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oliver rath weint death of youth they call me ... - proud magazine

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Ein weiteres Merkmal einer jeden Lancha-Fahrt<br />

ist der Wanderzirkus, der zu<br />

jeder Tages- und Nachtzeit im 30-Minuten-Takt<br />

vergrößert wird: Dutzende<br />

Rinder, Schweine, Hühner machen aus<br />

dem Schiff die reinste Arche und wenn<br />

wieder mal an Land ein Stier eingefangen<br />

und auf das Schiff gezerrt wird,<br />

versam<strong>me</strong>ln sich die Gäste an Deck,<br />

um sich von dem Schauspiel belustigen<br />

zu lassen. Am Tag riecht es dank<br />

der Tropenhitze daher an Bord wie im<br />

Zoo und nachts bekämpfen sich die<br />

Schweine in ihrem Zwinger im Maschi-<br />

26 REPORT<br />

nenraum so lautstark, dass man am<br />

liebsten Wetten abschließen würde.<br />

Andere Tiere begegnen einem ebenfalls<br />

hauptsächlich nachts, etwa wenn man<br />

auf dem Weg zur Toilette über einen<br />

Sack Schildkröten stolpert, die dann<br />

mit so verständlichem wie zwecklosem<br />

Freiheitsdrang aus ihrer Tüte raus kriechen.<br />

Womit wir dann auch beim Thema Toilette<br />

wären. Auf einer Lancha befinden<br />

sich zu jedem Zeitpunkt circa 50 Menschen,<br />

Besatzung nicht eingerechnet,<br />

die vier Tage lang bei tropischem Klima<br />

auf engstem Raum zusam<strong>me</strong>nleben.<br />

Um die Sache etwas romantischer zu<br />

gestalten, gibt es keine Dusche, nicht<br />

mal ein Waschbecken, sondern wer<br />

sich abkühlen/waschen/eine Dauerwelle<br />

machen will, hat keine andere<br />

Wahl, als mit einer abgeschnittenen<br />

Plastikflasche direkt über der Schiffsschraube<br />

Wasser aus dem braunen<br />

Fluss zu schöpfen. Oder man macht es<br />

einfach wie die argentinischen Hippies,<br />

die in Zelten auf dem Schiffsdach wohnen,<br />

und springt bei jedem Landgang in<br />

den Fluss.<br />

Nun ist eine Lancha-Fahrt nicht ausschließlich<br />

ein schwim<strong>me</strong>ndes Festival<br />

bei dem alle Bands abgesagt haben,<br />

sondern hat auch seine magischen Mo<strong>me</strong>nte.<br />

Einen davon kann man erleben,<br />

wenn man sich nachts mit seinem iPod<br />

auf das flache Blechdach des Schiffs<br />

legt. Das Metall ist noch angenehm<br />

warm von der Äquatorsonne, gleichzeitig<br />

weht ein kühlender Fahrtwind.<br />

In den Augenwinkeln gleiten die Baumwipfel<br />

der Urwaldriesen vorbei, und die<br />

schwarzen Konturen des Dschungels

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