sie einstellen muss, wird ärmer. Eine SZ, die die Nordrhein-Westfalen-Beilageeinstellen muss, wird auch nicht attraktiver dadurch. Das sind alles schwereVerluste, die wir zu beklagen haben. Die Konkurrenzsituation, die wir jetztseit ein paar Jahren in ganz starker Form erlebt haben, hat dazu geführt,dass die Leser etwas davon gehabt haben.Alle Zeitungen sind besser geworden. Nur haben wir jetzt eine Situation, inder es um die Sicherung der Standards von Qualitätszeitungen und überhauptum die Existenz von Qualitätszeitungen geht, und da müssen wir unsganz einfach entscheiden, was ist das kleinere Übel? Besser war es, so wiees vorher war. Das ist überhaupt keine Frage.HL: Herr Strunz, Sie vertreten hier als Chefredakteur der Bild am Sonntag denSpringer Verlag. Können Sie der Logik Ihrer Verlagsoberen folgen, dass dasModell Welt und Berliner Morgenpost, das vor Monaten noch als Erfolggefeiert wurde, aufgegeben werden muss, wenn Tagesspiegel und BerlinerZeitung in den Bereichen Vertrieb, Anzeigen, Druck zusammenarbeiten?CS: Naja, ich denke, dass es so ist, dass wir in dieser Auseinandersetzungsehr viele Dinge gehört und gelesen haben, und dass es keinen Grund zuder Annahme gibt, dass eine der beiden oder vielleicht beide oder keinervon beiden hier nicht die Ernsthaftigkeit erkannt hat und <strong>des</strong>halb mitArgumenten aufwartet, die nicht stimmen. Ich glaube, dass wir uns auch alsJournalisten eines klarmachen müssen, etwas, das wir ungern hören: Wenneine Zeitung vom Markt verschwindet, war sie nicht gut genug gemacht.Dieses ist etwas, was ich als eine wichtige Koordinate empfinde. Das giltdann streng und ganz ohne Vereinsbrille auch für die beiden in Berlin inRede stehenden. Denn wenn uns eben Leser und Anzeigenkunden abhandenkommen, dann ist an diesem Produkt etwas nicht so, dass es überlebensfähigmachen würde. Es, finde ich, auch wenn ich mich unwohl dabeifinde, eine Zeitung als Ware oder Produkt zu kennzeichnen, eine Zeitungeben ein Teil eines Marktes, auf dem es um Leser geht. Leser erobert mandamit, dass sie der Meinung sind, diese Zeitung ist es wert, gekauft undgelesen zu werden?HL: Was bedeutet das für die Welt ? Die ist ja seit Jahrzehnten schon defizitär.CS: Moment, Moment, Moment, ich sage ja, es gilt streng genommen für alle.Die Welt existiert, die Welt erscheint jeden Tag. Sie ist das erste Objekt unddie erste Zeitung, die versucht hat, aus eigener Kraft einen Weg zu finden,ihre Zukunft zu sichern, nämlich durch die Zusammenführung und die Kooperationmit der Berliner Morgenpost. Dort werden die wichtigen Ressourcender politischen Kompetenz der Welt und der lokalen Kompetenz der BerlinerMorgenpost sinnvoll zusammengeführt werden. Wenn jetzt eine Situationentsteht, dass aufgrund eines politischen Eingriffs in einen Markt, ein andererMarktteilnehmer bevorteilt wird, gegenüber dem, der aus eigener Kraft ver-sucht hat, seine Marktposition zu behaupten, dann haben wir und ich damitauch ein gewisses Problem, weil es schlichtweg auch ein – Sie mögen mirdie Vokabel verzeihen – ein ungerechtes, unfaires Verhalten ist. Wenn derjenige,der sich selbst zu berappeln versucht am Ende in eine existenzielleKrise kommt, gegenüber demjenigen, der als erster sagt, „Ha, wenn ichkeine Ministererlaubnis kriege, dann muss ich einstellen.“ Das ist irgendwieein Punkt, der mich an der Debatte – wie Sie merken – auch persönlich ein bisschenanfasst – neben der ganzen professionellen Begutachtung –, dass ichglaube, dass es immer besser ist, man sucht jedweden Weg bei sich selbst,um Ressourcen so zu bündeln, dass man weiter ein potenterMarktteilnehmer sein kann, auf diesem so umstrittenen Berliner Markt. Ichglaube auch, dass es am Ende aller Tage dazu kommen wird, dass sich diesesModell Welt / Morgenpost durchsetzen wird.HL: Aber wenn Ihre Definitionen stimmen, Herr Strunz, haben sie dann auchfür die Welt in der Vergangenheit, zumin<strong>des</strong>t in den letzten 15 Jahren gegolten?CS: Ich weiss nicht, wie Sie zu dieser Sicht kommen. Also, ich kenne keinegenaue Rechnungslegung der Welt. Das, was ich weiss, deutet aber ganzstark darauf hin, dass die Welt sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickeltund dieses auch fortsetzen wird – bedingt durch die Fusion oderintensive Kooperation mit der Berliner Morgenpost.GdL: Ich wäre schon dafür, dass wir diese Diskussion offen führen, also nichtwie Verlagssprecher hier auftreten. (Applaus) Weil wir alle wissen, gewisseSachen nicht so sind. Aber ich finde dies Aussage erschreckend wenn eineZeitung nicht weiter bestehen könne sei sie nicht erfolgreich angekommenbeim Leser. Gerade das ist ja, und das ist das bedrohliche für uns, außerKraft gesetzt worden in den letzten Jahren. Als Beispiel ist ja... gerade dieZeitung bei der ich bin oder die SZ haben ja beim Leser Erfolg gehabt, habenja ihre Auflagen in diesen schwierigen Zeiten erhöhen können. Trotzdem sindwir in diese Bredouille gekommen. Wenn man danach geht, dann ist in derTat das Qualitätsgut Zeitung ganz, ganz stark bedroht und es wird kommenzu einer drastischen Einschränkung von Titeln und ich finde, wir sollten, bises dazu kommt, alle Chancen, alle Wege probieren und nutzen, um möglichstviele Titel auf dem Niveau, das wir in Deutschland Gott sei Dankhaben, zu halten.CS: Vielleicht darf ich eins dazu noch ergänzen: Ich glaube nach wie vor,dass meine These richtig ist. Ich glaube aber, dass man ihr vielleicht hinzufügenmuss, dass wir unter Umständen Qualität anders definieren müssen in derZukunft als bislang. Also dass beispielsweise Quantität eines ausführlichenFeuilletons...104105
HL: Dazu kommen wir später noch. Herr Richter, Sie sind Chefredakteur beimschleswig-holsteinischen Zeitungsverlag. Hat die Diskussion, die in Berlinerbittert geführt wird, etwas mit Ihrem Leben zu tun?SR: Ich will mal das Zitat von Giovanni di Lorenzo aufgreifen: Wenn dieSpringer-Zeitungen in Berlin auf der roten Liste für bedrohte Arten stehen,dann glaube ich sind viele Regionalzeitungen und Lokalzeitungen in dennächsten Jahren zum Abschuss freigegeben, um in diesem Bild zu bleiben. HerrStrunz, was Sie sagen, wenn eine Zeitung vom Markt verschwindet, dann istsie nicht gut gemacht, dem kann ich folgen, wenn wir definieren, was gutgemacht ist. Also aus der Sicht <strong>des</strong> Verlegers ist ein Anzeigenblatt in allerRegel besser gemacht als eine Zeitung. Warum? Weil Qualitätsjournalismusnatürlich aus deren Sicht ein Effizienz- und Rationalitätshindernis sein kann.(Applaus) Also, ich befürchte, dass in der Tat der Markt sich konsolidierenwird und ich glaube, dass es dennoch einen Markt auch im regionalen undlokalen für eine gut gemachte – im Sinne unserer Qualitätsdiskussion oderQualitätsdefinition – für entsprechende Zeitungen gibt. Das, was ich zumBerliner Zeitungsstreit anmerken möchte, ist folgen<strong>des</strong>: Ich glaube, dass derQualitätsjournalismus bei überregionalen Zeitungen nicht vergessen darf,dass im lokalen und regionalen Bereich eigentlich die Voraussetzungengeschaffen werden, dass ein breites Publikum – ich rede nicht von der Elite–, ein breites Publikum sehr früh vertraut gemacht wird mit Kriterien voneinem Journalismus, der sich unterscheidet von dem, was beispielsweise imPrivatfunk an angeblich journalistischer Leistung geboten wird. Wenn dieseswegbleibt, und wir haben ja das große Problem, dass uns die jungen Leser,gerade auch bei den lokalen und regionalen Zeitungen, wegbleiben, und ichglaube, dass ist eine viel größere strukturelle Krise als die wirtschaftlicheKrise, wenn dieses wegbleibt, dann werden am Ende auch die Leser derüberregionalen Qualitätszeitungen wegbleiben, weil sie eben schon imElternhaus nicht mehr mit Qualitätszeitungen oder Regionalzeitungen inKontakt kommen, sondern mit Anzeigenblättern, und damit das Gespür fürdiesen Markt verloren geht, jedenfalls in der Masse.HWK: Dazu kann man ja auch mal von außen, als jemand, der den BerlinerMarkt ja nur mit einem kleinen Teil bestückt, was sagen. Ich finde dasalbern, was hier von beiden Seiten gemacht wird. Ob das Döpfner vonSpringer sagt oder Grabner von Holtzbrinck. Ich meine, jetzt so zu tun, alsseien die Welt und die Morgenpost existenziell bedroht. Wir haben ja alleimmer vom Springer-Monopol geredet, und jetzt kommt dann Holtzbrinckdaher und sagt, wir sind nur noch lebensfähig, wenn wir zusammenlegen.Es geht knallhart um wirtschaftliche Interessen. Das muss man sehen. DieVerlage wollen die Anzeigenkombinationen, die wollen die Vertriebskooperation.Und wenn, das muss man kritisch sehen bei Holtzbrinck, BerlinerZeitung und Tagesspiegel fusionieren, und die Anzeigenkombination möglichist, können sie den Markt schon ganz schön diktieren. Da fragt sich einerschon, warum gehe ich jetzt in die Morgenpost rein? Ich glaube beiden nicht,dass sie zwangsläufig eingestellt werden muss. Wenn es wirklich ernst wäre,würde man sich wirklich wünschen, dass irgendeiner doch noch eine der beidenZeitungen kauft. Aber ich wünsche es Giovanni nicht, dass es der ist,der jetzt im Gespräch ist. Die These von Herrn Strunz, nicht gut gemachteBlätter müssten eingestellt werden, stimmt nicht“. Da gebe ich Herrn Richterauch Recht. Es ist umgekehrt. Wir erleben es doch gerade. Wenn man einebestimmte Qualität bietet, braucht man viele Leute. Investitionen inZeitungen sind Investitionen in Köpfe und die kosten Geld und wir sind eineKostenstelle und in diesen knappen Zeiten sagen sie alle, Leute raus,Honorar runter, Planstellen weg, Pauschalisten weg. Und dann ist eineZeitung nicht mehr gut gemacht. Das Gesetz stimmt nicht, dass Sie dargestellthaben. Denn, guck in diese Provinz-Zeitungen draußen, es ist docherschreckend wenig, was die Leute heute auf den Tisch kriegen. Wenn Sieda eine Feuilletonseite sehen, da sind drei Veranstaltungen aus demVerbreitungsgebiet, unten drunter ist das Kreuzworträtsel und der Roman.Oben drüber steht Feuilleton. Das ist Schrott! Das ist kein Feuilleton mehr!Und die Leute haben keine Möglichkeit auszuweichen, weil sie alleMonopole haben. Die Verleger sprechen untereinander Verbreitungsgebieteab und es fängt genau da diese Zeitung an, wo die andere aufhört. Insofernhaben sie auch ein Monopol für die Anzeigen.HL: Frau Mika, in der Diskussion gab es einen Punkt, der zumin<strong>des</strong>t fürAußenstehende irritierend war. Bei der Befragung durch das Wirtschaftsministeriumgab die taz dem Tagesspiegel Tipps, wo die Zeitung sparen könnte:Die taz fragte. Braucht der Tagesspiegel noch Herausgeber? Muss dasBüro von Herrn Lorenzo so eingerichtet sein? Welchen Dienstwagen soll erfahren? Ist das Kannibalisierung <strong>des</strong> Journalismus?BM: Es geht hier nicht um Kannibalismus. Grundsätzlich, denke ich, werdenSie von einer Zeitung, die gegründet worden ist, um ein Meinungskartell undeine Nachrichtensperre aufzubrechen, nicht erwarten, dass wir jeder Art vonPressekonzentration das Wort reden. Das gehört sich einfach so. Insgesamtist die Berliner Situation natürlich ein richtiges Dilemma. Denn jenseits allerverlegerischer Fragen gibt es ja schließlich auch noch die kollegiale Ebeneund die macht uns im Moment in Berlin wirklich zuschaffen. Früher konntenwir uns auf der journalistischen Ebene wunderbar kollegial verstehen undhaben an manchen Punkten sogar zusammen gearbeitet. VerlegerischeKonkurrenz hat uns wenig berührt. Das ist im Moment in Berlin tatsächlichin Gefahr. Denn die Existenzängste und -nöte, gerade im Zusammenhang derFrage Fusion Berliner Zeitung und Tagesspiegel, reißen auch Gräben zwischenKollegen und Kolleginnen, die eigentlich so nicht da sein sollten. Soweit zur kollegialen Ebene. Was die verlegerischen Fragen angeht:106107
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