05.12.2012 Aufrufe

Kunst und Werbung - Kunsthistorisches Museum Wien

Kunst und Werbung - Kunsthistorisches Museum Wien

Kunst und Werbung - Kunsthistorisches Museum Wien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Historischer Hintergr<strong>und</strong>:<br />

Auf den Punkt gebracht:<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Werbung</strong><br />

zählt Ribadeneyra ausführlich eine Episode von einem erhängten jungen<br />

Mann. Ignatius hätte einem Selbstmörder kurz vor dessen Tod die Beichte<br />

ermöglicht <strong>und</strong> ihm so zu einem christlichen Begräbnis verholfen. Diese Erzählfreude<br />

zeigt, wie intensiv Rubens mit den Glaubensinhalten des Jesuitenordens<br />

vertraut war.<br />

Peter Paul Rubens schuf mit diesem Altarbild ein beispielhaftes Werk der religiösen<br />

Propaganda im Sinne der Gegenreformation. Der Künstler schildert<br />

Legenden, W<strong>und</strong>ertaten <strong>und</strong> andere Begebenheiten aus dem Leben des Heiligen<br />

kompositorisch <strong>und</strong> farblich in eindringlicher Weise, sodass der Gläubige<br />

das Leiden unschwer selbst mitempfinden konnte. Pedro de Ribadeneyras<br />

ausführliche Schilderungen, wie der Heilige inbrünstig die Messe feierte, wobei<br />

sein Haupt manchmal von einem Strahlenkranz umgeben war (Rubens<br />

deutet diese seelische Verinnerlichung durch eine diffus hinter dem Kopf<br />

strahlende Gloriole an), stellt dazu nicht nur die inhaltliche Quelle dar, sondern<br />

auch das literarische Gegenstück.<br />

Gibt es religiöse Propaganda heute? Wenn ja, in welcher Form?<br />

(als Anregung für eine fächerübergreifende weitere Diskussion)<br />

– fordert auf, sich für aktuelle politische Themen zu interessieren<br />

– schärft die Kritikfähigkeit<br />

Seit dem Auftreten Martin Luthers (1483–1546) <strong>und</strong> seinen Forderungen nach<br />

einer Kirchenreform (daher der Begriff „Reformation“) klafften die Ansichten<br />

der Vertreter der traditionellen christlichen Auffassung von jenen der Anhänger<br />

Luthers, der Reformierten (später Protestanten), immer weiter auseinander.<br />

Das von Kaiser Karl V. 1545 einberufene Konzil von Trient (1545–1563),<br />

das eine Spaltung der Kirche verhindern sollte, musste nach langjährigen Verhandlungen<br />

diese zur Kenntnis nehmen <strong>und</strong> konzentrierte sich infolgedessen<br />

auf eine innere Erneuerung. Diese nun einsetzende Epoche wird Gegenreformation<br />

bezeichnet. Einer der Träger dieser Gegenreformation war der Orden<br />

des hl. Ignatius von Loyola (1491–1556). Er nannte seine neu gegründete <strong>und</strong><br />

1540 vom Papst approbierte Gemeinschaft „Gesellschaft Jesu“, daher die Bezeichnung<br />

„Jesuitenorden“. Glaubensinhalte wurden nicht nur durch Predigten<br />

<strong>und</strong> Andachtstexte vermittelt, sondern vermehrt auch durch Altarbilder.<br />

Rubens galt nicht zuletzt wegen seines Naheverhältnisses zum Jesuitenorden<br />

als Sprachrohr der Gegenreformation.<br />

– die Macht des Bildes oder das Bild als Werbeträger, als visuelle Botschaft<br />

– religiöse Propaganda im „Dienste“ der Gegenreformation<br />

– der Künstler als Sprachrohr<br />

<strong>Kunst</strong>historisches <strong>Museum</strong> 31

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!