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Indien - Volker Steinbacher

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Italien<br />

Rom<br />

Es ist schwer in einer Stadt der Superlative wie Roma, die mehr als 2700 Jahre alt ist, einen guten Platz für das<br />

Niederlegen eines Augen-Steins zu finden. Nach welchem Maßstab oder Kriterium sucht man einen Platz aus: ist<br />

es Geschichte, Kunst, die Lyrik, Architektur oder Religion? Oder legt man den Stein an die alten Stätten der<br />

„Brot und Spiele“ ins Colloseum oder an den Circus Maximus? Ist es die Dekadenz, der man huldigen will oder<br />

der heutigen Zeit, dem modernen Rom?<br />

Nachdem ich einen Stein im alten Zentrum des oströmischen Reiches - in Byzanz – niedergelegt hatte, fragte ich<br />

mich nun nach meinem Bewegunggrund, den Stein im vatikanbeherrschten Rom zu plazieren. Schließlich habe<br />

ich mich für das Sinnbild entschieden, das mich in jungen Jahren geprägt hat, die berühmte Szene aus Fellinis<br />

„Dolce Vita“, in der die Schwedin Anita Ekberg in dem nächtlichen Rom in den Trevi-Brunnen steigt und als<br />

laszive Filmdiva für Freizügigkeit in die Filmgeschichte eingeht. Das Bild Roms zu jener Zeit mit all seinen<br />

Berühmtheiten und dem sinnentleerten Leben, die Jagd der Paparazzi auf Bilder und Augenblicke, die diesem<br />

Leben einen Glanz verleihen sollen, ist und war für mich Kennzeichen und charakterisch für diese Zeit: kritisch,<br />

mitfühlend und humorvoll .<br />

Die Paparazzi, ein Begriff der in diesem Film erstmalig benutzt worden ist, haben sich inzwischen zu einer<br />

weltweiten Berufsgruppe etabliert und bevölkern nach wie vor auch Rom. Die Stadt ist voll von Touristen, die<br />

hochgerüstet und ausgestattet mit digitalen, mechanischen Kameras und Videokameras, nach wie vor auf der<br />

Suche sind nach dem Moment des Glücks, der Freude, der Liebe, des rechten Augenblicks und der Geschichte.<br />

Der berühmteste Brunnen Trevi ist auch ein solcher Ort der Momentaufnahmen.<br />

Der Stein liegt in der Mitte desjenigen Tritonen, der das feurige Seepferd zu bändigen versucht. Das Auge ist<br />

gerichtet auf hunderte, ja tausende von Besuchern, die den Moment genießen oder durch eine Aufnahme zu<br />

verewigen versuchen.<br />

Dies war am Freitag, den 9. Mai 2003 – am Nachmittag, nach meiner internationalen Konferenz , wo mir Zeit<br />

blieb, einige Stunden durch mein Rom auf Fellinis Spuren zu wandern.<br />

Zafer Toker, Frankfurt/Main<br />

2003

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