S E N I O R E N K U R I E R - Stadt Backnang
S E N I O R E N K U R I E R - Stadt Backnang
S E N I O R E N K U R I E R - Stadt Backnang
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
mit Kopfsteinpflaster belegt, der<br />
rand immer mit glatten Steinen.<br />
Wir könnten froh sein, dass heute<br />
kein Amtsverkehr ist, meinte unsere<br />
Bürgermeistergattin.<br />
Sie erzählte weiter, Lohr sei eine<br />
Handwerkerstadt mit vielen rotgerbern.<br />
Gemahlene eichenrinde wird<br />
bei der Lohgerberei verwendet. Der<br />
Gestank sei sehr groß, ohne riechfläschchen<br />
könne man hier nicht<br />
gehen. Auch das Fischerviertel sollen<br />
wir nicht besichtigen, denn hier<br />
treibe sich das ganze Gesindel herum.<br />
Die Gegend soll man unbedingt<br />
meiden.<br />
Aber vom Schloss des Schneewittchen,<br />
das einst hier lebte, waren<br />
wir ganz entzückt. Der sprechende<br />
Spiegel hängt heute noch im Spessartmuseum.<br />
18 SeNIOreNAKTIVITÄTeN<br />
Die Bürgermeisterin zeigte uns ihre<br />
alte Schule. Ihr schönstes erlebnis<br />
dort war der Besuch von König Ludwig<br />
I. Auch der Kirche statteten wir<br />
einen Besuch ab. An den jeweiligen<br />
Sitzplätzen waren die Zunftstangen<br />
angebracht. Heute noch gehört die<br />
von den Lohrer Zünften und Innungen<br />
getragene Karfreitagsprozession<br />
zu den traditionsreichsten<br />
in ganz Deutschland. Die Frauen<br />
hielten sich meistens im Haus bei<br />
geöffnetem Fenster auf. So hörten<br />
sie den gesamten Dorfklatsch und<br />
waren immer bestens informiert.<br />
ein Gasthaus erweckte unsere Aufmerksamkeit,<br />
das noch heute so<br />
viel platz bietet, dass man wie<br />
früher mit einer pferdekutsche hineinfahren<br />
könnte. Damals war es<br />
für wohlhabende Bürger wichtig,<br />
unbeschmutzt das Gasthaus zu erreichen.<br />
Schnell verging die Zeit, die Turmuhr<br />
schlug 12 und Frau Bürgermeisterin<br />
erklärte, die Stimme Gottes<br />
sei groß und sie müsse jetzt nach<br />
Hause. Wir verabschiedeten uns.<br />
Sie schlug vor, nächstes Mal sollten<br />
wir mit der eisenbahn kommen. Ich<br />
käme sehr gern wieder, denn selten<br />
habe ich ein so nettes Städtchen<br />
gesehen.<br />
16 5oo einwohner hat Lohr heute.<br />
Namhafte Firmen der Glas-, Holz-<br />
und Hydraulikindustrie haben hier<br />
ihren Hauptsitz. Von der Glasindustrie<br />
wurden früher die Lora-Spiegel<br />
hergestellt und an sämtliche Fürstenhäuser<br />
verkauft.<br />
Nach der Mittagspause machten<br />
wir einen Abstecher nach Kitzingen.<br />
Haben Sie schon einmal<br />
Sommerlebkuchen gegessen? Sie<br />
schmecken genauso gut wie zu<br />
Weihnachten. Wir besuchten den<br />
kleinen eckladen in Kitzingen, wo<br />
Herr Will seiner Leidenschaft zur<br />
Lebkuchenbäckerei nachgeht. Alles<br />
ging ganz fix. eiweiß aufschlagen,<br />
Zucker, Mehl, Gewürze, gemahlene<br />
Zitronen- und Orangenschale zugeben.<br />
In 20 Minuten war der Teig<br />
fertig und wurde auf eine Holzform<br />
gelegt. Jetzt musste der Teig trocknen,<br />
dann kann gebacken werden.<br />
Die Gewürze kommen aus der ganzen<br />
Welt. einige durften wir sogar<br />
probieren und auch die leckeren<br />
Sommerlebkuchen. Herr Will versicherte,<br />
dass nur die besten Zutaten<br />
verwendet werden und keine<br />
künstlichen Konservierungs- und<br />
Aromastoffe. Nachdem wir uns mit<br />
Lebkuchen und sonstigen Süßigkeiten<br />
versorgt hatten, konnten wir<br />
die Heimreise antreten.<br />
Renate Tsiaousidis<br />
Seniorenkurier Oktober bis Dezember 2012