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Venedig - Technische Universität Braunschweig

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mitgerechnet. Eine in der Literatur weit verbreitete These<br />

lautet: Das finanzielle Fundament <strong>Venedig</strong>s waren die Handels­<br />

profite. <strong>Venedig</strong> handelte wohlgemerkt kaum mit Waren, die es<br />

selber herste11te, sondern war in erster Linie Zwischenhänd­<br />

ler. Hochprofitabel war der Gewürzhandel, das eigentliche ubig<br />

business" der damaligen Zeit. Daran partizipierte der Staat in<br />

doppelter Weise - durch die Versteigerung des Frachtraums der<br />

Staatsgaleeren und durch seine Steuereinnahmen. Einzige nen­<br />

nenswerte wirtschaftliche Aktivität neben dem Schifffahrtssek­<br />

tor waren die Sal zgewinnung in der Lagune und die Manufaktur<br />

von Luxusgütern wie z.B. Glaswaren auf der Insel Murano.<br />

Die andere, weniger verbreitete, These lautet: Es waren die<br />

Einkommen aus der Kolonialwirtschaft 33 • <strong>Venedig</strong> war im Grunde<br />

die erste Kolonialmacht im modernen Sinne mit einem, gemessen<br />

an der Größe der Stadt, beträchtlichen Kolonialbesitz im öst­<br />

lichen Mittelmeer. Neu war, dass in diesen Kolonien im großen<br />

Stil Plantagenwirtschaft auf der Basis von Sklavenarbeit zur<br />

Erzeugung von Zucker und Baumwolle betrieben wurde. Demnach<br />

sollen in den Jahren 1430-1500 etwa 40 Prozent der Einnahmen<br />

<strong>Venedig</strong>s aus den Kolonien gestammt haben. Ob diese Zahlen zu­<br />

treffen, welche Relation zwischen Kolonialprofiten und Han­<br />

deIsprofiten bestanden hat und ob die in den Kolonien erziel­<br />

ten Einkommen tatsächlich via Besteuerung auch dem Staat dien­<br />

lich waren, dürfte empirisch zuverlässig kaum mehr zu klären<br />

sein. Die Kontroverse zeigt immerhin, dass sich hier eine neue<br />

Tendenz andeutete. Neben die Partizipation am Fernhandel trat<br />

das Motiv der kolonialen Ausbeutung. Spätere europäische WeIt­<br />

er b<br />

o erer haben beide Wege<br />

t<br />

konsequen<br />

fortgesetzt. Während Por-<br />

t ugal auf das staatliche Monopol im<br />

h deL<br />

Gewürz an<br />

und die Be-<br />

steuerung , h Pr1'vathandels setzte und sich<br />

des innerasiat1sc en<br />

erst spät dem Zuckeranbau in Brasilien zuwandte, dürfte im<br />

Falle<br />

Spaniens von Anfang an die direkte<br />

k I .ale Ausbeutung<br />

0 ona<br />

-------------<br />

33 V 1<br />

g . Heynen 1905, s. 4.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00033427

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