stapelei, die da stattfindet. Die Arbeitsaufgaben, die er da eigentlich erfüllen soll,sind überhaupt nicht machbar. Ich denke, diese Zahl spricht einfach Bände überdas enorme Desinteresse, was in Deutschland an diesen Berichtsgebietenherrscht.Problem 2: Informationsvermeidung und DesinteresseEin Programmmacher erklärt sichLeif: Herr Theveßen, Sie können sich vorstellen, die drei haben die Stichflammeextra für Sie produziert, weil Sie sozusagen der Verantwortliche sind. Wie reagierenSie darauf? Was sagen Sie den Kollegen?Theveßen: Dass alles stimmt, was hier gesagt wurde. Man muss als erstes festhalten:Das hat viel mit Veränderungen in der Informationslandschaft zu tun, auch inder Medienlandschaft. Ich habe auch wahrgenommen, dass viele Korrespondentenstellenabgebaut worden sind. Bei den Öffentlich-Rechtlichen allerdingsweniger. Wenn wir unsere Struktur angucken, muss man konstatieren: Die hat sichnicht wesentlich verändert beim ZDF – und ich kann ja nur für das ZDF reden. Wirhaben nach wie vor die gleiche Anzahl von Studios in diesen Gebieten. Wir habendie gleiche Anzahl, teilweise sogar mehr Korrespondenten in diesen Gebieten.Trotzdem fragt man sich, warum all das stimmt, was Sie hier gesagt haben? Dasliegt vielleicht daran, dass wir einerseits in unseren Nachrichtensendungen stärkerin diese Regionen gucken, auch weg übrigens von Europa, was einigen europäischenKorrespondenten gar nicht gefällt. Das war in den letzten Monaten ja zulesen. Aber Tatsache ist, dass wir mehr in diese Regionen der Welt gucken, auch inden Nachrichtensendungen. Und oft versuchen wir auch, die Hintergründe derEreignisse gleich in den Nachrichtensendungen mitzuliefern. Bei uns finden Sieeine zunehmende Zahl von Hintergrundbeiträge, auch in den Hauptnachrichtensendungen:Beispielsweise über die Flüchtlinge, die versuchen über Ceuta undMelilla nach Europa kommen. Aber gleichzeitig stellt sich die Frage: Wo sind die<strong>Dokumentation</strong>en? Wo sind die Magazinbeiträge? Ich sage Ihnen ganz ehrlich:Die sind nach wie vor da. Wenn wir nachrechnen, stellen wir fest, dass wir etwa diegleiche Anzahl aus all diesen Ländern an Berichterstattung haben. Einige von denStudios, gerade in Afrika, haben einen viel höheren Output als in vergangenen Jahrenoder Jahrzehnten. Ich glaube, es fällt nur weniger auf, weil die Zuschauerwomöglich verschiedenste Programme gucken, Zerstreuung suchen – und das vielleichteher in der Bunten als in der Hintergrundberichterstattung. Und wir sendenauch in der Prime Time um 20.15 Uhr dienstags abends noch eine tolle <strong>Dokumentation</strong>über das arabische Königshaus mit aller Problematik. Aber es wird von vielweniger Zuschauern geguckt als früher.102
Leif: Früher hätte man so was kognitive Dissonanz genannt.Theveßen: Ich glaube, wir müssen neue Wege suchen. Das eine ist, uns aus unserenStrukturen so weit verändern, dass wir Kollegen haben, die ähnlich wie HerrRaman unterwegs sind und versuchen, diese Geschichten auszugraben, die hochspannend sind. Das braucht auch eine ganz besondere Art von Korrespondent undJournalist. Da sind wir vielleicht alle ein bisschen zu gemütlich geworden in denletzten Jahren und Jahrzehnten. Das ist auch gefährlich. Und das andere ist eineandere Form von Storytelling. Der Reisebericht eines Korrespondenten findet heutzutageviel, viel weniger Zuschauer als noch vor zehn Jahren. Und <strong>des</strong>wegen müssenwir uns auch andere dramaturgische Mittel überlegen, um diese Regionen der Weltden Zuschauern näher zu bringenLeif: Aber trotzdem mussten Sie vor kurzem Feuerwehr spielen, weil im ZDF etwaspassiert ist, was eigentlich gar nicht passieren darf: Mehrere prominente Auslandskorrespondentensind ausgerechnet zum „Gong“ gegangen und haben ziemlichauf den Gong gehauen, haben gesagt, dass die Auslandsthemen, die sie in Paris,Wien oder London machen, nicht mehr prime-time-fähig seien. Als Sie den „Gong“gelesen haben, Herr Theveßen, was haben Sie gedacht? Was war Ihre erste Reaktion?Theveßen: Ich war stocksauer, weil wir über diese Thematik in vergangenen Jahrenhin und wieder mal gesprochen haben. Und das Interessante ist: Diejenigen, diesich darüber beschweren, sind ausgerechnet jene, zu deren Lasten wir die Berichterstattungaus anderen Regionen der Welt ausgeweitet haben. Wir konnten frühernicht aus Aserbaidschan, Ukraine, Kasachstan, Kirgisien, aus China in der Art undWeise berichten, wie wir das heute tun. Das geht natürlich zu Lasten der Europaberichterstattung.Und ich frage dann mal ganz ehrlich, hier sind ja einige Kronzeugenda: Was ist am Ende wichtiger, dass wir über den Entwurf einen Gesetztes inLondon, in Großbritannien berichten, das vielleicht es irgendwann mal durchsParlament geschafft hat - und somit Verlaufsberichterstattung betreiben, oder dasswir intensiv hin gucken in solche Länder und Regionen, die wir in vergangenen Jahrzehntenunterbelichtet haben?Leif: Aber Sie waren so stocksauer, dass Sie eine Mail geschrieben haben – so wir<strong>des</strong> jedenfalls zitiert – wenn Sie dienstrechtlich verantwortlich wären, würden Siedienstrechtliche Konsequenzen ziehen.Theveßen: Also ich sage zu diesem Teil jetzt mal nichts.Leif: Aber ich habe es Schwarz auf Weiß. Es ist auch okay. Wenn er stocksauer ist,darf er auch stocksauer reagieren.103
- Seite 1 und 2:
BROT & SPIELEFINANZ-MACHT UND DEMOK
- Seite 3 und 4:
BROT & SPIELEFINANZ-MACHT UND DEMOK
- Seite 5 und 6:
94 MainzerMedienDisput in Berlin„
- Seite 7 und 8:
keit, Ausdauer und Engagement `beac
- Seite 10 und 11:
wird vor allem durch Korrespondente
- Seite 13 und 14:
sentanten der gesellschaftlichen Gr
- Seite 16 und 17:
14Als ich ein Kind war, war die Pr
- Seite 18 und 19:
Wir werden uns in Europa nicht zwei
- Seite 20 und 21:
nicht miss - meinen, es würde reic
- Seite 22 und 23:
20genießen können, mehr Macht tat
- Seite 24 und 25:
22Insofern sehe ich dort auch die F
- Seite 26 und 27:
24genommen als in Irland, in Irland
- Seite 28 und 29:
PANEL„BRÜSSEL:ELDORADO DER INTER
- Seite 30:
LEITFRAGEN: Lobbyismus1. Halten Sie
- Seite 33 und 34:
• Die Unternehmen tragen gesellsc
- Seite 35 und 36:
ung aus der Vergangenheit in den Sc
- Seite 37 und 38:
politische Aufgabe wahrnimmt. Das m
- Seite 39 und 40:
Zu 14.:• Die Kartellbehörden sin
- Seite 41 und 42:
6. Besteht nicht die Gefahr, das ei
- Seite 43 und 44:
destages angehoben werden. Heute m
- Seite 45 und 46:
wirtschaftliche Prozesse, ohne Hinw
- Seite 47 und 48:
- dass eine abgewogene offene Inter
- Seite 49 und 50:
Regierungen der Mitgliedstaaten (od
- Seite 51 und 52:
komplexen Europalösungen. Das Best
- Seite 53 und 54: „Sumpf und Reibach - Klischees un
- Seite 55 und 56: „Sumpf und Reibach - Klischees un
- Seite 57: Bedeutung des Verfassungsvertrages
- Seite 60 und 61: PANEL„ZWISCHEN GREENWASHING UND A
- Seite 62 und 63: LEITFRAGEN: Greenwashing1. Die nati
- Seite 64 und 65: „Zwischen Greenwashing und Avantg
- Seite 66: Zu 5.:Dazu möchte ich Ihnen cafeba
- Seite 69 und 70: LEITFRAGEN: Europäische Öffentlic
- Seite 71 und 72: Zu 3.:Es gab in den vergangenen Jah
- Seite 73 und 74: sehr empfehlenswert: „Life of a E
- Seite 76 und 77: BERICHT„Sumpf und Reibach - Klisc
- Seite 78 und 79: cher-Themen besteht. Für Krause si
- Seite 80 und 81: BERICHTZwischen Greenwashing und Av
- Seite 82 und 83: Europas Entscheidungsprozesse und D
- Seite 84 und 85: LAUDATIO ZUR VERLEIHUNGDES JOURNALI
- Seite 86: Das gilt nicht nur im Osten, sonder
- Seite 89 und 90: gelt. Dieser Spruch stammt bezeichn
- Seite 91: Und für einen Verfassungsminister
- Seite 94: IMPRESSIONEN
- Seite 97 und 98: Vorstellung und Einleitung:Leif: Da
- Seite 99 und 100: Schulze: Doch schon.Leif: Was hat S
- Seite 101 und 102: Presse mit den Politikern durch ist
- Seite 106 und 107: Theveßen: Ich glaube, dass wir sol
- Seite 108 und 109: Leif: Herr Mükke, wie sehen Sie da
- Seite 110 und 111: plettpaket mit der Bundeswehr gebuc
- Seite 112 und 113: ereit sind, das zu erzählen, die d
- Seite 114 und 115: Sendungen bedient, denn der kommt t
- Seite 116 und 117: Leif: Aber was zum Beispiel Susanne
- Seite 118 und 119: 7.000 Mitarbeitern, jetzt 6.000, er
- Seite 120 und 121: Geiger: Ich kenne natürlich nicht
- Seite 122 und 123: gen im selbstreferenziellen Mediens
- Seite 124 und 125: Wertvolle Tipps und Trickszur profe
- Seite 126 und 127: eine außerordentlich positive Ver
- Seite 128 und 129: „Starke Dokumentationen“Wie ich
- Seite 130 und 131: auchte wenigstens zwei, drei Tage,
- Seite 132 und 133: PR-Agenturen. Deren faule Informati
- Seite 134 und 135: Vernebelungsgefahr. Um diese Propag
- Seite 136 und 137: kerung angeht, etwas abgesackt ist,
- Seite 138 und 139: 6. Eine zu starke Selbstbezüglichk
- Seite 140 und 141: Die Dokumentationennr-Werkstatt:Get
- Seite 142 und 143: Bundesgerichtshofes Gerhard Schäfe
- Seite 144 und 145: Die privilegierte Sonderstellung vo
- Seite 146 und 147: „Redaktionsleiter von Zapp kritis
- Seite 148 und 149: Material der Konkurrenten, aber sie
- Seite 150 und 151: Seine Ergebnisse sind niederschmett
- Seite 152 und 153: Sicht auf die Gegenwart. Auch diese
- Seite 154 und 155:
Fünftens. Folgt man den einschläg
- Seite 156 und 157:
Tugenden und Techniken für die Rec
- Seite 158 und 159:
deren Mobilisierungsbereitschaft in
- Seite 160 und 161:
158parlamentarischer Systeme“, di
- Seite 162 und 163:
und nicht deren integraler Bestandt
- Seite 164 und 165:
Die Dokumentationennr-Werkstatt:In
- Seite 166 und 167:
erstmals mit einer breiten empirisc
- Seite 168 und 169:
minanten, ohne deren Analyse die un
- Seite 170 und 171:
Recherche-NetzwerkeDie neuen Mögli
- Seite 172 und 173:
sehen über Affären und Skandale e
- Seite 174 und 175:
Bemerkenswerter aber noch, dass der
- Seite 177 und 178:
DIE MACHT DER PRESSESPRECHER- UND D
- Seite 179 und 180:
schaft, dass Medien dies nicht duld
- Seite 181 und 182:
„HOCHMUT KOMMT VOR DEM FALL- Übe
- Seite 183 und 184:
aber treue Fans nicht nur unter deu
- Seite 185 und 186:
kum der Lächerlichkeit preisgegebe
- Seite 187 und 188:
Noch ein letztes Beispiel für gelu
- Seite 189 und 190:
treibt, welche Interessen Brüssel
- Seite 191 und 192:
Tagesveranstaltung im ZDF-Konferenz
- Seite 194:
IMPRESSUMDokumentation zum MainzerM