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Venedig - Technische Universität Braunschweig

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Aus diesen Angaben wird dreierlei deutlich. Das venezianische<br />

Weltsystem hatte, zumindest indirekt, eine Reichweite, die<br />

weit über das Liniennetz der Galeere da Mercato hinausging.<br />

Über die diversen Zwischenstationen reichte es bis nach Per­<br />

sien, Indien, Indonesien (Moluccen) und China, im Osten bis in<br />

das slavische Hinterland des Schwarzen Meeres, im Süden durch<br />

die Sahara bis nach Guinea und in den Sudan, im Norden bis<br />

nach Süddeutschland und Zentraleuropa und im Westen über Spa­<br />

nien und Portugal bis nach Südengland und Flandern. Auf diese<br />

Weise wurde nicht nur der Mittelmeerraum selber integriert,<br />

sondern alle damals wirtschaftlich bedeutenden Regionen Euro­<br />

pas und zum Teil sogar Asiens an das mediterrane System ange­<br />

schlossen. Venezianische Kaufmannsniederlassungen gab es von<br />

Southhampton ganz im Westen bis Zayton 41 in Südchina.<br />

Die zweite Funktion des Systems bestand darin, die internatio­<br />

nale Arbeitsteilung zu organisieren. Die englische und nieder­<br />

ländische Tuchindustrie wurde mit dem Rohstoff für die Färbe­<br />

rei versorgt, englische Wolle, niederländische und englische<br />

Tuche wurden im Mittelmeer abgesetzt, ägyptische Baumwolle ge­<br />

langte nach Italien. <strong>Venedig</strong> versorgte die holz- und eisenar­<br />

men Regionen am südlichen Mittelmeerrand mit Metall (Kupfer<br />

und Eisen) und Schiffsholz aus den Alpen und den deutschen<br />

Bergbauregionen. Es besorgte die Sklaven, die auf den Planta­<br />

gen Zyperns und Kretas oder auf den Ruderbänken der Mameluken<br />

benötigt wurden. Es bediente den europäischen Bedarf nach Ge­<br />

würzen und orientalischen Luxuswaren. Es war der größte Baum­<br />

wollmarkt in Europa und Drehscheibe für Pfeffer, Gewürze, Kup­<br />

fer, Tuche und Wolle. Es produzierte Zucker und Baumwolle auf<br />

seinen Plantagen in Zypern und Kreta für den italienischen und<br />

westeuropäischen Bedarf. Und es sorgte dafür, dass die Bilan­<br />

zen ausgeglichen wurden. Wenn die Verrechnung der Barterge­<br />

schäfte keinen Ausgleich ergab, wurde Silber aus Deutschland<br />

41 Hier waren es Anfang des 14. Jahrhunderts Italiener diverser Herkunft, so<br />

auch Genuesen und Florentiner, vgl. Ashtor 1983, S. 60.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00033427

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