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Unser Prisma 01/2011 - Katholisches Jugendsozialwerk München eV

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Gewinnorientierung kommt nicht an erster Stelle<br />

Interview mit Domkapitular Klaus-Peter Franzl, Finanzdirektor der Erzdiözese <strong>München</strong><br />

und Freising und Vereinsratsvorsitztender des KJSW<br />

Frage: Täte sich die katholische Kirche nicht viel leichter, wenn sie sich auf die Bereiche<br />

Gemeindearbeit und Spiritualität konzentrieren würde? Wenn sie die vielfältigen und kostspie<br />

ligen Aufgaben, die sie im sozialen Bereich übernommen hat, anderen Trägern überließe?<br />

Franzl: Ob wir uns als Kirche leichter täten, weiß ich nicht Wir würden aber in jedem Fall aufhören,<br />

Kirche zu sein, wenn wir das täten, denn unser soziales Handeln ist biblisch begründet<br />

Im Neuen Testament finden sich drei Grundvollzüge von Kirche: Die junge Kirche hat sich<br />

getroffen, um miteinander zu beten und um das Herrenmahl zu feiern Die Jünger haben<br />

ihren Glauben verkündet Und sie haben sich um die Armen gekümmert mit den Mitteln,<br />

die sie hatten In der Apostelgeschichte lesen wir, wie Paulus für die Jerusalemer Urgemeinde<br />

sammelt, um Mittel für die sozial Schwachen zur Verfügung zu haben<br />

Die Kirche hat Gott unter den Menschen präsent zu halten Und sie tut dies in jenen drei<br />

Grundvollzügen: Indem sie betet und die Sakramente spendet, indem sie über den Glauben<br />

redet und indem sie sich im großen Bereich Caritas um die Armen und Benachteiligten in<br />

unserer Gesellschaft kümmert<br />

Frage: Kann man unter diesen drei Grundvollzügen einen hervorheben?<br />

Oder geht der eine ohne die jeweils anderen gar nicht?<br />

Franzl: Ich würde Letzterem zustimmen Christlicher Gottesdienst muss durchtränkt sein von<br />

Caritas Caritas muss Zeugnis geben und klar machen, weshalb wir sozial handeln – nämlich<br />

aus unserem christlichen Menschenbild heraus Caritative Arbeit und das christliche Zeugnis<br />

müssen wiederum vom Gebet getragen sein<br />

Frage: Es gibt Anbieter sozialer Arbeit, die durchaus engagiert auf dem Markt handeln, die<br />

aber keine religiöse Anbindung haben. Denken Sie, dass es zwischen diesen Anbietern und<br />

katholischen Trägern wie dem Katholischen <strong>Jugendsozialwerk</strong> <strong>München</strong> einen qualitativen<br />

Unterschied gibt?<br />

Franzl: Es klingt vielleicht hart, aber ich glaube genau das Damit will ich mich nicht abschätzig<br />

über die Arbeit dieser freien Träger äußern, sondern ich habe die Frage im Fokus, worin<br />

das „Mehr“ in der Arbeit etwa beim Katholischen <strong>Jugendsozialwerk</strong> besteht Was ist unser<br />

Alleinstellungsmerkmal? Oder, anders gefragt, warum sollen Klientinnen und Klienten zu uns<br />

kommen und nicht zu einem freien Träger?<br />

Dieses „Mehr“ ist meines Erachtens schlichtweg unser christlicher Glaube, das christliche<br />

Welt- und Menschenbild, das unserem Engagement zu Grunde liegt Ich will es ganz plakativ<br />

sagen: Das Hauptaugenmerk eines freien Trägers dürfte wohl bei allem dort sicher auch vorhandenen<br />

Idealismus darauf liegen, Gewinn zu machen Das muss der freie Träger auch Die<br />

Gewinnorientierung steht beim Katholischen <strong>Jugendsozialwerk</strong> nicht an erster Stelle Wir sind<br />

hier auch abgesichert, weil wir hier zusätzlich Kirchensteuermittel einsetzen können <strong>Unser</strong><br />

Alleinstellungsmerkmal muss das christliche Menschenbild sein Ich wünsche mir, dass das in<br />

unseren Einrichtungen spürbar ist<br />

Frage: Nun gibt es vermutlich unterschiedliche Anforderungen in puncto Christlichkeit bei<br />

den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Mitarbeiter mit Leitungsaufgaben sollten bewusst<br />

als Christen leben, Honorarkräfte dürfen vielleicht sogar einen anderen Glauben haben, wie<br />

etwa ein Muslim in einem multikulturellen Jugendzentrum, das vom KJSW getragen wird?<br />

Franzl: Das würde ich schon so sehen Mir geht es nicht um Missionierung, sondern darum,<br />

dass wir unser Tun – sei es in der KistE, sei es in den Jugendwohnheimen, sei es in Kindergärten<br />

– immer wieder reflektieren an unserem christlichen Glauben und am christlichen<br />

Welt- und Menschenbild Dazu muss ich kein Theologe sein Ich würde mir aber wünschen,<br />

dass die Mitarbeiter ihr tägliches Tun immer wieder messen an ihrem eigenen Glauben und<br />

ihren je eigenen Glauben auch von ihrer Arbeit her immer wieder neu anfragen und neu<br />

stärken lassen Ich bin überzeugt, wenn uns das gelingt, wird im Umgang mit den Kindern,<br />

den Jugendlichen und den Klienten das christliche Menschenbild spürbar<br />

Frage: Was kann das KJSW tun, damit die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren<br />

Glauben auch immer wieder als Kraftquell<br />

für sich entdecken können?<br />

Franzl: Der erste Punkt ist, dass wir miteinander<br />

wie Christen umgehen und dass<br />

das in der Führungskultur des Katholischen<br />

<strong>Jugendsozialwerk</strong>s verankert ist Das heißt<br />

Domkapitular Klaus-Peter Franzl<br />

nicht, dass bei uns keine Führung wahrgenommen<br />

werden sollte, im Gegenteil Ich bin<br />

jemand, der klare Führungsstrukturen haben<br />

möchte Aber der Umgang untereinander<br />

sollte geprägt sein vom Charakter einer<br />

Dienstgemeinschaft, in der es beides gibt:<br />

Dienst und Gemeinschaft<br />

Der zweite Punkt ist, dass den Mitarbeitern<br />

auch im Rahmen ihrer Arbeitszeit Möglichkeiten<br />

eröffnet werden sollten, den<br />

eigenen Glauben immer wieder zu prüfen,<br />

zu hinterfragen und zu stärken Ich denke<br />

dabei zum Beispiel an Exerzitien Ich halte es<br />

auch für gut, dass wir regelmäßig in unseren<br />

Einrichtungen zusammen liturgisch in<br />

Kontakt kommen, sei es durch die Feier der<br />

Eucharistie, sei es durch Meditationen Ich<br />

glaube, das tut auch den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern gut<br />

rif<br />

Seite 3

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