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Holz-Pellets - Das Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken

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8 rückblick die Fasnet 2009 9<br />

d’stocKemer<br />

Vom Archivar Thomas Warndorf<br />

die Fasnacht in Stockach begann <strong>zu</strong>r allseitigen Überraschung<br />

in ihrem 658 Stockacher Jahr mit der Dreikönigssit<strong>zu</strong>ng in<br />

der Linde. Als Beklagter wurde der baden-württembergische<br />

Finanzminister Willi Stächele für die Gerichtsverhandlung nach<br />

Stockach zitiert.<br />

Angesichts des 75jährigen Jubiläums der Alt-Stockacherinnen<br />

und der Hänsele, das am 13. Februar mit einer glanzvollen Veranstaltung<br />

in der Jahnhalle zelebriert wurde, hatte die Fasnacht<br />

schon früh ihren ersten Höhepunkt <strong>zu</strong> verzeichnen. Unter dem<br />

Motto „Närrische Geburtstagsparty“ folgte einen Abend später an<br />

gleicher Stelle der schönste Hänseleball aller Zeiten, jedenfalls bis<br />

<strong>zu</strong>m nächsten Ball im Jahre 659 n.H.K.<br />

So zwischendurch gab es für eine Delegation des Kollegiums<br />

einen Antrittsbesuch beim Beklagten Willi Stächele im Stuttgarter<br />

Finanzministerium. Mit seiner Einladung hatte der Minister den<br />

Kollegen sicher einen angenehmen Tag geboten, seine juristische<br />

Lage aber höchstens verschlechtert. <strong>Das</strong> <strong>Narrengericht</strong> lässt sich<br />

gerne verwöhnen, aber nicht bestächelen.<br />

Mit einer größeren Abordnung folgte eine weitere Fahrt in die<br />

Landeshauptstadt, dieses Mal in Sachen Eigenwerbung <strong>zu</strong>r großen<br />

Tourismusmesse CMT. Dort, auf der Bühne von S4, präsentierte<br />

sich die Stockacher Gruppe mit dem traditionellen Laufnarrenschlag.<br />

<strong>Das</strong> Ganze in höchst netter Begleitung durch die Stockacher<br />

Line-Dance-Truppe „Kentucky Outlaws“.<br />

Die jährlichen Ordensverleihungen sind eigentlich Teil des<br />

Programms beim Fasneteröffnen im Januar. Angesichts von<br />

Laufnarren, die wenigstens 60 Jahre an der Stockacher Fasnacht<br />

teilhaben, wurde 2009 aber <strong>zu</strong> einem <strong>zu</strong>sätzlichen Termin am<br />

20. Februar in die Fortuna eingeladen. Die hohe Zahl von <strong>zu</strong><br />

Ehrenden, die an diesem Abend dabei waren, lässt künftige<br />

Ordensverleihungen für eine 100jährige Zugehörigkeit durchaus<br />

wahrscheinlich erscheinen.<br />

Für den Ablauf des Schmotzige Dunschtig hatte sich der „Ausschuss<br />

Straßenfasnacht“ wieder höchst verdienstvolle Gedanken<br />

gemacht. Der mittelalterliche Narrenmarkt, der historische Kriegsrat,<br />

die öffentliche Vorstellung des Beklagten oder die Übernahme<br />

der Niederen Gerichtsbarkeit, das sind alles Pluspunkte im breiten<br />

Angebot der Stockacher Straßenfasnacht am Heiligen Tag. Es<br />

braucht halt nur Zeit und Geduld, solche Angebote bei ausreisewilligen<br />

Skifahrern im Gehirn ein<strong>zu</strong>brennen.<br />

Der Beklagte im Gespräch über die steuerliche Befreiung der Stockacher Fasnacht<br />

Die Verhandlung gegen Willi Stächele in gewohnt ausverkaufter<br />

Halle einschließlich gewohnter Fernsehaufzeichnung lief in gewohnt<br />

ungünstiger Form für den Beklagten ab. Der Finanzminister<br />

hatte das Land für einen Tag <strong>zu</strong>m finanzrechtsfreien Raum erklärt.<br />

Fast alle Vorstände und Leiter der baden-württembergischen Finanzämter<br />

hatte Stächele <strong>zu</strong> seiner Unterstüt<strong>zu</strong>ng in die Jahnhalle<br />

mitgebracht. Dies übrigens mit einem Nachspiel in der Landespresse.<br />

Immer auf wichtige Neuigkeiten bedachte Journalisten<br />

hatten im Lauf des Sommers tatsächlich herausgefunden, dass die<br />

Finanzamtsleiter ihre Fahrt nach Stockach dienstlich abrechnen<br />

durften. Und so geisterte dieses Nachspiel der Stockacher Fasnacht<br />

Do hond sen am Wickel 60 Jahre Zugehörigkeit <strong>zu</strong>r Stockacher Fasnacht: Laufnarren altern nicht<br />

noch im September 2009 durch das Land. Den Beklagten kratzte<br />

das wenig. Wenn schon seine Gattin ihm vor Gericht nicht helfen<br />

konnte oder wollte, so war er sich doch des Zuspruchs seiner Finanzamtsvorsteher<br />

sicher und bürgernäher als mit Gesang von der<br />

Bühne in der Jahnhalle konnte er seine Mitarbeiter nun wirklich<br />

nicht präsentieren.<br />

Seine guten Beziehungen <strong>zu</strong>r Schweiz vertiefte das Stockacher<br />

<strong>Narrengericht</strong> ein weiteres Mal. Aus Sattel und Oberägeri war eine<br />

Delegation nach Stockach gekommen um beim Narrenbaumsetzen<br />

und bei der anschließenden Gerichtsverhandlung <strong>zu</strong> erleben,<br />

Der Narrenrichter und der Ordensmeister studieren einen wahrscheinlich selbst<br />

entworfenen Orden<br />

fasnet 09<br />

dass die alemannische Fasnacht nicht viel<br />

weniger basisdemokratische Traditionen<br />

auf<strong>zu</strong>weisen hat als die Schweizer Eidgenossenschaft.<br />

Drei Eimer Wein wurden dem Beklagten<br />

aufgebrummt. Und mag Willi Stächele<br />

sonst so vergesslich sein wie sonst nur<br />

wenige Politiker(innen), so hielt er sich in<br />

diesem Fall umgehend an sein Versprechen.<br />

Im September hatten das Kollegium und die<br />

Gliederungen einen höchst vergnüglichen<br />

Abend in Oberkirch, denn dorthin hatte der<br />

Beklagte <strong>zu</strong>r Weinübergabe eingeladen.<br />

Der „Bürgerball“ am Samstag in der Adler-<br />

Post verfügt nach wie vor über Potential.<br />

Erstmals wieder unter einem Motto geführt,<br />

wurde <strong>zu</strong>m „Zigeunerball“ geladen. Dieses<br />

Motto soll beibehalten werden. Nicht weil der<br />

Wiedererkennungscharakter hoch an<strong>zu</strong>setzen<br />

wäre, sondern weil man den Stockacher als<br />

solchen nicht ununterbrochen jährlich neuen<br />

Traditionen ausliefern möchte.<br />

Die Anreise <strong>zu</strong> den Narrentreffen in Mengen<br />

und in Kißlegg erfolgte wie üblich mit dem<br />

Bus. Ob und wie viele Stockacher Narren<br />

dagegen das Narrentreffen in Seelfingen<br />

am 15. Februar tatsächlich von Stockach<br />

aus <strong>zu</strong> Fuß angesteuert hatten, bleibt für<br />

immer ein Geheimnis. Die einen können<br />

sich einfach an nichts mehr erinnern und<br />

die anderen können sich noch erinnern,<br />

aber nur für den Hinweg und den auch nur bis Mahlspüren. Hauptsächliche<br />

Erkenntnis bleibt, dass keinerlei Vermisstenanzeigen<br />

von diesem Treffen übrig geblieben sind.<br />

Insofern ist schon mal sicher, dass die kommende Narrenzeit ab<br />

dem 6. Januar 2010 mit gleicher Personalstärke angepackt wird.<br />

<strong>Das</strong> lässt auf eine schöne Fasnacht 2010 hoffen.<br />

Die Eidgenossen aus Sattel und Öberägeri in ganz vorzüglicher Schlachtordnung auf dem<br />

Gustav-Hammer-Platz

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