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MiTglieDer / 22 Die Weser-Metall GmbH ist eine Tochter der Recylex-Gruppe und zählt zu den modernsten Blei- Produzenten Europas. Das Nordenhamer Unternehmen, das rund 250 Mitarbeiter beschäftigt, ist vor allem als Recycling-Betrieb aktiv: Der Großteil der eingesetzten Roh- stoffe stammt aus alten Auto- batterien. Pro Jahr werden in dem Werk über 125.000 Tonnen Blei produziert. Foto: Heeger
wie näHerT Man siCH eineM Mann, der Geschäftsführer von sechs Firmen ist, eine der modernsten Bleihütten Europas leitet und gerade seinen 66. Geburtstag gefeiert hat? „Auf keinen Fall schneller als mit 6 km/h, sonst gibt ‚s Ärger“, verrät ein Mitarbeiter, der zufällig am Werkstor steht. „Sehen Sie die Schilder mit dem Tempolimit und dem Hinweis auf Radar-Kontrollen? Die hat der Chef höchstpersönlich auf dem Werksgelände aufstellen lassen, und das gilt für alle, auch für ihn selbst.“ TerMin beIM CHeF norDMeTall Standpunkte 3 / 2011 MiTglieDer / 23 Dr. Reimund Westphal, Weser-Metall Das macht neugierig. Ein Chef, der sich an seine eigenen Regeln hält? Wo gibt ‚s denn so was? Reimund Westphal lacht, als er darauf angesprochen wird. „Stimmt, die Geschwindigkeitsbegrenzung habe ich vor einiger Zeit eingeführt, um den Feinstaubanteil in der Luft weiter zu reduzieren. Eine simple Maßnahme, aber sie funktioniert. Langsam fahrende Autos wirbeln weniger Staub auf, und außerdem sinkt so die Unfallgefahr. Das mit den Radarfallen auf dem Gelände ist natürlich nur ein Bluff, aber das muss ja nicht unbedingt jeder wissen.“ Diese erste Begegnung mit Reimund Westphal verrät viel über den promovierten Ingenieur, der erst vor knapp fünf Jahren die Leitung der Weser- Metall GmbH übernahm. Damals, im Dezember 2006, hatte das norddeutsche Unternehmen gerade eine rauschende 100-Jahr-Feier hinter sich und eine umfangreiche Restrukturierung vor sich, die aus der französischen Weser-Metall-Mutter Metaleurop die heutige Recylex Group machte. Und Westphal war nach Ansicht der Franzosen der richtige Mann für diesen Job: gut ausgebildet, effizient, erfahren und mit dem nötigen Maß an Pragmatismus ausgestattet, um die anstehende Transformation wie gewünscht über die Bühne zu bringen. Und, ganz wichtig: Der oft beschworene „Kontakt zur Basis“ ist für ihn keine hohle Phrase, sondern elementarer Bestandteil der eigenen Führungs-Philosophie. „Das hat mit meinem Werdegang zu tun“, sagt Westphal. „Ich war ja nicht immer Manager, sondern auch mal kleiner Schlosser-Lehrling und – über den zweiten Bildungsweg – Student mit einem ganz bescheidenen Budget. Das sorgt für Bodenhaftung. Wenn meine Frau mir bei der Finanzierung des Studiums nicht geholfen hätte, wäre das alles nicht möglich gewesen. Dafür bin ich ihr heute noch dankbar.“ boss Mit bodenhAFtUnG Geboren Ende April 1945 im nordpolnischen Misdroy (Miedzyzdroje), übersiedelte Westphal 1946 mit seinen Eltern nach Lübeck. Hier eröffnete der Vater einen Friseurladen, und der Sohn begann nach der Mittelschule eine Ausbildung in einem örtlichen Industrieunternehmen. „Ich habe in dieser Zeit vieles gelernt“, erzählt Westphal, „auch für mein späteres Studium in Lübeck und Hannover. An der Uni ist man ja quasi Unternehmer in eigener Sache; es gibt viele Freiheiten, aber auch viele Risiken, die man rechtzeitig erkennen muss, wenn man nicht scheitern will.“ Das Scheitern blieb ihm erspart, was unter anderem daran zu erkennen ist, dass auf seinen Ingenieur-Abschluss noch eine Promotion folgte. Die Dissertation war nach dreieinhalb Jahre fertig und wurde 1979 mit dem Doktortitel belohnt. Das markierte einen weiteren Wendepunkt im Leben von Reimund Westphal. Der Mann, der eigentlich immer in den Mittelstand wollte und Lübeck längst als seine Heimat sah, wechselte 1980 in die Industrie und wurde Werkleiter in der Schwarzwald-Metropole Freudenstadt, später bei einem Maschinenbau-Unternehmen in Stuttgart. Dort verbrachte er einige Jahre, ehe es ihn wieder in den Norden zog, diesmal nach Braunschweig, wo es ein interessantes Angebot vom Verpackungs-Unternehmen Schmalbach-Lubeca gab.
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