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Denkmalpflegepreis 2013

Sonderdruck der Denkmalpflege des Kantons Bern und der Zeitschrift UMBAUEN+RENOVIEREN, Archithema Verlag

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› zusammen. Um die Raumwirkung nichtdurch eine neue Unterteilung zu beeinträchtigen,sind Dusche und WC in einer frei stehendenBox untergebracht.Alle Eingriffe sind gestalterisch wie technischsehr präzise gesetzt. «Das Gebäude istkein Repräsentationsobjekt, aber von ausgezeichneterhandwerklicher Qualität», sagtder Bauherr. «Was wir einfügten, sollte gleichsein: einfach und qualitätvoll.»Auch die Haustechnik ist optimal auf dieGegebenheiten ausgerichtet: Da die Fussbödenersetzt werden mussten, konnte eine Bodenheizungeingebaut werden. VerschlosseneTüröffnungen dienen als Leitungskanäle, undhinter dem Täfer ist Platz für die Elektrokabelund eine Wärmedämmung.1215 Die Hauptfassade des Wohnteils istnach Süden gerichtet. Der Brunnen istBestandteil der ehemaligen öffentlichenWasserversorgung im alten Dorfkern.16 Die Initialen im Torbogen verweisenauf die Erbauerfamilie Fête.15 16« Das Gebäude ist kein Repräsentationsobjekt,aber es ist von ausgezeichneterhandwerklicher Qualität.» René Fehlmann, BauherrBeschränkung als Pluspunkt ▪ Der Ausbaudes Dachs und des Ökonomieteils steht fürUrsula und René Fehlmann im Moment nochnicht zur Diskussion. «Wer weiss, wann wiederTiere in den Stall einziehen», sinnierensie, und die Kinder haben das erste Heu vorsorglichbereits eingebracht. Verbaut ist alsonichts, die Bauherrschaft bewahrt sich denSpielraum für ihre eigene Zukunft und diedes Hauses. Die Offenheit für verschiedeneNutzungen ist gleichzeitig auch das grossePotenzial des Hauses – und dabei ein wesentlichesMerkmal traditioneller bäuerlicherArchitektur.Als Nächstes steht die Neugestaltung desVorplatzes bevor. Die Pläne liegen bereit.Alles andere hat Zeit.‹KontaktadressenPlanung und AusführungArchitekturatelierMarcel KrähenbühlSurbekstrasse 11, 3006 BernT 031 941 00 34marcel.kraehenbuehl@bluewin.chBauberatung DenkmalpflegeOlivier Burri, Service desmonuments historiques du cantonde Berne, antenne TramelanGrand-Rue 126, 2720 TramelanT 032 481 14 56Denkmalpflege des Kantons BernMünstergasse 32, 3011 BernT 031 633 40 30www.be.ch/denkmalpflegeBauingenieurATB Ingénieurs-conseils SARue de la Promenade 222720 TramelanT 032 487 59 77tramelan@atb-sa.chBaumeisterarbeitenW. Wyssbrod SALa Planchette 13, 2608 CourtelaryT 032 944 14 65wyssbrodwsa@bluemail.chZimmerarbeitenGilgen SAMilieu du Village 10, 2732 SaulesT 032 481 22 39gilgenic@hotmail.comVerputzarbeitenPaul WyserBrunngasse 3, 2502 Biel/BienneT 076 280 44 67paul561@mac.comMetallbauarbeitenAndré Kletzl,Metallbau + SchlossereiBernstrasse 2, 2555 BrüggT 032 373 33 05kletzl.metallbau@bluewin.chMaler- und GipserarbeitenGiovannini Plâtrerie-Peinture SàrlLe Ténor 3b, 2720 TramelanT 032 487 44 04giovanninipeinture@zadsl.chSchreinerarbeitenEbénisterie Boegli SARoute de Tramelan 51,2710 TavannesT 032 481 29 15ebenisterie.boegli@sunrise.chElektrische InstallationenGermiquet & Habegger SAGrand-Rue 163, 2720 TramelanT 032 487 48 48gh.tramelan@bluewin.chEin charakteris tischesBauernhaus von 1809Das grosse Jurahaus imalten Dorfkern wurde auch vonUhrmachern bewohnt.Die Familie Fête, ein alteingesessenes Geschlecht von Cortébert,erbaute das Bauernhaus im alten Dorfkern «Cour d’Agibert» im Jahr1809. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts betrieb man auf dem Hofhauptsächlich Landwirtschaft. Von 1866 bis 1946 gehörte das Gebäudemehreren Uhrmacherfamilien, die nicht mehr von der Landwirtschaftallein lebten. Seit 1891 ist die Liegenschaft im Besitz vonzugewanderten Deutschschweizer Familien. Dieser Immigrationsprozessist im gesamten Berner Jura zu beobachten und hängt starkmit dem Aufkommen der Uhrmacherei zusammen.Der Bau ist charakteristisch für die Zeit nach 1790 und weist verschiedenedamals neuartigeElemente auf. Anders als dieJura häuser des 17. und 18.Jahrhunderts steht das Bauernhauslängs zur Strasse.Die traufseitige, sorgfältig gestalteteHauptfassade desWohnteils ist nach Süden gerichtet.Auch das relativ starkgeneigte Teilwalmdach erweistsich als neuer Typus:Die Konstruktion des Dachstuhlsist bereits auf die Verwendungvon Biberschwanzziegelnausgerichtet, obwohlSchindeldächer noch vorherrschendwaren.Der «devant-huis», einDer «devant-huis», ein grosser Vorraumhinter dem Torzugang, ist typisch Torzugang, ist typisch für eingrosser Vorraum hinter demfür ein Jurahaus. Er wird von der Jurahaus: Er dient (auchFamilie Fehlmann auch heute nochheute noch) als offener Zugangs-und Arbeitsbereich.als Arbeitsbereich genutzt.Im Schlussstein des Torbogenssind die Initialen derErbauerfamilie Fête (LFF)eingeritzt.Das zweigeschossige Haus wurde ursprünglich von zwei Familienbewohnt. Die grosszügigen Grundrisse der beiden Wohnungen imErd- und im Obergeschoss sind identisch und verfügen über eine traditionelleAnordnung der Räume. Ein langer Korridor durchquert dasganze Gebäude und trennt den Wohnbereich vom Ökonomieteil, eineErschliessung, die zu dieser Zeit noch selten war.Im Verlauf des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundertserfuhr das Bauernhaus verschiedene Um- und Ausbauten. So wurdeetwa um 1860 ein ursprünglich frei stehender Kornspeicher von1785 in den Dachraum des Bauernhauses verlegt, später im Scheunenteilzusätzlich eine kleine Wohnung eingefügt.Isabelle Roland, BauernhausforschungDer Architekt Marcel Krähenbühl.Auf die ersten Schrittekommt es anEine erfolgreiche Planung berücksichtigtstets die Geschichte desHauses und die Raumbedürfnisseder Bauherrschaft.Viele Leute haben ein Faible für alte Häuser und fühlen sich darinwohl. Baumassnahmen an historischen Gebäuden sind für die Bauherrschaftoft mit speziellen Fragestellungen oder auch Einschränkungenverbunden. Ob diese am Ende als positiv oder negativ empfundenwerden, hängt weitgehend davon ab, ob die Bauherrschaftgut informiert und beraten wurde. Den Architekten und Architektinnenund der Bauberatung der kantonalen Denkmalpflege kommthier eine wichtige Rolle zu.Der bauliche Zustand von historisch wertvollen Objekten kannsehr unterschiedlich sein. Bevor mit der eigentlichen Planung begonnenwird, lohnt es sich, ein Gebäude sorgfältig zu untersuchen.Die Grundlage dafür bieten präzise Istzustands-Pläne, verbundenmit gezielten Sondierungen am Bau und mit Abklärungen zur Baugeschichte.Erst aufgrund dieser Untersuchungen kann eine Analyse mit derBewertung der vorhandenen Bauteile erstellt werden: Was ist original,was ist später hinzugefügt worden? Was ist wertvoll, was nicht?Die so erarbeiteten Planungshilfsmittel sind das Rückgrat für dieProjektierung durch den Architekten.Gleichzeitig mit der Untersuchung des Gebäudes müssen dieRaumbedürfnisse der Bauherrschaft genau evaluiert werden. Auchhier gilt es, dem Objekt zuliebe unter Umständen Konzessionen zumachen. Es empfiehlt sich, das Raumprogramm und dessen Attributeintensiv zu diskutieren, zu hinterfragen und zu bewerten: Was istzwingend, was ist wünschbar?Diese Vorgehensweise allein bietet noch keine Garantie für ein gelungenesWerk. Wie man es schliesslich schafft, im Prozess ständigdie richtigen Entscheidungen zu treffen, bleibt oft ein kleines Rätsel.Ein Schlüssel dazu liegt in der Offenheit und in der engen Zusammenarbeitaller Beteiligten – der Bauherrschaft, der Architekten, derDenkmalpflege und der Handwerker.Marcel Krähenbühl, Architekt10 11

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