ExChange - Herzlich Willkommen bei der AWO Berlin Kreisverband ...
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Das <strong>AWO</strong>-Blatt – Ausgabe Nr. 1 – Januar 2009<br />
Existenzminimumbericht:<br />
Kin<strong>der</strong> brauchen mehr zum Leben<br />
<strong>AWO</strong> Bundesverband:<br />
Anlässlich des am 5.11.2008 dem<br />
Bundeskabinett zur Beschlussfassung<br />
vorgelegten 7. Existenzminimum-<br />
berichts erklärt ein Bündnis <strong>der</strong><br />
Verbände Ar<strong>bei</strong>terwohlfahrt Bundesverband,<br />
Deutsche Tafel, Deutscher<br />
Kin<strong>der</strong>schutzbund, Deutsches Kin<strong>der</strong>hilfswerk,<br />
Gewerkschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft und Zukunftsforum<br />
Familie "Was braucht ein Kind<br />
zum Leben? – Aktionsbündnis gegen<br />
Kin<strong>der</strong>armut":<br />
Wir for<strong>der</strong>n die Politik auf, ihrer Verantwortung<br />
nachzukommen und sich<br />
<strong>bei</strong> <strong>der</strong> Festlegung dessen, was ein<br />
Kind zum Leben braucht, nicht hinter<br />
Expertengremien und -meinungen zu<br />
verstecken. Es wird eine breite gesellschaftliche<br />
Debatte und eine politische<br />
Entscheidung darüber gebraucht,<br />
wie hoch <strong>der</strong> kindliche Bedarf ist und<br />
wie er gedeckt werden soll. Wir als<br />
Verbändebündnis for<strong>der</strong>n die Einführung<br />
einer allgemeinen Kin<strong>der</strong>grundsicherung,<br />
über die <strong>der</strong> Mindestbedarf<br />
eines Kindes unabhängig von seiner<br />
Herkunft gesichert wird.<br />
Es ist <strong>der</strong>zeit in Mode, Empfänger von<br />
Sozialleistungen zu stigmatisieren.<br />
Unsägliche Fernsehsendungen und<br />
Berichtserien in großen Boulevardzeitungen<br />
vermitteln das Bild, von<br />
"Sozialschmarotzern", die es sich auf<br />
Kosten des Staates gut gehen lassen.<br />
Öffentlich werden For<strong>der</strong>ungen laut,<br />
das Ar<strong>bei</strong>tslosengeld II zu kürzen o<strong>der</strong><br />
zumindest über mehrere Jahre nicht<br />
anzuheben, um stärkere Ar<strong>bei</strong>tsanreize<br />
zu schaffen. Damit wird impliziert,<br />
dass ALG II-Empfänger davon gut leben<br />
könnten und daher keine Ar<strong>bei</strong>t<br />
aufnehmen würden.<br />
Die Wirklichkeit sieht an<strong>der</strong>s aus: Insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Regelsätze für Kin<strong>der</strong><br />
reichen <strong>bei</strong> weitem nicht aus, um den<br />
Bedarf <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu decken. Kin<strong>der</strong><br />
brauchen – neben Liebe, Respekt<br />
und Zuwendung – viele materielle<br />
Dinge, die Geld kosten: Sie benötigen<br />
je nach Alter mehrmals im Jahr neue<br />
Schuhe und größere Kleidung, sie<br />
brauchen Bücher und Spielmaterialien<br />
und sie sollen sich gesund und<br />
ausgewogen ernähren. Sie brauchen<br />
Anregung und För<strong>der</strong>ung durch gemeinsame<br />
Unternehmungen, <strong>bei</strong>spielsweise<br />
den Besuch im Zoo,<br />
Theater o<strong>der</strong> Schwimmbad. Und <strong>der</strong><br />
Kontakt zu Gleichaltrigen zum Beispiel<br />
in Spielgruppen, Musikschulen o<strong>der</strong><br />
Sportvereinen wird mit zunehmendem<br />
Alter immer wichtiger. Schließlich<br />
brauchen Kin<strong>der</strong> eine qualitativ hochwertige<br />
Betreuungs- und Bildungsinfrastruktur.<br />
Diese kostet aktuell in<br />
– Seite 10 –<br />
Form von Eltern<strong>bei</strong>trägen o<strong>der</strong> benötigtem<br />
Lernmaterial ebenfalls Geld.<br />
Wir for<strong>der</strong>n kostenfreie Bildungs- und<br />
Betreuungsangebote für alle Kin<strong>der</strong><br />
von Geburt an, um mehr Chancengerechtigkeit<br />
im Bildungssystem zu<br />
schaffen. Kin<strong>der</strong>tagesstätten müssen<br />
zu Eltern-Kind-Zentren weiterentwickelt<br />
werden und niedrigschwellige<br />
Beratungs- und Hilfsangebote bieten.<br />
Zudem brauchen wir gemeinsame<br />
Schulen mit pädagogisch hochwertigen<br />
Ganztagskonzepten, die allen<br />
Kin<strong>der</strong>n einen berufsqualifizierenden<br />
Abschluss ermöglichen.<br />
Armut hat viele Ursachen. In den allermeisten<br />
Fällen ist sie aber nicht selbst<br />
verschuldet, son<strong>der</strong>n Folge <strong>bei</strong>spielsweise<br />
von lang andauern<strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tslosigkeit,<br />
Trennung o<strong>der</strong> von Flucht<br />
und Migration. Kin<strong>der</strong> können für das<br />
Umfeld, in das sie hineingeboren werden,<br />
überhaupt nicht verantwortlich<br />
gemacht werden. Daher muss jedes<br />
Kind gleichermaßen die Chance auf<br />
ein gutes und gesundes Aufwachsen<br />
bekommen. Die von uns gefor<strong>der</strong>te<br />
Kin<strong>der</strong>grundsicherung stellt eine wichtige<br />
Voraussetzung dafür sicher.<br />
Foto: aboutpixel.de / Bockig © Konstantin Gastmann