Broschüre Mensch und Natur - Techniker Krankenkasse
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<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Natürlich ges<strong>und</strong> leben –<br />
<strong>Natur</strong>heilverfahren helfen dabei
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Natürlich ges<strong>und</strong> leben –<br />
<strong>Natur</strong>heilverfahren helfen dabei<br />
2 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Vorwort<br />
Die Errungenschaften der modernen Medizin<br />
haben die Prognose von akuten lebensbedrohlichen<br />
Erkrankungen sowie von Infektionskrankheiten<br />
entschieden verbessert.<br />
Entsprechend hat sich die Lebenserwartung<br />
in den letzten 50 Jahren deutlich erhöht.<br />
Die Probleme der heutigen Zeit sind in erster<br />
Linie die Therapie von chronischen Erkrankungen<br />
sowie von solchen, die durch Stress entstehen.<br />
Beide haben zu einer großen Belastung für das<br />
Ges<strong>und</strong>heitssystem geführt. Bis zu 75 Prozent<br />
aller Ausgaben für stationäre Behandlung im<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen entfallen auf die Therapie<br />
von chronisch kranken <strong>Mensch</strong>en. 60 bis<br />
90 Prozent gehen auf Kosten der ambulanten<br />
Behandlung von Patienten mit stressassoziierten<br />
Beschwerden.<br />
In diesem Spannungsfeld hat sich die Integrative<br />
Medizin in hohem Maße bewährt. Sie<br />
kombiniert die erprobte konventionelle<br />
Schulmedizin mit wissenschaftlich überprüften<br />
Elementen der <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />
ergänzt diese wiederum mit Verfahren der<br />
sogenannten Mind-Body-Medizin. Letztere<br />
regt die Selbstregulation des Körpers an <strong>und</strong><br />
unterstützt die Eigeninitiative des Patienten.<br />
Die Integrative Medizin sieht nicht nur die<br />
einzelnen Organe, sondern betrachtet den<br />
<strong>Mensch</strong>en als individuelles Ganzes. Sie legt<br />
den Schwerpunkt nicht auf die krank machenden<br />
Prozesse, sondern auf die Ressourcen<br />
der Selbstheilung. Dabei geht es jedoch nicht<br />
darum, „alternativ“ vorzugehen. Das Ziel ist<br />
vielmehr die optimale Verbindung zweier<br />
unterschiedlicher Strategien. Die Schulmedi-<br />
zin bekämpft erfolgreich Symptome <strong>und</strong><br />
deren Ursachen <strong>und</strong> ist besonders wichtig<br />
bei akuten Geschehnissen. Die naturheilk<strong>und</strong>lichen<br />
Verfahren setzen dagegen an den<br />
Selbstregulationsmechanismen des Körpers<br />
an. Sie wirken daher manchmal nicht sofort<br />
<strong>und</strong> erfordern Geduld <strong>und</strong> Disziplin.<br />
Und die Nachfrage bestätigt den Erfolg:<br />
Egal, wie gut oder schlecht es Patienten<br />
geht, etwa die Hälfte von ihnen möchte am<br />
liebsten mit Schulmedizin <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e<br />
behandelt werden. Weniger Nebenwirkungen<br />
<strong>und</strong> eine ganzheitliche Sichtweise sieht jeder<br />
zweite Deutsche als Vorteile der <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e.<br />
Und 80 Prozent sind davon überzeugt,<br />
dass sie kein Gegensatz zur Schulmedizin<br />
ist, sondern eine Ergänzung.<br />
Diese <strong>Broschüre</strong> geht systematisch <strong>und</strong><br />
strukturiert auf die Schwerpunkte naturheilk<strong>und</strong>licher<br />
Therapien ein. Sie soll Ihnen<br />
helfen, ges<strong>und</strong> zu bleiben oder wieder<br />
ges<strong>und</strong> zu werden.<br />
Mit den besten Wünschen für<br />
Ihre Ges<strong>und</strong>heit<br />
Prof. Dr. med. Gustav Dobos<br />
Direktor der Klinik für <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> Integrative Medizin an den Kliniken<br />
Essen-Mitte<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> – Herausgeber: <strong>Techniker</strong> <strong>Krankenkasse</strong>, Hauptverwaltung: 22291 Hamburg. Internet: www.tk.de.<br />
Bereich Markt <strong>und</strong> Marketing; Fachbereich Werbung, Internet <strong>und</strong> Redaktion: Roderich Vollmer-Rupprecht (verantwortlich).<br />
Text: Dr. med. Stefanie Schmid-Altringer. Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. med. Gustav Dobos, Dr. med. Felix Joyonto Saha.<br />
Redaktion: Maria Schwormstedt. Gestaltung: Christina Bartheidel. Produktion: Nicole Klüver. Bilder: Corbis, GettyImages, Masterfile.<br />
Lithografie: Hirte Medienservice. Druck: Industrie + Werbedruck Hermann Beyer GmbH & Co. KG, Herford.<br />
© <strong>Techniker</strong> <strong>Krankenkasse</strong>. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung.<br />
1. Auflage 2012<br />
Um der besseren Lesbarkeit willen haben wir im Text auf die Unterscheidung in eine männliche <strong>und</strong> eine weibliche Form verzichtet.<br />
Selbstverständlich sind hier Frauen <strong>und</strong> Männer gleichermaßen angesprochen.
Inhalt<br />
Wie natürliche Kräfte wirken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Die innere Uhr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
Medizin mit Taktgefühl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Ges<strong>und</strong> bei Wind <strong>und</strong> Wetter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
Die richtige Ernährung hilft heilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Zwischen Chance <strong>und</strong> Versuchung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13<br />
Sich ges<strong>und</strong> essen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15<br />
Wenn das Essen krank macht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
Natürlich ges<strong>und</strong> werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Heilen hat Tradition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
Den richtigen Weg finden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Nadeln, die heilen … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Die Akupunktur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Die Neuraltherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
Pflanzen, die heilen … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
Die Phytotherapie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
Die Homöopathie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
Hände, die heilen … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
Die Massage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
Die Manuelle Medizin/Chirotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
<strong>Natur</strong>, die heilt … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
Die Hydrotherapie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
Die Wärmetherapie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
Selbstheilungskräfte aktivieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />
Was sind Selbstheilungskräfte? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
Aktiv werden – natürlich heilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
Wissenswertes – FAQs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
Ärzte, Heilpraktiker & Co – wer darf was? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />
Kleine Arzneimittelk<strong>und</strong>e – was sind ...? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
Kassenleistung oder aus eigener Tasche? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
Literatur <strong>und</strong> Adressen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />
Die Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 3
ie natürliche Kräfte<br />
wirken<br />
W Eine neue Forschungsrichtung, die Chronobiologie, hat in wissenschaftlichen<br />
Studien gezeigt, wie stark der Einfluss von außen auf unseren inneren<br />
Rhythmus wirkt.<br />
4 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>
Wer seine Ges<strong>und</strong>heit aktiv stärken <strong>und</strong> erhalten<br />
will, sollte den eigenen Körper gut kennen:<br />
Bin ich ein Morgenmensch oder arbeite ich<br />
leichter abends? Wie reagiere ich auf verschiedene<br />
Wetterlagen <strong>und</strong> was tut mir allgemein<br />
gut? Die <strong>Natur</strong> steuert <strong>und</strong> beeinflusst unser<br />
Wohlbefinden mehr, als es vielen <strong>Mensch</strong>en<br />
bewusst ist. Das Sonnenlicht zum Beispiel<br />
steuert viele entscheidende Prozesse im Körper<br />
– in einem natürlichen Takt, der sich den<br />
Tages- <strong>und</strong> Jahreszeiten anpasst. Gleiches gilt<br />
für das Wetter: Es fordert unseren Organismus<br />
immer wieder dazu heraus, sich flexibel<br />
an zum Beispiel Hitze, Kälte oder drückende<br />
Luft anzupassen. Je genauer wir den eigenen<br />
Körper kennen <strong>und</strong> wissen, wie er reagiert,<br />
desto besser können wir diese Bedürfnisse<br />
von innen mit den Herausforderungen von<br />
außen in Einklang bringen.<br />
Die innere Uhr<br />
Schon bevor wir am Morgen erwachen, hat<br />
unser Körper den Tag bereits begonnen: Ungefähr<br />
zwei St<strong>und</strong>en vor dem Aufwachen wird<br />
der Stoffwechsel angekurbelt, die Körpertemperatur<br />
steigt <strong>und</strong> die Hormone schalten auf<br />
Tagesbeginn. Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist<br />
aktiv <strong>und</strong> steuert alle körperlichen Prozesse,<br />
die uns morgens aufwecken oder abends<br />
müde machen. Ähnlich unbemerkt verändert<br />
der Körper im Laufe des Tages eine Vielzahl<br />
sehr unterschiedlicher Faktoren – etwa, wie<br />
oft das Herz schlägt oder wann wir uns gut<br />
oder schlecht konzentrieren können. Doch<br />
wer gibt den Takt an?<br />
Die Antwort klingt zunächst einfach: unsere<br />
innere Uhr. In jeder einzelnen Zelle arbeitet<br />
eine solche innere Uhr, die Hormone, Enzyme<br />
<strong>und</strong> andere Botenstoffe rhythmisch an- oder<br />
abschaltet. Die meiste Magensäure wird zum<br />
Beispiel abends ausgeschüttet, dann kann<br />
auch fettreiches Essen optimal verarbeitet<br />
werden. Dieser innere Taktgeber beeinflusst<br />
nicht nur die Organe, sondern sogar unsere<br />
Gene. Bis zu 15 Prozent der Gene, die unsere<br />
Erbinformationen speichern, sind nicht dauerhaft,<br />
sondern nur st<strong>und</strong>enweise aktiv. Diese<br />
„Uhrgene“ verursachen, dass biochemische<br />
Prozesse im Körper ausgelöst oder gestoppt<br />
werden – jedes Organ arbeitet hierbei in seinem<br />
eigenen Rhythmus. Und die innere Uhr<br />
tickt von Anfang an: Schon bei ungeborenen<br />
Babys können Forscher erste rhythmische<br />
Abläufe nachweisen. Nach der Geburt muss<br />
allerdings der Tag-Nacht-Rhythmus erst noch<br />
ausreifen, was die oft müden Eltern deutlich<br />
zu spüren bekommen.<br />
Der Körper passt sich an<br />
Im Körper gibt es viele unterschiedliche<br />
Rhythmen, die sich den natürlichen Kräf<br />
ten von außen immer wieder neu anpas<br />
sen. Wie in einem Konzert arbeiten die ver<br />
schiedenen biologischen Regelkreise so<br />
zusammen, dass sie flexibel reagieren kön<br />
nen. Das ist eine gute Überlebensstrategie.<br />
Am deutlichsten nehmen wir den „Tag-<br />
Nacht-Rhythmus“ beziehungsweise<br />
„Schlaf-Wach-Rhythmus“ wahr, in<br />
der Fachsprache die zirkadiane<br />
Rhythmik genannt. Etwas weniger<br />
bewusst erleben wir, was<br />
sich ebenfalls im Takt der inneren<br />
Uhr ändert: im Verlaufe eines Tages<br />
zum Beispiel die Menge des körpereigenen<br />
Stresshormons Cortisol,<br />
im Monatstakt die Menstruation<br />
<strong>und</strong> jahreszeitlich die vom<br />
Körper benötigte Energie.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 5
ZITAT<br />
Professor Dr. Achim<br />
Kramer, Institut für<br />
Chronobiologie der<br />
Charité Berlin |<br />
„Die Forschung über<br />
unsere innere Uhr gibt<br />
wichtige Hinweise, wie<br />
wir unsere Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> unser Wohlbefinden<br />
verbessern können, wenn<br />
wir diese Gesetzmäßigkeiten<br />
der <strong>Natur</strong> mehr<br />
beachten. Ältere <strong>Mensch</strong>en<br />
zum Beispiel, die oft nicht<br />
einschlafen können, sollten<br />
tagsüber <strong>und</strong> abends<br />
deutlich mehr Licht<br />
bekommen, also spazieren<br />
gehen oder auf dem<br />
Balkon sitzen. Dieses<br />
Plus an Tageslicht stellt<br />
die innere Uhr zurück,<br />
sodass der Körper später<br />
müde wird <strong>und</strong> dann besser<br />
schläft. Die zukünftige<br />
Forschung wird hier bald<br />
noch mehr Tipps liefern. “<br />
6 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Wer steuert die „innere Uhr“?<br />
Der Rhythmus unserer inneren Uhr wird durch<br />
verschiedene Taktgeber beeinflusst. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
steuern die Gene, wie <strong>und</strong> wann etwas<br />
geschieht. Aber auch wie alt jemand ist <strong>und</strong> ob<br />
männlich oder weiblich, beeinflusst unsere<br />
natürlichen Prozesse im Körper. Der männliche<br />
Tagesrhythmus beginnt zum Beispiel meist<br />
etwas später als bei Frauen <strong>und</strong> alte <strong>Mensch</strong>en<br />
werden oft sehr früh wach. Das ist der „Gr<strong>und</strong>modus“<br />
unserer inneren Uhr, der sich immer<br />
wieder neu an den täglichen Bedingungen<br />
„nacheicht“ . Ähnlich wie eine „Reset-Taste“ ,<br />
die außen <strong>und</strong> innen angleicht.<br />
Eine entscheidende Rolle spielt dabei das<br />
Tageslicht. Selbst an einem bedeckten Tag<br />
bekommt der Körper draußen genug Informationen,<br />
um den inneren Taktgeber auf die aktuelle<br />
Tages- <strong>und</strong> Jahreszeit neu einzustellen. So<br />
kann sich der Organismus optimal auf das einstellen,<br />
was geleistet werden muss: Das<br />
Schlafhormon Melatonin macht uns müde,<br />
wenn es dunkel wird – <strong>und</strong> im Sommer sind<br />
wir bis abends spät noch aktiv, einfach weil es<br />
lange hell ist.<br />
Neues aus der Forschung<br />
Lange Zeit glaubten Wissenschaftler,<br />
dass die Netzhaut des Auges nur aus<br />
zwei lichtempfindlichen Zelltypen, den<br />
Fotorezeptoren, bestünde: den Stäbchen,<br />
um hell <strong>und</strong> dunkel zu unterscheiden, <strong>und</strong><br />
den Zapfen, die für das Erkennen unterschiedlicher<br />
Farben verantwortlich sind.<br />
Vor einigen Jahren aber entdeckten Chronobiologen<br />
in unserem Auge die „innere<br />
Uhr“ , die Schaltstelle des Tag-Nacht-<br />
Rhythmus. Sie fanden eine dritte lichtempfindliche<br />
Sinneszelle, die ihre Informationen<br />
über Tag <strong>und</strong> Nacht direkt an<br />
das Gehirn, an einen Punkt hinter unserer<br />
Nasenwurzel, weiterleitet.<br />
Ob wir dank dieser Sinneszelle in Zukunft<br />
zum Beispiel besser mit Zeitverschiebungen<br />
zurechtkommen oder… – noch ist<br />
der genaue Mechanismus nicht abschließend<br />
erforscht <strong>und</strong> er bleibt eines der<br />
spannenden Rätsel der Wissenschaft.<br />
Im Kampf mit der inneren Uhr<br />
Wer er mmit<br />
it dem Flugzeug Flugz ug in in eine andere Zeitz Zeitzone one<br />
fliegt fliegt, der erlebt hautnah hautnah, wie anstrengend sich sic<br />
ein Zeitzonenkater oder auch „Jetlag“ anfühlt.<br />
Durch den Flug stimmt die innere Uhr des<br />
Reisenden nicht mehr mit der neuen Ortszeit<br />
überein. Die Folge: Der Tag-Nacht-Rhythmus ist<br />
vorübergehend aus dem Gleichgewicht. Ein<br />
ähnliches, sehr vergleichbares Phänomen –<br />
„Social Jetlag“ genannt – entsteht, wenn wir<br />
durch äußere Umstände gegen unsere innere<br />
Uhr leben müssen. Das kann zum Beispiel ein<br />
Spätaufsteher sein, der morgens um acht Uhr<br />
eine Sitzung leiten muss, oder eine Ärztin mit<br />
wöchentlich wechselnden Bereitschaftsdiensten.<br />
Wenn das ab <strong>und</strong> zu geschieht, verkraftet<br />
unser Körper die Umstellung problemlos.<br />
Langfristig verursacht der Kampf gegen die<br />
innere Uhr aber eine Vielzahl ges<strong>und</strong>heitlicher<br />
Probleme wie etwa Kopfschmerzen, Schlaf-<br />
oder Verdauungsstörungen. Wer betroffen ist,<br />
merkt das auch daran, dass er sich häufig<br />
müde <strong>und</strong> unkonzentriert fühlt <strong>und</strong> abends<br />
trotzdem schlecht einschläft. Wichtig ist es<br />
deshalb, rechtzeitig zu reagieren (siehe auch<br />
Seite 7: Was können wir tun?).
Wer seinen Chronotyp kennt, kann manche körperliche Reaktion besser einschätzen.<br />
Drei verschiedene Typen<br />
Manche <strong>Mensch</strong>en sind morgens um acht Uhr<br />
fit für den Tag, während sich andere um diese<br />
Uhrzeit noch äußerst schwertun – selbst bei<br />
gleicher Schlafdauer. Woran liegt das? Experten<br />
unterscheiden drei verschiedene „Chronotypen“<br />
, die zu verschiedenen Zeiten wach<br />
oder müde sind. Die Frühaufsteher, auch Lerchen<br />
genannt, stehen morgens fit <strong>und</strong> gut<br />
gelaunt in den Startlöchern. Die Eulen als<br />
Spätaufsteher hingegen schlafen zur selben<br />
Zeit eigentlich noch – sie erleben bis zu zwei<br />
St<strong>und</strong>en später ihre kreative Hochphase.<br />
Die meisten <strong>Mensch</strong>en gehören allerdings zur<br />
Kategorie „Normaltyp“ . Spielt sich das Leben<br />
draußen ab, etwa in mediterranen Ländern,<br />
gibt es deutlich mehr Normaltypen. Das heißt,<br />
dass unser Körper möglicherweise draußen<br />
besser mit sich in Einklang kommt.<br />
Was können wir tun?<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich raten Experten, sich so weit wie<br />
möglich nach der inneren Uhr zu richten. Wenn<br />
das nicht geht, sollten Betroffene die innere<br />
Uhr austricksen: Wer etwa gegen seinen<br />
Rhythmus früh zur Arbeit oder zur Schule<br />
muss, sollte besser zu Fuß gehen oder mit<br />
dem Fahrrad fahren. Das zusätzliche Sonnenlicht<br />
hilft den Spätaufstehern, ihre innere Uhr<br />
gezielt „nachzueichen“ .<br />
Ein weiterer Trick <strong>und</strong> ein guter Ausgleich ist<br />
das Power-Napping, der kurze Mittagsschlaf.<br />
Wer mindestens dreimal pro Woche mittags<br />
schläft, baut Stresshormone ab <strong>und</strong> senkt<br />
dadurch das Herzinfarktrisiko um 37 Prozent,<br />
so eine Untersuchung der Harvard School of<br />
Public Health in Boston. Doch das Schläfchen<br />
sollte kurz sein, zehn Minuten reichen. Wer<br />
länger als 30 Minuten schläft, muss damit<br />
rechnen, nach dem Schlafen erstmal noch<br />
müder zu sein als davor. Der Gr<strong>und</strong>: Wenn wir<br />
schlafen, beginnen wir mit dem traumintensiven,<br />
flacheren REM (Rapid-Eye-Movement)-Schlaf.<br />
Nach circa einer halben St<strong>und</strong>e folgt der Tiefschlaf,<br />
aus dem wir nur schwer <strong>und</strong> müde<br />
erwachen.<br />
Aus dem Takt durch die Sommerzeit<br />
Im Frühjahr <strong>und</strong> im Herbst stellen wir die Uhr<br />
auf eine mitteleuropäische Sommerzeit um.<br />
Jedes Jahr kämpfen viele Erwachsene, aber<br />
auch Kinder, immer wieder mit diesem künstlichen<br />
Wechsel. Warum? Forscher fanden heraus,<br />
dass die Zeitumstellung von einer St<strong>und</strong>e<br />
den Körper stärker belastet, als viele vermuten.<br />
Denn hier verändern sich die Uhrzeit, aber auch<br />
die Lichtverhältnisse – <strong>und</strong> das ist für die innere<br />
Uhr entscheidend. Sie muss im Frühjahr eine<br />
Veränderung des Lichts von drei Wochen <strong>und</strong><br />
im Herbst sogar von vier Wochen ausgleichen.<br />
Das bedeutet: Wenn es nach der Zeitumstellung<br />
im Herbst Anfang November plötzlich<br />
bereits um 17 Uhr statt um 18 Uhr dunkel<br />
wird, wäre dies ohne Zeitumstellung erst vier<br />
Wochen später der Fall. Kein W<strong>und</strong>er also,<br />
dass uns die Umstellung zu schaffen macht.<br />
GUT ZU WISSEN!<br />
Kein Mittagsschlaf |<br />
Während der „Umstellungszeit“<br />
– also der<br />
drei Wochen im Frühjahr<br />
<strong>und</strong> der vier Wochen<br />
im Herbst – sollten Sie<br />
auf den Mittagsschlaf<br />
verzichten, um abends<br />
so richtig müde zu sein.<br />
Statt Schlafmittel zu<br />
nehmen, sollten Sie auf<br />
die allgemeinen Regeln<br />
der Schlafhygiene achten.<br />
Lesen Sie hierzu auch die<br />
„Tipps zum Schlafen“ auf<br />
www.tk.de (Webcode<br />
020926). Dort können<br />
Sie auch einen „Schlaf-<br />
Check“ machen <strong>und</strong> so<br />
herausfinden, ob Sie<br />
eventuell unter Schlafstörungen<br />
leiden.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 7
8 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Medizin mit Taktgefühl<br />
Nicht nur der ges<strong>und</strong>e Körper kennt rhythmisch<br />
wiederkehrende Prozesse. Ärzte beobachten<br />
in ihrer täglichen Arbeit immer wieder, dass<br />
auch Krankheiten jahres- <strong>und</strong> tageszeitlichen<br />
Schwankungen folgen. <strong>Mensch</strong>en mit Asthma<br />
bronchiale wissen zum Beispiel, dass sie bei<br />
winterlich kaltem Wetter mehr an Luftnot leiden<br />
als im Frühling. Und es ist auch kein Zufall, dass<br />
zum Beispiel der Herzinfarkt in den frühen<br />
Morgenst<strong>und</strong>en gehäuft auftritt <strong>und</strong> <strong>Mensch</strong>en<br />
mit starken Allergien nachts öfter schlecht Luft<br />
bekommen. Je nach Tageszeit reagieren die<br />
Organe unseres Körpers anders <strong>und</strong> es verändert<br />
sich kontinuierlich, welche Botenstoffe<br />
oder Hormone wann ins Blut gelangen.<br />
Gleiches gilt für Medikamente: Sie können je<br />
nach Tageszeit unterschiedlich stark oder<br />
schwach wirken. Das Notfallmittel von Herzpatienten<br />
zum Beispiel, das Nitrospray, wirkt<br />
morgens stärker als abends. Es ist also viel<br />
effektiver, die Einnahme von Medikamenten<br />
zeitlich optimal anzupassen, um damit möglicherweise<br />
die Gesamtdosis zu reduzieren.<br />
Das erspart den Betroffenen eventuelle<br />
Nebenwirkungen der üblichen Therapie von<br />
„morgens, mittags, abends“ .<br />
Zur rechten Zeit<br />
Das Wissen über die natürlichen Schwankungen<br />
von Krankheiten hilft Ärzten <strong>und</strong> Betroffenen, gezielt<br />
<strong>und</strong> zum richtigen Zeitpunkt vorzubeugen.<br />
Beispiel Allergie | Wissenschaftler konnten<br />
unter anderem nachweisen, dass die Lunge<br />
nachts viel sensibler auf allergieauslösende<br />
Substanzen reagiert als tagsüber. In dieser<br />
Zeit schüttet sie den Botenstoff Histamin<br />
schneller aus, der die allergische Antwort des<br />
Körpers bewirkt. Deshalb brauchen zum Beispiel<br />
<strong>Mensch</strong>en mit allergischem Asthma nachts<br />
deutlich mehr Medikamente als tagsüber.<br />
Beispiel Angina pectoris <strong>und</strong> Herzinfarkt |<br />
Vorübergehende Herzschmerzen, sogenannte<br />
Angina-pectoris-Beschwerden, oder auch ein<br />
Herzinfarkt treten am frühen Morgen besonders<br />
häufig auf. Und das hat seinen Gr<strong>und</strong>: In<br />
dieser Zeit beginnt der Körper nämlich, aktiv<br />
zu werden. Der Übergang vom Schlafen zum<br />
Wachsein wird vorbereitet, indem das für<br />
Aktivität sorgende Nervensystem sehr plötzlich<br />
hochgefahren wird. Als Folge beginnt das<br />
Herz schneller zu schlagen, es pumpt mehr<br />
Blut in die Gefäße <strong>und</strong> entsprechend steigt<br />
der Blutdruck. Das belastet Herz <strong>und</strong><br />
Kreislauf, was bei Vorschäden entsprechende<br />
Folgen haben kann. Passt der behandelnde Arzt<br />
die Einnahme der Medikamente zeitlich an,<br />
ist die Therapie in vielen Fällen erfolgreicher.<br />
Beispiel Besuch beim Zahnarzt | Zu Ihrem<br />
Zahnarzt gehen Sie am besten nachmittags.<br />
Gleich starke Schmerzen werden im Laufe<br />
des Tages sehr unterschiedlich wahrgenommen.<br />
Nach wissenschaftlichen Tests sind sie<br />
gegen 15 Uhr am geringsten. Außerdem<br />
wirkt das lokale Betäubungsmittel Lidocain,<br />
das der Zahnarzt verwendet, nachmittags<br />
intensiver als am Morgen.<br />
Viele Erkenntnisse der modernen „Chronopharmakologie“<br />
werden bereits in den ärztlichen<br />
Empfehlungen, den Leitlinien für die<br />
Therapie einiger Erkrankungen, berücksichtigt.<br />
Jeder behandelnde Arzt sollte deshalb<br />
wissen, wann das von ihm verordnete<br />
Medikament am besten wirkt. Fragen Sie im<br />
Zweifel einfach nach.
Ges<strong>und</strong> bei Wind <strong>und</strong> Wetter<br />
Immer wieder berichten <strong>Mensch</strong>en, wie sehr<br />
sie das Wetter oder ein Wetterumschwung<br />
belastet. Umfragen zufolge sind über die Hälfte<br />
der Deutschen wetterfühlig. Wie „wasserdicht“<br />
, also wissenschaftlich nachweisbar, dieser<br />
negative Einfluss auf unsere Ges<strong>und</strong>heit<br />
ist, wird diskutiert <strong>und</strong> kritisch hinterfragt.<br />
Denn die natürlichen Kräfte von Wind <strong>und</strong><br />
Wetter wirken nicht auf alle <strong>Mensch</strong>en gleich<br />
herausfordernd.<br />
Manche Phänomene gehören nach neuesten<br />
Erkenntnissen wohl eher zu den verbreiteten<br />
Mythen des Alltags. Aber die Frühjahrsmüdigkeit<br />
oder der hämmernde Kopfschmerz bei<br />
erhöhten Ozonwerten – diese Ereignisse<br />
beeinflussen die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> haben teilweise<br />
handfeste Gründe. Eindeutig erwiesen<br />
ist, wie sehr das richtige Klima hilft, die<br />
Beschwerden bei Allergien oder Asthma zu<br />
bessern. Vielen Betroffenen hat die Kur am<br />
Meer oder der Aufenthalt in den „allergiearmen“<br />
Bergen geholfen, mit ihrer Krankheit<br />
besser zu leben. Die „Klimatherapie“ gehört<br />
zu den klassischen <strong>Natur</strong>heilverfahren.<br />
Im Frühjahr müde <strong>und</strong> im Winter dick<br />
Mehr als die Hälfte der <strong>Mensch</strong>en <strong>und</strong> mehr<br />
Frauen als Männer fühlen sich in den ersten<br />
Monaten des Frühlings anhaltend müde <strong>und</strong><br />
schlapp. Warum? Durch die steigenden Temperaturen<br />
weiten sich die Blutgefäße <strong>und</strong> der<br />
Blutdruck fällt. Gleichzeitig erhöht sich nach<br />
dem kalten Winter die Körperkerntemperatur<br />
auf einen Normwert um die 37 Grad <strong>und</strong> der<br />
Stoffwechsel kommt in Gang. Das verbrennt<br />
zwar den Winterspeck, belastet aber den Körper<br />
<strong>und</strong> macht so müde. Hinzu kommt eine<br />
hormonelle Schieflage, denn im Frühling haben<br />
wir einen „Hangover“ vom Winter: Noch sorgt<br />
das Hormon Melatonin für ein großes Schlafbedürfnis,<br />
während das stimulierende Glückshormon<br />
Serotonin noch nicht ausreichend<br />
produziert wird.<br />
„Biorhythmus“ – Achtung Unterschiede<br />
Das relativ junge Forschungsgebiet der<br />
„Chronobiologie“ untersucht, wie sich die<br />
sogenannten „biologischen Rhythmen“ ,<br />
zum Beispiel der Tag-Nacht-Rhythmus,<br />
auf den menschlichen Körper auswirken.<br />
Aber Achtung: Der biologische Rhythmus<br />
ist nicht zu verwechseln mit dem in Zeitungen<br />
<strong>und</strong> im Internet viel beworbenen<br />
Begriff des „Biorhythmus“ . Nur mit dem<br />
Geburtsdatum berechnet sich hier – wie<br />
bei einem Horoskop – die individuelle<br />
Tagesform eines <strong>Mensch</strong>en. Diagramme<br />
<strong>und</strong> mathematische Modelle sollen die<br />
besondere Glaubwürdigkeit belegen.<br />
Nach dieser pseudowissenschaftlichen<br />
Theorie durchlaufen alle <strong>Mensch</strong>en von<br />
Geburt an immer wieder die gleichen<br />
emotionalen (im 28-Tage-Rhythmus),<br />
geistigen (im 33-Tage-Rhythmus) <strong>und</strong> körperlichen<br />
(im 23-Tage-Rhythmus) Hochs<br />
<strong>und</strong> Tiefs. Forscher wissen jedoch, dass<br />
jeder <strong>Mensch</strong> anders tickt.<br />
GUT ZU WISSEN!<br />
Raus an die frische Luft |<br />
Ein Spaziergang wirkt<br />
in allen Jahreszeiten<br />
W<strong>und</strong>er, denn durch die<br />
Bewegung <strong>und</strong> das Licht<br />
kurbeln wir die Produktion<br />
des Glückshormons<br />
Serotonin an.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 9
GUT ZU WISSEN!<br />
Den Körper stärken |<br />
Wetterfühlige sollten<br />
ihren gesamten Organismus,<br />
speziell das<br />
vegetative Nervensystem,<br />
stärken. Der<br />
regelmäßige Saunabesuch<br />
oder Wechselgüsse<br />
trainieren den Körper, sich<br />
schneller auf wechselnde<br />
Wetterlagen einzustellen.<br />
Achtung: Vor dem ersten<br />
Saunabesuch empfiehlt<br />
sich ein Check-up beim<br />
Hausarzt.<br />
10 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Wetterfühligkeit auf dem Prüfstand<br />
Ein Drittel der Deutschen gibt in Umfragen an,<br />
hin <strong>und</strong> wieder wegen des Wetters nicht<br />
arbeitsfähig zu sein. Ist dieses Problem der<br />
Wetterfühligkeit eingebildet oder echt? Aus<br />
Expertensicht ist die Antwort nicht eindeutig. Zu<br />
vielfältig sind die möglichen Wetterfaktoren von<br />
Luftfeuchtigkeit bis zu potentiellen Druckschwankungen,<br />
die Beschwerden erklären sollen.<br />
Aber es gibt Wetterlagen, die für alle <strong>Mensch</strong>en<br />
besonders anstrengend sind. Extreme Temperaturen<br />
zum Beispiel werden aus gutem Gr<strong>und</strong><br />
als belastend erlebt. Denn mit Schwitzen oder<br />
Frieren muss unser Körper die normale Temperatur<br />
immer wieder neu regulieren, <strong>und</strong> das<br />
kostet Kraft.<br />
Wissenschaftlich gesichert ist, dass<br />
heißes <strong>und</strong> feuchtes Wetter besonders für<br />
Herzpatienten anstrengend ist,<br />
bei trockenem Wetter mit hoher Belastung<br />
durch Feinstaub <strong>und</strong> Pollen allergieähnliche<br />
Beschwerden auch bei Nichtallergikern<br />
zunehmen,<br />
hohe Ozonwerte an sonnigen Tagen zu mehr<br />
Erkrankungen der Atemwege führen,<br />
bei kaltem <strong>und</strong> feuchtem „Rheumawetter“<br />
die Gelenke mehr als sonst schmerzen.<br />
TK-LEISTUNG | Ges<strong>und</strong>heits-Check-up<br />
Der Ges<strong>und</strong>heits-Check-up hilft, vor allem<br />
Herz-Kreislauf- <strong>und</strong> Nierenerkrankungen<br />
sowie eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)<br />
rechtzeitig zu erkennen. TK-Versicherte<br />
können diese Untersuchung ab Beginn<br />
des 36. Lebensjahres jedes zweite Jahr in<br />
Anspruch nehmen. Die Abrechnung erfolgt<br />
direkt über die Ges<strong>und</strong>heitskarte.<br />
Wird dabei eine Krankheit festgestellt oder<br />
besteht der Verdacht auf eine Erkrankung,<br />
so sorgt der Arzt dafür, dass eine weitergehende<br />
gezielte Diagnostik erfolgt <strong>und</strong><br />
gegebenenfalls medizinisch erforderliche<br />
Maßnahmen eingeleitet werden. Noch<br />
Fragen? Auf www.tk.de (Webcode 035610)<br />
oder unter Tel. 0800 - 285 85 85 (24 St<strong>und</strong>en<br />
täglich an 365 Tagen im Jahr, b<strong>und</strong>esweit<br />
gebührenfrei) erfahren Sie mehr.
Das Geschäft mit dem Biowetter<br />
Scheinbar neutrale Vorhersagen des „Biowetters“<br />
nutzen die tatsächliche Wetterfühligkeit<br />
<strong>und</strong> die Sorge der <strong>Mensch</strong>en um ihr Wohlbefinden<br />
aus. In jeder Tageszeitung <strong>und</strong> sogar auf<br />
Ärzteseiten im Internet finden sich täglich neue<br />
Vorhersagen über das zu erwartende Biowetter.<br />
Mit dem positiv besetzten Zusatz „Bio-“ werden<br />
hier bestimmte Wetterlagen unmittelbar<br />
für die schmerzende Narbe, Kopfschmerzen<br />
oder auch das Stimmungstief verantwortlich<br />
gemacht.<br />
Aber so einfach ist es nicht. Experten sehen<br />
diesen Zusammenhang kritisch <strong>und</strong> raten, sich<br />
durch die Vorhersagen des Biowetters nicht<br />
unnötig verrückt machen zu lassen. Denn bei<br />
Stimmt's oder stimmt's nicht?<br />
Schützt Vorbräunen vor Sonnenbrand?<br />
Viele <strong>Mensch</strong>en glauben immer noch, dass<br />
sie sich durch „Vorbräunen“ im Solarium auf<br />
den Urlaub vorbereiten können. Ein gefährlicher<br />
Irrtum. Sonnenstudios arbeiten in der<br />
Regel nur mit einem Teil des Lichts, den<br />
UVA-Strahlen.<br />
Diese zusätzliche Strahlendosis ist unnötig<br />
belastend, denn erst durch die UVB-Strahlen<br />
des Sonnenlichts entsteht in der Haut<br />
ein echter Schutz. Nur diese Strahlen bewirken,<br />
dass die schützende Hornschicht<br />
wächst <strong>und</strong> sich eine sogenannte Lichtschwiele<br />
bildet.<br />
welchem Wetter ich mich gut oder schlecht<br />
fühle, ist individuell sehr verschieden <strong>und</strong><br />
schwankt von Tag zu Tag. Die „gefühlte Temperatur“<br />
unterscheidet sich außerdem bei allen<br />
<strong>Mensch</strong>en von der tatsächlichen Temperatur.<br />
Bei kaltem Wetter <strong>und</strong> viel Wind liegt etwa die<br />
gefühlte Temperatur bis zu 15 Grad Celsius<br />
unter dem, was das Thermometer anzeigt. Der<br />
Deutsche Wetterdienst berechnet das Biowetter<br />
aber für alte <strong>und</strong> junge, dicke <strong>und</strong> dünne<br />
sowie kranke <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e <strong>Mensch</strong>en gleich.<br />
Es wird nur das „thermische Empfinden“, also<br />
die gefühlte Temperatur, eines Durchschnittsmenschen<br />
vorausgesagt. Ganz klassisch ist<br />
der sogenannte Michel 35 Jahre alt <strong>und</strong> wiegt<br />
75 Kilogramm bei einer Größe von 1,75 Meter.<br />
Insofern sind Biowetterprognosen nur mit Vorsicht<br />
zu genießen.<br />
Kann Alkohol wärmen?<br />
Im ersten Moment scheint ein Glühwein<br />
oder ein Schnaps zu wärmen, aber dieser<br />
Eindruck täuscht. Alkohol bewirkt, dass sich<br />
die Blutgefäße weiten. Was zunächst die<br />
Durchblutung anregt, führt aber relativ<br />
schnell zu einer mangelnden Blutversorgung<br />
der inneren Organe <strong>und</strong> zu einem<br />
Wärmeverlust. Als Folge sinkt die Körpertemperatur<br />
weiter ab <strong>und</strong> es kommt leichter<br />
zu Erfrierungen. Fatal ist dann zusätzlich,<br />
dass Alkohol auch die natürlichen Schutzreflexe<br />
betäubt – die Betroffenen empfinden<br />
die Kälte nicht mehr <strong>und</strong> reagieren daher<br />
nicht angemessen. Besser wäre es, statt<br />
Alkohol einen wärmenden Hol<strong>und</strong>erblüten-<br />
oder Ingwertee zu trinken.<br />
GUT ZU WISSEN!<br />
Auf sich hören | Wir sind<br />
keine Maschinen, die<br />
immer gleich funktionieren.<br />
Respektieren Sie Ihre<br />
persönliche Tagesform<br />
<strong>und</strong> hören Sie auf Ihren<br />
Bauch. Das heißt: Wenn<br />
Sie einen schlechten Tag<br />
haben oder sich trotz<br />
eines schönen Sommertags<br />
schlapp fühlen, dann<br />
verzichten Sie zum<br />
Beispiel auf die übliche<br />
Joggingr<strong>und</strong>e <strong>und</strong> gehen<br />
vielleicht besser spazieren.<br />
TK-LEISTUNG |<br />
TK-Ges<strong>und</strong>heitskurse<br />
Die TK bietet für jeden den<br />
richtigen Kurs. Ob Bewegung,<br />
Ernährung, Stressbewältigung,<br />
Entspannung<br />
oder Suchtprävention – zu<br />
allen Themen gibt es qualitätsgesicherte<br />
Angebote<br />
auf neuester wissenschaftlicher<br />
Basis. Mehr dazu<br />
fi nden Sie auf www.tk.de<br />
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können Sie sich auch an<br />
Ihre TK-Geschäftsstelle<br />
wenden oder an das<br />
TK-ServiceTeam unter<br />
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365 Tagen im Jahr, b<strong>und</strong>esweit<br />
gebührenfrei).<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 11
Die richtige Ernährung hilft heilen<br />
Längst essen wir nicht mehr nur, weil wir Hunger haben. Wir essen, um<br />
satt zu werden, aber auch, weil wir noch gemütlich zusammensitzen oder<br />
weil uns einfach langweilig ist.<br />
12 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>
Ges<strong>und</strong> zu essen ist immer ein Balanceakt,<br />
der unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht<br />
werden muss. In unserem westlichen Kulturkreis<br />
möchten wir das Essen in erster Linie<br />
genießen. Aber eine ges<strong>und</strong>e <strong>und</strong> ausgewogene<br />
Ernährung kann noch viel mehr. Nach<br />
dem Motto „Du bist, was Du isst“ kann das,<br />
was wir essen, eine vorbeugende <strong>und</strong> sogar<br />
heilende Kraft entwickeln. Dieser neue Impuls<br />
kam in den letzten Jahren unter anderem aus<br />
der Traditionellen Chinesischen Medizin. Nicht<br />
mit Tabletten, sondern unter anderem mit dem<br />
täglichen Essen nimmt der Betroffene seine<br />
Genesung selbst verantwortlich in die Hand.<br />
Dieses Wissen über das ursprünglichste<br />
<strong>Natur</strong>heilverfahren, unsere Ernährung, setzt<br />
sich jetzt auch bei uns immer mehr durch <strong>und</strong><br />
hilft in Zeiten von Fast Food & Co, neue Wege<br />
zu gehen.<br />
Zwischen Chance<br />
<strong>und</strong> Versuchung<br />
Ges<strong>und</strong>heitsbewusste Ernährung setzt heute<br />
enorm viel Wissen voraus <strong>und</strong> jede Menge<br />
innere Stärke, auch einmal nein zu sagen.<br />
Aber das gelingt nicht immer, die Zahlen<br />
sprechen für sich.<br />
Nur die wenigsten Deutschen bringen ein normales<br />
Gewicht auf die Waage. In Deutschland<br />
sind zum Beispiel fast 20 Prozent der Kinder<br />
zu dick oder gar fettleibig. Eine der Ursachen<br />
ist der übermäßige Verzehr von Junkfood.<br />
Vier- bis sechsjährige Kinder essen davon r<strong>und</strong><br />
50 Kilogramm pro Jahr – <strong>und</strong> das hat Folgen.<br />
Viele der heutigen Zivilisationserkrankungen –<br />
bis hin zu Krebs – sind unmittelbar auf eine<br />
falsche Ernährung zurückzuführen. Wir essen<br />
uns krank, weil wir der Versuchung, gehaltvoll zu<br />
essen, nicht widerstehen <strong>und</strong> die tatsächlichen<br />
körperlichen Bedürfnisse falsch einschätzen.<br />
Fleisch <strong>und</strong> nochmal Fleisch<br />
Vor zwei bis drei Millionen Jahren lebten die<br />
<strong>Mensch</strong>en der Steinzeit als Jäger <strong>und</strong> Sammler.<br />
Sie ernährten sich zu 90 Prozent von<br />
Fleisch sowie Beeren, wilden Früchten, Pilzen<br />
<strong>und</strong> Nüssen – Milchprodukte <strong>und</strong> Getreide<br />
gab es nicht. Diese heute wieder in Mode<br />
gekommene „Steinzeitdiät“ hatte damals<br />
ihren Sinn, denn der Bedarf an energiereichem<br />
Eiweiß war hoch. Der Steinzeitmensch<br />
hatte ein großes Gehirn <strong>und</strong> enorm viele Muskeln,<br />
die ständig neue Kraftnahrung brauchten.<br />
Doch die Gewohnheiten änderten sich im Laufe<br />
der Zeit: Wir bewegen uns heute weniger <strong>und</strong><br />
brauchen deshalb nicht mehr so viel Eiweiß.<br />
Erst vor wenigen tausend Jahren wurde der<br />
Ackerbau eingeführt <strong>und</strong> die <strong>Mensch</strong>en hatten<br />
plötzlich größere Mengen Kohlenhydrate zur<br />
Verfügung. Dies veränderte das Essverhalten<br />
gr<strong>und</strong>legend.<br />
Das Essen der Neuzeit<br />
Bis zum Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts bestand<br />
das Essen überwiegend aus preiswerten Kohlenhydraten,<br />
also aus Getreide <strong>und</strong> Kartoffeln.<br />
Dann kamen die Kohlenhydrate als Dickmacher<br />
in Verruf <strong>und</strong> die <strong>Mensch</strong>en konnten sich<br />
Fleisch auch wieder leisten. Seit circa 100 Jahren<br />
geht der Trend wieder zu mehr Fleisch <strong>und</strong> –<br />
was in der Geschichte neu ist – zu einer insgesamt<br />
sehr fettreichen Kost, allerdings ohne das<br />
entsprechende Bewegungspensum des Neandertalers:<br />
Jagen ist out, „Take-away“ ist in.<br />
Essgewohnheiten unter der Lupe |<br />
Machen Sie den Test: Wie viele Mahlzeiten<br />
nehmen Sie zu sich? Lassen Sie sich<br />
genügend Zeit zum Essen? Und essen<br />
Sie auch „das Richtige“? Antworten auf<br />
diese <strong>und</strong> andere Fragen bekommen Sie<br />
auf www.tk.de (Webcode 037696).<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 13
GUT ZU WISSEN!<br />
Nicht zu viel Eiweiß |<br />
Diäten, die auf viel Eiweiß<br />
setzen, sind einseitig <strong>und</strong><br />
deshalb – auch für<br />
sportliche <strong>Mensch</strong>en –<br />
nicht zu empfehlen. Denn<br />
zu einem echten<br />
Eiweißmangel kommt es<br />
in den Industrieländern<br />
nur sehr selten – auch<br />
wenn manche Firmen <strong>und</strong><br />
Fitnessstudios davor<br />
eindringlich warnen.<br />
Ihr Interesse besteht in<br />
erster Linie darin, eine<br />
große Produktpalette an<br />
Eiweißdrinks <strong>und</strong> -pulver<br />
an den muskelsüchtigen<br />
Mann <strong>und</strong> die ges<strong>und</strong>heitsbewusste<br />
Frau zu<br />
bringen. In Wahrheit<br />
essen die meisten<br />
<strong>Mensch</strong>en heute sogar zu<br />
viel Eiweiß, vor allem aus<br />
tierischen Produkten.<br />
Dies kann zum Beispiel zu<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Erkrankungen<br />
des Magen-Darm-Traktes<br />
<strong>und</strong> Gelenkbeschwerden<br />
führen.<br />
So viel soll's sein<br />
<br />
<br />
Was wir essen, sollte „genug“ Kohlenhydrate<br />
enthalten. In unserer Nahrung kommen<br />
sie in Form von Zucker, Stärke <strong>und</strong><br />
Ballaststoffen vor. Kohlenhydrate liefern<br />
dem Körper einen großen Teil der benötigten<br />
Energie. Enthalten sind sie vor allem in<br />
Getreide <strong>und</strong> Getreideprodukten, zum Beispiel<br />
in Brot, Müsli, Reis, Nudeln <strong>und</strong> Haferflocken.<br />
Ob es die offiziell angeratenen<br />
50 Prozent sein müssen, ist noch die<br />
Frage. Die „Low Carb“-Ernährung empfiehlt,<br />
nur wenig oder gar keine Kohlenhydrate zu<br />
essen <strong>und</strong> dadurch abzunehmen. Eine neuere<br />
Variante rät, sich nur von Lebensmitteln mit<br />
einem niedrigen glykämischen Index zu<br />
ernähren, also zum Beispiel nicht von Weißbrot<br />
<strong>und</strong> Nudeln. Der glykämische Index sagt<br />
aus, wie schnell <strong>und</strong> wie hoch der Blutzucker<br />
nach dem Essen verschiedener Nahrungsmittel<br />
ansteigt. Für welche Richtung sich der<br />
Einzelne letztlich entscheidet, ist immer auch<br />
Geschmackssache. Experten raten aber, nur<br />
dann kohlenhydratärmer zu essen, wenn<br />
das Gewicht reduziert werden soll.<br />
Im Idealfall sollten r<strong>und</strong> 20 Prozent der<br />
Nahrung aus Eiweiß, sogenannten Proteinen,<br />
gedeckt werden. Eiweiße setzen sich aus<br />
den kleineren Aminosäuren zusammen <strong>und</strong><br />
liefern das Baumaterial für Muskeln, Organe<br />
<strong>und</strong> Blut, aber auch für Enzyme <strong>und</strong> Hormone.<br />
Einen Teil dieser lebensnotwendigen Aminosäuren<br />
kann der Körper nicht selbst produzieren.<br />
Außerdem kann er das aufgenommene<br />
Eiweiß nicht speichern. Deshalb<br />
müssen wir mit dem Essen regelmäßig <strong>und</strong><br />
bewusst Eiweiß aufnehmen. „Nebenbei“<br />
dient Eiweiß auch als Ersatzenergiequelle,<br />
zum Beispiel, wenn wir zu wenige Kohlenhydrate<br />
essen.<br />
<br />
<br />
Besonders zurückhaltend sollten wir im<br />
Umgang mit Fett sein. Maximal 30 Prozent<br />
der Energie sollten wir als Fett aufnehmen.<br />
Als beliebter Träger von Geschmack wird<br />
Fett überall eingesetzt. Nicht nur die Butter<br />
auf dem Brot, sondern vor allem die versteckten<br />
Fette zum Beispiel in Wurst, Käse<br />
oder auch Schokolade machen dem Wohlfühlgewicht<br />
zu schaffen. Mit r<strong>und</strong> 60 Gramm<br />
Fett am Tag kommen wir gut aus – aber schon<br />
eine Bratwurst mit Pommes frites <strong>und</strong><br />
Mayonnaise hat bereits 87 Gramm. Aber ohne<br />
Fett geht es auch nicht. Damit die fettlöslichen<br />
Vitamine A, D, E <strong>und</strong> K vom Körper aufgenommen<br />
werden, braucht zum Beispiel der<br />
Möhreneintopf immer auch etwas Butter<br />
oder Öl.<br />
Achtung | Optimal ist hochwertiges Fett<br />
mit möglichst vielen ungesättigten Fettsäuren,<br />
wie sie zum Beispiel in Lein- oder<br />
Rapsöl zu finden sind. Sie schützen unter<br />
anderem vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Obst <strong>und</strong> Gemüse können reichlich verzehrt<br />
werden. Zwei Portionen Obst <strong>und</strong> drei Portionen<br />
Gemüse sind für eine gute Versorgung<br />
optimal. Zur besseren Orientierung<br />
hilft das „Handmaß“: Was in eine Hand<br />
passt, gilt als die richtige Portionsgröße –<br />
also große Portion bei großer Hand, kleine<br />
Portion bei kleiner Hand.<br />
Tipp | Unter www.tk.de finden Sie unter<br />
anderem alles Wissenswerte über Vitamine<br />
(Webcode 037762) <strong>und</strong> Mineralstoffe<br />
(Webcode 037806).
Sich ges<strong>und</strong> essen<br />
Über das Essen versorgen wir uns mit lebenswichtigen<br />
Bausteinen, Flüssigkeit <strong>und</strong> der täglich<br />
benötigten Energie. Je hochwertiger die<br />
Nahrung ist, desto mehr Kraft liefert sie uns.<br />
Qualitativ schlechte Produkte schwächen<br />
dagegen unseren Organismus in einem Maß,<br />
das lange unterschätzt wurde.<br />
Zum Beispiel bei Kindern, die noch wachsen<br />
müssen, <strong>und</strong> bei kranken <strong>Mensch</strong>en gilt der<br />
Gr<strong>und</strong>satz: Muss der Körper besonders viel<br />
leisten, ist er noch mehr als sonst auf gutes<br />
<strong>und</strong> ausgewogenes Essen angewiesen. Gutes<br />
Essen bedeutet aber auch, dass jede Lebenslage<br />
oder Krankheit besondere Anforderungen<br />
TK-LEISTUNG | Ernährungskurse<br />
Haben Sie ein Gewichtsproblem? Dann<br />
kommt es nicht nur darauf an, wie viel Sie<br />
essen. Wichtig ist vor allem, was Sie zu sich<br />
nehmen. In den TK-Ernährungskursen lernen<br />
Sie, Ihre individuellen Ernährungsgewohnheiten<br />
umzustellen <strong>und</strong> sich abwechslungsreich<br />
<strong>und</strong> ges<strong>und</strong> zu ernähren. Mehr zum<br />
Thema lesen Sie auf www.tk.de (Webcode<br />
134878).<br />
an die Ernährung stellt: Schwangere brauchen<br />
zum Beispiel in den ersten Monaten unter<br />
anderem ausreichend Folsäure, bei altersbedingten<br />
Augenkrankheiten empfiehlt sich<br />
vitaminreiches Essen, bei Bluthochdruck sollten<br />
Alkohol <strong>und</strong> Kaffee vermieden werden.<br />
Jede Erkrankung, aber auch jeder einzelne<br />
<strong>Mensch</strong> braucht etwas anderes, um ges<strong>und</strong> zu<br />
bleiben. Wer das erkennt, hat große Chancen,<br />
sich auch ohne Tabletten <strong>und</strong> Spritzen ges<strong>und</strong><br />
zu essen.<br />
Lustvoll genießen<br />
Sich ges<strong>und</strong> zu essen heißt auch, mit Genuss<br />
zu essen. Oft denken wir bei ges<strong>und</strong>er Ernährung<br />
an Verzicht auf Schokolade <strong>und</strong> Bratwurst<br />
statt an einen italienischen Vorspeisenteller<br />
mit eingelegtem Gemüse. Um sich selbst zu<br />
motivieren, lohnt es sich, das eigene Essverhalten<br />
sowohl ges<strong>und</strong> als unbedingt auch lustvoll<br />
zu gestalten. Und es geht beides: Exotische<br />
Gerichte aus fernen Urlaubsländern zum<br />
Beispiel sind oft ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> steigern laut<br />
Experten die Freude am Essen.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
GUT ZU WISSEN!<br />
Ges<strong>und</strong>e Ernährung<br />
„in Stichworten“ |<br />
Fünf Portionen – jeweils<br />
eine Handvoll – Obst <strong>und</strong><br />
Gemüse pro Tag essen,<br />
etwa 400 bis 800 Gramm.<br />
Vitaminreiche Kost<br />
bevorzugen.<br />
„Bunt essen“. Gemüse<br />
<strong>und</strong> Obst in unterschiedlichen<br />
Farben<br />
enthält verschiedene<br />
für den <strong>Mensch</strong>en<br />
lebensnotwendige<br />
Inhaltsstoffe.<br />
Vollkornprodukte bevorzugen,<br />
möglichst wenig<br />
Weißmehl essen.<br />
Wenig Fleisch zu sich<br />
nehmen, nur ein- bis<br />
zweimal pro Woche.<br />
Ein- bis zweimal pro<br />
Woche fetten Seefisch<br />
essen – dieser ist reich<br />
an Omega-3-Fettsäuren.<br />
Geräucherte, gepökelte<br />
<strong>und</strong> mit Nitrit konservierte<br />
Fleischwaren einschränken.<br />
Gesamtfettmenge<br />
reduzieren.<br />
Übergewicht<br />
vermeiden.<br />
Alkoholkonsum<br />
einschränken.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 15
GUT ZU WISSEN!<br />
Hier gibt's Hilfe | Wer<br />
sich bei der Auswahl der<br />
richtigen Lebensmittel<br />
unsicher fühlt, sollte beim<br />
Hausarzt nachfragen. Er<br />
überweist, wenn nötig,<br />
zu einer ausführlichen<br />
Ernährungsberatung.<br />
Besonders sinnvoll ist das<br />
etwa bei Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen, Nahrungsmittelallergien<br />
<strong>und</strong> Diabetes.<br />
Hier unterstützen<br />
veränderte Essgewohnheiten<br />
nachweislich die<br />
medizinische Therapie.<br />
16 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Das Richtige auswählen<br />
Um seine Beschwerden zu lindern, hilft es,<br />
den Speiseplan der jeweiligen Krankheit anzupassen.<br />
Ergibt der Ges<strong>und</strong>heitscheck zum Beispiel<br />
einen zu hohen Cholesterinwert, so rät<br />
der Arzt unter anderem, auf Butter zu verzichten.<br />
Sind die Gefäße verkalkt, sollte die Nahrung<br />
spätestens dann mehrfach ungesättigte<br />
Fettsäuren wie etwa in Rapsöl enthalten.<br />
Weitere Beispiele:<br />
Bei Lebererkrankungen: fettreiches <strong>und</strong><br />
scharf gewürztes Essen vermeiden, nicht zu<br />
viele Eier essen <strong>und</strong> möglichst keinen Alkohol<br />
<strong>und</strong> Kaffee zu sich nehmen.<br />
Bei Verdauungsproblemen: mehr Bewegung<br />
<strong>und</strong> genug trinken, fettarmes <strong>und</strong> ballaststoffreiches<br />
Essen bevorzugen <strong>und</strong> Krankheiten<br />
zum Beispiel der Schilddrüse abklären.<br />
Bei Arthrose (Gelenkverschleiß): auf Schweinefleisch<br />
<strong>und</strong> Wurst weitgehend verzichten,<br />
fettarm <strong>und</strong> nährstoffreich essen, entzündungshemmende<br />
Gewürze wie Kurkuma<br />
verwenden sowie Omega-3-Fette bevorzugen<br />
<strong>und</strong> Gewicht reduzieren.<br />
Sorgen Sie für Ihr Wohlbefinden | Testen<br />
Sie sich selbst: Wissen Sie, was Ihnen guttut?<br />
Und tun Sie dies dann auch? Überprüfen<br />
Sie auf www.tk.de (Webcode 109476), ob<br />
Sie genügend auf sich achtgeben.<br />
Nährstoffe im Blick behalten<br />
Die meisten Deutschen haben heute genug zu<br />
essen. Trotzdem sprechen Ärzte auch bei uns<br />
immer öfter von einem Mangel an wichtigen<br />
Mikronährstoffen. Warum? Der ökonomische<br />
Druck billiger Restaurants <strong>und</strong> Imbisse, aber<br />
auch von Kantinen <strong>und</strong> bei der Schulverpflegung<br />
geht oft zu Lasten einer nährstoffreichen<br />
Versorgung. Hier ist jeder Einzelne gefragt, für<br />
sich selbst <strong>und</strong> seine Kinder auf hochwertiges<br />
Essen <strong>und</strong> eine ges<strong>und</strong>e Esskultur zu achten.<br />
Ges<strong>und</strong>e Ernährung setzt Qualität voraus.<br />
Moderne Lebensmittel enthalten aber oft<br />
problematische Inhaltsstoffe. Was in der Steinzeit<br />
noch frisch gejagt auf das Feuer kam, wird<br />
heute mit aufwendigen Verfahren haltbar,<br />
schmackhaft <strong>und</strong> optisch attraktiv gemacht.<br />
Wer heute ges<strong>und</strong> bleiben will, der muss<br />
genau hinsehen <strong>und</strong> bewusst auswählen, was<br />
auf den Teller kommt.<br />
Und das ist oft schwierig: Jährlich werden<br />
über 1.000 Lebensmittel neu auf den Markt<br />
gebracht, viele sind nur unzureichend gekennzeichnet.<br />
Die angebotene Vielfalt ist verwirrend<br />
<strong>und</strong> setzt auf Masse statt auf Qualität.<br />
Große Mengen Zucker, künstliche Aromen <strong>und</strong><br />
billige Fette wie Palmöl gehören mittlerweile<br />
zum Standard, besonders im wachsenden<br />
Bereich der Fertigprodukte. Relativ neu sind<br />
gentechnisch veränderte Lebensmittel – mögliche<br />
Auswirkungen auf die Umwelt <strong>und</strong> unsere<br />
Ges<strong>und</strong>heit wurden bisher noch nicht langfristig<br />
untersucht.<br />
TK-LEISTUNG | TK-<strong>Broschüre</strong> Ernährung<br />
Die <strong>Broschüre</strong> vermittelt unter anderem<br />
die Gr<strong>und</strong>lagen für eine genussvolle <strong>und</strong><br />
ges<strong>und</strong>e Ernährung. Außerdem beschreibt<br />
sie zum Beispiel aktuelle Ernährungstrends<br />
<strong>und</strong> klärt Fragen zur Sicherheit unserer<br />
Lebensmittel, zu Gentechnik, Biolebensmitteln<br />
<strong>und</strong> alternativen Ernährungsformen.<br />
Sie erhalten die <strong>Broschüre</strong> in Ihrer<br />
TK-Geschäftsstelle oder auf www.tk.de<br />
(Webcode 6544).
Was heißt hier „Bio“?<br />
Aus Sorge vor giftigen Rückständen im Essen<br />
greifen viele <strong>Mensch</strong>en auf Bioprodukte<br />
zurück, die mittlerweile auch in Supermärkten<br />
mit eigenem Bio-Label angeboten werden.<br />
Doch auch hier ist nicht alles so eindeutig,<br />
wie es scheint, <strong>und</strong> der Verbraucher muss<br />
genau hinsehen. Trägt ein Produkt die offizielle<br />
Kennzeichnung „Bio“ oder „Öko“ , dann müssen<br />
gesetzlich vorgeschriebene Regeln eingehalten<br />
werden. Diese Lebensmittel dürfen<br />
keine Antibiotika <strong>und</strong> Leistungsförderer,<br />
keine Gentechnik,<br />
keine chemisch-synthetischen<br />
Pflanzenschutzmittel <strong>und</strong><br />
keine mineralischen Dünger<br />
enthalten. Außerdem ist eine zusätzliche<br />
Bestrahlung verboten <strong>und</strong> Tiere müssen artgerecht<br />
gehalten sowie nach ökologischem<br />
Standard gefüttert werden. Strenger als diese<br />
europäische Öko-Verordnung kontrollieren die<br />
einheimischen Bioverbände, was sich dann im<br />
Preis widerspiegelt. Irreführend <strong>und</strong> gefährlich<br />
sind dagegen Bezeichnungen wie „aus<br />
kontrolliertem Vertragsanbau“ , „unbehandelt“<br />
oder nur „kontrolliert“ . Hier ist Vorsicht<br />
geboten: Diese Angaben unterliegen keiner<br />
gesetzlichen Vorschrift <strong>und</strong> täuschen Qualität<br />
nur vor.<br />
Sauer macht nicht lustig<br />
In Apotheken <strong>und</strong> Drogeriemärkten wird für<br />
Produkte geworben, die gegen eine Vielzahl<br />
von Beschwerden helfen sollen, die alle auf<br />
eine sogenannte Übersäuerung des Körpers<br />
zurückzuführen sind. Der Verbraucher<br />
bekommt zum Beispiel basisches Wasser<br />
oder Basenpulver angeboten oder er kann<br />
seine persönliche Säurebelastung testen –<br />
wie seriös ist das?<br />
TK-LEISTUNG | Entspannen Sie per CD<br />
Sind Sie angespannt <strong>und</strong> gestresst? Dann<br />
besorgen Sie sich die beiden CDs der TK<br />
„Atementspannung“ <strong>und</strong> „Progressive<br />
Muskelentspannung“. So können Sie<br />
Stress abbauen <strong>und</strong> Ihr Wohlbefi nden<br />
steigern. TK-Versicherte erhalten die CDs<br />
kostenlos auf www.tk.de (Webcode 049412)<br />
oder direkt in ihrer TK-Geschäftsstelle.<br />
Ges<strong>und</strong>heitsbewusstes Verhalten lohnt sich …<br />
Richtig ist, dass der Körper seinen „Säure-<br />
Basen-Haushalt“ bei einem pH-Wert von<br />
7,4 im Gleichgewicht halten muss. Essen wir<br />
viel Weißmehl, Wurst <strong>und</strong> Käse <strong>und</strong> haben viel<br />
Stress, werden wir „sauer“ . Der Organismus<br />
muss dann diese angestauten Säuren erst<br />
wieder ausscheiden, um im Gleichgewicht zu<br />
bleiben. Schafft er das über eine längere Zeit<br />
nicht, so belastet das unseren Körper.<br />
Nach dem Denkmodell der „Säuren <strong>und</strong><br />
Schlacken“ sollen die meisten Zivilisationskrankheiten<br />
von Allergien bis Bluthochdruck<br />
auf eine solche chronische Übersäuerung<br />
zurückgehen. Dies ist wissenschaftlich nicht<br />
bewiesen, das Gegenteil allerdings auch<br />
nicht. Teure basenhaltige Produkte sind deshalb<br />
für stressgeplagte <strong>Mensch</strong>en kein Muss.<br />
Und es geht auch anders: Wer viel Obst <strong>und</strong><br />
Gemüse isst, genug trinkt <strong>und</strong> sich regelmäßig<br />
bewegt, baut die Säuren ganz preiswert<br />
<strong>und</strong> aus eigener Kraft wieder ab. Und<br />
hier noch ein Tipp für denjenigen, den der<br />
Stress „sauer“ macht: Möglichst jeden Tag<br />
eine Entspannungstechnik ausüben. Das<br />
beruhigt nicht nur die Nerven, sondern<br />
harmonisiert auch den Stoffwechsel.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 17
GUT ZU WISSEN!<br />
Nicht zusammen |<br />
Grapefruitsaft ist sehr<br />
ges<strong>und</strong>, aber nicht für<br />
jemanden, der Medikamente<br />
einnehmen muss.<br />
Der Saft steigert die<br />
Wirkung vieler Arzneimittel<br />
um bis zu 70 Prozent.<br />
Zum Beispiel in Kombination<br />
mit Bluthochdruckmitteln<br />
kann das dramatische<br />
Folgen haben.<br />
18 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Darf es etwas mehr sein?<br />
Auch das für die Händler lukrative Geschäft mit<br />
der bunten Palette an Vitaminen, Nahrungsergänzungsmitteln<br />
<strong>und</strong> Lebensmitteln, die<br />
zusätzlich mit ges<strong>und</strong>en Inhaltsstoffen angereichert<br />
wurden, ist für uns nicht unbedingt<br />
positiv. Im Fachjargon heißen sie „Functional<br />
Food“: Fruchtsäfte mit noch mehr Mineralien,<br />
Brot plus Omega-3-Fettsäuren, Joghurts mit<br />
Probiotika, Bonbons mit Vitaminen – die<br />
Werbung für diese Zusatzprodukte vermittelt<br />
vehement den Eindruck, dass unser normales<br />
Essen nicht mehr gut genug ist. Teilweise<br />
stimmt das ja auch. Aber sich von Fast Food<br />
zu ernähren <strong>und</strong> zusätzlich Vitamintabletten<br />
zu schlucken, ist keine Lösung. Und Bonbons<br />
mit Vitaminen sind eben trotzdem nicht<br />
ges<strong>und</strong>. Multivitaminpräparate „vorbeugend“<br />
regelmäßig einzunehmen, hat sich in Studien<br />
sogar eher als schädlich erwiesen.<br />
Im Einzelfall kann es aber durchaus sinnvoll<br />
sein, Vitamine <strong>und</strong> Mineralien zusätzlich<br />
zum „normalen“ Essen zu nehmen – zum<br />
Beispiel bei bestimmten Krankheiten, die mit<br />
Mangelzuständen einhergehen. Dies sollte<br />
aber immer mit dem behandelnden Arzt<br />
abgesprochen werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist es<br />
viel besser, sich ausgewogen zu ernähren<br />
<strong>und</strong> Nahrungsmittel auf den Tisch zu bringen,<br />
die wenig giftige Rückstände enthalten, reich<br />
an Nährstoffen sind <strong>und</strong> schonend zubereitet<br />
werden. An der Kasse im Supermarkt kann<br />
das zunächst mehr kosten, aber letztlich spart<br />
es doch Geld <strong>und</strong> ist „garantiert nebenwirkungsfrei“<br />
.<br />
Die Apotheke aus dem Kühlschrank? | Macht<br />
es einen Unterschied, ob wir Vitamin-C-<br />
Tabletten nehmen oder eine Kiwi essen?<br />
Beide enthalten doch viel Ascorbinsäure, also<br />
Vitamin C. Wissenschaftliche Studien deuten<br />
darauf hin, dass die Mikronährstoffe mit der<br />
Nahrung besser aufgenommen werden. Ein<br />
möglicher Gr<strong>und</strong>: In Obst <strong>und</strong> Gemüse sind<br />
die Vitamine <strong>und</strong> Mineralien nie isoliert vorhanden.<br />
Zusammen mit anderen wichtigen<br />
Inhaltsstoffen verstärkt sich deren positive<br />
Wirkung. Und nur fünf Prozent der Inhaltsstoffe<br />
unserer Obst- <strong>und</strong> Gemüsesorten sind<br />
überhaupt bekannt. Doch genau diese Mischung<br />
in den <strong>Natur</strong>produkten macht es aus – auf sie<br />
ist der <strong>Mensch</strong> genetisch programmiert.<br />
Daher können uns isolierte Substanzen nicht<br />
das geben, was wir wirklich brauchen.<br />
Achtung Wechselwirkungen | Was wir essen<br />
<strong>und</strong> trinken beeinflusst, wie schnell <strong>und</strong> wie<br />
stark ein Medikament im Körper wirken kann.<br />
Wer zum Beispiel Antibiotika einnehmen muss,<br />
sollte etwa zwei St<strong>und</strong>en vor <strong>und</strong> nach der<br />
Einnahme auf Milch <strong>und</strong> Milchprodukte verzichten.<br />
Ansonsten bilden sich kleine Moleküle,<br />
die verhindern, dass das Antibiotikum aufgenommen<br />
wird, <strong>und</strong> die somit dessen Wirkung<br />
abschwächen.<br />
Patienten, die einen Betablocker einnehmen<br />
<strong>und</strong> dabei sehr eiweißhaltig essen, verzögern<br />
die Passage durch die Leber, wo das Arzneimittel<br />
normalerweise abgebaut wird. Dadurch<br />
erhöht sich die Konzentration des Wirkstoffs<br />
im Blut <strong>und</strong> das Medikament wirkt stärker.
Für <strong>Mensch</strong>en, die dauerhaft Medikamente<br />
einnehmen, ist es gr<strong>und</strong>sätzlich wichtig, die<br />
speziellen Wechselwirkungen zu kennen. Es<br />
lohnt sich, daraufhin den Beipackzettel noch<br />
mal genau zu lesen oder den Arzt zu befragen.<br />
Ganzheitlich denken, auch beim Essen<br />
Ältere <strong>Mensch</strong>en wissen oft noch sehr gut,<br />
dass zum Beispiel die Hühnerbrühe bei einer<br />
Grippe W<strong>und</strong>er wirkt <strong>und</strong> den Körper stärkt.<br />
Sie löst festsitzenden Schleim in den Atemwegen<br />
<strong>und</strong> enthält – so neueste Studien aus<br />
den USA – entzündungshemmende Substanzen.<br />
Unser Wissen über die Kraft des richtigen<br />
Essens stammt überwiegend aus Zeiten, wo<br />
es noch nicht so wirksame Medikamente gab<br />
wie heute. Seit einigen Jahren interessieren<br />
sich auch mehr <strong>und</strong> mehr Wissenschaftler für<br />
diese natürliche Heilkraft unserer Nahrung.<br />
Die Ernährung in der TCM | In der Traditionellen<br />
Chinesischen Medizin – kurz TCM – ist die<br />
Lehre von der passenden Ernährung fest verankert.<br />
Entscheidend ist dabei nicht das klassische<br />
ernährungsmedizinische Etikett „Besser<br />
weglassen“ oder „Besonders hilfreich“ , sondern<br />
welche Lebensmittel den eigenen Körper<br />
am besten unterstützen. Die TCM geht von<br />
einem natürlichen Gleichgewicht der Kräfte aus,<br />
das schon gestört ist, bevor ein <strong>Mensch</strong> ernstlich<br />
erkrankt. Durch eine spezielle Diagnostik,<br />
unter anderem die Puls- <strong>und</strong> Zungendiagnose,<br />
wird herausgef<strong>und</strong>en, welche Energiebahnen<br />
(Meridiane) unterversorgt <strong>und</strong> welche blockiert<br />
sind.<br />
Die chinesischen Ärzte entwickelten eine ganze<br />
Wissenschaft, wie wir unsere Ges<strong>und</strong>heit<br />
positiv beeinflussen können: indem wir essen,<br />
was den Körper harmonisiert. Besonders<br />
wichtig ist dabei die „thermische Wirkung“<br />
des Essens, nach der kalte, neutrale <strong>und</strong><br />
warme Lebensmittel unterschieden werden.<br />
Essen wir zu viel kalte Lebensmittel wie zum<br />
Beispiel Rohkost, erlischt nach dieser Theorie<br />
„ein schwaches Verdauungsfeuer“ vollständig.<br />
Eine praktische Erkenntnis, die uns Westler in<br />
Erstaunen versetzt. Rohkost gilt doch als sehr<br />
ges<strong>und</strong> – aber das gilt nicht immer.<br />
Manche Salatfans leiden unter Blähungen <strong>und</strong><br />
das gibt der TCM recht: Die Verdauung wird<br />
durch Salat überlastet. Gemüse <strong>und</strong> Obst<br />
sollen deshalb nach der TCM-Lehre besser<br />
gekocht als Kompott oder als Beilage verzehrt<br />
werden. Hier gilt es, den individuell richtigen<br />
Weg zu finden. Wer mehr über die Ernährungslehre<br />
der TCM wissen möchte, findet im<br />
Buchhandel zahlreiche Bücher <strong>und</strong> Ratgeber<br />
zum Thema.<br />
GUT ZU WISSEN!<br />
Ges<strong>und</strong>er Schlaf | Wer<br />
gut schlafen will, sollte<br />
abends wenig Eiweiß<br />
zu sich nehmen <strong>und</strong> an<br />
Rohkost nur das, was<br />
er verträgt. Besser sind<br />
leicht verdauliche Gerichte<br />
– zum Beispiel ein<br />
vegetarisches Couscous.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 19
20 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Wenn das Essen krank macht<br />
Unwohlsein, zu viel Luft im Bauch, Kopfschmerzen<br />
oder eine laufende Nase – schuld kann eine<br />
Nahrungsmittelallergie sein oder dass der Betroffene<br />
bestimmte Inhaltsstoffe schlecht verträgt.<br />
Bei einer „echten“ Nahrungsmittelallergie antwortet<br />
der Körper sofort <strong>und</strong> schon bei kleinsten<br />
Mengen. Oft erleben die Betroffenen, dass sich<br />
die Haut rötet <strong>und</strong> juckt. Wer heftig reagiert, der<br />
bekommt sogar keine Luft mehr. Ein bedrohlicher<br />
Zustand, der bereits durch Spuren von etwa Nüssen,<br />
Mandeln, Soja oder Fisch ausgelöst wird.<br />
Kann der Körper bestimmte Stoffe nicht vertragen,<br />
kommt es erst nach <strong>und</strong> nach zu Problemen.<br />
Erst ab einer gewissen Schwelle wird es zu viel.<br />
Hier gibt es zwei Formen: Bei der sogenannten<br />
Pseudoallergie verursachen unverträgliche<br />
Zusatzstoffe, aber auch Eiweiße in Käse<br />
oder Rotwein die Beschwerden. Die<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeit hingegen<br />
ist genau genommen „nur“ eine<br />
Abbaustörung. Dem Körper fehlen<br />
abbauende Enzyme oder ein<br />
Bestandteil der Nahrung kann vom<br />
Darm nicht aufgenommen werden.<br />
Verschiedene Unverträglichkeiten<br />
Im Folgenden werden verschiedene Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />
beschrieben.<br />
Histaminintoleranz | Bei dieser pseudoallergischen<br />
Reaktion fehlen Enzyme, die Histamin<br />
aus dem Essen schnell abbauen. Der Körper<br />
reagiert, ähnlich wie bei einer echten Allergie,<br />
mit Herzproblemen, Bauch- oder Kopfschmerzen.<br />
Betroffene sollten vorsichtig sein beim<br />
Genuss histaminreicher Nahrungsmittel. Dazu<br />
gehören reifer Käse, Salami, Rotwein, Schokolade,<br />
Thunfisch <strong>und</strong> Zitrusfrüchte. Auch manche<br />
Medikamente können Histamin freisetzen.<br />
Laktoseintoleranz | Wer betroffen ist, hat nach<br />
dem Genuss von Milch <strong>und</strong> Milchprodukten mit<br />
Blähungen, Völlegefühl, krampfartigen Bauchschmerzen<br />
<strong>und</strong> häufig Durchfällen zu kämpfen.<br />
Der Gr<strong>und</strong>: Milchzucker muss vom Körper erst<br />
gespalten werden <strong>und</strong> dazu benötigen wir ein<br />
Enzym, die Laktase. Mit zunehmendem Alter<br />
oder bei einer angeborenen Laktoseintoleranz<br />
fehlt das Enzym <strong>und</strong> der Milchzucker kann nicht<br />
abgebaut werden. Etwa 15 bis 30 Prozent der<br />
Europäer sind betroffen. Sie sollten sich bei<br />
milchhaltigen Nahrungsmitteln zurückhalten,<br />
um Beschwerden zu vermeiden.<br />
Fructoseintoleranz | Fruchtzucker wird vom<br />
Dünndarm aufgenommen. Ist dieser Mechanismus<br />
aus unterschiedlichen Gründen gestört –<br />
auch eine Magenschleimhautentzündung kann<br />
dies verursachen –, gelangt Fruchtzucker in den<br />
Dickdarm <strong>und</strong> verursacht dort Verdauungsbeschwerden.<br />
Gerade Trauben, Birnen <strong>und</strong> Beeren<br />
enthalten besonders viel Fruchtzucker – aber auch<br />
zum Beispiel in Süßigkeiten <strong>und</strong> Tomatenketchup<br />
kommt er vor. Verzichten sollten Betroffene aber<br />
nur so lange, bis sich der Körper erholt hat. Achtung:<br />
In dieser Zeit muss auch auf Sorbit verzichtet<br />
werden, ein natürlicher <strong>und</strong> künstlicher Zuckeraustauschstoff,<br />
der die Intoleranz verstärkt.<br />
Glutenunverträglichkeit | Getreide, speziell Weizen,<br />
Gerste, Roggen <strong>und</strong> Hafer, aber auch Dinkel,<br />
enthält das Klebereiweiß Gluten. Wird dieses nicht<br />
vertragen, führt das zu schweren Veränderungen<br />
der Dünndarmschleimhaut. Als Folge davon können<br />
wichtige Nährstoffe nicht mehr vom Darm<br />
aufgenommen werden. Symptome können<br />
unter anderem Durchfall <strong>und</strong><br />
Übelkeit sein sowie Vitamin- <strong>und</strong><br />
Mineralstoffmangel. Nur eine<br />
lebenslange glutenfreie Ernährung<br />
führt dazu, dass die Darmschleimhaut<br />
wieder richtig<br />
funktioniert. Betroffene müssen<br />
auf andere, besser verträgliche<br />
Getreide umstellen wie<br />
zum Beispiel Hirse, Amaranth,<br />
Buchweizen <strong>und</strong> Quinoa.<br />
Fleisch-Männer <strong>und</strong> Salat-Frauen<br />
Laut Umfragen empfinden es die meisten<br />
<strong>Mensch</strong>en als ausgesprochen männlich,<br />
ein dickes Steak zu verspeisen, während<br />
ein knackiger Salat eher feminin wirkt. Kein<br />
W<strong>und</strong>er, so die Wissenschaftler, dass es<br />
Männer schwerer haben, sich ges<strong>und</strong> zu<br />
ernähren. Das schadet nämlich dem männlichen<br />
Image. Deutsche Männer trinken im<br />
Durchschnitt mehr Alkohol als Frauen,<br />
essen zu viel – besonders fettes Fleisch –<br />
<strong>und</strong> nehmen weniger Obst <strong>und</strong> Gemüse<br />
zu sich. Und das, obwohl sie Fett schlechter<br />
abbauen können als Frauen. Auch wenn<br />
es paradox klingt, zuständig dafür ist das<br />
weibliche Östrogen – es fördert die Fetteinlagerung<br />
<strong>und</strong> wirkt dem Fettabbau entgegen.<br />
Hier sind zukünftig neue Strategien<br />
gefragt, Männern das Abnehmen <strong>und</strong><br />
ges<strong>und</strong>es Essen schmackhaft zu machen.
Was heißt hier zu dick?<br />
Übergewicht ist bekanntermaßen ein Risiko – es<br />
belastet das Herz, die Gelenke, den Stoffwechsel<br />
<strong>und</strong> nicht zuletzt auch die psychische Stabilität.<br />
Neue Forschungen der Universität Tübingen<br />
haben Folgendes gezeigt: R<strong>und</strong> 30 Prozent der<br />
Übergewichtigen haben eine „gutartige Adipositas“<br />
, das heißt, sie sind deutlich weniger<br />
anfällig für die typischen Risiken. Besonders<br />
gefährdet sind dagegen <strong>Mensch</strong>en, die<br />
ihre überzähligen Kalorien besonders am<br />
Bauch speichern,<br />
mit zusätzlichen Risikoerkrankungen wie<br />
Diabetes oder Bluthochdruck leben,<br />
sehr unter ihrem Gewicht leiden,<br />
laut Ultraschall zu viel Fett in der Leber haben.<br />
Ihnen wird von Experten geraten, vernünftig<br />
<strong>und</strong> konsequent abzunehmen.<br />
Zwei Formeln für Ihr Gewicht<br />
Body-Maß-Index<br />
Um herauszufinden, ob jemand über- oder untergewichtig<br />
ist, eignet sich der sogenannte Body-Mass-Index (BMI).<br />
Er berechnet sich wie folgt:<br />
Körpergewicht in Kilogramm<br />
BMI =<br />
(Körpergröße in Metern)²<br />
Beispiel: Wer 1,70 Meter groß ist <strong>und</strong> 65 Kilogramm<br />
wiegt, rechnet: 65 : 1,70² = 22,5<br />
Ab wann besteht Über- oder Untergewicht?<br />
BMI bei Männern:<br />
unter 20: Untergewicht<br />
20 bis 25: Normalgewicht<br />
25 bis 30: leichtes bis mittleres Übergewicht<br />
30 bis 40: schweres Übergewicht<br />
über 40: massives Übergewicht<br />
BMI bei Frauen:<br />
unter 19: Untergewicht<br />
19 bis 24: Normalgewicht<br />
24 bis 30: leichtes bis mittleres Übergewicht<br />
30 bis 40: schweres Übergewicht<br />
über 40: massives Übergewicht<br />
Waist-to-Hip-Ratio – Apfel- oder Birnen-Typ<br />
Wer einen r<strong>und</strong>en Bauch hat, gehört zum Typ<br />
Apfel. Bei wem das Fett an Oberschenkeln, Gesäß<br />
<strong>und</strong> Bauch sitzt, der gehört zum Typ Birne. Möchten<br />
Sie wissen, zu welchem Typ Sie gehören? Dann<br />
teilen Sie Ihren Bauchumfang in der Taille durch<br />
Ihren Hüftumfang <strong>und</strong> ermitteln so Ihren<br />
Taille-Hüft-Quotienten. Ein Wert unter 0,8 spricht<br />
für eine Birnenform, ein Wert über 1,0 spricht eher<br />
für die Apfelform.<br />
Das Bauchfett ist besonders gefährlich <strong>und</strong> kann<br />
das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen <strong>und</strong><br />
einige Krebserkrankungen erhöhen. Daher sollte<br />
der Bauchumfang bei Frauen nicht über 88 Zentimetern,<br />
bei Männern nicht über 102 Zentimetern<br />
liegen.<br />
Ganz einfach berechnen können Sie sowohl BMI<br />
als auch Waist-to-Hip-Ratio auf www.tk.de (Webcode<br />
145238).<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 21
GUT ZU WISSEN!<br />
Tagesbedarfsrechner | Der<br />
Verbrauch von Kalorien ist<br />
individuell verschieden.<br />
Erst die Fettpölsterchen –<br />
nicht die verzehrten<br />
Kalorien – zeigen, ob<br />
jemand mehr isst, als er<br />
braucht. Ermitteln Sie<br />
Ihren persönlichen<br />
Kalorienverbrauch <strong>und</strong><br />
Ihren Bedarf an Nährstoffen,<br />
Vitaminen sowie<br />
Mineralstoffen <strong>und</strong><br />
Spurenelementen auf<br />
www.tk.de<br />
(Webcode 037886).<br />
22 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Große Mengen ja, aber vom Richtigen<br />
Bloß nicht hungern<br />
Eine Diät nach der anderen <strong>und</strong> doch wieder zu<br />
viel auf der Waage. Wer sich durch das Leben<br />
hungert <strong>und</strong> nur noch an Kalorien denkt, geht<br />
den falschen Weg. Jeder Verzicht führt unter<br />
anderem zu einem niedrigen Blutzuckerspiegel,<br />
der dem Gehirn Heißhunger signalisiert. Hungern<br />
reduziert außerdem den Gr<strong>und</strong>umsatz, das<br />
heißt, wie viel Energie der Körper in Ruhe verbraucht.<br />
Nach einer Diät können deshalb schon<br />
normale Mengen an Essen zu kalorienreich<br />
sein. Wie umgehen wir diesen Jo-Jo-Effekt?<br />
Tipp 1 | Steigen Sie auf Lebensmittel um, die<br />
einen normalen bis niedrigen Energiegehalt<br />
haben. Hier lohnt es sich, genauer hinzusehen.<br />
Als Gr<strong>und</strong>regel gilt: Je mehr Zucker <strong>und</strong> Fett in<br />
einem Nahrungsmittel enthalten sind, desto<br />
höher ist die Zahl der Kalorien. Selbst wer nur<br />
kleine Portionen dieser gehaltvollen Produkte<br />
zu sich nimmt, isst mehr, als ihm guttut. Diät-<br />
oder Lightprodukte sind nicht zu empfehlen. Sie<br />
täuschen oft einen niedrigeren Fettgehalt nur vor.<br />
Tipp 2 | Experten empfehlen heute, so viel zu<br />
essen, bis sich der Hunger legt. Dabei sind aber<br />
Nahrungsmittel zu bevorzugen, die ballaststoffreich<br />
<strong>und</strong> kalorienarm sind. Der asketische<br />
Diät-Teller mit einem Spargel <strong>und</strong> einer Kartoffel<br />
ist out. Essen Sie einfach eine große Menge<br />
Gemüse. Das macht satt, ohne das Kalorienkonto<br />
zu belasten. Essen Sie dabei langsam,<br />
denn die Information „satt“ kommt erst nach<br />
zehn bis 20 Minuten im Gehirn an.<br />
<br />
<br />
Rat <strong>und</strong> Hilfe bei Essstörungen | Unter<br />
www.bzga-essstoerungen.de bietet die<br />
B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung<br />
umfangreiche Informationen r<strong>und</strong><br />
um das Thema Essstörungen für Betroffene<br />
<strong>und</strong> ihre Angehörigen. Speziell für Jugendliche<br />
bis 20 Jahre gibt es dort auch einen<br />
„Bodycheck“ . Hier können sie ihr Essverhalten<br />
testen. Sie erfahren, wann der kritische<br />
Blick auf die Pf<strong>und</strong>e normal ist <strong>und</strong><br />
woran man eine Essstörung erkennt.<br />
Den eigenen Energieverbrauch kennen<br />
Wer sein Gewicht halten will, darf nur so viel<br />
essen, wie er am Tag verbraucht. Das hört sich<br />
logisch an, ist aber ein bisschen komplizierter.<br />
Zwei Faktoren entscheiden gleichzeitig, welche<br />
Kalorienzahl wir pro Tag benötigen:<br />
Der Gr<strong>und</strong>umsatz wird von individuellen<br />
Körperfaktoren wie Größe, Alter <strong>und</strong><br />
Geschlecht beeinflusst. Kleine Frauen <strong>und</strong><br />
alte <strong>Mensch</strong>en verbrauchen zum Beispiel<br />
weniger Energie als große Männer.<br />
Der Leistungsumsatz hängt von den Kalorien<br />
ab, die wir durch körperliche Tätigkeiten verbrauchen.<br />
Wird am Samstag zum Beispiel<br />
das Auto gewaschen <strong>und</strong> der Großeinkauf<br />
getätigt, dann verbrennt der Körper mehr<br />
Energie als in der Woche am Schreibtisch.
Stimmt's oder stimmt's nicht?<br />
„Dinner cancelling“: jung <strong>und</strong> schlank<br />
ohne Abendbrot?<br />
Mühelos abnehmen <strong>und</strong> gleichzeitig jung<br />
bleiben – wer nach 18 Uhr die Kalorien<br />
reduziert oder sogar auf das Essen verzichtet,<br />
dem werden verlockende Ziele in Aussicht<br />
gestellt. Verfechter dieser Anti-Aging-Theorie<br />
preisen deren Vorzüge mit scheinbar wissenschaftlichen<br />
Erklärungen: Das abendliche<br />
Fasten soll die Produktion bestimmter Hormone<br />
wie des fettabbauenden <strong>und</strong> straffenden<br />
Somatotropins anregen. Diese Hormone<br />
stehen in dem Ruf, das Älterwerden aufzuhalten.<br />
Aber dieser Jungbrunnen ist fragwürdig.<br />
Denn nach Einschätzung der Deutschen<br />
Gesellschaft für Ernährung gibt es über den<br />
Nutzen der abendlichen Askese insgesamt<br />
zu wenige aussagekräftige Studien, die<br />
außerdem noch widersprüchlich sind. Aber<br />
wer nachts gut schlafen will, der sollte trotzdem<br />
auf ein ausgedehntes Abendessen mit<br />
schwer verdaulicher Kost verzichten. Eine<br />
leichte Mahlzeit bis spätestens 21 Uhr ist<br />
optimal.<br />
Leben Vegetarier länger?<br />
Bloß auf Fleisch verzichten <strong>und</strong> schon verlängern<br />
wir unser Leben. Das hört sich gut<br />
an, aber so einfach ist es nicht. Denn hinter<br />
dem plakativen Begriff „Vegetarier“ verbergen<br />
sich sehr unterschiedliche Arten, sich<br />
zu ernähren. Die längste Studie zur vegetarischen<br />
Ernährung wurde vom Deutschen<br />
Krebsforschungszentrum in Heidelberg<br />
durchgeführt. Die Forscher unterschieden<br />
zwischen drei Gruppen:<br />
<br />
<br />
<br />
Veganer: Sie verzichten auf Fleisch <strong>und</strong><br />
alle tierischen Produkte wie Eier, Milch<br />
<strong>und</strong> Käse.<br />
Ovo-Lakto-Vegetarier: Hier wird nur das<br />
Fleisch weggelassen.<br />
Moderne Vegetarier: Sie essen nur selten<br />
Fleisch <strong>und</strong> Fisch.<br />
Ergebnis: Vegetarier leben länger, aber<br />
auch, weil sie sich allgemein ges<strong>und</strong>heitsbewusster<br />
verhalten. Sie verzichten häufig<br />
auf Genussgifte wie Alkohol oder Nikotin<br />
<strong>und</strong> bewegen sich regelmäßig. Kein W<strong>und</strong>er<br />
also, dass die „modernen Vegetarier“<br />
am besten abschneiden.<br />
Schärfen Möhren die Sehkraft?<br />
Keine Frage, Möhren sind ges<strong>und</strong>. Sie enthalten<br />
jede Menge Ballaststoffe, die den<br />
Darm anregen, <strong>und</strong> auch eine große Portion<br />
Beta-Carotin, das der Körper in Vitamin A<br />
umwandelt. Und hier beginnt der Irrtum:<br />
Vitamin A stärkt zwar das Auge, aber die<br />
Brille ersetzt es nicht. Fehlt dieses fettlösliche<br />
Vitamin, kommt es „nur“ zu Nachtblindheit<br />
<strong>und</strong> trockener Bindehaut. Wer keine<br />
Brille möchte, der sollte unter anderem am<br />
Bildschirm auf einen guten Umgang mit<br />
seinen Augen achten. Mehr dazu lesen Sie<br />
auch auf www.tk.de (Webcode 038842).<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 23
Natürlich ges<strong>und</strong> werden<br />
Heute vertrauen immer mehr <strong>Mensch</strong>en darauf, durch <strong>Natur</strong>heilverfahren<br />
ges<strong>und</strong> zu werden. Sie möchten ihre Ges<strong>und</strong>heit aktiv mitgestalten <strong>und</strong><br />
suchen nach neuen Wegen.<br />
24 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>
<strong>Natur</strong>heilverfahren stärken unter anderem die<br />
inneren Selbstheilungskräfte. Die Krankheit<br />
bessert sich oder heilt aus, wenn das körperliche<br />
<strong>und</strong> emotionale Gleichgewicht wiederhergestellt<br />
ist. In diesem Kapitel erfahren Sie, welche<br />
Methoden der <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e es gibt <strong>und</strong> was<br />
Sie bei der Auswahl beachten sollten.<br />
Heilen hat Tradition<br />
Nicht immer gab es so viele medizinische<br />
Möglichkeiten wie heute. In Zeiten, als es<br />
modernde Medikamente wie Antibiotika noch<br />
nicht gab, gehörten Wickel, Tees <strong>und</strong> pflanzliche<br />
Salben zu jeder ärztlichen Behandlung. Sie<br />
waren das therapeutische Werkzeug eines<br />
normalen Arztes <strong>und</strong> keine „Alternativmedizin“ .<br />
Erst vor r<strong>und</strong> 150 Jahren hat sich die klassische<br />
Medizin von den <strong>Natur</strong>heilverfahren getrennt.<br />
Der Gr<strong>und</strong>: Revolutionäre wissenschaftliche<br />
Entdeckungen veränderten die Medizin in<br />
eine Richtung, die heute als „Schulmedizin“<br />
bezeichnet wird. Die Forschung brachte neue<br />
Technologien wie das Mikroskop auf den Markt<br />
<strong>und</strong> half, biochemische Vorgänge zu entschlüsseln<br />
– zum Beispiel, um vielfältige neue<br />
Medikamente künstlich herzustellen. Der kritische<br />
Blick auf das Heilen mit natürlichen<br />
Methoden gehörte ab dann zum guten Ton<br />
der naturwissenschaftlich denkenden Ärzte.<br />
Hand in Hand<br />
Krankheiten galten früher als „Prüfung<br />
Gottes“ <strong>und</strong> hatten deshalb für die <strong>Mensch</strong>en<br />
einen Sinn – nicht aber in der modernen<br />
naturwissenschaftlichen Medizin. Dort sind<br />
Krankheiten eine sinnlose Störung, die beseitigt<br />
werden muss. Natürlich war es ein großes<br />
Glück, als Antibiotika <strong>und</strong> andere hochwirksame<br />
Medikamente entdeckt wurden. Trotzdem sah<br />
man auch damals diesen medizinischen<br />
Fortschritt nicht nur positiv: Pfarrer Sebastian<br />
Kneipp, Vincenz Prießnitz, Xaver Mayer <strong>und</strong><br />
viele andere Heilk<strong>und</strong>ige setzten sich energisch<br />
für die natürlichen Methoden ein. Das<br />
stärkte die <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e, aber sie blieb<br />
lange im Schatten der „Schulmedizin“ .<br />
Heute zählen <strong>Natur</strong>heilverfahren in Deutschland<br />
wieder zu den anerkannten ärztlichen Fachgebieten.<br />
Es gibt sogar eine offizielle Zusatzbezeichnung,<br />
den Arzt für <strong>Natur</strong>heilverfahren.<br />
Nachgewiesen ist zum Beispiel, dass eine<br />
ergänzende Akupunktur bei Rückenschmerzen<br />
oder Knieverschleiß hilft <strong>und</strong> dass Massage<br />
bei krankhaften Ängsten zusätzlich beruhigt<br />
<strong>und</strong> entspannt. Aus der streng abgegrenzten<br />
„Alternativmedizin“ hat sich heute mehr <strong>und</strong><br />
mehr eine ergänzende „Komplementärmedizin“<br />
entwickelt, die gleichzeitig eingesetzt wird. Und<br />
das entspricht den Bedürfnissen der meisten<br />
<strong>Mensch</strong>en: Über zwei Drittel der Bevölkerung<br />
wünschen sich, dass <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />
Schulmedizin zukünftig Hand in Hand arbeiten.<br />
So kann die konventionelle Medizin die<br />
Krankheit behandeln, während gleichzeitig<br />
die <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e die Selbstheilungskräfte<br />
anregt <strong>und</strong> die „ges<strong>und</strong>en Anteile“ des<br />
<strong>Mensch</strong>en weiter kräftigt.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 25
GUT ZU WISSEN!<br />
In Kombination |<br />
<strong>Natur</strong>heilverfahren lassen<br />
sich sehr gut kombinieren.<br />
Wer homöopathisch<br />
behandelt wird, kann zum<br />
Beispiel zusätzlich noch<br />
zur Neuraltherapie gehen<br />
oder Kneippsche<br />
Wechselgüsse machen.<br />
26 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Den richtigen Weg fi nden<br />
Viele <strong>Mensch</strong>en engagieren sich für die eigene<br />
Ges<strong>und</strong>heit, treiben Sport oder stärken sich<br />
mit pflanzlichen Präparaten. Schon der Blick in<br />
die Regale eines Drogeriemarkts oder einer<br />
Apotheke zeigt, wie sehr wir alle auf ein langes,<br />
ges<strong>und</strong>es Leben hoffen <strong>und</strong> dafür alles<br />
Mögliche ausprobieren. Diese Sehnsucht<br />
macht anfällig für verlockende Werbeangebote<br />
<strong>und</strong> gut klingende Heilsversprechen. Die<br />
<strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e findet sich deshalb nicht nur<br />
im heilenden Bereich, sondern hat ihren festen<br />
Platz auch als Wellness- <strong>und</strong> Lifestyleangebot,<br />
„ganz natürlich“ eben.<br />
Diese scheinbar „sanfte, natürliche Medizin“<br />
legt es nahe, dass sie jeder selbst anwenden<br />
kann. Aloe-vera-Creme für eine straffe Haut,<br />
ein Wadenwickel bei Fieber oder Arnika-Kügelchen<br />
als erste Hilfe bei kleineren Verletzungen –<br />
kein Problem. Wer sich auch bei anderen Krankheiten<br />
für <strong>Natur</strong>heilverfahren entscheidet, sollte<br />
die wichtigsten Methoden näher kennen. Nur<br />
so lässt sich einschätzen, welcher Weg am<br />
besten passt.<br />
Welche Methode ist die richtige für mich?<br />
Der Rücken schmerzt, dafür ist der Orthopäde<br />
zuständig, <strong>und</strong> Magenprobleme behandelt der<br />
Internist – in der klassischen Schulmedizin entscheidet<br />
die Krankheit, welche Fachrichtung<br />
oder auch welche Behandlung angesagt ist.<br />
Wer so nach dem geeigneten <strong>Natur</strong>heilverfahren<br />
sucht, ist auf dem falschen Weg. Homöopathie,<br />
Akupunktur, Osteopathie – natürliche<br />
Heilverfahren behandeln gr<strong>und</strong>sätzlich alle<br />
Krankheiten. Allerdings ist bei den meisten<br />
Methoden ein Nutzen nur für einzelne, ausgewählte<br />
Erkrankungen in wissenschaftlichen<br />
Studien nachgewiesen. Diese Studien sind<br />
gesetzlich vorgeschrieben, zur persönlichen<br />
Orientierung sind sie weniger geeignet.<br />
Das richtige <strong>Natur</strong>heilverfahren zu finden, ist<br />
eine sehr persönliche Entscheidung. Mit einer<br />
Spritzenangst ist die Akupunktur sicher der falsche<br />
Weg, möglicherweise hilft hier die sanfte<br />
Berührung einer osteopathischen Behandlung.<br />
Oder eine Fre<strong>und</strong>in empfiehlt ihren homöopathisch<br />
orientierten Hausarzt <strong>und</strong> ist voll des<br />
Lobes über sein Können. Aber Sie kommen<br />
mit ihm so gar nicht zurecht, weil „die Chemie<br />
nicht stimmt“ .
Kritisch prüfen | Wer <strong>Natur</strong>heilverfahren ausprobieren<br />
möchte oder bevorzugt, muss das<br />
meist aus eigener Tasche zahlen (siehe auch<br />
Seite 62). Angeboten wird viel, aber nicht alles<br />
ist seriös. Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit,<br />
die bei der Orientierung helfen könnten,<br />
fehlen häufig. Das hat einen praktischen<br />
Gr<strong>und</strong>: In der <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e wird jeder<br />
<strong>Mensch</strong> individuell behandelt. Selbst bei der<br />
gleichen Krankheit kann es sein, dass eine<br />
andere Therapie oder ein anderes Medikament<br />
sinnvoll ist.<br />
TK-LEISTUNG | Wahltarife <strong>und</strong><br />
Zusatzversicherungen<br />
Möchten Sie Ihren Krankenversicherungsschutz<br />
erweitern – zum Beispiel beim Thema<br />
<strong>Natur</strong>heilverfahren? Die TK bietet ihren<br />
Versicherten verschiedene Zusatzversicherungen<br />
in Kooperation mit der Envivas<br />
Krankenversicherung AG sowie mehrere<br />
Wahltarife an. Interesse? Dann geben Sie auf<br />
www.tk.de den Webcode 4615 ein oder rufen<br />
Sie das TK-ServiceTeam an unter Tel.<br />
0800 - 285 85 85 (24 St<strong>und</strong>en täglich an<br />
365 Tagen im Jahr, b<strong>und</strong>esweit gebührenfrei).<br />
Um wissenschaftlich korrekt bewerten zu können,<br />
wären deshalb deutlich mehr „Fälle“<br />
erforderlich als in der klassischen Schulmedizin.<br />
Das ist sehr aufwendig <strong>und</strong> oft zu teuer.<br />
Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte die<br />
wichtigsten Regeln einer seriösen Behandlung<br />
beachten. Hier lohnt es sich, kritisch hinzusehen:<br />
Wenn ohne genaue Diagnose oder ärztliche<br />
Begleitung behandelt wird. Im Zweifel ist es<br />
besser, vorher zum Arzt zu gehen <strong>und</strong> die<br />
medizinische Diagnose dann selbst mitzubringen.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wenn der Therapeut zu Beginn nicht nach<br />
vorhandenen Krankheiten fragt, bei denen<br />
womöglich die Methode oder das Medikament<br />
nicht eingesetzt werden darf.<br />
Bei fragwürdigen Versprechen wie „Das<br />
W<strong>und</strong>ermittel“ oder „Heilung in 28 Tagen“ –<br />
diese Anbieter nutzen häufig die hoffnungslose<br />
Situation der Betroffenen aus, besonders<br />
bei Übergewicht, Krebs oder chronischen<br />
Schmerzen.<br />
Beim Kauf von Medikamenten im Internet.<br />
Hier gibt es zahlreiche unseriöse Angebote,<br />
sich „natürliche Präparate“ selbst zu besorgen.<br />
Die TK arbeitet mit einigen Versandapotheken<br />
in Deutschland <strong>und</strong> den Niederlanden<br />
zusammen. Bei diesen Apotheken handelt<br />
es sich mit Sicherheit um seriöse Anbieter.<br />
Achtung bei allen sogenannten „invasiven“<br />
<strong>Natur</strong>heilverfahren. Zum Beispiel: Eigenharntherapie,<br />
Eigenbluttherapie oder Kolonhydrotherapie.<br />
Hier wird massiv in die Funktionen<br />
des Körpers eingegriffen. Ein Nutzen ist bisher<br />
nicht wissenschaftlich nachgewiesen.<br />
Vorsicht ist geboten, wenn die Beschwerden<br />
trotz Behandlung anhalten oder sich verschlechtern.<br />
Es kommt leider immer noch zu<br />
oft vor, dass wichtige medizinische Maßnahmen<br />
verzögert werden, nur weil zu lange<br />
gewartet wird. Gehen Sie rechtzeitig zum Arzt.<br />
Wer sich an diese Regeln hält, kann sich vertrauensvoll<br />
für natürliche Heilverfahren entscheiden.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 27
GUT ZU WISSEN!<br />
Wie oft behandeln? |<br />
Ein erster Erfolg der Akupunktur<br />
kann sich nach<br />
ein bis zwei Sitzungen<br />
einstellen, der dann<br />
bei Bedarf durch einen<br />
weiteren Termin stabilisiert<br />
wird. Wer an einer<br />
chronischen Erkrankung<br />
leidet, muss öfter kommen.<br />
Experten sprechen<br />
bei r<strong>und</strong> acht Sitzungen<br />
von einem „Behandlungszyklus“<br />
, der dann mit<br />
Pausen wiederholt wird.<br />
Über 350 Akupunkturpunkte<br />
liegen auf den<br />
zwölf sogenannten Meridianen,<br />
den Leitbahnen,<br />
die unsere Lebensenergie<br />
durch den Körper<br />
transportieren.<br />
28 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Nadeln, die heilen ...<br />
… haben eine lange Tradition. In asiatischen<br />
Ländern wird die Akupunktur seit über 2.500<br />
Jahren eingesetzt. Von diesem Wissen können<br />
wir heute profitieren.<br />
Die Akupunktur<br />
Heute behandelt jeder zehnte niedergelassene<br />
Arzt mit Akupunktur, besonders aktiv sind Hausärzte<br />
<strong>und</strong> Orthopäden. Bei chronischen Schmerzen<br />
der Lendenwirbelsäule <strong>und</strong> chronischen<br />
Schmerzen durch Arthrose der Kniegelenke wird<br />
die Akupunktur sogar von den <strong>Krankenkasse</strong>n<br />
bezahlt. Begonnen hat diese Entwicklung erst<br />
in den 1970er Jahren mit einem regelrechten<br />
Akupunktur-Boom, der sich bis heute gehalten<br />
hat.<br />
Der Begriff „Akupunktur“ kommt aus dem<br />
Lateinischen von Acus = Nadel <strong>und</strong> pungere =<br />
stechen <strong>und</strong> beschreibt genau, was hier<br />
passiert. Um Krankheiten zu heilen,<br />
werden hauchdünne Nadeln,<br />
die nur ein Zehntel einer<br />
Stecknadel ausmachen,<br />
an bestimmten Körperstellen,<br />
den „Akupunkturpunkten“<br />
,<br />
eingestochen. Je<br />
nach Diagnose<br />
werden die Punkte<br />
gezielt ausgewählt<br />
<strong>und</strong> die Nadeln<br />
bleiben zwischen<br />
15 <strong>und</strong> 45 Minuten<br />
in ihrer Position. Für<br />
eine intensivere Wirkung<br />
kann es vorkommen,<br />
dass die Nadeln<br />
gedreht oder manuell nach<br />
oben oder unten bewegt werden.<br />
In manchen Fällen werden<br />
dazu auch schwache Stromimpulse auf<br />
die Nadeln gegeben – dies macht sich dann<br />
als Kribbeln bemerkbar.<br />
Einzige, aber seltene Ausnahme: die Dauerakupunktur,<br />
wie sie zum Beispiel zum Abnehmen<br />
angeboten wird. Hier bleiben die Nadeln<br />
oder Knöpfe für mehrere Tage stecken – der<br />
wissenschaftliche Beweis für einen positiven<br />
Diäteffekt steht aber noch aus.<br />
Es geht auch ohne Nadeln | Statt mit Nadeln<br />
können die Akupunkturpunkte auch anders<br />
stimuliert werden, die Idee bleibt dieselbe.<br />
Dazu wird Ultraschall, niedrig dosierte Laserstrahlung<br />
oder Strom (Elektroakupunktur) eingesetzt.<br />
Bei der Akupressur drücken die Finger<br />
mit einer speziellen Technik ausgewählte Akupunkturpunkte.<br />
Aus der Geburtshilfe ist vielen<br />
Frauen die Moxibustion bekannt. Liegt das Kind<br />
mit dem Kopf nach oben, setzen Hebammen<br />
die sogenannten „Moxa-Zigarren“ ein. Dabei<br />
werden Akupunkturpunkte an den Füßen<br />
erwärmt, damit sich anschließend das Kind<br />
von selbst in die richtige Position dreht. Die<br />
Moxibustion wird aber auch bei vielen anderen<br />
Erkrankungen eingesetzt – vor allem, wenn<br />
diese Krankheiten durch Kälte verursacht oder<br />
verschlechtert werden. So gelingt es, wieder<br />
Wärme <strong>und</strong> Energie in den Körper zu bringen.<br />
Für die hier beschriebenen Akupunkturmethoden<br />
dürfen die gesetzlichen <strong>Krankenkasse</strong>n<br />
keine Kosten übernehmen.<br />
Erstaunlich: Fernöstliche Massagetechniken<br />
<strong>und</strong> weit verbreitete Bewegungslehren wie<br />
das Yoga arbeiten auch mit Akupunkturpunkten.<br />
In der chinesischen Tuina-Massage <strong>und</strong><br />
der japanischen Shiatsu-Massage werden<br />
ausgewählte Akupunkturpunkte entlang der<br />
Meridiane mit speziellen Techniken bearbeitet.<br />
Die Bewegungsübungen Qi Gong <strong>und</strong> Tai Chi<br />
sollen ebenfalls den harmonischen Fluss der<br />
Lebensenergie anregen oder auch wieder<br />
herstellen.<br />
Sehr erfahrene Lehrer können deshalb bei<br />
Beschwerden auch gezielte Bewegungsübungen<br />
empfehlen. Dem indischen Yoga liegt zwar nicht<br />
das chinesische Meridiankonzept zugr<strong>und</strong>e –<br />
aber auch hier dienen spezielle Bewegungen<br />
<strong>und</strong> Körperhaltungen dazu, die Ges<strong>und</strong>heit<br />
energetisch zu aktivieren <strong>und</strong> zu verbessern.<br />
So können relativ einfache Übungen manche<br />
chronische Krankheit deutlich lindern.<br />
TK-LEISTUNG | Akupunktur<br />
Seit Anfang 2007 gehört die Akupunktur zum<br />
Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung.<br />
Wesentlich dazu beigetragen<br />
hat das „Modellvorhaben Akupunktur“ der<br />
TK. In viereinhalb Jahren nahmen über<br />
360.000 Patienten an der Studie teil. R<strong>und</strong><br />
13.000 Ärzte setzten weit über 20 Millionen<br />
Akupunkturnadeln. Das Projekt wurde über<br />
die gesamte Dauer wissenschaftlich begleitet.<br />
Das Ergebnis: Akupunktur wirkt, ist sicher<br />
<strong>und</strong> erhöht die Lebensqualität. Heute<br />
bekommen TK-Versicherte mit chronischen<br />
Schmerzen der Lendenwirbelsäule oder<br />
chronischen Knieschmerzen durch Arthrose<br />
Akupunktur bei Ärzten mit einer qualitativ<br />
hochwertigen Ausbildung direkt auf<br />
Ges<strong>und</strong>heitskarte. Bei Fragen wenden Sie<br />
sich direkt an Ihre TK-Geschäftsstelle oder<br />
an das TK-ServiceTeam unter Tel. 0800 -<br />
285 85 85 (24 St<strong>und</strong>en täglich an 365<br />
Tagen im Jahr, b<strong>und</strong>esweit gebührenfrei).
Wie funktioniert die Akupunktur?<br />
Das östliche Modell | Durch den Reiz der<br />
Nadeln an den Akupunkturpunkten wird der<br />
natürliche Fluss der Lebensenergie angeregt,<br />
die im Chinesischen als „Qi“ bezeichnet wird.<br />
Es löst sich gestaute, blockierte Energie. Aus<br />
Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin –<br />
TCM – gilt dieser Zustand als wichtige Voraussetzung<br />
dafür, dass wir ges<strong>und</strong> bleiben.<br />
Das westliche Modell | Die moderne Neurobiologie<br />
hat nachgewiesen, dass sich die<br />
Akupunktur auf unser Nervensystem positiv<br />
auswirkt. Sie regt zum Beispiel schmerz- <strong>und</strong><br />
entzündungshemmende Mechanismen an <strong>und</strong><br />
gibt das Signal, die Durchblutung zu fördern.<br />
Die Wissenschaftler konnten nach einer Akupunktursitzung<br />
mehr körpereigene sogenannte<br />
Endorphine nachweisen als vorher. Sie wirken<br />
stark schmerzlindernd <strong>und</strong> beruhigend.<br />
Mehr als ein Placeboeffekt<br />
Dem behandelnden Arzt vertrauen <strong>und</strong><br />
auf Genesung hoffen – diese emotionalen<br />
Faktoren spenden laut Placeboforschung<br />
enorm viel Kraft, um ges<strong>und</strong> zu werden.<br />
Sind sie für eine erfolgreiche Therapie<br />
verantwortlich oder wirken die <strong>Natur</strong>heilverfahren<br />
aus sich selbst?<br />
Das gut untersuchte Beispiel Akupunktur<br />
zeigt, wie schwer das zu beantworten ist:<br />
Vergleichende Tests mit echten Nadeln<br />
<strong>und</strong> nur scheinbar akupunktierenden Teleskopnadeln<br />
– sie klappen sich ein statt zu<br />
stechen – ergaben sehr unterschiedliche<br />
Ergebnisse. Geht es um Schmerzen,<br />
scheint die Akupunktur deutlich erfolgreicher<br />
zu sein als eine Placebobehandlung.<br />
Die Forscher vermuten, dass die Nadeln<br />
Prozesse in Gang setzen, die den<br />
Schmerz abschwächen.<br />
Anders sieht es dagegen bei Krankheiten<br />
aus, die stark von der psychischen Verfassung<br />
beeinflusst werden wie Schlafstörungen<br />
oder das Reizdarmsyndrom. Hier<br />
ist derzeit kein Unterschied nachweisbar,<br />
beides hilft gleichermaßen. Aber ein<br />
Erfolg ist es trotzdem. Laut Experten gilt<br />
der Placeboeffekt, also die positive<br />
Erwartung „Jetzt wird es besser“ , oder<br />
das mitfühlende Wort des behandelnden<br />
Therapeuten heute als wichtiger Wirkfaktor<br />
jeder medizinischen Behandlung.<br />
Sicher <strong>und</strong> (fast) schmerzlos | Erfolgt die<br />
Akupunktur fachgerecht, ist sie eine sichere<br />
Methode. Die Nadeln zu „setzen“ , tut je nach<br />
Körperregion <strong>und</strong> abhängig davon, wie schmerzempfindlich<br />
jemand ist, kaum bis gar nicht<br />
weh. Wer in diesem Moment oder später ein<br />
dumpfes, ausstrahlendes Ziehen, Kribbeln<br />
oder Wärme spürt, der erlebt, wie die Energie<br />
wieder fließen kann. Dieses sogenannte<br />
De-Qi-Gefühl ist ein gutes Zeichen: Die Nadel<br />
wirkt. Fühlt sich das Stechen eher wie ein<br />
heller, scharfer Schmerz an, kann ein Hautnerv<br />
irritiert sein. Die Position der Nadel sollte<br />
dann geändert werden. Kleine Blutergüsse,<br />
Muskelkater <strong>und</strong> ein leichter, vorübergehender<br />
Schwindel können eine normale Reaktion<br />
auf die Akupunktur sein.<br />
Wichtig | Um Kreislaufprobleme zu<br />
vermeiden, sollte die Akupunktur immer<br />
liegend in einer entspannten Position<br />
erfolgen – das heißt unter anderem: die<br />
Knie <strong>und</strong> den Nacken bei Bedarf mit<br />
einer Rolle unterstützen.<br />
Die Nadeln reizen die Selbstheilungskräfte.<br />
Diese Wirkung endet etwa 20 bis 30 Minuten<br />
nach deren Entfernen. Die Antwort des<br />
Organismus auf diesen Reiz dauert jedoch<br />
erheblich länger. Oft braucht es mehrere Tage,<br />
bis der Körper sein neues Gleichgewicht<br />
gef<strong>und</strong>en hat. Damit die Therapie optimal<br />
wirkt, ist es daher sinnvoll, noch eine halbe<br />
St<strong>und</strong>e zu ruhen, nachdem die Nadeln gezogen<br />
wurden.<br />
GUT ZU WISSEN!<br />
Das sollten Sie<br />
beachten |<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Am Anfang einer Akupunktur<br />
muss eine<br />
klare medizinische<br />
Diagnose stehen.<br />
Nur durch sterile<br />
Einmalnadeln bleibt<br />
die Akupunktur<br />
hygienisch sicher.<br />
Wer Hautprobleme<br />
hat, zum Beispiel bei<br />
Diabetes, sollte bei<br />
Akupunktur vorsichtig<br />
sein. Betroffene<br />
sollten sich vorher mit<br />
ihrem Arzt beraten.<br />
Bei Störungen der Blutgerinnung<br />
oder Einnahme<br />
von Medikamenten<br />
wie etwa<br />
Marcumar, welches<br />
das Blut verdünnt,<br />
sollte auf Akupunktur<br />
verzichtet werden. Wer<br />
ASS (Acetylsalicylsäure)<br />
einnimmt, sollte mit<br />
seinem Arzt besprechen,<br />
ob eine Akupunktur<br />
erfolgen kann.<br />
<strong>Mensch</strong>en mit Herzschrittmacher<br />
sollten<br />
keine Elektroakupunktur<br />
erhalten.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 29
TK-LEISTUNG |<br />
Neuraltherapie<br />
Die TK übernimmt die<br />
Kosten einer Neuraltherapie<br />
mit lokalem Betäubungsmittel,<br />
die sogenannte<br />
Quaddelbehandlung, bei<br />
einem Vertragsarzt bei entsprechender<br />
Diagnose. Das<br />
gängigste Anwendungsgebiet<br />
der Neuraltherapie<br />
sind Schmerzen des Bewegungsapparates<br />
– zum Beispiel<br />
der Wirbelsäule.<br />
Die Neuraltherapie<br />
Kleinere, teilweise nicht spürbare Entzündungen<br />
können den gesamten Organismus belasten.<br />
Die <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e sieht in diesen anhaltenden<br />
Irritationen sogenannte Störfelder, die den<br />
Körper Kraft kosten <strong>und</strong> verhindern, dass wir<br />
ges<strong>und</strong> werden. Die meisten Ursachen finden<br />
sich im Kopfbereich: entzündete oder tote<br />
Zähne, Entzündungen der Nasennebenhöhlen,<br />
Rachenmandeln oder ein permanent gereiztes<br />
Ohr. Hier hilft die Neuraltherapie nach Huneke,<br />
das Störfeld durch eine gezielte lokale Betäubung<br />
auszuschalten.<br />
Gut gegen Schmerzen | Wird das Betäubungsmittel<br />
direkt unter die Haut gespritzt, nennt<br />
sich diese Technik „Quaddeln“ . Erfahrene<br />
Schmerztherapeuten oder Rheumatologen<br />
betäuben auch in tieferen Regionen, im Bereich<br />
der Nervenwurzeln oder wenn Muskeln verhärtet<br />
sind. Bei entsprechender Qualifikation<br />
sind Komplikationen sehr selten. Wissenschaftliche<br />
Studien konnten zeigen, dass die<br />
Neuraltherapie bei chronischem Schmerz<br />
besonders wirksam ist: Über die Hälfte der<br />
Behandelten konnten anschließend ihre Schmerzmittel<br />
reduzieren oder sogar weglassen.<br />
Mithilfe der Neuraltherapie können zum Beispiel<br />
auch schmerzende <strong>und</strong> überempfindliche<br />
Narben entstört werden. In hausärztlichen oder<br />
orthopädischen Praxen wird das Betäubungsmittel<br />
dabei um die Narbe herum gespritzt,<br />
was im Nervensystem zu einer „Sendepause“<br />
führt. Dadurch hat der Organismus die Chance,<br />
sich zu erholen – auch wenn die Betäubung<br />
nachlässt.<br />
Die Segmenttheorie | Die Neuraltherapie<br />
beschreibt neben den Störfeldern noch ein<br />
zweites Phänomen, das in der klassischen<br />
Medizin anerkannt ist. Nach der „Segmenttheorie“<br />
sind die inneren Organe, Muskeln<br />
<strong>und</strong> Gelenke sowie die Haut miteinander verschaltet<br />
<strong>und</strong> reagieren gemeinsam. So kann<br />
zum Beispiel die rechte Schulter schmerzen,<br />
wenn eigentlich die Gallenblase Probleme<br />
macht. Dieses Wissen nutzt die Neuraltherapie<br />
<strong>und</strong> behandelt innere Organe, indem Hautquaddeln<br />
im zugehörigen Segment gesetzt werden,<br />
um einen „Heilreiz“ an das funktionsgestörte<br />
Organ zu senden. So werden die entsprechenden<br />
Segmente entlastet, also auch schmerzende<br />
Organe <strong>und</strong> verspannte Muskeln.<br />
Achtung | Neuraltherapie ist nicht<br />
geeignet bei<br />
Allergien gegen Lokalanästhetika wie<br />
zum Beispiel Procain – im Zweifel hilft<br />
ein Verträglichkeitstest. Fragen Sie<br />
Ihren Arzt.<br />
Blutgerinnungsstörungen<br />
sehr niedrigem Blutdruck
Pflanzen, die heilen …<br />
… gehörten immer schon zum Repertoire einer<br />
ärztlichen Behandlung. Heute sind sie als<br />
Extrakte, Kapseln, Tees <strong>und</strong> Globuli rezeptfrei<br />
in Apotheken oder Drogeriemärkten zu kaufen.<br />
Die Phytotherapie – Kräutermedizin<br />
In der Geschichte der <strong>Natur</strong>heilverfahren hat<br />
das Wissen über die Heilkraft von Pflanzen<br />
eine sehr alte Tradition. Praktiziert von traditionellen<br />
Heilern <strong>und</strong> in christlichen Klöstern<br />
stellte die Pflanzenheilk<strong>und</strong>e das wichtigste<br />
„Werkzeug“ der damaligen Medizin dar. Ein<br />
Wissensschatz, der auch heute noch aktuell ist:<br />
zum Beispiel die Kräutermedizin der Hildegard<br />
von Bingen, einer heilk<strong>und</strong>igen Nonne des<br />
Mittelalters. Als Äbtissin eines Frauenklosters<br />
sammelte <strong>und</strong> veröffentlichte sie mündlich überliefertes<br />
Wissen <strong>und</strong> ergänzte es durch eigene<br />
Beobachtungen. Ihre Kräutermedizin ist religiös<br />
geprägt <strong>und</strong> deshalb nicht mit der Pflanzenheilk<strong>und</strong>e<br />
des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts vergleichbar.<br />
Artischockendragées bei Verdauungsproblemen<br />
oder Thymiantropfen, wenn der Husten sich<br />
nicht lösen will – unsere moderne Sicht auf<br />
pflanzliche Präparate unterscheidet sich nur<br />
wenig von der Art, wie wir chemisch hergestellte<br />
Medikamente nutzen. Beide sollen die<br />
Krankheit möglichst unkompliziert lindern<br />
oder heilen. Wer aber langfristig ges<strong>und</strong> bleiben<br />
will, der sollte umdenken. Selbst die<br />
beste Phytotherapie kann nur wirken, wenn<br />
ges<strong>und</strong>heitlich schädigendes Verhalten<br />
erkannt <strong>und</strong> zum Positiven verändert wird.<br />
Die Phytotherapie verwendet Heilpflanzen<br />
oder ihre Bestandteile als Tees oder weiterverarbeitet<br />
in Form von pharmazeutischen<br />
„Kräutermedikamenten“ . Von Tropfen bis<br />
Zäpfchen sind die heilenden Pflanzen in den<br />
unterschiedlichsten Varianten erhältlich.<br />
Apothekenpflichtige pflanzliche Medikamente<br />
unterliegen heute einer ebenso strengen<br />
Arzneimittelkontrolle wie andere Medikamente<br />
auch. Ihre Wirksamkeit ist von allen <strong>Natur</strong>heilverfahren<br />
am besten untersucht <strong>und</strong> systematisch<br />
dokumentiert.<br />
Nur scheinbar harmlos |<br />
Wenn die Verdauung<br />
streikt, eine Erkältung droht<br />
oder es stressig wird – pflanzliche<br />
Medikamente sind schnell gekauft <strong>und</strong><br />
da liegt die Tücke der Phytotherapie. Die<br />
scheinbar so harmlosen<br />
„Pflänzchen“ verführen zu einem<br />
unkritischen Gebrauch, sind aber in<br />
Wirklichkeit ernstzunehmende Medikamente.<br />
Zum Beispiel Kapseln mit Eukalyptus: Sie<br />
befreien die Atemwege, können aber auch<br />
Magenprobleme verursachen.<br />
Erkältung – was tun Sie für sich? | Testen<br />
Sie auf www.tk.de (Webcode 109420),<br />
ob Sie wirksame Strategien in Ihrem<br />
Alltag einsetzen, um Erkältungen vorzubeugen<br />
beziehungsweise diese erfolgreich<br />
zu behandeln.<br />
GUT ZU WISSEN!<br />
Wohltuend | Wer immer<br />
wieder erkältet ist, kann<br />
dem Immunsystem zum<br />
Beispiel mit Thymiantee<br />
unter die Arme greifen.<br />
Thymian wirkt außerdem<br />
bei Bronchitis<br />
schleimlösend <strong>und</strong><br />
desinfizierend –<br />
als Dampfbad,<br />
Tee oder<br />
Badezusatz.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 31
32 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Bei der Phytotherapie beachten<br />
Wer pflanzliche Präparate verwendet, sollte<br />
einige Dinge bedenken:<br />
Fragen Sie beim Kauf von pflanzlichen<br />
Präparaten nach Wechselwirkungen mit<br />
Medikamenten, die Sie regelmäßig<br />
oder aktuell einnehmen.<br />
Geben Sie beim Arztbesuch auch die<br />
pflanzlichen Medikamente an, die Sie<br />
einnehmen. Dies kann sowohl für die<br />
Diagnose als auch für die Therapie<br />
wichtig sein. Der Arzt kann so berücksichtigen,<br />
ob es Wechselwirkungen<br />
zwischen den unterschiedlichen Medikamenten<br />
gibt oder ob andere Einflüsse<br />
auf den Körper beachtet werden müssen.<br />
Achten Sie auf die Qualität, denn Heilpflanzenpräparate<br />
können teilweise<br />
auch durch Pestizide <strong>und</strong> Schwermetalle<br />
verunreinigt sein. Vorsicht bei Internetkäufen.<br />
Sicher sind die Präparate aus<br />
Apotheken. Auch Supermärkte <strong>und</strong><br />
Drogerien bieten zunehmend Pflanzenpräparate<br />
an – diese enthalten jedoch<br />
oftmals eine zu geringe Menge des<br />
Wirkstoffs.<br />
Während der Schwangerschaft <strong>und</strong> in<br />
der Stillzeit sollten Heilpflanzenpräparate<br />
nur nach Rücksprache mit einem Arzt<br />
oder einer Hebamme eingenommen<br />
werden.<br />
Die Bachblütentherapie<br />
Um 1930 hat der britische Arzt Edward<br />
Bach die Therapie mit 38 heilenden Blütenessenzen<br />
entwickelt, die sogenannte<br />
Bachblütentherapie. Als Anhänger des<br />
berühmten Psychoanalytikers C. G. Jung<br />
nahm er an, dass die Heilung einer Krankheit<br />
auf seelischer Ebene beginnt. Den<br />
Impuls zum Ges<strong>und</strong>werden sollen seine<br />
Blütenessenzen geben, die jeweils einem<br />
der „38 disharmonischen Seelenzustände“<br />
zugeordnet sind.<br />
Ähnlich wie in der Homöopathie beruht<br />
die Wirkung der Bachblüten nicht auf<br />
konkreten Inhaltsstoffen, sondern auf<br />
energetischen Schwingungen. Um Blütenessenzen<br />
herzustellen, hat Bach Blüten<br />
<strong>und</strong> Pflanzen in Wasser oder Alkohol eingelegt<br />
<strong>und</strong> sie anschließend stark verdünnt.<br />
Seit den 1990er Jahren ist die Bachblütentherapie<br />
wieder in Mode gekommen.<br />
Für die Wirksamkeit dieses Verfahrens<br />
gibt es noch keine wissenschaftlichen<br />
Beweise.
Die Homöopathie<br />
Kleine weiße Kügelchen, Tabletten oder Tropfen<br />
– homöopathische Medikamente erfreuen<br />
sich steigender Beliebtheit. Über die Hälfte der<br />
Deutschen hat bereits ein solches Heilmittel<br />
probiert <strong>und</strong> 84 Prozent sind offen dafür. Weil<br />
sie meist gut verträglich ist, bevorzugen viele<br />
<strong>Mensch</strong>en die „Kügelchenmedizin“ . Besonders<br />
beliebt <strong>und</strong> anerkannt ist sie bei Hebammen,<br />
vielen Eltern <strong>und</strong> auch Kinderärzten.<br />
Aber es gibt auch kritische Stimmen. Viele Ärzte<br />
sehen selbst in einer erfolgreichen homöopathischen<br />
Therapie nicht mehr als einen Placeboeffekt.<br />
Ihr Argument: Wo kaum oder sogar<br />
überhaupt kein Wirkstoff nachweisbar ist, kann<br />
ja nichts wirken. Wissenschaftliche Studien<br />
helfen hier nicht weiter, denn die Testergebnisse<br />
fallen sehr verschieden aus. Wer zu homöopathischen<br />
Mitteln greift, ist sich dessen meist<br />
bewusst. Nach dem Motto „Wer heilt hat<br />
recht“ ist der fehlende Nachweis aber für die<br />
meisten <strong>Mensch</strong>en kein Problem – die positive<br />
Erfahrung überzeugt.<br />
<br />
<br />
<br />
Die Basis der homöopathischen Arznei:<br />
Milchzucker plus stark verdünnte Wirkstoffe<br />
In aller Ruhe | Für viele <strong>Mensch</strong>en ist es<br />
erstaunlich, wonach beim ersten Besuch<br />
gefragt wird: Was essen Sie besonders gerne?<br />
Wie schlafen Sie? Neigen Sie zu kalten Füßen?<br />
Eine klassische, homöopathische Behandlung<br />
beginnt immer mit einem ausführlichen<br />
Gespräch, der sogenannten Erstanamnese.<br />
Mit viel Zeit wird unter anderem erfragt, in<br />
welcher Lebenssituation sich der Kranke befindet<br />
<strong>und</strong> wie er sich fühlt. Erst mit diesem<br />
umfassenden Wissen sucht der behandelnde<br />
Homöopath ein passendes Mittel aus.<br />
Nicht immer das Gleiche<br />
Je nachdem, wer mit Homöopathie arbeitet,<br />
kann „das richtige Mittel zu finden“ etwas<br />
anderes bedeuten.<br />
Klassische Homöopathie – gesucht wird ein<br />
einziges sogenanntes Konstitutionsmittel,<br />
das zum ganzen <strong>Mensch</strong>en passt.<br />
Klinische Homöopathie – verwendet werden<br />
ein oder zwei Mittel, die zu dem jeweiligen<br />
Krankheitsbild passen.<br />
Komplexmittelhomöopathie – verordnet wird<br />
ein für die Erkrankung passendes sogenanntes<br />
Komplexmittel, das mehrere homöopathische<br />
Arzneien enthält.<br />
TK-LEISTUNG | Homöopathie<br />
für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
Keine Altersgruppe wird<br />
so häufi g homöopathisch<br />
behandelt wie Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche. Die TK übernimmt<br />
für ihre Versicherten<br />
die Kosten einer stationären<br />
homöopathischen Therapie<br />
im Kinderkrankenhaus<br />
St. Marien in Landshut.<br />
Einzelheiten erfahren Sie<br />
beim TK-ServiceTeam<br />
unter Tel. 0800 - 285 85 85<br />
(24 St<strong>und</strong>en täglich an<br />
365 Tagen im Jahr, b<strong>und</strong>esweit<br />
gebührenfrei).<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 33
34 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Homöopathie oder Schüßlersalze – ein Unterschied?<br />
Schüßlersalze sind homöopathisch<br />
aufbereitete Mineralsalze in Tablettenform.<br />
Sie arbeiten nach<br />
einem anderen Prinzip als<br />
die Homöopathie.<br />
Schüßlersalze | Vor r<strong>und</strong><br />
130 Jahren entwickelte<br />
der Arzt Dr. Wilhelm<br />
Schüßler die Therapie der<br />
„Zwölf Salze des Lebens“ .<br />
Die genaue Beobachtung des<br />
Gesichts, die sogenannte Antlitzdiagnose,<br />
soll zeigen, welche Salze<br />
dem Körper fehlen. Diese<br />
Schüßlersalze sind mineralstoffhaltige,homöopathische<br />
Mittel in einer niedrigen<br />
Potenz. Sie sollen<br />
entweder vorbeugend eingesetzt<br />
werden oder, um<br />
Krankheiten zu behandeln.<br />
Wie funktioniert die Homöopathie?<br />
Die Homöopathie sieht in Krankheiten eine<br />
„Verstimmung der Lebenskraft“ , die innere<br />
Balance ist gestört. Ähnlich wie bei anderen<br />
<strong>Natur</strong>heilverfahren aktiviert das richtige Mittel<br />
die körpereigenen Selbstheilungskräfte. Das<br />
passende homöopathische Mittel gibt dem<br />
Organismus körperlich <strong>und</strong> psychisch den entscheidenden<br />
Impuls, wieder in sein natürliches<br />
Gleichgewicht zurückzufinden. Aber das<br />
braucht Zeit <strong>und</strong> Geduld.<br />
Anfangs können sich dabei die Beschwerden<br />
zunächst verschlimmern, um dann aber abzuklingen.<br />
Kommen im Laufe der Therapie frühere<br />
Krankheiten wie etwa Pilzinfektionen oder Hautausschlag<br />
kurzfristig wieder, ist das kein Gr<strong>und</strong>,<br />
sich zu sorgen. Was aus Unkenntnis verunsichert,<br />
wertet die Homöopathie als gutes Zeichen –<br />
das homöopathische Mittel wirkt.<br />
Homöopathie | Vor r<strong>und</strong> 200 Jahren<br />
begründete der Arzt <strong>und</strong><br />
Apotheker Samuel Hahnemann<br />
die Lehre von der<br />
Homöopathie.<br />
Er beobachtete an sich<br />
selbst, dass sich<br />
Beschwerden nach dem<br />
Prinzip „Ähnliches heilt“<br />
gut behandeln lassen. Bei<br />
Übelkeit <strong>und</strong> Erbrechen kann<br />
zum Beispiel die Brechnuss (Nux<br />
vomica) als homöopathisches Mittel<br />
hilfreich sein. Während einer<br />
homöopathischen Behandlung<br />
sollten übrigens keine<br />
Schüßlersalze eingenommen<br />
werden, weil der<br />
behandelnde Arzt sonst<br />
nicht mehr unterscheiden<br />
kann, was wirkt.<br />
TK-LEISTUNG | Vertrag zur<br />
homöopathischen Versorgung<br />
Die TK hat mit der Managementgesellschaft<br />
des Deutschen Zentralvereins homöopathischer<br />
Ärzte (DZVhÄ) einen Vertrag<br />
geschlossen, um den Versicherten der TK<br />
homöopathische Leistungen direkt über die<br />
Ges<strong>und</strong>heitskarte anbieten zu können. An<br />
diesem Vertrag dürfen Ärzte teilnehmen,<br />
die ein Diplom des DZVhÄ oder eine vergleichbare<br />
Qualifi kation besitzen. Diese<br />
Ärzte können Sie als TK-Versicherte ohne<br />
Mehrkosten aufsuchen. Welche Leistungen<br />
dieses Angebot im Einzelnen umfasst <strong>und</strong><br />
welche Ärzte teilnehmen, erfahren Sie bei<br />
Ihrer TK-Geschäftsstelle oder auf www.tk.de<br />
(Webcode 5270).
Mehr oder weniger verdünnt | Die Homöopathie<br />
wird in der modernen Medizin kritisch<br />
gesehen, weil sich Samuel Hahnemanns Theorien<br />
(siehe Kasten links) wissenschaftlich nicht<br />
belegen lassen. Homöopathische Mittel werden<br />
in verschiedenen „Potenzen“ angeboten.<br />
Das heißt, sie sind unterschiedlich stark mit<br />
Wasser oder Alkohol verdünnt. Substanzen<br />
wie etwa Mineralien, die sich nicht auflösen<br />
lassen, werden alternativ mit Milchzucker verrieben.<br />
Mit jeder Stufe der „Potenzierung“<br />
wird das Mittel stärker verdünnt <strong>und</strong> dadurch<br />
in der Vorstellung der Vertreter der Homöopathie<br />
immer wirksamer – ein scheinbares Paradoxon,<br />
das die Homöopathie auszeichnet.<br />
Dabei wird allerdings ein wichtiger Aspekt<br />
übersehen: der Verarbeitungsprozess. Hahnemann<br />
ging davon aus, dass eine Krankheit<br />
durch eine Substanz geheilt werden kann, die<br />
bei Ges<strong>und</strong>en ähnliche Beschwerden erst auslöst.<br />
Nach dieser Theorie prüfte Hahnemann<br />
verschiedene Heilpflanzen <strong>und</strong> mineralische<br />
Substanzen. Außerdem stellte er sich die Frage,<br />
welche Krankheiten wohl durch hochgiftige<br />
Pflanzen geheilt werden können. Dafür mussten<br />
die einzelnen Stoffe allerdings stark verdünnt<br />
werden, um Vergiftungen zu vermeiden.<br />
Um eine Verdünnung herzustellen, unterzog<br />
Hahnemann die Substanzen einem sehr intensiven<br />
Verarbeitungsprozess. Dabei beobachtete<br />
er, dass die giftige Wirkung abnahm, die<br />
heilende Wirkung jedoch nach seiner Vorstellung<br />
mit jedem Schritt deutlich stärker wurde –<br />
daher der Begriff „Potenzierung“ . In späteren<br />
Versuchen setzte er dann nur noch die verdünnte<br />
Form ein.<br />
TK-LEISTUNG | Alternative Medikamente<br />
Die TK erstattet ihren Versicherten die<br />
Kosten für nicht verschreibungspfl ichtige,<br />
aber apothekenpfl ichtige Arzneimittel der<br />
Homöopathie, Phytotherapie <strong>und</strong> Anthroposophie,<br />
wenn diese ein Arzt auf einem<br />
Privatrezept oder einem grünen Rezept<br />
verordnet. Pro Versichertem ab dem Alter<br />
von zwölf Jahren übernimmt die TK bis zu<br />
100 Euro pro Kalenderjahr. Kinder bis einen<br />
Tag vor dem zwölften Geburtstag erhalten<br />
die alternativen Arzneimittel weiterhin wie<br />
gewohnt über die TK-Ges<strong>und</strong>heitskarte auf<br />
Kassenrezept.<br />
Die Therapie muss medizinisch geeignet<br />
sein, um eine Krankheit zu erkennen, zu<br />
heilen, ihr Fortschreiten zu verhüten oder<br />
die Beschwerden zu lindern. Weitere Einzelheiten<br />
erhalten Sie beim TK-Service-<br />
Team unter Tel. 0800 - 285 85 85 (24 St<strong>und</strong>en<br />
täglich an 365 Tagen im Jahr, b<strong>und</strong>esweit<br />
gebührenfrei). Oder lesen Sie mehr auf<br />
www.tk.de (Webcode 405182).<br />
Bei der Homöopathie beachten<br />
Wer sich für die Homöopathie entscheidet,<br />
sollte Folgendes wissen:<br />
Die homöopathische Therapie von akuten<br />
<strong>und</strong> chronischen Krankheiten gehört in die<br />
Hände eines erfahrenen Arztes, der speziell<br />
in Homöopathie ausgebildet ist.<br />
Wer sich selbst oder seine Kinder mit<br />
homöopathischen Mitteln behandelt, sollte<br />
die Grenzen dieses <strong>Natur</strong>heilverfahrens<br />
kennen <strong>und</strong> im Zweifel immer einen Kinderarzt<br />
aufsuchen. Suchen Sie nach Kinderärzten<br />
mit Zusatzbezeichnung Homöopathie oder<br />
<strong>Natur</strong>heilverfahren.<br />
Eine ergänzende homöopathische Therapie<br />
kann fast immer hilfreich sein, auch bei<br />
schwerstkranken <strong>Mensch</strong>en.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 35
36 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Die Entdeckung der Langsamkeit –<br />
mit Zeit <strong>und</strong> Geduld ges<strong>und</strong> werden<br />
Streikt das Auto, muss es in die Werkstatt<br />
<strong>und</strong> schnell repariert werden. Ähnlich<br />
sollte eine medizinische Therapie<br />
funktionieren – so denken viele <strong>Mensch</strong>en<br />
<strong>und</strong> teilweise auch Ärzte. Für die<br />
schnelle Heilung ist dabei das wirksame<br />
Medikament oder die gelungene Operation<br />
zuständig, nicht der Patient.<br />
Wer sich für <strong>Natur</strong>heilverfahren entscheidet,<br />
muss, um ges<strong>und</strong> zu werden,<br />
Zeit <strong>und</strong> Geduld mitbringen. Homöopathische<br />
Globuli wirken zum Beispiel<br />
nicht automatisch nach einer halben<br />
St<strong>und</strong>e wie etwa ein starkes Schmerzmittel.<br />
Mehr als klassische Medikamente<br />
sind natürliche Therapien von Anfang an<br />
darauf angewiesen, dass der Patient<br />
„mithilft“ . Die beste Akupunktur hilft<br />
nicht, wenn jemand zum Beispiel heftig<br />
raucht. Hier muss umgedacht werden –<br />
<strong>und</strong> das braucht Zeit.<br />
Gerade bei Rückenschmerzen<br />
sind Massagen sehr hilfreich.<br />
Hände, die heilen …<br />
… vermitteln ein uraltes Wissen über die Kraft<br />
der Berührung. Heute gibt es vielfältigste<br />
Methoden, die eines gemeinsam haben: Sie<br />
nutzen jede Menge Fingerspitzengefühl.<br />
Die Massage<br />
Ursprünglich stammt das Wort Massage<br />
aus dem Arabischen von „massa“ , was<br />
so viel heißt wie „berühren, kneten“ .<br />
Intuitiv wissen wir, welche unglaubliche<br />
Kraft in diesem Berühren steckt: Fällt<br />
ein Kind hin, reiben die besorgten Eltern<br />
als Erstes die verletzte Stelle <strong>und</strong> trösten<br />
das Kind nur dadurch, dass sie es zugewandt<br />
berühren. Genau das passiert im<br />
Idealfall bei einer Massage, unterstützt von<br />
Erfahrung <strong>und</strong> einer professionellen Technik.<br />
Von der klassischen Rückenmassage bis zur<br />
Sportmassage unterscheiden sich die heute<br />
angebotenen Techniken sehr deutlich. Wem der<br />
Orthopäde Massage <strong>und</strong> Rotlicht verordnet,<br />
der erhält eine vollständig andere Therapie als<br />
zum Beispiel bei der Fußreflexzonenmassage.
Wie funktioniert die Massage?<br />
In der klassischen Massage, im Shiatsu, bei<br />
Ayurvedamassagen oder bei der Lymphdrainage<br />
wird die Haut durch Kneten, Reiben, Wringen,<br />
Klopfen, Streichen <strong>und</strong> Vibrieren intensiv bearbeitet.<br />
Das steigert die Durchblutung, entspannt<br />
die massierte Muskulatur <strong>und</strong> beruhigt<br />
das Nervensystem sehr direkt <strong>und</strong> unmittelbar.<br />
Diese positiven Effekte lassen sich wissenschaftlich<br />
nachweisen, zum Beispiel bei<br />
schmerzendem Rücken, Angstzuständen <strong>und</strong><br />
wenn die Verdauung streikt. Frauen, die vor<br />
ihrer Periode unter Beschwerden leiden (PMS-<br />
Syndrom), Fibromyalgiepatienten <strong>und</strong> ältere<br />
<strong>Mensch</strong>en – sie alle profitieren laut Studien<br />
von regelmäßigem Massieren. Auch für das<br />
Schröpfen <strong>und</strong> die Schröpfmassage liegen<br />
Studien vor, die eine Wirkung unter anderem<br />
bei Nackenschmerzen nachweisen.<br />
Anders sieht die Situation bei den sogenannten<br />
reflektorischen Massagetechniken aus wie<br />
zum Beispiel der Fußreflexzonenmassage. Hier<br />
ist das Ziel, über die Massage bestimmter<br />
Reflexzonen am Fuß die entsprechenden inneren<br />
Strukturen <strong>und</strong> Organe zu beeinflussen.<br />
Ob sie wirklich hilft, kann bisher nur jeder für<br />
sich selbst entscheiden.<br />
Wichtig | Nicht in jedem Fall ist eine<br />
Massage zu empfehlen.<br />
Keine Massage: bei Haut- <strong>und</strong> Venenentzündungen<br />
sowie Thrombosen<br />
Nur durch Therapeuten mit viel<br />
Erfahrung: während der Schwangerschaft<br />
<strong>und</strong> bei Krebserkrankungen<br />
Nach dem Einkauf: Baden Sie Ihre Füße <strong>und</strong> legen Sie einen Massageball ins<br />
Wasser. Rollen Sie ihn mit den Füßen hin <strong>und</strong> her, um die Reflexzonen zu aktivieren.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 37
GUT ZU WISSEN!<br />
Vielfältiges Angebot |<br />
Laut Deutscher Ärztekammer<br />
soll „Manuelle<br />
Medizin“ als Oberbegriff<br />
die chirotherapeutische<br />
Behandlung genauso wie<br />
die Osteopathie umfassen.<br />
In der Praxis wird<br />
allerdings unter dem Etikett<br />
„Manuelle Medizin“<br />
oft sehr viel <strong>und</strong> teilweise<br />
Unterschiedliches angeboten.<br />
Wer wissen will,<br />
wie behandelt wird, sollte<br />
deshalb vorher genau<br />
nachfragen <strong>und</strong> eigene<br />
Wünsche äußern.<br />
38 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Die Manuelle Medizin/Chirotherapie<br />
Verspannte Muskeln kennen die meisten<br />
<strong>Mensch</strong>en als lästiges Übel. Noch schlimmer<br />
fühlt sich ein „Hexenschuss“ oder ein „Schiefhals“<br />
an. Wenn die warme Badewanne oder<br />
mehr Ruhe nicht hilft, ist der Gang etwa zum<br />
Hausarzt angesagt – mit einer zusätzlichen<br />
Ausbildung in Manueller Medizin können sich<br />
Ärzte heute fortbilden.<br />
Manchmal hilft es schon, die betroffenen<br />
Zonen vorsichtig zu dehnen, um den Teufelskreis<br />
aus schmerzenden <strong>und</strong> dadurch immer<br />
stärker verspannten Muskeln zu durchbrechen.<br />
Wenn das nicht ausreicht – zum Beispiel,<br />
weil der Betroffene sich mit einem operierten<br />
Knie oder nach einem Sturz zu asymmetrisch<br />
bewegt – kann es helfen, auch die betroffenen<br />
Gelenke zu mobilisieren.<br />
Mit der Kraft der Hände<br />
Die Begriffe Manuelle Medizin <strong>und</strong> Chirotherapie<br />
stammen aus unterschiedlichen Sprachen<br />
(lateinisch: manus, griechisch: cheir = Hand),<br />
bedeuten aber beide dasselbe: Hier wird nur<br />
mit den Händen behandelt. Wie das geschieht,<br />
hängt immer davon ab, was angeboten wird.<br />
Was bei Hippokrates noch als „Knochensetzen“<br />
bekannt war, ist heute eine sehr weiterentwickelte<br />
<strong>und</strong> teilweise anerkannte Therapie,<br />
die unterschiedliche „Schulen“ hat. Gegen<br />
Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts begründeten zwei<br />
amerikanische Ärzte jeweils die Lehre der Chirotherapie<br />
(Daniel David Palmer) <strong>und</strong> die Lehre<br />
der Osteopathie (Andrew Taylor Still). Diese<br />
Trennung innerhalb der Manuellen Medizin<br />
blieb bis heute erhalten, auch wenn die Grenzen<br />
sich überschneiden.<br />
Eine Frage des Selbstverständnisses | Beide<br />
Methoden unterscheiden sich gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
darin, wie sie sich selbst verstehen. Chirotherapeuten<br />
helfen, indem sie blockierte Gelenke<br />
<strong>und</strong> Muskeln von außen lösen. Dazu gehört<br />
unter anderem auch das „Einrenken“ – ein an<br />
sich irreführender Begriff, da ja nichts „ausgerenkt“<br />
ist.<br />
Aus osteopathischer Sicht heilt sich der Körper<br />
selbst. Geeignete Handgriffe machen „nur“<br />
den Weg dafür frei. Diese Behandlung arbeitet<br />
immer ganzheitlich <strong>und</strong> dauert meist etwa<br />
eine St<strong>und</strong>e. Ein chirotherapeutischer Eingriff<br />
hingegen erfolgt auch mal in einer kurzen ärztlichen<br />
Sprechst<strong>und</strong>e – sozusagen als schnelle<br />
erste Hilfe.<br />
TK-LEISTUNG | Manuelle Medizin/<br />
Chirotherapie<br />
Viele Funktionsstörungen des Bewegungsapparates<br />
können mit der Manuellen Medizin<br />
– auch Chirotherapie genannt – behandelt<br />
werden. Schon Hippokrates kannte<br />
ähnliche Behandlungsansätze, um Störungen<br />
von Gelenken, Muskeln <strong>und</strong> Nerven zu<br />
Leibe zu rücken. Die TK übernimmt die<br />
Kosten für Manuelle Therapie, wenn diese<br />
von einem Arzt mit der Zusatzbezeichnung<br />
Chirotherapie erbracht wird.
Hier hilft die Manuelle Medizin<br />
Ärzte <strong>und</strong> Physiotherapeuten setzen die<br />
Manuelle Medizin oft bei Schmerzen <strong>und</strong><br />
Erkrankungen des Bewegungsapparates ein,<br />
zum Beispiel bei Nacken- <strong>und</strong> Rückenschmerzen<br />
<strong>und</strong> wenn unsere Statik aus dem Lot gekommen<br />
ist, wenn das Becken schief steht oder<br />
die Halswirbel verschoben sind. Gute Erfolge<br />
sind auch bei Babys zu beobachten, die nach<br />
der Geburt viel <strong>und</strong> lange weinen. Diese<br />
sogenannten Schreikinder leiden oft unbemerkt<br />
an einer durch die Geburt erworbenen<br />
Fehlstellung des Kopfes, dem KISS-Syndrom<br />
(Kopfgelenk-induzierte Symmetriestörung),<br />
oder auch an Bauchschmerzen, die auf<br />
Osteopathie gut ansprechen.<br />
Weniger bekannt ist, dass die Manuelle Medizin<br />
auch bei anderen Krankheiten wie zum<br />
Beispiel Tinnitus, Kopfschmerzen, Schwindel,<br />
Asthma oder Sehstörungen helfen kann. Die<br />
Erklärung: Sind die Gelenke nicht ausreichend<br />
beweglich oder einseitig verschoben <strong>und</strong> ist<br />
die Muskulatur dauerhaft verspannt, wirkt<br />
sich das auch auf andere Bereiche wie die<br />
inneren Organe aus. So fällt zum Beispiel das<br />
Luftholen schwer, wenn sich der Brustkorb<br />
rein mechanisch nicht öffnen kann.<br />
Tipp | Fühlen wir uns schwindelig <strong>und</strong><br />
sehen teilweise etwas verschwommen,<br />
kann es auch sein, dass der oberste<br />
Halswirbel blockiert ist. Eine chirotherapeutische<br />
oder osteopathische Therapie<br />
kann hier Klarheit bringen.<br />
Einseitige Tätigkeiten belasten das natürliche Gleichgewicht.<br />
Wie funktioniert die Chirotherapie?<br />
Nach der Manuellen Medizin entstehen<br />
Krankheiten, wenn Gelenke <strong>und</strong> Muskeln nicht<br />
mehr ihren eigentlichen anatomischen Bewegungsumfang<br />
nutzen können. Dies wird in<br />
der Chirotherapie als „Blockierung“ bezeichnet.<br />
Durch gezieltes Dehnen von verkürzten<br />
Muskeln – die sogenannte Weichteiltechnik –<br />
<strong>und</strong> das Bewegen blockierter Gelenke wird<br />
der natürliche Bewegungsspielraum wieder<br />
hergestellt. Zwei Methoden sind dabei hilfreich:<br />
Bei der „Manipulation“ wird das Gelenk<br />
mit einem schnellen, aber sanften Impuls<br />
wieder in die natürliche Lage gebracht. Die<br />
„Mobilisation“ dagegen löst Blockaden langsam<br />
<strong>und</strong> stückweise immer mehr auf.<br />
Sind die Gelenke wieder in ihrer Position <strong>und</strong><br />
deshalb beweglich, wird das umliegende<br />
Gewebe besser versorgt, der Druck auf<br />
benachbarte Nerven lässt nach <strong>und</strong> die<br />
Muskulatur kann sich entspannen. Der Effekt<br />
ist oft schon nach einer oder zwei Sitzungen<br />
verblüffend spürbar <strong>und</strong> kann, wenn nötig, durch<br />
andere <strong>Natur</strong>heilverfahren oder krankengymnastisches<br />
Training unterstützt werden.<br />
TK-LEISTUNG | Physikalische<br />
Therapie<br />
Krankengymnastik, Massagen<br />
sowie Wärme- <strong>und</strong><br />
Kälteanwendungen werden<br />
eingesetzt, um Krankheiten<br />
zu heilen <strong>und</strong> akute<br />
Beschwerden zu lindern.<br />
Ob bei Schmerzen der<br />
Gelenke oder der Wirbelsäule<br />
oder nach chirurgischen<br />
Eingriffen – hier<br />
kann die physikalische<br />
Therapie helfen, schneller<br />
ges<strong>und</strong> zu werden. Die TK<br />
übernimmt die Kosten für<br />
die drei hier genannten<br />
Behandlungen, soweit diese<br />
ärztlich verordnet <strong>und</strong><br />
von zugelassenen Therapeuten<br />
erbracht werden.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 39
GUT ZU WISSEN!<br />
Schmerzen vorbeugen |<br />
Es ist sinnvoll, nach<br />
unnötigen Belastungen<br />
der Wirbelsäule zu<br />
fahnden – zum Beispiel<br />
durch hohe oder schlecht<br />
passende Schuhe, zu<br />
langes Sitzen oder<br />
Übergewicht. Häufi g ist<br />
auch die Muskulatur nicht<br />
ausreichend trainiert. Dies<br />
überlastet Bänder <strong>und</strong><br />
Gelenke. Dadurch kommt<br />
es als Schutzreaktion zur<br />
Blockierung <strong>und</strong> somit<br />
zum Schmerz.<br />
Das heißt, die Muskulatur<br />
muss gekräftigt <strong>und</strong><br />
eventuell die Körperhaltung<br />
korrigiert werden – so<br />
können Betroffene<br />
erneuten Schmerzen <strong>und</strong><br />
Blockaden vorbeu gen.<br />
Ansonsten ist die<br />
Chirotherapie „reine<br />
Reparatur“ <strong>und</strong> kann<br />
auf Dauer nicht viel<br />
ausrichten.<br />
40 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Erfahrung vorausgesetzt | Die Manuelle<br />
Medizin gehört unbedingt in die Hände eines<br />
erfahrenen Arztes oder Therapeuten, besonders,<br />
wenn Impulse gesetzt werden – der<br />
Volksm<strong>und</strong> spricht von „Einrenken“ . Erst<br />
wenn andere Erkrankungen ausgeschlossen<br />
wurden, darf behandelt werden.<br />
Keine Manipulation bei:<br />
Bandscheibenvorfall oder<br />
Entzündungen<br />
Gerinnungsstörungen <strong>und</strong> Therapie mit<br />
blutverdünnenden Medikamenten<br />
(Antikoagulanzien). Achtung: erhöhtes<br />
Schlaganfallrisiko<br />
Fortgeschrittener Osteoporose oder<br />
Knochenmetastasen bei Krebs<br />
Anatomischen Besonderheiten<br />
Wie funktioniert die Osteopathie?<br />
Wer sich für die sanftere Methode der<br />
Manuellen Medizin – die Osteopathie – entscheidet,<br />
muss trotzdem damit rechnen, dass<br />
es auch mal heftiger zugeht <strong>und</strong> Impulse gesetzt<br />
werden, also „eingerenkt“ wird. Kein Gr<strong>und</strong>,<br />
verunsichert zu sein, denn die verschiedenen<br />
Techniken haben ihren Gr<strong>und</strong> in den teilweise<br />
sehr unterschiedlichen Methoden, mit denen<br />
die Osteopathie arbeitet – je nachdem, was<br />
der behandelnde Arzt oder Physiotherapeut<br />
gelernt hat:<br />
<br />
<br />
<br />
Parietale Osteopathie: arbeitet ähnlich wie<br />
die Chirotherapie mit Muskeln, Faszien <strong>und</strong><br />
Gelenken; parietal = seitlich, wandständig<br />
Viszerale Osteopathie: löst Blockaden der<br />
inneren Organe, zum Beispiel bei Magenschmerzen<br />
oder Verdauungsstörungen;<br />
viszeral = die Eingeweide betreffend<br />
Kraniosakraltherapie: harmonisiert rhythmisch<br />
fließende Energien des Zentralnervensystems<br />
(siehe rechts)<br />
Auch vorbeugend? | In den USA, Großbritannien<br />
<strong>und</strong> Frankreich gehört die osteopathische<br />
Behandlung, speziell die parietale<br />
Osteopathie, schon sehr viel länger als in<br />
Deutschland zu den anerkannten <strong>Natur</strong>heilverfahren<br />
<strong>und</strong> wird an den Universitäten –<br />
wie das Medizinstudium – als eigener Studiengang<br />
gelehrt. Nach einem Unfall, nach Operationen<br />
oder nach einer traumatischen Geburt<br />
wird die Osteopathie hier sogar vorbeugend<br />
eingesetzt, um den Körper – auch im übertragenen<br />
Sinne – wieder ins Lot zu bringen.<br />
Die Kraniosakraltherapie | Aus der Osteopathie<br />
entwickelte der Arzt William Garner<br />
Sutherland die Kraniosakraltherapie. Er entdeckte<br />
neben Atmung <strong>und</strong> Herzschlag einen<br />
weiteren Rhythmus des Körpers, das pulsierende<br />
Gehirnwasser. Dieses Pulsieren ist für<br />
den Kraniosakraltherapeuten außen am Kopf<br />
(lateinisch: cranium), im Gewebe <strong>und</strong> bis zum<br />
Kreuzbein (lateinisch: os sacrum) wie kleine<br />
Druckwellen spürbar. Mit kurzen sanften<br />
Bewegungen wird dieser natürliche Fluss wieder<br />
in Gang gebracht <strong>und</strong> der Körper findet ins<br />
Gleichgewicht zurück. Wissenschaftliche<br />
Beweise für diese Methode stehen noch aus.<br />
Doch gerade bei Babys, Kleinkindern <strong>und</strong> in<br />
der orthopädischen Behandlung setzt sich die<br />
Kraniosakraltherapie immer mehr durch.<br />
Nur selten ernste Folgen | Dass beim Lösen<br />
von Blockaden auch mal Tränen fließen oder<br />
Gefühle wach werden, ist nicht ungewöhnlich.<br />
Bei diesen Methoden gehört das körperliche<br />
<strong>und</strong> emotionale Empfinden unmittelbar zusammen.<br />
Leichte Nebenwirkungen wie Kribbeln oder<br />
ein vorübergehender Schwindel gelten als normal.<br />
Ernste Nebenwirkungen kommen nur bei<br />
der impulshaften Manipulation – dem „Einrenken“<br />
– vor <strong>und</strong> sind sehr selten. Werden die<br />
Halswirbel manipuliert oder mobilisiert, kann<br />
das in seltenen Fällen <strong>und</strong> bei Vorerkrankungen<br />
– zum Beispiel bei verkalkten Gefäßen –<br />
einen Schlaganfall auslösen. Hier müssen der<br />
Nutzen <strong>und</strong> ein möglicher Schaden individuell<br />
sorgfältig abgewogen werden. Sprechen Sie<br />
über mögliche Risiken im Vorfeld mit Ihrem<br />
Therapeuten.<br />
TK-LEISTUNG | Osteopathische Behandlung<br />
TK-Versicherte können sich auf ärztliche<br />
Veranlassung osteopathisch behandeln<br />
lassen, wenn die Therapie medizinisch<br />
geeignet ist, eine Krankheit zu erkennen, zu<br />
heilen, ihr Fortschreiten zu verhüten oder<br />
die Beschwerden zu lindern. Erfüllt der<br />
Osteopath bestimmte Qualitätskriterien,<br />
erstattet die TK 80 Prozent der Kosten für<br />
maximal sechs Sitzungen im Kalenderjahr,<br />
pro Sitzung jedoch nicht mehr als 60 Euro.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie beim<br />
TK-ServiceTeam unter Tel. 0800 - 285 85 85<br />
(24 St<strong>und</strong>en täglich an 365 Tagen im Jahr,<br />
b<strong>und</strong>esweit gebührenfrei) oder auf<br />
www.tk.de (Webcode 405096).
<strong>Natur</strong>, die heilt …<br />
… beruht auf den ursprünglichen, positiven<br />
Kräften unserer Umwelt. Mit Wasser, Wärme<br />
<strong>und</strong> Erde zu behandeln, ist im klassischen<br />
Sinne ein <strong>Natur</strong>heilverfahren.<br />
Die Hydrotherapie – mit Wasser heilen<br />
„Ich fühle mich so wohl wie ein Fisch im<br />
Wasser“ : Das nasse Element vermittelt<br />
Wohlbefinden. Ob in der Badewanne oder<br />
am Meer, ob jung oder alt – die meisten<br />
<strong>Mensch</strong>en können sich im Wasser besonders<br />
gut entspannen. Kein W<strong>und</strong>er, denn mit Wasser<br />
stillen wir den Durst, waschen wir uns<br />
<strong>und</strong> gießen wir die Pflanzen im Garten. Diese<br />
natürliche Kraftquelle nutzen Heilk<strong>und</strong>ige seit<br />
vielen tausend Jahren, um Krankheiten vorzubeugen<br />
<strong>und</strong> sie zu bekämpfen. Antike <strong>und</strong><br />
mittelalterliche Badehäuser sind sichtbare<br />
Zeichen dafür, wie sehr das Element Wasser<br />
immer schon geschätzt wurde. Und das gilt<br />
bis heute: Die Arbeit von Rehakliniken <strong>und</strong><br />
Kurbädern ist untrennbar mit der sogenannten<br />
Hydrotherapie verb<strong>und</strong>en.<br />
Sogar während der Wehen können sich viele Schwangere<br />
im warmen Wasser gut entspannen.<br />
GUT ZU WISSEN!<br />
Die „innere Anwendung“<br />
nicht vergessen | Unser<br />
Körper braucht ausreichend<br />
Flüssigkeit, um gut<br />
zu funktionieren. Trinken<br />
Sie täglich zwischen zwei<br />
<strong>und</strong> drei Liter Wasser,<br />
Kräutertee oder mit Wasser<br />
verdünnte Fruchtsäfte.<br />
Wer Herz- oder Nierenprobleme<br />
hat, sollte sich<br />
ärztlich beraten lassen,<br />
welche Flüssigkeitsmenge<br />
sinnvoll ist.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 41
Wieder aktuell – die<br />
Kneipp-Therapie |<br />
Ein Pfarrer, der Wasser<br />
predigte – das war<br />
Sebastian Kneipp<br />
(1821–1897). Der<br />
Legende nach hat er<br />
sich als junger Student<br />
mit kalten Donaubädern<br />
von einem lebensbedrohlichen<br />
Lungenleiden<br />
befreit. Danach begann<br />
er die heilende Kraft von<br />
Wasser – die Hydrotherapie<br />
– systematisch<br />
zu erforschen, von<br />
feuchten Wickeln bis<br />
zum Wassertreten. Die<br />
natürlichen Reaktionen<br />
des Körpers auf Wasser,<br />
Druck <strong>und</strong> Temperatur<br />
werden hier therapeutisch<br />
eingesetzt. Als<br />
erfahrener Seelsorger<br />
wusste Kneipp außerdem,<br />
wie wichtig ein<br />
geordnetes Leben ist,<br />
um ges<strong>und</strong> zu werden.<br />
Deshalb entwickelte er<br />
die stressreduzierende<br />
„Ordnungstherapie“ . Er<br />
empfahl unter anderem<br />
auch, sich ges<strong>und</strong> zu<br />
ernähren <strong>und</strong> sich ausreichend<br />
zu bewegen.<br />
42 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Hilfe bei vielen<br />
Beschwerden | Selbst<br />
mit Knieverschleiß oder<br />
Rückenproblemen lässt<br />
es sich im Bewegungsbad<br />
wieder<br />
schmerzfrei trainieren<br />
– das Körpergewicht<br />
wird vom<br />
Wasser getragen.<br />
Neurodermitis oder<br />
Schuppenflechte<br />
reagieren besonders<br />
gut auf Salzbäder<br />
kombiniert mit UVB-<br />
Bestrahlungen, die<br />
„Balneophototherapie“<br />
(siehe auch Seite 62). Teil- <strong>und</strong><br />
Ganzkörperbäder, Unterwassermassagen<br />
oder Güsse stimulieren den<br />
Körper auch nach schweren Krankheiten.<br />
Diese „Anwendungen“ erfordern keine aktive<br />
Mitarbeit <strong>und</strong> eignen sich deshalb besonders<br />
gut, das Ges<strong>und</strong>werden entspannt zu unterstützen.<br />
Hydrotherapie kann auch problemlos zu Hause<br />
erfolgen. Wechselwarmes Duschen oder ein<br />
Vollbad mit duftenden Kräutern – das ist wohltuend,<br />
stärkt gleichzeitig die körpereigene<br />
Abwehr <strong>und</strong> trainiert die Gefäße. Ist das häusliche<br />
Badezimmer nicht attraktiv genug, gibt<br />
es heute zahlreiche Alternativen: von Aqua-<br />
Jogging im Schwimmbad bis zu Whirlpools<br />
im Spa-Bereich eines Hotels.<br />
Wasser ist immer gut<br />
Wasser hilft in jeder Form, ges<strong>und</strong> zu werden:<br />
Zu Eis gefroren lindert das Kühlpaket die<br />
Schmerzen, feuchte Wickel senken das Fieber<br />
<strong>und</strong> Wasserdampf – zum Beispiel mit Euka-<br />
lyptus – befreit die Atemwege bei Erkältungen.<br />
Was dabei hilft, ist ein intensiver Reiz, auf den<br />
der ganze Organismus reagieren muss. Wird<br />
dieser positive Stress wiederholt, trainiert der<br />
Körper immer besser, sich selbst zu regulieren.<br />
Besonders wichtig ist diese Fähigkeit bei Krankheiten<br />
wie Bluthochdruck oder Schmerzen, bei<br />
denen sich Muskeln <strong>und</strong> Gefäße nicht mehr<br />
richtig entspannen können.<br />
Güsse | Es gibt eine Vielzahl verschiedener<br />
Güsse, die an unterschiedlichen Stellen des<br />
Körpers mal mit kaltem, mal mit warmem<br />
<strong>und</strong> stellenweise auch mit heißem Wasser<br />
erfolgen.<br />
Kalte oder wechselwarme Unterschenkelgüsse<br />
trainieren die Beingefäße <strong>und</strong> helfen deshalb<br />
bei Venenschwäche, senken den Blutdruck<br />
<strong>und</strong> wirken schlaffördernd. Zum Schluss sollte<br />
es immer ein kalter Guss sein. Das steigert den<br />
Trainingseffekt für die Gefäße. Wer Zeit hat,<br />
legt sich nach den Güssen ins Bett <strong>und</strong> ruht.<br />
Das Wasser wird nur mit der Hand abgestreift<br />
<strong>und</strong> nicht abgetrocknet. Kalte Armgüsse<br />
machen dagegen wach – besser als Kaffee.<br />
Und ein warmer bis heißer Nackenguss hilft<br />
gegen Verspannungen.<br />
Wickel <strong>und</strong> Auflagen | Kühle, feuchte Wickel entziehen<br />
dem Körper Wärme <strong>und</strong> helfen als Wadenwickel<br />
bei Fieber, Entzündungen oder einem<br />
geprellten Gelenk. Nach dem ersten Kälteschreck<br />
wird die innere Wärme an den Wickel abgegeben.<br />
Solange sich der Betroffene wohl fühlt, müssen<br />
die Tücher durch frische ersetzt werden, sobald<br />
sie warm werden. Wadenwickel zur Fiebersenkung<br />
helfen nur, wenn der Schüttelfrost vorbei ist<br />
<strong>und</strong> der <strong>Mensch</strong> schwitzt. In der Anstiegsphase<br />
des Fiebers sollen sie nicht angewendet werden.<br />
Bild: Lavendelwickel<br />
BU: Ein warmer Halswickel mit<br />
Lavendel beruhigt bei schmerzendem<br />
Hals.
Gr<strong>und</strong>sätzlich sind Wadenwickel besser als fiebersenkende<br />
Mittel wie zum Beispiel Paracetamol<br />
oder Acetylsalicylsäure. Untersuchungen zeigen,<br />
dass Medikamente zwar den Schmerz <strong>und</strong><br />
manches Unwohlsein bessern können, den<br />
Krankheitsprozess jedoch verlängern.<br />
Achtung | Ab 38 Grad Celsius Körpertemperatur<br />
spricht die Medizin von Fieber –<br />
einer ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wichtigen Reaktion<br />
unseres Körpers. Es ist notwendig, damit<br />
das Immunsystem auf Hochtouren laufen<br />
kann, wenn es gerade durch einen Infekt<br />
gefordert wird. Daher sollte Fieber erst<br />
gesenkt werden, wenn es über 39 Grad<br />
Celsius steigt <strong>und</strong> der Kreislauf dadurch<br />
zu sehr belastet ist. Kinder halten dabei<br />
deutlich mehr aus als etwa ein alter <strong>und</strong><br />
geschwächter <strong>Mensch</strong>.<br />
Bäder<br />
Teilbäder<br />
Sitzbad | Zehn Minuten in einer halbvollen<br />
Badewanne mit gerbstoffhaltigem Badesalz<br />
(Eichenrinde) oder Lavendel fördern die W<strong>und</strong>heilung<br />
– zum Beispiel bei entzündeten,<br />
juckenden Hautstellen im Genitalbereich –<br />
oder mildern den Windelausschlag von<br />
Kleinkindern.<br />
Ansteigendes Fußbad |<br />
Beginnend bei „Hauttemperatur“<br />
mit 32 Grad Celsius<br />
wird die Wassertemperatur<br />
alle fünf Minuten kontinuierlich<br />
bis auf 40 bis<br />
42 Grad Celsius erhöht.<br />
Die anfangs kühleren Temperaturen<br />
sind wichtig, damit<br />
sich die Gefäße nach <strong>und</strong> nach<br />
öffnen können. Diese ansteigenden<br />
Fußbäder sind leicht durchzuführen<br />
<strong>und</strong> sorgen für Wohlbefinden.<br />
Durch ein Fußbad werden auch die ableitenden<br />
Harnwege <strong>und</strong> der Unterbauch besser<br />
durchblutet. Sie helfen deshalb sogar bei einer<br />
beginnenden Blasenentzündung <strong>und</strong> bei<br />
Menstruationsbeschwerden.<br />
Auch bei Schlafstörungen sind Fußbäder wirksam<br />
– am besten direkt vor dem Zubettgehen.<br />
Hier sollten zwei bis fünf Tropfen Lavendelöl<br />
mit ins Wasser gegeben werden.<br />
Warme Wickel oder warme Auflagen bleiben länger<br />
am Körper: Sie müssen 30 bis 60 Minuten<br />
einwirken. Bei hartnäckigem Husten entkrampft<br />
ein warmer Brustwickel die Atemmuskulatur.<br />
Thymian oder Lavendel im Wasser oder auch ein<br />
Kartoffelwickel unterstützen, dass sich der<br />
Schleim lösen kann. Hierbei werden gekochte<br />
Kartoffeln in ein Leinentuch eingewickelt, darin<br />
zerdrückt <strong>und</strong> so mit dem Tuch auf die Brust<br />
gelegt. Als zweite Schicht folgt nach Kneipp<br />
immer ein trockenes Baumwolltuch <strong>und</strong> anschließend<br />
eine dritte Schicht aus Flanell oder Wolle.<br />
Ansteigendes Armbad | Erfolgt ähnlich wie<br />
das ansteigende Fußbad – beginnend auch<br />
zunächst mit Hauttemperatur ansteigend bis<br />
auf 40 bis 42 Grad Celsius. Das ansteigende<br />
Armbad wirkt allerdings stärker auf das Herz<br />
<strong>und</strong> senkt den Blutdruck.<br />
Vollbäder<br />
Kräuterzusätze <strong>und</strong> Badesalze<br />
machen das Baden<br />
zu einem entspannenden<br />
Vergnügen, das viele<br />
<strong>Mensch</strong>en genießen.<br />
Weniger bekannt sind<br />
die „Überwärmungsbäder“<br />
, die ab 38 Grad<br />
Celsius beginnen. Bis<br />
39,5 Grad Celsius regen<br />
sie das Immunsystem an<br />
<strong>und</strong> bremsen überschießende<br />
Immunreaktionen. Ein Effekt,<br />
der bei Erkrankungen des Abwehrsystems<br />
wie rheumatischen Schüben, Allergien<br />
oder Asthma in Kurbädern kontrolliert eingesetzt<br />
wird – aber nur, wenn das Herz-Kreislauf-<br />
System belastbar ist <strong>und</strong> keine Schwangerschaft<br />
vorliegt.<br />
Bei Überwärmungsbädern sollte immer eine<br />
zweite Person anwesend sein, falls es durch<br />
die hohen Temperaturen plötzlich zu Kreislaufbeschwerden<br />
kommt.<br />
TK-LEISTUNG | Ganzheitliche<br />
Therapie bei rheumatoider<br />
Arthritis<br />
Rheumatoide Arthritis ist<br />
eine chronische Erkrankung,<br />
die sich meist langsam,<br />
zum Teil schubweise<br />
entwickelt <strong>und</strong> bisher nicht<br />
heilbar ist. In Deutschland<br />
leiden r<strong>und</strong> 800.000 <strong>Mensch</strong>en<br />
an dieser Erkrankung.<br />
Die TK hat für Betroffene<br />
gemeinsam mit dem Immanuel<br />
Krankenhaus Berlin-<br />
Wannsee, einer Spezialklinik<br />
für Rheumaorthopädie,<br />
Rheumatologie <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e,<br />
ein besonderes<br />
Therapiekonzept entwickelt.<br />
Die Patienten werden dort<br />
sowohl mit schulmedizinischen<br />
als auch mit naturheilk<strong>und</strong>lichen<br />
Verfahren<br />
behandelt. Das Ziel ist es,<br />
die Aktivität der Krankheit<br />
zu vermindern <strong>und</strong> die<br />
Lebensqualität der Patienten<br />
zu verbessern.<br />
Erfahren Sie mehr auf<br />
www.tk.de (Webcode<br />
408582) oder beim<br />
TK-ServiceTeam unter<br />
Tel. 0800 - 285 85 85<br />
(24 St<strong>und</strong>en täglich an<br />
365 Tagen im Jahr, b<strong>und</strong>esweit<br />
gebührenfrei).<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 43
ZITAT<br />
Peter Schäfer –<br />
Therapeutische Fachleitung<br />
der Klinik für<br />
Rehabilitationsmedizin,<br />
Medizinische Hochschule<br />
Hannover | „Die<br />
Hydrotherapie hat eine<br />
große Wirkung auf das<br />
gesamte vegetative<br />
Nervensystem: Der gestresste<br />
Manager kommt<br />
dadurch besser zur Ruhe<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig werden<br />
<strong>Mensch</strong>en, die sich zum<br />
Beispiel wenig bewegen,<br />
aktiviert. Die Verfahren<br />
sind einfach <strong>und</strong> können<br />
sogar auf Reisen selbst<br />
durchgeführt werden.“<br />
44 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Wie funktioniert die Hydrotherapie?<br />
Wasser hat immer eine bestimmte Temperatur<br />
<strong>und</strong> ein eigenes Gewicht, das als „hydrostatischer<br />
Druck“ auf den Körper einwirkt. Sinneszellen<br />
der Haut wandeln diesen Reiz über<br />
Druck- <strong>und</strong> Thermosensoren in ein elektrisches<br />
Signal um, das an das zuständige Gehirnareal<br />
geleitet wird. Als Antwort erhält der Körper<br />
den Befehl, eine optimale Gegenreaktion einzuleiten:<br />
zittern, um Wärme zu produzieren,<br />
oder schwitzen, um die hohen Temperaturen<br />
zum Beispiel in der Sauna abzukühlen. Dazu<br />
verengen oder öffnen sich die Gefäße <strong>und</strong> entsprechende<br />
Hormone werden aktiviert. Der<br />
Wechsel aus Anspannung <strong>und</strong> Entspannung<br />
hat einen guten therapeutischen Effekt, zum<br />
Beispiel bei Bluthochdruck.<br />
Wer im Winter von draußen ins Warme kommt,<br />
kennt das: Gesicht <strong>und</strong> Hände beginnen zu<br />
„glühen“ , das heißt, sie sind stark durchblutet.<br />
Jeder kennt diesen Effekt, den die Hydrotherapie<br />
auch nutzt <strong>und</strong> der durch zusätzliche<br />
mechanische Reize wie bürsten oder den<br />
Druck eines Wasserstrahls noch verstärkt<br />
wird. Reaktive Hyperämie nennt sich das<br />
Phänomen, wenn der Körper eine stimulierte<br />
Hautzone anschließend maximal durchblutet.<br />
Mit dem zusätzlichen Blutstrom werden neue<br />
Nährstoffe angeschwemmt <strong>und</strong> Bakterien<br />
abtransportiert – zum Beispiel bei schadhaftem<br />
Knorpel eine gute Möglichkeit, die körpereigenen<br />
Nährstoffe dorthin zu schleusen, wo<br />
sie gebraucht werden.<br />
Wissenschaftliche Studien konnten außerdem<br />
nachweisen, dass nach circa acht bis zehn<br />
Wochen Hydrotherapie, zum Beispiel mit<br />
wechselwarmen Güssen am Morgen, die Zahl<br />
der abwehrstarken Immunzellen steigt. Hier ist<br />
Ausdauer gefragt, denn wer den Winter möglichst<br />
ges<strong>und</strong> genießen möchte, muss mit der<br />
„vorbeugenden Abhärtung“ rechtzeitig beginnen.<br />
Wichtig | Bei der Hydrotherapie sollten<br />
Sie Folgendes beachten:<br />
Vor <strong>und</strong> nach Wasseranwendungen<br />
sollte auf Genussmittel <strong>und</strong> schweres<br />
Essen verzichtet werden.<br />
Achten Sie immer auf die aktuelle<br />
Tagesform: Atmung, Puls <strong>und</strong> das eigene<br />
Gefühl sagen, wann es angenehm oder<br />
wann es genug ist.<br />
Schwere Krankheiten sowie entzündete<br />
oder gereizte Hautstellen sind ein Gr<strong>und</strong>,<br />
sich vorher ärztlich beraten zu lassen.
Die Wärmetherapie<br />
Warmes Wasser <strong>und</strong> Moorbäder entspannen<br />
schmerzende Muskeln. Zehn Minuten mit<br />
dem Kopf über einem heißen Dampfbad verbessern<br />
die Durchblutung der Atemwege <strong>und</strong><br />
lösen verkrampfte Bronchien. Kombiniert mit<br />
den richtigen Kräutern hilft diese Methode, auf<br />
natürliche Weise ges<strong>und</strong> zu werden.<br />
Dampfinhalation | Bei Erkältung unschlagbar:<br />
Inhalieren mit heißem Wasser <strong>und</strong> Salz löst<br />
die verstopfte Nase <strong>und</strong> befreit die Atemwege.<br />
Wer es verträgt, kann auch ätherische Öle<br />
oder pflanzliche Medikamente ins Wasser<br />
geben. Sie gelangen dadurch bis tief in die<br />
Bronchien <strong>und</strong> die Nasennebenhöhlen. Die<br />
warme Luft kann aber noch mehr: Bei Spannungskopfschmerzen<br />
kann ein Dampfbad<br />
sogar die Schmerzen lindern.<br />
Sauna | Der arabische Hammam, finnische<br />
Saunen oder die Schwitzhütten aus Mittelamerika:<br />
Das Saunieren hat Tradition. Die hohen<br />
Temperaturen fordern den ganzen Körper zu<br />
einer Reaktion heraus. Herz <strong>und</strong> Kreislauf,<br />
Abwehrsystem, Stoffwechsel – alle Funktionen<br />
müssen in der Sauna aktiv werden.<br />
Vor <strong>und</strong> nach der Sauna sollte unbedingt auf<br />
warme Füße geachtet werden. Am besten ist<br />
es, vorher ein warmes Fußbad zu nehmen <strong>und</strong><br />
sich nachher im Ruheraum mit Wolldecken zuzudecken.<br />
Warum? Wer mit kalten Füßen in die<br />
Sauna geht, hat in dem Moment keine gute<br />
Thermoregulation – der Kreislauf wird stärker<br />
belastet. Mit warmen Füßen lässt sich die Hitze<br />
dagegen viel besser aushalten <strong>und</strong> genießen.<br />
Achtung | Gut gemeinte Aufgüsse sollen<br />
den Saunaeffekt noch verstärken, aber sie<br />
haben einen entscheidenden Nachteil: Bei<br />
zu hoher Luftfeuchtigkeit verdunstet der<br />
Schweiß auf der Haut nicht mehr. Dieses<br />
automatische Kühlen brauchen wir, damit<br />
die Sauna besser vertragen wird. Besonders<br />
für Herzpatienten gilt: Sauna ja, aber<br />
besser ohne Aufgüsse.<br />
<strong>Mensch</strong>en mit Herzbeschwerden oder<br />
hohem Blutdruck sollten auch auf die<br />
Abkühlung im Tauchbad verzichten – dies<br />
belastet das Herz zu stark. Besser ist es,<br />
sich an der frischen Luft oder mit kalten<br />
Güssen abzukühlen. Betroffene mit Herz-<br />
Kreislauf-Problemen sollten sich immer<br />
zunächst mit ihrem Arzt beraten.<br />
Achtung auch bei der Wahl der Zusatzstoffe:<br />
Manche Düfte lösen Allergien aus. Bei Kindern<br />
sind Dampfbäder wegen der Verbrennungsgefahr<br />
nicht zu empfehlen. Hier ist es<br />
besser, zum Beispiel bei trockenem Husten,<br />
die Luftfeuchtigkeit des Raumes zu erhöhen.<br />
Hyperthermie – Hilfe bei Krebs?<br />
Ob intensive Wärme über 40 Grad<br />
Krebszellen zerstört, ist bisher noch nicht<br />
eindeutig zu beantworten. Mit dieser<br />
sogenannten Hyperthermie sollen Chemo-<br />
<strong>und</strong> Strahlentherapie besser wirken, belegt<br />
ist das aber nicht. Die Hyperthermie<br />
gehört deshalb laut Deutschem Krebsinformationsdienst<br />
nicht zu den Standardverfahren<br />
der Krebstherapie <strong>und</strong> wird<br />
nicht von den <strong>Krankenkasse</strong>n bezahlt.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 45
Selbstheilungskräfte aktivieren<br />
Selbst wenn wir uns ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> tatkräftig fühlen, arbeitet der Körper<br />
beständig daran, stabil zu bleiben. Verantwortlich dafür sind die inneren<br />
Selbstheilungskräfte.<br />
46 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>
Ges<strong>und</strong> zu sein ist nicht selbstverständlich. Im<br />
Laufe des Lebens können wir vorübergehend<br />
oder dauerhaft erkranken sowie Unfälle oder<br />
Schicksalsschläge erleiden. Trotzdem haben<br />
wir es in der Hand, wie wir mit diesen Herausforderungen<br />
umgehen <strong>und</strong> sie so gut wie<br />
möglich meistern. <strong>Natur</strong>heilverfahren helfen<br />
uns dabei, die eigenen Kräfte zu mobilisieren –<br />
vorbeugend <strong>und</strong> wenn wir erkrankt sind.<br />
Was sind<br />
Selbstheilungskräfte?<br />
Sie gleichen kleinere <strong>und</strong> größere Schäden<br />
schnell wieder aus: Jeder hat sich schon mal<br />
in den Finger geschnitten <strong>und</strong> dabei auf die<br />
Selbstheilungskräfte vertraut. Das heißt, die<br />
W<strong>und</strong>e hört auf zu bluten, weil die Blutplättchen<br />
– die Thrombozyten – <strong>und</strong> viele andere<br />
Faktoren das Blut gerinnen lassen. Fibrin sorgt<br />
als natürlicher Kleber im Blut dafür, dass sich<br />
die Haut wieder schließen kann. Ein W<strong>und</strong>er,<br />
was sich in unserem Inneren täglich <strong>und</strong> auf<br />
verschiedenste Weise abspielt.<br />
Sich selbst schützend vernichtet der Körper<br />
zum Beispiel seine eigenen Zellen, wenn diese<br />
krank, alt oder nutzlos werden. Fachleute<br />
sprechen vom sogenannten Apoptose-<br />
Programm. Wird diese Fähigkeit, sich selbst<br />
zu regulieren, überlastet, kippt das natürliche<br />
Gleichgewicht. Kurzfristiger Stress kann meist<br />
kompensiert werden. Wer jedoch dauerhaft<br />
angespannt ist <strong>und</strong> sich zusätzlich noch durch<br />
eine unges<strong>und</strong>e Lebensweise überfordert,<br />
wird irgendwann krank. Ein gutes Beispiel ist<br />
die Leber: Geschädigtes Gewebe erholt sich<br />
sehr gut, aber nur, solange die Leber nicht<br />
zusätzlich durch Gifte wie Alkohol belastet wird.<br />
Dann kommt es zu einer „Defektheilung“ ,<br />
das heißt, die Zellen bauen sich zu funktionslosem<br />
Bindegewebe um. Wissenschaftlich<br />
nachgewiesen ist, dass negativ denken,<br />
rauchen <strong>und</strong> viele weitere Faktoren die<br />
Selbstheilung blockieren.<br />
Innen <strong>und</strong> außen – gemeinsam stark<br />
Möglicherweise wird es zukünftig auch künstlich<br />
hergestellte Medikamente geben, die den<br />
Selbstheilungskräften unter die Arme greifen<br />
können. Forscher arbeiten schon daran. Wie<br />
sinnvoll jedoch solche Medikamente sind, bleibt<br />
mehr als fraglich. Aber es geht ja auch anders:<br />
Krankheiten lassen sich leichter überwinden,<br />
wenn die medizinische Therapie gleichzeitig<br />
unsere natürlichen Ressourcen stärkt. Neurobiologische<br />
<strong>und</strong> psychologische Erkenntnisse<br />
belegen, wie stark sich Körper <strong>und</strong> Seele<br />
gegenseitig beeinflussen. Diese Richtung heißt<br />
heute „Mind-Body-Medizin“ . Sie zeigt genauer<br />
als je zuvor, welche Rolle gezielte, positive<br />
Impulse von außen spielen. Sie bewirken unter<br />
anderem, dass der Körper sehr viele „Medikamente“<br />
, von schmerzstillenden Endorphinen<br />
bis zu entzündungshemmenden Aminosäuren<br />
<strong>und</strong> Abwehrzellen, selbst bereitstellt. Diese<br />
„innere Apotheke“ wird durch <strong>Natur</strong>heilverfahren<br />
<strong>und</strong> mentale Strategien „von außen“<br />
aktiviert – auch unterstützend bei einer medizinisch<br />
notwendigen Therapie.<br />
Wichtig | Die Macht der Gedanken ist nicht<br />
zu unterschätzen. Wer hoffnungslos oder<br />
deprimiert ist, hat einen höheren Stresslevel<br />
– wissenschaftliche Untersuchungen<br />
des Zentralinstituts für seelische Ges<strong>und</strong>heit<br />
belegen das. Nach einer Bypass-<br />
Operation erholten sich depressive<br />
Patienten deutlich schlechter, während<br />
das Gefühl, geliebt zu werden, nachweislich<br />
gesünder macht. Immer mehr<br />
Ärzte setzen heute den früher so negativ<br />
besetzten „Placeboeffekt“ (siehe auch<br />
Seite 29) bewusst ein: Indem sie ihren<br />
Patienten einfühlsam begegnen <strong>und</strong><br />
ihnen Mut machen, stärken sie gleichzeitig<br />
die Fähigkeit des Körpers, sich<br />
selbst zu heilen.<br />
ZITAT<br />
Wer seine Selbstheilungskräfte mobilisieren kann, hat gut lachen.<br />
Prof. Dr. med. Gustav<br />
Dobos – Lehrstuhl<br />
für <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e,<br />
Universität Essen |<br />
„Die Aktivierung von<br />
Selbstheilungskräften<br />
gilt auch heute im<br />
Zeitalter der modernen<br />
Medizin als entscheidender<br />
Heilungsfaktor.<br />
Besonders wichtig sind<br />
<strong>Natur</strong>heilverfahren, die<br />
vom Patienten selbst<br />
oder von seinem Partner<br />
durchgeführt werden<br />
können. Denn immer<br />
mehr <strong>Mensch</strong>en haben<br />
das Bedürfnis, selbst<br />
Verantwortung zu übernehmen.<br />
“<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 47
TK-LEISTUNG |<br />
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48 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Die eigenen Kräfte stärken<br />
Jeder muss für sich entscheiden, wann er Hilfe<br />
braucht. Aber spätestens wenn wir erkranken,<br />
brauchen wir körperliche <strong>und</strong> emotionale<br />
Unterstützung. Um langfristig ges<strong>und</strong> zu bleiben<br />
<strong>und</strong> auch hartnäckige Krankheiten in den<br />
Griff zu bekommen, sollten folgende drei<br />
Ebenen immer kombiniert werden:<br />
Sich tragen lassen – durch passive Verfahren |<br />
Beispiel: Massage, Manuelle Medizin,<br />
Akupunktur, Homöopathie<br />
Sich selbst engagieren – mit aktiven<br />
Verfahren | Beispiel: Yoga, mediterrane<br />
Vollwerternährung oder Ernährung nach der<br />
TCM-Methode, Hydro- <strong>und</strong> Thermotherapie<br />
Neu fühlen lernen – durch mentale<br />
Strategien <strong>und</strong> Entspannungstraining |<br />
Beispiel: Stressbewältigung <strong>und</strong> Achtsamkeit,<br />
Muskelentspannung nach Jacobsen,<br />
Techniken für ein besseres Zeitmanagement,<br />
Ordnungstherapie<br />
In sich gehen<br />
Ob Homöopathie oder besser Akupunktur –<br />
welcher Weg der richtige ist, entscheidet letztlich<br />
das eigene Bauchgefühl (siehe auch ab<br />
Seite 26), jeder kennt sich ja selbst am besten.<br />
Aber Achtung: Viele <strong>Natur</strong>heilverfahren<br />
wirken laut Experten nur deshalb „nicht richtig“<br />
, weil sie falsch oder zu unregelmäßig<br />
erfolgen.<br />
Lassen Sie sich deshalb ärztlich beraten, fragen<br />
Sie nach <strong>und</strong> finden Sie Ihren persönlichen<br />
Ges<strong>und</strong>heitskick. Denn die nötige Motivation<br />
zum Durchhalten steigt mit dem Erfolg.<br />
„Selbstwirksamkeit“ nennen Psychologen diese<br />
erlernbare Erkenntnis, dass wir uns selbst<br />
helfen können. Schaffen Sie sich messbare<br />
Erfolgserlebnisse mit dem <strong>Natur</strong>heilverfahren,<br />
für das Sie sich entschieden haben.
Eine St<strong>und</strong>e am Tag | Krankheiten können<br />
uns beunruhigen <strong>und</strong> Angst machen. Das ist<br />
normal, aber gerade Angstgefühle schwächen<br />
das Immunsystem <strong>und</strong> belasten den erkrankten<br />
Organismus unnötig. Anstatt von einem Arzt<br />
zum nächsten zu gehen, kann es helfen, die<br />
Selbstheilungskräfte mit der „Visualisierungstechnik<br />
nach Simonton“ (Literatur, Seite 63) zu<br />
aktivieren. Unterstützend zur Chemotherapie<br />
wurde sie ursprünglich für Krebspatienten entwickelt,<br />
hilft aber auch bei anderen Krankheiten.<br />
Täglich eine St<strong>und</strong>e oder zweimal 30 Minuten<br />
üben schafft Selbstvertrauen <strong>und</strong> Zuversicht.<br />
Tipp | Entspannen Sie sich. Stellen Sie<br />
sich dann mit geschlossenen Augen Ihre<br />
Heilkräfte vor. Das kann ein warmes Licht<br />
sein oder ein schöner Moment am Meer.<br />
Bleiben Sie dort <strong>und</strong> lassen Sie diese Kraft<br />
in den ganzen Körper fließen, bis in die<br />
Zehen <strong>und</strong> Fingerspitzen. Wer möchte,<br />
kann sich vorstellen, wie die Zellen<br />
Heilkraft tanken <strong>und</strong> wieder ges<strong>und</strong> werden<br />
oder wie die ärztlich verordneten<br />
Medikamente helfen.<br />
Für Kinder eignet sich besonders die<br />
„Lichtdusche“ – eine Visualisierung von<br />
positiver Kraft, die mit Farbe <strong>und</strong> Wasser<br />
arbeitet. Denken Sie sich eine Geschichte<br />
aus, die zu einem wilden Wasserfall führt.<br />
Dort stellt sich das Kind in Gedanken unter<br />
das Wasser <strong>und</strong> erfrischt sich. Dann ändert<br />
sich die Farbe des Wassers: Zuerst wird<br />
es silbrighell, anschließend kommt die<br />
Lieblingsfarbe, <strong>und</strong> zum Schluss wird es<br />
lilafarben. Schmücken Sie die Geschichte<br />
so aus, wie es Ihrem Kind gefällt.<br />
GUT ZU WISSEN!<br />
Auf den ersten Blick |<br />
Auf Smartphones lassen<br />
sich heute per App<br />
unter anderem die<br />
Blutdruckwerte als übersichtliche<br />
Tageskurven<br />
darstellen. Jeder Erfolg<br />
ist dann sofort sichtbar.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 49
50 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Aktiv werden – natürlich heilen<br />
Die meisten <strong>Mensch</strong>en wissen heute, wie sie<br />
mit den normalen, alltäglichen Krankheiten<br />
umgehen. Sie gurgeln bei Halsschmerzen mit<br />
Salbei oder machen Wadenwickel, wenn das<br />
Fieber hoch ist. Doch was hilft auf natürliche<br />
Weise, wenn die Beschwerden chronisch sind?<br />
Im folgenden Kapitel finden Sie Ideen, welche<br />
<strong>Natur</strong>heilverfahren bei den häufigsten Krankheiten<br />
helfen <strong>und</strong> was Sie selbst tun können.<br />
Sich selbst behandeln?<br />
Wer ansonsten ges<strong>und</strong> ist, darf sich bei den<br />
ersten Anzeichen einer leichteren Erkrankung<br />
selbst behandeln. Vorausgesetzt, der Betroffene<br />
weiß, was hilft <strong>und</strong> wo Vorsicht geboten ist.<br />
<strong>Mensch</strong>en mit einer chronischen Erkrankung<br />
wie etwa Rheuma oder Bluthochdruck gehören<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich in ärztliche Behandlung. Dort<br />
sollten sie lernen, bei welchen Anzeichen sie<br />
den Arzt aufsuchen müssen <strong>und</strong> wann sie sich<br />
noch selbst helfen können. Denn wer sich<br />
selbst oder auch andere kompetent unterstützen<br />
kann, zum Beispiel in Selbsthilfegruppen,<br />
der fühlt sich weniger ausgeliefert – ein wichtiger<br />
Schritt, um mit der eigenen Krankheit<br />
selbstbewusst umgehen zu können.<br />
Wann zum Arzt?<br />
Halten die Beschwerden an oder werden stärker,<br />
sollte ein Arzt aufgesucht werden. Wer<br />
sehr besorgt ist oder ein „komisches Gefühl“<br />
hat, sollte sich im Zweifel frühzeitig ärztlich<br />
beraten lassen. Das gilt besonders bei<br />
Schwangeren <strong>und</strong> kleinen Kindern, denn hier<br />
kann eine scheinbar harmlose Krankheit sehr<br />
plötzlich bedrohlich werden. Der Arzt kann<br />
dann entscheiden, ob er eingreifen muss<br />
oder ob noch gewartet werden kann.<br />
Allergien<br />
Was sonst so nützlich ist, macht bei Allergien<br />
krank: das Immunsystem. Die Zellen von<br />
Haut, Atemwegen <strong>und</strong> Darm wehren bei<br />
einer Allergie selbst harmlose Substanzen<br />
wie Blütenpollen oder Nahrungsmittel ab.<br />
Dadurch beginnt es etwa zu jucken oder die<br />
Augen tränen. Mit dieser überschüssigen<br />
Abwehrreaktion des Immunsystems haben<br />
wir dann zu kämpfen.<br />
Das hilft bei Allergien<br />
Allergiepause | Das auslösende Allergen sollte<br />
so weit wie möglich vermieden werden.<br />
Aus naturheilk<strong>und</strong>licher Sicht ist es aber nicht<br />
immer nötig, dauerhaft zu verzichten. Das<br />
Immunsystem bekommt eine Pause <strong>und</strong> wird<br />
gleichzeitig harmonisiert, sodass es anschließend<br />
wieder normal funktionieren kann.<br />
Mit der Hydrotherapie (siehe auch Seite 41)<br />
beruhigt sich das Immunsystem <strong>und</strong> die<br />
Anfälligkeit für Infekte nimmt ab.<br />
Homöopathische oder pflanzliche Mittel<br />
(siehe auch ab Seite 31) lindern die<br />
Beschwerden, können aber auch zur natürlichen<br />
„Desensibilisierung“ eingesetzt<br />
werden.<br />
Emotionale Stabilität | Allergien verbessern<br />
sich häufig, wenn das innere Gleichgewicht<br />
stimmt. Gelassen ist, wer ausreichend schläft<br />
<strong>und</strong> sich regelmäßig entspannt. Zum Beispiel<br />
durch Yoga, Qi Gong, Übungen der Achtsamkeit<br />
oder Meditation. Als positiver Nebeneffekt<br />
vertieft sich dabei auch die Atmung <strong>und</strong> der<br />
Körper wird besser mit Sauerstoff versorgt.<br />
Wichtig | <strong>Natur</strong>heilverfahren wie<br />
Hydrotherapie oder Massagen stützen<br />
das psychische Gleichgewicht über<br />
bewusste körperliche Reize.
Verdauung stärken | Ob bei Neurodermitis<br />
oder allergischem Asthma, für ein intaktes<br />
Immunsystem muss die Darmflora ges<strong>und</strong><br />
sein. Deshalb:<br />
Stillen, eine ges<strong>und</strong>e Ernährung (siehe auch<br />
ab Seite 12) <strong>und</strong> der Verzicht auf übertriebene<br />
Hygiene beugen Allergien von Anfang an vor.<br />
Feucht-kalte Wickel (siehe auch Seite 42)<br />
<strong>und</strong> eine Bauchmassage im Uhrzeigersinn<br />
beruhigen den Bauch.<br />
Was darf ich essen? Tests auf zusätzliche<br />
Nahrungsmittelallergie bringen Klarheit.<br />
Tipp | Bei Luft im Bauch hilft es, sich ein<br />
warmes Kirschkernkissen auf den Bauch<br />
zu legen <strong>und</strong> dann zu entspannen. Eine<br />
weitere gute Möglichkeit: die Kümmel-<br />
Leibauflage. Der Bauch wird hierzu mit<br />
zwei bis drei Tropfen Kümmelöl eingerieben.<br />
Anschließend wird ein feucht-warmes<br />
Tuch auf den Bauch gelegt <strong>und</strong> mit einem<br />
trockenen Tuch abgedeckt. Darauf eine<br />
Wärmflasche legen <strong>und</strong> so eine halbe<br />
St<strong>und</strong>e liegenbleiben.<br />
Bluthochdruck<br />
Der Körper pumpt das sauerstoffhaltige Blut<br />
vom Herzen bis in die kleinsten Gefäße – optimal<br />
ist ein Druck von 120/80 mmHg. Verkalken<br />
etwa die Gefäße, muss der Druck ansteigen,<br />
um rein mechanisch dasselbe leisten zu können.<br />
Gefährlich ist, dass sich hoher Blutdruck<br />
oft nicht rechtzeitig bemerkbar macht. Kopfschmerzen,<br />
Ohrensausen oder Schwindel<br />
können bereits auf massiv erhöhte Werte<br />
hinweisen. Langfristig leiden darunter feine<br />
Organstrukturen von Niere, Herz oder Auge.<br />
Im schlimmsten Fall können Herzinfarkt,<br />
Schlaganfall, Nierenversagen oder Blindheit<br />
die Folge sein. Nur wenn der Blutdruck<br />
deutlich gesenkt wird, sind die Organe<br />
geschützt. Ganz wichtig: Betroffene<br />
sollten immer mit ihrem Arzt klären, ob<br />
ihr Bluthochdruck medikamentös<br />
behandelt werden muss. Auf keinen<br />
Fall dürfen eigenmächtig die<br />
vom Arzt verordneten Blutdruckmittel<br />
weggelassen oder durch<br />
im Folgenden genannte Maßnahmen<br />
„ersetzt“ werden.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 51
GUT ZU WISSEN!<br />
Obst oder Reis |<br />
Entlastungstage, an denen<br />
nur Obst oder alternativ<br />
ungesalzener Reis gegessen<br />
wird, senken den<br />
Blutdruck. Der Gr<strong>und</strong><br />
dafür scheint die entwässernde<br />
Wirkung des<br />
„Verzichts“.<br />
52 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Das hilft bei Bluthochdruck<br />
„Das setzt mich unter Druck“ – ein hektischer<br />
Alltag, ungelöste Konflikte <strong>und</strong> die pausenlose<br />
Reizüberflutung unserer Zeit verhindern, dass<br />
sich Anspannung <strong>und</strong> Entspannung in einem<br />
ges<strong>und</strong>en Maß abwechseln. Eine wirksame<br />
Therapie gegen Bluthochdruck haben wir selbst<br />
in der Hand: Wer seinen Lebensstil ändert,<br />
kann den Erfolg schnell spüren.<br />
Übergewicht reduzieren (10 Kilogramm<br />
abnehmen = 5 bis 20 mmHg weniger)<br />
Bewegung ins Leben bringen – optimal sind<br />
täglich 30 Minuten Ausdauertraining wie Laufen,<br />
Schwimmen Radfahren usw. Aber auch<br />
schon ein täglicher Spaziergang oder ab <strong>und</strong><br />
zu mal die Treppe zu nehmen statt des Fahrstuhls<br />
beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.<br />
Vorsicht bei plötzlicher, intensiver Belastung<br />
zum Beispiel beim Krafttraining. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
sollten Betroffene immer mit dem behandelnden<br />
Arzt besprechen, wie viel Bewegung für<br />
sie gut ist <strong>und</strong> welche Sportarten geeignet sind.<br />
<br />
<br />
Ernährung umstellen – mehr pflanzliches<br />
Eiweiß, weniger Fleisch, gute Fette wie<br />
Omega-3-Fettsäuren bevorzugen <strong>und</strong> die<br />
tägliche Kochsalzzufuhr auf unter sechs<br />
Gramm verringern (siehe auch ab Seite 12).<br />
Auf Genussgifte verzichten. Achtung: Nicht nur<br />
Kaffee, sondern auch zu viel Alkohol erhöht<br />
den Blutdruck – grüner Tee dagegen senkt ihn.<br />
Tipp | Erste Hilfe beginnt im Kopf. Wenn<br />
Ihnen alles zu viel wird, setzen Sie<br />
bewusst ein „Stopp-Signal“ . Trinken Sie<br />
keinen Kaffee, atmen Sie tief durch <strong>und</strong><br />
beruhigen Sie sich – <strong>und</strong> Ihren Blutdruck<br />
gleic gleich h mit.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wie gut ist Ihr Zeitmanagement?<br />
Wie planen Sie Ihren Tag? Was ist für Sie<br />
wichtig <strong>und</strong> was nicht? Können Sie auch<br />
mal „nein“ sagen? Auf www.tk.de (Webcode<br />
149018) können Sie selbst testen,<br />
wie gut Sie Ihre Zeit im Griff haben.<br />
Folgende <strong>Natur</strong>heilverfahren senken den<br />
Blutdruck<br />
Phytotherapie: Ein halber Liter Hibiskustee,<br />
zubereitet mit zwei Esslöffeln Hibiskusblüten,<br />
senkt nachweislich den Blutdruck. Das Gleiche<br />
gilt für einen halben Liter Rote-Beete-<br />
Saft pro Tag. Kräutertees aus Hopfen, Melisse<br />
<strong>und</strong> Baldrian beruhigen das Nervensystem.<br />
Homöopathie: Je nach sonstigen Beschwerden<br />
kann die Homöopathie (siehe auch ab<br />
Seite 33) ein geeignetes Mittel anbieten.<br />
Hydrotherapie: Regelmäßige, abwechselnd<br />
kalte <strong>und</strong> warme Güsse sowie ansteigende<br />
Armbäder (siehe auch ab Seite 41) trainieren<br />
die natürliche Flexibilität der Gefäße, die bei<br />
Bluthochdruck eingeschränkt ist.<br />
Wärmetherapie (siehe auch Seite 45):<br />
beruhigt durch Entspannungsbäder mit<br />
Kräuterzusätzen wie Lavendel oder durch<br />
Sauna. Achtung: extreme Temperaturen<br />
vermeiden, also das kalte Tauchbad oder<br />
die 90-Grad-Celsius-Sauna.
Kopfschmerzen<br />
Hämmernd, dumpf oder stechend – der<br />
Kopf tut weh <strong>und</strong> das normale Leben wird<br />
beschwerlich. Je nach Ort <strong>und</strong> Ursache der<br />
Schmerzen lassen sich verschiedene Kopfschmerztypen<br />
unterscheiden, die jeweils<br />
anders behandelt werden. Es klingt paradox,<br />
aber: Wer öfter als zehnmal pro Monat eine<br />
Schmerztablette gegen Kopfschmerzen einnimmt,<br />
kann zusätzlich zu seiner Migräne oder<br />
den Spannungskopfschmerzen noch einen<br />
sogenannten Medikamenten-Dauerkopfschmerz<br />
entwickeln.<br />
Besonders wichtig ist es deshalb, den eigenen<br />
Kopfschmerztyp zu kennen <strong>und</strong> die richtige<br />
Therapie zu wählen.<br />
Machen Sie alles richtig? | Kopfschmerzen<br />
werden gerne selbst kuriert. Machen<br />
Sie auf www.tk.de (Webcode 109430)<br />
den Test, ob Sie Ihre Kopfschmerzen<br />
bereits verantwortungsbewusst behandeln.<br />
Anregungen für die Behandlung von<br />
Kopfschmerzen sowie für den richtigen<br />
Umgang mit Kopfschmerzmedikamenten<br />
finden Sie in der Auswertung.<br />
Chronische Kopfschmerzen – das heißt, lang<br />
andauernde oder oft auftretende Schmerzen –<br />
sind bei Erwachsenen sehr verbreitet. Aber<br />
auch Kinder sind betroffen. Chronische Kopfschmerzen<br />
beeinträchtigen Körper <strong>und</strong> Seele<br />
<strong>und</strong> wirken sich negativ auf die Lebensqualität<br />
aus. Für eine erfolgreiche Therapie ist es hier<br />
besonders wichtig, dass Arzt <strong>und</strong> Patient eng<br />
zusammenarbeiten. Dabei können Sie selbst<br />
einiges dazu beitragen, Ihre Beschwerden zu<br />
lindern.<br />
TK-LEISTUNG | Hilfe bei chronischen<br />
Kopfschmerzen <strong>und</strong> Migräne<br />
Millionen <strong>Mensch</strong>en leiden an Migräne oder<br />
quälenden chronischen Kopfschmerzen. Die<br />
TK hat für diese Patienten mit der Schmerzklinik<br />
Kiel, dem Universitätsklinikum<br />
Schleswig-Holstein <strong>und</strong> r<strong>und</strong> 400 niedergelassenen<br />
Schmerztherapeuten ein Netzwerk<br />
aufgebaut. Das Konzept verfolgt einen<br />
ganzheitlichen Ansatz, der medikamentöse<br />
<strong>und</strong> nicht medikamentöse Strategien miteinander<br />
verbindet. Die Therapie dauert etwa<br />
ein Jahr. Während dieser Zeit arbeiten die<br />
Ärzte am Wohnort <strong>und</strong> die Spezialisten in<br />
der Schmerzklinik Hand in Hand. Lesen Sie<br />
mehr auf www.tk.de (Webcode 148124).<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 53
GUT ZU WISSEN!<br />
Pause für die Augen |<br />
Auch angestrengtes<br />
Sehen führt auf Dauer zu<br />
Kopfschmerzen. Wer viel<br />
am PC arbeitet, sollte den<br />
Augen regelmäßig eine<br />
Pause gönnen. Reiben<br />
Sie dazu die Hände aneinander<br />
<strong>und</strong> legen dann<br />
die „energiegeladenen“<br />
Handflächen schalenförmig<br />
über die Augen.<br />
Genießen Sie die Pause<br />
so lange wie möglich.<br />
54 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Das hilft bei Kopfschmerzen<br />
Trainieren Sie regelmäßig Ihre Ausdauer.<br />
Forscher konnten nachweisen, dass eine gute<br />
Kondition die Zahl der Kopfschmerzattacken<br />
reduziert.<br />
<br />
<br />
Verzichten Sie darauf, schnell mal eben<br />
eine Schmerztablette einzunehmen. Die<br />
<strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e bietet zahlreiche Tipps, was<br />
Sie zusätzlich oder stattdessen gegen<br />
Kopfschmerzen tun können.<br />
Ges<strong>und</strong>heitscheck: Haben Sie genug<br />
getrunken? Sind Sie vielleicht hungrig oder<br />
könnte eine Pause sinnvoll sein? Flüssigkeitsmangel<br />
<strong>und</strong> bestimmte Nahrungsmittel<br />
können zum Beispiel Kopfschmerzen<br />
verursachen. Magnesiummangel kann die<br />
Neigung zu Kopfschmerzen verstärken.<br />
Überprüfen Sie außerdem Ihren Terminkalender<br />
<strong>und</strong> die To-do-Liste: Zu hohe<br />
Ansprüche <strong>und</strong> Stress sind typisch für<br />
<strong>Mensch</strong>en mit Kopfschmerzen.<br />
Erste Hilfe bei beginnenden<br />
Kopfschmerzen<br />
Tupfen Sie Minzöl – aus der Apotheke – auf<br />
die Schläfen oder massieren sie damit den<br />
Nacken.<br />
Wärme löst Verspannungen: Legen Sie ein<br />
Kirschkernkissen in den Nacken oder duschen<br />
Sie warm. Ein warmes Fußbad, eventuell<br />
mit schwarzem Senfmehl, leitet die Fülle im<br />
Kopf ab <strong>und</strong> hilft, sich zu „erden“ .<br />
Bei Migräne helfen eine feuchte, kühle<br />
Auflage oder ein kalter Gesichtsguss – nach<br />
Kneipp immer von rechts nach links. Bei den<br />
ersten Zeichen einer Migräne trinken Sie<br />
bewusst viel Wasser <strong>und</strong> gehen Sie draußen<br />
spazieren.<br />
Akupressur der Nacken- oder Schläfenpunkte<br />
kann den Kopfschmerz abwenden.<br />
<br />
<br />
Folgende <strong>Natur</strong>heilverfahren können<br />
Kopfschmerzen lindern<br />
Akupunktur: hilft nachweislich im<br />
akuten Zustand <strong>und</strong> vorbeugend.<br />
Manuelle Medizin: kann durch Haltungskorrektur<br />
vom Kiefer bis zum Lendenbereich<br />
entlasten.<br />
Neuraltherapie: ist hilfreich nach Unfällen,<br />
Operationen <strong>und</strong> bei hormonell<br />
bedingtem Kopfschmerz. Auch geeignet,<br />
wenn der Schmerz durch die Nasennebenhöhlen<br />
verursacht wird – ebenso,<br />
um lediglich die Symptome zu behandeln.<br />
<br />
Tipp | Behandeln Sie sich mit<br />
Akupressur selbst.<br />
Das hilft bei Spannungskopfschmerzen:<br />
Im Nacken, zwischen<br />
dem Kapuzenmuskel<br />
<strong>und</strong> den schrägen Halsmuskeln,<br />
liegt rechts <strong>und</strong> links<br />
ein kleines Grübchen. Am bes-<br />
ten drehen Sie sanft den Kopf hin hi<br />
<strong>und</strong> her, um die Muskeln zu finden.<br />
Drücken Sie diesen Akupressurpunkt<br />
Fengchi für circa drei bis vier Minuten.<br />
Erst sanft <strong>und</strong> dann stärker, um<br />
Verspannungen im Nacken zu lösen.<br />
Das bessert die Migräne:<br />
Drücken Sie bei Schmerzen<br />
den Akupressurpunkt<br />
Taichong: Höhe Mittelfußknochen<br />
zwischen<br />
großem <strong>und</strong> zweitem Zeh,<br />
dort, wo beide ein V bilden.<br />
Bevor Sie die Akupressur anwenden, sollten<br />
Sie dies mit Ihrem Arzt absprechen.<br />
Traditionelle Chinesische Medizin<br />
(TCM): berücksichtigt den gesamten<br />
Organismus aus einem völlig<br />
anderen Blickwinkel heraus.<br />
Das bekannteste<br />
Verfahren ist die Akupunktur.<br />
In vielen Fällen<br />
können aber auch<br />
chinesische Kräuterrezepturen<br />
helfen, die<br />
der Spezialist für TCM<br />
individuell zusammenstellt.
Rückenschmerzen<br />
Nach der Gartenarbeit oder wenn wir schwer<br />
getragen haben, macht sich der Rücken<br />
manchmal bemerkbar. Diesen akuten Rückenschmerz<br />
kennt fast jeder. Doch viele <strong>Mensch</strong>en<br />
leiden an chronischen Rückenschmerzen, die<br />
immer wiederkommen. In dem Fall müssen<br />
zunächst verschiedene Krankheiten – zum<br />
Beispiel ein Bandscheibenvorfall – ausgeschlossen<br />
werden.<br />
Bei 80 bis 90 Prozent der Betroffenen findet<br />
sich jedoch keine organische Ursache – hier<br />
wäre dann zum Beispiel eine eventuell erfolgte<br />
Röntgenaufnahme gar nicht nötig gewesen.<br />
Daher muss der Arzt nach der körperlichen<br />
Untersuchung sorgfältig abwägen, ob eine<br />
Diagnostik mit Apparaten medizinisch notwendig<br />
ist. Denn: Je mehr Untersuchungen erfolgen,<br />
umso wahrscheinlicher ist es, dass die<br />
Schmerzen chronisch werden. Und chronische<br />
Rückenschmerzen sind hartnäckig. Damit es<br />
gar nicht erst so weit kommt, ist es wichtig,<br />
die Schmerzen möglichst früh in den Griff zu<br />
bekommen.<br />
Das hilft bei Rückenschmerzen<br />
Rückenschmerzen sind der häufigste Gr<strong>und</strong>, sich<br />
für natürliche Heilmethoden zu entscheiden.<br />
Das verw<strong>und</strong>ert nicht, denn wirkungsvolle<br />
Schmerzmittel haben oft mehr Nebenwirkungen,<br />
als viele <strong>Mensch</strong>en akzeptieren möchten.<br />
Tipp | Wer nicht in Rückenlage entspannen<br />
kann, hat eine gute Alternative – die<br />
progressive Muskelentspannung nach<br />
Jacobsen (siehe auch Kasten Seite 17).<br />
Sie kann auch im Sitzen erfolgen. Ansonsten<br />
profitieren viele Betroffene von den<br />
sanften Bewegungsübungen im Qi Gong.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 55
56 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Erste Hilfe bei akuten Rückenschmerzen<br />
Nehmen Sie ein warmes Vollbad mit<br />
Arnika oder Rosmarin <strong>und</strong> legen Sie<br />
anschließend die Beine im sogenannten<br />
„Stufenbett“ hoch: kleines Kissen unter<br />
den Kopf <strong>und</strong> großer Kissenberg unter<br />
die Beine, direkt an das Gesäß. Die<br />
Beine bilden einen 90-Grad-Winkel zum<br />
Rücken. Das entlastet die Bandscheiben.<br />
Aus der Hydrotherapie (siehe auch ab<br />
Seite 41) ist bekannt, dass nicht nur warme,<br />
sondern auch feucht-kühle Lendenwickel<br />
oder Kühlpakete ebenfalls wirksame erste<br />
Hilfe leisten.<br />
Achtung: Fühlt sich ein Arm oder ein Bein taub<br />
an, kribbelt es oder strahlt der Schmerz aus,<br />
dann müssen Sie umgehend zum Arzt.<br />
Folgende <strong>Natur</strong>heilverfahren können<br />
Rückenschmerzen lindern<br />
Akupunktur: wirkt nachweislich besser<br />
als Massage.<br />
Massage: Fernöstliche Massagetechniken<br />
wirken oft tiefer als klassische<br />
Massage.<br />
Manuelle Medizin: kann helfen, gehört<br />
aber in erfahrene, ärztliche Hände.<br />
Neuraltherapie: Lokale Betäubung<br />
schaltet das Schmerzgedächtnis aus.<br />
Manchmal liegt die Ursache des<br />
Schmerzes auch nicht im Rücken<br />
selbst, sondern an einer ganz anderen<br />
Stelle des Körpers. Wenn diese<br />
bekannt ist, kann es die Rückenschmerzen<br />
lindern, die krank machenden<br />
Impulse an dieser Stelle auszuschalten.<br />
Phytotherapie: Gute Ergebnisse liegen<br />
bei der Therapie mit Teufelskralle vor.<br />
Auch die Wirkstoffe der Weidenrinde<br />
sind schmerzlindernd.<br />
TK-LEISTUNG | Ganzheitliche Therapie<br />
bei Kopf- <strong>und</strong> Rückenschmerzen<br />
In Deutschland leiden Millionen <strong>Mensch</strong>en<br />
an chronischen Kopf- <strong>und</strong> Rückenschmerzen.<br />
Daher hat die TK zusammen mit der<br />
Klinik für <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Integrative<br />
Medizin der Kliniken Essen-Mitte ein besonderes<br />
Therapiekonzept entwickelt. Ein interdisziplinäres<br />
Team hochspezialisierter Ärzte<br />
<strong>und</strong> Therapeuten betreut hier die Schmerzpatienten.<br />
Es ist sowohl ambulante, stationäre<br />
als auch tagesklinische Versorgung<br />
möglich. Unter Tel. 0800 - 285 00 85<br />
(gebührenfrei innerhalb Deutschlands)<br />
erfahren Sie mehr.
Für mich sorgen<br />
Die Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) hat<br />
es 1946 so beschrieben: „Ges<strong>und</strong>heit ist ein<br />
Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen<br />
<strong>und</strong> sozialen Wohlbefindens <strong>und</strong> nicht allein<br />
das Fehlen von Krankheit <strong>und</strong> Gebrechen. “<br />
Diese Definition ist allerdings sehr einseitig –<br />
sie berücksichtigt die Ressourcen des Einzelnen<br />
nicht <strong>und</strong> spricht bestimmten Gruppen wie<br />
etwa <strong>Mensch</strong>en mit Behinderungen von vornherein<br />
die Fähigkeit ab, ges<strong>und</strong> zu sein <strong>und</strong> zu<br />
bleiben. Heute geht die Wissenschaft davon<br />
aus, dass ein <strong>Mensch</strong> zwar nie ganz ges<strong>und</strong><br />
ist. Er kann jedoch immer etwas für seine<br />
Ges<strong>und</strong>heit tun – zum Beispiel dadurch, dass<br />
er Risikofaktoren wie etwa Stress vermindert.<br />
Denn: Sich in seiner Haut wohlzufühlen <strong>und</strong><br />
möglichst lange ges<strong>und</strong> zu sein, das ist die<br />
Basis eines erfüllten Lebens. Für dieses Ziel<br />
müssen wir uns täglich neu engagieren –<br />
zum Beispiel uns ausgewogen ernähren <strong>und</strong><br />
regelmäßig für Bewegung sorgen. Dieser<br />
aktive Lebensstil ist ein erster wichtiger<br />
Schritt.<br />
Aber für sich selbst zu sorgen bedeutet auch,<br />
seine Ges<strong>und</strong>heit im Blick zu behalten: Vorsorge<br />
<strong>und</strong> Früherkennungsuntersuchungen helfen, die<br />
häufigsten Krankheiten <strong>und</strong> mögliche Fehlentwicklungen<br />
bei Kindern bereits in einem frühen<br />
Stadium zu erkennen. Denn rechtzeitig entdeckt,<br />
sind die Chancen auf Heilung bei den<br />
meisten Erkrankungen erfreulich hoch. Holen<br />
Sie sich dazu kompetente Hilfe bei Ihren Ärzten<br />
<strong>und</strong> Ihrer <strong>Krankenkasse</strong> (siehe Kasten rechts).<br />
Stimmt's oder stimmt's nicht?<br />
Schützt Rotwein vor Krebs?<br />
In der Schale von roten Trauben steckt<br />
ein Stoff, der angeblich W<strong>und</strong>er wirkt –<br />
Resveratrol. Er soll unter anderem das<br />
Herz stärken, Demenz vorbeugen <strong>und</strong><br />
auch noch vor Krebs schützen. Immer<br />
wieder lesen Verbraucher von neuen<br />
Untersuchungen, die das bestätigen.<br />
Wer aber aufmerksam das „Kleingedruckte“<br />
liest, wird hellhörig: Diese Studien erfolgten<br />
bisher nur im Labor an Mäusen <strong>und</strong><br />
Fischen. Außerdem ist Resveratrol wasserunlöslich<br />
<strong>und</strong> wird möglicherweise nur<br />
schwer aufgenommen. Ein großer Nachteil,<br />
denn für die gepriesene Schutzwirkung<br />
bräuchte der Körper große Mengen. Ob<br />
Kapseln mit Resveratrol eine bessere<br />
Lösung darstellen, bleibt abzuwarten.<br />
Der Bedarf sollte aber sicher nicht durch<br />
Rotwein gedeckt werden. Auch wenn<br />
eine aktuelle Studie aus den USA zeigt,<br />
dass Rotwein angeblich sogar vor Lungenkrebs<br />
schützt. Wer zusätzlich noch<br />
raucht, profitiere von der „Schutzwirkung“<br />
des Rotweins noch mehr – vorausgesetzt,<br />
er trinkt täglich zwei (!) Gläser Rotwein.<br />
Dieser Rat ist hochgradig unseriös. Gesünder<br />
ist es, weder zu rauchen noch regelmäßig<br />
Alkohol zu trinken.<br />
TK-LEISTUNG | Krankheiten<br />
frühzeitig erkennen<br />
Für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
sowie für Erwachsene – es<br />
gibt für jeden das passende<br />
Angebot. Die TK übernimmt<br />
die Kosten für alle<br />
im jeweiligen Lebensalter<br />
gesetzlich vorgesehenen<br />
Früherkennungsuntersuchungen.<br />
Für Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche bietet die TK<br />
neben den gesetzlich vorgesehenen<br />
Terminen noch<br />
drei weitere Untersuchungen<br />
an. Informieren<br />
Sie sich auf www.tk.de<br />
(Webcode 5421). Oder<br />
fragen Sie direkt in Ihrer<br />
TK-Geschäftsstelle nach<br />
oder beim TK-ServiceTeam<br />
unter Tel. 0800 - 285 85 85<br />
(24 St<strong>und</strong>en täglich an<br />
365 Tagen im Jahr, b<strong>und</strong>esweit<br />
gebührenfrei).<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 57
Wissenswertes – FAQs<br />
Kann ich auch zu einem Heilpraktiker gehen oder muss es ein Arzt sein?<br />
Warum werden manche Kosten übernommen <strong>und</strong> andere nicht? R<strong>und</strong><br />
um die <strong>Natur</strong>heilverfahren gibt es einiges zu klären.<br />
58 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong>
Ärzte, Heilpraktiker & Co – wer darf was?<br />
Im Folgenden finden Sie Antworten auf die<br />
häufigsten Fragen, wenn es um <strong>Natur</strong>heilverfahren<br />
geht – denn je mehr Sie wissen, desto<br />
vertrauensvoller starten Sie Ihre Behandlung.<br />
Wer übt <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e aus?<br />
Chronische Rückenschmerzen behandelt der<br />
Orthopäde <strong>und</strong> ist eine Frau schwanger, geht<br />
sie zum Gynäkologen – anders als in der klassischen<br />
Medizin gibt es in der <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e<br />
keine Fachgebiete, die nach Körperzonen sortiert<br />
sind. Hier steht die erlernte Methode im<br />
Vordergr<strong>und</strong>. Auf dem Praxisschild findet sich<br />
zum Beispiel „Facharzt für Kinderheilk<strong>und</strong>e –<br />
<strong>Natur</strong>heilverfahren“ oder „Heilpraktiker –<br />
Homöopathie“ .<br />
<br />
<br />
Achtung | Nicht jeder Therapeut kennt<br />
seine Grenzen. Wer die eigene Kompetenz<br />
überschätzt, versäumt es, rechtzeitig<br />
an andere Fachkollegen zu überweisen.<br />
Bestehen Sie im Zweifel immer auf einen<br />
zusätzlichen Arztbesuch.<br />
Heilberufe, was bedeutet das?<br />
Dieser Begriff umfasst alle Berufe, die sich<br />
professionell mit Krankheiten oder Behinderungen<br />
beschäftigen. Je nach Ausbildung gibt<br />
es ärztliche Heilberufe <strong>und</strong> nicht ärztliche Heilberufe.<br />
Ärztliche Heilberufe sind etwa Hausärzte<br />
oder Zahnärzte. Zu den nicht ärztlichen<br />
Heilberufen gehören:<br />
Akademische Berufe wie zum Beispiel<br />
Apotheker <strong>und</strong> Psychologen. Sie haben an<br />
einer Universität studiert.<br />
Nicht akademische Berufe wie zum Beispiel<br />
Ges<strong>und</strong>heitspfleger, Hebammen, Physiotherapeuten<br />
usw. Sie haben eine Ausbildung<br />
mit staatlicher Prüfung abgeschlossen.<br />
Heilpraktiker zählen zu den nicht ärztlichen,<br />
nicht akademischen Berufen. In Deutschland<br />
sind Heilpraktiker in zahlreichen Verbänden<br />
organisiert, die jeweils auch ausbilden. Die<br />
Qualität der Heilpraktikerausbildung ist nicht<br />
einheitlich, die Dauer schwankt zwischen<br />
sechs Monaten <strong>und</strong> drei Jahren. Am Ende der<br />
Lernzeit muss eine Prüfung abgelegt werden,<br />
die aber b<strong>und</strong>esweit nicht einheitlich geregelt<br />
ist. Nach dem Heilpraktikergesetz gibt es<br />
strenge Vorschriften, wann ein Heilpraktiker<br />
zugelassen wird. Neben einer abgeschlossenen<br />
Schulausbildung müssen ein ärztliches Attest<br />
<strong>und</strong> ein unauffälliges polizeiliches Führungszeugnis<br />
vorliegen.<br />
Was dürfen Heilpraktiker <strong>und</strong> was nicht?<br />
Um Patienten zu schützen, darf in Deutschland<br />
nur der Krankheiten behandeln, dem eine<br />
staatliche Heilerlaubnis erteilt wird. Ärzte<br />
bekommen die volle Heilerlaubnis. Heilpraktiker<br />
<strong>und</strong> Psychologen hingegen können die sogenannte<br />
eingeschränkte Heilerlaubnis beantragen.<br />
Wer Heilpraktiker werden möchte, wählt hier<br />
wiederum zwischen der großen, allgemeinen<br />
Heilerlaubnis <strong>und</strong> einer auf Psychotherapie<br />
beschränkten Heilerlaubnis, die als der „kleine<br />
Heilpraktiker“ bezeichnet wird. Heilpraktiker<br />
dürfen frei wählen, welche <strong>Natur</strong>heilverfahren<br />
sie einsetzen. Laut Gesetz dürfen sie nicht:<br />
Krankheiten allein behandeln, die ärztliche<br />
Hilfe <strong>und</strong> Diagnostik benötigen wie Intensivmedizin<br />
<strong>und</strong> Operationen<br />
Geburtshilfe ausüben<br />
Infektiöse Erkrankungen diagnostizieren <strong>und</strong><br />
behandeln, speziell Geschlechtskrankheiten<br />
Verschreibungspflichtige Medikamente<br />
verordnen<br />
Wichtig | Immer wieder kommt es vor,<br />
dass die offizielle Heilerlaubnis umgangen<br />
wird. Heilpraktiker, die nur den kleinen<br />
Heilpraktiker für Psychotherapie erworben<br />
haben, dürfen psychische Erkrankungen<br />
behandeln, aber nicht automatisch auch<br />
mit homöopathischen Mitteln. Der Trend,<br />
Homöopathie ohne die entsprechende<br />
Heilerlaubnis einzusetzen, hat in den letzten<br />
Jahren zugenommen.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 59
60 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Was kann ein „Arzt für <strong>Natur</strong>heilverfahren“?<br />
Das Medizinstudium vermittelt das nötige<br />
Basiswissen – aber erst die weitere Ausbildung<br />
entscheidet, was ein Arzt praktisch kann.<br />
Als Facharzt hat er mehrere Jahre in einem<br />
bestimmten Fachgebiet gearbeitet <strong>und</strong> sein<br />
Wissen erweitert. Nur wer eine umfangreiche<br />
Facharztprüfung ablegt, darf sich zum Beispiel<br />
„Facharzt für Gynäkologie“ nennen. Ärzte<br />
können sich außerdem in verschiedenen<br />
Methoden weiterbilden <strong>und</strong> eine anerkannte<br />
Zusatzbezeichnung erwerben. Die Ärztekammer<br />
garantiert <strong>und</strong> kontrolliert, dass hier die<br />
Qualität stimmt.<br />
Wichtig | Die Zusatzbezeichnung „Arzt<br />
für <strong>Natur</strong>heilverfahren“ vermittelt allgemeines<br />
Wissen über <strong>Natur</strong>heilk<strong>und</strong>e –<br />
von Hydrotherapie bis Chronobiologie.<br />
Wer sich dagegen klassisch homöopathisch<br />
behandeln lassen möchte oder<br />
auf Chirotherapie <strong>und</strong> Akupunktur vertraut,<br />
sollte zu einem Arzt gehen, der die<br />
Zusatzbezeichnung „Akupunktur, Manuelle<br />
Medizin/Chirotherapie“ oder „Homöopathie“<br />
erworben hat. Nur hier werden<br />
praktische Kenntnisse erlernt <strong>und</strong> je nach<br />
B<strong>und</strong>esland von der Ärztekammer abgefragt.<br />
Kleine Arzneimittelk<strong>und</strong>e<br />
– was sind ...?<br />
… Generika?<br />
Generika sind die wirkstoffgleichen Folgeprodukte<br />
eines Originalpräparates, das unter<br />
einem Markennamen auf dem Markt erhältlich<br />
<strong>und</strong> inzwischen nicht mehr durch ein Patent<br />
geschützt ist. Wie die Originalpräparate müssen<br />
auch alle Generika bei den zuständigen<br />
Behörden ein Zulassungsverfahren durchlaufen.<br />
Die Generika sind preisgünstiger als die<br />
Originalpräparate, da die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungskosten<br />
für den Wirkstoff entfallen.<br />
Obwohl ein Generikum eventuell anders<br />
aussieht oder anders heißt als das Originalpräparat,<br />
hat es<br />
die gleiche Qualität,<br />
den gleichen Wirkstoff,<br />
die gleiche Dosierung,<br />
die gleiche Normgröße der Packung <strong>und</strong><br />
die gleiche oder eine vergleichbare<br />
Darreichungsform.<br />
Lediglich die Hilfsstoffe, die dem Arzneimittel<br />
zum Beispiel Form <strong>und</strong> Aussehen verleihen,<br />
können eventuell abweichen.
… Arzneimittel-Rabattverträge?<br />
Die Kosten im Ges<strong>und</strong>heitswesen steigen stetig,<br />
vor allem die Ausgaben für Arzneimittel.<br />
Damit sich dies ändert, hat der Gesetzgeber<br />
den <strong>Krankenkasse</strong>n ermöglicht, mit einzelnen<br />
Herstellern Arzneimittel-Rabattverträge zu<br />
schließen. Dadurch erhalten die Kassen Preisnachlässe<br />
auf Generika sowie auf einige Originalpräparate.<br />
Durch den Abschluss von Rabattverträgen<br />
muss die <strong>Krankenkasse</strong> weniger<br />
Geld aus den Beiträgen der Versicherten für<br />
Medikamente einsetzen. Rabattverträge<br />
ermöglichen also eine qualitativ hochwertige<br />
<strong>und</strong> dabei gleichzeitig wirtschaftliche Versorgung<br />
mit Arzneimitteln.<br />
Was bedeutet „Aut idem“?<br />
Der lateinische Begriff „Aut idem“ bedeutet<br />
so viel wie „oder das Gleiche“ . Auf<br />
jedem Kassenrezept findet sich das „Autidem“-Feld.<br />
Wird dieses vom Arzt angekreuzt,<br />
so streicht er dieses gewissermaßen<br />
durch – der Apotheker muss dem<br />
Versicherten genau das verordnete Medikament<br />
ausgeben. Wird das „Aut-idem“-<br />
Feld freigelassen, muss der Apotheker<br />
ein geeignetes Generikum eines der Vertragspartner<br />
aussuchen. Zu guter Letzt<br />
kann der Arzt auch statt eines bestimmten<br />
Präparates nur einen Wirkstoff verordnen<br />
<strong>und</strong> auch so dem Apotheker die<br />
Wahl überlassen.<br />
... OTC-Präparate?<br />
OTC-Produkte – OTC steht für „over the counter“<br />
– sind nicht verschreibungspflichtige,<br />
aber apothekenpflichtige Medikamente, zum<br />
Beispiel Mittel gegen Erkältungen oder Abführmittel.<br />
Sie werden normalerweise nicht von<br />
den gesetzlichen <strong>Krankenkasse</strong>n bezahlt, es<br />
gibt jedoch Ausnahmen (siehe auch Kasten<br />
Seite 35). Die Arzneimittel können Sie ohne<br />
Rezept direkt in der Apotheke kaufen. Genau<br />
wie verschreibungspflichtige Medikamente<br />
unterliegen OTC-Präparate hohen Qualitätsstandards.<br />
Trotzdem: Viele pflanzliche Medikamente gelten<br />
nicht als OTC-Arzneimittel. Sie sind als<br />
„Nahrungsergänzungsmittel“ oder „Lebensmittel“<br />
eingestuft. Daher müssen sie weniger<br />
streng überprüft werden <strong>und</strong> dürfen auch<br />
außerhalb der Apotheke verkauft werden.<br />
Besondere Vorsicht ist beim Kauf im Internet<br />
angeraten. Ganz wichtig: Es sollte immer ein<br />
Beipackzettel vorhanden sein.<br />
… rezeptpfl ichtige <strong>Natur</strong>arzneimittel?<br />
Die meisten natürlichen Arzneimittel sind freiverkäuflich.<br />
Es gibt aber Ausnahmen – zum<br />
Beispiel Johanniskraut, das seit April 2009 verschreibungspflichtig<br />
ist, wenn es bei mittelschweren<br />
Depressionen eingesetzt wird.<br />
Warum?<br />
<br />
<br />
Auch pflanzliche Präparate können unerwünschte<br />
Nebenwirkungen haben <strong>und</strong> bei<br />
gleichzeitiger Einnahme anderer Medikamente<br />
Probleme machen.<br />
Die Therapie bestimmter Krankheiten wie<br />
etwa Depressionen gehört in ärztliche Hände,<br />
was mit der Verschreibungspflicht garantiert<br />
ist.<br />
TK-LEISTUNG | Generika-Rabattverträge<br />
der TK<br />
Die TK hat bisher durchweg positive Erfahrungen<br />
mit Arzneimittel-Rabattverträgen<br />
gemacht. Sie schließt nur mit solchen Herstellern<br />
Verträge ab, die garantieren können,<br />
dass ihre Arzneimittel eine hohe Qualität<br />
aufweisen. Außerdem sind die Rabattvertragspartner<br />
so ausgewählt, dass TK-Versicherte<br />
in allen Apotheken mit den entsprechenden<br />
Arzneimitteln versorgt werden<br />
können. Bei Fragen rufen Sie gern an unter<br />
Tel. 0800 - 285 85 85 (24 St<strong>und</strong>en täglich<br />
an 365 Tagen im Jahr, b<strong>und</strong>esweit gebührenfrei).<br />
Oder Sie gehen auf www.tk.de<br />
(Webcode 5113).<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 61
GUT ZU WISSEN!<br />
Nur mit Rechnung |<br />
Auch wenn Sie eine<br />
Behandlung aus eigener<br />
Tasche zahlen müssen –<br />
bestehen Sie immer auf<br />
einer Rechnung. Der Arzt<br />
oder Heilpraktiker ist verpfl<br />
ichtet, Ihnen als „K<strong>und</strong>e“<br />
offenzulegen, wie er<br />
abrechnet. Wer über eine<br />
Zusatzversicherung für<br />
<strong>Natur</strong>heilverfahren verfügt,<br />
braucht diese Rechnung,<br />
damit die Kosten<br />
erstattet werden.<br />
62 | <strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong><br />
Kassenleistung oder aus eigener Tasche?<br />
In Deutschland vertrauen viele <strong>Mensch</strong>en auf<br />
natürliche Heilmethoden. Pro Jahr geben Patienten<br />
hochgerechnet fünf Milliarden Euro für<br />
die sogenannte Komplementärmedizin aus –<br />
Kosten, die von den gesetzlichen <strong>Krankenkasse</strong>n<br />
leider in der Regel nicht erstattet werden<br />
dürfen. Was ist der Gr<strong>und</strong>?<br />
Im Vorfeld beantragen<br />
Für jedes Verfahren muss beim Gemeinsamen<br />
B<strong>und</strong>esausschuss (G-BA) beantragt werden,<br />
dass die <strong>Krankenkasse</strong>n die Kosten dafür<br />
übernehmen dürfen. <strong>Krankenkasse</strong>n dürfen<br />
Leistungen nur dann bezahlen, wenn sie als<br />
notwendig, zweckmäßig <strong>und</strong> wirtschaftlich<br />
anerkannt sind – dann sind diese Methoden<br />
Bestandteil des Leistungskataloges der<br />
gesetzlichen <strong>Krankenkasse</strong>n.<br />
Wie entscheidet der G-BA? | Der Gemeinsame<br />
B<strong>und</strong>esausschuss prüft anhand medizinischer<br />
Studien, ob die Qualitätsanforderungen<br />
für eine Aufnahme in den Leistungskatalog der<br />
gesetzlichen <strong>Krankenkasse</strong>n erfüllt sind. Damit<br />
soll sichergestellt werden, dass keine Verfahren<br />
zulasten der <strong>Krankenkasse</strong>n angewendet<br />
werden, deren Nutzen nicht wissenschaftlich<br />
nachgewiesen ist <strong>und</strong> die möglicherweise<br />
ges<strong>und</strong>heitliche Risiken einschließen. Methoden,<br />
deren medizinischer Nutzen nicht nachgewiesen<br />
ist, schließt der Gemeinsame B<strong>und</strong>esausschuss<br />
von der vertraglichen Versorgung<br />
aus. Nach den Vorschriften des Sozialgesetzbuches<br />
dürfen die <strong>Krankenkasse</strong>n nur dann<br />
Kosten übernehmen, wenn der Gemeinsame<br />
B<strong>und</strong>esausschuss eine Methode positiv<br />
bewertet hat <strong>und</strong> sie in die vertragsärztliche<br />
Versorgung aufgenommen wurde.<br />
Gibt es Ausnahmen? | Es gibt zwei Konstellationen,<br />
bei denen die <strong>Krankenkasse</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit dem Medizinischen Dienst der<br />
Krankenversicherung (MDK) prüfen kann, ob<br />
ausnahmsweise Kosten für eine Behandlung<br />
übernommen werden dürfen:<br />
Wenn ein Patient an einer lebensbedrohlichen<br />
oder regelmäßig tödlich verlaufenden<br />
Erkrankung leidet.<br />
Wenn ohne Anwendung der Methode eine<br />
schwere, nicht umkehrbare Schädigung<br />
eintritt wie der Verlust von Organen <strong>und</strong><br />
Gliedmaßen, Erblindung oder Hörverlust.<br />
Voraussetzung für die Kostenübernahme ist,<br />
dass im Einzelfall keine allgemein anerkannte,<br />
dem medizinischen Standard entsprechende<br />
Behandlung zur Verfügung steht. Außerdem<br />
muss eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht<br />
auf Heilung oder auf eine spürbare positive<br />
Einwirkung auf den Krankheitsverlauf bestehen.<br />
Wichtig | 1998 haben die <strong>Krankenkasse</strong>n<br />
beim Gemeinsamen B<strong>und</strong>esausschuss<br />
einen Antrag für Akupunkturleistungen<br />
erfolgreich gestellt. Die ausgewerteten<br />
wissenschaftlichen Studien zeigten, dass<br />
Akupunktur bei Rücken- <strong>und</strong> Knieschmerzen<br />
eindeutig hilft. Bei der Schuppenflechte<br />
(Psoriasis) lief es genauso, hier<br />
dürfen jetzt die Kosten für Salzbäder plus<br />
UVB-Bestrahlung erstattet werden.<br />
Anders ist es bei der sogenannten Balneophototherapie<br />
zur Behandlung des<br />
atopischen Ekzems (Neurodermitis) – der<br />
G-BA riet hier, den Antrag erstmal zurückzustellen,<br />
um in einem Modellvorhaben<br />
den Nutzen der Methode wissenschaftlich<br />
zu prüfen.
Literatur <strong>und</strong> Adressen Weiterführende<br />
Literatur<br />
Zum Nachlesen | Karin Kraft, Rainer Stange,<br />
Hrsg. (2010): Lehrbuch <strong>Natur</strong>heilverfahren –<br />
Hippokrates Verlag<br />
Mehr über Selbstheilungskräfte | Gustav<br />
Dobos (2012): Chronische Krankheiten natürlich<br />
behandeln – Verlag Zabert Sandmann<br />
Gustav Dobos, Sherko Kümmel (2011):<br />
Gemeinsam gegen Krebs – Verlag Zabert<br />
Sandmann<br />
Fernöstliche <strong>Natur</strong>heilverfahren | Thomas<br />
Bißwanger-Heim, Edzard Ernst (2011): Asiatische<br />
Heilk<strong>und</strong>e – Stiftung Warentest<br />
Zum Üben | Carl Simonton, Stephanie Simonton,<br />
James Creighton (2002): Wieder ges<strong>und</strong><br />
werden – Verlag W<strong>und</strong>erlich<br />
Nützliche Adressen<br />
<strong>und</strong> Links<br />
aid Infodienst Ernährung, Landwirtschaft,<br />
Verbraucherschutz e.V.<br />
Heilsbachstraße 16, 53123 Bonn<br />
www.aid.de<br />
www.was-wir-essen.de<br />
Carstens-Stiftung/<strong>Natur</strong> <strong>und</strong> Medizin e.V.<br />
Am Deimelsberg 36, 45276 Essen<br />
carstens-stiftung.de<br />
www.natur<strong>und</strong>medizin.de<br />
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.<br />
Godesberger Allee 18, 53175 Bonn<br />
www.dge.de<br />
Institut für Qualität <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeit im<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen (IQWIG)<br />
Im Mediapark 8, 50670 Köln<br />
www.iqwig.de<br />
www.ges<strong>und</strong>heitsinformation.de<br />
Kneipp-B<strong>und</strong>, B<strong>und</strong>esverband für<br />
Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>und</strong> Prävention<br />
Adolf-Scholz-Allee 6–8, 86825 Wörishofen<br />
www.kneippb<strong>und</strong>.de<br />
Die Autorin<br />
Dr. med. Stefanie Schmid-Altringer …<br />
… studierte Medizin an der Universität Bonn <strong>und</strong> qualifizierte sich<br />
gleichzeitig in einer berufsbegleitenden Fortbildung als tiefenpsychologische<br />
Tanz- <strong>und</strong> Ausdruckstherapeutin. Anschließend arbeitete sie<br />
als Ärztin im Bereich Gynäkologie <strong>und</strong> Geburtshilfe. Seit 1999 ist sie<br />
als freiberufliche Medizinjournalistin <strong>und</strong> Buchautorin tätig. Mit den<br />
Themenschwerpunkten Frauenges<strong>und</strong>heit, Ernährung <strong>und</strong> alternative<br />
Heilverfahren produzierte sie als Expertin, Autorin <strong>und</strong> Regisseurin<br />
zahlreiche TV-Dokumentationen <strong>und</strong> mehrere Bücher. 2011 gründete<br />
sie ihre Firma „nahdran – Kommunikation für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Wissenschaft“ <strong>und</strong> veranstaltet Wissenschaftscafés zu Ges<strong>und</strong>heitsthemen<br />
wie Traditionelle Chinesische Medizin, Genfood <strong>und</strong><br />
Übergewicht.<br />
<strong>Mensch</strong> <strong>und</strong> <strong>Natur</strong> | 63
10.1/131 9/2012<br />
Wir sind für Sie da<br />
Sie haben Fragen r<strong>und</strong> um Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />
Krankenversicherung? Das TK-ServiceTeam<br />
ist 24 St<strong>und</strong>en täglich an 365 Tagen im Jahr<br />
für Sie erreichbar: Tel. 0800 - 285 85 85<br />
(gebührenfrei innerhalb Deutschlands)<br />
TK-ÄrzteZentrum <strong>und</strong> TK-FamilienTelefon<br />
Im TK-ÄrzteZentrum sind r<strong>und</strong> 100 Fachärzte<br />
für Fragen zur Ges<strong>und</strong>heit am Telefon:<br />
Tel. 040 - 85 50 60 60 60<br />
(365 Tage im Jahr, 24 St<strong>und</strong>en täglich)<br />
Beim TK-FamilienTelefon erhalten Sie<br />
Antworten auf Fragen zur Ges<strong>und</strong>heit von<br />
Babys, Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen:<br />
Tel. 040 - 85 50 60 60 50<br />
(365 Tage im Jahr, 24 St<strong>und</strong>en täglich)<br />
Internet <strong>und</strong> E-Mail<br />
Ausführliche Informationen <strong>und</strong> Services<br />
r<strong>und</strong> um Krankenversicherung, Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Fitness finden Sie auf: www.tk.de<br />
Bitte schreiben Sie Anfragen per E-Mail an:<br />
service@tk.de