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Dokumentation des 6. MainzerMediendisputs - Bibliothek der ...

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GEGENREDE VON BUNDESINNENMINISTEROTTO SCHILY ANLÄSSLICH DER VERLEIHUNGDER „VERSCHLOSSENEN AUSTER“*Guten Tag meine Damen und Herren, ich bedanke mich selbstverständlichsehr herzlich für diesen Preis, <strong>der</strong> nun ein wirkliches MusterexemplarHamburger Heimatkunst ist, und natürlich auch für die Lobrede.Dieser Dank ist umso umfassen<strong>der</strong>, als nach meinem Amtsverständnisein verschwiegener Innenminister, <strong>der</strong> Diskretion zu wahren weiß, vermutlichin <strong>der</strong> Bevölkerung mehr Vertrauen genießt, als ein allzu redseliger,um nicht zu sagen, ein geschwätziger.Aber so sehr ich mich durch die Lobesworte von Herrn Kienzle geehrtfühle, in meiner schon sprichwörtlichen Bescheidenheit muss ich dochZweifel anmelden, ob ich den Preis wirklich verdient habe. DieOpposition lamentiert tagaus, tagein, dass bei mir die Journalisten einund aus gehen, tagtäglich, ich muss lei<strong>der</strong> sagen, manchmal sogar ohnemein Wissen.Sie haben, lieber Herr Kienzle, als einen <strong>der</strong> Gründe, das habe ich jaauch schon in den Vorinformationen gelesen, genannt, dass ich dasInformationsgesetz in irgendwelchen Schubladen verschwinden lasse.Das ist ein wenig zuviel <strong>der</strong> Ehre, muss ich sagen.Dieses Gesetz ist noch in keiner Schublade. Im Übrigen habe ich mirsagen lassen, dass die Jury, und ich sehe ja auch einige Exponenten hierin erster Reihe, dass die Jury, die über die Vergabe dieses Medienpreisesentscheidet, sich vornehmlich aus herausragenden Vertretern <strong>des</strong> investigativenJournalismus zusammensetzt. Ich muss Ihnen lei<strong>der</strong> sagen,bei <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong> Begründung für meinen Medienpreis hat Ihrinvestigativer Journalismus nicht eine Sternstunde gehabt, denn wennich Sie einfach mal mit den nüchternen Tatsachen bekannt machen darf,dann ist in meinem Hause ein ganz passabler Entwurf <strong>des</strong> Informationsfreiheitsgesetzesentstanden. Aber ich will Ihnen hier offendarlegen, diejenigen, die das hier offenbar interessiert, dass es beian<strong>der</strong>en Ressorts Bedenken gibt. Das hat allerdings einen sachlichenHintergrund, auf den ich vielleicht nachher noch mal zurückkommenwerde. Dass es nämlich einen Grundkonflikt gibt zwischen Informationsinteresseund Informationsfreiheit auf <strong>der</strong> einen Seite undDatenschutz auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite. Und wenn Sie mir die AnmerkungFoto: Ekkehart Veyhelmanngestatten, dann sind häufig es die selben, die mangelnden Datenschutzdurch den Staat beklagen, aber auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite die volleInformationsfreiheit verlangen. Das ist ein etwas seltsames Spannungsverhältnis,mit dem man sich aber auch mal auseinan<strong>der</strong> setztenmuss.Nun ist meine Erfahrung die, das will ich Ihnen ja auch nicht vorenthalten,dass es bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministers <strong>des</strong> Inneren undmeines Hauses meist sowieso nicht auf irgendwelche Tatsachenankommt. Von Hegel wissen wir ja, dass er den Konflikt zwischenTheorie und Wirklichkeit auf seine eigentümliche Weise gelöst hat, indem Sinne um so schlimmer für die Tatsachen.Ob das eine gute journalistischeMethode ist, weiß ich nicht sorecht. Aber natürlich kann manauch sagen, es kommt auf denErfindungsreichtum an. Ein Komplimentist das immer, ein nettesKompliment, [...] warum dennnicht? Sie sind Künstler in <strong>der</strong> virtuellenWelt, da mag das ein o<strong>der</strong>an<strong>der</strong>e Ornament dann auch nichtschaden.Skulptur:Verschlossene Auster <strong>des</strong> Künstlers Ulrich BehnerWeil ich ja <strong>der</strong> erste Preisträgerdieses wun<strong>der</strong>baren Geschenkesbin, werden Sie mir sicherlichauch einen Kommentar zu <strong>der</strong> Symbolwahl gestatten, eine gelungeneSymbolwahl: Ich bin darüber erfreut, denn Sie hätten mir genauso guteine goldene Miesmuschel verleihen können, und das wäre nicht soschön gewesen.Es handelt sich bei <strong>der</strong> Miesmuschel, wie ich in Brehms Tierleben nachgelesenhabe, um eine nahe Verwandte <strong>der</strong> Auster, aber bei weitem nichtso schmackhaft, also lieber die Auster.Bei Brehms Tierleben findet man relativ wenig Informationen über dasSeelenleben <strong>der</strong> Austern, es soll sich um eine Tierart handeln, die jedeBeweglichkeit eingebüßt hat. Das ist nun nicht so beson<strong>der</strong>s schmeichelhaft,und sie soll auch ziemlich schweigsam sein, insofern stimmtdas wohl. Aber es ist durchaus, wie gesagt, ein Produkt, das man auchin Hamburg hoch zu schätzen weiß, in den entsprechenden Stuben, undich kann mich min<strong>des</strong>tens jetzt mit dieser Auszeichnung dagegen zur7071

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