erhältlich. Der Antrieb der Zerkleinerer erfolgtwahlweise über Zapfwelle oder Aufbaumotor. Der Auswurf ist schwenk- und umklappbar.Je nach Leistung lassen sich Stämme bis 400 mm verarbeiten, wobei diebreite Einzugsöffnung die Arbeit wesentlich erleichtert. Verarbeitet werden könnenSchwachhölzer, Durchforstungs- und Stammhölzer, Hecken, Sträucher, Säge- undHolzabfälle (Latten, Kantstücke, Schwarten). Scheibenhacker sind mobil einsetzbarund haben einen niedrigen Verschleiß sowie geringe Betriebskosten.Hacker-LKW-AufbauDer Hacker 8010 C erzeugt bis zu 320 Schüttraummeter Hackgut proStunde. Ob sperriges Astwerk oder massives Stammholz, dank desaktiven Einzugssystems und der großen, offenen Hacktrommel mitden massiven Messern kein Problem. In der LKW-Variante bietet dieKabine des Ladekrans optimale Übersicht. Mittels Hydrodrive sindauch steile Wege möglich, bei Bedarf wird das Track-Kettenlaufwerkeingesetzt.Hacker Traktor gezogenEs handelt sich um einen traktorbetriebenen Trommelhacker<strong>für</strong> Stammholz und Strauchwerk.Für den Abtransport der Hackschnitzel sind mehrere Varianten möglich:Traktor mit HängerMaße: Länge: 6,5 m, Breite: 2 m, Höhe 2,5 mFassungsvermögen: ca. 30 SrmAbladen: KipperLKW 3-AchserMaße Ladungsfläche:Länge 6 m, Breite: 2,45 m, Höhe 2,7 mFassungsvermögen: ca. 40 SrmAbladen: Kipper24


LKW mit HängerMaße Ladungsfläche:- Länge 6 m, Breite: 2,45 m, Höhe: 2,7 m- Länge 7 m, Breite: 2,45 m, Höhe: 2,7 mFassungsvermögen: ca. 87 SrmAbladen: KipperSattelzugMaße Ladungsfläche:- Länge: 13 m, Breite: 2,45 m, Höhe: 3 mFassungsvermögen: ca. 95 SrmAbladen: Schubboden, KipperLieferung der HackschnitzelEin kundenfreundliches und komfortables System <strong>für</strong> die Lieferung von Hackgut zum Lagerraum von Biomasse-Mikronetzenist eine wesentliche Voraussetzung bei der Installation einer Nahwärmeanlage. Oft ist esdie Rohstoffversorgung bzw. damit verbunden das erhöhte Verkehrsaufkommen, welche große Hindernisse<strong>für</strong> die Entscheidung zur Realisierung eines Biomasse-Mikronetzes darstellen. Bei Wohngebäuden, bei denendie Heizzentrale bzw. der Lagerraum im Gebäude selbst untergebracht sind, ist aufgrund eingeschränkterZufahrtsmöglichkeiten ein Abkippen des Hackgutes nicht möglich, da der Traktor mit dem Anhänger nichtnahe genug an den Lagerraum heranfahren kann. In diesem Fall gibt es die Möglichkeit, das Hackgut miteiner sogenannten „Holzpumpe“ in den Lagerraum zu befördern und somit die Einlagerung einfacher undbequemer zu gestalten.Es gibt also zwei Varianten <strong>für</strong> die Anlieferung der Hackschnitzel zum Lagerplatz bzw. Lagerraum:A) Die Hackschnitzel werden über Schläuche ins Hackschnitzellager gepumpt.B) Der LKW fährt ins Lager und kippt dort die Hackschnitzel ab.Variante AVariante BWas die baulichen Vorgaben von Lagerräumlichkeiten bei Anlagen von bestehenden Gebäuden anbelangt,so sind ein bestehender Heizraum und Kamin sowie der Lageranbau auf Kellerniveau bzw. ein bestehenderRaum mit einfacher Beschickung und Zufahrt optimal.25


Die Abbildungen 21-23 zeigen verschiedene Einbau- und Anordnungsmöglichkeiten von Lagerräumen imGebäude und deren Beschickung.Abbildung 21: Beschickung des LagerraumsOptimale BeschickungNotlösungQuelle: Regionalenergie Steiermark, Gesellschaft <strong>für</strong> erneuerbare Energiesysteme, Weiz, 2011Abbildung 22: Kellerartiger Anbau mit Körperschallschutz; einfache Beschickung über FallschachtQuelle: Regionalenergie Steiermark, Gesellschaft <strong>für</strong> erneuerbare Energiesysteme, Weiz, 201126


Abbildung 23: Einbau- und AnordnungsbeispieleQuelle: Regionalenergie Steiermark, Gesellschaft <strong>für</strong> erneuerbare Energiesysteme, Weiz, 2011Beschickung über Förderschnecke in “Offene” Hackgutaustragung (z. B.einen bestehenden Lagerraum.Scheune) wird maschinell beschickt.4. Kostenkalkulation und Preise der BiomasseIn diesem Abschnitt wird anhand verschiedener Beispiele zu Kostenkalkulationen auf die Auszahlungspreisesowie auf die Transport- und Lagerkosten von Hackschnitzeln eingegangen. Die Berechnungen und Kalkulationenwurden von der Maschinenring-Service GmbH im Rahmen einer Studie im Jahr 2011 erarbeitet.Grundsätzlich sollte der Verkauf von Hackgut nach Gewicht und mit einem garantierten Wassergehalt erfolgen,da anhand dieser objektiven Kriterien der Rohenergieinhalt errechnet werden kann. Das exakteLiefergewicht ist durch Auswiegen auf einer Brückenwaage einfach zu ermitteln. Der Wassergehalt kann mitentsprechenden Messgeräten schnell und unkompliziert bestimmt werden.Beispiel 1Rundholz wird auf einen Lagerplatz gebracht, gelagert und dann dort zu Hackschnitzeln verarbeitet. Eswird jeweils mit drei verschiedenen Beträgen bzw. Kosten gerechnet. Ziel der Rechnung ist es, die Kosten<strong>für</strong> einen Schüttraummeter Hackschnitzel zu ermitteln. Nach der Schlägerung des Holzes im Wald wird dasNutzholz vom Brennholz getrennt. Das Brennholz wird auf einen Lagerplatz gebracht und getrocknet, um denFeuchtigkeitsgehalt im Holz zu senken und somit Hackschnitzel besserer Qualität zu erzeugen.Der Bauer bzw. Waldbesitzer erhält 30,00 f (Variante 1), 35,00 f (Variante 2) bzw. 42,00 f (Variante 3) proFestmeter Brennholz. Der Transport vom Wald zum Lagerplatz wird mit 10,00 f/fm berechnet. Grundsätzlichsind die Transportkosten jedoch abhängig von der Entfernung des Waldes zum Lagerplatz. Die Finanzierungsieht einen Zinssatz von 5 % <strong>für</strong> ein Jahr vor. Die Lagerkosten <strong>für</strong> das Brennholz, d. h. die Kosten <strong>für</strong> dieLagerplatzmiete, belaufen sich in diesem Beispiel auf 1,50 f/fm. Auch diese Kosten sind abhängig von derGröße des Lagerplatzes und dessen Ausstattung.Die Kosten in Summe liegen demnach bei 43,50 f (Variante 1), 48,75 f (Variante 2) bzw. 56,10 f (Variante3) pro Festmeter. Die Umrechnung von Festmeter Rundholz in Schüttraummeter erfolgt mit dem Faktor 2,5.Ein Festmeter Rundholz entspricht somit 2,5 Srm Hackschnitzel. Die Kosten werden entsprechend durch 2,5dividiert.27


Nach der Lagerung des Brennholzes wird dieses mit einem Hacker zerkleinert und zu Hackschnitzeln verarbeitet.Die Kosten <strong>für</strong> das Hacken und den Transport zum Hackplatz werden mit insgesamt 6,00 f beziffert.Die Herstellung von einem Srm Hackschnitzel kostet also je nach Auszahlungspreis pro Festmeter Brennholz23,40 f (Variante 1), 25,50 f (Variante 2) bzw. 28,44 f (Variante 3).je fm je fm je fmAuszahlungspreis Bauer, frei Wald 30,00 f 35,00 f 42,00 fTransport Lagerplatz 10,00 f 10,00 f 10,00 fFinanzierung 1 Jahr 5 % Zinsen 2,00 f 2,25 f 2,60 fLagerkosten 1,50 f 1,50 f 1,50 fSumme 43,50 f 48,75 f 56,10 fUmrechnung in Srm 17,40 f 19,50 f 22,44 fHacken 3,00 f 3,00 f 3,00 fTransport zu Hacken 3,00 f 3,00 f 3,00 fSumme Kosten 23,40 F 25,50 F 28,44 FQuelle: <strong>Südtiroler</strong> Agrar Maschinenringservice GmbH, Bozen, 2011Beispiel 2Die Hackschnitzel werden frisch vom Wald verkauft, ohne Lagerung. Das Brennholz wird vor Ort gehackt.Der Bauer bzw. Waldbesitzer erhält hier wiederum 12,00 f (Variante 1), 14,00 f (Variante 2) bzw. 16,80 f(Variante 3) je Srm. Zuzüglich kommen noch 1,50 f/Srm <strong>für</strong> das Hacken. Die Hackschnitzel werden direkt imWald abtransportiert und verkauft, somit fallen Transportkosten zum Lagerplatz und die Lagerkosten weg.Hier ergeben sich insgesamt Kosten von 15,00 f (Variante 1), 17,00 f (Variante 2) bzw. 19,80 f (Variante 3)pro Schüttraummeter. Es handelt sich hierbei also um eine günstige Variante der Hackschnitzelproduktion.Allerdings hat das Hackgut aufgrund der fehlenden Lagerung eine geringere Qualität und erzielt somit aufdem Markt einen niedrigeren Preis.je Srm je Srm je SrmAuszahlungspreis Bauer, frei Wald 12,00 f 14,00 f 16,80 fHacken 3,00 f 3,00 f 3,00 fSumme Kosten 15,00 F 17,00 F 19,80 FQuelle: <strong>Südtiroler</strong> Agrar Maschinenringservice GmbH, Bozen, 2011Beispiel 3Ziel dieses Rechenbeispiels ist es, unter Berücksichtigung des Wassergehalts der Hackschnitzel die Kostenpro kW erzeugte Wärme zu ermitteln. Wie aus Tabelle 7 ersichtlich ist der Heizwert pro Srm abhängig vomWassergehalt. Je niedriger der Wassergehalt in den Hackschnitzeln, desto höher ist der Heizwert und somitauch die Qualität der Hackschnitzel.Rundholz wird auf einen Lagerplatz gebracht, gelagert und anschließend zu Hackschnitzeln verarbeitet. DieLagerung erfolgt einerseits einen Sommer lang bzw. über mehrere Jahre. Es werden wiederum drei Kosten-Varianten angenommen. Aus nachfolgender Tabelle geht klar hervor, dass durch die längere Lagerzeit dieKosten <strong>für</strong> die Erzeugung einer kWh pro Srm verringert werden.1 Srm Hackschnitzel Fichte = 0,4 fm Fichte1 fm Fichte = 700 kg1 Srm Hackschnitzel Fichte = 280 kgRechenbeispiel23,40 f je Srm = 0,08 f je kg bei 3,4 KWh je kg = 0,023 f28


über Sommer gelagertKosten/Srm 23,40 f 25,50 f 28,44 fKosten/kW 0,023 f 0,026 f 0,029 fmehrere Jahre gelagertKosten/Srm 23,40 f 25,50 f 28,44 fKosten/kW 0,020 f 0,023 f 0,025 fQuelle: <strong>Südtiroler</strong> Agrar Maschinenringservice GmbH, Bozen, 2011Beispiel 4Die Hackschnitzel werden frisch vom Wald verkauft, ohne Lagerung. Da hier das Brennholz bzw. die Hackschnitzelnicht gelagert und somit nicht getrocknet werden, fällt hier der kWh-Ertrag am geringsten aus.1 Srm Hackschnitzel Fichte = 0,4 fm Fichte1 fm Fichte = 700 kg1 Srm Hackschnitzel Fichte = 280 kgRechenbeispiel16,50 f je Srm = 0,058 f je kg bei 2,0 KWh je kg = 0,029 fwaldfrischKosten/Srm 16,50 f 18,50 f 21,30 fKosten/kW 0,029 f 0,033 f 0,038 fQuelle: <strong>Südtiroler</strong> Agrar Maschinenringservice GmbH, Bozen, 2011Aus den angeführten Beispielen geht hervor, dass durch die Lagerung nicht nur die Qualität der Hackschnitzelgesteigert wird, sondern auch gleichzeitig die Kosten pro kWh gesenkt werden.Quellenverzeichnis Kapitel IAbschnitt 1Auszüge aus dem „Agrar- und Forstbericht 2011“, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, 2012Abschnitt 2Erhebung der Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker, Bozen, 2011Abschnitt 3Auszüge aus der Präsentation „Biomasse-Mikronetze: Vom Landwirt zum Energiewirt“, RegionalenergieSteiermark, Gesellschaft <strong>für</strong> erneuerbare Energiesysteme, Weiz, 2011Abschnitt 4Berechnungen der <strong>Südtiroler</strong> Agrar Maschinenringservice GmbH, Bozen, 201129


Abbildung 24: Heizwert der HolzartenQuelle: Landeskammer <strong>für</strong> Land- und Forstwirtschaft Steiermark, Graz, 2009Charakteristiken der verschiedenen Holzarten• Fichte ist ein relativ schnell an- und abbrennendes Holz. Häufig wird es in Grundöfen und Vergaserkesselnverwendet. Fichtenwaldholz ist weit verbreitet und günstig zu erwerben.• Tanne brennt ähnlich schnell wie Fichte, verursacht aber durch die geringere Ausprägung von Harzblasendeutlich weniger Funkenflug. Tanne ist das klassische Brennholz des Alpenraums <strong>für</strong> offene Herdfeuer.• Kiefer und Lärche sind – bei ähnlichen Brennverhalten – von weitaus besserer Qualität, spielen aber nurlokal als Heizmittel eine Rolle.• Birke wird gerne <strong>für</strong> offene Kamine verwendet. Birkenholz brennt zwar etwas schneller ab als Buche oderEsche, aber deutlich langsamer als Nadelhölzer.• Buche hat einen recht hohen Heizwert. Der Heizwert von Buchenholz wird oft als Referenzwert im Vergleichzu anderen Hölzern verwendet. Buchenholz ist sehr begehrt und liegt daher im oberen Preisbereich.• Weißbuche ist auch in trockenem Zustand extrem schwer und hat daher, bezogen auf das Volumen, einenbesonders hohen Brennwert. Weißbuche brennt sehr lange, es ist jedoch besonders schwer zu sägenund zu spalten.• Eiche ist einsetzbar in allen Öfen wie z. B. Kachelofen, Kaminofen oder Werkstattofen. Der Heizwert istnoch etwas höher als der von Buche, und die Brenndauer ist sehr lang.31


Tabelle 8: Energielieferanten im VergleichEnergieträger Holz Heizöl ErdgasZustand:fest, Scheitholz fest, Hackschnitzel fest, Pellets flüssig gasförmigEnergieinhalt in 10 kWhGewicht in kg 2,5 kg (lufttrocken) 2 kg 0,860 kg 0,840 kgVolumen in Liter 5 Liter 12,5 Liter 3,5 Liter 1 Liter 1.000 LiterQuelle: Landeskammer <strong>für</strong> Land- und Forstwirtschaft Steiermark, Graz, 200910 kWh Energie reichen beispielsweise aus, um 700 Tassen Kaffee zu kochen.2. Argumente <strong>für</strong> das Heizen mit Holz• Die Energiegewinnung aus Holz stellt einen natürlichen Kreislauf dar. Das durch die Verbrennung oderVergasung freigesetzte Kohlendioxid entspricht der Menge an Kohlendioxid, die zuvor über das Wachstumder Pflanze gebunden wurde.• Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und bei nachhaltiger Waldnutzung eine sich immer wieder erneuerndeund CO2-neutrale Energiequelle.• Aktuell wächst in Südtirol jährlich mehr Holz nach als entnommen wird. Das Potential der Holzgewinnungohne gleichzeitige Beeinträchtigung des Holzbestandes ist bei weitem nicht ausgeschöpft.• Bei Brennholz handelt es sich um jene Holzbestände im Wald, die sonst keiner anderen Verwendungzugeführt werden können.• Die Transportwege sind kurz, dadurch wird die Umwelt geschont.• Die Lagerung von Brennholz ist problemlos.• Durch die Verwendung von heimischer Biomasse werden regionale Kreisläufe gefördert und somit Wertschöpfunggeneriert und Arbeitsplätze gesichert.• Die Verwendung von Holz <strong>für</strong> Energiezwecke erhöht beim Konsumenten das Verständnis und die Beziehungzur heimischen Natur und Umwelt.• Moderne Holzheizanlagen, die fachmännisch bedient und betreut werden, halten jedem Vergleich mitHeizungsanlagen <strong>für</strong> fossile Energieträger stand und erfüllen die geforderten Normen der Luftreinhaltungbei weitem.3. Holzbedarf <strong>für</strong> energetische ZweckeWie aus Abbildung 25 hervorgeht, benötigen die 71 Fernheizwerke in Südtirol ungefähr 1.345.000 Schüttraumeter(Srm) Hackschnitzel, was über 500.000 Festmeter Rundholz entspricht.Davon wird knapp die Hälfte (ca. 645.000 Srm) von Sägewerken und Zweitverarbeitungsbetrieben (holzverarbeitendeIndustrie) geliefert. Rund 170.000 Srm (13 %) Hackgut wird direkt von den Waldeigentümern bereitgestellt,während 530.000 Srm (39 %) Hackschnitzel importiert werden müssen. Derzeit wird mit den Fernheizwerken ca.14 % des thermischen Energiebedarfs in Südtirol gedeckt, was über 70 Millionen Liter Heizöl entspricht.Weitere 10 % der thermischen Energie werden mit den holzbetriebenen Kleinheizanlagen in Einzel- undMehrfamilienhäusern sowie Betrieben gedeckt, die mit Stückholz, Hackschnitzel, Holzabfällen, Brickets oderPellets betrieben werden. Allein der jährliche Bedarf an Energieholz übersteigt somit bei weitem den derzeitigenJahres-Holzeinschlag in Südtirol.32


Abbildung 25: Hackschnitzelbedarf der Fernheizwerke und Bereitstellung (Angaben in Srm)Quelle: Agrar- und Forstbericht 2011, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, 20124. SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken) zur Holznutzung<strong>für</strong> die Erzeugung erneuerbarer EnergienStärkenEin wesentlicher Vorteil und somit eine Stärke stellt die ganzjährige Versorgung des Rohstoffes in ausreichendemMaße, auch in Krisenzeiten, dar. Zudem ist Holz ein nachwachsender Rohstoff und somit nachhaltigverfügbar. Auch sind die Preise <strong>für</strong> Scheitholz und Hackgut relativ stabil. Holz ist ein heimischer Rohstoff, derdie lokale Wertschöpfung fördert und Land- und Forstwirten, aber auch Handwerkern und Industrie, neueTätigkeits- und Entwicklungsfelder eröffnet.Die <strong>für</strong> die Holzverarbeitung notwendigen Maschinen und Geräte sind vorhanden.SchwächenLeider werden derzeit die Holzvorräte der heimischen Wälder zu wenig genutzt, es wächst mehr Holz nachals den Wäldern entnommen wird. Die Ursachen sind unzureichende Arbeitsorganisation, großer Arbeitsaufwand,hohe Bringungskosten und wenig Arbeitskräfte. Wie bereits in Kapitel 1.3 angeführt, sind mehrals die Hälfte der Waldflächen in Südtirol in Privatbesitz. Dies bedeutet, dass eine stärkere Nutzung dieserWaldflächen mit einem hohen organisatorischen und verwaltungstechnischen Aufwand verbunden ist. Zudemgestaltet sich die Holzentnahme und -bringung aufgrund der Geländebeschaffenheit und morphologischerGegebenheiten häufig als sehr schwierig. Weiters sind <strong>für</strong> die Produktion von hochwertigem Hackgut unddessen Trocknung keine entsprechenden Lagermöglichkeiten bzw. -plätze vorhanden. Auch die Abrechnungdes Gewichtes des Hackguts bereitet aktuell Probleme. Die sinnvollste und gerechteste Art der Abrechnungberücksichtigt die Feuchtigkeit der gelieferten Ware. In Südtirol stehen derzeit aber weder Geräte <strong>für</strong> dieFeuchtigkeitsmessung des Hackgutes noch geeignete Waagen zur Verfügung.Schließlich ist auch der technische Entwicklungsgrad <strong>für</strong> die Wärme- und Stromerzeugung im Öl- und Gasbereichhöher als <strong>für</strong> vergleichbare Biomasseanlagen.33


ChancenDer technische Entwicklungsgrad kann jedoch gleichzeitig als Chance <strong>für</strong> die Wärme- und Stromerzeugungaus Biomasse gesehen werden. Gerade in Hinblick auf die steigende Umweltbelastung durch fossile Brennstoffebietet sich die verstärkte Nutzung der Biomasse als Alternative an. Auch die Verknappung und diedamit verbundene Verteuerung der fossilen Brennstoffe führen dazu, dass verstärkt erneuerbare Rohstoffe<strong>für</strong> die Energiegewinnung genutzt werden.Zudem könnten gezielte Anpflanzungen auf Grenzertragsstandorten und die Verwertung von Abfallmaterialwie z. B. Äste dazu beitragen, das Biomasseangebot zu steigern. Durch Sensibilisierungsmaßnahmen unddie Schaffung einer effizienten Organisationsstruktur <strong>für</strong> die Waldeigentümer könnte unter Einbeziehung derMaschinenring-Service das Biomasse-Potential wesentlich gesteigert werden. Auch die Steigerung der Qualitätdes Hackgutes birgt Chancen: Trockenes und sauberes Hackgut hat einen wesentlich besseren Brennwert,bei entsprechenden Preisen könnte eine Vortrocknung des Holzes bzw. Hackgutes interessant werden.Sofern die Bringungs- und Durchforstungsprämien auf EU-Ebene auch mit der neuen Förderperiode aufrechtbleiben, sind Durchforstungen und die Holzbringung, selbst in schwieriger zugänglichen Gegenden, durchwegsrentabel.RisikenDie Umstellung bzw. verstärkte Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen birgt jedoch auch Risiken.Sobald die Nachfrage nach Holz bzw. Biomasse das Angebot aus den heimischen Wäldern übersteigt,müssen diese Rohstoffe aus dem Ausland importiert werden, was aus Umweltaspekten wenig sinnvoll erscheint.Hinzu kommt, dass die verstärkte Nachfrage zu Preissteigerungen führt. Die Auswirkungen dieserEntwicklung betreffen nicht ausschließlich den Energiesektor, sondern unmittelbar auch das Handwerk bzw.die Industrie (z. B. Baubranche, Möbelsektor…).Quellenverzeichnis Kapitel IIAbschnitt 1Auszüge aus dem Informationsblatt „Land- und Forstwirte als Wärmeversorger“, Landeskammer <strong>für</strong>Land-und Forstwirtschaft Steiermark, Graz, 2007Auszüge aus dem Informationsblatt „Qualitätsbrennstoffe <strong>für</strong> Jedermann“, Landeskammer <strong>für</strong> Land-undForstwirtschaft Steiermark, Graz, 2009Abschnitt 3Analysen der Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker und der <strong>Südtiroler</strong> Agrar MaschinenringserviceGmbH, Bozen, 2011Abschnitt 4Auszüge aus dem „Agrar- und Forstbericht 2011“, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, 201234


III) Die Realisierung von Biomasse-MikronetzenIm nachfolgenden Kapitel wird auf ein Kooperationsmodell zwischen Landwirten und Handwerkern näher eingegangen,das interessante Möglichkeiten der Zusammenarbeit der beiden Sektoren <strong>für</strong> die Zukunft aufzeigt.Dabei handelt es sich um die sogenannten Biomasse-Mikronetze, welche aufgrund des großen Zukunftspotentialsund der damit verbundenen vielfältigen Entwicklungs- und Tätigkeitsbereiche <strong>für</strong> Landwirte und Handwerkerden inhaltlichen Schwerpunkt dieser Broschüre bilden.1. Biomasse-Mikronetze: DefinitionDie Erschließung von kleinen Siedlungsgebieten mit Fernwärmenetzen ist aufgrund der großen Entfernung zurHeizzentrale häufig unmöglich. Als Alternative haben sich kleine dezentrale Energieversorgungsnetze, sogenannte„Mikronetze“, etabliert.Biomasse-Mikronetze sind Energieproduktionsanlagen im kleineren Leistungsbereich. Sie werden mit Biomasseaus den heimischen Wäldern betrieben und versorgen einzelne oder mehrere öffentliche Gebäude bzw. kleinereWohnsiedlungen mit Wärme.Der Betreiber eines Biomasse-Mikronetzes kann beispielsweise ein lokales Energiedienstleistungsunternehmen,ein Privatunternehmen, eine öffentliche Institution (z. B. Gemeinde) oder auch eine Gruppe bäuerlicherWaldbesitzer und Handwerker sein, die sich genossenschaftlich organisieren.Auf alle Fälle bietet die Errichtung von Biomasse-Mikronetzen vielfältige Tätigkeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten<strong>für</strong> das Handwerk und die Landwirtschaft vor Ort, da in der Regel lokale Handwerksbetriebe <strong>für</strong> dieInstallation der Heizanlage und <strong>für</strong> anfallende bauliche Maßnahmen (z. B. Errichtung Wärmeverteilungsnetzund Lagerräumlichkeiten <strong>für</strong> das Hackgut) einbezogen werden. Die Landwirte hingegen liefern das Hackgutaus ihren eigenen Wäldern und sichern sich somit ein Zusatzeinkommen.Da das Hackgut vor Ort produziert wird, müssen entlang der Versorgungskette nur kurze Distanzen überwundenwerden, weshalb der logistische Aufwand relativ gering und leicht zu bewältigen ist.Mikronetz mit mehreren Gebäudenenergieversorgung eines einzelnen GebäudesQuelle: Regionalenergie Steiermark, Gesellschaft <strong>für</strong> erneuerbare Energiesysteme, Weiz, 2011In der nachfolgenden Tabelle sind einige Beispiele <strong>für</strong> Biomasse-Mikronetze, die im österreichischen BundeslandSteiermark realisiert wurden, mit den wichtigsten Kennzahlen zur Anlage bzw. zum jährlichen WärmeundHackschnitzelbedarf aufgelistet:35


Tabelle 9: Beispiele <strong>für</strong> Biomasse-Mikronetze in der SteiermarkVersorgte ObjekteVolksschule, fünf Wohnungen,vier Einfamilienhäuser46 Wohnungen unddrei EinfamilienhäuserAnschlussleistung 150 kW 163 kW 200 kWGeschosswohnbau mit14 Wohnungen, Cafè -RestaurantJahreswärmebedarf ca. 200 MWh ca. 200 MWh ca. 150 MWhBrennstofflagerraum ca. 95 m 3 ca. 50 m 3 ca. 60 m 3Hackgutjahresverbrauch ca. 400 Srm ca. 350 Srm ca. 250 SrmLieferung Hackschnitzel ca. 10,5 LKW/Jahr ca. 9 LKW/Jahr ca. 6,5 LKW/JahrQuelle: Regionalenergie Steiermark, Gesellschaft <strong>für</strong> erneuerbare Energiesysteme, Weiz, 2011Vorteile von Biomasse-Mikronetzen im Überblick• Sinnvolle Ergänzung zu Fernwärmeprojekten und Einzelanlagen• Kleine, übersichtliche Projekte mit überschaubaren Investitionen und Risiken• Kein Aufwand <strong>für</strong> Wärmeabnehmer, derselbe Komfort wie bei Fernwärme• Kürzere Wärmenetze, weniger Leitungsverluste, niedrige Pumpstromkosten• Meist nur geringe Baumaßnahmen (ev. Lagerrauman- oder -umbau) nötig bei Einmietung in einen bestehendenHeizraumStärken und Schwächen des Biomasse-Mikronetzmodells aus Sicht der <strong>Südtiroler</strong> SägewerkeDie Stärken und Vorteile der Biomasse-Mikronetze sind laut Umfrage der Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong>Sägewerker (GSS) die perfekte und rentable Restholzverwertung. Die Anzahl der Holztransporte sowie dieTransportwege sind gering, sodass weniger Emissionen freigesetzt und die Umwelt geschont werden. Aufgrundder steigenden Preise der Restholzprodukte steigt das Interesse der Waldbesitzer an der Waldbewirtschaftung,während auf Verbraucherseite durch den vergleichsweise günstigen Rohstoff Holz Kostenersparnissezu erwarten sind, gerade an dezentralen, peripheren Orten, die nicht mit einem Fernheizwerk versorgtwerden können.Grundsätzlich geht aus der Studie der GSS hervor, dass großes Potential an zu verwendendem Restholz undein reges Interesse bei stimmenden Rahmenbedingungen vorhanden ist.Biomasse-Mikronetze sind gerade in dezentralen Gebieten eine interessante Alternative zu den herkömmlichenEnergiemodellen. Nachdem die Realisierung von Biomasse-Mikronetzen großes Zukunftspotential hatund insbesondere <strong>für</strong> die Landwirtschaft und das Handwerk in Südtirol interessante Entwicklungsmöglichkeitenbietet, wird in den nachfolgenden Abschnitten des <strong>Leitfaden</strong>s näher auf dieses Modell-Netzwerkeingegangen.36


2. Von der Idee zur UmsetzungDie Beschreibung des Ablaufs zum Vorbereiten, Planen und Umsetzen eines Biomasseprojekts basiert aufeinem angenommenen Standardprojektablauf. Dieser wiederum wurde abgeleitet von der Auswertung mehrererBiomasseprojekte in der Praxis.Abbildung 26: Überblick über den ProjektablaufQuelle: Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin, 2003Die „Initialzündung“ zur Realisierung eines Biomasse-Mikronetzes kann mehrere Gründe haben. In manchenFällen muss die Heizungsanlage <strong>für</strong> ein öffentliches Gebäude (wie z. B. Schule, Altersheim, Kulturzentrum,Verwaltungsgebäude) saniert oder ersetzt werden. In einem anderen Fall wird ein größerer Betrieb bzw. einHotel umgebaut oder eine Wohnsiedlung neu errichtet. Oft stellt sich dabei die Frage nach einer ökonomischund ökologisch sinnvollen Alternative zum herkömmlichen Energieversorgungssystem.Es ist nicht ausschlaggebend, wer die Idee zu einem Biomasseprojekt entwickelt und die Initiative ergreift,dieser Idee nachzugehen. Ausschlaggebend ist, dass sich der Initiator Verbündete sucht, die bereit sind, mitihm gemeinsam die Projektumsetzung anzugehen.Nicht immer verfügt der Initiator über personelle Kapazitäten mit entsprechendem Fachwissen, um die Planung,Realisierung und den Betrieb einer Anlage federführend zu übernehmen. In diesem Fall wird der Initiatordas entsprechende Fachwissen „einkaufen“, indem er Planungs- und Ingenieurbüros mit der Erstellungeiner Projektskizze bzw. Machbarkeitsstudie beauftragt.Erstellung einer ProjektskizzeSobald das Potential <strong>für</strong> die Errichtung eines Biomasse-Mikronetzes erörtert wurde, sollte mit der Erarbeitungeiner Projektskizze begonnen werden. Die Erarbeitung einer Projektskizze ist sinnvoll, um den eigenenEntscheidungsfindungsprozess sowie denjenigen möglicher Partner und möglicher Wärmekunden zu initiierenund zu unterstützen.37


Die Projektskizze hat zum Ziel, verschiedene Rahmenbedingungen <strong>für</strong> das Projekt zunächst überwiegendqualitativ zu klären. Die detaillierten Inhalte der Projektskizze sind in Form einer Checkliste im Anhang aufgelistet(siehe Checkliste „Projektskizze“ im Anhang). Erst nach Klärung und Erörterung dieser Fragen könnenweitere Schritte wie beispielsweise die Beauftragung einer Machbarkeitsstudie erfolgen.MachbarkeitsstudieNachdem auf Grundlage der Projektskizze entschieden wurde, das potentielle Projekt weiter zu verfolgen, isteine Machbarkeitsstudie notwendig. Diese beinhaltet sämtliche technischen, wirtschaftlichen und sonstigenAusgangsdaten bzw. Rahmenbedingungen und unterzieht sie einer gründlichen Prüfung.Je nach Größe des Projekts gibt es in der Praxis verschiedene Varianten:1. Die Projektskizze und die Machbarkeitsstudie werden zusammengefasst. Dabei ist darauf zu achten,dass zum einen die Projektskizze bereits sehr detailliert erarbeitet wurde und zum anderen die grundlegendenRahmenbedingungen auch noch zu Beginn der Projektumsetzung gültig sind.2. Die Machbarkeitsstudie ergänzt und vertieft die Projektskizze, sodass die Machbarkeitsstudie die qualitativenAussagen der Projektskizze quantitativ unterlegt.3. Bei komplexen Projekten ist es sinnvoll, mehrere Szenarien zu erarbeiten, z. B. <strong>für</strong> unterschiedlicheAnlagentechniken, verschiedene Standorte der Heizzentrale oder <strong>für</strong> unterschiedliche Wärmeabnehmer.Im Gegensatz zur Projektskizze, die erste qualitative Aussagen über das angestrebte Projekt liefert, enthältdie Machbarkeitsstudie die quantitativen Aussagen zum Projekt und seinen möglichen Szenarien.Bei der Ausarbeitung möglicher Szenarien werden in der Regel folgende Vergleiche angestellt:• Vergleich verschiedener Energieträger wie beispielsweise Holz im Vergleich zu fossilen Brennstoffen wiez. B. Erdgas oder Erdöl• Vergleich zwischen reiner Wärmeproduktion und der kombinierten Produktion von Wärme und Strom(Kraft-Wärme-Kopplung)• Vergleich unterschiedlicher Standorte und Anlagenkonzepte (z. B. zentrale - dezentrale Wärmeversorgung,ein – zwei Heizkessel, Ausfallsicherung ja – nein)• Vergleich unterschiedlicher Netzabgrenzungen (Umkreisgröße <strong>für</strong> den Anschluss von Kunden)• Vergleich verschiedener organisatorischer Lösungen (z. B. Projektumsetzung und Betrieb in Eigenregie,in einer Gesellschaftsstruktur oder durch Contracting)Eine Machbarkeitsstudie hat folgende Zielsetzungen:• Prüfung der technischen und ökonomischen Machbarkeit des Projekts auf der Grundlage der Überprüfungaller Rahmenbedingungen• Abschätzung des technischen und ökonomischen Risikos• Identifikation und Bewertung der Ausschlusskriterien• Prüfung möglicher Organisationsstrukturen und Diskussion verschiedener VariantenDie Machbarkeitsstudie bildet die Grundlage <strong>für</strong> weitere Schritte der Realisierung und zur Bewertung der Finanzierbarkeitdes Projekts. Sie kann darüber hinaus als Begründung <strong>für</strong> Fördermittelanträge herangezogenwerden.Die Checkliste „Ausschreibung der Machbarkeitsstudie“ im Anhang führt die wichtigsten Inhalte einer Machbarkeitsstudiean. Die Inhalte der Machbarkeitsstudie werden so weit beschrieben, dass die Auftraggeber dievon den Planern erstellte Studie verstehen und darüber sachkundig diskutieren können.3. Standorte und bautechnische VoraussetzungenGünstige Standorte <strong>für</strong> Mikronetze sind kleine, kompakte Siedlungsgebiete mit einem hohen Wärmebedarf.Die Distanz der zu versorgenden Objekte spielt eine bedeutende Rolle <strong>für</strong> die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens.Ein entscheidender Parameter ist die sogenannte „Netzdichte“ auch „Wärmebelegung“ genannt. DieNetzdichte sollte 900 kWh verkaufte Wärme pro Jahr, pro Laufmeter (lfm) Trassenlänge nicht unterschreiten.Das heißt, dass eine Anlage, die 200.000 kWh pro Jahr Wärme verkauft, eine Netzlänge von ca. 250 Laufmenter(lfm) nicht überschreiten sollte.38


4.1. Durchführung in EigenregieIm Fall der Eigenregie hält der Auftraggeber alle Fäden in der Hand, trägt aber auch das volle Risiko derProjektumsetzung. Dieses Modell sollte nur dann gewählt werden, wenn der Auftraggeber über genügendpersonelle und finanzielle Kapazitäten sowie über die notwendige Qualifikation verfügt.In der Regel kauft sich der Auftraggeber auch im Fall der Eigenregie planungs- und ingenieurtechnischesKnow-how hinzu, d. h. er beauftragt erfahrene Planungs- und Ingenieurbüros mit der Bearbeitung der einzelnenPlanungsschritte und je nach Projektgröße auch mit der Entwicklung der Ausschreibungsunterlagen<strong>für</strong> den Bau der Anlage und gegebenenfalls der Baubegleitung.Verfügt der Auftraggeber nicht über die oben beschriebenen Ressourcen, sollte er sich Partner mit entsprechendemKnow-how suchen, um mit ihnen gemeinsam eine Realisierung des Projekts anzustreben. Als Partnerkommen beispielsweise Brennstofflieferanten, private Investoren, Ingenieur- und Planungsbüros und/oder Finanzierungsinstitute in Frage.4.2. Durchführung unter Mitwirkung an einer BeteiligungsgesellschaftVerfügt der Initiator, beispielsweise eine öffentliche Institution wie eine Gemeinde, nicht über die notwendigenKapazitäten und Ressourcen, das Projekt in Eigenregie durchzuführen, besteht die Möglichkeit derZusammenarbeit mit einem Privatunternehmen. Oft wird hier<strong>für</strong> eine Zweckgesellschaft gegründet, an derdie öffentliche Hand und die private Wirtschaft jeweils einen etwa gleichgroßen Anteil haben. So muss dieGemeinde bei der Projektentwicklung und -umsetzung nicht alle Aufgaben selbst übernehmen und gibtgleichzeitig nicht alle Fäden aus der Hand. Allerdings ist eine gemeinsame Betriebsgesellschaft zwischenGemeinde und Privatunternehmen aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen in Italien derzeit nur eingeschränktmöglich.Quelle: SYNECO GmbH, Bozen, 2013Die einzelnen Phasen der Umsetzung sind in Abbildung 28 dargestellt. Dabei wird deutlich, dass sich dieProjektumsetzung in Eigenregie der Gemeinde von der einer Beteiligung an einer Gesellschaft im Grundekaum unterscheidet.40


Abbildung 28: Projektablauf in Eigenregie und unter Einsatz einer BeteiligungsgesellschaftQuelle: Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin, 200341


4.3. Public Private Partnership (PPP)Es gibt jedoch auch Mischformen, bei denen beispielsweise ein Privatunternehmen und eine Gemeindeunterschiedliche Aufgaben im Rahmen der Wärmeversorgung übernehmen bzw. gemeinsam ein Biomasse-Mikronetz ohne Einsatz einer Beteiligungsgesellschaft betreiben. Diese Mischform nennt sich PPP und istdie vertragliche Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und privatrechtlich organisierten Unternehmen.Nachfolgend einige mögliche Varianten:Quelle: SYNECO GmbH, Bozen, 20134.4. Contracting42Unter bestimmten Voraussetzungen kann es <strong>für</strong> den Auftraggeber vorteilhaft sein, einen erfahrenen externenDienstleister einzubinden.Das Energie-Contracting, auch als Anlagen-Contracting bezeichnet, ist eine vereinbarte Dienstleistung zwischendem Inhaber eines Gebäudes (sogenannter „Contractingnehmer”) und einem Energiedienstleistungsbetrieb(sogenannter „Contractor“). Dies kann ein Handwerks- oder Industriebetrieb (z. B. ein Anlagenbauer)bzw. ein örtliches Energieversorgungsunternehmen sein.Der Contractor übernimmt den Kauf, die Wartung und den Betrieb der technischen Anlagen und demnachdas Investitions- und Betriebsrisiko. Der Contractor bleibt Eigentümer der errichteten Energieanlage, mietetaber vom Objekteigentümer die benötigten Räumlichkeiten (z. B. Heizraum).Die Gegenleistung des Contractingnehmers beschränkt sich auf die Bezahlung eines vertraglich festgelegtenPreises <strong>für</strong> die Energiebereitstellung.


Energie-Contracting eignet sich <strong>für</strong> bereits bestehende Gebäude als auch <strong>für</strong> Neubauten. Gerade <strong>für</strong> Biomasseanlagengewinnt das Contracting an Bedeutung.Abbildung 29: Aufgaben und Dienstleistungen des Energie-ContractorsQuelle: Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin, 2003In der Regel beträgt die Vertragslaufzeit bei Energie-Contracting-Verträgen zehn bis 15 Jahre. Innerhalb diesesZeitraums amortisieren sich die getätigten Investitionen des Contractors im Normalfall.Neben dem Preis werden auch die Liefergrenzen, also die Bereiche, <strong>für</strong> die der Contractor die Sicherstellungder energetischen Versorgung verantwortet, vertraglich festgelegt.Die nachfolgenden Beispiele zeigen auf, wie die Wärmeversorgung eines Gebäudes ohne Contracting bzw.mit unterschiedlichen Formen des Contractings erfolgt.Beispiel 1: Wärmelieferung ohne ContractingQuelle: mpw Consulting GmbH, Northeim, 2011Beispiel 1 zeigt die Wärmeversorgung eines Gebäudes ohne Energie-Contracting. Der Brennstofflieferant ist<strong>für</strong> die Lieferung des Brennstoffs bis zur Energiezentrale (siehe Liefergrenze links in der Grafik) verantwort-43


lich, dem Objekteigentümer obliegen der Betrieb und die Wartung der Energiezentrale sowie die Verteilungder Wärme bis zum Heizkörper.Beispiel 2: Contracting, Liefergrenze EnergiezentraleQuelle: mpw Consulting GmbH, Northeim, 2011In diesem Beispiel ist der Contractor <strong>für</strong> die Lieferung des Brennstoffes sowie <strong>für</strong> den Betrieb und die Wartungder technischen Anlagen bzw. der Energiezentrale zuständig. Die Liefergrenze hat sich demnach verschoben.Der Objekteigentümer ist <strong>für</strong> die Wärmeverteilung bis zum Heizkörper zuständig.Beispiel 3: Contracting, Liefergrenze HeizkörperQuelle: mpw Consulting GmbH, Northeim, 2011Hier übernimmt der Contractor die Lieferung des Brennstoffs, den Betrieb und die Wartung der Energiezentralesowie die Verteilung der Wärme bis zum Heizkörper. Die Risiken der Wärmeversorgung, die durchmehrere Schnittstellen entstehen, sind <strong>für</strong> den Objektnutzer minimiert.Die nachfolgende Abbildung zeigt das Finanzierungsmodell <strong>für</strong> Contracting-Energieanlagen.44


Abbildung 30: Finanzierungsmodell <strong>für</strong> Energieanlagen/ContractingQuelle: mpw Consulting GmbH, Northeim, 2011Vorteile und Chancen des Energie-Contractings• Der Contractor übernimmt die Finanzierung und den Betrieb der Anlagen, der Contractingnehmer bzw.der Kunde muss also keine Investitionen tätigen bzw. kein eigenes Kapital aufbringen.• Der Contractingnehmer hat einen einzigen Ansprechpartner <strong>für</strong> die Energieversorgung, da mehrere Teilleistungenzu einer Gesamtdienstleistung gebündelt werden. Planung, Finanzierung, Bau, Bedienung,Brennstoffeinkauf und Instandhaltung der energietechnischen Anlagen übernimmt der Contractor. Somitwerden auch die Einzelrisiken <strong>für</strong> den Contractingnehmer minimiert.• Nachdem der Contractor das Risiko <strong>für</strong> den Nutzungsgrad der Anlage übernimmt, liegt es in seinem eigenenwirtschaftlichen Interesse, die Anlagentechnik und Betriebsführung effizient auszulegen, was sichpositiv auf den Energieverbrauch und die Emissionsbelastung auswirkt. Durch den Einsatz der neuestenTechnologie erhöht sich die Energieeffizienz, die Betriebskosten fallen geringer aus als bei älteren Anlagenund die Umwelt wird geschont.• Durch Contracting werden in der Regel Investitionen getätigt, die ansonsten aufgrund knapper Finanzmittelnicht getätigt werden. Davon profitiert auch die lokale Wirtschaft, denn viele Contractoren greifengerne auf lokale Handwerksbetriebe zurück, die mit den Verhältnissen vor Ort gut vertraut sind.• Energiedienstleistungsunternehmen gehören zu den Branchenzweigen mit großem Zukunftspotential.In diesem Bereich können neue Arbeitsplätze geschaffen und Wertschöpfungsketten generiert werden.Schwächen und Risiken• Das Modell des Energie-Contractings ist in Südtirol kaum bekannt und entsprechend wenig verbreitet. Esfehlt an Erfahrung und Kompetenz sowohl auf Seiten der Unternehmen als auch der Kunden.Modell-Netzwerk „Holzenergie-Contracting“ in der SteiermarkDie Steiermark spielt eine Vorreiterrolle in Bezug auf den Einsatz von Holz und Biomasse als Energieträgerund die Energieproduktion aus erneuerbaren Energien. Als besonders erfolgreich hat sich dabei das Modelldes Holzenergie-Contractings erwiesen. Dabei handelt es sich um eine Form des Energie-Contractings, wobeiHackgut aus den heimischen Wäldern als Energieträger zum Einsatz kommt.Bei Holzenergie-Contracting-Projekten finanziert eine bäuerliche Gruppe die gesamte Hackgutanlage (ab 50kW wirtschaftlich) zuzüglich der baulichen Maßnahmen <strong>für</strong> das Nahwärmenetz, die Regelung und die Verteilung.In der Regel errichten die Landwirte auch ein externes Lager <strong>für</strong> das Hackgut.Die bäuerliche Gruppe mietet sich im Keller bzw. im Heizraum des Wärmeabnehmers ein, daher wird eingesonderter Mietvertrag <strong>für</strong> die Nutzung des Heiz- und Lagerraums abgeschlossen. Die Wärmelieferverträgeund Mietverträge werden indexgebunden auf 15 Jahre abgeschlossen. Die Anlage selbst bleibt im Besitz derLandwirte - diese sind <strong>für</strong> Betrieb, Wartung und Reparatur verantwortlich.Die Landwirte beschränken sich also nicht nur auf die Lieferung des Hackguts, sondern sie treten als Contractorauf und verkaufen die veredelte Dienstleistung „Wärme“.Der Wärmeabnehmer bezahlt wie bei einer Fernwärmeversorgung einen einmaligen Anschlusspreis und einen45


mittels Wärmezähler eruierten Wärmepreis. Der Wärmeabnehmer hat mit der Heizungsanlage keinen organisatorischenAufwand und denselben Komfort wie bei einem Fernwärmeanschluss, nur mit dem Unterschied,dass die Wärmeerzeugungsanlage in seinem Gebäude steht.Umliegende Gebäude werden bei gutem Leitungs- und Leistungsverhältnis entweder direkt oder indirekt mitWärmetauscher mitversorgt. Diese Gebäude haben zusätzlich den Vorteil, dass die baulichen Investitionen <strong>für</strong>den Heiz- und Lagerraum wegfallen bzw. vorhandene Räumlichkeiten anderweitig genutzt werden können.Die nachfolgende Abbildung zeigt den Ablaufplan <strong>für</strong> die Realisierung eines Biomasse-Mikronetzes, das voneiner bäuerlichen Gruppe betrieben wird.Abbildung 31: Ablaufplan <strong>für</strong> ein bäuerliches NahwärmeversorgungsmodellQuelle: Landeskammer <strong>für</strong> Land- und Forstwirtschaft Steiermark, Graz, 2007Ende 2011 wurde in der Steiermark das 245. Holzenergie-Contracting-Projekt in Betrieb genommen. Damitbeläuft sich die installierte Gesamtleistung im Bundesland auf 28 MW. Durch den jährlichen Einsatz von rund82.000 m 3 qualitativ hochwertigem Waldhackgut werden 6,3 Mio. Liter Heizöl ersetzt.Insgesamt wurden Nettoinvestitionen von 23 Mio f getätigt und über 200 Arbeitsplätze geschaffen. Dutzendeweitere Holzenergie-Contracting-Projekte sind in Planung.Welches Betriebsmodell ist das richtige?Grundsätzlich muss festgehalten werden, dass es keine „richtigen“ oder „falschen“ Betriebsmodelle <strong>für</strong>Biomasse-Mikronetze gibt. Je nach Rahmenbedingungen und den Gegebenheiten vor Ort werden in derPraxis unterschiedliche Varianten <strong>für</strong> den Betrieb eines Biomasse-Mikronetzes gewählt. Hierzu nachfolgendeinige Beispiele:Beispiel 1Für die Versorgung von mehreren öffentlichen und privaten Gebäuden wird eine freistehende, oberirdischeHeizzentrale neu errichtet. Die Position der Zentrale wird strategisch so festgelegt, dass sie zwischen den zuversorgenden Gebäuden liegt und gut mit Transportfahrzeugen erreichbar ist. Die Errichtung, Finanzierungund der Betrieb der Anlage obliegen der Gemeinde. Die Installation der technischen Anlagen erfolgt überlokale Handwerksbetriebe, während Landwirte die Rohstoffbereitstellung und -lieferung übernehmen.46Beispiel 2In einem öffentlichen oder privaten Gebäude wird eine Heizanlage installiert bzw. eine bestehende Öl- oderGasanlage durch eine mit Biomasse betriebene Anlage ersetzt. Von der Heizzentrale aus werden Leitungenzu den umliegenden Gebäuden gelegt und so mit Wärme versorgt. Eine lokale Energiegenossenschaft übernimmtdie Finanzierung sowie die Errichtung und den Betrieb der Anlage. Die Landwirte fungieren als Rohstofflieferanten,den Handwerkern obliegt die Installation und Instandhaltung der technischen Anlagen. Das


System der Genossenschaft bietet die Vorteile, dass die finanzielle Belastung und das Risiko gestreut unddie zukünftigen Betriebskosten <strong>für</strong> die Genossenschaftsmitglieder in der Regel verringert werden.Beispiel 3Die Heizzentrale befindet sich im landwirtschaftlichen Betrieb vor Ort. Eine mit Biomasse betriebene Heizanlagewird so ausgelegt, dass zusätzlich zu den landwirtschaftlichen Wohn- und Arbeitsräumen auch weitere,in der Nähe befindliche Gebäude über Fernwärmeleitungen mit Wärme versorgt werden. In diesem Fall übernimmtder Landwirt den Betrieb, die Instandhaltung und Wartung der Anlage, die baulichen Maßnahmenübernehmen Handwerksbetriebe.Durch den Verkauf von Wärme über das Mikronetz generiert der landwirtschaftliche Betrieb ein Zusatzeinkommen,wobei der Arbeitsaufwand <strong>für</strong> den Landwirt nicht wesentlich erhöht wird. Die Hackschnitzel werdenaus den eigenen Holzbeständen vor Ort gehäckselt oder von anderen landwirtschaftlichen Betrieben in derUmgebung zugekauft. Das Holz trägt so zu einer größeren Wertschöpfung bei, was es wiederum ermöglicht,auch Holzbestände zu nutzen, deren Erschließung bisher zu aufwändig war.5. FörderungenLandesförderung <strong>für</strong> FernheizwerkeEine Fernheizanlage bezeichnet eine Anlage, die mindestens zehn verschiedene Gebäude mit Wärme versorgtbzw. mindestens 20 verschiedene Gebäude, falls die Anlage ausschließlich Gebäude in Erweiterungszonenversorgt.Laut derzeit geltenden Förderkriterien des Landes Südtirol werden Zuschüsse im Höchstausmaß von bis zu30 % auf die vom Amt anerkannten Investitionskosten gewährt. Nicht gefördert werden Kosten <strong>für</strong> Grundstückezur Errichtung der Heizzentrale. Technische Spesen werden bis zu einem Ausmaß von 8 % der gesamtenanerkannten Kosten gefördert. Die Mehrwertsteuer ist von der Förderung ausgeschlossen.Wichtig: Innerhalb einer abgegrenzten Versorgungszone eines Fernheizwerkes ist jede weitere Förderung <strong>für</strong>Wärmeerzeugungsanlagen wie z. B. <strong>für</strong> thermische Solaranlagen, Heizkessel usw. ausgeschlossen.Genaue Informationen zur Förderkulisse bzw. zu den Kriterien der förderungswürdigen Maßnahmen, zu denvorzulegenden Gesuchen, zur Festsetzung, Genehmigung und Auszahlung der Zuschüsse erteilt das Amt <strong>für</strong>Energieeinsparung der Landesagentur <strong>für</strong> Umwelt.Die gesetzlichen Grundlagen <strong>für</strong> die Förderungen bilden das Landesgesetz vom 7. Juli 2010, Nr. 9 bzw. derBeschluss der Landesregierung vom 3. Dezember 2012, Nr. 1814.Staatliche Förderungen <strong>für</strong> FernheizwerkeAuf staatlicher Ebene gibt es folgende Förderungen <strong>für</strong> Biomasseheizanlagen bzw. Fernheizwerke:1. „Weiße Zertifikate“ (certificati bianchi): Für die an die Endkunden verkaufte Wärme erhält der Betreiberdes Fernheizwerks eine bestimmte Anzahl an Zertifikaten. Diese Zertifikate können an einer staatlichenEnergiebörse gehandelt bzw. verkauft werden. Diese staatliche Förderung ist mit den Landesförderungenkumulierbar.2. „Conto termico“: In diesem Fall erhält der Betreiber einer Biomasseanlage eine bestimmte Summe prokW installierter Leistung, jedoch nur <strong>für</strong> den Heizkessel. Diese Förderung ist mit der Landesförderungnicht kumulierbar.Die gesetzliche Grundlage bildet das Ministerialdekret vom 28. Dezember 2012.6. Gesetzliche BestimmungenDie wesentlichen gesetzlichen Bestimmungen bei der Errichtung eines Mikronetzes bilden das Landesgesetzvom 16. März 2000, Nr. 8 Bestimmungen zur Luftreinhaltung und der Beschluss der Landesregierung vom 7.9. 2009, Nr. 2237: Ersetzung des Anhanges C, Grenzwerte und technische Bestimmungen zum Landesgesetzvom 16. März 2000 Nr. 8.47


LuftreinhaltungEin positives Gutachten vom Amt <strong>für</strong> Luft und Lärm ist Voraussetzung <strong>für</strong> den Erhalt der Baukonzession.Diese „Machbarkeitsstudie der Brandverhütung“ wird der Baukommission der Gemeinde gemeinsam mit denProjektunterlagen vorgelegt. Die Gemeinde entscheidet von Fall zu Fall, ob ein weiteres Gutachten vom Amt<strong>für</strong> Brandverhütung benötigt wird.Netzabgrenzung und BeitragsansuchenNach Genehmigung des Projekts durch die Gemeindebaukommission kann der Projektträger das Beitragsansuchenan das Amt <strong>für</strong> Energie stellen. Ein wichtiger Bestandteil des Beitragsansuchens ist die sogenannte„Abgrenzung des Versorgungsgebietes“. Diese Abgrenzung muss vom Gemeindeausschuss bzw. vom Gemeinderatbeschlossen werden. Innerhalb des abgegrenzten Versorgungsgebietes vergibt das Land keinezusätzlichen Beiträge <strong>für</strong> Einzelmaßnahmen <strong>für</strong> die Erzeugung von thermischer Energie (z. B. Sonnenkollektorenoder Biomasseheizkessel). Das Recht auf einen Anschluss an das Fernwärmenetz innerhalb desVersorgungsgebietes bleibt hingegen bestehen.InbetriebnahmeVor Inbetriebnahme der Anlage muss eine Anfrage <strong>für</strong> die „Ermächtigung zur Emission“ an das Amt <strong>für</strong> Luftund Lärm erfolgen. Das Amt hat 30 Tage Zeit, die Ermächtigung zur Emission auszustellen. Erst nach Erhaltdieser Ermächtigung darf die Anlage den Betrieb aufnehmen.Quellenverzeichnis Kapitel IIIAbschnitt 1Auszüge aus der Präsentation „Biomasse-Mikronetze: Vom Landwirt zum Energiewirt“, RegionalenergieSteiermark, Gesellschaft <strong>für</strong> erneuerbare Energiesysteme, Weiz, 2011Abschnitt 2Auszüge aus der Broschüre „Nutzung von Biomasse in Kommunen – Ein <strong>Leitfaden</strong>“, Bundesministerium<strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin, 2003Abschnitt 3Auszüge aus der Präsentation „Biomasse-Mikronetze: Vom Landwirt zum Energiewirt“, RegionalenergieSteiermark, Gesellschaft <strong>für</strong> erneuerbare Energiesysteme, Weiz, 2011Abschnitt 4Auszüge aus der Broschüre „Nutzung von Biomasse in Kommunen – Ein <strong>Leitfaden</strong>“, Bundesministerium<strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin, 2003Abschnitt 4.3.Varianten 1, 2, 3: Syneco GmbH, Bozen, 2013Abschnitt 4.4.Auszüge aus der Broschüre „Nutzung von Biomasse in Kommunen – Ein <strong>Leitfaden</strong>“, Bundesministerium<strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin, 2003Auszüge aus der Präsentation „Aufbau des Geschäftsfeldes Contracting“, mpw Consulting GmbH, Northeim,2011Auszüge aus dem Informationsblatt „Land- und Forstwirte als Wärmeversorger“, Landeskammer <strong>für</strong>Land- und Forstwirtschaft Steiermark, Graz, 2007Abschnitt 5Abteilung Landesagentur <strong>für</strong> Umwelt, Amt <strong>für</strong> Energieeinsparung, Autonome Provinz Bozen – Südtirol, 201348Abschnitt 6Syneco GmbH, Bozen, 2013


IV) PilotprojekteDer nachfolgende Abschnitt befasst sich mit der Planung und Konzeption von zwei Biomasse-Mikronetzen inden Pilotgemeinden Welschnofen und Eppan.In diesen beiden Gemeinden wurde vom <strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernbund</strong> jeweils eine Machbarkeitsstudie zu einemNahwärmenetz in Auftrag gegeben. Die Machbarkeitsstudien beinhalten auch Informationen zur Holzverfügbarkeitund zum Biomassepotential vor Ort. Hier<strong>für</strong> haben die Maschinenringservice GmbH und die Genossenschaftder <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker entsprechende Erhebungen durchgeführt.1. Gemeinde Welschnofen1.1. Geschichte der Forstwirtschaft in der Gemeinde1.2. Potentialerhebung zur lokalen Holzverfügbarkeit1.3. Erhebung des Wärmebedarfes1.4. Biomasse-Mikronetz „Dorfaus“1.5. Biomasse-Mikronetz „Karerseestraße“1.6. Biomasse-Mikronetz „Karersee“Abbildung 32: Übersicht über das ErhebungsgebietQuelle: SYNECO GmbH, Bozen, 201249


1.1. Geschichte der Forstwirtschaft in WelschnofenZwischen 1060 und 1200 setzte in Südtirol das klassische Zeitalter der mittelalterlichen Rodungen ein, indem ganze Talschaften gerodet wurden. In dieser Zeit wurde auch Welschnofen besiedelt. Beweis da<strong>für</strong> istunter anderem der Name Welschnofen, der sich von „(terra) nova“ (Neubruch oder Rodung) ableitet.Bereits im 16. Jahrhundert war das Latemarholz sehr beliebt. Damals wurden die Hölzer sowohl <strong>für</strong> Weingärtenals auch <strong>für</strong> Segelmasten verwendet. Der Transport erfolgte über Deutschnofen – damals auch schonbekannter Holzlieferant – nach Branzoll und Leifers zur Verschiffung. Aufgrund der 1610 festgestellten großenWaldschäden wurde z. B. das eigenmächtige Fällen von Lärchen verboten. Im Jahr 1714 gingen die Verbotesogar so weit, dass teilweise nur noch Windwürfe entfernt werden durften. Der Markt <strong>für</strong> das WelschnofnerHolz war damals vor allem im Etschtal, wo das Holz <strong>für</strong> die Weingärten verwendet wurde.Mitte des 19. Jahrhunderts wurden aus Welschnofen und Tiers gemeinsam jährlich ca. 14.000 Stämme Nutzholz,11.000 Stämme Weingartholz und rund 1.000 Klafter Brennholz verkauft. Viel Handel wurde auch mit Venedigbetrieben, da das Latemarholz sehr interessant <strong>für</strong> den Schiffsbau war. Zunächst konnte Welschnofenaus dem Holzreichtum kaum Kapital schlagen, da vor allem der aufwändige Transport einen großen Teil desGewinnes auffraß. Erst mit der Eröffnung der Eggentaler Straße im Jahr 1860, wirkte sich der Holzreichtumpositiv auf die wirtschaftliche Entwicklung von Welschnofen aus. Trotzdem wurden weiterhin Stämme abtransportiert.Erst im Jahr 1970 wurde mit dem Abtransport von Schnittholz begonnen. Nach dem zweitenWeltkrieg setzte im Dorf Welschnofen ein bis dahin nicht gekannter Boom ein. Die Menschen fanden Arbeitin den Tourismus- und Handwerksbetrieben und in der Holzwirtschaft.Das Gemeindegebiet ist prädestiniert <strong>für</strong> die Nutzung von Biomasse. Die gute Qualität und leichte Verfügbarkeitdes Holzes wird nicht zuletzt durch den dortigen Standort des Sägewerks Latemar der Forstdomäneunterstrichen. Die in dieser Studie aufgearbeiteten Zahlen belegen, dass in Welschnofen eine nachhaltigeNutzung des Rohstoffes Holz erfolgt.Wie aus der Karte ersichtlich, grenzt Welschnofen an drei <strong>Südtiroler</strong> Gemeinden, nämlich Tiers, Karneid undDeutschnofen. Alle drei Gemeinden weisen große Waldvorkommen auf.Abbildung 33: Welschnofen und die angrenzenden GemeindenQuelle: Geobrowser, Autonome Provinz Bozen – Südtirol, 201250


1.2. Potentialerhebung zur lokalen HolzverfügbarkeitDer Wald im Gemeindegebiet von WelschnofenDie Gemeinde Welschnofen zählt zu den waldreichsten Gebieten Südtirols, insgesamt sind über 75 % desgesamten Gemeindegebietes bewaldet. Dabei überwiegt vor allem der Nadelwald.Abbildung 34: Flächennutzung in der Gemeinde WelschnofenQuelle: Geobrowser, Autonome Provinz Bozen – Südtirol, 2012Aus nachfolgender Karte wird deutlich, dass neben dem großflächigen Privatbesitz die Besitzverhältnisse inWelschnofen auch auf die Forstdomäne und auf die Gemeinde verteilt sind.Abbildung 35: Besitzverhältnisse in der Gemeinde WelschnofenQuelle: Geobrowser, Autonome Provinz Bozen – Südtirol, 201251


Die gesamte Waldfläche im Gemeindegebiet Welschnofen beträgt 3.840 ha, welche auf insgesamt 144 Besitzeraufgeteilt sind. Mit 360 ha befindet sich etwa ein Zehntel davon im Besitz der Gemeinde Welschnofen.Tabelle 10: Waldflächenaufteilung und Besitzverhältnisse im Gebiet der Forststation Welschnofen:ForststationWelschnofenKatasterFlächehaWaldFlächehaWaldFläche%WaldPrivat%WaldBesitzerNr.HochwaldVorratVfmHochwaldZuwachsVfmGemeindeWelschnofen*5.084 3.840 76 % 56 % 144 1.169.104 17.908Quelle: Nationale Forstinventur, 2007* Gemeindewald Welschnofen: 360 ha, Gemeindewald Karneid: 265 ha und Gemeindewald Tiers: 1.630 ha.* zusätzlich werden insgesamt 650 ha Niederwald <strong>für</strong> die Brennholznutzung bewirtschaftet (ca. 1.300 rm/Jahr)Aus dem Forstbericht 2009 geht hervor, dass mit einem Hiebsatz von 14.707 fm gerechnet werden kann.Da es aus wirtschaftlicher Sicht nur sinnvoll erscheint, wenn davon höchstens ein Drittel als Energieholzverwendet wird, beträgt der Energieholzanteil etwa 4.902 fm. Dies entspricht jährlich einer Gesamtmengevon 12.255 Srm an Hackgut. Abzüglich 15 % Wirkungsgradverluste beträgt der Energiegehalt des potentiellenHackgutes des Waldes auf Gemeindegebiet etwa 7-8 Mio. kWh im Jahr.Tabelle 11: Energieholzpotential gesamte GemeindeGesamte Waldfläche - PotentialGesamtfläche 3.840 haHiebsatz 2009 (Forstbericht) 14.707 fmEnergieholz 4.902 fmHackgut 12.255 SrmEnergiegehalt7 Mio - 8 Mio kWhGesamtbedarf Gemeindegebiet 23.000.000 MWhQuelle: SYNECO GmbH, Bozen, 2012Nimmt man dieselben Daten auch als Grundlage <strong>für</strong> die Berechnung des Potentials des Gemeindewaldes undgeht man von einem durchschnittlichen Gesamteinschlag von 3,83 fm/ha/a aus, so kann jährlich Holz miteinem Energiegehalt von 677.000 kWh aus dem Gemeindewald geerntet werden.Tabelle 12: Energieholzpotential Gemeindewald WelschnofenGemeindewald - PotentialGesamtfläche 360 haDurchschn. Gesamteinschlag 3,83 fmGesamteinschlag 1.378,8 fmEnergieholz 455,004 fmHackgut 1.137,51 SrmEnergiegehalt 677.000 kWhGesamtbedarf Gemeindegebäude 980.000 kWhQuelle: SYNECO GmbH, Bozen, 201252


BringungskostenDie Bringungskosten machen in schwer zugänglichen Waldgebieten einen nicht unerheblichen Teil der Gesamtkostenaus. Dabei wird unterschieden zwischen den Bringungskosten aus dem Wald bis zur Forststraßeund den Bringungskosten von der Forststraße bis zum jeweiligen Heizwerk. Für die Bringungskosten aus demWald bis zur Forststraße liegt der durchschnittliche Satz im Gemeindegebiet Welschnofen zwischen 15,00und 20,00 Euro pro Vfm. Die Bringungskosten von der Forststraße bis zum Heizwerk können nicht pauschalbeziffert werden, da folgende Faktoren zu berücksichtigen sind:• Distanz• Menge der Vfm• Art des Transportmittels (Traktor oder LKW)1.3. Erhebung des WärmebedarfesAbgrenzung des ErhebungsgebietesIn der Gemeinde Welschnofen wurden im Rahmen des Energieleitplanes, welcher im Jahr 2011 von der Gemeindein Auftrag gegeben wurde, mehrere Zonen ausfindig gemacht, die sich prinzipiell <strong>für</strong> die Energieversorgungdurch ein Fernheizwerk bzw. Biomasse-Mikronetz eignen.Ausschlaggebend <strong>für</strong> die Realisierung und die Wirtschaftlichkeit von Nahwärmezentren sind eine gewisseMindestdichte an Gebäuden bzw. ein bestimmter Energieverbrauch innerhalb eines möglichst kompaktenGebietes sowie die Bereitschaft der Bevölkerung, sich an das Wärmenetz anzuschließen.Bereits im Rahmen des Energieleitplanes wurde eine unverbindliche Erhebung zur Bereitschaft der Bevölkerungbezüglich eines Anschlusses an das Wärmenetz durchgeführt.Gleichzeitig wurden vier Gebietsabgrenzungen vorgenommen, innerhalb welcher die Errichtung eines Wärmenetzesrentabel schien. Innerhalb jeder Abgrenzung wurde eine Detailerhebung zur Brennstoffart, zumBrennstoffverbrauch und zur Heizleistung durchgeführt. Mithilfe einer Verpflichtungserklärung zur Wärmeabnahmekonnte die effektive Anzahl jener Bürger erhoben werden, die Interesse an der Errichtung einesWärmenetzes zeigten.Die Hausbesitzer innerhalb der abgegrenzten Erhebungsgebiete wurden persönlich besucht und über einmögliches Wärmenetz und die Anschlussbedingungen informiert. Im Fall von Mehrfamilienhäusern wurdeden Hausbesitzern auch die Teilnahme eines Experten bei den Kondominiumsversammlungen angeboten,was in den meisten Fällen auch angenommen wurde. Die Hausbesitzer hatten bis Ende August 2012 Zeit, dieVerpflichtungserklärung in der Gemeinde Welschnofen abzugeben.53


1.4. Biomasse-Mikronetz „Dorfaus“Abbildung 36: Abgrenzung des Erhebungsgebietes „Dorfaus“Quelle: SYNECO GmbH, Bozen, 2012Abschluss der Verpflichtungserklärungen innerhalb des ErhebungsgebietesUm die Wirtschaftlichkeit des geplanten Mikronetzes besser abschätzen zu können und dem potentiellenBetreiber eine gewisse Sicherheit zu bieten, hat die Gemeinde beschlossen, von den Interessierten eine verbindlicheVerpflichtung zum Anschluss an das Nahwärmenetz einzuholen (Verpflichtungserklärung). Dadurchwird auch die definitive Entscheidung zum Bau eines Wärmenetzes erheblich erleichtert. Die Verpflichtungserklärungensind zudem <strong>für</strong> den Betreiber von großer Bedeutung, beispielsweise um günstigere Konditionenbei Finanzinstituten bzw. Banken bei Finanzierungsanfragen zu erhalten.Die Abbildung 37 gibt einen Überblick über die erhobenen Gebäude. In grüner Farbe sind jene Parzellenmarkiert, welche bereits die Verpflichtungserklärung unterschrieben haben. Rot bezeichnet Gebäude mit Ölheizungen,die sich grundsätzlich einen Umstieg auf Nahwärme vorstellen können. Gelb markiert hingegensind jene, welche entweder bereits mit Biomasse heizen bzw. dem Projekt gänzlich abgeneigt sind.Abbildung 37: Katasterplan der erhobenen Gebäude54Quelle: SYNECO GmbH, Bozen, 2012


Abgrenzung des MikronetzesAuf Grundlage der erhobenen Daten, der Erfahrungswerte und der abgeschlossenen Verpflichtungserklärungenwurde eine Abgrenzung des Wärmenetzes vorgenommen. Diese Abgrenzung dient als Basis <strong>für</strong> diewirtschaftliche Betrachtung (siehe nächste Seite). Das in Abbildung 38 abgegrenzte Wärmenetz ist eine Momentaufnahmeund dient lediglich der wirtschaftlichen Betrachtung in der Startphase. Das Netz kann also inZukunft, immer unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Parameter, erweitert werden.Wie im Katasterplan ersichtlich, wird besonders im Springerweg noch überwiegend mit fossilen Energieträgerngeheizt. Daher beschränkt sich das Versorgungsgebiet schwerpunktmäßig auf die in der nächstenAbbildung eingezeichnete Zone. Die rot eingezeichneten Linien stellen einen möglichen Verlauf der Hauptleitungdar.Abbildung 38: NetzabgrenzungQuelle: SYNECO GmbH, Bozen, 2012In der genannten Zone gibt es insgesamt 22 Heizungsanlagen auf Basis fossiler Brennstoffe, wobei vorwiegendHeizöl eingesetzt wird. Der gesamte Ölverbrauch in der Zone beläuft sich nach Angaben der Besitzerauf über 60.000 l pro Jahr. Bis zum 20.11.2012 sind in der Gemeinde elf unterschriebene Verpflichtungserklärungeneingegangen. Der Jahresverbrauch dieser elf Gebäude beträgt 30.800 l im Jahr.Die Gemeinde geht jedoch davon aus, dass bei weiterer Überzeugungsarbeit auch der Großteil der restlichenBewohner dahingehend bewegt werden kann, sich an das Wärmenetz anzuschließen.Technische BetrachtungAufgrund der relativ kleinen Dimension der Anlage würde sich aus technischer Sicht eine mit Pellets betriebeneAnlage eignen. Großer Vorteil einer Pelletsanlage ist die Kompaktheit des Brennstoffes. Es bedarf einerwesentlich geringeren Lagerkapazität, demzufolge ist auch mit geringeren Kosten zu rechnen. Des Weiterensind Pelletsanlagen in dieser Größe weniger betreuungsintensiv als Hackgutanlagen. Ein Nachteil von Pelletsim Gegensatz zu Hackschnitzeln ist eine erhöhte Abhängigkeit von den Marktpreisen. Zu erwähnen ist auch,dass aufgrund der geringen Mengen, welche diese Anlage benötigt, Hackgut zur Gänze und in der nötigenQualität (unter W 30) von lokalen Waldbesitzern geliefert werden kann. Langfristig gesehen ist daher dieInstallation einer Hackgutanlage zu empfehlen.Standort der HeizzentraleDer Standort <strong>für</strong> die Heizzentrale wurde noch nicht definiert. Bei den nachfolgenden Berechnungen werdenjedoch die Kosten <strong>für</strong> die Errichtung einer Heizzentrale berücksichtigt. Es sollte in diesem Fall jedoch einesehr kostengünstige Lösung angestrebt werden, z. B. die Errichtung der Heizzentrale in Form eines Containers.Wirtschaftliche BetrachtungUm von den potentiellen Kunden eine verbindliche Auskunft zum Anschluss an ein mögliches Wärmenetz zuerhalten, müssen die wesentlichen Rahmenbedingungen bekannt sein. Deshalb wurden die Anschlusskosten55


und der Wärmetarif bereits vor der Erhebung ermittelt und in der Verpflichtungserklärung festgehalten (sieheDokument „Verpflichtungserklärung“ im Anhang).Wärmetarif:Der Grundpreis <strong>für</strong> die Wärmeabnahme beträgt 14,5 f-Cent pro kWh. Davon werden wie derzeit vom Gesetzvorgesehen 2,58 f-Cent pro kWh sogenannter „Carbon-Tax“ abgezogen. Dies entspricht einem Wärmetarifvon 11,9 Cent pro kWh plus Mehrwertsteuer. Die Mehrwertsteuer <strong>für</strong> Privathaushalte beträgt 10 %, jener <strong>für</strong>Gewerbetreibende 21 %.Tabelle 13: Staffelung AnschlussgebührenQuelle: SYNECO GmbH, Bozen, 2012In den Anschlussgebühren sind die komplette Zuleitung mit Vor- und Rücklauf, die Lieferung und Montageder Übergabestation und die komplette Wiederherstellung enthalten.Kostenschätzung und BusinessplanDie grundlegenden Parameter <strong>für</strong> die Kostenschätzung sind folgende:• Jährlicher Ölverbrauch: 60.000 l• Energieverbrauch beim Endverbraucher: 480.000 kWh/a• Hackgutbedarf: 879 Srm/Jahr zum Preis von 24 f/SrmInsgesamt wurden ca. 600.000 f an Investitionskosten errechnet, welche sich folgendermaßen zusammensetzen:56


Tabelle 14: InvestitionskostenInvestition F 605.576Pos Preis/Einheit (F) Einheit TOTAL (F)1 Biomasse-Kessel 1.300 kW inkl. Hydraulik,130.000,00 1,00 pauschal 130.000Schubböden, Aschenaus.2 Pufferspeicher 20 m 2 20.000,00 1,00 pauschal 20.0003 Elektrische Anbindung, Heizhauselektronik50.000,00 1,00 pauschal 50.000plus Heizhaushydraulik4 MSR (Mess-Steuer-Regelungstechnik) 10.000,00 1,00 pauschal 10.0005 Heizhaus (Gebäude) 225,00 144,00 m 3 32.4006 Grundankauf 140,00 100,00 m 2 14.0007 Asphalt 18,00 100,00 m 2 1.8008 Ausfallsicherung (Ölkessel + Tank) 30.000,00 1,00 pauschal 30.0009 Netz 300,00 750,00 pauschal 225.00010 Unvorhergesehenes (10 % von Investitionen) 51.320,00 1,00 pauschal 51.32011 Technische Spesen (8 % von Investitionen) 41.056,00 1,00 pauschal 41.056Neben den Investitionskosten ist jährlich mit knapp 37.500 f an Betriebskosten zu rechnen, hierzu kommennoch Personalkosten von 5.000 f im Jahr.Tabelle 15: BetriebskostenKosten F 31.753Pos Beschreibung Preis/Einheit (F) Inflation Im Jahr Einheiten TOTAL (F)1 Hackgut 24,00 c 2 879,12 Srm 21.089,902 Ascheentsorgung 120,00 i 2 5,00 t 6003 Stromkosten 0,16 i 2 14.400,00 kWh 2.3044 Ökokosten <strong>für</strong> Ausfallsicherung1,50 c 2 2.500,00 Liter 3.750und Spitzenlast5 Instandhaltung 4.000,00 i 2 1,00 pauschal 4.000Tabelle 16: PersonalkostenPersonalkosten F 5.000Pos Beschreibung Preis/Einheit (F) Inflation Im Jahr Einheiten TOTAL (F)1 Personalkosten 5.000,00 i 2 1,00 pauschal 5.000Gegenüber den Ausgaben setzen sich die Einnahmen aus folgenden Posten zusammen:Tabelle 17: ErträgeErträge F 232.994Pos Beschreibung Preis/Einheit (F) Inflation Im Jahr Einheiten TOTAL (F)1 Wärmeverkauf 0,15 3,08 % 2 480.000,00 kWh 69.6002 Weiße Zertifikate 250,00 0,00 % i 2 48,00 TEP 12.0003 Landesbeitrag (25 % aufGesamtinvestition)151.394,00 0,00 % 2 1,00 pauschal 151.394Quelle: SYNECO GmbH, Bozen, 201257


Aus den genannten Einnahmen und Ausgaben ergibt sich folgender Kassafluss:Abbildung 39: KassaflussQuelle: SYNECO GmbH, Bozen, 20121.5. Biomasse-Mikronetz „Karerseestraße“Der Abschnitt entlang der Karerseestraße ist durch eine geringe Anschlussdichte und ein verhältnismäßiglanges Netz gekennzeichnet. Auch <strong>für</strong> eine eingeschränkte Netzvariante ergibt sich (anders als im Falle von„Dorfaus“) keine wirtschaftlich sinnvolle Lösung. Aus diesem Grund wird derzeit von der Errichtung eineseigenen Mikronetzes abgeraten.Eine Möglichkeit besteht jedoch darin, die Karerseestraße mittelfristig an das geplante Wärmenetz Dorfzentrum/Lochanzuschließen, welches bereits bis zum Ansitz Plankenhof geplant ist. Die Entfernung zwischendem letzten Punkt des „großen“ Fernheizwerks und den ersten Anschlüssen der in Abbildung 40 dargestelltenNetzabgrenzung beträgt etwas mehr als 150 Meter.Wichtig zu erwähnen ist, dass die meisten Interessierten, die bereits eine Verpflichtungserklärung unterschriebenhaben, relativ nahe am geplanten Netz liegen. Nach Abklärung der Wirtschaftlichkeit (bei einerWeiterführung des „großen“ Netzes) hat dies den großen Vorteil, dass mittel- und langfristig ein Großteilder Gebäude in der Karerseestraße an das Fernheizwerk im Dorfzentrum angeschlossen werden kann. Miteinem separaten Mikronetz ist dies aufgrund der geringen Anschlussdichte aus heutiger Sicht nicht möglichbzw. sinnvoll.58


Abbildung 40: Katasterplan der erhobenen GebäudeQuelle: SYNECO GmbH, Bozen, 20121.6. Biomasse-Mikronetz „Karersee“SituationsanalyseDie Gemeindeverwaltung hat nach längerer Vorbereitungszeit entschieden, ein Mikronetz am Karersee zuerrichten. Die Voraussetzungen <strong>für</strong> einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlage sind laut vorliegender Machbarkeitsstudiesehr gut. Die Gemeindeverwaltung möchte voraussichtlich jedoch nicht selbst in das Projektinvestieren, sondern einem externen bzw. einem Contracting-Unternehmen die Errichtung und den Betriebder Anlagen übergeben. Nachdem die Gemeindeverwaltung im Rahmen einer Befragung der Interessiertenvor Ort bereits eine gewisse Anzahl an Verpflichtungserklärungen zur Wärmeabnahme eingeholt hat, wirddas Contracting-Unternehmen verpflichtet, die entsprechenden Bestimmungen und Vereinbarungen laut Verpflichtungserklärungzu übernehmen. Nähere Informationen zum Contracting-Modell sind auf den nachfolgendenSeiten angeführt.59


Abgrenzung des MikronetzesAbbildung 41: Mikronetz am KarerseeQuelle: SYNECO GmbH, Bozen, 2013Tabelle 18: Eckdaten zum Mikronetz „Karersee“Zeitpunkt Anzahl Anschlüsse Anschlussleistung WärmeverkaufEndausbau im1. BetriebsjahrTrassenlängeHauptleitung[kW] [kWh] [m]24 3.857 2.850.000 2.07060


Weitere VorgangsweiseBevor die Realisierung des Mikronetzes angegangen wird, muss die Gemeinde Welschnofen verschiedeneAspekte klären bzw. folgende Arbeitsschritte abwickeln:• Entscheidung über die Bau- und Führungsgesellschaft:Vergabe Konzession/ContractingBauen in Eigenregie• Ansuchen um einen Landesbeitrag• Ausarbeitung des definitiven Wärmeliefervertrags• Prüfung der rechtlichen Situation (falls nötig Ausschreibung vorbereiten)• Ausarbeitung eines PPP-Vertrags (Contracting-Vertrag):Mögliche Eckpunkte des Vertrags sind:a) Gemeinde vergibt die Konzession <strong>für</strong> den Bau und die Führung an Privatunternehmenb) Gemeinde vermietet Grundstück <strong>für</strong> den Bau der Heizzentrale an Privatunternehmenc) Gemeinde erhält von Privatunternehmen einen bestimmten Geldbetrag pro Jahr (Größenordnung30.000 f - 40.000 Vergabe Konzession / Contracting)d) Gesamte Anlage geht nach einem bestimmten Zeitraum automatisch in den Besitz der Gemeindeüber (Größenordnung 15-20 Jahre)e) Gemeinde kann die Wärmelieferung nach Ablauf der Konzession wieder vergeben oder selberdurchführenBestimmte Parameter wie der Wärmepreis, die Tarifgestaltung und der Mindestservice werden vonder Gemeinde vorgegeben. Eine Tarifänderung kann nur mit Zustimmung der Gemeinde erfolgen.• Ausarbeitung eines Terminplans• Information der BevölkerungMöglichkeiten <strong>für</strong> die Gemeinde, weitere anfallende Kosten abzuwälzen:• Abwälzung sämtlicher Projektentwicklungskosten auf jene Firma, welche die Ausschreibung gewinnt:1) Rechtliche Prüfung2) Ausarbeitung eines PPP-Vertrags3) Durchführung einer italienweiten Ausschreibung4) Verhandlungen, Organisation, ProjektmanagementKosten ca.}40.000 F• Gemeinde vergibt lediglich den Auftrag <strong>für</strong> die Abwicklung aller Aufgaben bis zur Vergabe der Konzession(Zeitrahmen ca. 5 Monate ab Auftragserteilung)• Gemeinde garantiert nur <strong>für</strong> einen Teil (z. B. ein Drittel) der effektiven Kosten, falls das Projekt nichtrealisiert wirdAlle Entscheidungen während des gesamten Verfahrens trifft ausschließlich die Gemeindeverwaltung.62


2. Gemeinde Eppan2.1. Allgemeine Informationen2.2. Potentialerhebung zur lokalen Holzverfügbarkeit2.3. Erhebung des Wärmebedarfs2.4. Technische Betrachtung und Standort der Heizzentrale2.5. Wirtschaftliche Betrachtung – Festlegung der Wärmetarife2.6. Zusammenfassende Betrachtung2.1. Allgemeine InformationenDie vorliegende Studie untersucht die Wirtschaftlichkeit eines Biomasse-Mikronetzes zur Versorgung deröffentlichen Gebäude sowie der umliegenden privaten Haushalte in St. Michael/Eppan. Die Gemeinde Eppanist Mitglied im Klimabündnis und hat große Waldflächen in Eigentum.In St. Michael liegen zahlreiche öffentliche Gebäude im Umkreis von 225m nahe beieinander, die zentraleEnergieversorgung über ein Nahwärmenetz bietet sich demnach an.Ziel der Studie ist allerdings nicht ausschließlich die Untersuchung der technischen Machbarkeit eines Biomasse-Mikronetzes,sondern die Entwicklung eines Gesamtkonzepts, das die lokalen Wirtschaftskreise stärktund <strong>für</strong> die Gemeinde Eppan nachhaltige Vorteile generiert.Voraussetzung da<strong>für</strong> ist die Nutzung des gemeindeeigenen Waldes, aber auch die Bewirtschaftung der sichim privaten Besitz befindenden Wälder. Durch die Bewirtschaftung der Wälder werden nachhaltig Arbeitsplätzeim Agrarsektor gesichert und der gegenwärtige Charakter der Wälder erhalten.Abbildung 44: Montiggler WaldQuelle: Pfeiferplanung GmbH, Eppan, 201363


2.2. Potentialerhebung zur lokalen HolzverfügbarkeitDie Gemeinde Eppan umfasst nachfolgende Fraktionen:Tabelle 19: Fraktionen der Gemeinde EppanFraktion Höhe ü. d. M. FlächeSt. Michael 346 m - 1.571 m 1.260 ha (12,60 km 2 )St. Pauls 243 m - 1.564 m 610 ha (6,10 km 2 )Girlan 235 m - 538 m 718 ha (7,18 km 2 )Frangart 238 m - 393 m 286 ha (2,86 km 2 )Montiggl 389 m - 645 m 917 ha (9,17 km 2 )Unterrain 239 m - 436 m 564 ha (5,64 km 2 )Missian 245 m - 781 m 305 ha (3,05 km 2 )Perdonig 490 m - 1864 m 844 ha (8,44 km 2 )Gaid: 417 m - 1637 m 455 ha (4,55 km 2 )Fläche insgesamt5.959 haWaldfläche der Gemeinde Eppan1.922,823 haDie Gemeinde Eppan kann eine regelmäßige Tätigkeit in der Waldwirtschaft nachweisen. Jährlich werdenlaut Waldwirtschaftsplan und in enger Zusammenarbeit mit der Forstbehörde Waldflächen bewirtschaftet.Über die Daten zur Waldbewirtschaftung der vergangenen drei Jahre ist eine Potentialabschätzung möglich.Die nachfolgenden Daten zum Stockverkauf der Gemeinde Eppan wurden von der Forststation Kaltern übermittelt:Tabelle 20: Stockverkauf der Gemeinde Eppan von 2009 - 2011Jahr 2011 Holzlos Nettomasse (fm) Brennholz (fm) SrmFrauentalele 145 38Dfst. Frauental 88 47Unterbuchwald 114 52Kolmen 292 82Brunntal 342 109Dfst. Gruben 91 35Kleiner Montiggler See 477 167Rungg 300 107Tieftal 242 74Lafrei 233 88Gesamt 2.324 799 1.997,5064


2.3. Erhebung des WärmebedarfesEinzugsgebietIm Zentrum von St. Michael befinden sich elf öffentliche Gebäude in einem Umkreis von 225 m. Im Idealfallwerden das Hackschnitzellager und die Heizanlage in der Nähe der Ortseinfahrt beim „Tetter“-Parkplatz imZuge des Neubaus der Feuerwehrhalle errichtet. Die Baukosten werden dadurch verringert, die Auswirkungenauf die Natur und das Landschaftsbild auf ein Minimum reduziert. Das mögliche Einzugsgebiet potentiellerprivater Haushalte liegt entlang der Haupttrassen, ersichtlich im nachfolgenden Lageplan:Abbildung 45: Einzugsgebiet des Biomasse-Mikronetzes im Gemeindezentrum von EppanQuelle: Pfeiferplanung GmbH, Eppan, 2013Legende1) Deutschsprachige Mittelschule 2) Deutschsprachiger Kindergarten3) Eissporthalle und Raiffeisensaal 4) Deutschsprachige Grundschule5) Bibliothek, Feuerwehr und Schießstand 6) Altenzentrum7) Rathaus Eppan 8) Lanzer-Plagghaus9) Musikschule 10) Italienischsprachige Grundschule11) Italienischsprachige Mittelschule67


Aktueller WärmebedarfDer Wärmebedarf der elf öffentlichen Gemeindegebäude in der Ortschaft St. Michael / Eppan setzt sich wiefolgt zusammen:Tabelle 23: Aktueller WärmebedarfNr. Gebäude BrennstoffHeizverbrauch[kWh]Leistungsspitze[kW]1 Dt. Mittelschule Gas 1.011.000 6852 Dt. Kindergarten Gas 218.000 1473 Eisporthalle und Raiffeisensaal Gas 391.000 2654 Dt. Grundschule Gas 298.000 2025 Bibliothek, Feuerwehr u. Schießstand Gas 288.000 1956 Altenzentrum Gas 93.000 637 Rathaus Eppan Heizöl 216.000 1468 Lanzer-Plagghaus Gas 159.000 1079 Musikschule Gas 242.000 16410 It. Grundschule Gas 129.000 8711 It. Mittelschule Gas 236.000 160Summe 3.281.000Quelle: Pfeiferplanung GmbH, Eppan, 2013Die öffentlichen Gebäude haben derzeit einen Wärmeenergiebedarf von rund 3.300.000 kWh, was einemHackschnitzelbedarf von etwa 5.300 Srm entspricht.Im Einzugsgebiet der Fernheizleitung liegt zudem Potential <strong>für</strong> ca. einen weiteren Megawatt Anschlussleistung(Raiffeisenkasse 220 kW, Pfarre 210 kW und Privathaushalte ~ 570 kW). Umgerechnet entspricht diesin etwa einem Heizenergieverbrauch von 1.450.000 kWh.Unter der Annahme, dass sich etwa die Hälfte dieser potentiellen Wärmeabnehmer an das Wärmenetzanschließt und somit einen Heizenergieverbrauch von 725.000 kWh generiert, werden weitere 1.200 srmHackschnitzel benötigt.Insgesamt wird <strong>für</strong> den Betrieb des (erweiterten) Biomasse-Mikronetzes also eine Hackschnitzelmenge von6.500 srm benötigt. Nahezu 2/3 des Bedarfs können über den Ertrag der Wälder im Gemeindegebiet vonEppan abgedeckt werden, der Rest über Wälder der umliegenden Gemeinden.2.4. Technische Betrachtung und Standort der HeizzentraleDer Standort der Heizzentrale sollte möglichst nahe an den Endverbrauchern liegen und gleichzeitig <strong>für</strong>LKWs und Traktoren gut erreichbar sein, v. a. in Hinsicht auf den Bau der Anlage und die Lieferung desBrennstoffs. Als möglicher Standort bietet sich ein Grundstück in unmittelbarer Nähe zum „Tetter“-Parkplatzan. Dort ist auch die Neuerrichtung der Feuerwehrhalle von St. Michael/Eppan geplant.2.5. Wirtschaftliche Betrachtung – Festlegung der WärmetarifeFestlegung der Wärmetarife <strong>für</strong> die EndkundenFür die Gemeinde sind die Kosten <strong>für</strong> den Umbau der Heizräume und die Anschlusskosten bereits in dieBaukosten des Mikronetzes einkalkuliert. Die Gemeinde erhält die Wärmeenergie zu einem vergünstigten68


Preis von 6 Cent pro kWh. Im Gegenzug leistet sie über einen Zeitraum von 20 Jahren jährlich einen Investitionsbeitragvon 130.000 f.Was die privaten Anschlüsse betrifft, so beträgt der Grundpreis <strong>für</strong> die Wärmeabnahme 14,5 Cent pro kWh.Davon kann die sogenannte „carbon-Tax“ von 2,58 f-Cent abgezogen werden. Der Wärmetarif beträgt somit12 Cent pro kWh (zuzüglich MwSt.).Die Anschlussgebühren decken die Kosten <strong>für</strong> die Umbauten und Anschlüsse der Heizräume und können wiefolgt gestaffelt werden:Tabelle 24: AnschlussgebührenAnschlussleistung in Anschlussgebühr Anschlussleistung in Anschlussgebühr[kW][kW]15 5.000 f 125 24.000 f25 6.000 f 150 27.000 f35 8.000 f 175 31.000 f50 9.000 f 200 32.000 f75 16.000 f 250 40.000 f100 20.000 f 300 47.000 fQuelle: Pfeiferplanung GmbH, Eppan, 2013InvestitionskostenDie Investitionskosten belaufen sich auf etwa 3.400.000 f und setzen sich wie folgt zusammen:Tabelle 25: InvestitionskostenPos Beschreibung Einheitspreis Menge Summe1 Biomasse Heizzentrale (inkl. Gaskessel) 670.000 f 1 670.000 f2 Pufferspeicher 50.000 f 1 50.000 f3 Mechanische Einrichtungen 35.000 f 1 35.000 f4 Hydraulische Einrichtungen 115.000 f 1 115.000 f5 Elektrische Einrichtung, Regel/Überwachungsanlage 130.000 f 1 130.000 f6 Gasanlage (zusätzlich zu Kessel) 20.000 f 1 20.000 f7 Komplette Rohrverlegung 700 f / lfm 2.000 lfm 1.400.000 f8 Heizzentrale (Gebäude, Aushub,..) 120 f / m 3 3.000 m 3 360.000 f9 Grundstückskosten 0,00 f / m 2 400 m 2 0,00 f10 Kosten <strong>für</strong> Anschluss (öffentliche Gebäude) 11 20.000 f 220.000 f∑ 3.000.000 fA Unvorhergesehenes (ca. 5 %) 149.750 fB Technische Spesen (ca. 8 %) 239.600 f∑ 3.389.500 FQuelle: Pfeiferplanung GmbH, Eppan, 201369


Die Investitionskosten beinhalten sowohl die Anschlusskosten <strong>für</strong> die öffentlichen Gebäude als auch dieBaukosten. Die Grundstückskosten werden mit 0,00 f beziffert unter der Annahme, dass die Heizzentraleauf dem Grundstück der zukünftigen Feuerwehrhalle errichtet wird.Die Kosten <strong>für</strong> die Anschlüsse der Privaten decken sich mit den in der Tabelle 24 angegebenen Anschlussgebühren.Demgegenüber stehen jährliche Betriebskosten von ca. 235.000 f zu Buche, die sich wie folgtzusammensetzen:Tabelle 26: BetriebskostenPos Beschreibung Einheitspreis Menge Summe1 Hackschnitzel 24 f/srm 6.500 srm 156.000 f2 Aschenentsorgung 120 f/t ~35 t 4.200 f3 Stromkosten 0,16 f/kWh 60.000 kW/h 9.600 f4 Gaskosten (Leistungsspitzen) 12.000 f 1 12.000 f5 Ordentliche Instandhaltung 22.000 f 1 22.000 f6 Personalkosten 30.000 f 1 30.000 f∑233.800 FQuelle: Pfeiferplanung GmbH, Eppan, 2013Zusätzlich zu den ordentlichen Instandhaltungsmaßnahmen fallen im 10-Jahres-Zyklus außerordentliche Instandhaltungsmaßnahmenan, welche mit 10 % der ursprünglichen Baukosten beziffert werden.KassaflussBetrachtet man die Heizspesen der Gemeinde Eppan <strong>für</strong> die elf öffentlichen Gebäude, so liegen diese ineinem Bereich von jährlich 225.000 f bis 240.000 f. Dieser Summe sind die Kosten <strong>für</strong> die ordentlicheInstandhaltung, Wartung (inkl. Personalkosten) hinzuzufügen, welche mit etwa 25 % abgeschätzt werden.Dies führt zu laufenden Gesamtkosten von etwa 280.000 f bis 300.000 f, was Energiekosten von etwa 9Cent je kWh entspricht.Bei den weiteren Berechnungen werden daher jährliche Betriebskosten von 290.000 f angenommen.Für den Austausch einer Heizanlage alle 20 Jahre (unter Berücksichtigung aller elf öffentlicher Gebäude)sowie <strong>für</strong> weitere außerordentliche Instandhaltungsarbeiten werden jährliche Kosten in Höhe von35.000 f - 38.000 f angenommen.Die Differenz der heutigen und der zukünftigen Energiekosten <strong>für</strong> die Gemeinde ergibt 290.000 f –198.000 f = 92.000 f (die 198.000 f ergeben sich aus dem durchschnittlichen Verbrauch von 3,3 Mio kWhmal den Energiepreis <strong>für</strong> die Gemeinde von 6 Cent). Daraus ergibt sich ein möglicher Investitionsbeitrag vonSeiten der Gemeinde in Höhe von 38.000 f + 92.000 f = 130.000 f.Angenommen dass die Gemeindeverwaltung in Zukunft sowohl einen Wärmetarif von 6 Cent pro kWh alsauch einen Investitionsbeitrag von 130.000 f über einen Zeitraum von 20 Jahren entrichtet und der Anschlussvon 50 % der im Nahbereich befindlichen Privaten zu einem Tarif von 12 Cent (ohne Investitionsbeitrag)erfolgt, amortisiert sich die Anlage in einem Zeitraum von 22-23 Jahren. Für die Gemeinde hat dies denVorteil, dass bei fix kalkulierbaren Energiekosten keine weiteren Betriebs-, Wartungs- und außerordentlicheInstandhaltungskosten (beispielsweise beim Austausch von Heizkesseln alle 20 Jahre) anfallen.In der nachfolgenden Abbildung sind die genannten Daten und Annahmen graphisch dargestellt, die entsprechendeBerechnungsgrundlage mit allen Eingabewerten entspricht der Tabelle 27.70


Abbildung 46: FinanzierungsganglinieQuelle: Pfeiferplanung GmbH, Eppan, 201371


Tabelle 27: Berechnungsgrundlage zur FinanzierungslinieAllgemeine EingangsdatenBaukosten 3.400.000,00 f/EinmaligAußerordentliche Instandhaltung Fernheizwerk 340.000,00 f/10-JahreBetriebskosten Fernheizwerk (mit Privaten) 235.000,00Trarif „Weiße Zertifikate“ 0,00 f/tepSumme Äquivalente Erdöltonnen („tonnellate equivalenti petrolio“) 402,50 tepSumme Einnahmen „Weiße Zertifikate“ 0,00 f/JahrVerzinsung 4,50 %Inflation 0,50 %Eingangsdaten GemeindeBetriebskosten Gemeinde (konventionell, „Heute“)(inkl. Brennstoff, Wartung, Personal usw.)280.000,00 f/JahrEnergieverbrauch 3.300.000,00 kWhEnergiekosten Gemeinde (konventionell, „Heute“) 0,0848 f/kWhEnergiepreis Gemeinde (Hackschnitzel, „Morgen“) 0,0600 f/kWhEnergiekosten Gemeinde (Hackschnitzel, „Morgen“) 198.000,00 f/JahrJährl. Beitrag Gemeinde (Diff. Energiek. und Außerord. Inst. Gem.) 130.000,00 f/JahrÄquivalente Eröltonnen („tonnellate equivalenti petrolio“) 330,00 tepEingangsdaten PrivateMögliches Potential im Einzugsgebiet 1.450.000,00 kWhGeschätzter Anteil Anschlüss 50,00 %Angeschlossene Privathaushalte 725.000,00 kWhEnergiepreis Private 0,1242 f/kWhzuzüglich „carbon-Tax“ 0,0258 f/kWhEinnahmepreis Private 0,1500 f/kWhJährliche Einnahme Private 108.750,00 f/JahrÄquivalente Erdöltonnen (tonnellate equivalenti petrolio) 72,50 tep72


Berechnungsblatt zur Finanzierungslinie - FortsetzungAusgabenEinnahmenJahreBeitragGemeindeBaukostenund außerord.InstandhaltungBetriebskostenEnergieverkaufanGemeinde0,06 F/kWhBeitragProvinzEnergieverkaufanPrivate0,12 F/kWhWeißeZertifikateFinanzierungsganglinie1 3.400.000,00 -3.400.000,002 235.000,00 130.000,00 198.000,00 108.750,00 0,00 -3.351.250,003 236.175,00 130.000,00 198.990,00 850.000 109.293,75 0,00 -2.449.947,504 238.542,65 130.000,00 200.984,87 110.389,42 0,00 -2.357.363,505 242.138,71 130.000,00 204.014,75 112.053,55 0,00 -2.259.515,276 247.017,93 130.000,00 208.125,75 114.311,49 0,00 -2.155.774,157 253.255,44 130.000,00 213.381,18 117.198,00 0,00 -2.045.460,258 260.948,71 130.000,00 219.863,17 120.758,18 0,00 -1.927.833,329 270.220,06 130.000,00 227.674,78 125.048,65 0,00 -1.802.082,4610 281.219,92 130.000,00 236.942,74 130.139,01 0,00 -1.667.314,3511 357.387,64 294.130,89 130.000,00 247.820,92 136.113,76 0,00 -1.879.927,3412 309.172,79 130.000,00 260.494,52 143.074,64 0,00 -1.740.127,7013 326.608,84 130.000,00 275.185,32 151.143,45 0,00 -1.588.713,5114 346.753,36 130.000,00 292.158,15 160.465,65 0,00 -1.424.335,1815 369.981,05 130.000,00 311.728,72 171.214,64 0,00 -1.245.467,9716 396.738,50 130.000,00 334.273,29 183.597,07 0,00 -1.050.382,1617 427.558,23 130.000,00 360.240,55 197.859,39 0,00 -837.107,6418 463.075,99 130.000,00 390.166,15 214.295,80 0,00 -603.391,5219 504.051,96 130.000,00 424.690,59 233.258,09 0,00 -346.647,4220 551.397,03 130.000,00 464.581,33 255.167,77 0,00 -63.894,4921 375.664,50 606.205,11 0,00 510.760,05 280.531,09 0,00 -257.348,2022 669.793,35 0,00 564.336,52 309.957,56 0,00 -64.428,1423 743.751,97 0,00 626.650,59 344.183,09 0,00 159.754,3124 830.006,49 0,00 699.324,61 384.098,75 0,00 413.171,1925 930.895,45 0,00 784.328,93 430.786,72 0,00 697.391,3926 1.049.267,91 0,00 884.064,02 485.565,47 0,00 1.017.752,9827 1.188.606,04 0,00 1.001.463,81 550.046,41 0,00 1.380.657,1628 1.353.179,90 0,00 1.140.126,05 626.205,59 0,00 1.793.808,9029 1.548.243,29 0,00 1.304.477,32 716.474,29 0,00 2.266.517,2230 1.780.282,55 0,00 1.499.982,75 823.854,16 0,00 2.810.071,5831 394.876,03 2.057.333,64 0,00 1.733.413,02 952.063,97 0,00 3.043.338,9032 2.389.387,45 0,00 2.013.186,03 1.105.727,17 0,00 3.772.864,65Quelle: Pfeiferplanung GmbH, Eppan, 201373


HandlungsstrategienDie nachfolgende Auflistung gibt einen zusammenfassenden Überblick über die wichtigsten Punkte undHandlungsstrategien, die es bei der Realisierung von Biomasse-Mikronetzen im ländlichen Raum in Zukunftverstärkt zu verfolgen gilt.1. Holzenergie-Potential nutzen!Durch den hohen Waldanteil in Südtirol ist großes Potential <strong>für</strong> die Hackschnitzelproduktion vorhanden.Trotz der bereits sehr intensiven Nutzung des Energieholzes in den bestehenden Fernheizwerken und in vielenweiteren, privaten Biomasseheizanlagen sollte in Südtirol eine intensivere Nutzung des nachwachsendenRohstoffes Holz angestrebt werden.Auch das Restholz der verschiedenen Sägewerkbetriebe könnte energetisch intensiver genutzt und dadurcheine Steigerung der Wertschöpfung erreicht werden.Laut Studie der Maschinenring-Service GmbH sind die technische bzw. maschinelle Ausstattung und derentsprechende Fuhrpark <strong>für</strong> den Abtransport, die Lieferung und Verarbeitung des Holzes gegeben. Allerdingsfehlt es an größeren Sammel- und Lagerplätzen <strong>für</strong> Holzhackschnitzel, an denen auch eine Trocknungerfolgen könnte. Die Trocknung des Holzes führt im Verkauf zu einem höheren Preis, selbst wenn die Lagerungskostenund die Verzinsung des gelagerten Materials eingerechnet werden. Neben entsprechendenLagerungsplätzen <strong>für</strong> das Holz müssen auch Voraussetzungen geschaffen werden, das Hackgut ordnungsgemäßzu verarbeiten.Die Koordinierung von Ankauf und Einsatz von Geräten und Maschinen zur Gewinnung des Holzes und zurHackschnitzelproduktion sowie die eventuelle Vermittlung von Fachpersonal sollten nach Möglichkeit übereinen einzigen Ansprechpartner erfolgen.2. Informationen sammeln und bündeln!Zur Verfügbarkeit von Energieholz gibt es bereits sehr umfangreiche Datensammlungen, z. B. im Landesbetrieb<strong>für</strong> Forst- und Domänenverwaltung und im <strong>Südtiroler</strong> Energieverband.Es geht in erster Linie darum, diese Informationen zu sammeln und <strong>für</strong> eine gewisse Zone bzw. <strong>für</strong> eineneinzelnen Betrieb oder eine Gruppe von Betrieben auszuwerten und daraus die Art und die Größe eventuellzu realisierender Anlagen <strong>für</strong> die spezifischen Anwendungen abzuleiten. Aus diesem Grund wäre es sinnvoll,eine zentrale Anlaufstelle <strong>für</strong> die Sammlung und Auswertung dieser Informationen zu errichten, um eventuellenInteressenten diese Informationen rasch und unbürokratisch zur Verfügung stellen zu können. NachMöglichkeit sollte diese Anlaufstelle in einer bereits bestehenden Organisation oder Struktur eingerichtetwerden.3. Zusammenarbeit unter den einzelnen Akteuren intensivieren!Grundlage <strong>für</strong> die Realisierung von Biomasse-Mikronetzen im ländlichen Raum ist die Zusammenarbeit zwischenLandwirten, Handwerkern und weiteren Partnern vor Ort.In Bezug auf die Holzbringung bzw. die Bewirtschaftung des Waldes seitens der Landwirte gilt es, die Zusammenarbeitmit der Forstbehörde zu optimieren, um eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu garantieren.Ein weiterer wichtiger Schritt besteht in der verstärkten Zusammenarbeit und dem Ausbau von synergetischenEntwicklungen zwischen der Genossenschaft der <strong>Südtiroler</strong> Sägewerker und der Maschinenring-Service75


GmbH. Eine Zusammenführung des Knowhow in der Holzgewinnung, dem Holztransport und der Holzverarbeitungmit dem Fachwissen in Bezug auf den technischen und administrativen Betrieb von Mikronetzenwäre von beidseitigem Vorteil und sollte demnach angestrebt werden.Doch nicht nur in Hinsicht auf die Zusammenarbeit, sondern insbesondere bei der Koordinierung der verschiedenenAkteure ist noch viel Entwicklungspotential vorhanden. Durch die Bündelung der Erfahrungenund Daten durch eine einzige Koordinierungsstelle können Informationen gezielt verteilt und Initiativengesteuert werden. In der Folge wird eine effizientere Nutzung des Rohstoffes Biomasse erreicht und dadurchdie Wertschöpfung in diesem Bereich erhöht.Damit eventuelle Partner zum Umsetzen eines Vorhabens rasch gefunden werden, sollte eine Art „Partnerbörse“erstellt werden, wo sich interessierte Landwirte, Installationsbetriebe, Investoren und Techniker registrierenkönnen, eventuell nach Art des Interessenbereiches, nach geografischen Zonen und nach Umfangder möglichen Investition geordnet.Diese Informationen könnten von der Koordinierungsstelle verwaltet und den jeweiligen Interessenten zugeführtwerden.4. Holzenergie-Contracting als Modell-Netzwerk <strong>für</strong> Handwerker undLandwirte in Südtirol forcieren!Das Energie-Contracting-Modell ist in Südtirol kaum bekannt und entsprechend wenig verbreitet. Es fehlt anErfahrung und Kompetenz sowohl auf Seiten der Unternehmen als auch der Kunden. Trotzdem bietet diesesTätigkeitfeld aus Sicht des Landesverbandes der Handwerker und des <strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernbund</strong>es erheblichesPotential <strong>für</strong> die beiden Wirtschaftszweige.Handwerks- und Landwirtschaftsbetriebe könnten sich demnach nicht nur auf einzelne Tätigkeiten innerhalbdes Contracting-Modells, beispielsweise auf die Rolle des Anlagenlieferanten, Installationspartners oder desRohstofflieferanten, beschränken, sondern das Geschäftsfeld eigenständig betreiben.Gerade <strong>für</strong> kleinere bis mittlere Handwerks- bzw. Landwirtschaftsbetriebe kann das Energie-Contracting-Modell interessant sein:• Die Vorteile der Handwerksbetriebe als Contractoren, beispielsweise im Heizungsbaugewerbe, liegenin ihrer Fachkompetenz, in ihrem engen Kundenkontakt und der hohen fachhandwerklichen Fertigkeit.Besonders gute Chancen haben dabei jene Unternehmen, die selbst über Planungskompetenz verfügen.• Auch Landwirtschaftsbetriebe können, nach Vorbild des Energie-Contracting-Modells in der Steiermark,diese Dienstleistung anbieten. Eine Gruppe bäuerlicher Waldbesitzer tätigt sämtliche Investitionen, mietetsich im Heizraum des Wärmeabnehmers ein und verkauft die veredelte Dienstleistung „Wärme“. Einwesentlicher Vorteil besteht in der Möglichkeit, den Rohstoff Holz bzw. die Hackschnitzel direkt aus deneigenen Waldbeständen zu beziehen.Im Idealfall jedoch schließen sich Handwerker und Landwirte zusammen und betreiben das Geschäftsfeldgemeinsam. Dadurch werden das Know-How der Handwerksbetriebe und die Kompetenzen der Landwirtebei der Bereitstellung der Hackschnitzel gebündelt.Voraussetzung <strong>für</strong> die gemeinsame Realisierung und den Betrieb eines Biomasse-Mikronetzes ist die Wahleines geeigneten Betriebsmodells.5. Finanzielle Anreize schaffen!Angesichts der rasanten Entwicklung des Marktes der erneuerbaren Energien im Allgemeinen und der Verwendungder Biomasse im Besonderen kann die Realisierung konkreter Projekte dazu beitragen, nachhaltigeTätigkeits- und Erwerbsmöglichkeiten in Südtirol zu etablieren. Dadurch werden lokale Kreisläufe gestärktund Arbeitsplätze innerhalb der Region geschaffen. Insbesondere <strong>für</strong> das Handwerk und die Landwirtschaftkann die Realisierung von Biomasse-Mikronetzen langfristig eine erhöhte Wertschöpfung bedeuten.76


Damit <strong>Südtiroler</strong> Landwirte und Handwerker in Zukunft verstärkt auf Biomasse-Mikronetze setzen, sindentsprechende finanzielle Anreize zu schaffen und Fördermittel bereitzustellen. Unerlässlich ist dabei eineGleichstellung der Landesförderung <strong>für</strong> Biomasse-Mikronetze mit jener <strong>für</strong> Fernheizanlagen. Dabei sind nichtnur die zur Förderung zugelassenen Kosten anzugleichen. Auch die Förderkriterien sollten weniger auf dieAnzahl der mit Wärme zu versorgenden Gebäude als vielmehr auf den ökologisch und ökonomisch nachhaltigstenBetrieb ausgerichtet werden.77


Checklisten und HandlungsleitpläneCheckliste „Projektskizze“Rahmenbedingungen innerhalb der Gemeinde• Ist es Ziel der Gemeindepolitik, Bioenergieprojekte zu unterstützen?• Gibt es bereits diesbezüglich laufende Aktivitäten wie beispielsweise die Mitgliedschaft imKlimabündnis, Projektgruppen zur Lokalen Agenda 21 usw.?• Unterstützt die Landespolitik die Nutzung von Biomasse?• Gibt es geeignete Flächen zum Aufbau eines Biomasse-Mikronetzes? Wie ist diese Flächeverkehrstechnisch angebunden?• Kann die Gemeinde selbst finanzielle Mittel bereitstellen?• Haben die Bürger Vertrauen in die Vorreiterrolle der Gemeinde?Biomassepotential• Ist die momentan zur Verfügung stehende Biomasse langfristig gesichert verfügbar?• Sind die potenziellen Biomasselieferanten bereit, einen Vorvertrag zu unterzeichnen?• Bestehen in den lokalen Wäldern erhebliche Durchforstungsreserven?• Werden diese zum Teil schon <strong>für</strong> die Produktion von Hackgut genutzt?• Sind Landwirte im Ort interessiert, Hackgut zu produzieren?• Ist in den Nachbargemeinden Hackgut verfügbar?• Sind trockene Reststoffe aus Holz verarbeitenden Betrieben vorhanden?Energienutzung• Ist bereits ein Fern- bzw. Nahwärmenetz vorhanden, in das die Wärme eingespeist werden kann?• Sind Liegenschaften mit ganzjährig hohem Wärmebedarf vorhanden?• Gibt es unter Umständen Wärmeabnehmer, die vor allem im Sommer Wärme benötigen?• Sind Neubauvorhaben geplant?• Liegen diese Gebäude in der Nähe eines möglichen Anlagenstandorts?• Gibt es benachbarte größere Verbraucher, die Interesse an einer Wärmelieferung haben?• Gibt es Gemeindegebäude mit mehr als 15 Jahre alten Heizanlagen, die in näherer Zukunftrenoviert werden müssen oder Gebäude mit hohem Wärmebedarf?• Sind geeignete Anschlussmöglichkeiten an das Stromnetz am vorgesehenen Standort vorhanden?• Gibt es Gemeindegebäude, von denen aus andere, nahe gelegene Gebäude mit Wärme versorgtwerden könnten?• Ist die Lagerung von Hackgut in bestehenden Objekten der Gemeinde möglich?• Gibt es Gemeindegebäude mit ausreichend verfügbarem Raum <strong>für</strong> Kessel, Brennstofflagerungund -anlieferung?Umfeld• Gibt es lokale Klimaschutzgruppen, die das Projekt unterstützen könnten?• Liegen positive Erfahrungen mit Biomasse-Mikronetzen aus benachbarten Gemeinden vor?• Gibt es interessierte lokale oder regionale Hersteller oder Händler von Holzkesseln/Biomasseheizanlagen?• Sind vertrauenswürdige lokale Anbieter von Energiedienstleistungen interessiert, in die Anlage zuinvestieren und diese zu betreiben?• Ist eine ausreichende Infrastruktur vorhanden?78


• Ist der Standort sensibel hinsichtlich verschiedener Emissionen (z. B. Geruch, Staub, Lärm)?• Bestehen Förderungen <strong>für</strong> Holzheizungen?• Gibt es aktive ortsansässige Landwirte oder Unternehmen mit Interesse, als Wärme- und/oderBrennstofflieferanten aufzutreten? Sind diese bereit, selbst in die Anlage zu investieren?• Gibt es kompetente und interessierte Personen zur Betreuung des Holzkessels?Quelle: Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, „Nutzung von Biomasse in Kommunen – Ein <strong>Leitfaden</strong>“,Berlin, 2003Checkliste „Ausschreibung der Machbarkeitsstudie“Inhalte der Ausschreibung einer Machbarkeitsstudie1. Aufgabenstellung und Ziel der Studie2. Eignung des Grundstücks und des Standorts hinsichtlich der geplanten Errichtung einerBiomasseanlage einschließlich aller Nebenanlagen und Flächen zur Lagerung und Aufbereitung desBrennstoffs sowie hinsichtlich eines wirtschaftlichen Betriebs, der Versorgung mit Biomasse und desAnschlusses von Energieabnehmern3. Ermittlung der verfügbaren und in der entsprechenden Kontinuität und Qualität lieferbarenBiomassemengen, um einen langfristig wirtschaftlichen Betrieb der Anlage insbesondere unterfolgenden Bedingungen sicherzustellen:• Ermittlung des wirtschaftlichen Potenzials einer Wärmeversorgung in der Gemeinde unter demGesichtspunkt des Wärmebedarfs und der voraussichtlichen Versorgungsaufnahme potenziellerWärmeabnehmer• Optional: Sicherstellung der Versorgungsaufgabe bei gekoppelter Kraft-Wärme-Erzeugung4. Erstellung eines vorläufigen Konzepts zur Anlieferung, Aufbereitung und Lagerung der Biomasse,auch unter der Möglichkeit der externen Lagerung und Aufbereitung5. Erstellung eines technischen Anlagenkonzepts, basierend auf den Ergebnissen unter (3) und unterBerücksichtigung der zu leistenden VersorgungssicherheitPrüfung des Einbezugs bestehender Kesselanlagen zur Deckung des Spitzen- und ReservebedarfsEntwicklung eines technischen Konzepts zur Fortleitung der unter (3) ermittelten Wärmemenge undAnschluss der Energieabnehmer6. Abschätzung der Wirtschaftlichkeit des Gesamtprojekts auf Grundlage des unter (2) bis (5)erarbeiteten Konzepts als Cash-Flow-Rechnung über die gesamte Laufzeit des Projekts7. Prüfung möglicher Organisationsstrukturen <strong>für</strong> die Errichtung und <strong>für</strong> den Betrieb derBiomasseanlage unter finanzwirtschaftlichen, steuerlichen und sozio-ökonomischen Gesichtspunkten8. Ermittlung von Genehmigungspflicht und -umfang des unter (4) und (5) entwickelten Konzepts,einschließlich der zu erwartenden Nebenbestimmungen9. Bewertung der zu erwartenden Akzeptanz in der Bevölkerung und Nachbarschaft zur Anlage10. Entwicklung einer Risiko- und Sensitivitätsbetrachtung unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus(5) bis (9)11. Zusammenfassung, Gesamtbewertung und EmpfehlungQuelle: Bundesministerium <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, „Nutzung von Biomasse in Kommunen – Ein <strong>Leitfaden</strong>“,Berlin, 200379


80Vorlage Verpflichtungserklärung – Seite 1


Vorlage Verpflichtungserklärung – Seite 2Quelle: Gemeinde Welschnofen, 201281


Notizen________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________82


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Ansprechpartner<strong>Südtiroler</strong> <strong>Bauernbund</strong>Kanonikus-Michael-Gamper-Str. 539100 BozenAbteilung Innovation und Erneuerbare EnergienTel. 0471 999 317Fax 0471 999 329innovation-energie@sbb.itwww.sbb.it

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