AUSBILDUnG KFz-MECHATROnIKER - atr.de
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3/2011<br />
Illustration: CC/Radis<br />
10<br />
im fokus<br />
MEnSCH, AUTO!<br />
Das Verhältnis zwischen Mensch und Auto verän<strong>de</strong>rt sich. Neuerdings<br />
sprechen sie sogar miteinan<strong>de</strong>r. Bald plau<strong>de</strong>rn auch die Autos untereinan<strong>de</strong>r.<br />
Total verrückt? Nein, total vernetzt.<br />
Der mo<strong>de</strong>rne Mensch ist vernetzt.<br />
Er hat ein Smartphone.<br />
Damit ist er fast ständig online,<br />
liest E-Mails und chattet<br />
in sozialen Netzwerken. Auch<br />
die Automobilhersteller haben<br />
das Smartphone nebst mobilem<br />
Internetzugang für sich ent<strong>de</strong>ckt. Die<br />
Zeiten, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rne Mensch wenigstens<br />
beim Autofahren offline war, sind<br />
wohl bald vorbei.<br />
Die Forschungen auf diesem Gebiet<br />
laufen auf Hochtouren. Die Hersteller lassen<br />
<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en ihrer Ingenieure freien Lauf<br />
und zeigen in sogenannten Konzeptautos,<br />
was theoretisch möglich ist. Der Hersteller<br />
Continental tüftelt beispielsweise an seinem<br />
Forschungsfahrzeug „Simplify your<br />
Drive“, was so viel be<strong>de</strong>utet wie „Vereinfache<br />
<strong>de</strong>ine Fahrt“. Dort können Auto und<br />
Mensch via Smartphone kommunizieren.<br />
Das Handy mutiert zum virtuellen Schlüssel,<br />
öffnet und startet das Auto, das auch<br />
gleich noch die individuelle Sitzposition<br />
und <strong>de</strong>n Lieblingsradiosen<strong>de</strong>r einstellt.<br />
Mit einer druckempfindlichen Bedienoberfläche,<br />
die <strong>de</strong>r von Tablet-PCs ähnelt,<br />
lässt sich per Handynetz UMTS auch das<br />
Internet ins Cockpit bringen und bedienen.<br />
Je intuitiver das System, <strong>de</strong>sto geringer<br />
ist die Ablenkung vom Straßenverkehr.<br />
Mein Auto versteht mich<br />
Mit <strong>de</strong>m Informations- und Unterhaltungssystem<br />
„Sync“ können europäische<br />
Ford-Fahrer ab 2012 sogar mit ihrem Auto<br />
sprechen. Mit Sprachbefehlen steuert eine<br />
Software zum Beispiel das Navigationsgerät<br />
und regelt die Klimaanlage, synchronisiert<br />
sich mit <strong>de</strong>m Smartphone o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
Laptop und liest E-Mails und SMS vor. Bei<br />
einem Unfall verständigt Sync selbstständig<br />
die Notrufzentrale. Es beherrscht mehr<br />
als 10.000 Befehle in 19 Sprachen. Selbst<br />
mit Akzenten scheint Sync keine Probleme<br />
zu haben. Den Amerikanern gefällts – in<br />
<strong>de</strong>n USA hat Ford damit schon drei Millionen<br />
Kun<strong>de</strong>n gelockt.<br />
Das Konzept von BMW heißt „Connected<br />
Drive“. In einigen Mo<strong>de</strong>llen sind Be-<br />
standteile dieser „Vernetzten Fahrt“ schon<br />
heute umgesetzt. Über das Bedien system<br />
„iDrive“ können Fahrer und Beifahrer im<br />
Internet surfen – ein multifunktioneller<br />
Controller auf <strong>de</strong>r Mittelkonsole dient als<br />
Maus. Routen lassen sich am PC auswählen<br />
und ins Fahrzeug übertragen. Seit neuestem<br />
zeigt <strong>de</strong>r Bildschirm im Cockpit<br />
sogar das Display <strong>de</strong>s iPhones an. Das Szenario<br />
<strong>de</strong>r Zukunft: Sobald <strong>de</strong>r Fahrer ins<br />
Auto steigt, verbin<strong>de</strong>t sich das Smartphone<br />
automatisch mit <strong>de</strong>m Fahrzeug. Die Autoelektronik<br />
synchronisiert sich mit <strong>de</strong>m<br />
Terminkalen<strong>de</strong>r. Das Navi schnappt sich<br />
<strong>de</strong>n nächsten Termin mit hinterlegter Adresse<br />
und startet die Zielführung. Aktuelle<br />
Verkehrsdaten und Parkmöglichkeiten am<br />
Zielort fließen in die Routenberechnung<br />
ein. Das Auto ist also nicht mehr nur Fortbewegungsmittel,<br />
son<strong>de</strong>rn wird zum persönlichen<br />
Assistenten – ein Smartphone<br />
auf Rä<strong>de</strong>rn.<br />
X-Faktor<br />
Audi geht mit „Audi connect“ noch<br />
einen Schritt weiter. Die Ingolstädter erproben,<br />
was Fachleute Car-to-X-Kommunikation<br />
nennen. Die Autos sind nicht nur mit<br />
Handys vernetzt, benutzen Navigationskarten<br />
von Google Earth und rufen brandaktuelle<br />
Verkehrsdaten online ab – sie<br />
tauschen auch Daten mit <strong>de</strong>r Infrastruktur<br />
aus. Bekanntes Beispiel ist das Lkw-Maut-<br />
System. Bereits 2006 startete das Projekt<br />
Travolution: In Ingolstadt lernten rund<br />
Mehr Netz<br />
25 Ampelanlagen durch Sen<strong>de</strong>r und Antennen,<br />
mit <strong>de</strong>n Autos einer Testflotte<br />
zu kommunizieren. Sie teilen mit, wann<br />
sich ihre Lichtsignale än<strong>de</strong>rn und welche<br />
Geschwindigkeit optimal ist, um die<br />
Grünphase zu erwischen. Die Messungen<br />
zeigen: Die intelligente grüne Welle kann<br />
die CO₂-Emissionen an <strong>de</strong>n Ampeln um<br />
15 bis 20 Prozent senken. In <strong>de</strong>r Testphase<br />
verkürzten sich die Wartezeiten an Ampeln<br />
im Tagesdurchschnitt um 21 Prozent.<br />
Autos unter sich<br />
Bleibt noch <strong>de</strong>r Plausch zwischen <strong>de</strong>n<br />
Autos selbst – ein Forschungsfeld mit<br />
gewaltigem Potenzial. Vor allem wenn man<br />
be<strong>de</strong>nkt, dass Autos schon heute viel mehr<br />
wissen als <strong>de</strong>r Lenker. Dafür verantwortlich<br />
sind zahlreiche kleine Helferlein, die<br />
Sensoren. ABS, ASR, ESP, Außenthermometer<br />
und Sensoren für Licht und Regen<br />
– sie alle messen permanent und geben die<br />
Daten an die Bor<strong>de</strong>lektronik weiter. Gelänge<br />
es, diese Daten durch ein drahtloses<br />
Netzwerk mit an<strong>de</strong>ren Fahrzeugen zu<br />
teilen, wäre das ein enormer Gewinn für<br />
die Sicherheit. Fährt ein Auto sehr langsam<br />
o<strong>de</strong>r bremst es abrupt, etwa bei einem<br />
Unfall o<strong>de</strong>r Stau, gibt es die Information<br />
an die Fahrzeuge in <strong>de</strong>r Umgebung weiter.<br />
Drehen bei niedrigen Temperaturen die<br />
Rä<strong>de</strong>r durch und sind die Scheibenwischer<br />
in Betrieb, kombiniert die Bor<strong>de</strong>lektronik<br />
„Vorsicht, glatt“ und warnt nachfolgen<strong>de</strong><br />
Autos. Diese mel<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Fahrer <br />
Ein sicheres und belastbares Datennetz ist die Basis für ein vernetztes Automobil. Mit <strong>de</strong>m<br />
Handystandard UMTS könnten Fahrzeuge Informationen aus <strong>de</strong>m Internet holen und an <strong>de</strong>n<br />
Fahrer weitergeben. Die nächste, noch leistungsfähigere Mobilfunkgeneration LTE (Long Term<br />
Evolution) steht schon in <strong>de</strong>n Startlöchern. Autos tauschen sich mit einem WLAN-ähnlichen<br />
Netzwerk aus. Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte Roadsi<strong>de</strong> Units – lokale Datensammler<br />
am Straßenrand, die mittels WLAN die Informationen <strong>de</strong>r vorbeifahren<strong>de</strong>n Autos<br />
sammeln und weitergeben. Roadsi<strong>de</strong> Units wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit in verschie<strong>de</strong>nen Feldversuchen<br />
getestet. An Verkehrsknotenpunkten positioniert und mit <strong>de</strong>r Verkehrsleitzentrale verbun<strong>de</strong>n,<br />
vermei<strong>de</strong>n sie Stau, mel<strong>de</strong>n Unfälle und warnen vor Glatteis o<strong>de</strong>r Nebel.<br />
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