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Geschnatter Oktober/2012 - Nationalpark Neusiedler See Seewinkel

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4 <strong>Nationalpark</strong> Herbst-<strong>Geschnatter</strong> Nr. 3 / <strong>Oktober</strong> <strong>2012</strong>Foto: Archiv NP <strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> – <strong>See</strong>winkelAus der Vogelwelt Pamhagens IIHubert Stiegler und Matthias Guszmann, „Birder der 1. Stunde“, dokumentiertenüber einen langen Zeitraum ihre Beobachtungen über die VogelweltBekassinen (Gallinago gallinago) – wendige Flieger, schon damals für die Jäger schwierig zu erlegen.Teil 2. „Alle anderen Raubvögel,die man hier zu Gesichtbekommt, haben ihre Wiegeim angrenzenden Erlenwaldund kommen nur tagsüberzur Jagd auf unsere Felder.Wie der kleine Baum- oderLerchenfalke, Turmfalke, Rötelfalkeund vereinzelt auchder Wanderfalke. Auffallendselten in den letzten Jahren derMilan, sowohl der Schwarzeals der Rote. Noch vor 10Jahren horsteten jährlich 2-3Paare bei uns, heute ist jedeSpur davon verschwunden.Der Grund dafür dürfte dasVerschwinden der natürlichenDeckung sein (Guszmann).Kommentar Rudi Triebl:„Die Wiege aller anderenRaubvögel“ ist in jedemFall zu pauschal, auch wennder Erlenwald nachweislichhöchst seltene Arten beherbergthat (z.B. Kaiser- undSchreiadler). Damals wieheute hat der Singvogelzugverschiedene Greife im Gefolge,sicher jedoch nichtden heimischen MäusejägerTurmfalke oder den in derweiteren Umgebung nachgemat.Wo die Jungvögel hinkommen?Die Sumpfohreulebleibt manches Jahr ganz aus,ist im nächsten, wenn es mitMäusen gesegnet ist, zu Hundertenvertreten.R. Triebl: Bei den Angabenüber den Steinkauzauf dem Kirchturm dürfteeine Verwechslung mit derSchleiereule vorliegen, diefrüher wesentlich häufigerund vor allem auf Kirchendachbödenvertreten war.Gut beobachtet wieder dieNotiz über die Sumpfohreulenund ihr an das Massenauftretenvon MäusenGolfplätze und UmweltVernichtet „grüner Sport“ die Kulturlandschaft?Handicap. „Golfanlagenverschlingen Landabschnitte,zerstören Wälder, Küsten-und Meeresregionen,vernichten unschätzbare Biodiversität“,kritisieren Golfplatz-Gegner.ImportiertesGras, Dünger, Chemikalienund das jährliche Besprühenmit Tonnen von Insektiziden,Herbiziden und Fungizidentragen zur Verschmutzungund Verarmung der lokalenUmgebung bei.Am <strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> wurdevor 22 Jahren in Donnerskirchender erste 18-Loch-Golfplatz errichtet. In Neusiedl/<strong>See</strong>wirbt ein 9-Loch-Platz als Öko-Golfplatz,auf Dünger, Pestizide undBewässerung wird verzichtet.(www.csardagolf.at). Golfenin schönster Lage im <strong>See</strong>vorgeländebei Donnerskirchen(www.donnerskirchen.at) hat bisher, wie erwartet,nicht zur Tourismusentwicklungbeigetragen - Donnerskirchenzählt nach wie vorzu den kleinsten Gemeindenim Nächtigungstourismus.Die Stiftung LandschaftsschutzSchweiz (www.sl-fp.ch) hat Auswirkungen desGolfsports auf die Kulturlandschaftuntersucht: Golfplätzeschlucken Kulturland,der beliebte Massensport istalles andere als nachhaltig,Golfplätze seien eine „ökologischeKatastrophe“. Wiedas Siedlungswachstum tragensie zum Verschwindender Kulturlandfläche bei.In Ländern mit niedrigenSozial- und Umweltstandardskönnen Investoren fast widerstandslosihre Ideen umsetzen.Wie etwa in Vietnam dieVerbreitung von Golfplätzenzur Vertreibung von tausen-2. Teil: kommentiert von Rudolf Triebl, BirdLife Burgenlandden Bauernfamilien geführthat. In Thailand werden fürden „grünen Sport“ wertvollesFarmland und artenreicheWälder geopfert, ebenso inChina und Kuba.In Europa haben sichGolfplatzprojekte zu bewährten„Türöffnern“ fürandere Investitionsvorhabengemausert: Projektentwicklerversprechen den Lokalpolitikernin strukturschwachenRegionen blühendeTourismuslandschaften,sobald dort ein 18-Loch-Golfplatz in Betrieb gehenwerde, verlangen aber gleichzeitigdie Genehmigungzur Errichtung von Zweitwohnsitzen.Letztere sind inWirklichkeit die Cash Cow,also der Geldbringer für denInvestor, der Golfplatz verkümmertoft zu einer lokalenSporteinrichtung.Öko-Golfplatz in Neusiedl/<strong>See</strong>: Die Werbeaussage „mitten im Naturschutzgebiet des<strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong>s“ ist freilich nicht wörtlich zu nehmen ...Foto: K. Schaedlerwiesenen Rötelfalken. Sehraufschlussreich ist die Feststellungüber das Verschwindenbeider Milane aus unsererRegion; es wäre schönzu wissen, ob mit „bei uns“Pamhagen im engeren Sinnzu verstehen ist.An Nachtraubvögeln lebenin und um Pamhagen derSteinkauz und die Sumpfohreule.Der Steinkauz nistet amKirchturm und Scheunen underfüllt seine Aufgabe, die nacheinem alten Aberglauben demHörer seines Rufes den nahenTod anzeigen. Selten findenmehr als zwei Paare hier HeigekoppelteVorkommen inunregelmäßigen Jahresintervallen.Der Reiher. Vorweg gesagt,dass keine der zur Sprachekommenden Arten hier horstet,aber alle wenigstens zeitweisehier jagen und fischen.Die Horste schützt also derkilometerbreite Rohrgürtel des<strong>See</strong>s. Alljährlich finden sichder Grau- oder Fischreiher,der Rote oder Purpurreiherund der Löffler (Anm.: keineReiherart) ein.Sehr selten bekommt manden Silber- oder Edelreiher inAnblick, ebenso den Seiden-,den Zwerg- und Nachtreiher.Die Reiher sind standorttreu.nicht nur die Altvögel kommenimmer wieder auf diebekannten Brutplätze zurück,sondern auch die hier erbrütetenJungvögel versuchen, ihrenHorst anzulegen.R. Triebl: Bei den Reihernist mir besonders aufgefallen,dass trotz der fastausschließlich deutschsprachigenBesiedlung des Gebietesund der niederösterreichischenHerkunft vonDir. Stiegler gewissermaßenungarische Bezeichnungenwie Roter Reiher (ung.:vörös gém) für Purpurreiherund Löffelreiher (kanalasgém) Verwendung finden.Der Silber- oder Edelreiherwar damals die seltenste Art,heute ist er bei weitem derhäufigste.Im Juni 1969 habe ichzwei Schwarzstörche am Leissergrabenbeobachtet. Sie kamentäglich - ca. 8 Tage lang- zur gleichen Zeit aus Ungarnüber den Eisernen Vorhangund blieben bis zur Dämmerung.Plötzlich waren sie dannverschwunden (Guszmann).R. Triebl: Die 2 Schwarzstörchevom Juni 1969 unterstreichendas Vorkommenund Brüten der Artim ungarischen Hanság zuZeiten, als kaum jemandden „Todesstreifen“ an derGrenze betreten durfte; vieleTrappenschauer berichtetenvom Zusammentreffen mitSchreiadlern und Schwarzstörchen,allerdings fast ausschließlichaus dem RaumAndau und Tadten.Kommt man mit alten Leutenüber das Thema „Tiere“ zusprechen, dann wird man baldvon einem Vogel erzählt bekommen,der heute hier und inder Gegend restlos verschwun-den ist, vom Kranich (1956und 1958 konnte ich jeweils2 Stück bei der „Giß-Lacke“beobachten; Guszmann). SeineFlügelfedern waren eine begehrteZier und wurden teuerbezahlt. Der Kranich ist verschwunden...R. Triebl: In Fachkreisenist das Nisten des Kranichsim Hanság aus dem Endedes 19.Jhdts. durchaus bekannt.Die Verwendungseiner Schmuckfedern vomFlügel (nicht vom Schwanz!)ist in der Hortobágy, eventuellnoch im Kiskunság üblich,hier im Hanság absolutneu! In den vergangenenJahren nimmt der Herbstdurchzugauffallend zu –sicher auch eine Folge derangewachsenen nordeuropäischenPopulation.Auf den abgeernteten Getreidefelderntummelt sichder Große und Kleine Brachvogel,hier „Goisser“ genannt,der sehr scheu ist, daher auchnur selten erlegt wird. DasFleisch soll eine sehr schmackhafteSuppe liefern. Von denBekassinen sind fast alle Artenvertreten. Sie sind richtige„Zick-zack-Flieger“, die demSchützen eine Unmenge Patronenkosten, ehe er eine andie Hühnerschlinge bringt.R. Triebl: Große Brachvögelbrüteten augenscheinlichimmer eher selten imOsten des <strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong>s(Waasen, ZitzmannsdorferWiesen), doch der Durchzugbereits ab Juli/August fielnatürlich auch Jägern auf,zumal sie jagdbar waren; mit„Kleiner Brachvogel“ kannnur der Regenbrachvogel gemeintsein. Fortsetzung folgtMartin Schneider-Jacoby ✝EuroNatur trauert um verdienstvollenExperten & NaturschützerUnd meine <strong>See</strong>le spannteWeit ihre Flügel aus,Flog durch die stillen Lande,Als flöge sie nach Haus.Joseph Karl BenediktFreiherr von EichendorffUnvergesslich. Im August<strong>2012</strong> verstarb Dr. MartinSchneider-Jacoby nachkurzer, schwerer Krankheitim Alter von 56 Jahren. SeitGründung der EuroNaturFoto: Dr. G. KarmannStiftung vor 25 Jahren setzteer sich mit ungebrochenemEngagement für den Erhaltdes europäischen Naturerbesein. Besonders verdienstvollwar seine Arbeit für den Naturschutzauf dem Balkan,ein Teil Europas, der ihmsehr am Herzen lag: Nebender Betreuung verschiedenerEuroNatur-Projektgebietewie Save-Auen, Drau undMur, Skutari <strong>See</strong> und Bojana-Buna-Delta war er als Artenschutzexpertezum Schutz derZugvögel und deren Habitatetätig.Ebenso außergewöhnlichwar sein Einsatz für denSchutz der Zugvögel undderen Lebensräume. Derexzellente Feldbiologe verstandes wie kaum ein andererden Funken seiner eigenenBegeisterung auf andereüberspringen zu lassen. Vorzehn Jahren brachte er dieersten Studiengruppen ausden Balkanländern in den<strong>Nationalpark</strong> <strong>Neusiedler</strong><strong>See</strong> – <strong>See</strong>winkel. Die Zusammenarbeitmit ihm amGrünen Band war intensivund herzlich. 2009 wurdeM. Schneider-Jacoby mitdem Großen Binding Preisfür seine Arbeit am GrünenBand Europa ausgezeichnet.Mit Dr. Martin Schneider-Jacobyverliert der internationaleNaturschutzeinen Menschen mit höchsterFachkompetenz und dasEuropäische Naturerbe einen„Anwalt“ mit Herz undLeidenschaft.

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