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Zur Tätigkeit Joseph Stolls in der NS-Zeit - Bensheim

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und damit zum Aufbau <strong>Bensheim</strong>s wie ganz Deutschlands beizutragen. 164 Letztlich ist die<br />

Kongruenz von <strong>Stolls</strong> vor 1933 entwickeltem Gesellschaftsideal (vgl. Kap. II.2.b) mit se<strong>in</strong>en<br />

Äußerungen während <strong>der</strong> <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong> frappierend.<br />

Stoll paßte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folgezeit, vor allem ab 1934, nachdem er Propagandaleiter geworden<br />

war, dem <strong>NS</strong>-System auch sprachlich an. Von April 1933, nach se<strong>in</strong>em Parteie<strong>in</strong>tritt, schloß<br />

er, bis <strong>in</strong> die Jahre 1937/38 h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> (vgl. Kap. III.3.d), jede Veranstaltung unter se<strong>in</strong>er Ägide<br />

mit Treuebekundungen wie „Sieg-Heil“, seien es Sitzung des Verkehrsvere<strong>in</strong>s o<strong>der</strong> Veranstaltungen<br />

von Oald Bensem. 165 Er ver<strong>in</strong>nerlichte nun auch die Bezeichnung „Führer“. 166 Insgesamt,<br />

so zeigt die quantitative Analyse <strong>der</strong> BA-Berichterstattung, trat Stoll mit expliziten<br />

Stellungnahmen zum Nationalsozialismus und zu dessen Zielen im gleichen Maße wie mit<br />

e<strong>in</strong>fachen Bekundungen (Hitlergruß usw.) hervor. Immerh<strong>in</strong> enthielten über 18% aller Beiträge<br />

o<strong>der</strong> Wortäußerungen <strong>Stolls</strong> positive Bezüge zum Nationalsozialismus (Tab. 5). Wie<strong>der</strong>um<br />

stellte Stoll, analog zu se<strong>in</strong>er Fremdwahrnehmung (vgl. oben Tab. 1), Bezüge zum Nationalsozialismus<br />

überwiegend <strong>in</strong> Nicht-Parteifunktionen her: an erster Stelle, wenn er im Gewerbe<br />

und Fremdenverkehr an die Öffentlichkeit trat (50%), jedoch mit 37% auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> – vor<strong>der</strong>gründig<br />

unpolitischen – Funktion als Künstler und Heimatpfleger (Tab. 6).<br />

Tab. 5: Positive Stellungnahmen <strong>Stolls</strong><br />

zum Nationalsozialismus 167 (1933–44)<br />

28<br />

Tab. 6: Positive Stellungnahmen <strong>Stolls</strong><br />

zum Nationalsozialismus nach Funktionen<br />

(1933–44)<br />

<strong>in</strong> % <strong>in</strong> %<br />

Stellungnahmen 9,2 Gewerbe und Fremdenverkehr 50,0<br />

Bekundungen 9,2 Gesamt Künstler/Heimatforscher 37,0<br />

= 18,4% Staat, Stadtverwaltung 6,5<br />

Ke<strong>in</strong>e Stellungnahme 81,5 Parteifunktionär 6,5<br />

100,0 100,0<br />

n = 249 n = 46<br />

Basis Tab. 5: 249 Artikel aus <strong>der</strong> <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong>. – Tab. 6: 46 positive Stellungnahmen zum Nationalsozialismus von 249<br />

Artikeln aus <strong>der</strong> <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong>.<br />

E<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Indikator für <strong>Stolls</strong> Anpassungsgrad an das System ist das Ausmaß von Eigenbeiträgen,<br />

die Stoll für die BA-Berichterstattung lieferte. Hier fällt auf, daß <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Eigenbeiträge, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weimarer <strong>Zeit</strong> be<strong>in</strong>ahe 40% aller Artikel von o<strong>der</strong> über Stoll ausmachte,<br />

sich <strong>in</strong> den Jahren 1933 bis 1936 fast um die Hälfte verm<strong>in</strong><strong>der</strong>te (23,5%) und <strong>in</strong> den<br />

Folgejahren weiter sank (Tab. 7).<br />

164 BA v. 1.6.1935, S. 11 („Opferwilligkeit“); vgl. auch BA v. 13.4.1935, S. 3. In e<strong>in</strong>er weiteren Rede dankte Stoll<br />

allen, die ihren „wahren Volkss<strong>in</strong>n bekundeten, Opfer zu br<strong>in</strong>gen, wenn es <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit gilt.“<br />

BA v. 2.9.1935, S. 4. Vgl. für verschiedene Bezugnahmen auf den Dienst an <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit BA v. 13.4.1935,<br />

S. 3; 26.6.1936, S. 5; 21.9.1936, S. 3.<br />

165 Vgl. zu <strong>Stolls</strong> Aufrufen und Schlußformeln eigener Reden mit dem Hitlergruß BA v. 25.4.1933, S. 4; 14.11.1933,<br />

S. 4; 22.10.1934, S. 4; 11.12.1934, S. 4; 6.5.1935, S. 4; 1.6.1935, S. 4 u. S. 11; 5.9.1935, S. 4; 5.11.1935, S. 4;<br />

22.3.1937, S. 4.<br />

166 Bisweilen werden <strong>Stolls</strong> Treuebekundungen auch übersteigert als „dreifache[s] ,Sieg Heil‘ auf den Führer“<br />

(BA v. 10.4.1934, S. 4) o<strong>der</strong> auf den „großen Führer Adolf Hitler“ (BA v. 2.1.1934, S. 4).<br />

167 Codiert wurden Eigen- und Fremdbeiträge aus <strong>der</strong> <strong>NS</strong>-<strong>Zeit</strong> mit expliziten positiven Stellungnahmen <strong>Stolls</strong> zum<br />

Nationalsozialismus, sofern Handlungen/Äußerungen direkt Stoll zugeordnet werden konnten. Alle nicht Stoll zuzuordnenden<br />

positiven Stellungnahmen zum Nationalsozialismus wurden als „Ke<strong>in</strong>e Stellungnahme“ codiert. Kategorien:<br />

(1) Stellungnahmen: Alle Ausführungen <strong>Stolls</strong>, die die <strong>NS</strong>-Ideologie, <strong>NS</strong>-Ziele, <strong>NS</strong>-Führerschaft o<strong>der</strong><br />

<strong>NS</strong>-Programmatik erläutern, auch wenn diese abschließende Bekundungen wie „Sieg-Heil“ o.ä. umfassen; (2) Bekundungen:<br />

Re<strong>in</strong>e Bekundungen wie „Sieg-Heil“, Abs<strong>in</strong>gen des Horst-Wessel-Liedes, Anbr<strong>in</strong>gen von Führerbil<strong>der</strong>n,<br />

Tragen von Parteiuniformen o.ä., sofern ke<strong>in</strong>e ausgeprägten Stellungnahmen (1) vorliegen.

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