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Oberst a. D. Prof. Dr. Sc. Wilfried Hanisch Zur ... - AGGI-INFO.DE

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Da das DDR-Fernsehen die Pressekonferenz direkt übertragen hatte und ein Teil derWest-Medien bald die genannte Mitteilung als sofortige Grenzöffnung verbreitete,war es eigentlich nicht verwunderlich, daß sich vor allem Bewohner Berlins und desUmlandes davon überzeugten, was an dieser überraschenden Meldung wahr sei.Die unmittelbar nachfolgenden und kaum dokumentierten Entwicklungen sind in denMedien sehr unterschiedlich interpretiert worden, besonders hinsichtlich der Zeit undder möglichen Verdienste bzw. <strong>Sc</strong>huldzuweisungen für Entscheidungen. Bezogenauf das vorgenannte Thema läßt sich folgendes mit Sicherheit ableiten: (8)Zunächst waren die Menschenbewegungen zu den Grenzübergangsstellen unddamit übereinstimmend auch die Handlungen der Grenzsicherungskräfte noch rechtunterschiedlich. Während sich ab etwa 20.00 Uhr an einigen Grenzübergangsstellenim Innern Berlins schon größere Menschenansammlungen bildeten und entsprechende,aber vorerst unbeachtet bleibende Meldungen „nach oben" abgegebenwurden, konnten die an den Übergängen an der Außengrenze sich vereinzelt einfindendenBürger zumeist noch zur Umkehr mit dem Hinweis veranlaßt werden, siehätten eine Fernsehmeldung falsch verstanden. Als gegen 21.20 Uhr am GrenzübergangBornholmer Straße schon zwischen 500 bis 1000 Menschen die Öffnung des<strong>Sc</strong>hlagbaumes verlangten und der PKW-Rückstau bereits über einen Kilometer langbis zur <strong>Sc</strong>hönhauser Allee reichte, ließ der dortige Kommandant für einzelne Personen,die ihr Ausreisebegehren vortrugen, den Fußgänger-Durchgang bis zumKontrollbereich öffnen.Hier ist eine klärende Einfügung erforderlich: Der tatsächlich den Grenztruppenangehörende Kommandant der jeweiligen Grenzübergangsstelle (GÜST) trug dievolle Verantwortung für Zustand und Sicherheit der GÜST, aber auf die Durchführungder Paßkontrolle selbst und ihre Modalitäten hatte er keinerlei Einfluß. Diese oblagden ebenfalls die grünpaspelierte Uniform tragenden Angehörigen der Paßkontrolleinheiten,die dem Ministerium für Staatssicherheit unterstanden und von dort auchihre dienstlichen Weisungen erhielten. (9) Diese schon seit längerem eingeführteZweiteilung, die nur aus dem damals überzogenen Sicherheitsverständnis zu erklärenist, war von den Grenztruppen nie als sehr zweckmäßig empfunden worden.Dennoch hatten Paßkontrolleinheit und Kommandant der GÜST in der Regel einsachlich normales Verhältnis zueinander, offensichtlich auch hier.Nachdem also die ersten Ausreisewilligen in den Kontrollbereich eingelassen wordenwaren, erhielt die Paßkontrolleinheit auf eine entsprechende Anfrage von ihremnächsthöheren Vorgesetzten die Weisung, daß demjenigen, der an einer Grenzübergangsstelleauf Ausreise bestehe, diese mit dem Personalausweis zu gestatten sei.Doch statt hierdurch, wie offensichtlich beabsichtigt, den <strong>Dr</strong>uck zu mildern, trat dasgenaue Gegenteil ein - schließlich gingen die Bilder über die Ausreisenden sofortüber die Fernsehbildschirme. Gegen 23.30 Uhr war die Menge beispielsweise andiesem Grenzübergang auf ca. 20.000 angewachsen und rief „Tor auf", aber auch,„Wir kommen wieder". Da durch den angewachsenen <strong>Dr</strong>uck eine bedrohliche Situationentstanden war, die Vorgesetzten dennoch ablehnten, die Kontrollen einstellenzu dürfen, lösten die beiden ranghöchsten Offiziere der dortigen Paßkontrolleinheiteigenmächtig die Sicherung des <strong>Sc</strong>hlagbaumes und gaben ihn frei. Am GrenzübergangHeinrich-Heine-Straße wurde der <strong>Sc</strong>hlagbaum gegen 23.35 Uhr geöffnet,an der Oberbaumbrücke und in der Chausseestraße 23.40 Uhr und gegen 24.00 Uhrin der Friedrich-/Zimmerstraße - dem „Checkpoint Charlie" - sowie in der Invalidenstraße.Nach dem Lagebericht der Volkspolizei waren zwei Minuten nach Mitternachtalle Grenzübergange im Innern Berlins geöffnet und bis 01.00 Uhr am Außenringsowie auch an der Grenze zur Bundesrepublik - in der Regel in Übereinstimmung

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