Rochade Saarland 05/2010 - Saarländischer Schachverband 1921 eV
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8<br />
Der Bücher-TIPP<br />
Die Paulsen-Eröffnung<br />
von Dr. Mario Ziegler<br />
Nach 1.e4 e5 stellt der sofortige<br />
Vorstoß im Zentrum durch 2.d2-d4<br />
eine der ältesten Möglichkeiten für<br />
den Weißspieler dar, um Eröffnungsvorteil<br />
zu kämpfen. Dieser<br />
Zug, den der deutsche Meisterspieler<br />
Wilfried Paulsen am Ende des<br />
19. Jahrhunderts salonfähig machte,<br />
erfreute sich bald größter Beliebtheit<br />
unter den besten Spielern der Welt.<br />
In diesem Buch werden anhand<br />
von 122 ausführlich kommentierten<br />
Partien Wege aufgezeigt, wie Weiß<br />
seinen Gegner unter Druck setzen<br />
kann, aber auch Sackgassen, die er<br />
besser vermeiden sollte. Insgesamt<br />
erhält der Leser ein System an die<br />
Hand, das ihm ohne allzu großen<br />
Zeitaufwand ein dynamisches Spiel<br />
auf Gewinn erlaubt.<br />
ISBN 978-3-98119<strong>05</strong>-3-3<br />
Infos unter:<br />
www.verlag-chesscoach.de<br />
Vorwort<br />
"Ehrlich gesagt, ich glaube nicht,<br />
dass eine Eröffnung wie das Mittelgambit<br />
gut sein kann." Mit diesen<br />
deutlichen Worten leitet der niederlän-dische<br />
Großmeister Paul van der<br />
Sterren seinen Theorieartikel im<br />
New in Chess-Jahrbuch 34 zu der<br />
Zugfolge 1.e4 e5 2.d4 ein , und der<br />
franzö-sische Großmeister David<br />
Marciano stimmt ihm drei Jahre später<br />
an gleicher Stelle zu: "Ist es<br />
wirklich möglich, erfolgreich<br />
Schach zu spielen, indem man seine<br />
Dame zwei Mal in den ersten vier<br />
Zügen zieht, sich dabei über alle<br />
Eröffnungsprinzipien hinwegsetzt,<br />
und dennoch eine gute Stellung<br />
bekommt? Ich glaube nicht."<br />
Nun ist es sehr leicht, 2.d4 "aus allgemeinen<br />
Eröffnungsprinzipien"<br />
her-aus zu kritisieren. Auf der anderen<br />
Seite haben wir uns in den letzten<br />
Jahren daran gewöhnt, Eröffnungsbehandlungen<br />
auf höchster<br />
Ebene zu sehen, bei denen sich den<br />
"Klassikern" vor 100 Jahren alle<br />
Haare sträuben würden: Ein Randbauernzug<br />
wie 4…a6 wird zu einer<br />
Modevariante in Slawisch, im<br />
Gründfeld-Inder zieht Weiß im 4.<br />
Zug seinen Sc3 zum zweiten Mal -<br />
und zwar an den Brettrand (4.Sa4),<br />
und der Zug g2-g4 wird mittlerweile<br />
routinemäßig in den unterschiedlichsten<br />
Stellung bereits früh in der<br />
Eröffnung gespielt. Ein frühes Einbeziehen<br />
der Dame ins Spiel nach<br />
ROCHADE SAARLAND Nr.<strong>05</strong> Mai <strong>2010</strong><br />
1.e4 e5 2.d4 exd4 3.Dxd4 sieht nicht<br />
unplausibler aus als alle diese Versuche.<br />
In der Literatur wird 2.d4 überwiegend<br />
negativ beurteilt; van der Sterren<br />
und Marciano sind beileibe<br />
keine Einzelfälle. Allerdings hat<br />
man den Eindruck, als ob die letzten<br />
wichtigen theoretischen Neuerungen<br />
in dieser Eröffnung bereits Jahrzehnte<br />
zurückliegen. Und die Eröffnungsliteratur<br />
geht sehr stiefmütterlich<br />
mit dem Zug des Damenbauern<br />
um. Neben vielen hundert Seiten zu<br />
Spanisch, Schottisch und Italienisch<br />
finden sich meist nur wenige<br />
Abschnitte zu 2.d4, und deren theoretische<br />
Substanz befindet sich oft<br />
auf einem völlig veralteten Stand.<br />
1976 verfasste Leonard Pickett ein<br />
schmales Büchlein zu "Centre Game<br />
and Danish Gambit" , und dieses<br />
Werk stellt den letzten Versuch dar,<br />
sich dem Zug 2.d4 in einer Monographie<br />
zu nähern. 1998 unternahm<br />
es FM Stefan Bücker, den Stand der<br />
Dinge in einem langen Artikel seiner<br />
Zeitschrift "Kaissiber" zusammenzufassen,<br />
doch bedingte die<br />
begrenzte Seitenzahl ganz selbstverständlich<br />
eine Konzentration auf<br />
bestimmte kritische Abspiele, ein<br />
vollständiger Überblick konnte nicht<br />
gegeben werden und war auch<br />
sicher nicht angestrebt. Die neueste<br />
Beschäftigung mit 2.d4 nahm der<br />
englische Großmeister Andrew<br />
Greet vor. Im Rahmen des Sammelwerkes<br />
"Dangerous Weapons: 1 e4<br />
e5" untersuchte er auf 100 Seiten die<br />
Zugfolge 1.e4 e5 2.d4 exd4 3.Dxd4,<br />
was die bei Weitem umfangreichste<br />
Abhandlung zu dieser Eröffnung<br />
darstellt . Allerdings handelt es sich<br />
dabei - entsprechend der Konzeption<br />
der Reihe "Dangerous Weapons" -<br />
um einen Repertoireartikel für<br />
Weiß. Bestimmte Abspiele, die<br />
Greet nicht aussichtsreich erschienen,<br />
wurden ausgeklammert. Auch<br />
hier kann ein vollständiger<br />
Überblick nicht erreicht werden -<br />
ganz abgesehen davon, dass der<br />
Schwarzspieler, der sich nach 1.e4<br />
e5 auf den Zug 2.d4 vorbereiten<br />
möchte, im Stich gelassen wird.<br />
In meinem Buch möchte ich versuchen,<br />
diese Lücke zu füllen. Ich bin<br />
mir dabei vollkommen bewusst,<br />
dass viele der Abspiele in der Praxis<br />
noch nicht ausreichend geprüft wurden<br />
und damit Neuland darstellen -<br />
mit allen Chancen und Risiken, die<br />
eine solche Expedition in unerforschte<br />
Länder bietet. Daher sehe<br />
ich mein Buch auch in keinem Fall<br />
als letztgültige Wahrheit an, sondern<br />
als Versuch, einen Beitrag zur Diskussion<br />
dieser faszinierenden Eröffnung<br />
zu leisten.<br />
Es ist nicht möglich, all die Personen<br />
aufzuzählen, die zum Gelingen<br />
dieses Buchs beigetragen haben.<br />
Stellvertretend nenne ich (in alphabetischer<br />
Reihenfolge) Jörg Becker,<br />
FM Stefan Bücker, Fernschach-GM<br />
Dr. Stephan Busemann, Maarten D.<br />
Etmans, Ulrich Geilmann, Frank<br />
Hoppe, Jürgen Meyer, Gaston<br />
Spartz, Sabine Staub, Andreas<br />
Woiski sowie den Wikipedia-Autor<br />
"Stephan64".<br />
Ich widme dieses Buch meinen<br />
Schachfreunden vom SC Caissa<br />
Schwarzenbach, in deren Kreis ich<br />
viele schöne Stunden verbringen<br />
durfte.<br />
Dr. Mario Ziegler<br />
Beyers Kolumne<br />
Ein Bericht vom 90-jährigen<br />
Jubiläum der SV Spiesen-Elversberg<br />
war für die Mai-<strong>Rochade</strong><br />
eigentlich vorgesehen. Während<br />
der SEM in Homburg erfuhr ich,<br />
dass es ab der Saison <strong>2010</strong>/2011<br />
diesen Verein nicht mehr gibt.<br />
Der für den Folgemonat vorgesehene<br />
Beitrag 50 Jahre SC Caissa<br />
Schwarzenbach steht stattdessen<br />
in dieser Ausgabe.<br />
Welche Ursache hat das "Vereinesterben"?<br />
Ist es die Abwanderung<br />
von Mitgliedern?<br />
Ist die Altersstruktur die Ursache?<br />
Oder fehlgeleitete Vereinsführung?<br />
Fraktionsbildungen in den Vereinen<br />
mit diametral entgegen<br />
gesetzten Vorstellungen über die<br />
Führung im Verein?<br />
Oder von Allem etwas?<br />
Die Tabelle der Delegiertenverteilung<br />
zur GV <strong>2010</strong> des SSV lässt<br />
nichts Gutes ahnen:<br />
Ein Dutzend Vereine stehen kurz<br />
vor dem Abgrund...<br />
Während des Treffens der Vereinsvorsitzenden<br />
in Bexbach kam<br />
man zu dem Schluss, das mit<br />
"Klötzchen schieben" allein kein<br />
Schachverein am Leben zu halten<br />
ist.<br />
Wer so denkt, hat schon einen<br />
wesentlichen Schritt zum Vereinesterben<br />
beigetragen!<br />
Es gibt zu wenig Mitglieder in<br />
Vereinen, die im Ehrenamt Verantwortung<br />
übernehmen. Der<br />
römische Schriftsteller Quintus<br />
Ennius (* 239 v. Chr. in Rudiae<br />
(Apulien); † 169 v. Chr.) hat in<br />
einen seiner Sinnsprüche formuliert:<br />
' Erwarte nicht von Fremden,<br />
dass sie das für Dich tun, was du<br />
selbst tun kannst'.<br />
Wenn das mehr zu Herzen genommen<br />
würde, wäre es mit der Besetzung<br />
von Ehrenämtern besser<br />
gestellt.<br />
Viele Jugendspieler in den Vereinen<br />
wird vorgeführt, wie man sich<br />
geschickt vor Ehrenämtern drückt.<br />
Beim Treffens der Vereinsvorsitzenden<br />
wurde richtig erkannt, dass<br />
die Ausübung eines Ehrenamtes<br />
Spaß machen soll!<br />
Bei diesem Treffen wurde<br />
beschlossen einem Fragebogen für<br />
die Vereine zu erstellen, was<br />
Schach so wichtig und wesentlich<br />
gegenüber andere Sportarten hat,<br />
und mehr dazu.<br />
Zur SEM sollte die Bogen fertig<br />
gestellt sein, damit während der<br />
GV darüber diskutiert werden<br />
kann.<br />
Wo ist der Fragebogen?<br />
Eine andere Thematik bei diesem<br />
Treffen war die Gestaltung<br />
des Kadertrainings beim SSV<br />
(der SSJ). Richtig wurde erkannt,<br />
dass Nachwuchsspieler im Einzel-<br />
training besser gefördert werden,<br />
als in der Gruppe, wo möglicher<br />
weise die Hälfte der Anwesenden<br />
desinteressiert sich langweilen.<br />
Dabei geht es nicht nur um Pauken<br />
von Theorie sondern wie TOP<br />
Eins der Welt, Magnus Carlsen<br />
sagt:<br />
Das viele Züge Vorausberechnende<br />
ist nicht das Wesentliche,<br />
sondern, die Stellung am Ende der<br />
Kalkulation richtig zu bewerten;<br />
Mit das Bedeutendste im Schach<br />
ist die Mustererkennung - die<br />
Fähigkeit, auf dem Brett typische<br />
Motive und Bilder zu erkennen.<br />
Stellungsmerkmale und ihre Konsequenzen;<br />
Ich weiß direkt, wie<br />
eine Situation zu bewerten ist, und<br />
welcher Plan nötig ist.<br />
Interessanterweise vertritt diese<br />
Ansicht auch der Deutsche Meister<br />
<strong>2010</strong>, Niclas Huschenbeth.<br />
Zu Schachsport und dem Leben<br />
im Allgemeinen sagte er, auch wie<br />
Carlsen: Die Schule ging vor,<br />
Schach trat in den Hintergrund.<br />
Ich habe für die Schule gelernt,<br />
wollte mich nicht mehr ablenken<br />
lassen. Später kam noch eine<br />
Phase hinzu, wo nicht mehr so<br />
richtig Lust da war Schach zu<br />
spielen und er das Schachspielen<br />
für drei Monate unterbrach. Dann<br />
war wieder die Konzentration und<br />
Merkfähigkeit da...<br />
Noch eine Angelegenheit liegt<br />
mir am Herzen:<br />
Die Redaktionsarbeit der Europa-<strong>Rochade</strong>,<br />
Ausgabe <strong>Saarland</strong>.<br />
Mit einer zweijährigen Unterbrechung<br />
(die angeschlagene<br />
Gesundheit) habe ich diesen Job<br />
gern gemacht. Ich sage Job, den<br />
Ehrenamt ist etwas Anderes. Der<br />
Arbeitsaufwand Texte und Grafiken<br />
in das von der Firma Köhler<br />
(Herausgeber der Europa-<strong>Rochade</strong>)<br />
gewünschte Software-Format<br />
zu bringen ist sehr zeitaufwendig.<br />
Bereits Anfang 2009 habe ich<br />
klar und deutlich gesagt, dass ich<br />
mit der Redaktion der <strong>Saarland</strong>-<br />
<strong>Rochade</strong> in <strong>2010</strong> aufhöre. Nicht<br />
dass mir die Arbeit keinen Spaß<br />
mehr macht, sondern mein<br />
gesundheitlicher Zustand hat sich<br />
derart verschlechtert, dass ich<br />
schlicht und einfach dazu nicht<br />
mehr in der Lage bin.<br />
Mit Thomas Deutsch hat sich<br />
ein Nachfolger gefunden, der sich<br />
aber erst einarbeiten muss.<br />
Es muss auch deutlich gemacht<br />
werden, dass bei einem Nichtmehrerscheinen<br />
dieser Zeitschrift dem<br />
SSV das Verkündigungsorgan<br />
verloren geht.<br />
Also Helfen statt Meckern wird<br />
meinem Nachfolger gut tun.<br />
In diesem Sinn beende ich mit<br />
der Mai-Ausgabe die Redaktion<br />
der <strong>Saarland</strong>-<strong>Rochade</strong>, wünsche<br />
dem Nachfolger (mit den gleichen<br />
Konditionen, wie ich sie hatte)<br />
viel Erfolg.<br />
Frank Beyer-von Gablenz