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Dokumentation des 12. MainzerMediendisputs (2007) [PDF]

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Leif: Früher hätte man so was kognitive Dissonanz genannt.Theveßen: Ich glaube, wir müssen neue Wege suchen. Das eine ist, uns aus unserenStrukturen so weit verändern, dass wir Kollegen haben, die ähnlich wie HerrRaman unterwegs sind und versuchen, diese Geschichten auszugraben, die hochspannend sind. Das braucht auch eine ganz besondere Art von Korrespondent undJournalist. Da sind wir vielleicht alle ein bisschen zu gemütlich geworden in denletzten Jahren und Jahrzehnten. Das ist auch gefährlich. Und das andere ist eineandere Form von Storytelling. Der Reisebericht eines Korrespondenten findet heutzutageviel, viel weniger Zuschauer als noch vor zehn Jahren. Und <strong>des</strong>wegen müssenwir uns auch andere dramaturgische Mittel überlegen, um diese Regionen der Weltden Zuschauern näher zu bringenLeif: Aber trotzdem mussten Sie vor kurzem Feuerwehr spielen, weil im ZDF etwaspassiert ist, was eigentlich gar nicht passieren darf: Mehrere prominente Auslandskorrespondentensind ausgerechnet zum „Gong“ gegangen und haben ziemlichauf den Gong gehauen, haben gesagt, dass die Auslandsthemen, die sie in Paris,Wien oder London machen, nicht mehr prime-time-fähig seien. Als Sie den „Gong“gelesen haben, Herr Theveßen, was haben Sie gedacht? Was war Ihre erste Reaktion?Theveßen: Ich war stocksauer, weil wir über diese Thematik in vergangenen Jahrenhin und wieder mal gesprochen haben. Und das Interessante ist: Diejenigen, diesich darüber beschweren, sind ausgerechnet jene, zu deren Lasten wir die Berichterstattungaus anderen Regionen der Welt ausgeweitet haben. Wir konnten frühernicht aus Aserbaidschan, Ukraine, Kasachstan, Kirgisien, aus China in der Art undWeise berichten, wie wir das heute tun. Das geht natürlich zu Lasten der Europaberichterstattung.Und ich frage dann mal ganz ehrlich, hier sind ja einige Kronzeugenda: Was ist am Ende wichtiger, dass wir über den Entwurf einen Gesetztes inLondon, in Großbritannien berichten, das vielleicht es irgendwann mal durchsParlament geschafft hat - und somit Verlaufsberichterstattung betreiben, oder dasswir intensiv hin gucken in solche Länder und Regionen, die wir in vergangenen Jahrzehntenunterbelichtet haben?Leif: Aber Sie waren so stocksauer, dass Sie eine Mail geschrieben haben – so wir<strong>des</strong> jedenfalls zitiert – wenn Sie dienstrechtlich verantwortlich wären, würden Siedienstrechtliche Konsequenzen ziehen.Theveßen: Also ich sage zu diesem Teil jetzt mal nichts.Leif: Aber ich habe es Schwarz auf Weiß. Es ist auch okay. Wenn er stocksauer ist,darf er auch stocksauer reagieren.103

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