Download als PDF...(6,3 MB) - Kreishandwerkerschaft Märkischer ...
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Handwerkszeichen:<br />
Identiikation mit dem Berufsstand<br />
Die meisten Handwerkszeichen bilden typische Werkzeuge oder Produkte der einzelnen<br />
Handwerke ab. Fotos: Dr. Hanswerner Hildenbrand<br />
Dr. Hanswerner Hildenbrand Früher waren<br />
die Handwerkszeichen auf Fahnen,<br />
an Handwerksbetrieben und vielem<br />
mehr zu sehen. Die Berufsstandzeichen<br />
zieren heute noch die Gebäude der<br />
Handwerksorganisationen und die<br />
Briefbögen der Handwerkskammern,<br />
<strong>Kreishandwerkerschaft</strong>en und Innungen.<br />
Diese Berufsstandzeichen waren und sind<br />
Identiikationssymbole der Handwerker,<br />
Gesellen und der jeweiligen Berufsstände.<br />
Die Zeichen dienten außerdem der<br />
Kontrolle, mit denen Meister zunächst<br />
freiwillig, später nach Prüfung durch<br />
die Innungen, ihre Erzeugnisse versahen.<br />
Einige Symbole lassen sich bis zu<br />
den Zünften im Mittelalter zurückverfolgen.<br />
Hammer, Schlägel und Eisen sind<br />
wohl die ältesten Zeichen für handwerkliche<br />
Berufe. Im Folgenden werden einige<br />
Handwerkszeichen, die sich in der Regel ab<br />
Mitte des 15. Jahrhunderts entwickelten,<br />
exemplarisch vorgestellt.<br />
Seit dem Jahr 1111 ist die Brezel der zentrale<br />
Bestandteil des Handwerkszeichens der<br />
Bäcker. Seine Bedeutung ist unmittelbar<br />
anschaulich.<br />
Im Zeichen des Fleischerhandwerks ist das<br />
Lamm mit der Fahne der Auferstehung<br />
abgebildet. Ersteres symbolisiert das<br />
Opferlamm, die Fahne den Sieg über den<br />
Tod. Das „Becken“ der Friseure hat einen<br />
ganz besonderen Ursprung: Früher boten<br />
Barbiere neben dem Haare schneiden<br />
und -behandeln auch Dienstleistungen<br />
wie Zähne ziehen, Baden und Waschen<br />
an. Da nur zu bestimmten Zeiten gebadet<br />
werden konnte, musste dafür zeitnah<br />
Werbung gemacht werden. Dies war<br />
Aufgabe der Lehrlinge, die mit dem Becken<br />
die Badekundschaft zusammentrommelten.<br />
Uraltes, bereits im Mittelalter verwendetes<br />
Sinnbild für den Bäckerberuf, war und<br />
ist die Brezel. Das älteste Bäckerwappen mit<br />
Brezel stammt aus dem Jahr 1111. Später<br />
kamen Schwerter, Löwen und Krone hinzu,<br />
um die ruhmreichen Wafentaten der<br />
Bäckerzünfte zu repräsentieren. Diese<br />
drei Symbole waren ursprünglich die<br />
Zeichen der privilegierten Fechtzünfte. Im<br />
Mittelalter wurden die Fechtkünste jedoch<br />
auch von Handwerkern geplegt, da in den<br />
Städten oft Abschnitte der Stadtmauer gegen<br />
anrückende Feinde verteidigt werden<br />
mussten. Im Handwerkszeichen für die<br />
Maler und Lackierer sind ein goldener Adler<br />
und ein rotes Schild mit drei stilisierten weißen<br />
Wappen abgebildet. Mit Wappen bemalte<br />
Schilder kamen in Europa in der ersten<br />
Hälfte des 12. Jahrhunderts auf, um<br />
Freund und Feind besser unterscheiden zu<br />
können.<br />
Als sich Ende des 19. und Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts verstärkt Organisationen<br />
wie Handwerkskammern und Kreis-<br />
10 . . . 11<br />
HANDWERK<br />
handwerkerschaften bildeten, gab es<br />
noch kein einheitliches und anerkanntes<br />
deutsches Handwerkszeichen. 1938/39<br />
wurde dieses erstm<strong>als</strong> festgelegt, aber<br />
erst 1956 in die Warenzeichenrolle des<br />
Deutschen Patentamts eingetragen. In einem<br />
Ring eingeschlossen zeigt es Hammer,<br />
Eichblatt und Eichel. Der Hammer steht<br />
für die handwerkliche Arbeit, die vom<br />
Rohmaterial über die Bearbeitung zum fertigen<br />
Produkt führt. Das Malkreuz auf dem<br />
Hammerkopf deutet zugleich darauf hin,<br />
dass Handwerksarbeit in ihrer höchsten<br />
Form schöpferische Arbeit ist. Der Hammer<br />
ist darüber hinaus Symbol des Meisters, der<br />
dem Lehrling Wissen und Können vermittelt<br />
und ihn zu echter Meisterschaft führt.<br />
Die Farbe Blau steht für Klarheit, das Gold<br />
hingegen soll den Spruch „Handwerk hat<br />
goldenen Boden“ zum Ausdruck bringen.<br />
1995 wurde das Logo durch ein moderneres<br />
ersetzt. Auf weißem Grund ist nun<br />
ein orangefarbenes Achteck in Ringform<br />
abgebildet, das den Zusammenhalt und<br />
die Zusammenfassung des Handwerks<br />
darstellen soll. Das Logo wird vom<br />
Zentralverband des Deutschen Handwerks<br />
und von den 54 Handwerkskammern<br />
in Deutschland verwendet. Auch die<br />
Arbeitgeberverbände des Handwerks sowie<br />
die <strong>Kreishandwerkerschaft</strong>en haben<br />
ihr Logo dem Gesamthandwerkszeichen<br />
angepasst. Hier versinnbildlicht ein in blau<br />
und rot gehaltenes Oktogon das Prinzip<br />
der Gemeinschaft von zurzeit etwa 250<br />
<strong>Kreishandwerkerschaft</strong>en in Deutschland<br />
und die einzelnen unterschiedlichen<br />
Handwerksbereiche.<br />
Opferlamm und Fahne der Auferstehung<br />
sind die Handwerkszeichen des<br />
Fleischerhandwerks. Sie lassen die religiösen<br />
und christlichen Wurzeln des Handwerks erkennen.