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8 <strong>WPK</strong>-QuarterlyII/2013zen, wenn man genauere Kenntnis hatüber das Business-Modell der Agenturscitec-media. Grundsätzlich gilt aber:Je größer die Abhängigkeit dieserAgentur von den PR-Erlösen aus derWissenschaft, desto größer ist auchhier die Wahrscheinlichkeit, dass manüber die berichtet, von denen man finanziellabhängig ist.2. Verlust von Reputation undGlaubwürdigkeitNeben einem Risiko für die journalistischeUnabhängigkeit, das man bezogenauf die beiden hier diskutiertenBeispiele zwischen den Polen sehrgroß und moderat ansiedeln kann,birgt das Sponsoring Reputations-Risiken. Und zwar prinzipiell für beideSeiten, sowohl für den Geldgeber alsauch für den, der das Geld annimmt.Seinen guten Ruf riskiert ein Verlagdann, wenn eine Finanzierungspraxisvon seinen Lesern etwa nicht inEinklang zu bringen ist mit dem, wasden guten Ruf begründet hat. So birgtdie Annahme von Geld speziell vomForschungsministerium für die Refinanzierungvon etwas, das Der Standardselbst als unabhängigen Wissenschaftsjournalismusbezeichnet,ein erhebliches Risiko. Leser könntendiese Praxis für unvereinbar halten mitdem, was sie aus guten Gründen mitden Eigenschaften eines unabhängigenQualitätsjournalismus in Verbindungbringen, nämlich Staatsferne.Im Ergebnis besteht ein erheblichesRisiko, dass die Glaubwürdigkeitdes Standard Schaden nimmt.Glaubwürdigkeit dürfte aber eineganz wesentliche Voraussetzung fürdie Wertschätzung des Standard darstellen.Wieso sollte man Geld ausgebenfür ein Produkt, dessen Integritätin Frage steht? Dabei kommtes in der Außenwahrnehmung nichtunbedingt darauf an, dass ja nur einwinziger Teil der Text-Produktion desStandard mit Geld einer staatlichenInstitution ermöglicht wird. Es kommtauch nicht unbedingt darauf an, dassman beim Standard die Aufgabe spezielldes Wissenschaftsjournalismusoffensichtlich nicht darin sieht, maßgeblicheWissenschaftsförderer zukontrollieren oder zu kritisieren. EinReputations-Risiko birgt allein die Tatsache,dass der Verlag zur Erstellungredaktioneller Inhalte überhaupt Geldeiner staatlichen Institution annimmt.Im Falle von 20 Minuten liegen dieDinge anders. Denn um einen gutenRuf zu verlieren, muss man einen solchenhaben. Um ein erhebliches Reputationsrisikoanzunehmen, müssteman davon ausgehen, dass Leserdem Journalismus dieses Gratis-BlattesVertrauen entgegenbringen. Einesolche Annahme liegt nicht ebennahe, weil ja der Verlag klarmacht,dass sein Produkt (geld-)wertlos ist.Entsprechend wird man das Reputationsrisikofür die Tamedia AG als kleineinschätzen dürfen. Im Gegenteil wirdman argumentieren können, dass dieReputation von 20 Minuten durch dasEngagement zweier gemeinnützigerprivater Stiftungen potentiell aufgewertetwird. Dieser Fall birgt entsprechendmutmaßlich höhere Reputations-Risikenfür die Stifter als für denNutznießer, die Tamedia AG.Dies gilt aus meiner Sicht auchdann, wenn sich Abhängigkeiten derAgentur scitec-media von der PR inder Berichterstattung niederschlagensollten und dies bekannt würde. DieRufschädigung wäre für die Stiftungenmutmaßlich größer als für 20 Minuten,ein Produkt, das nichts kostetund bei dem sich Leser nicht überraschtzeigen dürften, wenn Vermischungenvon PR und Journalismusbekannt würden.3. Risiken für den Zusammenhaltinnerhalb einer RedaktionDie Unterstützung durch Dritte,die sich auf ganz bestimmte Organisationseinheiteneines Verlages beschränkt,birgt Risiken für den innerenZusammenhalt einer Redaktion. Diesbezieht sich einerseits auf die Möglichkeitder Ausgrenzung „gesponserter“Kollegen aus dem Kreis der Kernbeschäftigten,die sich ihren Kollegenüberlegen fühlen. Andererseits sindauch innere Konflikte klassisch finanzierterJournalisten desselben Hausesvorprogrammiert, wenn deren Berichterstattungdie Existenzgrundlage einigerKollegen gefährden könnte.Ein solches Risiko ist im Falle von20 Minuten wiederum nicht zu erkennen,weil die Doppelseiten von Mitarbeiterneiner Agentur zugeliefertwerden, die trotz der anzunehmendenengen Zusammenarbeit mit einzelnenTamedia-Mitarbeitern keinen Kollegenstatushaben.Drei Faktoren für dieAbschätzung von RisikenAus diesen Überlegungen lassensich drei Faktoren ableiten, die eineschnelle und relativ differenzierteAbschätzung ermöglichen, wie großdas Risiko für die Unabhängigkeit,die Reputation bzw. Glaubwürdigkeitund den inneren Zusammenhalt einerRedaktion sind. Sämtliche Faktorenlassen sich gestuft abschätzen (sehrhoch/groß – sehr niedrig/klein).Faktor 1: Die „Wissenschaftsnähe“eines SponsorsRisiken für Unabhängigkeit, Reputationund inneren Zusammenhalteiner Redaktion erscheinen umsogrößer, je wahrscheinlicher es ist,dass ein Unterstützer Gegenstandder Berichterstattung wird. Je wissenschaftsnäherein Förderer, destowahrscheinlicher werden Konfliktezwischen den Absichten einer Redaktionund denen des Sponsors. Sehrwissenschaftsnahe Förderer könnenweiter differenziert werden. Das Risikoerscheint umso höher, je konkreterBezüge zwischen Berichterstattungund Förderer ausfallen. Das Sponsoringdurch einzelne Universitäten birgtdeshalb noch größere Risiken, dasses zu Konflikten kommt, als die Förderungdurch große Wissenschaftsfördererorganisationen.Faktor 2: Der Anteil einzelnerSponsoren an den GesamtkostenEs kommt bei dieser Abschätzungauf die Anteile an, die einzelne Sponsorenzur Finanzierung eines Produktesbeisteuern. Je größer dieserAnteil ist, desto größer ist das Risikobesonders für die Unabhängigkeiteiner Redaktion. Es kommt darüber

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