05.12.2012 Aufrufe

Unser Prisma 01/2011 - Katholisches Jugendsozialwerk München eV

Unser Prisma 01/2011 - Katholisches Jugendsozialwerk München eV

Unser Prisma 01/2011 - Katholisches Jugendsozialwerk München eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Auf dem Bild sind fünf der sechs Mitarbeiter der AEH Moosach zu sehen: Roland Fieger, Anna Löhrmann,<br />

Angela Naasan, Margot Gebert und Dienststellenleiter Sixtus Kirchhof (v l n r )<br />

Erfolge gibt es immer wieder<br />

Zu Besuch bei den Ambulanten Erziehungshilfen in Moosach<br />

Anne Löhrmann muss allmählich los Die 37-jährige Sozialpädagogin, die bei den Ambulanten<br />

Erziehungshilfen (AEH) Moosach des Katholischen <strong>Jugendsozialwerk</strong>s <strong>München</strong> arbeitet,<br />

bricht zu einem Hausbesuch auf Sie betreut eine Familie, in der die Eltern mit ihren heranwachsenden<br />

Söhnen nicht mehr fertig werden Die Jugendlichen machen in der Schule Ärger<br />

und sind der Polizei schon mehrmals wegen kleinerer Delikte aufgefallen Die Eltern, die einen<br />

Migrationshintergrund haben, sind mit der Situation überfordert Anne Löhrmann kommt nun<br />

einmal pro Woche zu der Familie nach Hause Dabei wählt sie manchmal Termine, an denen<br />

sie die ganze Familie inklusive der Jungs erreicht, manchmal aber auch Termine, wo sie mit den<br />

Eltern oder auch der Mutter alleine sprechen kann So kann sie jedem die nötige Aufmerksamkeit<br />

geben und behält doch die gesamte Familie im Blick<br />

„Wir gehen zu den Menschen in die Wohnungen Dabei kommen wir mit den intimsten<br />

Themen von ihnen in Kontakt Deshalb ist unsere Arbeit zunächst einmal Vertrauensarbeit<br />

Das ist am Anfang das Allerwichtigste Das dauert in der Regel ein paar Monate, dann kann<br />

man weiterarbeiten“, schildert Anne Löhrmann ihre Einsätze bei den Familien, die den Ambulanten<br />

Erziehungshilfen von der Bezirkssozialarbeit zugewiesen werden, manchmal nach<br />

entsprechenden Gerichtsverfügungen Nach diesem Hausbesuch wird Anne Löhrmann in<br />

die Dienststelle zurückkehren, wo ein Gespräch mit einer Mutter ansteht, die eine Reihe von<br />

Problemen hat: Sie ist alleinerziehend, depressiv, lebt ziemlich isoliert und hat nun auch noch<br />

ihr Kind von der Schule abgemeldet, damit sie es ganz als Bezugsperson für sich hat<br />

Eine Arbeit, die Geduld braucht<br />

Hier wird ein weiteres Problem deutlich, mit dem viele Klienten der AEH Moosach zu tun<br />

haben: psychische Störungen Besagte Mutter ist nach einem längeren Kontakt zu Anne Löhrmann<br />

nun dazu bereit, eine Therapie zu beginnen Und sie besucht seit kurzem eine Gruppe,<br />

um sich aus ihrer Isolation zu lösen Sie spricht davon, sich einen Job zu suchen, um finanziell<br />

unabhängiger zu sein Eigentlich ist es eine gute Entwicklung, aber dazwischen erleidet sie<br />

immer wieder Rückfälle, wie die Abmeldung des Kindes von der Schule zeigt „Darum müssen<br />

wir uns heute kümmern“, betont Anne Löhrmann „Die Kleine muss ja in die Schule “<br />

Insgesamt braucht die Arbeit für die Ambulanten Erziehungshilfen nach Einschätzung der<br />

Sozialpädagogin viel Geduld Sie selbst ist seit eineinhalb Jahren an der Dienststelle und<br />

schätzt die abwechslungsreiche Tätigkeit<br />

Die Ambulanten Erziehungshilfen Moosach sind in einem Haus in der Gubestraße untergebracht,<br />

das der Arbeiterwohlfahrt (AWO) gehört Es liegt inmitten eines Gebiets mit so<br />

genannten Belegwohnungen, in die Menschen vom Wohnungsamt vermittelt werden, die<br />

auf dem freien Markt keine Bleibe finden würden Das Haus wirkt einladend und beherbergt<br />

neben der AEH auch ein Alten- und Servicezentrum, einen gerontopsychiatrischen Dienst,<br />

eine Kindertagesstätte, eine sozialpädagogisch<br />

betreute Gruppe sowie den Ambulanten<br />

Pflegedienst der AWO selbst Die Häuser<br />

rundum scheinen unauffällig, aber AEH-<br />

Leiter Sixtus Kirchhof weiß, dass in vielen<br />

Wohnungen Leid und Misshandlungen<br />

vorkommen<br />

Er selbst hat gerade die Begleitung einer<br />

uigurischen Familie beendet „Leider nicht<br />

befriedigend“, wie er betont Die Frau sei von<br />

ihrem Mann fortlaufend schwer misshandelt<br />

worden Nach zwischenzeitlichen Aufenthalten<br />

in der Klinik oder im Frauenhaus<br />

sei sie immer wieder zu ihm zurückgekehrt<br />

und habe betont, das sei eben Teil ihrer<br />

Kultur „Aber es ist natürlich keine uigurische<br />

kulturelle Eigenschaft, dass Frauen geschlagen<br />

werden Das passiert auch in deutschen<br />

Familien “ Und jeder Fall sei einer zu viel,<br />

betont Sixtus Kirchhof<br />

Das Team von Sozialpädagoginnen und<br />

Sozialpädagogen der AEH kennt die ganze<br />

Bandbreite menschlicher Probleme wie<br />

Arbeitslosigkeit, Armut, Süchte, sexueller<br />

Missbrauch, psychische Störungen und<br />

schwere Traumata, zum Beispiel in Folge von<br />

Kriegserlebnissen Oft können die Mitarbeiter<br />

der AEH helfen, indem sie Menschen<br />

dazu ermutigen, ihre Chancen zu erkennen<br />

und zu nutzen Erfolge gibt es immer wieder<br />

Etwa dann, wenn ein Kind, das zunächst<br />

in der Schule zu scheitern drohte, seinen<br />

Abschluss schafft Oder wenn eine Frau mit<br />

psychischen Problemen sich einer Sportgruppe<br />

anschließt und dabei die Erfahrung<br />

macht, dass sie durchaus leistungsfähig ist<br />

Oder wenn ein Langzeitarbeitsloser wieder<br />

einen Job findet Aber die Mitarbeiter brauchen<br />

auch eine gewisse Frustrationstoleranz<br />

Manchmal betreuen sie die Familien engagiert<br />

über zwei Jahre hinweg und es bewegt<br />

sich scheinbar nichts Und doch arbeiten alle<br />

gerne für die AEH<br />

Fortsetzung auf Seite 8<br />

Seite 7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!