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Dokumentation des 7. MainzerMediendisputs (2002) [PDF]

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sie einstellen muss, wird ärmer. Eine SZ, die die Nordrhein-Westfalen-Beilageeinstellen muss, wird auch nicht attraktiver dadurch. Das sind alles schwereVerluste, die wir zu beklagen haben. Die Konkurrenzsituation, die wir jetztseit ein paar Jahren in ganz starker Form erlebt haben, hat dazu geführt,dass die Leser etwas davon gehabt haben.Alle Zeitungen sind besser geworden. Nur haben wir jetzt eine Situation, inder es um die Sicherung der Standards von Qualitätszeitungen und überhauptum die Existenz von Qualitätszeitungen geht, und da müssen wir unsganz einfach entscheiden, was ist das kleinere Übel? Besser war es, so wiees vorher war. Das ist überhaupt keine Frage.HL: Herr Strunz, Sie vertreten hier als Chefredakteur der Bild am Sonntag denSpringer Verlag. Können Sie der Logik Ihrer Verlagsoberen folgen, dass dasModell Welt und Berliner Morgenpost, das vor Monaten noch als Erfolggefeiert wurde, aufgegeben werden muss, wenn Tagesspiegel und BerlinerZeitung in den Bereichen Vertrieb, Anzeigen, Druck zusammenarbeiten?CS: Naja, ich denke, dass es so ist, dass wir in dieser Auseinandersetzungsehr viele Dinge gehört und gelesen haben, und dass es keinen Grund zuder Annahme gibt, dass eine der beiden oder vielleicht beide oder keinervon beiden hier nicht die Ernsthaftigkeit erkannt hat und <strong>des</strong>halb mitArgumenten aufwartet, die nicht stimmen. Ich glaube, dass wir uns auch alsJournalisten eines klarmachen müssen, etwas, das wir ungern hören: Wenneine Zeitung vom Markt verschwindet, war sie nicht gut genug gemacht.Dieses ist etwas, was ich als eine wichtige Koordinate empfinde. Das giltdann streng und ganz ohne Vereinsbrille auch für die beiden in Berlin inRede stehenden. Denn wenn uns eben Leser und Anzeigenkunden abhandenkommen, dann ist an diesem Produkt etwas nicht so, dass es überlebensfähigmachen würde. Es, finde ich, auch wenn ich mich unwohl dabeifinde, eine Zeitung als Ware oder Produkt zu kennzeichnen, eine Zeitungeben ein Teil eines Marktes, auf dem es um Leser geht. Leser erobert mandamit, dass sie der Meinung sind, diese Zeitung ist es wert, gekauft undgelesen zu werden?HL: Was bedeutet das für die Welt ? Die ist ja seit Jahrzehnten schon defizitär.CS: Moment, Moment, Moment, ich sage ja, es gilt streng genommen für alle.Die Welt existiert, die Welt erscheint jeden Tag. Sie ist das erste Objekt unddie erste Zeitung, die versucht hat, aus eigener Kraft einen Weg zu finden,ihre Zukunft zu sichern, nämlich durch die Zusammenführung und die Kooperationmit der Berliner Morgenpost. Dort werden die wichtigen Ressourcender politischen Kompetenz der Welt und der lokalen Kompetenz der BerlinerMorgenpost sinnvoll zusammengeführt werden. Wenn jetzt eine Situationentsteht, dass aufgrund eines politischen Eingriffs in einen Markt, ein andererMarktteilnehmer bevorteilt wird, gegenüber dem, der aus eigener Kraft ver-sucht hat, seine Marktposition zu behaupten, dann haben wir und ich damitauch ein gewisses Problem, weil es schlichtweg auch ein – Sie mögen mirdie Vokabel verzeihen – ein ungerechtes, unfaires Verhalten ist. Wenn derjenige,der sich selbst zu berappeln versucht am Ende in eine existenzielleKrise kommt, gegenüber demjenigen, der als erster sagt, „Ha, wenn ichkeine Ministererlaubnis kriege, dann muss ich einstellen.“ Das ist irgendwieein Punkt, der mich an der Debatte – wie Sie merken – auch persönlich ein bisschenanfasst – neben der ganzen professionellen Begutachtung –, dass ichglaube, dass es immer besser ist, man sucht jedweden Weg bei sich selbst,um Ressourcen so zu bündeln, dass man weiter ein potenterMarktteilnehmer sein kann, auf diesem so umstrittenen Berliner Markt. Ichglaube auch, dass es am Ende aller Tage dazu kommen wird, dass sich diesesModell Welt / Morgenpost durchsetzen wird.HL: Aber wenn Ihre Definitionen stimmen, Herr Strunz, haben sie dann auchfür die Welt in der Vergangenheit, zumin<strong>des</strong>t in den letzten 15 Jahren gegolten?CS: Ich weiss nicht, wie Sie zu dieser Sicht kommen. Also, ich kenne keinegenaue Rechnungslegung der Welt. Das, was ich weiss, deutet aber ganzstark darauf hin, dass die Welt sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickeltund dieses auch fortsetzen wird – bedingt durch die Fusion oderintensive Kooperation mit der Berliner Morgenpost.GdL: Ich wäre schon dafür, dass wir diese Diskussion offen führen, also nichtwie Verlagssprecher hier auftreten. (Applaus) Weil wir alle wissen, gewisseSachen nicht so sind. Aber ich finde dies Aussage erschreckend wenn eineZeitung nicht weiter bestehen könne sei sie nicht erfolgreich angekommenbeim Leser. Gerade das ist ja, und das ist das bedrohliche für uns, außerKraft gesetzt worden in den letzten Jahren. Als Beispiel ist ja... gerade dieZeitung bei der ich bin oder die SZ haben ja beim Leser Erfolg gehabt, habenja ihre Auflagen in diesen schwierigen Zeiten erhöhen können. Trotzdem sindwir in diese Bredouille gekommen. Wenn man danach geht, dann ist in derTat das Qualitätsgut Zeitung ganz, ganz stark bedroht und es wird kommenzu einer drastischen Einschränkung von Titeln und ich finde, wir sollten, bises dazu kommt, alle Chancen, alle Wege probieren und nutzen, um möglichstviele Titel auf dem Niveau, das wir in Deutschland Gott sei Dankhaben, zu halten.CS: Vielleicht darf ich eins dazu noch ergänzen: Ich glaube nach wie vor,dass meine These richtig ist. Ich glaube aber, dass man ihr vielleicht hinzufügenmuss, dass wir unter Umständen Qualität anders definieren müssen in derZukunft als bislang. Also dass beispielsweise Quantität eines ausführlichenFeuilletons...104105

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