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Oberst a. D. Prof. Dr. Sc. Wilfried Hanisch Zur ... - AGGI-INFO.DE

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Gleichermaßen verhielten sich ebenfalls die Militärs der Westgruppe. Beispielsweisehatte das Oberkommando der Westgruppe entsprechend einer Bitte des DDR-Verteidigungsministers am 12. November 1989 den Oberkommandos der britischenStreitkräfte in Deutschland, der USA-Landstreitkräfte Europa und der französischenStreitkräfte in Deutschland den Wunsch übermittelt, daß sie „die von der DDR-Regierunggetroffenen Maßnahmen verständnisvoll als Akt eines souveränen Staatesbetrachten mögen,- sich jeglicher Einmischung in die Ereignisse enthalten und- die erforderlichen <strong>Sc</strong>hritte unternehmen werden zur Wahrung der öffentlichenOrdnung in ihren Zuständigkeitsbereichen,- um etwaigen Störungen der Ordnung und Mißverständnissen vorzubeugen, diedie Situation in der DDR ebenso wie in der BRD und BERLIN (West) komplizierenkönnten". (23)Übrigens noch ein vielleicht nicht uninteressantes Beispiel „diplomatischer" Hilfe: <strong>Zur</strong>großen Verblüffung des Leiters der operativen Arbeitsgruppe erschien bei ihm am 10.11.1989 gegen 1 0.00 Uhr der auch später nicht selten für Überraschungen fähige<strong>Sc</strong>halck-Golodkowski mit zwei Mitarbeitern und übergab eine komplette Dokumentationdarüber, wo in Berlin sofort neue Grenzübergangsstellen geschaffenwerden konnten. Dank dieser Hilfe war man in der Lage, noch in der Nacht vom 10.zum 11. November acht neue Übergänge vorzubereiten und am 12. auch am PotsdamerPlatz einen neuen Übergang zu schaffen. Sicher muß man nicht lange raten,mit wem <strong>Sc</strong>halck vorher diese Fragen auch besprochen und wofür vorbereitet hatte.Durch die Pionierkräfte der Grenztruppen wurden im Tag- und Nachteinsatz sowohldiese neuen Übergänge geschaffen als auch weitere in den folgenden Tagen, so daßab 14. November von und nach Berlin (West) bereits 22 Grenzübergänge für denReiseverkehr zur Verfügung standen.Insgesamt erscheint folgende <strong>Sc</strong>hlußfolgerung berechtigt. Die Fakten belegen, daßdie Soldaten der DDR von den unter den geschilderten komplizierten Bedingungenmöglichen Verhaltensvarianten wohl nicht die schlechtesten gewählt haben. Natürlichpaßt da manches nicht in jetzt oft übliche Klischees, vor allem auch, daß mit denAngehörigen der Paßkontrolleinheiten ebenfalls Offiziere des Ministeriums für Staatssicherheitmaßgeblichen Anteil an der Öffnung der Übergänge und zusammen mitden damaligen Grenzsoldaten am gesamten friedlichen Verlauf der Grenzöffnunghatten. Oder daß ebenfalls für die große Mehrheit der Soldaten der Führungsspitzeder technisch zweifellos mögliche Einsatz größerer militärischer Kräfte unter denentstandenen Bedingungen schon deshalb nicht in Frage kam, weil dann allein durchdie rollenden Kolonnen Zwischenfälle möglicherweise provoziert werden konnten.Wer ihnen diesen moralischen Anspruch nicht abnehmen will, kann sich aber wohlkaum der Logik ihrer Argumentation entziehen, daß eben, weil sie für den Fortbestandder DDR waren, als wichtigstes kein Blut fließen durfte. Denn sonst wärenicht nur jeglicher Rückhalt im Volke beseitigt worden, sondern auch internationaljene Sympathie, die die DDR in jener Zeit bekanntlich nicht nur im Osten nochbesaß, und die für die Chance einer demokratischen Wende in der DDR ebensounabdingbar war.Noch eine Anmerkung sei gestattet: Es ist heute üblich geworden, von den beidenDiktaturen in Deutschland in diesem Jahrhundert zu sprechen. Ein Vergleich desVerhaltens der Armeen beider Diktaturen macht aber nicht unwesentliche Unterschiedesichtbar: Die Armee der ersten Diktatur hat nicht nur andere Völker miteinem verheerenden Krieg überzogen, sondern auch wesentlich dazu beigetragen,

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