Holz-Pellets - Das Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken
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34 auF dem PFerde-seminar<br />
auF dem PFerde-seminar 35<br />
wie so mancher zipfeL-maa Von einem gauL was Lernen Kaa<br />
Von Roland Strehl<br />
„Der frühe Vogel frisst den Wurm“, lautet ein Sprichwort, das auch<br />
auf einen großen Teil des <strong>Hohe</strong>n Kollegiums <strong>zu</strong>trifft. Denn elf Gerichtsnarren<br />
machten sich an einem regnerischen Juli-Samstag in<br />
aller Herrgottsfrühe auf ins schöne Berchtesgadener Land, um ein<br />
ganz besonderes Wochenende mit viel Spaß, aber mindestens genau<br />
so viel Tiefgang und Selbsterfahrung <strong>zu</strong> erleben. Den Schelmen,<br />
die jetzt an „tief ins Glas gucken“ und die spätestens am nächsten<br />
Morgen darauf einsetzende „Selbsterfahrung“ denken, sei gesagt:<br />
Ihr habt nur <strong>zu</strong>m Teil Recht. „Denn, lieber Leser, sieh es ein: es ist<br />
nicht leicht, Gerichtsnarr <strong>zu</strong> sein…“ – <strong>zu</strong>mindest, wenn man einen<br />
Kollegen hat, der Michael Nadig heißt und im richtigen Leben Berater<br />
und Coach für Führungskräfte ist. Schon im Jahre 2008 hatte<br />
er dem Kollegium den närrischen Floh ins Ohr gesetzt, die hochgrobgünstige<br />
(Führungspersönlichkeit(en) in ganz besonderer Art<br />
miteinander <strong>zu</strong> erleben – nämlich mit Pferden.<br />
Nein, das Kollegium wird am nächsten Schmotzige Dunschtig nicht<br />
den Weingartener Blutritt durch die Stockacher Straßen umleiten.<br />
Es ging darum, das eigentlich ernste Thema „Führungspersönlichkeit<br />
– unter besonderer Berücksichtigung der Stockemer Fasnet“ <strong>zu</strong><br />
erleben und <strong>zu</strong> verstehen. Die abwechslungsreiche Gestaltung und<br />
der Schalk der Stockacher Narren sorgten dafür, dass die gezielten,<br />
psychologisch fundierten Trainingseinheiten allen Zwei- und Vierbeinern<br />
viel Spaß machten.<br />
„Hä“ – werden jetzt wieder einige geneigte Leser dieser Premiumpostille<br />
sagen: „Etzt sind die it uff de Hund, aber uff de Gaul<br />
g’kumme?“. Dies wird mit einem klaren „Ja“ beantwortet.<br />
<strong>Das</strong> Pferd kommt bestimmt drüber<br />
Die Gerichtskollegen fanden sich an besagtem Juli-Samstag morgens<br />
auf einem Reiterhof ein, um mit Hilfe zweier niedlicher Vierbeiner<br />
(Stockmaß ca. 1,75m, Gewicht ca. 500 kg) Ideen <strong>zu</strong> bekommen,<br />
worauf es beim Führen und Kommunizieren ankommt – im Alltag,<br />
<strong>zu</strong> Hause oder auch im Vereinsleben. „Was hat es denn eigentlich<br />
mit Pferden im Führungstraining auf sich?“ lautete natürlich die<br />
erste Frage an Nadig und seine langjährige Trainerkollegin, Beate<br />
Schwarz, die ihre Pferde kostenlos <strong>zu</strong>r Verfügung stellte.<br />
Pferde sind seit Jahrtausenden Kulturpartner des Menschen. Sie sind<br />
vom Sozialverhalten ähnlich strukturiert und reagieren sehr fein auf<br />
Körpersprache und die sich darin ausdrückende Klarheit, Entschlossenheit<br />
und Durchset<strong>zu</strong>ngskraft. Seit Jahrtausenden dienten Pferde<br />
als Trainingspartner für den Führungsnachwuchs – vor allem in militärischer<br />
Hinsicht; und das Beherrschen dieser prächtigen Tiere<br />
war Symbol für Führungsstärke und Autorität, wie so manches Reiterstandbild<br />
noch zeigt.<br />
Doch <strong>zu</strong>nächst wurden die Augen plötzlich ganz groß, als die<br />
„Herren“, einer nach dem anderen, aufgefordert wurden, allein in<br />
den nur 180 qm großen Corral <strong>zu</strong> gehen und sich die Aufmerksamkeit<br />
des Zossen <strong>zu</strong> holen. Beim einen ließ sich „der Braune“ nicht<br />
groß stören und fiel fast ins Koma, beim anderen drehte er sich um<br />
und ließ erst mal in aller Ruhe Wasser. Wie <strong>zu</strong> erwarten war dies<br />
natürlich ganz anders, als der Narrenrichter, Wolfgang Reuther, den<br />
Pferdebereich betrat. <strong>Das</strong>s das Bayrische Warmblut, Tamino, nicht<br />
noch „ins Achtung ging“ und salutierte, war wohl nur dem Umstand<br />
<strong>zu</strong> verdanken, dass er sich nicht vor seinem Pferde-Kollegen<br />
„Pepper“, dem zweiten Trainingspartner auf vier Beinen, blamieren<br />
wollte. So tastete sich das Kollegium unter der fachkundigen Begleitung<br />
der beiden „Pferdeflüsterer“, Beate Schwarz und Michael<br />
Nadig Schritt für Schritt an die Bodenarbeit mit Pferden heran.<br />
Beim Führen am Seil lernte man, wie man 500 Kilo in Bewegung<br />
setzen, antraben lassen und dann auch wieder punktgenau <strong>zu</strong>m Stehen<br />
bringen kann; und die Erkenntnis war, wie viel Aufmerksamkeit,<br />
Deutlichkeit und entsprechende Durchset<strong>zu</strong>ngskraft es bei jedem<br />
einzelnen braucht, um als „Führungskraft des Vierbeiners“ sein<br />
Ziel <strong>zu</strong> erreichen. Doch neben Power und der Fähigkeit, Druck <strong>zu</strong><br />
machen, verlangt die Arbeit mit Pferden genauso das richtige Maß<br />
an Empathie, um Vertrauen aufbauen <strong>zu</strong> können. Auch wenn der<br />
Pritschenmeister <strong>zu</strong>nächst in diesen Situationen gerne seine Pritsche<br />
<strong>zu</strong>r Hand gehabt hätte, musste er sich, wie alle anderen, mit dem<br />
klassischen „Western-Rope“, dem Seil begnügen – und siehe da: es<br />
klappte hervorragend. Gerüchte besagen, dass er so gut mit dem Seil<br />
<strong>zu</strong>rechtkam, dass er in Zukunft heimlich bei den Aktiven Laufnarren<br />
„mitjucken“ könnte ohne erkannt <strong>zu</strong> werden…<br />
Die Krönung der Übungen sollte dann für alle das Zirkeln ohne Seil<br />
sein, bei dem das Pferd nur mit Kommandos und Signalen gesteuert um<br />
den in der Mitte des Corrals stehenden Gerichtsnarren kreisen sollte.<br />
„Wau“! – Oder besser „Wieher“!<br />
„Zeig’ erscht ämol, ob Du des selber kaasch!“, bäffzkete es aus der<br />
Kollegiumsmannschaft in Richtung Michael Nadig.<br />
Gesagt – Getan: und der zeigte, dass es tatsächlich funktioniert, ein<br />
Pferd ohne Longe frei um sich <strong>zu</strong> zirkeln, <strong>zu</strong> wenden, an<strong>zu</strong>halten und<br />
wieder an<strong>zu</strong>traben – wie von Geisterhand. <strong>Das</strong> war schon eine Herausforderung.<br />
Aber schnurstracks kletterte Alt-Polier Michael Kempter<br />
entschlossen in die Arena und versuchte sein Glück – zwar mit anfänglichen<br />
Mühen, aber dann doch mit Erfolg. Denn die Pferde waren ja<br />
nicht wie im Zirkus dressiert, hatten ihren eigenen Kopf und versuchten<br />
natürlich, wo es der „grobgünstige Führer“ <strong>zu</strong>ließ, ihr eigenes Ding <strong>zu</strong><br />
machen. Doch da hatten die beiden Zossen die Rechnung ohne die Gerichtskollegen<br />
gemacht. Denn sie hatten ja inzwischen jegliche Scheu<br />
und übermäßigen Moris abgelegt und bewegten sich fast wie Robert<br />
Redford geschmeidig und flink. Sowohl „Tamino“, als auch „Pepper“<br />
hatten keine Wahl und trabten und galoppierten freudig im Kreis.<br />
Zu guter Letzt kam es, wie es kommen musste…<br />
Alle wollten natürlich auch mal auf dem Pferd sitzen; und so startete<br />
das „EHP“ – das „Erste Hochgrobgünstige Ponyreiten“ in der<br />
Geschichte des <strong>Hohe</strong>n Kollegiums. <strong>Das</strong> machte viel Spaß und die<br />
meisten machten eine richtig gute Figur. Erste Überlegungen, die<br />
Um<strong>zu</strong>gsreiterstandarte durch ein berittenes Kollegium <strong>zu</strong> ersetzen,<br />
wurden dann aber doch wieder verworfen.<br />
Natürlich nahm man sich anschließend bei deftigem Essen, gutem bayerischem<br />
Bier und den Strehl’schen Destillaten Zeit für eine intensive<br />
Reflexion der eindrücklichen Erlebnisse des „Pferdeflüsterns“.<br />
Und allen Stockachern – egal ob närrisch oder nicht – sei gesagt:<br />
Wundert euch nicht, wenn ihr beim nächsten Fasnetsum<strong>zu</strong>g einen<br />
Gerichtsnarren „flüstern“ seht und es anschließend aus den Reihen<br />
der Um<strong>zu</strong>gsteilnehmerInnen wiehert und schnaubt, die Laufnarren<br />
antraben und die Zimmerer über die Hänsele hinweg galoppieren.<br />
S’ Äffle und s’ Pferdle