Kunst und Werbung - Kunsthistorisches Museum Wien
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Historischer Hintergr<strong>und</strong>:<br />
Auf den Punkt gebracht:<br />
<strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Werbung</strong><br />
zählt Ribadeneyra ausführlich eine Episode von einem erhängten jungen<br />
Mann. Ignatius hätte einem Selbstmörder kurz vor dessen Tod die Beichte<br />
ermöglicht <strong>und</strong> ihm so zu einem christlichen Begräbnis verholfen. Diese Erzählfreude<br />
zeigt, wie intensiv Rubens mit den Glaubensinhalten des Jesuitenordens<br />
vertraut war.<br />
Peter Paul Rubens schuf mit diesem Altarbild ein beispielhaftes Werk der religiösen<br />
Propaganda im Sinne der Gegenreformation. Der Künstler schildert<br />
Legenden, W<strong>und</strong>ertaten <strong>und</strong> andere Begebenheiten aus dem Leben des Heiligen<br />
kompositorisch <strong>und</strong> farblich in eindringlicher Weise, sodass der Gläubige<br />
das Leiden unschwer selbst mitempfinden konnte. Pedro de Ribadeneyras<br />
ausführliche Schilderungen, wie der Heilige inbrünstig die Messe feierte, wobei<br />
sein Haupt manchmal von einem Strahlenkranz umgeben war (Rubens<br />
deutet diese seelische Verinnerlichung durch eine diffus hinter dem Kopf<br />
strahlende Gloriole an), stellt dazu nicht nur die inhaltliche Quelle dar, sondern<br />
auch das literarische Gegenstück.<br />
Gibt es religiöse Propaganda heute? Wenn ja, in welcher Form?<br />
(als Anregung für eine fächerübergreifende weitere Diskussion)<br />
– fordert auf, sich für aktuelle politische Themen zu interessieren<br />
– schärft die Kritikfähigkeit<br />
Seit dem Auftreten Martin Luthers (1483–1546) <strong>und</strong> seinen Forderungen nach<br />
einer Kirchenreform (daher der Begriff „Reformation“) klafften die Ansichten<br />
der Vertreter der traditionellen christlichen Auffassung von jenen der Anhänger<br />
Luthers, der Reformierten (später Protestanten), immer weiter auseinander.<br />
Das von Kaiser Karl V. 1545 einberufene Konzil von Trient (1545–1563),<br />
das eine Spaltung der Kirche verhindern sollte, musste nach langjährigen Verhandlungen<br />
diese zur Kenntnis nehmen <strong>und</strong> konzentrierte sich infolgedessen<br />
auf eine innere Erneuerung. Diese nun einsetzende Epoche wird Gegenreformation<br />
bezeichnet. Einer der Träger dieser Gegenreformation war der Orden<br />
des hl. Ignatius von Loyola (1491–1556). Er nannte seine neu gegründete <strong>und</strong><br />
1540 vom Papst approbierte Gemeinschaft „Gesellschaft Jesu“, daher die Bezeichnung<br />
„Jesuitenorden“. Glaubensinhalte wurden nicht nur durch Predigten<br />
<strong>und</strong> Andachtstexte vermittelt, sondern vermehrt auch durch Altarbilder.<br />
Rubens galt nicht zuletzt wegen seines Naheverhältnisses zum Jesuitenorden<br />
als Sprachrohr der Gegenreformation.<br />
– die Macht des Bildes oder das Bild als Werbeträger, als visuelle Botschaft<br />
– religiöse Propaganda im „Dienste“ der Gegenreformation<br />
– der Künstler als Sprachrohr<br />
<strong>Kunst</strong>historisches <strong>Museum</strong> 31