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„Agile Organisation: Geht es schmiegsam, biegsam, leichtfüßig?“<br />
26.06.2015 von Mathias Haas<br />
Strategie Derzeit gibt es e<strong>in</strong> vorherrschendes Gefühl: Unternehmensorganisation<br />
ist e<strong>in</strong> laufender Anpassungsprozess.<br />
Nichts bleibt, wie es war – und das ständig.<br />
Trendbeobachter Mathias Haas hat die wichtigsten Fragen<br />
<strong>in</strong>klusive ihrer Beantwortung zusammengestellt.<br />
Alles fließt – Veränderungen s<strong>in</strong>d tägliche Rout<strong>in</strong>e. Eher<br />
schmerzlich empf<strong>in</strong><strong>den</strong> Mitarbeiter und Vorgesetzte,<br />
dass Strukturen und Prozesse immer wieder angepasst<br />
wer<strong>den</strong> müssen und nicht mehr verlässlich s<strong>in</strong>d. Die Organisation<br />
von Unternehmen steht vor e<strong>in</strong>em tiefgreifen<strong>den</strong><br />
Wandel. Fünf Fragen an <strong>den</strong> Trendbeobachter Mathias<br />
Haas.<br />
1. Dürfen Unternehmen überhaupt noch feste Organisationsstrukturen<br />
haben, so wie wir sie bisher kennen?<br />
Es gibt “Mega-Growth-Player” wie Apple, die haben – zum<strong>in</strong>dest<br />
<strong>in</strong> Teilbereichen – ke<strong>in</strong>e Arbeitsplatzbeschreibungen.<br />
Die Def<strong>in</strong>ition des eigenen Aufgabenbereiches,<br />
des persönlichen Schutzgebietes fehlt dort bewusst, und<br />
mit Blick auf ihren Erfolg sche<strong>in</strong>t dies e<strong>in</strong> legitimer Weg zu<br />
se<strong>in</strong>. Mit prüfendem Blick auf deutsche Arbeitsplatz-Systeme<br />
wäre es auch nur logisch, <strong>in</strong> gleicher Art <strong>den</strong> Rotstift<br />
anzusetzen (und sich gleich diese Arbeit zu sparen). Denn<br />
wer hat noch e<strong>in</strong>e Stellenbeschreibung, die wirklich der<br />
Wahrheit entspricht?<br />
Von e<strong>in</strong>er anderen Flughöhe aus betrachtet ist es offensichtlich,<br />
dass der Umgang mit Veränderungen e<strong>in</strong>e Frage<br />
der Haltung ist. B<strong>in</strong> ich Täter oder (ewiges) Opfer? Wir<br />
wundern uns immer wieder, wenn Organisationen Projekte<br />
anstoßen, die suggerieren (sollen), dass nach deren<br />
Abarbeitung wieder Ruhe e<strong>in</strong>kehrt. Das (Berufs-)Leben<br />
ist e<strong>in</strong>e ewige Baustelle – und ganz ehrlich: Normalerweise<br />
meistern wir sie großartig. Jeder zweite Berufstätige<br />
arbeitet eigentlich schon mobil, unsere Geschäftsmodelle<br />
wer<strong>den</strong> digital(er) und virtuelle Teams setzen sich<br />
durch. Informell passen wir uns täglich an, oft unter dem<br />
Radar der Strukturen und ohne Steuerung durch die<br />
“Flight-Control”.<br />
Warum also wer<strong>den</strong> die eigentlichen Organisationsstrukturen<br />
so selten angepasst? Unsere Erfahrungen aus Change-Beratungen<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutig: Mitarbeiter halten die<br />
Wahrheit aus. Sie verstehen, dass die kurzfristige kle<strong>in</strong>e<br />
Krise dem Totalausfall <strong>in</strong> e<strong>in</strong> paar Jahren vorzuziehen ist.<br />
2. Wie müssen nachwachsende Generationen <strong>in</strong> Schule<br />
und Uni ausgebildet und auf agile Organisationen<br />
vorbereitet wer<strong>den</strong>?<br />
Ohne Denkverbote. Für agile Organisationen braucht es<br />
auch leichtfüßig-selbstbewusste Menschen. Dazu gehört,<br />
dass wir <strong>in</strong> unseren Bildungse<strong>in</strong>richtungen “connect<strong>in</strong>g<br />
the dots” fördern – also <strong>den</strong> Blick auf Gesamtzusammenhänge.<br />
Fördern, nicht schulen. Das heißt zum Beispiel,<br />
dass neben der Vermittlung anwendbaren (!) Wissens<br />
dank umfassender <strong>Medien</strong>kompetenz eigene Urteile darüber<br />
möglich s<strong>in</strong>d, welche Entscheidungen zu treffen und<br />
welche zu korrigieren s<strong>in</strong>d. Dass Lehrpläne verbesserte<br />
Versionen erhalten – vierteljährlich und nicht im nächsten<br />
Jahrzehnt. Mit Blick auf Schule und Universität sehen<br />
me<strong>in</strong> Team und ich immer wieder zu wenig Freiraum und<br />
zu viele Leitplanken. Schüler, die nicht mehr zum Spielen<br />
oder zum Experimentieren kommen.<br />
Doch im globalen Wettbewerb s<strong>in</strong>d unsere jungen Menschen<br />
nicht nur mit Diszipl<strong>in</strong> gut bedient, sondern auch<br />
mit Quer<strong>den</strong>ken. Damit, radikal und mutig zu se<strong>in</strong>. Mit<br />
Statistikwissen, damit nicht jede Pressemeldung zum Megatrend<br />
wird und jede Lobby e<strong>in</strong> leichtes Spiel hat.<br />
Idealerweise sehen wir bald jede Menge “Kaospilots”! Diese<br />
dänische Bildungse<strong>in</strong>richtung gibt es schon seit 1991,<br />
doch leider nicht im wil<strong>den</strong> Sü<strong>den</strong>. Als Bus<strong>in</strong>ess-School<br />
bildet sie das Leben ab und nicht <strong>den</strong> Lehrstuhl. Hier bekommen<br />
Schüler <strong>den</strong> Schlüssel zur Schule (für die freiwillige<br />
Nachtschicht) und nur ganz, ganz selten gibt es Bewertungen.<br />
Wie soll man <strong>den</strong> Misserfolg bewerten? Ist er<br />
doch Niederlage und Anschauungsobjekt zum Bessermachen<br />
zugleich – weswegen man Misserfolge im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>er solchen Ausbildung durchaus auch fördern kann.<br />
Die “Lehrer” halten es aus, wenn e<strong>in</strong>e Projektgruppe e<strong>in</strong>en<br />
realen Kun<strong>den</strong> bedient und dieser sich nicht mehr<br />
meldet, weil das Projektkonzept “über Budget” abgegeben<br />
wurde. Das richtige Leben eben. “Wild and crazy”. Die<br />
Abgänger s<strong>in</strong>d Durchstarter – forsch und kühn. Davon<br />
könnten wir mehr gebrauchen …<br />
3. “Uber”-Regulierung oder nicht: Wirken Regulierungen<br />
von Märkten für oder gegen <strong>den</strong> Menschen?<br />
Politiker und Rechtsstaat s<strong>in</strong>d zum Schützen da. Sie bil<strong>den</strong><br />
die Basis unseres Systems, Gesetze s<strong>in</strong>d Schutz und<br />
Schirm – aber ke<strong>in</strong> All-<strong>in</strong>clusive-Club. Die Rückbes<strong>in</strong>nung<br />
auf jahrzehntealte Regelungen ist zwar menschlich und<br />
nachvollziehbar, doch auf Dauer nicht unbed<strong>in</strong>gt erfolgreich.<br />
Egal, ob Uber mit 18 oder sogar mit 40 Milliar<strong>den</strong><br />
US-Dollar bewertet wird: Es ist mächtig und es ist nur<br />
e<strong>in</strong>es von vielen Beispielen. Die F<strong>in</strong>ancial Times schrieb<br />
im März, dass <strong>in</strong> <strong>den</strong> USA mehr als 80 Start-ups existieren,<br />
deren Unternehmenswert die E<strong>in</strong>e-Milliarde-US-Dollar-Marke<br />
gesprengt hat. E<strong>in</strong>e Blase? Ganz bestimmt!<br />
<strong>etventure</strong> Presse-Clipp<strong>in</strong>gs 02/2015 I Absatzwirtschaft I Agile Organisation I 1 von 2