MOTORRAD 19/2015
Beschreibung
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<strong>19</strong> 4. 9. <strong>2015</strong><br />
www.motorradonline.de<br />
Neu von KTM<br />
690 Duke mit<br />
Einzylinder-Update<br />
Brough Superior<br />
Retro-Racer mit<br />
1000-Kubik-V2<br />
BMW<br />
S 1000 XR<br />
BMW<br />
R 1200 GS<br />
REISE OFFROAD LANDSTRASSE<br />
ALLESKÖNNER<br />
Frankreichs<br />
wilde Straßen<br />
Schrauberkurse<br />
für Laien<br />
+ + Gebrauchtmarkt:<br />
Baum der<br />
Schande<br />
Bikes unter 2000 Euro<br />
+ + Produkttest:<br />
Profi-Schrauben dreher<br />
BMW<br />
R 1200 R<br />
Moto Guzzi, Triumph und Victory:<br />
Vergleichstest starke Cruiser<br />
DAUERTEST-SPEZIAL<br />
Alle Daten, alle Fakten, Tops und Flops<br />
SUZUKI<br />
V-Strom 1000<br />
DUCATI<br />
Panigale 1<strong>19</strong>9<br />
YAMAHA<br />
MT-07<br />
HARLEY<br />
Sportster XL 1200 CA KTM<br />
YAMAHA<br />
MT-09<br />
1290 Super Duke R<br />
YAMAHA<br />
YZF-R1<br />
MV AGUSTA<br />
Turismo Veloce 800<br />
INDIAN<br />
Chief Vintage<br />
Deutschland 3,90 €<br />
Österreich 4,40 € Schweiz 7,70 sFr<br />
BeNeLux 4,60 € Finnland 5,90 € Griechenland 5,70 €<br />
Italien 5,20 € Slowenien 5,20 € Spanien 5,20 €<br />
Kanaren 5,40 €
Z<br />
T<br />
U<br />
H<br />
M<br />
E M A<br />
<strong>MOTORRAD</strong>-<br />
Dauertest: Immer<br />
noch wichtig<br />
Chefredakteur Michael Pfeiffer über die<br />
50-jährige <strong>MOTORRAD</strong>-Tradition, Motorräder<br />
über 50 000 Kilometer zu testen<br />
Foto: Markus Jahn<br />
Kein Zweifel: Motorräder sind in den<br />
letzten Jahren technisch immer besser<br />
geworden. So ein richtig kapitaler<br />
Motorschaden, wie er noch in den<br />
70ern oder 80ern des letzten Jahrhunderts<br />
gang und gäbe war, ist heute sehr selten. Und<br />
bei so manchem Motor ist die obligatorische<br />
Zerlegung und detaillierte Vermessung nach<br />
50 000 Kilometern fast schon eine Sünde.<br />
Dennoch gibt es immer wieder fatale<br />
technische Fehler. Da zerbricht schon mal ein<br />
Getriebelager, fällt ein ABS-System aus oder<br />
erweist sich ein Fahrwerk nach 20 000 Kilometern<br />
als Wackelpeter. Das finden wir heraus,<br />
und zwar so schnell wie möglich.<br />
Klar ist: Auch im Motorradgeschäft findet<br />
die Fahrzeugentwicklung beim Kunden statt.<br />
Manche Hersteller kalkulieren das<br />
mit ein. Nur sehr ungern<br />
stellen sie uns deshalb<br />
einen Dauertester des<br />
ersten Produktionsjahres<br />
zur Verfügung.<br />
Nicht selten kauft<br />
<strong>MOTORRAD</strong> dann<br />
die Maschine im Handel. Denn unsere Leser<br />
sollen wissen, was sie erwartet.<br />
Für manche Hersteller ist ein erfolgreicher<br />
Dauertest aber auch eine Art Durchbruch.<br />
Eine KTM kann heute durchaus als zuverlässig<br />
gelten, eine Harley-Davidson nach den hervorragenden<br />
Ergebnissen der Road King sowieso.<br />
Und dass eine Indian grundsätzlich funktioniert,<br />
können wir nach der anstehenden Halbzeitbilanz<br />
schon bejahen.<br />
Als noch immer von hoher Qualität erweisen<br />
sich japanische Motorräder. Hier wird wohl<br />
nach wie vor am penibelsten entwickelt und<br />
getestet. Selbst komplette Neuentwicklungen<br />
wie die Yamaha MTs laufen nahezu problemlos.<br />
Mit unserem Dauertest-Spezial ab Seite 30<br />
blicken wir auf über 50 Jahre Dauertest-Geschichte<br />
zurück. Darauf sind wir stolz.<br />
Herzlichst Ihr<br />
Neben den technischen Dingen gehören auch gemeinsame Ausfahrten zum Dauertest-Programm<br />
Motorräder<br />
in diesem Heft:<br />
22 BMW S 1000 XR<br />
30/40 BMW R 1200 R<br />
22 BMW R 1200 GS<br />
44 Brough Superior S.S. 100<br />
74 Ducati Monster 600<br />
30/34 Ducati 1<strong>19</strong>9 Panigale<br />
12 Harley-Davidson Street 750<br />
12 Harley-Davidson Iron 883<br />
12 Harley-Davidson<br />
Forty-Eight<br />
30/40 Harley-Davidson<br />
Sportster XL 1200 CA<br />
12 Harley-Davidson<br />
Softail Slim S<br />
12 Harley-Davidson Street Bob<br />
12 Harley-Davidson Fat Boy S<br />
74 Honda CB 500/S<br />
74 Honda CBF 600 S<br />
74 Honda Deauville<br />
74 Hyosung GT 650 i<br />
30/40 Indian Chief Vintage<br />
74 Kawasaki ER-5 Twister<br />
8 KTM 690 Duke<br />
30/40 KTM 1290 Super Duke R<br />
50 Moto Guzzi Audace<br />
30/40 MV Agusta<br />
Turismo Veloce 800<br />
74 Suzuki GS 500 E<br />
74 Suzuki GSX 600 F<br />
74 Suzuki Bandit 650/S<br />
30/40 Suzuki V-Strom 1000<br />
50 Triumph Thunderbird<br />
Commander<br />
50 Victory Hammer S<br />
74 Yamaha XJ 600 S Diversion<br />
74 Yamaha XJ6<br />
30/40 Yamaha MT-07<br />
30/40 Yamaha MT-09<br />
30/40 Yamaha YTF-R1<br />
48 Zero SR ZF/12.5<br />
www.motorradonline.de<br />
ZUM THEMA 3
Harley 2016<br />
Mehr Dampf im Kessel mit 1801 Kubik<br />
bei Fat Boy S und Softail<br />
Slim S, bessere Fahrwerke<br />
für die Sportster<br />
12<br />
Crossover fordert Reiseenduro heraus<br />
BMW attackiert mit der S 1000 XR die Haus-Ikone R 1200 GS. Die Konzeptbetrachtung<br />
beschreibt, wie sich das Crossover-Bike im Vergleich<br />
zur bewährten BMW-Allzweckwaffe in der Allround-Wertung positioniert<br />
22<br />
Dreh-Moment<br />
15 Paar Schlitz- und<br />
66<br />
Kreuzschlitzschraubendreher<br />
im Test<br />
DAUERTEST SPEZIAL<br />
Kurz vorm Abheben<br />
Diese starken Cruiser mit<br />
charakteristischen Zweizylindern<br />
befeuern Glücksgefühle<br />
50<br />
Jetzt zugreifen!<br />
Schnäppchenjäger aufgepasst:<br />
tolle Mittelklassemaschinen<br />
unter 2500 Euro<br />
in der Gebrauchtberatung 74<br />
Die Halbzeitbilanz des Härtetests<br />
Die Ducati 1<strong>19</strong>9 Panigale war in der ersten Hälfte ihres Dauertests<br />
meist recht flott unterwegs, stand aber auch oft in der Werkstatt.<br />
Nichts für ungut: Wo viel Licht ist, kann es mal Schatten geben 33<br />
Fotos: Jacek Bilski (3), Klaus Herder, Markus Jahn, Dirk Schäfer, Thomas Schmieder (2)<br />
Titelfotos: Bilski (2), Rossen Gargolov, Jahn (3), jkuenstle.de (2), KTM, MV Agusta, Kyoichi Nakamura, Schäfer,<br />
Schmieder, Kevin Wing<br />
4 INHALT <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
I N H A L T <strong>19</strong>/<strong>2015</strong><br />
NEUHEITEN<br />
8 Modellpflege KTM 690 Duke<br />
Überarbeiteter Motor, viel Elektronik<br />
und neues TFT-Display. Erster exklusiver<br />
Fahrbericht mit dem Prototyp<br />
NEWS<br />
18 Triumph Scrambler-Umbau; 16-Punkte-<br />
Sicherheitsprogramm für die Nordschleife;<br />
Interview mit GasGas-Importeur<br />
Ronald März; Bestseller-Bikes in<br />
Ost und West<br />
TEST+TECHNIK<br />
12 Präsentation Harley-Davidson-<br />
Modelle 2016<br />
Good News: Nun haben die Sportster-<br />
Modelle Dämpfung, zwei Softails richtig<br />
Power und die Street 750 echte Bremsen<br />
22 Konzeptvergleich Adventure-Bikes<br />
BMW R 1200 GS und BMW S 1000 XR<br />
sind ähnlich, aber anders<br />
DAUERTEST SPEZIAL<br />
30 Der 50 000-Kilometer-Marathon<br />
Vorstellung der zehn aktuellen Kandidaten<br />
im <strong>MOTORRAD</strong>-Fuhrpark.<br />
So wird getestet und bewertet.<br />
Zehn Jahre Dauertest-Rückblick<br />
34 Dauertest-Zwischenbilanz Ducati<br />
Panigale 1<strong>19</strong>9<br />
Viel Begeisterung, aber nicht ohne<br />
eine Prise Kummer<br />
40 Dauertest-News<br />
Aktueller Überblick über den gesamten<br />
Dauertest-Fuhrpark mit den jeweiligen<br />
Kilometerständen<br />
44 Fahrbericht Brough Superior S.S.100<br />
Wiedergeburt einer Motorrad-Legende<br />
nach 75 Jahren – mit außergewöhnlicher<br />
Technik und 1000er-V-Twin<br />
50 Vergleichstest Cruiser<br />
Moto Guzzi Audace, Triumph Thunderbird<br />
Commander und Victory Hammer S<br />
BLICKPUNKT<br />
62 Wegen Lärm drohen Sperrungen<br />
Baden-Württemberg will beliebte<br />
Motorradstrecken dichtmachen<br />
PRODUKTTEST<br />
66 Schraubendreher<br />
15 Paar jeweils in Schlitz- und Kreuzschlitzausführung<br />
GEBRAUCHTMARKT<br />
74 Günstige Einsteiger-Bikes<br />
Acht Mittelklassemaschinen mit 500 cm³<br />
von 1500 bis 2500 Euro<br />
LEBEN<br />
91 Pulsbeschleuniger-<br />
Routen in Frankreich<br />
Tour auf den wildesten<br />
Alpen-Straßen des<br />
Nachbarlandes<br />
102 VHS-Schrauberkurse<br />
So lernt man einfache<br />
Wartungsarbeiten<br />
und Reparaturen selbst zu erledigen<br />
104 Firmenporträt Continental<br />
Die können mehr als Reifen: Besuch in<br />
der Chassis & Safty-Division des Motorrad-Systemzulieferers<br />
108 Reportage von der berühmtesten<br />
Motorradstrecke im Osten der USA<br />
Tail of the Dragon – auf diesem Highway<br />
ist die Hölle los<br />
RATGEBER<br />
112 Kurztest Action-Kameras<br />
Marktführer GoPro bekommt Konkurrenz:<br />
Gleich drei Hersteller drängen<br />
mit günstigen Modellen auf den Markt.<br />
Halten sie, was sie versprechen?<br />
114 Kaufen, Recht, Wissen<br />
Ausprobiert: Bremshebelschloss;<br />
Hashiro-Universalspiegel von Polo;<br />
Kupplungs-Superkits von TRW<br />
SPORT<br />
116 GP Silverstone<br />
Im Regenchaos behält Valentino Rossi<br />
den Überblick. Für seinen Sieg feiern ihn<br />
die britischen Fans frenetisch<br />
122 Sport kompakt<br />
Roman Febvre ist erster französischer<br />
Motocross-GP-Weltmeister; Ken Roczen<br />
beendet US-Cross-Saison mit Vizetitel<br />
124 Langstrecken-WM Oschersleben<br />
Die französische Yamaha-Werksmannschaft<br />
GMT94 siegt – ein spannender<br />
WM-Endkampf beim Bol d’Or ist sicher<br />
RUBRIKEN<br />
3 Zum Thema<br />
6 Leserbriefe, Intern<br />
79 <strong>MOTORRAD</strong>-Kleinanzeigenmarkt<br />
101 action team-Reise-Box<br />
110 <strong>MOTORRAD</strong>-Helden-Club<br />
113 action team-Trainings-Box<br />
128 Rückspiegel/Impressum<br />
129 Comic – die vorletzte Seite<br />
130 Vorschau<br />
Nervenkitzel<br />
Auf diesen Pisten in Frankreich<br />
muss man das Herz in<br />
beide Hände nehmen<br />
Schrauben? Geht doch!<br />
Alles gar nicht so schwer,<br />
wie man im Kurs lernt.<br />
Wenn man sich nur traut<br />
Global Player<br />
Systemlieferant Continental<br />
gewährt Einblick in<br />
seine Motorrad-Sparte<br />
91<br />
102<br />
104<br />
www.motorradonline.de<br />
INHALT 5
L E S E R P O S T<br />
Vor 25 Jahren<br />
Tracktest Ducati Panigale R,<br />
Yamaha YZF-R1<br />
<strong>MOTORRAD</strong> 17/<strong>2015</strong>, Seite 56<br />
Vor exakt 25 Jahren in <strong>MOTORRAD</strong><br />
18/<strong>19</strong>90 gab es von Euch einen 750er-<br />
Superbike-Vergleich „Renner gegen Serie“<br />
in Rijeka. Als schnellste Serienmaschine<br />
war damals die Bimota YB 4 E.I.<br />
mit 1.43,71 sieben Sekunden langsamer<br />
unterwegs als die von Christian Kellner<br />
bewegte Panigale R. Interessant ist, dass<br />
aber das Renn-Superbike auf Basis der<br />
Honda RC 30 vom Profi bewegt vor<br />
einem Vierteljahrhundert mit 1.36,58<br />
exakt gleich schnell war wie die aktuelle<br />
Duc. Das Leergewicht ist auf gleichem<br />
Niveau. Die RC 30 war jedoch mit 60 PS<br />
weniger unterwegs. Die Vmax des von<br />
Eckert getunten Superbikes lag mit 259<br />
km/h trotzdem nur 10 km/h unterhalb<br />
der der Panigale. Meines Wissens ist der<br />
Streckenverlauf über die Jahre nicht verändert<br />
worden. Ich hätte die aktuellen<br />
Superbikes trotz Straßentauglichkeit gegenüber<br />
ihren Racing-Ahnen weiter<br />
vorn gesehen. Hat der Asphalt über die<br />
Jahre gelitten? Die 500er-GP-Maschinen<br />
brannten damals übrigens 1.30er-Zeiten<br />
auf die Bahn.<br />
Henning Lörch, Neckarsulm<br />
Ganz real<br />
Alpen-Masters, Teil 2<br />
<strong>MOTORRAD</strong> 16/<strong>2015</strong>, Seite 28<br />
Gerade bin ich beim Alpen-Masters Teil 2<br />
angekommen, gucke mir die Ergebnisse<br />
der Kategorie Adventure Mid an. Und<br />
was sehe ich auf Platz eins? Einen Motorradfahrer<br />
mit offenem Klapphelm! Leider<br />
sieht man das auch ganz real, und ich<br />
kann darüber nur den Kopf schütteln.<br />
Denn eine kleine Bodenwelle, ein Absatz<br />
oder eine scharfe Bremsung, und das<br />
Kinnteil klappt runter. Im Ergebnis ein<br />
Blindflug, und ich kann nur hoffen, dass<br />
andere nicht zu Schaden kommen.<br />
Mir ist bekannt, dass es auch offen zugelassene<br />
Klapphelme gibt, bei denen das<br />
Kinnteil entweder nach hinten geklappt<br />
wird oder beim Runterklappen wieder<br />
extra entriegelt werden muss. Total unpraktisch,<br />
darum hat es sich auch nicht<br />
durchgesetzt. Ihr solltet Eurer Vorbildfunktion<br />
gerecht werden und auf solch<br />
unprofessionelle Bilder verzichten.<br />
Andreas Hartlage, Stuhr<br />
Mach doch<br />
Einfach losfahren, Test Textilkombis,<br />
Alpen-Masters<br />
<strong>MOTORRAD</strong> 17/<strong>2015</strong> allgemein<br />
Der Artikel auf Seite 160 „Einfach losfahren<br />
– Reise ohne Plan“ hat mir deshalb<br />
so gut gefallen, weil ich mich in Herrn<br />
Biebricher sehr gut wiederfinden konnte.<br />
Mir geht es seit einiger Zeit ganz ähnlich.<br />
Die einzige Reaktion meiner Frau<br />
auf den von mir vorgestellten Artikel lautete:<br />
„Mach doch!“ Mein Einwand, dass<br />
mir die richtige Kleidung für ein solches<br />
INTERNNeues aus der Redaktion<br />
Alt und mit viel Stil!<br />
Für die Truppe um die Testfahrer Stefan<br />
Glück und Gabriel Winter sowie Redakteur<br />
Thomas Schmieder war die Rhön Premiere:<br />
Keiner war vorher je dort. Auf Power-<br />
Cruisern (Test ab Seite 50) durchkreuzten<br />
sie das „Land der offenen Fernen“ und der<br />
Wiege des Segelflugs auf der Wasserkuppe.<br />
Auf dem Weg dorthin sahen sie, wie jemand<br />
neben einer Honda XL 500 R stand, das<br />
Handy am Ohr. Bloß eine Pause oder eine<br />
echte Panne? Also stoppten sie, wendeten<br />
ihre Schlachtschiffe auf Rädern und fragten<br />
nach. „Kein Sprit mehr“, antwortete der<br />
Liegengebliebene lapidar. Youngtimer-Mechaniker<br />
und Lebenskünstler Gabriel Winter<br />
(„Der Badische Brösel“, <strong>MOTORRAD</strong> 11/2012)<br />
forderte ihn auf: „Spring auf, ich fahre dich<br />
zu einer Tankstelle.“ Sie fand sich im nahen<br />
Poppenhausen – und was für eine: einfach<br />
zwei Zapfsäulen vor einem Rhön-Fachwerkhaus,<br />
ohne Überdachung, Zahl-Häuschen<br />
oder Zapfsäulen-Insel. Zunächst einmal galt<br />
es, einen Reservekanister zu finden. Gesagt,<br />
getan, einfach im Haus klingeln.<br />
Heraus trat Herr<br />
Schönberg, dem<br />
man seine 82 Jahre<br />
nicht ansieht, und<br />
der sogleich von<br />
der Geschichte des<br />
Fachwerkhauses<br />
von 1789 erzählte.<br />
„Die Tankstelle<br />
stammt aus dem<br />
Jahr <strong>19</strong>29, sie ist heute die zweitälteste<br />
in Deutschland!“ Wow! Zum Beweis zeigte<br />
der Besitzer Fotos aus dem Jahr <strong>19</strong>30. Dann<br />
erklärte er den Motorradfahrern die Bedienung<br />
des modernen Karten-Terminals. Von<br />
gestern ist diese Tanke nicht: Noch während<br />
des Spritfassens sanken die Preise auf der<br />
leuchtenden Anzeigetafel. „Das kommt direkt<br />
von der Avia-Zentrale, mit denen habe<br />
ich ausgemacht, dass ich immer die günstigsten<br />
Preise bei uns im Landkreis Fulda<br />
habe.“ Danke noch mal für alles! Bald war<br />
der Kanister voll und die Honda betankt. Sie<br />
kam auf den ersten Tritt …<br />
Der Spritmangel des armen Honda<br />
XL 500 R-Piloten trieb die Test-Crew<br />
an Deutschlands zweitälteste Tankstelle<br />
in Poppenhausen in der Rhön<br />
Fotos: Bilski, Schmieder<br />
6 LESERPOST <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Unterfangen fehlen würde, wurde mit<br />
einem Hinweis auf den Artikel auf Seite<br />
100 „Textilkombis im 4000-km-Reisetest“<br />
quittiert. Seitdem hängt die Held-Kombi<br />
an unserer Garderobe. Das „Alpen-Masters<br />
<strong>2015</strong>“ von Seite 30 hat mir die Richtung<br />
für meine Fahrt vorgegeben. So bin<br />
ich heute losgefahren und finde mich<br />
jetzt im Schwarzwald wieder. Morgen<br />
geht es „ohne Plan“ in die Alpen. Danke<br />
für die Inspirationen. Und danke an meine<br />
großartige Frau, die mir all dies ermöglicht.<br />
Rainer Balzerowski, Dollern<br />
Von kleinerer Statur<br />
Alpen-Masters Finale<br />
<strong>MOTORRAD</strong> 17/<strong>2015</strong>, Seite 30<br />
Dass am Ende ein zu hoher, aber einfach<br />
zu verstellender Windschutz den Ausschlag<br />
für die Abwahl (der KTM 1290 Super<br />
Adventure, Red.) bringt, kann wohl<br />
nur daran liegen, dass die Mehrzahl der<br />
Testfahrer von kleinerer Statur war. Wo<br />
bleibt da aber die Objektivität? Größere<br />
Testfahrer hätten anders entschieden!!!<br />
Ich bin 1,90 Meter groß und sehe über<br />
die hoch gestellte Scheibe in jeder Lage<br />
bequem darüber. BMW baut zweifelsohne<br />
gute Motorräder, aber leider nur für<br />
durchschnittlich große Fahrer, mit Ausnahme<br />
der neuen R 1200 GS Adventure,<br />
die ich ausgiebig getestet habe, die aber<br />
der großen KTM bei Weitem nicht das<br />
Wasser reichen kann. In Zukunft würde<br />
ich mir bei Ihren Testberichten mehr Objektivität<br />
wünschen, ansonsten bin ich<br />
geneigt, das Abo aufzukündigen.<br />
Wilhelm Haas, Villach-Bogenf./Österreich<br />
Im Finale des Alpen-Masters entscheiden ausnahmsweise<br />
die Vorlieben der Tester, daher ist<br />
das Ergebnis, anders als beim 1000-Punkte-Test,<br />
subjektiv gefärbt. Von den sechs Fahrern sind<br />
übrigens zwei 1,90 Meter groß. Red.<br />
Klugscheißermodus<br />
Impressionen Indian Roadmaster,<br />
Harley-Davidson E-Glide Ultra Ltd.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> 18/<strong>2015</strong>, Seite 34<br />
Hey Leute, Klugscheißermodus an: Die<br />
Roadmaster hat drei Bordsteckdosen, eine<br />
im Dashboard, eine im rechten Koffer<br />
und eine im Topcase. Klugscheißermodus<br />
aus.<br />
Harald Schätzchen, Berlin (Vertragshändler<br />
für Indian, Victory und Suzuki)<br />
Ehrlich, Motorräder vom Schlage Harley-<br />
Davidson oder Indian sind so gar nicht<br />
mein Ding. Artikel dazu firmieren bei mir<br />
unter: „Keine Zeit verlieren, weiterblättern.“<br />
Dann das: Was für ein herrlicher Artikel<br />
über diese beiden Dickschiffe. Diesmal<br />
ist Euch eine wunderbare Liebeserklärung<br />
ans Motorradfahren gelungen.<br />
Herrlich vielschichtig und mit einer erfrischenden<br />
Portion Selbstironie.<br />
Jürgen Weihrauch, Ihlow<br />
Erotische Nase<br />
Rallye Breslau–Stuttgart<br />
<strong>MOTORRAD</strong> 17/<strong>2015</strong>, Seite 128<br />
Habe mit großer Freude Eure XXL-Polen-<br />
Challenge gelesen. Da ich selber eine<br />
Pannonia 250 mit Duna-Beiwagen fahre,<br />
wundert mich der Ausgang der Challenge<br />
nicht. Leider fehlt meiner die erotische<br />
Nase. Selten einen so gut geschriebenen,<br />
mit Spitzen durchsetzten<br />
„Reisebericht“ gelesen. Weiter so.<br />
Andreas Becker, Dillenburg<br />
Na ja, der Artikel ist ja ganz lustig. Aber<br />
als Konkurrenz zu Holger Aues Comic<br />
kontakt<br />
Bitte geben Sie bei E-Mails<br />
und Leserbriefen Name und Wohnort an.<br />
Fragen und Post an die Redaktion<br />
Leser-Service: Iris Schaber. Telefonische Anfragen dienstags und<br />
donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr unter 07 11/1 82-12 25.<br />
Noch besser ist es, wenn Sie Ihre Frage schriftlich stellen:<br />
Re daktion <strong>MOTORRAD</strong>, Stichwort Leser-Service, 70162 Stuttgart,<br />
Fax 07 11/1 82-17 81, E-Mail: leserbriefe_mrd@motorpresse.de<br />
Nachbestellung von Einzelheften<br />
Telefon 07 11/32 06 88 99, Telefax 07 11/1 82-25 50.<br />
Bitte Bankverbindung angeben.<br />
Ausverkauft, nicht gefunden?<br />
Ihr Zeitschriftenhändler besorgt Ihnen <strong>MOTORRAD</strong> meist für den<br />
nächsten Tag.<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu<br />
kürzen.<br />
Motomania ist da noch Entwicklungsspielraum.<br />
Als Reise(?)-Bericht fehlen ja<br />
wohl einige gefahrene Kilometer. Und<br />
an der Herausforderung sind die drei<br />
eindeutig gescheitert!<br />
Raimund Kaldenbach, Prüm<br />
„Eintagslieben“ ist eine der besten Geschichten,<br />
die ich bisher von Euch gelesen<br />
habe. Das sind Reisestorys, Daumen<br />
nach oben. Und nicht immer nur mit vielen<br />
Problemen durch Länder, die der Alltagsfahrer<br />
nie erreicht oder erreichen<br />
will.<br />
Mike Eberhart, Südharz<br />
Wie geil ist denn dieser Artikel? Ich bin<br />
vor Lachen fast inkontinent geworden.<br />
„Artikel wie das Pannonia-Rücklicht gibt<br />
es nicht mal im Sexshop.“ LOL!!! Den „Pulitzer-Preis<br />
der Herzen“ für <strong>2015</strong> verleihe<br />
ich diesem Reisebericht der anderen Art<br />
und bitte inständig darum, dass diese<br />
drei noch weitere derartige Artikel verfassen!<br />
MEHR!!! Und falls mal einer krank<br />
werden sollte – ich springe als „knapp<br />
U50“ gern ersatzweise ein!<br />
Reimar Vogt, Pahlen<br />
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Präsentation<br />
SINGLE-<br />
GESCHICHTEN<br />
Im Single-Geschäft macht KTM inzwischen<br />
niemand mehr etwas vor. Die 690 Duke steht<br />
schon seit einigen Jahren ziemlich alleine<br />
da. Für 2016 legt der rührige Hersteller nach.<br />
Neuer Motor, viel Elektronik, neues TFT-<br />
Display. <strong>MOTORRAD</strong>-Chefredakteur Michael<br />
Pfeiffer fuhr sie exklusiv.<br />
Von Michael Pfeiffer; Fotos: KTM<br />
8 NEUHEITEN <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
KTM 690 Duke<br />
Der leichte Einzylinder-Renner wurde<br />
für das Modelljahr 2016 technisch<br />
komplett überarbeitet. Damit steht<br />
KTM im Einzylinder-Segment weiterhin<br />
ganz klar an der Weltspitze
Modell- N E U H E I T E N<br />
Präsentation<br />
Die Einzylinder von KTM verkaufen<br />
sich blendend. Logisch, denn<br />
sie sind absolut konkurrenzlos.<br />
Fast 70 PS aus 690 cm 3 , da wagt<br />
sich kein Hersteller mehr dran. Damit das so<br />
bleibt, haben die rastlosen Österreicher den<br />
Motor komplett überarbeitet. Mit größerem<br />
Kolben, aber kürzerem Hub kann er noch<br />
höher drehen. Größere Ventile sorgen für<br />
mehr Leistung, und eine im Zylinderkopf<br />
untergebrachte zweite Ausgleichswelle<br />
tilgt Vibrationen. Der Hubraum bleibt bei<br />
690 cm 3 , viel mehr will mir Thomas Kuttruf,<br />
Pressechef und mit einer offensiven Grundhaltung<br />
zum Thema Gasgriffstellung gesegnet,<br />
nicht verraten.<br />
Kutti fährt vor, mit einer 1290er-Super-<br />
Duke, und irgendwie komme ich mir auf<br />
dem kleinen Single benachteiligt vor. Wie<br />
um alles in der Welt soll ich da hinterherkommen?<br />
Die Frage klärt sich schnell. Denn<br />
der überarbeitete 690er zieht ab wie eine<br />
Rakete. Schon unter 3000/min liefert<br />
er druckvollen Punch, ab dem nächsten<br />
1000er-Schritt geht es ab. Und dann dreht<br />
das Biest höher und immer höher, erst über<br />
8500/min lässt sein Eifer nach. Und Kutti?<br />
Ist eigentlich auch kaum schneller. Zumal<br />
es hier in der Umgebung von Mattighofen,<br />
dem Stammsitz von KTM, ziemlich kurvige<br />
Erlebnisstrecken gibt. Die Kutti natürlich<br />
alle kennt. Die aber mit der 690er locker<br />
von der Hand gehen.<br />
Diese spielerische Leichtigkeit, mit der die<br />
690 Duke Linien auf die Straße malt, ist<br />
einzigartig. Etwas über 160 Kilogramm<br />
vollgetankt, um die 74 PS Leistung, eher<br />
schma le Reifen und ein breiter Lenker, was<br />
will der Landstraßenfeger mehr? Nix. Diese<br />
Maschine macht definitiv Laune. Und mein<br />
Grinsen wird immer breiter. Kutti grinst<br />
auch: „Und, was sagst du zum Motor?“<br />
Sensationell, fällt mir dazu nur ein. Es gab<br />
eigentlich nur einen Single, der so laufruhig<br />
war wie der neue 690er: der 750er-DR-Big-<br />
Motor von Suzuki. Hatte auch zwei Ausgleichswellen,<br />
aber war schwer und gerade<br />
mal 50 PS stark. „Und das alles jetzt mit<br />
Euro 4.“ Kutti, dessen Job es natürlich ist,<br />
von KTMs begeistert zu sein und<br />
damit auch beispielsweise mich<br />
anzustecken, ist sichtlich stolz auf<br />
die KTM-Entwickler. Aber, das<br />
muss man sagen, er kann es<br />
auch sein. Der Motor läuft ohne<br />
Fehl und Tadel. Er bleibt<br />
natürlich ein Einzylinder,<br />
was bedeutet, dass man<br />
in der Stadt eben nicht im<br />
sechsten Gang rumrollen<br />
kann. Und auch nicht im fünften,<br />
bestenfalls im vierten. Man muss<br />
ihn schalten, was allerdings ebenfalls<br />
perfekt funktioniert.<br />
Gas, Kupplung, Bremse, alles<br />
bestens. Alles auf Dynamik ausgelegt,<br />
aber auch alles recht<br />
leichtgängig. Ich würde mir ein<br />
bisschen mehr Bremsleistung der<br />
Einscheibenbremse wünschen. Da<br />
fasst man doch eher in eine teigige<br />
10 NEUHEITEN <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Neue Schaltereinheit für die Menüsteuerung, jetzt erstmals beim Einzylinder. Das neue TFT-Display informiert über alles Mögliche.<br />
Es passt sich den jeweiligen Lichtverhältnissen automatisch an und wirkt deutlich edler als die Instrumente der Vorgängerin<br />
Masse, glasklare Rückmeldung ist etwas<br />
anderes. „Dann musst du die R-Version nehmen“,<br />
weiß Kutti. Die sportlichere und besser<br />
ausgestattete Schwester der 690 Duke<br />
wird eine leistungsfähigere Bremsanlage,<br />
bessere Federelemente und eine heftige<br />
Kriegsbemalung auszeichnen.<br />
Neu und viel besser gestaltet wurde die<br />
Sitzbank – die extrem lässige Sitzposition<br />
begeistert. Dazu gibt es jetzt ein ziemliches<br />
Elektronikpaket. Drei Fahrmodi, Traktionskontrolle<br />
und ein TFT-Farbdisplay, das sich<br />
den Lichtverhältnissen automatisch anpasst,<br />
aber noch ein wenig wacklig anzeigt.<br />
Prototyp eben. Auch wirkt die Blinkerkontrollleuchte<br />
so, als hätte man sie im Display<br />
schlicht vergessen. Sie ist daneben<br />
angebracht. Na ja. Wir heizen weiter,<br />
eine lange, gerade Autobahn steht an, und<br />
ich gebe alles. Da blinzelt schon mal der 2er<br />
auf dem Display, fantastisch für einen Einzylinder.<br />
Auf den ersten Blick hat KTM alles<br />
richtig gemacht. Mehr Druck, bessere Manieren,<br />
bessere Ausstattung, mehr Komfort.<br />
Die Erfolgsgeschichte der KTM-Singles geht<br />
weiter, da bin ich mir sicher.<br />
www.motorradonline.de/ktm<br />
DATEN<br />
Einzylindermotor mit zwei Ausgleichswellen, eine obenliegende<br />
Nockenwelle, Rollenkipphebel, 690 cm³, zirka 54 kW (74 PS), zirka<br />
75 Nm, Ride-by-Wire, drei Fahrmodi. Stahl-Gitterrohrrahmen, Alurahmenheck,<br />
Upside-down-Gabel, Aluminium-Zweiarmschwinge,<br />
Einscheibenbremse vorn, Scheibenbremse hinten, Ø 320/265 mm,<br />
Bosch-ABS 9M+ abschaltbar, Sitzhöhe zirka 840 mm, Tank 14 Liter<br />
Optisch ändert sich nicht<br />
so viel an der 2016er-<br />
690-Duke, da die Kunststoffteile<br />
und der Rahmen<br />
gleich bleiben. Motor<br />
und Auspuff sind neu<br />
und trotz Euro 4-Regularien<br />
bestens beieinander
T E S T + T E C H N I<br />
Fahrbericht Harley-Davidson-Modelle 2016<br />
K<br />
Softail-Baureihe<br />
BIGGER TWINS!<br />
Mehr Dampf im Kessel dank voller 1801 cm³ und düsteren bis klassischen Look bieten die neuen<br />
Softail-Topmodelle Fat Boy Special und Softail Slim Special. Zusätzlich bekommen auch alle<br />
Standard-Softails mehr Power und Ausstattung.<br />
Von Thomas Schmieder; Fotos: Markus Jahn/Harley-Davidson, TSR (4)<br />
Sie ist längst eine Ikone des Motorradbaus,<br />
die Harley-Davidson Fat<br />
Boy. Bereits <strong>19</strong>90 erschien dieser<br />
„erste Cruiser ab Werk“. Wuchtige<br />
Scheibenräder, fetter Tank, massige Gabelverkleidung,<br />
dicker Scheinwerfer – an<br />
dieser Macho-Softail war alles größer,<br />
mächtiger. Bereits <strong>19</strong>91 setzte ihr Arnold<br />
Schwarzenegger in James Camerons<br />
Science-Fiction-Spektakel Terminator 2 ein<br />
Denkmal: „Ich will deine Kleidung, deine<br />
Stiefel und dein Motorrad.“ Der Satz ist Filmgeschichte.<br />
Im feisten Sattel der Fat Boy<br />
rettete der Terminator die Welt. Ihr Big Twin<br />
wuchs mit der Zeit von 1340 cm³ damals<br />
auf aktuell 1690 cm³. In der Basisversion.<br />
Nun, 25 Jahre später und passend zum<br />
aktuellen Terminator 5, schließt sich der<br />
Kreis. In Barcelona, nicht Los Angeles, lädt<br />
Harley-Davidson zum ersten Rollout der<br />
neuen Fat Boy S. Sie trägt wie die ebenfalls<br />
neue Softail Slim Special den Biggest Twin,<br />
den die Company in Cruisern auffahren<br />
kann: Screamin’ Eagle-Performance-V2 blie-<br />
12 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
FAT BOY S<br />
Kennzeichen aller Softails: zwei parallel<br />
unter dem Getriebe liegende, auf Zug belastete<br />
Federbeine. Funktion? Okay!<br />
Feist: Der fette, 1,25-Zoll dicke Büffel horn-<br />
Lenker liegt prima zur Hand. Neu sind hydraulische<br />
Kupplung und Tempomat<br />
Kraftwerk: Der 1801-Kubik-V2 trägt „Screamin’<br />
Eagle“-Ventilatorluftfilter und eine<br />
drehmomentoptimierte Auspuffanlage<br />
Ton in Ton: Mattschwarz auf Tank, Auspuffen,<br />
Rädern und Stahl-Schutzblechen, glanzschwarze<br />
Gabel, Scheinwerfer und Öltank<br />
ben bislang exklusiv den streng limitierten<br />
CVO-Modellen vorbehalten. Nun gibt es<br />
zwei Serienmaschinen mit dem XXL-V2:<br />
101,6 statt 98,4 Millimeter Bohrung machen<br />
bei identischen 111,1 Millimetern Hub aus<br />
1690 volle 1801 Kubik. Zusammen mit dem<br />
Power-Luftfilter eine echte Kraftkur.<br />
Arnie würde sich sicher darüber freuen:<br />
Satte 92 PS statt 79 der weiterhin angebotenen<br />
Standardmodelle sind eine Ansage.<br />
Vor allem gilt dies für volle 146 Newtonmeter<br />
Drehmoment statt bisher 132, bei bloß<br />
4000 Touren. Du stehst in der ersten Startreihe<br />
– in Barcelona gibt es ganz vorn an<br />
den Ampeln Extraflächen für Motorräder –,<br />
und unter dir stampft dieser urwüchsige V2<br />
sein tieffrequentes „Potato, Potato, Potato“.<br />
Schon im Leerlauf ahnst du die Potenz dieses<br />
Triebwerks. 980, 970, 990 zeigen die<br />
Flüssigkristalle im einblendbaren LCD-Drehzahlmesser<br />
innerhalb des Tachogehäu ses .<br />
Der Motor schiffsdieselt vor sich hin, läuft<br />
smooth und rund.<br />
Alle Softail-V2 sind starr im Rahmen<br />
verschraubt, werden von zwei Ausgleichswellen<br />
beruhigt. Auch der Twin Cam 110 B<br />
mit 110 Cubic Inches. Deswegen bleibt das<br />
mächtige Motorrad im Stand komplett ruhig,<br />
erzittert nicht. Rot, Gelb – du ziehst an<br />
der hydraulisch betätigten Kupplung. Nein,<br />
das ist keine „Pussy Clutch“, dieser Hebel<br />
braucht Schmackes im Unterarm. Kalonkk!<br />
Unerbittlich rastet der erste Gang ein. Grün,<br />
nun gilt es! Der fette 200er-Dunlop D 408<br />
krallt sich in den Asphalt, sucht wimmernd<br />
nach Traktion. Da geht was. Judgement<br />
Day. Schwärme von Rollerfahrern ringsum.<br />
Hasta la vista, baby! Logisch gibt es heute<br />
viel stärkere Motorradmotoren, 200 PS und<br />
mehr, klar ist ein Passat Kombi TDI objektiv<br />
besser als ein Chevrolet Camarro.<br />
Doch dieser der T-Rex auf Rädern serviert<br />
Urgewalt unnachahmlich archaisch,<br />
mit zwei untenliegenden Nockenwellen,<br />
vier Stoßstangen und maßkruggroßen Zylindern.<br />
Lässig steppst du per Schaltwippe<br />
den zweiten und dritten Gang rein, das<br />
Sechsganggetriebe rastet hart, aber exakt.<br />
Deine Sohlen ruhen auf halbmondförmigen<br />
Trittbrettern. Der geschwungene Lenker<br />
liegt so perfekt zur Hand, als hättest du<br />
selbst Maß gesessen. Und der breite Sattel<br />
mit ausgeprägter Sitzmulde bietet reichlich<br />
Platz und Komfort. Terminator-Feeling!<br />
Erstaunlich leicht lässt sich der 333-Kilo-<br />
Cruiser durchs Großstadtgewühl dirigieren,<br />
www.motorradonline.de<br />
TEST+TECHNIK 13
Olivgrüner Lack mit weißem<br />
Stern am Tank wie bei Harleys<br />
WLA-Militärmaschinen<br />
vor rund 70 Jahren<br />
Harley-Davidson Fat Boy S<br />
trotz Böse-Buben-Image. Hinter der Stadtgrenze<br />
hat der fette Junge freien Auslauf.<br />
Zwischen 3000 und 4000 Touren ändert er<br />
Tonlage und Charakter. Jetzt wird er böse,<br />
stampft nach vorn wie ein wilder Stier. Der<br />
tut was, der will nicht bloß spielen … „Fast<br />
forward“, schreit der Adler! Bei 5000/min<br />
liegt volle Leistung an, bei rund 5600 knipst<br />
der Begrenzer die Zündung aus. Nur 2300-<br />
mal dreht sich die Kurbelwelle bei Tempo<br />
100. Der Bigger Twin dreht fast freier hoch<br />
als die Standard-Big-Twins mit 1690 Kubik!<br />
So hat der singuläre vordere Vierkolben-<br />
Sattel einen aufreibenden Job. Wie der Terminator<br />
T-800, alias Arnie. ABS? Ehrensache,<br />
unsichtbar versteckt. Viel Feeling, mental<br />
wie physisch. Bis dann in den Bergen die<br />
ersten Kurven kommen, krrikk, krrakk, krrikk<br />
– früh nehmen die Trittbretter Asphaltproben.<br />
Doch wenn deren Ausleger aufsetzen,<br />
wird der Kurvenradius zementiert, weiter<br />
abwinken unmöglich. Also Obacht! Gleiches<br />
gilt beim zwölf Kilo leichteren Bobber<br />
Softail Slim S mit Speichenrädern. Sein Military-Look<br />
zitiert Harleys WLA-Modelle aus<br />
dem Zweiten Weltkrieg, die danach massenhaft<br />
zu zivilen Bikes umgebaut wurden.<br />
SOFTAIL SLIM S<br />
Fürs Cruisen mit 2016er-Softails prädestiniert<br />
nun ein Tempomat, die Cruise Control:<br />
Fat Boy S, Softail Slim S, Heritage Softail<br />
Classic sowie Softail Deluxe erhalten sie<br />
serienmäßig, für die anderen Softails gibt es<br />
sie optional. Alle Standard-Softails haben<br />
Harley-Davidson Fat Boy S [Softail Slim S]<br />
MOTOR<br />
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-45-Grad-V-<br />
Motor, zwei Ausgleichswellen, je zwei untenliegende,<br />
kettengetriebene Nockenwellen, zwei<br />
Ventile pro Zylinder, Hydrostößel, Stoßstangen,<br />
Kipphebel, Trockensumpfschmierung, Einspritzung,<br />
2 x Ø 46 mm, Katalysator, Lichtmaschine<br />
439 W, Batterie 12 V/<strong>19</strong> Ah, hy draulisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbadkupplung Sechsganggetriebe,<br />
Zahnriemen, Sekundärübersetzung<br />
2,060.<br />
Bohrung x Hub<br />
101,6 x 111,1 mm<br />
Hubraum<br />
1801 cm³<br />
Verdichtungsverhältnis 9,2 : 1<br />
Nennleistung 68,0 kW (92 PS) bei 5010/min<br />
Max. Drehmoment 146 [145] Nm bei 4000/min<br />
Der Bobber mit schmaleren 16-Zoll-Speichenrädern setzt fast<br />
so früh auf wie die Fat Boy mit 17-Zoll-Scheibenfelgen. Doch<br />
Hollywood-Lenker mit Mittelstrebe und kleinerer Sitz der<br />
Slim wirken weniger bequem, ihr Fahrwerk etwas weicher<br />
nun den „High Output Twin Cam 103 B“ mit<br />
fülligerem Drehmomentverlauf dank neuer<br />
Luftfilter und Nockenwellen. Der satte Druck<br />
der zwei S-Modelle kostet bloß 1200 Euro<br />
Aufpreis zu den Basisversionen. Das erscheinen<br />
die Biggest Twins locker wert.<br />
FAHRWERK<br />
Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Telegabel,<br />
Ø 41 mm, Dreiecksschwinge aus Stahl, zwei<br />
Federbeine, verstellbare Federbasis, Scheibenbremse<br />
vorn, Ø 300 mm, Scheibenbremse hinten,<br />
Ø 292 mm.<br />
Scheibenräder aus Aluminium3.50 x 17; 6.00 x 17<br />
[Speichenräder mit Stahlfelgen<br />
3.00 x 16; 3.00 x 16]<br />
Reifen 140/75 R 17; 200/55 R 17<br />
[130/90 H16; 140/85 H16]<br />
MAß E+GEWICHTE<br />
Radstand 1630 [1635] mm, Lenkkopfwinkel 59,0<br />
[58,0] Grad, Nachlauf 147 mm, Federweg v./h.<br />
130/86 mm, Sitzhöhe 670 [650] mm, Leergewicht<br />
333 [321] kg, zulässiges Gesamtgewicht<br />
526 kg, Tankinhalt/Reserve 18,9/3,8 Liter.<br />
Garantie<br />
zwei Jahre<br />
Mobilitätsgarantie<br />
zwei Jahre<br />
Serviceintervalle<br />
8000 km<br />
Farben Grau matt, Schwarz matt, Schwarz,<br />
<br />
Braun, Weiß [Schwarz, Olivgrün]<br />
Preise<br />
ab 22 715 [ab 20 845] Euro<br />
Nebenkosten<br />
540 Euro<br />
Klammerwerte: Softail Slim S<br />
14 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Sportster: Feinarbeit an Federelementen<br />
MEHR FAHRWERK!<br />
Goodbye lasche Federelemente, hello Dämpfung: 2016 erhalten alle<br />
Sportster 883 und 1200 endlich bessere Gabeln und Federbeine.<br />
Die Sportster kommen in Europa<br />
gut an: noch bezahlbar, agil und<br />
doch echte Harley-Davidsons,<br />
ein Statement auf Rädern, das jeder<br />
versteht. 2016 nochmals aufgewertet.<br />
Dafür sorgen neue Kartuschen-„Cartridge“-<br />
Gabeln mit progressiv gewickelten Federn,<br />
sowie stufenlos in der Vorspannung einstellbare<br />
Federbeine mit progressiv gewickelten<br />
Federn. Nun erst bieten Sportster<br />
sämige Dämpfung und Durchschlagsreserven<br />
selbst beim härteren Bremsen und auf<br />
Schlechtweg-Strecken. Das zeigt bereits<br />
der Babyboomer Iron 883. Sein Fahrwerk<br />
arbeitet Kanaldeckel und dicke Fahrbahn-<br />
Schwellen gut ab, spricht sauber genug an.<br />
Ein echter Fortschritt im Fahrverhalten!<br />
Das US-Chassis informiert über die<br />
Stra ßenoberfläche, ohne einen darunter leiden<br />
zu lassen, kann durchaus überzeugen.<br />
Allerdings verwindet die 39er-Gabel bei<br />
Betätigung der Einscheibenbremse (neue,<br />
schwimmend gelagerte Bremsscheibe!). In<br />
der Stadt gibt sich die 900er easy und wuselig,<br />
fällt auf schmalem <strong>19</strong>-Zöller vorn und<br />
IRON 883<br />
Neu und besser: stufenlos einstellbare,<br />
progressive Federbeine<br />
und Kartuschen-Gabeln<br />
– progressiv gewickelte Gabelfedern,<br />
geänderte Federraten<br />
und neues Dämpfungsventil<br />
FORTY-EIGHT<br />
„Starke optische Präsenz“ prägt die<br />
Forty-Eight, ein Mix aus schwarzen,<br />
lackierten und verchromten Flächen<br />
Form und Funktion: Das schicke,<br />
leichte Gussrad soll ungefederte<br />
Massen reduzieren<br />
www.motorradonline.de<br />
Exklusiv bei der<br />
Forty-Eight: Gabel<br />
mit fetten 49erstatt<br />
39er-Standrohren<br />
und massiver<br />
unterer Klemmung;<br />
integrierter<br />
Gabelstabilisator<br />
überm Schutzblech<br />
150/80er hinten leicht in Schräglage: Neue<br />
Neunspeichen-Gussfelgen mit markant gefrästen<br />
Flächen sollen leichter sein, ungefederte<br />
Massen reduzieren (mehr Federungskomfort!)<br />
und das Handling verbessern.<br />
Im Leerlauf lässt der in Gummielementen<br />
gelagerte V2 den gesamten Vorbau<br />
erzittern – der Sinn des Bebens. Das macht<br />
an. Beim Anfahren kommt die Baby-Harley<br />
gut vom Fleck, schön lastwechselarm<br />
beim Gas-auf-zu-wieder-auf.<br />
Und so ist die 883 tatsächlich ein<br />
tolles Stadt-Motorrad. Doch auf<br />
Landstraßen wird der Vortrieb zäher,<br />
wirken 53 PS und 71 Newtonmeter<br />
mit 256 Kilogramm vollgetankt<br />
fast untermotorisiert. Hinzu<br />
kommt die lange Übersetzung, Tempo<br />
100 sind nur 3250 Touren. Der neue,<br />
abgespeckte Sitz und mittig platzierte Fußrasten<br />
passen wie angegossen. Die wertige<br />
Verarbeitung stimmt – mit blechernen<br />
Kot flügeln und ABS. Alles was eine Harley<br />
braucht. Sie gibt zum Preis ab 10125 Euro<br />
trotz Lowtech einfach ein gutes Gefühl.<br />
Noch mehr gilt das für die größere<br />
Schwester Forty-Eight, einen echten Erfolgstyp:<br />
Seit Markteinführung vor fünf Jahren<br />
fand sie in Deutschland 6047 Käufer,<br />
war meist Harleys Topmodell. Klar reißt ihr<br />
TEST+TECHNIK 15
Zweieiige Zwillinge: Die 1200er auf<br />
16-Zöllern (r.) ist leichter als die 883<br />
Fahrbericht 2016er-Sportster<br />
1200er-45-Grad-V2 etwas mehr am pflegeleichten<br />
Zahnriemen. Er stemmt ja auch 67<br />
PS und 96 Newtonmeter bei leichteren(!)<br />
252 Kilogramm Gewicht. Da ist Schmackes<br />
beim Anfahren dahinter, reichen 2700 Touren<br />
im finalen fünften Gang für Tempo 100.<br />
Alle Sportster seit <strong>19</strong>57 haben vier untenliegende<br />
Nockenwellen. Und auch etwas<br />
mehr Literleistung als die Big Twins.<br />
Doch nur die 2016er-Forty-Eight hat<br />
zum Preis ab 12 345 Euro eine besonders<br />
satt gedämpfte, dicke, verwindungssteife<br />
49-Millimeter-Gabel. Ferner trägt sie leichtere<br />
16-Zoll-Gussräder. Ergonomisch sind<br />
ihre weiter vorn montierten Fußrasten und<br />
der andere Lenker gewöhnungsbedürftig.<br />
Sportster-typisch: mangelhafter Knieschluss<br />
am hier nur 7,9 Liter kleinen Winztank und<br />
der den rechten Unterschenkel behindernde<br />
Luftfilter. Harley sieht die Sportster als<br />
Einstieg in die Welt des Customizings, des<br />
Individualisierens. 83 Prozent aller Sportster-<br />
Käufer kamen neu zur US-Marke. Die meisten<br />
werden ihr lange treu bleiben.<br />
Street 750: Maßnahmen für mehr aktive Sicherheit<br />
BESSER BREMSEN!<br />
Harley-Davidson hat die Kritik an den mangelhaften Bremsen der Street 750 erhört.<br />
2016 soll sie souveräner stoppen. Hinzu kommt eine neue Dyna-Version.<br />
Die Kritik an der in Indien gebauten<br />
Harley-Davidson Street 750<br />
in <strong>MOTORRAD</strong> 8/<strong>2015</strong> war deutlich:<br />
„schwierig, gefühlvoll zu<br />
bremsen, wenn eine Bremsanlage derart<br />
stumpf agiert wie diese. Insbesondere die<br />
Vorderradbremse der Street 750 verlangt<br />
enorme Handkraft für wirkungsvolle Verzögerung.<br />
Im Trockenen lässt sich so das Vorderrad<br />
zwar kaum überbremsen, aber bei<br />
feuchter oder nasser Fahrbahn ist Bedacht<br />
angeraten, gerade weil der Michelin Scorcher<br />
11 nicht für grenzenlosen Nassgrip bekannt<br />
ist.“ Hinzu kam ausgeprägtes Bremsfading:<br />
Im Test ließ die Verzögerung bei<br />
einer Vollbremsung aus 100 km/h bereits<br />
im zweiten Versuch stark nach, bevor die<br />
Bremse bei der dritten Bremsung dann wegen<br />
Über hitzung versagte. Das darf nicht<br />
pas sieren! Daher soll Harleys Asia-Bike mit<br />
wasser gekühltem, 57 PS starkem 60-Grad-<br />
V2 im neuen Modelljahr mit verbesserter<br />
Brems-Hardware punkten: Neu sind Doppelkolben-Schwimmsattel<br />
vorn wie hinten,<br />
Brems hebel und -pedal, Bremsbeläge, 300er-<br />
Scheiben und -leitungen. Nur ABS ist nicht<br />
erhältlich. Und der Preis? Ab 8045 Euro.<br />
Eine wichtige Stütze in Harleys Modellprogramm<br />
war bereits kurz nach Aussterben<br />
der Dinosaurier die Street Bob. Ihr hochaufragender<br />
Ape Hanger-Lenker lässt sie<br />
aus der Dyna-Baureihe buchstäblich heraus-<br />
STREET BOB<br />
Stets in bösem Schwarz<br />
lackiert, rollt die Street<br />
Bob Special an. Ihre<br />
Kennzeichen: flacher Fat<br />
Bob-Lenker auf hohen<br />
Risern, vorverlegte Rasten<br />
für den Fahrer und<br />
Zweipersonen-Sitzbank<br />
inkl. Soziusfußrasten.<br />
Neu sind ihre Gussräder<br />
STREET 750<br />
Besser: An der 2016er-Harley „made<br />
in India“ sind fast alle Bremskomponenten<br />
neu: Doppelkolben-<br />
Schwimsättel vorn und hinten<br />
samt 300er-Scheiben,<br />
Bremsbeläge, Handhebel<br />
und Pedal. Nicht<br />
wirklich gut: ABS fehlt<br />
leider noch bis 2017<br />
ragen. Doch ständige Belüftung der Achselhöhlen<br />
scheint nicht allen zu gefallen: Für<br />
2016 bietet die Motor Company eine neue<br />
Version des 79-PS-Choppers an, die Street<br />
Bob Special. Sie verfügt über einen flachen,<br />
breiten Fat Bob-Lenker, der wie seine Riser<br />
schwarz lackiert ist. Zudem sollen ihre vorverlegten<br />
Fahrerfußrasten für eine relaxte<br />
Sitzposition bürgen. Ebenfalls neu ist die<br />
schlanke „Badlander“-Sitzbank für zwei Personen<br />
nebst Beifahrerfußrasten. Geteilte<br />
Freude ist doppelte Freude. Das Factory<br />
Custombike rollt auf schwarzen, <strong>19</strong> und 17<br />
Zoll großen Gussrädern. Gefräste Bereiche<br />
zieren ihre fünf Doppelspeichen. Ein<br />
schwar zer „Pork Chop“-Luftfilter soll „den<br />
düsteren Charakter des Bikes“ unterstreichen.<br />
Die Maschine ist für 15 335 Euro nur<br />
im matten Farbton Black Denim zu haben.<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart<br />
Eine Marke der Daimler AG
N E W S<br />
„Dirty Deeds“ für alle<br />
„Dirty Deeds“ nannte<br />
der Customizer Jens vom<br />
Brauck seinen Triumph<br />
Scrambler-Umbau. Die<br />
Kleinserie war in Windeseile<br />
ausverkauft. Nun<br />
gibt es einen Kit für alle.<br />
„Minimalistisch und unverwüstlich“ – so hatte Jens vom Brauck 2012 seinen Umbau<br />
beschrieben. Wegen der großen Nachfrage kommt jetzt ein Kit mit rund 30 Teilen, von<br />
der Lampenmaske bis zur Sitzbank, einzeln oder als Paket für knapp 4000 Euro zu haben.<br />
Die Teile haben Straßenzulassung und lassen sich großteils ohne aufwendige Schrauberei<br />
anbringen; gefertigt werden sie bei Kedo in Hamburg. Alternativ kann man sich die<br />
Scrambler im „Dirty Deeds“-Look ab knapp 15 000 Euro beim Triumph-Händler holen.<br />
Eine illustrierte Liste mit den Anbauteilen, von denen viele auch an die Bonneville und<br />
Thruxton passen, gibt es unter www.triumph-store.de/index.php?np=113<br />
Foto: fotolia-moonrun<br />
Die zehn Bestseller-Bikes in Ost und West<br />
BMW R 1200 GS nicht auf Rang eins bei den Verkaufserfolgen –<br />
wo gibt’s denn das in Deutschland? Ein Blick auf die Neuzulassungen<br />
– getrennt nach alten und neuen Bundesländern – macht es möglich:<br />
Von Januar bis Juli glänzt die YAMAHA MT-07 ALS ABSOLUTER<br />
BESTSELLER in der ostdeutschen Statistik. Sie zeigt auch, dass kein<br />
einziges Modell der Top Ten-Liste in der Ost-West-Betrachtung auf<br />
demselben Platz steht. Das stabile Sommerhoch hält den Motorradabsatz<br />
bundesweit im Aufwind: Der Juli schloss mit einem Neuzulassungsplus<br />
von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat<br />
ab. In den ersten sieben Monaten gab es 80 000<br />
NEUZULASSUNGEN – über sechs Prozent mehr als 2014.<br />
Modelle Ost Rang Modelle West Rang<br />
Yamaha MT-07 347* 1 BMW R 1200 GS 5516* 1<br />
BMW R 1200 GS 285 2 Yamaha MT-07 2289 2<br />
Kawasaki ER-6n/f 268 3 BMW R nineT 2017 3<br />
Yamaha MT-09 253 4 Kawasaki ER-6n/f 1777 4<br />
Kawasaki Z 800 228 5 Yamaha MT-09 1712 5<br />
Suzuki GSR 750 <strong>19</strong>5 6 BMW R 1200 R 1522 6<br />
KTM 690 SMC 189 7 BMW S 1000 R 1494 7<br />
Suzuki SFV 650 Gladius 156 8 Kawasaki Z 800 1274 8<br />
KTM 390 Duke 141 9 Ducati Scrambler 1164 9<br />
Honda NC 750 X 137 10 BMW F 700 GS 1017 10<br />
*Zahl der Neuzulassungen Januar bis einschließlich Juli <strong>2015</strong><br />
Harleys und Indians am Faaker See<br />
Erwartet werden sagenhafte 100 000 Besucher:<br />
Zum 18. Mal treffen sich die Harley-Fans zur EUROPEAN<br />
BIKE WEEK am Faaker See in Kärnten. In diesem Jahr<br />
steigt die Party vom 8. bis 13. September, ein Höhepunkt<br />
ist die Custombike Show. Infos: www.harleysite.de. Doch<br />
die Konkurrenz schläft nicht, INDIAN LÄDT ZEITGLEICH<br />
ebenfalls zum Faaker See: Am 12. September gibt der<br />
US-Hersteller in der Area1, gleich beim Harley-Village,<br />
eine Gründungsparty für die Indian Motorcycle Riders<br />
Group (IMRG). Mehr unter www.indianmotorcycles.net<br />
Foto: Hersteller<br />
18 NEWS <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Foto: fotolia-photo 5000<br />
Start erneut verschoben<br />
Das niedersächsische Pilotprojekt, den<br />
Unfallschwerpunkt auf der B 6 zwischen<br />
Laatzen und Gleidingen per Abschnittskontrolle<br />
(Section Control) zu überwachen,<br />
verzögert sich bis 2016. Der HIGHTECH-<br />
BLITZER von Jenoptik<br />
hat bislang weder die<br />
erforderliche Zulassung<br />
der Physikalisch-Technischen<br />
Bundesanstalt (PTB)<br />
noch sind inzwischen<br />
die massiven<br />
DATENSCHUTZ-<br />
RECHTLICHEN BE-<br />
DENKEN ausgeräumt.<br />
Unklar ist<br />
unter anderem,<br />
ob das System vor<br />
Hacker-Angriffen sicher<br />
ist. Die Fahrzeuge werden am Anfang und<br />
am Ende des Abschnitts erfasst und fotografiert,<br />
um das Tempo zu ermitteln.<br />
Moto Guzzi Open House<br />
Gute Gelegenheit für eine spätsommerliche<br />
Tour nach Norditalien: das Moto Guzzi-Treffen,<br />
inzwischen Open House genannt,<br />
vom 11. BIS 13. SEPTEMBER am Werkssitz in<br />
Mandello del Lario am Comer See. Immer wieder<br />
ein Erlebnis ist neben dem Museum und<br />
den Produktionsbändern der RIESIGE HISTO-<br />
RISCHE WINDKANAL aus dem Jahr <strong>19</strong>50,<br />
damals der erste für Motorräder. Zudem steht<br />
die aktuelle Modellpalette zur Ansicht und<br />
mit etwas Glück sogar zur Probefahrt bereit.<br />
Mehr Infos unter www.motoguzzi.com<br />
Foto: Hersteller<br />
Foto: Hersteller<br />
Konsequenzen gezogen<br />
Ein 16-Punkte-Programm soll die Nordschleife<br />
ohne Tempolimits sicherer machen. Die Capricorn<br />
Nürburgring GmbH (CNG) reagiert damit<br />
auf den schweren Unfall mit einem getöteten<br />
Zuschauer beim Auftakt der VLN Langstreckenmeisterschaft.<br />
Es soll bis Saisonstart 2016 weitere<br />
Schutzzäune, Leitplanken und Sperrzonen<br />
geben. Am Flugplatz werden fünf Bodenwellen<br />
beseitigt und der Fahrbahnbelag erneuert.<br />
Foto: jkuenstle.de<br />
Foto: Energica<br />
Marktstart für die Energica Ego<br />
Seit August wird sie ausgeliefert: die italienische<br />
Energica Ego, ein Supersportler mit Elektroantrieb<br />
(Fahrbericht in <strong>MOTORRAD</strong> 16/2014). Den Deutschland-Import<br />
hat DIE FIRMA MMS CONCEPT aus<br />
Osterode am Harz übernommen, die sich bereits seit<br />
2010 dem Thema Elektromobilität widmet. Dort<br />
kann man in Kürze auch Probefahrten vereinbaren.<br />
Der Preis der umweltfreundlichen Wuchtbrumme mit<br />
136 PS und dem ENORMEN DAUERDREHMOMENT<br />
von <strong>19</strong>5 Nm liegt bei knapp 30 000 Euro.<br />
Foto: Panorama-Entertainment<br />
Hitting the Apex<br />
Der Dokumentarfilm über<br />
die MotoGP-WM stellt die<br />
Spitzenfahrer Lorenzo, Márquez,<br />
Pedrosa, Rossi, Simoncelli<br />
und Stoner in den Mittelpunkt.<br />
Mit atemberaubenden<br />
Renn szenen und faszinierenden<br />
Zeitlupen. Als DVD und<br />
Blu-ray, ab 15 Euro.
5.257.01-02.<strong>2015</strong><br />
republica<br />
N E W S<br />
Interview Ronald März<br />
„Ein Kandidat ist offenbar KTM“<br />
„Ein Kandidat ist offenbar<br />
KTM“<br />
Die Offroad-Marke GasGas aus Spanien befindet sich im Insolvenzverfahren.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> sprach mit dem Deutschland- und<br />
Österreich-Importeur Ronald März über die aktuelle Lage.<br />
Foto: fact<br />
? Sie<br />
sind langjähriger<br />
GasGas-Importeur.<br />
Haben Sie mit der Insolvenz gerechnet?<br />
! Überraschend kam es nicht. Die<br />
Schulden der Firma liegen bei etwa 40<br />
Millionen Euro, und zuletzt wurden nur<br />
rund 6000 Motorräder im Jahr gebaut.<br />
Das reicht nicht, um einen solchen<br />
Schuldenberg abzutragen. Die Insolvenz<br />
ist daher fast eine Art Befreiungsschlag.<br />
? Inwiefern?<br />
! Ein neuer Eigentümer muss nur<br />
den Kaufpreis der Marke zahlen, um<br />
die Altschulden braucht er sich nicht zu<br />
kümmern. Für einen Investor bietet<br />
sich nun also die Chance, eine wirklich<br />
leistungsfähige Firma aufzubauen.<br />
? Sie gehen also davon aus, dass es GasGas<br />
weiter geben wird?<br />
! Auf jeden Fall. Der Insolvenzverwalter<br />
will die Firma als Ganzes verkaufen,<br />
sie nicht zerschlagen. Die Trial-Motorräder<br />
und Enduros sind gut, und es gibt<br />
einen treuen Kundenstamm.<br />
? Wer könnte GasGas kaufen?<br />
! Es ist von mehreren Interessenten<br />
die Rede, ein heißer Kandidat ist offenbar<br />
KTM, mehrere Manager haben das<br />
Werk besichtigt (siehe auch <strong>MOTORRAD</strong><br />
17/<strong>2015</strong>, Seite 26, die Red.). Außerdem<br />
gibt es meines Wissens einige Investoren<br />
aus Spanien, die ernsthaft an einer<br />
Übernahme interessiert sind.<br />
? Wann könnte der Verkauf von GasGas<br />
über die Bühne gehen?<br />
! Das zuständige Insolvenzgericht<br />
nimmt bis Ende September Gebote entgegen<br />
und will dann zügig entscheiden.<br />
Realistisch gesehen dauert es danach<br />
noch drei Monate, bis die Produktion<br />
wieder reibungslos läuft.<br />
? Wird die Marke in Salt bei Girona in<br />
Katalonien bleiben?<br />
! Wünschenswert wäre es, das Werk<br />
ist modern. Aber da kommt es natürlich<br />
auf den neuen Eigentümer an.<br />
? Was ist mit der Garantie der jetzigen<br />
GasGas-Kunden?<br />
! Die wird derzeit ganz normal abgewickelt,<br />
da hat sich nichts geändert.<br />
? Wie sieht es mit Ersatzteilen aus?<br />
! Mehrere Zulieferer produzieren<br />
wieder Teile, und einiges habe ich<br />
hier bei mir in Ettlingen noch vorrätig,<br />
auch wenn es allmählich eng wird.<br />
Ich gehe davon aus, dass sich die Ersatzteilversorgung<br />
im Herbst wieder normalisiert.<br />
Foto: GasGas<br />
Foto: bfu<br />
Besser Blickkontakt<br />
als Blechkontakt.<br />
Lass dich nicht abschiessen.<br />
stayin-alive.ch<br />
Wer hat’s erfunden?<br />
Die Föderation der Motorradfahrer<br />
der Schweiz (FMS) und die nationale<br />
Beratungsstelle für Unfallverhütung<br />
(bfu) haben gemeinsam die Sicherheitskampagne<br />
„Stayin’ alive“ initiiert.<br />
Sie soll Biker dafür sensibilisieren, dass<br />
sie aufgrund ihrer schmalen Silhouette<br />
insbesondere an Kreuzungen und<br />
Einmündungen HÄUFIG VON AUTO-<br />
UND LASTWAGENFAHRERN ÜBER-<br />
SEHEN werden. Hintergrund der Initiative:<br />
Nach bfu-Erkenntnissen sind<br />
Motorradfahrer nur bei einem Drittel<br />
der Kollisionen mit anderen Fahrzeugen<br />
allein dafür verantwortlich.<br />
Das Kamgagnen-Motto „LASS DICH<br />
NICHT ABSCHIESSEN“ signalisiert,<br />
dass Biker mit Fahrfehlern anderer rechnen müssen – transportiert<br />
wird dies in Online- und Social-Media-Auftritten und bei<br />
Motorradtreffen. Weitere Informationen unter www.stayin-alive.ch<br />
E-Roller mit Wechsel-Akkus<br />
Der Smartscooter des taiwanesischen Herstellers<br />
Gogoro läuft in Taiwans Hauptstadt Taipeh schon wie<br />
geschmiert. Sein ENERGIEKONZEPT ist superinnovativ:<br />
Neigt sich die Ladung dem Ende zu, sind die beiden<br />
Lithium-Ionen-Batterien ratzfatz an Tausch-Terminals<br />
auszuwechseln. Der Motor des 8,58 PS starken<br />
E-Rollers wird von handlichen Akkus des japanischen<br />
Herstellers Panasonic befeuert. Firmengründer Horace<br />
Luke, der aus der Smartphone-Branche kommt, sagt<br />
Elektrorollern wie diesem einen Boom voraus. GENIAL<br />
meint er, in Deutschland aber (noch) nicht zu haben.<br />
Foto: Gogoro<br />
20 NEWS
Helm geschrottet, Leben gerettet<br />
Riesenglück für Eugene Villines: Der Suzuki-Fahrer<br />
wurde bei Denver/USA vom Blitz getroffen,<br />
kam aber mit Blessuren davon. Offenbar leitete<br />
sein Helm den Blitz ab, der dann von der Schulter<br />
bis zur Hand durch den Körper fuhr. Villines ist<br />
nun voll des Lobes für Helmhersteller Scorpion.<br />
Wheelie-WM: Sieg mit 318 km/h<br />
Engländer lieben’s krass. Folgerichtig findet die<br />
Wheelie-WM auf der Insel statt, nämlich auf dem<br />
Elvington Airfield in Yorkshire. Einen Kilometer<br />
muss das Vorderrad in der Luft bleiben; der<br />
Schnellste gewinnt. In diesem Jahr war das<br />
Gary Rothwell MIT 318,46 KM/H auf einer<br />
Suzuki Hayabusa Turbo. Beim Topspeed-<br />
Rennen siegte die Engländerin Becci Ellis,<br />
ebenfalls auf einer HAYABUSA TURBO,<br />
mit 417,69 km/h. Stuntfahrer aus aller<br />
Welt kommen alljährlich zur Wheelie-<br />
WM, organisiert von der Agentur<br />
Straightliners. Die bietet viel Krasses:<br />
www.straightliners-events.co.uk<br />
Foto: Straightliners/Phil Evans Foto: ABC-Video<br />
kurz notiert<br />
Harley ruft Street 750 zurück<br />
Wegen eines möglichen Defekts an der Benzinpumpe<br />
ruft Harley die Street 750 zurück. In<br />
Deutschland sind 202 Motorräder betroffen.<br />
Bultaco auf Expansionskurs<br />
Die wiederbelebte spanische Marke weitet ihr<br />
Vertriebsnetz in Spanien, Frankreich und Großbritannien<br />
aus. Bis Ende 2016 sollen über 100<br />
Verkaufsstellen öffnen. Das auf 175 Stück limitierte<br />
Sondermodell „Bultaco is back“ des Elektrobikes<br />
Brinco ist bereits ausverkauft. Bis Jahresende<br />
will Bultaco 1000 Brinco-Einheiten bauen.<br />
Weltrekordversuch verschoben<br />
Triumph muss den Versuch, einen neuen<br />
Geschwindigkeitsrekord auf den Salzseen in<br />
Utah aufzustellen (<strong>MOTORRAD</strong> berichtete), auf<br />
2016 verschieben. Rennfahrer Guy Martin, der<br />
die gut acht Meter lange Maschine fahren soll,<br />
stürzte beim Ulster-Grand-Prix in Nordirland<br />
und kuriert nun erst mal seine Verletzungen aus.<br />
Schon mit 16<br />
Vorschriftenlockerung in Italien: Dort dürfen nun<br />
bereits 16-Jährige, die den Führerschein haben,<br />
Beifahrer auf Roller und 125er mitnehmen.
T E S T + T E C H N I<br />
K<br />
Konzeptvergleich Crossover-Bike gegen Reiseenduro<br />
CROSS-ANGRIFF<br />
Crossover-Modelle greifen die Rolle der<br />
Reiseenduros als universelle Touren- und<br />
Landstraßen-Bikes an. BMW attackiert<br />
mit der S 1000 XR sogar die hauseigene<br />
Ikone R 1200 GS. Wo steht das neue<br />
Konzept im Vergleich zum bewährten<br />
Multitool? <strong>MOTORRAD</strong> schaute nach –<br />
in der Allround-Wertung, auf der Reise,<br />
auf der Landstraße und im Gelände.<br />
Von Peter Mayer; Fotos: Jacek Bilski<br />
22 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
BMW R 1200 GS gegen BMW S 1000 XR<br />
REISE • LANDSTRASSE • OFFROAD<br />
www.motorradonline.de<br />
TEST+TECHNIK 23
Konzeptvergleich<br />
ALLROUND<br />
Ihr Ziel ist ebenso simpel wie anspruchsvoll: Sie wollen<br />
schlicht und einfach alles können. Der Weg dorthin unterscheidet<br />
sich aber beträchtlich.<br />
Eigentlich hätte es die S 1000 XR nicht gebraucht. Zumindest<br />
nicht aus der Sicht von BMW. Denn mit der GS-<br />
Modelllinie haben die Bayern längst den Tausendsassa<br />
der Motorradbranche in den eigenen Reihen, stellen mit ihr<br />
in dieser Saison seit genau zehn Jahren in ununterbrochener<br />
Folge das meistverkaufte Motorrad in Deutschland. Doch beim<br />
allmählich heraufziehenden Crossover-Trend die Flanke ganz<br />
ungeschützt lassen, das traute man sich in München doch nicht.<br />
GS<br />
Guter Rad: Die turbulenzarme<br />
Scheibe der GS lässt sich kinderlicht<br />
per Handrad einstellen<br />
XR<br />
Guter Schild: ausreichender<br />
Windschutz und in zwei Stufen<br />
justierbar – die XR-Scheibe<br />
So tritt der neue Alleskönner in respektvoller Distanz zur wertvollen<br />
Cashcow an. Die technische Basis stammt vom 160 PS<br />
starken Naked Bike S 1000 R, die Modifikationen orientieren sich<br />
am erheblich breiter angelegten Einsatzzweck. In Zahlen: 0,8<br />
Grad flacher stehender Steuerkopf, 18,5 mm längerer Nachlauf,<br />
65 mm längere Schwinge, 109 mm längerer Radstand, 35 mm<br />
tiefer angebrachte Fußrasten, 20 beziehungsweise 30 mm längere<br />
Federwege, 80 mm höherer Lenker, 2,5 Liter größerer Tank,<br />
Verkleidung und verstärkter sowie längerer Heckrahmen. Und<br />
vor allem: ein 17 Zoll großes Vorderrad statt des der Offroad-<br />
Tauglichkeit geschuldeten <strong>19</strong>-Zöllers der GS. Die Orientierung<br />
ist eindeutig. Ausflüge ins Gelände sind bei der XR nicht mehr<br />
vorgesehen.<br />
Was ihr in der 1000-Punkte-Bewertung von <strong>MOTORRAD</strong><br />
(Heft 14/<strong>2015</strong> und Tabelle unten) nicht schadet. In dieser seit<br />
Jahren von <strong>MOTORRAD</strong> angewandten und quasi alle Facetten<br />
eines Motorrads erfassenden Allround-Wertung scheffelt die XR<br />
viele Zähler. Vor allem dem potenten und quirligen Vierzylinder<br />
verdankt der Neuzugang einen kometenhaften Aufstieg. Mit<br />
nur einem einzigen Punkt Differenz zum Platzhirsch GS gelingt<br />
ihr ein Start auf Augenhöhe.<br />
MOTOR<br />
FAHRWERK<br />
ALLTAG<br />
SICHERHEIT<br />
KOSTEN<br />
-Punktewertung<br />
Maximale<br />
Punktzahl<br />
BMW<br />
R 1200 GS<br />
BMW<br />
S 1000 XR<br />
Summe 250 172 204<br />
Summe 250 189 <strong>19</strong>1<br />
Summe 250 <strong>19</strong>7 170<br />
Summe 150 1<strong>19</strong> 118<br />
Summe 100 62 55<br />
GESAMTWERTUNG 1000 739 738<br />
Allround -Wertung<br />
1. BMW R 1200 GS<br />
2. BMW S 1000 XR<br />
GS<br />
Klappt: Das Variosystem ist<br />
eine Wucht. Ein Helm passt aber<br />
nur in den linken Koffer<br />
GS<br />
Kardan: Kein Schmieren, kein<br />
Spannen, kein Wechseln – nicht<br />
nur Tourer stehen auf die Welle<br />
XR<br />
Passt: Dank des unten liegenden<br />
Schalldämpfers fassen<br />
beide Koffer der XR einen Helm<br />
XR<br />
Kette: leichter, reaktionsärmer,<br />
sportlicher – aber pflegebedürftiger<br />
und schmutziger<br />
REISE<br />
Der Name ist Programm: Reiseenduros wie die GS können reisen.<br />
Und Crossover-Bikes wie die XR? Sollten es auch können.<br />
Am besten genauso komfortabel und schnell.<br />
Wenn man der GS auf den ersten Blick etwas zutraut,<br />
dann die Lust zur großen Reise. Wie ein Sofa platzieren<br />
die Sitzpolster Fahrer und Passagier schnuckelig<br />
kommod, können in dieser Beziehung selbst mit Luxus-Tourern<br />
mithalten. Mächtig stemmt sich die per Handrad kinderleicht<br />
einstellbare Scheibe in den Wind, locker liegt der Lenker in der<br />
Hand, angenehm offen gerät der Kniewinkel. Noch bevor der<br />
Boxer vor sich hin blubbert, hat sich die GS bei der Tourenfraktion<br />
bereits eingeschmeichelt. Trotz ihrer Dimensionen. 251<br />
Kilogramm – mit unbeladenen Koffern und Topcase sind es<br />
noch 20 Kilo mehr – wollen in der Balance gehalten, aus luftigen<br />
850 Millimeter Sitzhöhe sicher abgestützt werden.<br />
Doch wenn die GS rollt, verschwinden Pfunde und Hochsitz<br />
aus dem Bewusstsein, ergänzt der unaufdringlich pulsierende<br />
Flat Twin das Wohlfühlambiente. Selbst das akustisch immer<br />
noch präsente Getriebe (siehe„Landstraße“) spielt in diesem<br />
24 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Angebote zu<br />
diesen Motorrädern<br />
finden<br />
Sie hier:<br />
motorradonline.de/<strong>2015</strong><strong>19</strong>022<br />
gefälligen Umfeld eine Nebenrolle. Spätestens dann, wenn<br />
per ESA-Knöpfchen die Lieblingsfederungsabstimmung passgenau<br />
gefunden ist.<br />
Wie, bitte schön, soll sich die XR neben ihrer reiselustigen<br />
Schwester überhaupt noch profilieren? Mit weniger Gewicht?<br />
Kaum. Schließlich hat sie bei ihrer Metamorphose vom 207 Kilogramm<br />
leichten Naked Bike S 1000 R zur XR immerhin 35 Kilo auf<br />
nun 242 Kilo (ohne Koffer) zugelegt, wiegt nur noch neun Kilo<br />
weniger als die GS. Mit mehr Komfort? Trotz ESA und semiaktiver<br />
Federung, bei der anhand der Fahrzustände die Dämpfung an<br />
Gabel und Federbein permanent nachjustiert wird, bleibt die<br />
Grundabstimmung straff. Die Rückmeldung profitiert davon, der<br />
Komfort geht in Ordnung, erreicht aber nicht das Niveau der GS.<br />
Immerhin: Trotz dünner Polsterung residiert es sich auch auf<br />
der XR recht kommod. Ob der ordentliche Windschutz hinter der<br />
zweifach einstellbaren Scheibe, das ausreichend voluminöse<br />
Gepäcksystem, der mit 20 Litern identische Tankinhalt, in keiner<br />
Disziplin lässt sich die XR von der GS abhängen – bleibt aber dennoch<br />
auf Respektabstand. Der Windschutz der GS fällt großzügiger<br />
aus, die genialen Variokoffer kennen im Tourersegment kein<br />
Pendant, und die GS genehmigt sich etwa einen Liter weniger<br />
auf 100 Kilometer (Landstraße: 4,8 l, Autobahn: 6,1l) als die XR.<br />
Erst wenn die Reise zur Highspeed-Tour wird, spielt die XR<br />
ihren Trumpf aus. Das Erlebnis, wenn der Vierzylinder auf der<br />
Bahn selbst bei 150 km/h noch mit Macht anschiebt, die feuerrote<br />
Rakete – trotz mit Koffern empfohlener, aber nicht bindender<br />
Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h – locker über die<br />
200er-Grenze peitscht, das kann die GS nicht bieten. Imposant<br />
mag das zwar sein, relevant ist es wohl in den seltensten Fällen.<br />
Vor allem weil der muskelstrotzende Treibsatz im Touren-Outfit<br />
seine guten Manieren vernachlässigt hat. Im häufig benutzten<br />
Drehzahlbereich um 6000 Touren kribbelt der Vierzylinder<br />
höchst unangenehm in Fußrasten und Lenkerenden.<br />
Trotzdem: Die XR zieht sich hervorragend aus der Reise-<br />
Affäre und bietet trotz ihrer supersportlichen Wurzeln eine erstaunliche<br />
Tourentauglichkeit. Dass ihr die GS dennoch in jedem<br />
Aspekt überlegen ist, damit müssen sich jüngere Geschwister in<br />
vielen Familien abfinden.<br />
Reise -Wertung<br />
1. BMW R 1200 GS<br />
2. BMW S 1000 XR<br />
www.motorradonline.de<br />
TEST+TECHNIK 25
Konzeptvergleich<br />
LANDSTRASSE<br />
In aller Regel gilt: je spezialisierter das Konzept, desto<br />
größer das Potenzial für die Kurven-Ekstase. Kein leichter Job<br />
für breit aufgestellte Reiseenduros oder Crossover-Bikes.<br />
Auf der Landstraße zählen keine Kompromisse, sondern<br />
harte Fakten. Gewicht, Leistung, Bremsen, Handlichkeit,<br />
Lenkpräzision. Schlechte Karten für die GS? Sind 251 Kilogramm<br />
zu viel und gemessene 126 PS zu wenig, um gegen 242<br />
Kilo und vor allem gewaltige 170 PS der XR bestehen zu können?<br />
So vorschnell will sich die GS nicht aburteilen lassen. Als ob sie<br />
es in Vergleichstests und vielen glänzenden Auftritten bei den<br />
<strong>MOTORRAD</strong>-Alpen-Masters nicht schon längst bewiesen hätte,<br />
überrascht die Grande Dame des Reiseenduro-Segments jedes<br />
Mal aufs Neue. Allerdings: Es braucht ein paar Kilometer, bis sich<br />
der Pilot an das etwas diffuse Feedback der Telelever-Front gewöhnt<br />
hat. Doch wenn das Eis gebrochen ist, blüht die GS auf.<br />
Wie von einem unsichtbaren Finger angestupst, fällt sie flink in<br />
die Kurven, zieht blitzsauber ihre Bahn. Weit in die Kehren hinein<br />
bremsen? Kein Problem. Der Nickausgleich des Telelever hält<br />
die Nase weit oben, garantiert bergab ebenfalls Spielübersicht.<br />
Zumal auch der Motor mit der zu diesem Modelljahr um 1127<br />
Gramm erhöhten Schwungmasse ab 2000/min fein dosierbar<br />
anschiebt, sich im landstraßenrelevanten Geschwindigkeitsbereich<br />
(siehe Fahrleistungen rechts) vom Leistungsprotz XR gar<br />
nicht mal so sehr abhängen lässt. Zugegeben, das Getriebe lässt<br />
gelegentlich beim Schalten noch immer von sich hören, Schaltassistent<br />
und Blipper bringen sich erst bei höheren Drehzahlen<br />
GS<br />
Geht so: Zündunterbrecher und<br />
Blibber funktionieren erst bei<br />
höheren Drehzahlen geschmeidig<br />
GS<br />
Flauschig: allerbester Sitzkomfort<br />
für Fahrer und Sozius.<br />
Versteckte Kofferhalterungen<br />
XR<br />
Top: egal ob rauf oder runter –<br />
erstklassiger Schaltassistent<br />
beim Vierzylinder<br />
XR<br />
Knackig: dünnere, aber<br />
dennoch komfortable Sitze.<br />
Auffällige Kofferhalter<br />
harmonisch ein. Dennoch: Wer die Effizienz sucht, der findet sie.<br />
Und zwar bei der GS.<br />
Doch wie war das? Landstraße, harte Fakten, keine Kompromisse.<br />
Bei diesen Schlagwörtern scheint die XR von ihrer breiteren<br />
konzeptionellen Ausrichtung nichts mehr wissen zu wollen.<br />
Aggressiv faucht der kurzhubige Vierzylinder, stichelt in bester<br />
26 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Power Naked Bike-Manier. Und liefert. Spontan hängt er am Gas,<br />
animiert zu immer mehr. Mehr Drehzahl, mehr Leistung, mehr<br />
Speed – und mehr Krach. Spätestens ab 8000 Touren plärrt der<br />
Motor peinlich laut aus dem Endrohr. Dass er bis zu dieser Marke<br />
zudem weniger Power auf die Rolle drückt als die GS (siehe Diagramm<br />
unten), verwundert bei dem polternden Auftritt dann<br />
doch. Im Gegensatz zur Autobahn (siehe „Reise“) nerven wenigstens<br />
die Vibrationen um die 6000er-Marke beim wechselnden<br />
Drehzahlniveau auf der Landstraße weniger.<br />
Vielleicht, weil die XR ihre Sache sonst so gut macht. Schaltassi<br />
und Blipper funktionieren auch bei niedrigen Drehzahlen<br />
formidabel, die Bremsen sind eine Wucht, Rückmeldung und<br />
Lenkpräzision erstklassig. Allerdings: So flauschig wie die Federelemente<br />
der GS agiert die Federung der XR selbst in der weichsten<br />
ESA-Abstimmung nicht. Auch seine 242 Kilogramm kann<br />
das domestizierte Naked Bike nicht verbergen. Im Vergleich zur<br />
GS lässt sich die XR träger abwinkeln. Dennoch: Die Reserven<br />
der XR (siehe auch Handling-Parcours Seite 28) sind so riesig, die<br />
Präzision so imposant, das Spaßpotenzial so enorm, dass sich<br />
das Funbike-Derivat mit der Summe seiner Fähigkeiten vor die<br />
abgeklärte GS schieben kann. Zudem: Wer den Kick sucht, der<br />
findet ihn. Und zwar auf der XR.<br />
Landstraßen -Wertung<br />
Leistungs - Messung<br />
Motorleistung<br />
1. BMW S 1000 XR<br />
2. BMW R 1200 GS<br />
130<br />
170 BMW S 1000 XR<br />
120<br />
160 125,2 kW (170 PS) bei 10 900/min<br />
110 150<br />
118 Nm bei 9100/min<br />
140<br />
BMW R 1200 GS<br />
100<br />
92,5 kW (126 PS) bei 7900/min<br />
130 122 Nm bei 6600/min<br />
90 120<br />
80 110<br />
70<br />
100<br />
90<br />
60 80<br />
50 70<br />
40<br />
60<br />
50<br />
130<br />
30 40<br />
120<br />
110<br />
20<br />
30<br />
20<br />
100<br />
10<br />
10<br />
90<br />
kW PS<br />
80<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Seine kurzhubige Auslegung kann<br />
der Vierzylinder der S 1000 XR<br />
auch auf dem Prüfstand nicht verleugnen.<br />
Bis knapp 8000 Touren<br />
bleibt der Vierling hinter dem Boxer<br />
der GS zurück. Die beeindruckende<br />
Leistungsspitze von 170<br />
PS (Nennleistung 160 PS!) schöpft<br />
der XR-Pilot wohl selten aus. Ab<br />
8000/min überzieht das Crossover-Bike<br />
die Umwelt mit einem<br />
infernalischen Klangteppich.<br />
Leistung an der Kurbelwelle. Messungen auf dem Dynojet-Rollenprüfstand 250, korrigiert nach 95/1/EG,<br />
maximal mögliche Abweichung ± 5%<br />
www.motorradonline.de<br />
Daten und Messwerte<br />
MOTOR<br />
FAHRWERK<br />
BMW<br />
R 1200 GS<br />
BMW<br />
S 1000 XR<br />
Bauart Zweizylinder-Viertakt-<br />
Boxermotor<br />
Vierzylinder-Viertakt-<br />
Reihenmotor<br />
Einspritzung 2 x Ø 52 mm 4 x Ø 48 mm<br />
Kupplung Mehrscheiben-Ölbadkupplung<br />
(Anti-Hopping)<br />
Mehrscheiben-Ölbadkupplung<br />
(Anti-Hopping)<br />
Bohrung x Hub 101,0 x 73,0 mm 80,0 x 49,7 mm<br />
Hubraum 1170 cm³ 999 cm³<br />
Verdichtung 12,5:1 12,0:1<br />
Leistung 92,0 kW (125 PS)<br />
bei 7700/min<br />
118,0 kW (160 PS)<br />
bei 11 000/min<br />
Drehmoment 125 Nm bei 6500/min 112 Nm bei 9250/min<br />
Rahmen<br />
Brückenrahmen<br />
aus Stahlrohr<br />
Gabel längslenkergeführte<br />
Telegabel, Ø 37 mm<br />
Lenkungsdämpfer hydraulisch hydraulisch<br />
Brückenrahmen aus Aluminium,<br />
Motor mittragend<br />
aus Aluminium<br />
Upside-down-Gabel,<br />
Ø 46 mm<br />
Bremsen vorne/hinten Ø 305/276 mm Ø 320/265 mm<br />
Assistenz-Systeme ABS, Traktionskontrolle ABS, Traktionskontrolle<br />
Räder 3.00 x <strong>19</strong>; 4.50 x 17 3.50 x 17; 6.00 x 17<br />
Reifen 120/70 R <strong>19</strong>; 170/60 R 17 120/70 ZR 17; <strong>19</strong>0/55 ZR 17<br />
Bereifung Michelin Anakee 3 Pirelli Diablo Rosso II<br />
vorne „K“<br />
MAßE + GEWICHTE<br />
BMW S 1000 XR<br />
Radstand 125,2 1507 kW mm(170 PS) bei 10 900/min1548 mm<br />
118 Nm bei 9100/min<br />
Lenkkopfwinkel 64,5 Grad 64,5 Grad<br />
Nachlauf BMW 100 mm R 1200 GS<br />
117 mm<br />
92,5 kW (126 PS) bei 7900/min<br />
Federweg vorne/hinten 122 <strong>19</strong>0/200 Nm bei mm 6600/min<br />
150/140 mm<br />
Sitzhöhe 1 850–870 mm 850 mm<br />
Gewicht vollgetankt 1 251 kg 242 kg<br />
Zuladung 1 <strong>19</strong>9 kg <strong>19</strong>2 kg<br />
Tankinhalt/Reserve 20,0 Liter 20,0 Liter<br />
Service-Intervalle 10 000 km 10 000 km<br />
Preis 14 950 Euro 15 300 Euro<br />
Preis Testmotorrad 20 062 Euro 2 20 551 Euro 3<br />
Nebenkosten 390 Euro 390 Euro<br />
-MESSWERTE<br />
Höchstgeschwindigkeit* 2<strong>19</strong> km/h 250 km/h<br />
Beschleunigung<br />
0–100 km/h 3,6 sek 3,2 sek<br />
0–140 km/h 5,8 sek 4,8 sek<br />
0–200 km/h 14,4 sek 8,6 sek<br />
Durchzug<br />
60–100 km/h 3,4 sek 3,3 sek<br />
100–140 km/h 3,8 sek 3,3 sek<br />
140–180 km/h 5,2 sek 3,5 sek<br />
Verbrauch Landstraße/100 km 4,8 Liter 5,7 Liter<br />
Reichweite Landstraße 417 km 351 km<br />
*Herstellerangabe; 1 <strong>MOTORRAD</strong>-Messungen; 2 Comfort-Paket (530 Euro), Dynamik-Paket (1155 Euro), Keyless Ride<br />
(260 Euro), Navigationssystem (675 Euro), Topcase kpl. (452 Euro), Touring-Paket (1395 Euro), Variokoffer (645 Euro);<br />
3<br />
Dynamik Paket (990 Euro), Handprotektoren (80 Euro), HP-Sitzbank (352 Euro), Koffer (630 Euro), Motorprotektoren<br />
l./r. (230 Euro), Navigationssystem (675 Euro), Tagfahrlicht (290 Euro), Topcase kpl. (553 Euro), Touringpaket<br />
(1240 Euro), Vorbereitung Navi + Multi-Controller (211 Euro)
Konzeptvergleich<br />
OFFROAD<br />
GS – mit den Initialen für Gelände und Straße trägt die<br />
R 1200 GS ihre Universalität im Namen. Der XR-Pilot pflückt<br />
die Blümchen nahe des asphaltierten Straßenrands.<br />
Das Foto auf der rechten Seite gibt die Kräfteverhältnisse<br />
im Gelände eindeutig wieder: Abseits der Straße sieht<br />
der XR-Fahrer von der GS schnell nur noch die Staubwolke.<br />
Erstaunlich ist das nicht. Denn Offroad-Qualitäten spielen im<br />
Crossover-Segment, das sich optisch zwar abenteuerlustig gibt,<br />
technisch aber nicht zuletzt durch 17-Zoll-Räder mit Straßenreifen<br />
eindeutig asphaltorientiert ist, keine wesentliche Rolle. Mit<br />
moderaten Federwegen von 150 beziehungsweise 140 Millimetern<br />
(GS: <strong>19</strong>0/200 mm) und knappen 16 Zentimeter Bodenfreiheit<br />
(R 1200 GS: 23 cm) sind die Grenzen der XR abseits der Straße<br />
kaum weiter gesteckt als die eines Allrounders oder Naked<br />
Bikes. Nicht nur der gegen Steinschlag ungeschützten Edelstahl-<br />
Auspuffanlage möchte man auf unasphaltierten Alpenpässen<br />
Schlimmeres als beschauliches Motorradwandern nicht antun.<br />
Dass die GS abseits der Straße in einer ganz eigenen Liga<br />
spielt, dürfte sich im Lauf der mittlerweile 35-jährigen Modellhistorie<br />
herumgesprochen haben. Selbstverständlich scheint<br />
das zunächst dennoch nicht. Denn mit vollgetankt 251 Kilogramm<br />
(ohne Koffer) schleppt die GS nicht nur neun Kilo mehr<br />
durch die Botanik als die 242 Kilo schwere XR, sondern flößt<br />
mit ihren stattlichen Dimensionen gehörigen Respekt ein. Doch<br />
wie bereits auf der Straße scheint der Boxer auch auf Schotterpisten<br />
seine Pfunde bereits nach dem ersten Anrollen hinter<br />
sich zu lassen. Vom tiefen Schwerpunkt stabilisiert, hält die<br />
GS selbst auf grobem Geläuf die Spur, vermittelt auf Anhieb<br />
ein sicheres Gefühl. Und weil auch der im Drehzahlkeller kulti-<br />
GS<br />
Telelever: diffuses Feedback,<br />
aber wenig Abtauchen beim<br />
Bremsen und viel Komfort<br />
XR<br />
Telegabel: klare Rückmeldung,<br />
aber viel Aufwand für die semiaktiv<br />
arbeitende Federung<br />
viert laufende und sanft einsetzende Motor dieses Urvertrauen<br />
stärkt, genießt der GS-Treiber – auf trockenem Terrain – die unerwartete<br />
Leichtigkeit des Offroad-Daseins. Zumindest, solange<br />
der übermütige Endurist nicht ins Taumeln gerät und sich die<br />
fünf Zentner Lebendgewicht der GS schlagartig zurückmelden.<br />
Dennoch: Mit dem Dakar-Look betreibt die GS nicht nur Image-<br />
Pflege, sondern erweitert ihr Einsatzspektrum – gerade im Hinblick<br />
auf eine Gebirgs- und/oder Südeuropa-Tour – in der Tat erheblich.<br />
In dieser Beziehung macht sie ihrer Modellbezeichnung<br />
alle Ehre und muss sich von kaum einer Reiseenduro-Kollegin<br />
das Wasser reichen lassen. Von der XR sowieso nicht.<br />
Offroad -Wertung<br />
1. BMW R 1200 GS<br />
2. BMW S 1000 XR<br />
Handling -Parcours<br />
Schauen, was geht<br />
Schräglagenfreiheit, Traktionskontrolle, ABS-Regelung – wo liegen die Grenzen der<br />
GS und XR? <strong>MOTORRAD</strong> brachte die beiden BMWs im Handling-Parcours ans Limit.<br />
Bei der GS ist der Dynamic-Fahrmodus<br />
angeklickt, bei der XR das Dynamic Pro-<br />
Mapping. Die Federvorspannung ist maximiert,<br />
die Dämpfungsgrundeinstellung<br />
steht auf Hart. Kein Setup für die Sonntagstour.<br />
Denn: Auf dem 820 Meter langen<br />
Handling-Parcours soll das Duo gefordert<br />
werden. Um das Regelverhalten von Traktionskontrolle<br />
und ABS zu spüren und um die<br />
auf der Landstraße gewonnenen Testergebnisse<br />
zu untermauern und einzuordnen.<br />
Die GS beginnt. Erstaunlich, wie schnell die<br />
Reiseenduro, sonst souverän Herr der Lage,<br />
im Stakkato der harten Brems-, Beschleunigungs-<br />
und Einlenkmanöver an ihre Grenzen<br />
gerät. Hier zeigt sich, dass die Assistenzsysteme<br />
der GS eher auf Sicherheit getrimmt<br />
sind. Sowohl bei der Beschleunigung<br />
bei Punkt 1 als auch nach der engen<br />
Spitzkehre (Punkt 2) lässt die Traktionskontrolle<br />
den Boxer kräftig spotzen. Beim<br />
extremen Anbremsen an Punkt 3 bringen<br />
die trägen Massen von Kardan- und Kurbelwelle<br />
– im Gegensatz zu der bei ABS-Tests<br />
sonst üblichen Verzögerungsmessung mit<br />
Geschwindigkeiten im Vergleich<br />
Da geht was: Vor allem die aggressiver regelnden Assis tenzsysteme<br />
und die höhere Leistung machen der XR Beine<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
BMW<br />
R 1200 GS<br />
BMW<br />
S 1000 XR<br />
90 km/h 96 km/h<br />
16 km/h 14 km/h<br />
1<strong>19</strong> km/h 131 km/h<br />
53 km/h 55 km/h<br />
3<br />
gezogener Kupplung – das Hinterrad beim<br />
Herunterschalten trotz Anti-Hopping-Kupplung<br />
zum Stempeln. Brillant: das auch auf<br />
der Landstraße fühlbare leichte Einlenk-<br />
Verhalten, das die GS in der Kehre (Punkt 2)<br />
2 km/h, das sind immerhin 14 Prozent,<br />
schneller als die XR abbiegen lässt.<br />
Dennoch zeigt die XR, was im Kurventwist<br />
gehen kann. Stempelnde Räder beim Verzögern<br />
gibt es nicht, regelnde Verschlucker<br />
beim harten Beschleunigen nur bei grobmotorischem<br />
Zug am Gaskabel. Und statt<br />
4<br />
2<br />
1<br />
28 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
wie die GS durch die Federwege zu wogen,<br />
zieht die straff abgestimmte XR bolzenstabil<br />
und mit klarer Rückmeldung ihre Bahn.<br />
Auch die semiaktive Federung hindert die<br />
Front beim harten Bremsen fühlbar am Eintauchen.<br />
Allesamt Eindrücke, die sich mit<br />
den Erfahrungen auf der Landstraße decken.<br />
Sogar das auf verschlungenen Sträßchen<br />
etwas trägere Handling der XR lässt sich am<br />
geringeren Speed in der Spitzkehre (Punkt<br />
2) verifizieren.<br />
-Gesamtergebnis<br />
1.<br />
BMW<br />
R 1200 GS<br />
2.<br />
Allround-Wertung Platz 1 Platz 2<br />
Reise Platz 1 Platz 2<br />
Landstraße Platz 2 Platz 1<br />
Offroad Platz 1 Platz 2<br />
FAZIT<br />
BMW<br />
S 1000 XR<br />
Den Kampf, der mit der Allround-Wertung<br />
auf Augenhöhe begann, verlässt die GS mit erhobenem Haupt. Auf<br />
der Reise gibt sich die GS mit überragendem Sitz- und Federungskomfort,<br />
gutem Windschutz oder moderatem Verbrauch nicht die<br />
geringste Schwäche. Auf der Landstraße siegt zwar die sportliche<br />
XR, doch mit dem rauen Lauf des Vierzylinders und etwas steifem<br />
Handling kann sich das Sportstalent nur knapp gegen die agile und<br />
kultivierte GS durchsetzen. Deshalb: Den Gesamtsieg hätte die GS<br />
auch ohne Offroad-Abstecher geholt.<br />
www.motorradonline.de<br />
TEST+TECHNIK 29
km<br />
50 000<br />
49 000<br />
48 000<br />
47000<br />
46 000<br />
45 000<br />
44 000<br />
43 000<br />
42 000<br />
41000<br />
40 000<br />
39 000<br />
38 000<br />
37000<br />
36 000<br />
35 000<br />
34 000<br />
33 000<br />
32 000<br />
31000<br />
30 000<br />
29 000<br />
28 000<br />
27000<br />
26 000<br />
25 000<br />
24 000<br />
23 000<br />
22 000<br />
21000<br />
20 000<br />
<strong>19</strong> 000<br />
18 000<br />
17000<br />
16 000<br />
15 000<br />
14 000<br />
13 000<br />
12 000<br />
11000<br />
10 000<br />
9000<br />
8000<br />
7000<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
DAUERTEST SPEZIAL<br />
T E S T + T E C H N I K<br />
AUF BIEGEN UND<br />
BRECHEN<br />
Nichts ist härter als der Dauertest<br />
von <strong>MOTORRAD</strong>. Manche<br />
Maschine zerbricht daran,<br />
andere überstehen die Prozedur<br />
über 50 000 Kilometer ohne<br />
mit der Wimper zu zucken. Zehn<br />
Maschinen befinden sich zurzeit<br />
im Dauertest-Fuhrpark. Im<br />
Folgenden ein Überblick über<br />
bisherige Dauertests sowie den<br />
aktuellen Zwischenstand.<br />
Von Gert Thöle<br />
Fotos: fact (1), Gargolov (3), Jahn (4),<br />
jkuenstle.de (7), Joos (1), MV Agusta (1)<br />
Was zeichnet eigentlich ein<br />
wirklich gutes Motorrad aus?<br />
Fahreigenschaften sicherlich<br />
primär, Motorleistung natürlich<br />
auf jeden Fall, auch die Funktion von<br />
Bremsen oder Federung – dazu viele weitere<br />
Kleinigkeiten und Nebensächlichkeiten<br />
des Alltags von Ausstattung bis Windschutz.<br />
All das und noch viel mehr wird in der<br />
1000-Punkte-Wertung ausführlich getestet<br />
und umfänglich abgebildet. Diese liefert<br />
eine vergleichbare, objektive Aussage über<br />
die Eigenschaften eines jeden Motorrads.<br />
In der Praxis gibt es aber noch einen<br />
weiteren, für viele ganz wesentlichen Aspekt:<br />
Zuverlässigkeit und Haltbarkeit einer<br />
Maschine. Um das zu überprüfen, reicht<br />
nicht einmal der ausführliche Top-Test oder<br />
ein großer Vergleichstest. Es gibt nur einen<br />
Weg: Man muss das Motorrad über einen<br />
längeren Zeitraum nutzen, möglichst viele<br />
Kilometer im täglichen Einsatz zurücklegen.<br />
Schon recht früh hatten die Tester von<br />
<strong>MOTORRAD</strong> diese Idee. <strong>19</strong>50 bereits machten<br />
sie mit der BMW R 25 einen 8000-Kilometer-Test.<br />
Im Lauf der Jahrzehnte wurde<br />
die Distanz sukzessive gesteigert, seit <strong>19</strong>91<br />
beträgt sie 50 000 Kilometer. Eine runde<br />
Zahl und lang genug, um eventuelle Schwächen<br />
und Macken aufzudecken. Zudem<br />
eine Strecke, die sich innerhalb eines überschaubaren<br />
Zeitraums bewältigen lässt.<br />
Wobei die angepeilten zwei Jahre nicht<br />
in jedem Fall ausreichen. Tourenmaschinen<br />
oder Reiseenduros mit bequemer Ergonomie<br />
und gutem Windschutz sind am beliebtesten<br />
und spulen die 50 000 Kilometer<br />
meist in kürzester Zeit ab. Die R 1200 GS<br />
beispielsweise brauchte nur gut ein Jahr für<br />
30 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
DIE AKTUELLEN DAUERTESTMASCHINEN<br />
BMW R 1200 R<br />
Suzuki V-Strom 1000<br />
Ducati Panigale 1<strong>19</strong>9<br />
Yamaha MT-07<br />
Harley-Davidson Sportster XL 1200 CA<br />
Yamaha MT-09<br />
Angebote zu<br />
diesen Motorrädern<br />
finden<br />
Sie hier:<br />
motorradonline.de/<strong>2015</strong><strong>19</strong>030<br />
die geforderte Distanz. Italienische Supersportler<br />
hingegen werden zwar gern für<br />
kurze Wochenendtrips genommen, aus nahe<br />
liegenden Gründen jedoch weniger für<br />
die große Tour. Daher kann es in solchen<br />
Fällen auch schon mal drei Jahre oder mehr<br />
dauern, bis die 50 000er-Marke im Tacho<br />
auftaucht. Vor allem, wenn dann noch<br />
Schäden oder Stürze hinzukommen.<br />
Wie läuft nun solch ein Dauertest ab? Die<br />
Testmaschinen stellt in der Regel der Hersteller<br />
beziehungsweise der entsprechende<br />
www.motorradonline.de<br />
KTM 1290 Super Duke R<br />
MV Agusta Turismo Veloce 800<br />
Yamaha YZF-R1<br />
Indian Chief Vintage<br />
TEST+TECHNIK 31
DAUERTEST SPEZIAL<br />
DIE TOP DREI IN DER DAUERTEST-WERTUNG<br />
Platz 1: Honda CBR 600 F. Das können<br />
die Japaner einfach perfekt: zuverlässige,<br />
unkaputtbare Vierzylinder bauen. Die<br />
kleine CBR ist ein Paradebeispiel dafür<br />
Platz 2: Harley-Davidson Road King. Das hatte damals<br />
keiner erwartet: eine Harley an der Spitze der<br />
Tabelle. Die Gründe: nicht nur Wertstabilität, auch<br />
robuste Technik und geringe Unterhaltskosten<br />
Platz 2: Honda NC 700 S. Sensationell günstig<br />
bei Verbrauch und Unterhalt, trotzdem „nur“<br />
Platz zwei, weil sie zweimal wegen Kleinigkeiten<br />
in die Werkstatt musste<br />
Importeur zur Verfügung. Mitunter passiert<br />
es allerdings, dass Wünsche der Redaktion<br />
abgelehnt werden, aus welchen Gründen<br />
auch immer. In solchen Fällen kauft MO<br />
TORRAD die Maschinen mitunter im Handel,<br />
das war zuletzt bei der Kawasaki Z 1000<br />
oder KTM 1<strong>19</strong>0 Adventure der Fall.<br />
Nach erstem Check und gegebenenfalls<br />
einer Einfahrzeit müssen die Testmotorräder<br />
zur Eingangsmessung auf den Leistungsprüfstand.<br />
Danach werden die Motoren<br />
verplombt, um jegliche Manipulation<br />
während des Dauertests auszuschließen.<br />
Die turnusgemäßen In spek tio nen werden<br />
nach Service-Plan bei einem Fachhändler<br />
der jeweiligen Marke durchgeführt. Wichtig:<br />
<strong>MOTORRAD</strong> erwartet keine Sonderbehandlung,<br />
im Gegenteil sollen Dauertestmaschinen<br />
wie jede Maschine draußen<br />
beim Kunden gefahren und gewartet<br />
werden.<br />
Der gesamte Dauertest-Fuhrpark, derzeit<br />
zehn Maschinen, wird im Alltag im<br />
Kurzstreckenverkehr, auf Dienstfahrten,<br />
aber gelegentlich auch auf mehrwöchigen<br />
Urlaubstrips eingesetzt. Alle besonderen<br />
Vorkommnisse, Auffälligkeiten und Kommentare<br />
der Fahrer werden im Fahrtenbuch<br />
festgehalten.<br />
Wenn der Tacho sich der 50 000er-Marke<br />
nähert, stehen die Abschlussmessungen<br />
auf dem Programm. Danach wird jedes Motorrad<br />
in der Redaktionswerkstatt fein säuberlich<br />
in seine Bestandteile zerlegt, inspiziert<br />
und penibel vermessen. Abschließend<br />
lädt <strong>MOTORRAD</strong> den Hersteller/Importeur<br />
zu einer Abschlussbesprechung ein.<br />
Seit 2003 bewertet <strong>MOTORRAD</strong> alle<br />
Dauertestmaschinen nach einem einheitlichen<br />
Punkteschema. Mittlerweile haben<br />
44 Modelle diesen Dauertest mit Punktewertung<br />
durchlaufen. Die nebenstehende<br />
Rangliste gibt eine Übersicht über die<br />
ak tuellsten Modelle. Zu beachten ist selbstverständlich,<br />
dass jeder Dauertest zunächst<br />
einmal ein Einzelfall ist, der nicht zwangsläufig<br />
repräsentativ für die gesamte Serienproduktion<br />
sein muss. Wenn bei einem<br />
Dauertester der Motor krepiert, muss nicht<br />
unbedingt bei jeder Serienmaschine der<br />
Motor früher oder später eingehen.<br />
Und wo bleiben die Maschinen nach dem<br />
Ende des Dauertests? In der Regel gehen<br />
sie in zerlegtem Zustand zum Hersteller zurück.<br />
Manche von ihnen werden nie wieder<br />
fahrfertige Motorräder, andere kommen<br />
wieder auf die Straße. Falls der Hersteller<br />
kein Interesse an dem Teilepuzzle hat,<br />
kommt mitunter die <strong>MOTORRAD</strong>-Redaktion<br />
zum Zuge. So blieben in der Vergangenheit<br />
eine Reihe von Maschinen weiter im<br />
Dunstkreis der Redaktion. Beispielsweise<br />
übernahm Kollege Uli Baumann von „auto<br />
motor und sport“ <strong>19</strong>94 eine VFR 750 und<br />
hat mittlerweile knapp 250 000 Kilometer<br />
auf dem Tacho. Für manche Maschinen geht<br />
der Dauertest also nie zu Ende.<br />
www.motorradonline.de/dauertests<br />
DIE FLOP DREI IN DER DAUERTEST-WERTUNG<br />
Platz 37: BMW K 1300 GT. Luxustourer, doch<br />
mit mysteriösen Motorschäden. Unbewiesene<br />
Vermutung: alles Folgen eines geplatzten<br />
Kupplungskorbs nach Werkstattfehler<br />
Platz 38: Ducati 1098. Zwölfmal außer der Reihe<br />
in der Werkstatt, dreimal liegen geblieben.<br />
Klingt dramatisch, aber das Problem war weniger<br />
die Mechanik, sondern die anfällige Peripherie<br />
Platz 39: KTM 1<strong>19</strong>0 RC8. Alles begann mit<br />
fehlerhaften Pleuellagern, die einige Maschinen<br />
der ersten Serie betrafen. Doch auch<br />
danach streikte der KTM-Sportler mehrfach<br />
32 TEST+TECHNIK<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Dauertest -Wertung<br />
Kosten/km 1<br />
in Cent<br />
Maximalpunkte 25 5 10 30 30 100<br />
1 Honda CBR 600 F 8,3 <strong>19</strong> 5,8 5 44,9 6 0/0 30 26 86 18/13<br />
2 Harley-Davidson Road King 7,0 21 6,5 3 25 10 3/0 27 24 85 23/08<br />
2 Honda NC 700 S 6,5 22 4,0 5 49 4 2/0 28 26 85 21/14<br />
4 Yamaha XJ6 Diversion 7,6 20 5,4 5 41 7 3/0 27 25 84 25/10<br />
5 Triumph Tiger 800 XC 6,6 22 5,8 5 39 7 4/0 26 23 83 5/13<br />
6 Honda Crosstourer 7,7 20 6,8 2 39,1 7 3/0 27 24 80 22/13<br />
7 Honda CBF 1000 7,5 20 6,4 3 43 6 1/1 24 25 78 18/07<br />
7 Suzuki Bandit 1250 S 10,6 14 6,0 4 46 5 2/0 28 27 78 02/09<br />
7 Suzuki Gladius 10,0 15 5,0 5 43 6 1/0 29 23 78 4/11<br />
7 Yamaha XT 1200 Z Super Ténéré 7,9 20 6,3 3 42 6 4/0 26 23 78 3/12<br />
11 Triumph Sprint ST 9,5 16 6,5 3 45 5 4/0 26 26 76 3/07<br />
12 BMW K 1200 S 9,5 16 6,6 3 44 6 5/0 25 25 75 24/06<br />
12 Kawasaki ER-6f 8,2 <strong>19</strong> 5,0 5 46 5 5/0 25 21 75 7/08<br />
14 Triumph Trophy SE 6,5 22 6,1 4 48,8 4 5/1 20 23 73 3/15<br />
14 Yamaha YZF-R1 10,6 14 6,8 2 44 6 1/0 29 22 73 25/08<br />
16 Ducati Multistrada 1200 S 11,8 12 7,4 1 41,9 7 5/0 25 26 71 1/13<br />
16 KTM 1<strong>19</strong>0 Adventure 7,0 21 6,3 3 43,9 6 10/1 15 26 71 09/15<br />
16 Suzuki V-Strom 1000 8,4 <strong>19</strong> 6,5 3 56 2 4/0 26 21 71 02/04<br />
<strong>19</strong> Suzuki GSX-R 1000 11,4 13 5,9 4 47 5 5/0 25 23 70 23/07<br />
20 BMW F 800 S 8,7 18 4,8 5 42 6 4/1 21 18 68 2/08<br />
20 BMW R 1200 GS (wassergekühlt) 6,5 22 5,7 5 42 6 5/1 20 15 6 68 17/14<br />
20 Honda Fireblade 12,9 10 6,1 4 45 5 3/0 27 22 68 20/09<br />
20 Victory Hammer S 10,2 15 6,1 4 48,5 4 3/1 22 23 68 7/13<br />
24 Kawasaki ZX-10R 12,3 11 6,3 3 55 2 1/1 24 27 67 14/06<br />
24 Triumph Daytona 675 11,1 13 5,7 5 42 6 8/1 17 26 67 17/08<br />
24 Yamaha XT 660 X 10,5 14 4,8 5 53 3 3/0 27 18 67 6/06<br />
27 BMW R 1200 GS (luftgekühlt) 6,1 23 6,0 4 50 4 6/2 14 21 66 21/05<br />
27 BMW S 1000 RR 11,4 13 6,4 3 41 7 7/0 23 20 6 66 4/12<br />
27 Kawasaki ZZR 1400 13,1 9 6,9 2 44 6 4/1 21 28 66 3/08<br />
30 Triumph Thunderbird 9,6 16 6,2 4 42 7 8/1 17 21 6 65 6/12<br />
31 Aprilia RSV4 R 12,9 10 8,2 0 46 5 10/0 20 23 58 21/12<br />
31 KTM 690 SM 12,3 11 4,6 5 44 6 7/2 13 23 58 22/09<br />
33 Kawasaki Z 1000 ABS 17,7 0 6,3 3 44,7 6 3/1 22 25 56 24/12<br />
34 Buell Lightning XB12S 12,9 10 5,5 5 41 7 6/2 14 18 54 25/06<br />
35 KTM 950 Adventure 8,7 18 6,7 2 38 8 9/2 11 10 49 16/05<br />
36 Suzuki Intruder M 1800 R 11,3 13 6,7 2 48 4 4/4 6 18 6 43 16/09<br />
37 BMW K 1300 GT 8,5 18 6,3 3 42 6 11/4 0 12 6 39 21/10<br />
38 Ducati 1098 16,7 2 7,2 1 45,6 5 12/3 5 17 6 30 03/10<br />
39 KTM 1<strong>19</strong>0 RC8 15,4 4 6,2 4 44 6 10/4 0 12 6 26 09/11<br />
Punkte<br />
Benzinverbrauch 2<br />
Liter/100 km<br />
Punkte<br />
Wertverlust in % 3<br />
Punkte<br />
Werkstattbesuche/<br />
Pannen 4<br />
Punkte<br />
Punkte Verschleiß/<br />
Zustand 5<br />
GESAMTPUNKTE<br />
Die Wertungstabelle gibt einen Überblick<br />
der <strong>MOTORRAD</strong>-Dauertest-Maschinen<br />
der letzten Jahre. 100 Punkte können maximal<br />
ein gefahren werden, eingeteilt in fünf Teilwertungen.<br />
Zu den Kosten pro Kilometer zählen<br />
Ausgaben für Inspektionen, Ersatz- und Verschleißteile,<br />
Reifen und Kettensätze. Beim Benzinverbrauch<br />
wird der Durchschnittswert über<br />
die gesamten 50 000 Testkilometer gebildet.<br />
Der Wertverlust basiert auf einer DAT-Schätzung,<br />
bewertet wird die Relation zum Listenpreis<br />
bei Beginn des Tests. Außerordentliche<br />
Werkstatt besuche außerhalb der regulären<br />
Inspektionstermine aufgrund technischer Probleme<br />
oder Schäden am Fahrzeug führen zum<br />
Abzug von jeweils einem Punkt. Pannen unterwegs,<br />
wenn also die Maschine nicht mehr aus<br />
eigener Kraft weiterfahren kann, werden mit<br />
fünf Punkten Abzug bestraft. Gravierende Motorschäden<br />
führen zu weiteren Punktabzügen.<br />
Dauertest in<br />
<strong>MOTORRAD</strong>*<br />
DIE MODELLE IM BILD<br />
1. 2. 2.<br />
Honda CBR 600 F<br />
Harley-Davidson<br />
Honda NC 700 S<br />
Road King<br />
4. 5. 6.<br />
Yamaha XJ6 Diversion Triumph Tiger 800 XC Honda Crosstourer<br />
7. 7. 7.<br />
Honda CBF 1000 Suzuki Bandit 1250 S Suzuki Gladius<br />
7. 11. 12.<br />
Yamaha XT 1200 Z Triumph Sprint ST BMW K 1200 S<br />
Super Ténéré<br />
12. 14. 14.<br />
Kawasaki ER-6f Triumph Trophy Yamaha YZF-R1<br />
16. 16. 16.<br />
Ducati<br />
KTM 1<strong>19</strong>0 Adventure Suzuki V-Strom 1000<br />
Multistrada 1200 S<br />
<strong>19</strong>. 20. 20.<br />
Suzuki GSX-R 1000 BMW F 800 S BMW R 1200 GS LC<br />
20. 20. 24.<br />
Honda Fireblade Victory Hammer S Kawasaki ZX-10R<br />
24. 24. 27.<br />
Triumph Daytona 675 Yamaha XT 660 X BMW R 1200 GS<br />
27. 27. 30.<br />
BMW S 1000 RR Kawasaki ZZR 1400 Triumph Thunderbird<br />
31. 31. 33.<br />
Aprilia RSV4 R KTM 690 SM Kawasaki Z 1000 ABS<br />
34. 35. 36.<br />
Buell Lightning XB12S KTM 950 Adventure Suzuki Intruder<br />
M 1800 R<br />
37. 38. 39.<br />
BMW K 1300 GT Ducati 1098 KTM 1<strong>19</strong>0 RC8<br />
1<br />
ohne Wertverlust und Benzinkosten; 2 Durchschnittsverbrauch über 50 000 km; 3 laut DAT-Bewertung; 4 außerplanmäßige Werkstattbesuche;<br />
5 bewertet: Maßhaltigkeit, Verschleißbild, Ersatzteilbedarf; 6 Minuspunkte wegen Motorschadens; *Nachbestellungen<br />
unter Telefon 07 11/1 82-12 29<br />
TEST+TECHNIK 33
km<br />
50 000<br />
49 000<br />
48 000<br />
47000<br />
46 000<br />
45 000<br />
44 000<br />
43 000<br />
42 000<br />
41000<br />
40 000<br />
39 000<br />
38 000<br />
37000<br />
36 000<br />
35 000<br />
34 000<br />
33 000<br />
32 000<br />
31000<br />
30 170<br />
29 000<br />
28 450<br />
27000<br />
26 000<br />
25 000<br />
24 150<br />
23 000<br />
22 000<br />
21000<br />
20 000<br />
<strong>19</strong> 000<br />
17 950<br />
17000<br />
16 000<br />
15 000<br />
14 000<br />
13 000<br />
12 000<br />
11000<br />
10 000<br />
9410<br />
7750<br />
7000<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
DAUERTEST SPEZIAL<br />
T E S T + T E C H N I<br />
Dauertest-Zwischenbilanz Ducati 1<strong>19</strong>9 Panigale<br />
Bremsscheibe hinten: alle<br />
Schrauben verloren<br />
Reparatur nach unverschuldetem<br />
Unfall,<br />
drei Monate Standzeit<br />
Dreimal wegen Zündaussetzern<br />
in die Werkstatt zum<br />
Überprüfen<br />
Kettensatz verschlissen<br />
und getauscht<br />
Auspuffklappe gangbar<br />
gemacht<br />
Ventildeckeldichtung<br />
getauscht<br />
K<br />
STAND-<br />
FEST<br />
Von Andreas Bildl; Fotos: Jacek Bilski, Rainer Froberg, Markus Jahn, jkuenstle.de, Jörg Lohse, Jens Möller-Töllner, mps-Fotostudio,<br />
Die 50 000 Kilometer werden die<br />
Hölle und dauern bestimmt vier<br />
Jahre.“ Das Urteil von Werkstatt-<br />
Chef Gerry Wagner nach seiner<br />
ersten Kontaktaufnahme mit der Ducati<br />
Panigale im Dauertest-Fuhrpark war im<br />
Sommer 2013 ebenso knapp wie hart.<br />
Der Konter kam prompt: „Was für ein<br />
Höllengerät! Eines, für das man sonntagsmorgens<br />
um fünf aufsteht, um allein auf<br />
der Straße zu sein“, befand Service-Chef<br />
Jörg Lohse. Treffender hätte man das Spannungsfeld,<br />
in dem sich die Panigale fortan<br />
durch unseren Dauertest bewegte, nicht<br />
beschreiben können als diese ersten beiden<br />
Fahrtenbucheinträge.<br />
Wobei Gerry zumindest in einem Punkt<br />
recht behalten könnte: Bis hierhin, zur Zwischenbilanz,<br />
hat die Panigale zwei Jahre<br />
gebraucht. Doch der Reihe nach. Wie noch<br />
34 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Die Ducati 1<strong>19</strong>9 Panigale sorgte mit<br />
ihrem kompromisslosen Konzept<br />
für Gesprächsstoff und Begeisterung.<br />
In der ersten Hälfte des Dauertests<br />
fuhr sie meistens, stand aber auch oft.<br />
„Kann ich jetzt endlich mal selbst fahren?“<br />
Mit Johanna (9) auf Mai-Tour<br />
Herbstausfahrt 2013 (oben) und 2014 (unten),<br />
und die diesjährige Ausfahrt steht vor der Tür<br />
Tobias Münchinger, Thomas Schmieder, Katrin Sdun, Gerhard Wagner<br />
jede Ducati vor ihr, die den Dauertest<br />
in Angriff nahm, spaltete auch die<br />
Panigale die Redaktion in zwei Lager:<br />
Bewunderer und Zweifler. Dabei hatte<br />
die letzte Dauertest-Duc, die Multistra<br />
da, einen ausgezeichneten Eindruck<br />
hinterlassen. In der Bestenliste<br />
gar BMW GS und KTM 1<strong>19</strong>0 Adventure<br />
hinter sich gelassen. Andererseits<br />
landeten die Ducati-Sportler bislang<br />
Angebote zu<br />
diesen Motorrädern<br />
finden<br />
Sie hier:<br />
motorradonline.de/<strong>2015</strong><strong>19</strong>034<br />
stets am unteren Ende. Also gut, lassen<br />
wir mal alle Vorurteile, die positiven<br />
wie die anderen beiseite und<br />
gehen das Ganze sachlich an. Denn<br />
als wolle sie alle Skeptiker Lügen<br />
strafen, legte sich die Bologneserin<br />
von Anfang an mächtig ins Zeug.<br />
Rannte problemlos, startete zuverlässig,<br />
machte keine Zicken. Und so zierten<br />
in den ersten Monaten lediglich<br />
Die letzten schönen Tage führten die Duc auf einen<br />
ausgedehnten Trip an die Nordsee (unten)<br />
www.motorradonline.de
DAUERTEST SPEZIAL<br />
Dauertest Ducati Panigale Defekte im Test<br />
Eintragungen das Fahrtenbuch die ihre<br />
Sportlichkeit, die Stabilität, den Sound und<br />
die gar nicht so unbequeme Sitzposition<br />
lobten. Oder eben die mangelnde Alltagstauglichkeit,<br />
ihre Lautstärke und die kräftezehrenden<br />
Umgangsformen im Stadtverkehr,<br />
wie etwa den vom hinteren Krümmer<br />
mächtig aufgeheizten Hintern, geißelten.<br />
Denn auf der alltäglichen Ochsentour<br />
zwischen Redaktion und zu Hause, zwischen<br />
Autokolonnen und im Stadtgewühl,<br />
ist die Panigale schlicht deplatziert. Weil<br />
eben der Auspuff dem Fahrer mächtig<br />
Feuer unterm Hintern macht, der rappelige<br />
Motorlauf bei niedrigen Geschwindigkeiten<br />
Konzentration erfordert und das Federbein<br />
mit Komfort nur wenig am Hut hat. Keine<br />
Frage, in der Stadt verlangt die Ducati von<br />
ihrem Fahrer Nehmerqualitäten.<br />
Immerhin, ändert man das Motormapping<br />
von „Hi“ auf „Lo“, lässt sich mit den Manieren<br />
des V2 im Alltag leben. Und für Komfortsuchende<br />
probierten wir ein Mupo AB1<br />
Evo-Federbein (1200 Euro, Zupin, www.<br />
zupin .de) aus. Grundsätzlich ähnlich straff<br />
und damit renntauglich abgestimmt wie<br />
das Original, spricht es feinfühliger auf kleine<br />
Unebenheiten an, reagiert auf harte<br />
Kanten etwas weniger brüsk und spendet<br />
somit etwas mehr Komfort, zu dem auch<br />
die höhere Verkleidungsscheibe aus dem<br />
Ducati-Zubehörprogramm beiträgt (134<br />
Euro, www.ducati.de). Und schließlich, um<br />
zumindest ein wenig Stauraum zu schaffen,<br />
bekam die Duc aus dem hauseigenen Zubehörangebot<br />
eine zwölf Liter fassende<br />
Tanktasche. Schließlich ging sie doch das<br />
ein oder andere Mal auf größere Tour. Trotz<br />
ihres Verbrauchs, der sich je nach Fahrweise<br />
zwischen sechs und sieben Litern – manchmal<br />
auch darüber – einpendelte. Was die<br />
Reichweite letztlich auf etwas mehr als 220<br />
Kilometer begrenzt. Bei zwei Litern Reserve<br />
wird da die Tankstellensuche leicht zum<br />
Nervenkitzel. „40 Kilometer auf Reserve geschafft,<br />
uff“, notierte prompt Chef Michael<br />
Pfeiffer ins Fahrtenbuch.<br />
Klar waren bei sehr zurückhaltender<br />
Gashand auch mal Verbräuche um fünf<br />
Liter drin. Aber mal ehrlich, holt man sich<br />
dafür so einen Brenner?<br />
Eine leckende Ventildeckeldichtung<br />
zwang sie bei Kilometer 7700 kurzfristig in<br />
die Werkstatt, dann ging es auch schon weiter,<br />
erstmals auf Herbstausfahrt. Und bei<br />
den herrschenden widrigen Bedingungen<br />
nahm Testfahrer Sven Loll die Sitzheizung<br />
der Duc gerne in Kauf. Nur mit dem Spritzschutz<br />
von hinten ist das so eine Sache, weil<br />
quasi nicht vorhanden. Die Duc selbst jedenfalls<br />
ertrug Kälte und Sauwetter stoisch,<br />
und alles schien in bester Ordnung. Bis hierhin.<br />
Doch im Frühjahr 2014 berichtete Autor<br />
Ralf Schneider von einem stotternden Mo-<br />
Zündungsprobleme<br />
Die Symptome ähnelten jenen der festgegangenen Auspuffklappe (siehe unten). Keine<br />
Leistung, der Motor ist gefühlt nur auf einem Zylinder da, neigt zum Absterben. Allerdings<br />
traten sie nur bei Nässe und einstelligen Temperaturen auf. Das aber wiederholt<br />
und so kräftig, dass die Tester aus Sorge um den Motor die Maschine abstellten. Die Fehlersuche<br />
blieb erfolglos. Und inzwischen ist ja Sommer und ein neuer Kabelbaum drin.<br />
Auspuffblenden<br />
Nach etwas mehr als 23 000 Kilometern mischte<br />
sich unter ihren lautstarken Bass ein hörbares<br />
Klappern und Schnarren. Die Befestigungsschrauben<br />
der Auspuffblenden hatten sich gelöst.<br />
Durch die vibrierenden Bleche fransten die<br />
Befestigungslöcher aus. Der Tausch ging auf Garantie.<br />
Auspuffklappe<br />
Klappensysteme sind in modernen Fahrzeugen<br />
gang und gäbe. Die Klappe der Ducati sorgte<br />
durch Schwergängigkeit nach 9400 Kilometern<br />
dafür, dass die Panigale nur unwillig und<br />
mit deutlichen Leistungseinbußen hochdrehte.<br />
Nachdem die Klappe wieder gangbar gemacht<br />
worden war, war der Spuk vorbei.<br />
Ventildeckeldichtung<br />
Eigentlich keine große Geschichte, aber nach<br />
Aussage eines Mechanikers auch kein Einzelfall.<br />
Nach etwa 7700 Kilometern drückte etwas Öl<br />
aus der Ventildeckeldichtung des stehenden<br />
Zylinders, eine neue Dichtung wurde fällig. Der<br />
Austausch hätte außerhalb der Garantiezeit<br />
aber immerhin mit rund 150 Euro zu Buche geschlagen.<br />
Steckverbinder<br />
Diesen Defekt kann man der Ducati nun wirklich<br />
nicht anlasten. Bei einem unverschuldeten<br />
Zusammenprall wurde eine Steckverbindung<br />
beschädigt. Erwähnenswert deshalb, weil deswegen<br />
der ganze Kabelbaum getauscht werden<br />
musste. Vielleicht sind damit die unauffindbaren<br />
Zündaussetzer bei Kälte und Nässe (siehe<br />
oben) mit abgestellt? Ein Schelm …<br />
36 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Zubehör im Test<br />
Ducati-Tanktasche<br />
Alltag und Gepäcktransport sind nicht die<br />
Stärke, aber auch nicht die Bestimmung<br />
der Panigale. Manchmal geht es aber eben<br />
doch auf Tour. Die Tanktasche von Ducati<br />
(238,57 Euro, mit Regenhaube) fasst zwölf<br />
Liter, ein guter Kompromiss zwischen Stauraum<br />
und Bewegungsfreiheit. Die Befestigung<br />
der Grundplatte ist etwas fummelig.<br />
Mupo-Federbein<br />
Von einem Sportler erwartet niemand,<br />
dass er federt und dämpft wie eine Sänfte.<br />
Aber das Original-Federbein geht doch etwas<br />
knochig zu Werke. Gnädiger geht auf<br />
Flicken das Mupo-Federbein (oben, 1200<br />
Euro, www.zupin.de) zu Werke, ohne die<br />
rennmäßig straffe Abstimmung darüber zu<br />
vernachlässigen.<br />
Öleinfüllverschluss<br />
Auch eine Schönheit gewinnt durch edle<br />
kleine Accessoires an Attraktivität hinzu.<br />
Hierzu zählen auch nette Kleinigkeiten wie<br />
der eloxierte, aus dem Vollen gearbeitete<br />
Öleinfüllverschluss aus dem Ducati-Zubehörprogramm<br />
für 29 Euro. Wem das Rot zu<br />
auffällig ist, die Schraube gibt es auch golden<br />
oder schwarz eloxiert.<br />
Sitzpolster<br />
Das Sitzpolster der ersten Panigale besaß<br />
einen recht rutschigen Bezug. Mit der ersten<br />
Modellpflege wich dieser einem griffigeren.<br />
Das Polster ist für 150 Euro nachrüstbar.<br />
Daneben bietet Ducati auch ein<br />
Racingpolster (<strong>19</strong>2 Euro) mit speziellem<br />
Profil und Material sowie eine stärker gepolsterte<br />
Komfortsitzbank (181 Euro).<br />
Verkleidungsscheibe<br />
Die originale Verkleidungsscheibe betont<br />
zwar die geduckte Silhouette, sieht schick<br />
und sportlich aus, bietet aber kaum Windschutz.<br />
Die höhere Scheibe von Ducati<br />
(134 Euro) schützt spürbar besser, ist aber<br />
nur für die Rennstrecke zugelassen. Eine<br />
höhere Scheibe mit ABE hat MRA (www.<br />
mrashop.de) für 79,90 Euro im Programm.<br />
Lenkungsdämpfer<br />
Serienmäßig ist bei der Panigale ein nicht<br />
einstellbarer Lenkungsdämpfer an Bord,<br />
der über weite Bereiche ordentlich funktioniert.<br />
Wer sich aber für ruhige Fahrweise<br />
und geschmeidigeres Handling weniger<br />
oder für Rennstreckenbetrieb mehr Dämpfung<br />
wünscht, ist mit dem Öhlins-Dämpfer<br />
(375 Euro, www.ohlins.eu) besser bedient.<br />
Reifen -Empfehlung<br />
Bridgestone S20 Evo<br />
Wer seine Panigale auch in der kalten Jahreszeit<br />
bewegt, sollte sich den Bridgestone<br />
S20 Evo genauer anschauen. Angeneh mes<br />
Handling, gute Präzision, vor allem aber<br />
seine gegenüber der Originalbereifung höheren<br />
Haftungsreserven bei Nässe und<br />
nie drigen Temperaturen gefallen.<br />
Dunlop Sportsmart 2<br />
Beim Kurvenräubern ist der Dunlop Sportsmart<br />
2 mit viel Grip ein verlässlicher Partner.<br />
Allerdings will er ordentlich warm gefahren<br />
werden, um seine Qualitäten in<br />
Sachen Feedback, Lenkverhalten und Grip<br />
zu entfalten. Trotz guter Nassperformance<br />
liegt ihm die kühle Jahreszeit weniger.<br />
Pirelli Supercorsa SP<br />
Muss man da noch große Worte verlieren?<br />
Der Erstausrüsterreifen braucht nicht lange,<br />
um auf Touren zu kommen, liefert dann tollen<br />
Grip, harmoniert mit der Ducati in puncto<br />
Lenkverhalten und Stabilität tadellos. Für<br />
Sportfahrer eine sichere Bank, für Nässe<br />
und Kälte gibt es geeignetere Spielpartner.<br />
www.motorradonline.de<br />
TEST+TECHNIK 37
DAUERTEST SPEZIAL<br />
Dauertest Ducati Panigale<br />
Sommer, Sonne, Kurven<br />
fräsen, da ist die Panigale<br />
in ihrem Element<br />
torlauf, zähem Hochdrehen. Als ob der<br />
Motor nur auf einem Zylinder liefe. Und<br />
tippte auf eine defekte Zündkerze oder<br />
-spule. Erste dunkle Wolken über der bis<br />
dato so zuverlässigen Darbietung der<br />
Duc? In der Werkstatt wurde eine festgegangene<br />
Auspuffklappe als Übeltäterin<br />
entlarvt und wieder flottgemacht.<br />
Fortan spulte sie wieder fleißig Kilometer<br />
ab, absolvierte erst ein Renntraining<br />
auf dem Sachsenring, anschließend<br />
eine 3100 Kilometer lange Urlaubstour<br />
durch die französischen Seealpen –<br />
ohne Zwischenfälle. Wenngleich mit 16<br />
Tankstopps. Mit knapper Reichweite und<br />
begrenzten Gepäcktransport-Kapazitäten<br />
wird man aber nicht zum Kilometerfresser.<br />
Und so stand bereits die zweite<br />
Herbstausfahrt wieder an. Vorher wurde<br />
die Rote mit einem neuen Kettensatz<br />
(Kilometerstand 18 000) fit gemacht.<br />
Und mit Bridgestone S20. Dank besserem<br />
Kalt- und Nassgrip als die serienmäßigen<br />
Pirelli Supercorsa SP war die Duc<br />
damit für die anstehende Herbstausfahrt<br />
und die kühlen, nassen Bedingungen<br />
des Herbstes gewappnet. Die 1000-km-<br />
Tour in die Alpen spulte die Signorina<br />
ohne mit der Wimper zu zucken ab.<br />
Gezuckt hat anschließend Fuhrpark-<br />
Chef Rainer Froberg, als er die Rechnung<br />
für die fällige 24 000er-Inspektion in den<br />
Händen hielt: Knapp 1500 Euro sind ein<br />
Schlag ins Kontor. Aber der komplexe<br />
Aufbau der Panigale fordert eben Tribut<br />
in Form von Arbeitswerten. Schrauberfreundlich<br />
war gestern.<br />
Und problemlos auch. Auf einer Heimfahrt<br />
von der Redaktion bei drei Grad<br />
und Regen blieb erneut phasenweise<br />
ein Zylinder weg, kam bei höheren<br />
Dreh zahlen wieder dazu, bis die Duc<br />
endgültig nur noch auf einem Topf lief<br />
und der Autor die Maschine stotternd<br />
eben noch von der Autobahn bugsierte.<br />
Die Fehlersuche in der Werkstatt blieb<br />
erfolglos. Anschließend lief die Maschine<br />
wieder klaglos. Bis sie kurz darauf bei<br />
ähnlichen Wetterbedingungen zwei<br />
weitere Male streikte, ohne dass sich die<br />
Ursache finden ließ. Werk, Werkstatt und<br />
Redaktion waren ratlos, die dunkle Jahreszeit<br />
inzwischen vorbei. Und die Rote<br />
rannte in der milden Frühlingsluft wieder<br />
wie gewohnt. „Läuft in Hockenheim<br />
tadellos“, frohlockte Volontär Jens Müller.<br />
Und auch Thomas Schmieder genoss die<br />
Bologneserin auf einer Ostdeutschlandtour<br />
1100 problemlose Kilometer lang.<br />
Dann traf die Duc der Schlag. Genauer:<br />
Ein Mitarbeiter eines ebenfalls im GPund<br />
Superbike-Rennsport beheimateten<br />
oberitalienischen Herstellers torpedierte<br />
bei einer gemeinsamen Ausfahrt unseren<br />
PS-Kollegen Volkmar Jacob, der auf<br />
der Ducati unterwegs war. Diagnose:<br />
Diverse Verkleidungsteile, Halter und<br />
Stecker gingen zu Bruch. Weil Uneinigkeit<br />
herrschte, welche Versicherung<br />
denn nun für den Schaden zuständig<br />
sei, stand die Maschine drei Monate in<br />
der Werkstatt, ehe die Boxenampel für<br />
die Reparatur mit neuem Kabelbaum<br />
auf Grün sprang. Und gleich darauf ging<br />
es auch schon, inzwischen mit frischem<br />
TÜV versehen, auf 1500-Kilometer-Tour<br />
nach Norddeutschland.<br />
Auch diesen Trip spulte die Duc im<br />
Schnelldurchlauf übers Wochenende<br />
in souveräner Manier ab, ebenso wie<br />
sie den Dauertest auch begonnen hat.<br />
Scheint also wieder alles im Lot, die dritte<br />
Herbstausfahrt kann kommen. Damit<br />
die Ducati die restliche Distanz zügig zu<br />
Ende bringt. Nicht, dass Gerry am Ende<br />
doch noch recht behält.<br />
www.motorradonline.de/dauertests<br />
Fahrer -Meinung<br />
„Faszinierend,<br />
aber man<br />
braucht Leidensfähigkeit“<br />
Georg Jelicic<br />
Tester<br />
AUF EINER 3100 KILOMETER LAN-<br />
GEN Urlaubstour durch Südfrankreich<br />
behauptete sie sich gut. Ohne Probleme<br />
kam sie durch die dicksten Regenschauer.<br />
Wer lange mit der „Belladonna“ unterwegs<br />
sein möchte, muss jedoch etwas<br />
leidensfähig sein. Die Auspuffschlange<br />
unter der Sitzbank heizt im Stau den Allerwertesten<br />
kräftig auf. Aufgrund der ausgeprägten<br />
Soundkulisse empfiehlt sich<br />
auf längeren Fahrten Gehörschutz. Trotz<br />
allem faszinierend.<br />
„Will keinen<br />
Kilometer mit<br />
ihr missen“<br />
Jörg Lohse,<br />
Service-Testchef<br />
DIE ERSTE FAHRT MIT DER noch jungfräulichen<br />
Dauertest-Panigale war der<br />
Hammer. Was für ein irrer Sound! Klar,<br />
dass es an diesem Wochenende noch eine<br />
Extratour geben musste. Den Wecker auf<br />
fünf in der Früh gestellt, ab ins Elsass. Mittags<br />
malträtiert wieder zu Hause. Flottes<br />
Autobahn-Heizen ist auf der 1<strong>19</strong>9er genauso<br />
aufreibend wie verwinkeltes Kurvenwedeln.<br />
Ich habe die bockige Diva<br />
bislang auf jeder Tour verflucht. Aber ich<br />
will keinen Kilometer mit ihr missen.<br />
„Auf Dauer<br />
martert sie“<br />
Thomas Schmieder,<br />
Testredakteur<br />
TEMPO 70 IST MIT DEM feurig roten<br />
Renner Höchststrafe, er macht erst ab<br />
140 km/h wirklich Freude. Klasse, wie die<br />
Duc bei Vmax telepathisch gesteuert der<br />
Blickrichtung folgt, ihre Federelemente<br />
lange Bodenwellen perfekt absorbieren.<br />
Doch die Ernüchterung folgt rasch: Jede<br />
Trennfuge haut hart ins Kreuz, bald muss<br />
man tanken. Die 1<strong>19</strong>9 martert auf Dauer.<br />
Ihr Nachfolger 1299 hat nicht bloß mehr<br />
Midrange-Punch, sondern ist bewusst<br />
„weicher“, fahrbarer, runder.<br />
38 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
km<br />
50 000<br />
49 000<br />
48 000<br />
47000<br />
46 000<br />
45 000<br />
44 000<br />
43 000<br />
42 000<br />
41000<br />
40 000<br />
39 000<br />
38 000<br />
37 800<br />
36 000<br />
35 000<br />
34 000<br />
33 000<br />
32 000<br />
31000<br />
30 000<br />
29 000<br />
28 000<br />
27000<br />
26 000<br />
25 500<br />
24 000<br />
23 000<br />
22 000<br />
21000<br />
20 000<br />
<strong>19</strong> 000<br />
18 000<br />
17000<br />
16 000<br />
15 000<br />
14 500<br />
13 600<br />
12 000<br />
11000<br />
10 500<br />
9000<br />
8000<br />
7800<br />
6500<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
DAUERTEST SPEZIAL<br />
T E S T + T E C H N I<br />
Dauertest News<br />
Yamaha MT-09<br />
Suzuki V-Strom 1000<br />
Yamaha MT-07<br />
Indian Chief Vintage<br />
KTM 1290 Super Duke R<br />
BMW R 1200 R<br />
Harley-Davidson<br />
Sportster XL 1200 CA<br />
Yamaha YZF-R1<br />
MV Agusta Turismo<br />
Veloce 800<br />
K<br />
ROLL-<br />
KOMMANDO<br />
Ein perfekter Sommer heißt: Kilometer schruppen mit den MOTOR-<br />
RAD-Dauertestern. Manchmal steht eine Maschine aber auch in<br />
der Werkstatt – um neue Zubehörprodukte zu testen oder kleinere<br />
Wehwehchen auszumerzen. Der aktuelle Überblick über den<br />
Rest-Fuhrpark, die Ducati Panigale war ja schon auf Seite 34 dran.<br />
Von Jens Möller-Töllner; Fotos: Bilski, fact, Hersteller, jmo, jkuenstle.de, Koch, mfu, swm, tsh, Wagner<br />
Suzuki V-Strom 1000 (37 800 km)<br />
Einmal Hand anlegen, bitte – das traf vor<br />
Kurzem auf die Suzuki V-Strom zu. Trotz<br />
komplett geöffneter Zugstufendämpfung<br />
an der Gabel federte diese nur sehr zäh aus.<br />
Das fühlte sich eher nach Honig als nach Öl<br />
an. Und so etwas Ähnliches fand dann auch<br />
Fahrwerksflüsterer Werner „Mini“ Koch im<br />
Inneren vor, inklusive harzigem Schleim im<br />
Gabelfuß. Mittels gründlicher Reinigung,<br />
neuen Gabelöls mit 7,5er-Viskosität und<br />
eines auf 100 Millimeter geänderten Luftpolsters<br />
hauchte er der V-Strom-Vorderradführung<br />
ein sensibleres Dämpfungsverhalten<br />
ein, weshalb die Reiseenduro mittlerweile<br />
wieder ihre Runden dreht und auf die<br />
40 000-Kilometer-Marke zusteuert.<br />
MV Agusta Turismo<br />
Veloce 800 (6500 km)<br />
Kaum hier, gibt es für die MV Agusta Turismo<br />
Veloce schon einen heißen Werkstatt-<br />
Tipp für den Routinecheck Ölkontrolle.<br />
Dabei ist das genaue Einhalten der MV-Vorgaben<br />
essenziell. Also warmes Motorrad<br />
aufrecht hinstellen, zehn Minuten warten –<br />
und dann erst den Ölstand per Peilstand<br />
prüfen. Wer ungeduldig ist und schon eher<br />
misst, erhält nicht das korrekte Ergebnis<br />
und schüttet schnell ein paar Extra-Deziliter<br />
Öl nach, die gar nicht nötig sind. Und dann<br />
gab es noch einen ganz seltsamen Defekt:<br />
Mitunter startete die MV von selbst beim<br />
Ziehen der Kupplung ohne Betätigen des<br />
Starterknopfs.<br />
Werkstattchef Gerry Wagner hat die rechte<br />
Schaltereinheit samt Starterknopf unter<br />
Verdacht. Denn der Start- und Killschalter<br />
erweckt nicht nur den Motor zum Leben<br />
und lässt den zündenden Funken wieder<br />
sterben, er dient bei laufendem Motor auch<br />
zur Verstellung der Fahrmodi. Das Phänomen<br />
war zeitweise reproduzierbar, ist derzeit<br />
aber wieder verschwunden. Die Tester<br />
sind gespannt, ob dieser Elektronik-Fips<br />
irgendwann zurückkommt. Einfacher war<br />
da der Austausch des Halters, der das Handrad<br />
der hinteren Federvorspannung am<br />
Rahmen befestigt. Das kleine Metallteil war<br />
aus unerfindlichen Gründen gebrochen,<br />
weshalb der Halter haltlos zwischen Rahmen<br />
und Schwinge hing.<br />
BMW R 1200 R (13 600 km)<br />
Die langen Kerls in der Redaktion freuen<br />
sich seit ein paar Wochen über eine höhere<br />
Sitzbank auf der R 1200 R. Die sorgt für<br />
einen komfortableren Kniewinkel und eine<br />
aktivere Sitzposition, der Lenker wirkt damit<br />
nicht mehr gar so hoch. 840 Millimeter<br />
beträgt nun die Sitzhöhe, das entspricht<br />
einem Plus von 50 Millimetern. Außerdem<br />
erhielt der Boxer noch einen kleinen Windabweiser<br />
– ebenfalls direkt aus dem BMW-<br />
Zubehörprogramm. Der ist in Windeseile<br />
montiert und verbessert den Fahrkomfort<br />
gerade auf Autobahnetappen spürbar.<br />
Da wundert es wenig, dass die BMW zum<br />
heimlichen Liebling im Fuhrpark avanciert<br />
und dementsprechend viel unterwegs ist.<br />
40 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
BMW R 1200 R (13 600 km)<br />
Mit hoher Sitzbank und Windschild<br />
(unten noch nicht montiert)<br />
spielt die R 1200 R ihre guten<br />
Anlagen zum Meilensammeln<br />
noch besser aus<br />
Suzuki V-Strom 1000 (37 800 km)<br />
Was da von der Feder tropft, sollte<br />
eigentlich Gabelöl sein, ist aber eine<br />
seltsame klebrige und zähe Masse.<br />
Nach gründlicher Reinigung und<br />
mit frischem Gabelöl befüllt,<br />
arbeitet die Vorderradführung<br />
nun wieder deutlich sämiger<br />
Zuletzt machten sich allerdings kantig gefahrene<br />
Reifen negativ bemerkbar, indem<br />
sie in Kurven ein gewisses Eigenlenkverhalten<br />
produzierten.<br />
Indian Chief Vintage (20 000 km)<br />
Überraschend schnell sammelt auch die Indian<br />
Chief Vintage Kilometer, wobei deren<br />
Durchschnittstempo bauartbedingt etwas<br />
niedriger als bei der BMW ausfällt. Der dicke<br />
Cruiser bewegt sich in großen Schritten auf<br />
die 24 000er-Inspektion zu. Damit sich die<br />
Kilometer bis dahin noch angenehmer gestalten,<br />
erhielt die Indian neue Reifen. Die<br />
Alten wären zwar noch für etliche Touren<br />
gut gewesen, haben aber unter den Gesichtspunkten<br />
Vertrauen, Feedback und<br />
Nasshaftung nicht überzeugt. Pirellis Night<br />
Dragon können das besser, obwohl auch<br />
mit ihnen beim Nassgrip noch mehr ginge.<br />
Fast das Optimum erreicht – das gilt für den<br />
Sitzkomfort in der zweiten Reihe auf dem<br />
großen Indianer. Möglich macht das eine<br />
Sissybar samt kleinem Gepäckträger. Der<br />
Preis fürs Wohlfühlen beim Mitfahren: 738<br />
Euro für beide Teile. Weniger schön ist, dass<br />
MV Agusta Turismo<br />
Veloce 800 (6500 km)<br />
Nur ein kleines Malheur:<br />
Bei der MV brach die Befestigung<br />
des Verstellers<br />
zur Federvorspannung<br />
hinten, weshalb dieser<br />
lose zwischen Rahmen<br />
und Schwinge baumelte<br />
Angebote zu<br />
diesen Motorrädern<br />
finden<br />
Sie hier:<br />
motorradonline.de/<strong>2015</strong><strong>19</strong>040<br />
www.motorradonline.de<br />
TEST+TECHNIK 41
DAUERTEST SPEZIAL<br />
Indian Chief Vintage<br />
(20 000 km)<br />
Viel Tourenkomfort fürs gemütliche<br />
Kilometersammeln, damit<br />
punktet die Indian<br />
KTM 1290 Super Duke R<br />
(14 500 km)<br />
Die KTM kann schnell und<br />
schräg, lässt sich aber auch<br />
langsam smooth bewegen<br />
das Leder von Sitzbank und Taschen völlig<br />
ausgeblichen ist. Eine Behandlung mit<br />
einem originalen Pflegemittel brachte zwar<br />
etwas mehr Glanz, aber der Farbunterschied<br />
zwischen abgedeckten und der Sonne<br />
ausgesetzten Teilen blieb. Wohlwollend<br />
könnte man das auch Patina nennen.<br />
Harley-Davidson<br />
Sportster XL 1200 CA (10 500 km)<br />
Nun weiter zur zweiten Amerikanerin unter<br />
den Kilometersammlern im Fuhrpark: der<br />
Harley-Davidson Sportster XL 1200 CA.<br />
Auch ihr wurde aus den gleichen Gründen<br />
wie bei der Indian ein Reifen-Update zuteil.<br />
Und auch sie rollt auf den Pirellis spürbar<br />
geschmeidiger ums Eck, lässt aber weiter-<br />
Harley-Davidson<br />
Sportster<br />
XL 1200 CA<br />
(10 500 km)<br />
Vorgerückt: Die<br />
mittlere Rastenposition<br />
(großes Foto)<br />
war weder Fisch noch<br />
Fleisch, nach Umbau ruhen<br />
die Füße weiter vorn. Das<br />
passt ergonomisch besser und<br />
entspricht mehr dem Cruiser-<br />
Charakter der Harley<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Fahrer weiter (siehe Dauertest-Zwischenbilanz<br />
in <strong>MOTORRAD</strong> 12/<strong>2015</strong>). Wilbers<br />
hat das Federbein noch einmal überprüft.<br />
Dabei stellte sich heraus, dass die Abstimmung<br />
für die Lowspeed-Druckstufe außerhalb<br />
der vorgegebenen Toleranz lag. Im<br />
zweiten Anlauf verarbeitet es Asphalt-Hinterhältigkeiten<br />
nun smoother bei satter<br />
Dämpfung. Um das Fahrwerksupgrade<br />
komplett zu machen, wanderten ebenfalls<br />
Wilbers Gabelfedern samt Öl in die ursprünglich<br />
deutlich zu weiche Gabel. Die<br />
bietet nun mehr Reserven, das kippelige<br />
Fahrverhalten konnte das mit den Zubehörteilen<br />
gepimpte Fahrwerk der Yamaha<br />
aber immer noch nicht zu bester Zufriedenheit<br />
kurieren.<br />
Yamaha MT-07 (25 500 km)<br />
Derweil zieht Schwester MT-07 völlig unbeirrt<br />
ihre Bahnen. Zwar würde sich auch bei<br />
ihr manch ein Redakteur eine Aufwertung<br />
des Fahrwerks wünschen, insgesamt sammelt<br />
der Zweizylinder aber unbeeindruckt<br />
und vor allem völlig frei von Problemen<br />
fleißig seine Kilometer.<br />
Yamaha YZF-R1 (7800 km)<br />
Da war die R1 noch in den Alpen unterwegs (oben). Momentan<br />
steht ihr Tacho jedoch. Ein unaufmerksamer Autofahrer hat’s<br />
verbockt, weshalb einige Teile ausgetauscht werden müssen<br />
KTM 1290 Super Duke R (14 500 km)<br />
Ähnliches gilt auch für die Super Duke. Ihr<br />
Motor begeistert nach wie vor ausnahmslos,<br />
in Sachen Fahrwerksabstimmung<br />
kommt aber Kritik am Komfort auf. Autobahn-Trennfugen<br />
werden gnadenlos weitergereicht,<br />
das Ansprechverhalten ist<br />
selbst bei geöffneter Druckdämpfung<br />
ausgesprochen mäßig. Ansonsten<br />
gab’s bei der Österreicherin nur<br />
Kleinigkeiten: einen schleichenden<br />
Plattfuß, eine nicht funktionierende<br />
Hupe (von diesem Problem<br />
berichten auch Leser), eine<br />
verwirrende Restreichweiten-<br />
Anzei ge. Trotz alledem: Der Fahrspaß<br />
bleibt wegen des fantastischen<br />
Motors erhalten.<br />
hin bei Regen Haftung vermissen. Dafür<br />
klappt die Rücksicht nun besser. Das liegt<br />
an den Magazi Universal-Spiegeln von<br />
Louis. Die gefallen durch ihre wertige Verarbeitung<br />
und besitzen etwas längere und<br />
höher reichende Spiegelarme als die Originale<br />
von Harley. Allerdings ist der Anbau<br />
nicht ganz leicht, da sich der Spiegel auf<br />
der rechten Seite nur mithilfe eines Distanzstücks<br />
an der Bremsarmatur befestigen<br />
lässt. Und das auch nur, wenn vorher ein<br />
Gewinde ins gewindelose Loch der Spiegelbefestigung<br />
geschnitten wird. Etwas<br />
Schrau bergeschick ist auch beim Anbringen<br />
der vorverlegten Rasten aus dem Harley-Programm<br />
nötig, die aktuell die Sportster<br />
zieren. Sie sorgen gegenüber den sonst<br />
mittig positionierten Rasten für einen ent-<br />
spannten Kniewinkel und verhindern wirkungsvoll<br />
das sonst übliche ständige Verheddern<br />
beim Auf- und Absetzen der Füße.<br />
Allerdings: Bei Autobahntempo ist mehr<br />
Kraft aus dem Rücken gefragt, da dieser<br />
sich nun ohne Unterstützung der Beine<br />
gegen den Fahrtwind wehren muss. Etwas<br />
Erleichterung bringt die knappe Scheibe<br />
von MRA, die zumindest den Brustbereich<br />
spürbar entlastet.<br />
Yamaha MT-09 (42 000 km)<br />
Mehr Reserven ohne Komforteinbußen:<br />
Das sollte es mit dem Wilbers-Federbein in<br />
der Yamaha MT-09 geben. Ganz glücklich<br />
gelang die Abstimmung aber nicht. Trotz<br />
komplett offener Druckstufe gab der<br />
Dämp fer Stöße nahezu ungefiltert an den<br />
Yamaha YZF-R1 (7800 km)<br />
Die R1 steht erst am Anfang ihres Dauertests.<br />
Dass solch ein Racer im Alltag Kompromisse<br />
erfordert, war klar. Etwa das harte<br />
Sitzpolster, die sehr trockene Abstimmung<br />
des Stoßdämpfers, der diffuse Kupplungsdruckpunkt<br />
oder der Durst bei schneller<br />
Fahrt, der nach spätestens 200 Kilometern<br />
das Ansteuern der nächsten Tankstelle<br />
erfordert. Aber wer soll das dem Heizeisen<br />
schon übel nehmen? Allerdings tickt der<br />
Kilometerzähler der R1 gerade nicht weiter.<br />
Das liegt an einem etwas optimistischen<br />
Wendemanöver eines Autofahrers, woraufhin<br />
eine Kontaktaufnahme zwischen Pkw<br />
und Motorrad nicht zu verhindern war.<br />
Die beschädigten Teile werden gerade<br />
beim Importeur ausgetauscht.<br />
www.motorradonline.de/dauertests<br />
www.motorradonline.de<br />
TEST+TECHNIK 43
T E S T + T E C H N I<br />
Fahrbericht Brough Superior S.S.100<br />
K<br />
WIEDER-<br />
GEBURT<br />
Eine Legende ist wiederauferstanden: die berühmte Brough<br />
Superior S.S.100. Stilistisch an das Vorbild aus den 20er-Jahren<br />
angelehnt, verfügt auch die moderne Brough über außergewöhnliche<br />
Technik. Weltexklusiv konnte <strong>MOTORRAD</strong>-<br />
Mitarbeiter Alan Cathcart den 1000er-V-Twin fahren.<br />
Von Alan Cathcart und Gert Thöle; Fotos: Kyoichi Nakamura<br />
44 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Man nannte sie „Rolls-Royce of<br />
Motorcycles“, sie waren die<br />
ersten Superbikes: Nicht umsonst<br />
fügte Firmengründer<br />
George Brough den Zusatz Superior hinzu,<br />
seine Maschinen sollten allen anderen<br />
überlegen sein. Nur etwa 3000 Exemplare<br />
entstanden in Nottingham zwischen <strong>19</strong><strong>19</strong><br />
und <strong>19</strong>40 in einer relativ kurzen Periode<br />
zwischen den Weltkriegen. Viele Brough-<br />
Modelle brachen Geschwindigkeitsrekorde<br />
und fuhren Rennsiege ein. Schillernde Persönlichkeiten<br />
wie Lawrence von Arabien,<br />
der insgesamt sieben Neumaschinen bestellte,<br />
mehrten den Ruhm. Heute sind die<br />
rund 1000 verbliebenen Oldtimer begehrte<br />
und entsprechend teuer gehandelte Raritäten,<br />
Attraktionen auf Versteigerungen und<br />
in Museen.<br />
Die S.S.100 war das berühmteste<br />
Brough-Modell, das Kürzel stand schon damals<br />
für Super Sports. Angetrieben wurde<br />
die Brough von JAP-Motoren mit einem<br />
Liter Hubraum, die zum Ende ihrer Entwicklung<br />
bis zu 74 PS leisteten. Jedes einzelne<br />
Fahrzeug wurde mit einem Zertifikat verkauft,<br />
dass es die 100-mph-Schallmauer<br />
(161km/h) durchbrechen konnte, ab <strong>19</strong>34<br />
wurden sogar 110 mph garantiert. Von 283<br />
gebauten S.S.100 sind heute angeblich<br />
noch 131 erhalten.<br />
Doch mit dem Zweiten Weltkrieg kam<br />
das Ende der Produktion. Und nach dem<br />
Krieg gab es einfach keine passenden Motorenlieferanten<br />
mehr, zudem keine Nachfrage<br />
nach solchen Exklusivitäten. George<br />
Brough fertigte in seiner Firma bis zu seinem<br />
Tod <strong>19</strong>70 Präzisionsteile für die Luftfahrtindustrie.<br />
Übrigens ironischerweise<br />
auch für Rolls-Royce, womit seine Motorräder<br />
ja so oft verglichen wurden.<br />
2008 erwarb der in Österreich lebende<br />
Engländer und Veteranen-Spezialist<br />
Mark Upham die Namensrechte<br />
und baute zunächst<br />
Repliken der alten Brough-<br />
Modelle. Alan Cathcart,<br />
Autor dieser Geschichte,<br />
brachte ihn mit dem<br />
Franzosen Thierry<br />
Henriette, Chef von<br />
Boxer Design in Toulouse,<br />
zusammen.<br />
Zusammen entwickelten<br />
die beiden<br />
die Idee einer modernen<br />
Brough-<br />
Interpretation.<br />
Gefertigt wird der<br />
moderne Ein-Liter-<br />
Motor mit 88 Grad<br />
Zylinderwinkel bei Akira<br />
Engineering in Bayonne,<br />
Frankreich. 2013 wurde der<br />
erste Prototyp auf der EICMA<br />
in Mailand präsentiert (siehe MO-<br />
TORRAD 1/2014). Wenn die ersten<br />
www.motorradonline.de<br />
TEST+TECHNIK 45
Brough Superior S.S.100<br />
zehn Modelle bis Ende dieses Jahres produziert<br />
sind, soll die Motorenfertigung zu Boxer<br />
Design verlagert werden. Im kommenden<br />
Jahr sind 125 Stück geplant, 2017 sollen<br />
es 250 Maschinen sein. Wie früher wird jede<br />
Brough ein Einzelstück sein, das nach Kundenwunsch<br />
individuell aufgebaut wird.<br />
Edel und schlank wirkt die S.S.100, mit ihrem<br />
außergewöhnlichen Design und interessanten<br />
technischen Lösungen. Ins Auge<br />
fällt zunächst die komplexe Vorderradaufhängung<br />
mit doppelten Dreieckslenkern<br />
und mächtigem Radträger. Sie ähnelt dem<br />
BMW-Duolever, wurde jedoch erdacht vom<br />
Franzosen Claude Fior, der damit in den<br />
80ern in der Langstrecken-WM antrat und<br />
später einige Maschinen für Boxer Design<br />
baute. Nur hatte es Fior leider versäumt,<br />
sich diese Konstruktion patentieren zu<br />
lassen. Die auffällige Vierscheibenbremse<br />
trägt wie auch viele Titanteile – etwa<br />
Rahmen und Dreieckslenker – zu dem<br />
niedrigen Gesamtgewicht von trocken<br />
186 Kilogramm bei.<br />
Viel französischer Einfluss<br />
also, aber das Wetter beim Fahrtermin<br />
direkt am Werk in Toulouse<br />
ist englisch: Es regnet<br />
in Strömen. Gottlob nicht<br />
pausenlos, sodass zwischendurch<br />
kurze Fahreindrücke<br />
bei trockener<br />
Straße möglich sind.<br />
Die Brough ist im Gegensatz zu modernen<br />
Maschinen extrem schlank gebaut, sie<br />
bietet dem Fahrer durch tief angebrachte<br />
Fußrasten und den langen Tank viel Platz.<br />
Allerdings ist die Sitzhöhe von 830 mm, die<br />
nicht zuletzt auf die traditionelle 18-Zoll-<br />
Bereifung zurückzuführen ist, ziemlich hoch<br />
für einen 1,80-Meter-Testfahrer. Rund 25<br />
mm möchte Henriette hier in der Serie<br />
noch abknapsen.<br />
Wer endlich den fummeligen Starterknopf<br />
überlistet hat, vernimmt einen gedämpften,<br />
nicht besonders voluminösen<br />
Sound aus den beiden Schalldämpfern. Daher<br />
ist die Mechanik gut hörbar, das Rasseln<br />
und Klappern erinnert vielleicht ein wenig<br />
an den JAP-Stoßstangenmotor des historischen<br />
Vorbilds.<br />
Gut 130 PS hauen heutzutage, wo 200<br />
PS schon nichts Besonderes mehr sind,<br />
sicher niemanden vom Hocker. Aber die<br />
moderne Brough ist nicht gebaut, um<br />
Speed-Rekorde zu brechen, sondern soll<br />
Fahrspaß auf der Landstraße liefern. Wer<br />
die maximale Fahrdynamik auskosten will,<br />
muss den dohc-Vierventiler über 5500 Umdrehungen<br />
halten und entsprechend<br />
im Sechsganggetriebe rühren. Das<br />
schaltet während der Fahrt<br />
exakt und leicht, nur der<br />
Leerlauf lässt sich<br />
im Stand kaum<br />
finden.<br />
Berechenbar und weich hängt der Motor<br />
am Gas, was sicher für eine gelungene<br />
Abstimmung spricht, zum Teil jedoch auch<br />
an der indirekten Übersetzung zwischen<br />
Gasgriff und Drosselklappen liegt. Wer Vollgas<br />
will, muss kräftig kurbeln. Ein Kurzhub-<br />
Gasgriff soll demnächst erprobt werden.<br />
Die Wasserkühlung ist ein notwendiges<br />
Zugeständnis an moderne Emissionshürden,<br />
auch wenn Mark Upham zunächst von<br />
einem filigranen luftgekühlten Triebwerk<br />
träumte. Doch der hätte heute keine Überlebenschance,<br />
zumindest nicht mit diesem<br />
Leistungsniveau. Einen guten Vergleich liefert<br />
der luftgekühlte, um die 90 PS leistende<br />
1000er-Desmodue-Twin von Ducati,<br />
der übrigens ein fast identisches Hub-Bohrungsverhältnis<br />
besaß. Doch auch der ist<br />
ja Geschichte.<br />
Der „unrunde“ Zylinderwinkel der<br />
Brough von 88 Grad kommt dadurch zustande,<br />
dass gegenüber der rechtwinkligen<br />
Anordnung zwischen den Köpfen 30 Millimeter<br />
gespart werden können, trotzdem<br />
aber noch ein guter Massenausgleich ohne<br />
Ausgleichswelle möglich ist.<br />
Während der Motor im positiven Sinn<br />
recht konventionell erscheint, ist das Fahrverhalten<br />
unvergleichlich. Das beginnt aus<br />
Fahrersicht mit der auf und ab tanzenden<br />
Lampenmaske, die ja mitsamt Lampe nicht<br />
wie üblich an gefederten Teilen, sondern<br />
am ungefederten Radträger hängt. Ein interessantes<br />
Schauspiel, wie jede Bodenunebenheit<br />
für den<br />
Typisch Brough: Der<br />
polierte Alutank in<br />
Röhrenform und die<br />
filigrane, schlanke Bauweise.<br />
Wasserkühlung<br />
ist ein Zugeständnis an<br />
moderne Standards<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Perfektion bis ins letzte Detail war schon immer der Anspruch von Brough, das gilt auch für die moderne<br />
Interpretation. Das große Rundinstrument ist klassisch inspiriert, das nötige digitale Zusatzdisplay hält<br />
sich dezent im Hintergrund. Die Vierscheibenbremse von Beringer soll leichter sein als eine mit zwei Scheiben.<br />
Ein Kunstwerk ist die Fior-Radaufhängung mit Titan-Dreieckslenkern und einem Aluguss-Radträger<br />
Fahrer sichtbar wird. Beide Radaufhängungen<br />
arbeiten mit voll einstellbaren und<br />
hervorragend abgestimmten Öhlins-Federbeinen.<br />
Die Geometrie der Fior-Vorderradführung<br />
ergibt wie bei den BMW-Pendants<br />
einen Antidive-Effekt, sodass die Federung<br />
auch auf der Bremse gut arbeitet und die<br />
Front stabil oben gehalten wird.<br />
Große und schmale Reifen bekam die<br />
Brough zunächst einmal aus ästhetischen<br />
Gründen. Ultrabreite 17-Zöller hätten einen<br />
ganz anderen optischen Eindruck ergeben,<br />
die 18-Zöller passen gut zum filigranen,<br />
schlanken Auftritt der S.S.100 sowie zum<br />
Retro-Look. Daher fiel die Wahl auch<br />
auf die<br />
grazilen Vielspeichen-Räder, die an klassische<br />
Drahtspeichen erinnern sollen.<br />
Die Vierscheibenbremse vorn wirkt ebenfalls<br />
recht ungewöhnlich. Dabei handelt<br />
es sich um eine Entwicklung des französischen<br />
Spezialisten Beringer. Die vier kleineren<br />
230er-Scheiben sollen etwas leichter<br />
sein als zwei große 320er, vor allem aber erheblich<br />
kleinere Kreiselmomente und damit<br />
weniger Einfluss auf das Lenkverhalten generieren.<br />
Das mag durchaus so sein, denn<br />
die S.S.100 fährt sich in Kurven ausgesprochen<br />
leichtfüßig, lenkt mühelos ein. Die Beringer-Anlage<br />
arbeitet mit einem Sattel auf<br />
jeder Seite, der mittels eines zusätzlichen<br />
mittleren Belags jeweils zwei Scheiben umfasst.<br />
Die Handkraft für starke Verzögerung<br />
ist relativ gering, die Bremswirkung wie<br />
auch die Dosierbarkeit im Grenzbereich<br />
hervorragend. Zurzeit steht noch kein ABS<br />
zur Verfügung. Allerdings muss das recht<br />
zügig entwickelt werden, denn schon 2017<br />
wird es für Neuzulassungen zwingend vorgeschrieben<br />
sein.<br />
Es gibt also durchaus noch einiges zu tun,<br />
zurzeit läuft aber alles nach Plan. Erfahrung<br />
ist vorhanden, vor gut zehn Jahren<br />
baute Boxer Design die VB1 Superbike,<br />
doch musste die Produktion nach 36 Exemplaren<br />
eingestellt werden, weil der Motorenlieferant<br />
Voxan in Konkurs ging. Das soll<br />
kein zweites Mal passieren, weswegen man<br />
sich von Zulieferern unabhängig machen<br />
will. Ab 50 000 Euro soll eine S.S.100 kosten,<br />
Brough-Motorräder zeichneten sich immer<br />
durch Exklusivität aus. Heute steckt dieselbe<br />
Idee dahinter: Motorräder zu bauen, die<br />
in Qualität, Perfektion und Präzision Maßstäbe<br />
setzen. Und auf mittlere Sicht möchte<br />
Mark Upham die Marke Brough nach Nottingham<br />
zurückbringen.<br />
www.motorradonline.de/brough<br />
Brough Superior S.S. 100<br />
MOTOR<br />
Wassergekühlter Zweizylinder-88-Grad-V-<br />
Motor, zwei obenliegende, kettengetriebene<br />
Nockenwellen, vier Ventile pro Zylinder, Tassenstößel,<br />
Einspritzung, 2 x ø 50 mm, hydraulisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, O-Ring-Kette.<br />
Bohrung x Hub<br />
94,0 x 71,8 mm<br />
Hubraum<br />
997 cm³<br />
Verdichtungsverhältnis11,0:1<br />
Nennleistung<br />
97,0 kW (132 PS)<br />
<br />
bei 8000/min<br />
Max. Drehmoment 120 Nm bei 6400/min<br />
FAHRWERK<br />
Brückenrahmen aus Titan, Motor mittragend,<br />
Doppellängslenker aus Aluminium und Titan,<br />
mit Zentralfederbein, verstellbare Federbasis<br />
und Zugstufendämpfung, Zweiarmschwinge<br />
aus Aluminium, Zentralfederbein mit Hebelsystem,<br />
verstellbare Federbasis und Zugstufendämpfung,<br />
Scheibenbremse vorn mit vier<br />
Bremsscheiben, ø 230 mm, zwei Vierkolben-<br />
Festsättel, Scheibenbremse hinten, ø 230 mm,<br />
Zweikolben-Festsattel.<br />
Alu-Schmiederäder 3.50 x 18; 4.25 x 18<br />
Reifen 120/70 ZR 18; 160/60 ZR 18<br />
MAß E+GEWICHTE<br />
Radstand 1540 mm, Lenkkopfwinkel 66,6 Grad,<br />
Nachlauf 94 mm, Federweg v/h 120/130 mm,<br />
Sitzhöhe 830 mm, Trockengewicht 186 kg, Tankinhalt<br />
14,0 Liter.<br />
Preis<br />
zirka 50 000 Euro<br />
www.motorradonline.de<br />
TEST+TECHNIK 47
T<br />
K<br />
E<br />
O<br />
S<br />
M<br />
T<br />
P A K T<br />
◼Fahrbericht ◼<br />
Zero SR ZF/12.5<br />
Watt ihr wollt<br />
Eins muss man Zero lassen: Als derzeit einziger Hersteller bieten<br />
die Kalifornier mit ihren Elektrobikes herkömmlichen Konzepten<br />
mit Verbrennungsmotor selbstbewusst die Stirn, ziehen sich nicht<br />
in eine Nische zurück. Insofern wundert es nicht, dass sich die Zero-<br />
Techniker trotz allen Hypes um den Elektroantrieb bei der Über arbeitung<br />
der Modellpalette auch – ganz profan – um die Fahr eigenschaften<br />
gekümmert haben. Eine komfortablere Sitzbank, fili granere<br />
Räder, voll einstellbare Showa-Federelemente, Pirelli Diablo<br />
Rosso II-Reifen und erstmals ein ABS rüsten das Top-Modell, die<br />
SR ZF/12.5, auf. Im Vergleich zu ihrer Vorgängerin (<strong>MOTORRAD</strong> 12/<br />
2014) fährt sich die neue Zero wesentlich leichtfüßiger, fällt auf den<br />
schmalen (110er vorn/140er hinten) Pirelli wie von selbst in die<br />
Kurven und hält blitzsauber die Spur. Auch das neue Bosch-ABS<br />
regelt gut, bringt das 189 Kilogramm schwere Gefährt nach respektablen<br />
41 Meter Bremsweg stoppiefrei zum Stehen. Die Upsidedown-Gabel<br />
arbeitet ebenfalls sensibel. Lediglich das Federbein<br />
agiert trotz üppiger 161 Millimeter Federweg am Rad nach wie vor<br />
ruppig. Über Querfugen knüppelt das Heck auch bei ganz geöffneter<br />
Druckstufendämpfung und reduzierter Zugstufe dem E-Biker<br />
kräftig ins Kreuz. Schwamm drüber, insgesamt tun der neuen SR<br />
die Modifikationen gut – und bleiben dennoch nur ein Randaspekt.<br />
Denn bei einem Elektro-Mobil bewegen die Gemüter letztlich<br />
zwei Fragen: Erstens, wie weit fährt es? Und zweitens, wie schnell?<br />
Zu Ersterem: 12,5 kWh – also 1,1 kWh mehr als beim bisherigen Mo-<br />
Neu, die Erste: mehr Sicherheit<br />
dank ABS. Der Sensorring sitzt<br />
hinter der Abdeckkappe<br />
Neu, die Zweite: Trotz üppigen<br />
Federwegs (161 mm) agiert das<br />
Showa-Federbein ruppig<br />
Kommt Zeit, kommt Power: Bei<br />
leerem Akku muss die Zero etwa<br />
acht Stunden an die Steckdose<br />
Immer im Blick: die wichtigste<br />
Information im Display – die<br />
Anzeige der Akku-Kapazität<br />
48 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
◼Messungen<br />
◼<br />
REICHWEITE<br />
Landstraße (Eco-Modus)<br />
Autobahn Vollgas (Sport-Modus)<br />
73 km<br />
123 km<br />
Was geht? Trotz des größten Akkus im E-Motorradbau<br />
(12,5 kWh) bleibt die Reichweite überschaubar. Der –<br />
für ein E-Bike untypische – Vollgasritt auf der Autobahn<br />
dokumentiert quasi die geringstmögliche Reichweite<br />
DIE<br />
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FAHRLEISTUNGEN<br />
km/h 0–100 0–140<br />
Zero SR Mod. 2014 (Eco-Modus) 9,6 sek –<br />
Zero SR Mod. <strong>2015</strong> (Eco-Modus) 7,9 sek –<br />
Zero SR Mod. 2014 (Sport-Modus) 5,0 sek 9,1 sek<br />
Zero SR Mod. <strong>2015</strong> (Sport-Modus) 4,6 sek 7,9 sek<br />
LEISTUNGEN<br />
Fotos: Jacek Bilski<br />
Leistung am Hinterrad<br />
60 80<br />
Zero SR Mod. <strong>2015</strong> (Sport-Modus)<br />
50 70 46,3 kW (63 PS)<br />
60 bei 96 km/h<br />
40<br />
50 Zero SR Mod. 2014<br />
(Sport-Modus)<br />
30 40 44,5 kW (61 PS)<br />
20<br />
30 bei 90 km/h<br />
20<br />
Zero SR Mod. <strong>2015</strong> (Eco-Modus)<br />
10<br />
38,2 kW (52 PS) bei 108 km/h<br />
kW PS 10<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160<br />
Geschwindigkeit in km/h<br />
Sport-Modus 2014<br />
ECO-Modus <strong>2015</strong><br />
Sport-Modus <strong>2015</strong><br />
Punkte<br />
4Pro Euro<br />
dell – bunkert der Batterie-Quader. Zum Vergleich: Ein Elektro-<br />
Smart besitzt mit 17,6 kWh nur etwa 50 Prozent mehr Speicherkapazität.<br />
Zwei Fahrmodi helfen, die Energie effizient einzusetzen.<br />
Im Eco-Modus, in dem der Stromer nun weniger knausert<br />
und maximal 52 PS abruft (2014er-Modell: 30 PS), lässt es<br />
sich im Landstraßenverkehr bestens mitschwimmen. Allerdings<br />
schaffte die Zero auf der Testrunde nur 123 Kilometer (2014er-<br />
Modell: 156 km). Doch auch in der offenen Version (Sport-<br />
Modus) liegt der neue, 63 PS starke Antrieb im gesamten Geschwindigkeitsbereich<br />
über seinem Vorgänger (siehe Leistungskurve<br />
oben). Die ohne Kupplung und Getriebe auskommende<br />
Zero macht jeden Ampelstart zum E-Dragracing-Erlebnis – um<br />
dieses Happening nach jeder Kurve noch zu toppen. Denn ab<br />
60 km/h lässt sie selbst Sportbikes stehen. In Zahlen: Sogar die<br />
kurz übersetzte Kawasaki Z 1000 beschleunigt der Elektroflitzer<br />
in der Durchzugsmessung im sechsten Gang von 60 auf 100<br />
km/h aus, nimmt ihr mit gemessenen 2,3 Sekunden (Kawa 2,9 s)<br />
über eine halbe Sekunde ab.<br />
Allerdings: Der Parforceritt kostet Energie, senkt die Reichweite<br />
auf der Landstraße je nach Temperament auf knapp 100<br />
Kilometer. Beim Extremtest mit Dauervollgas auf der Autobahn,<br />
bei dem der Temperaturregler des Akkus die Geschwindigkeit<br />
von anfänglich 160 km/h nach etwa drei Kilometern auf konstant<br />
130 km/h herunterregelt, reicht der Saft 73 Kilometer. Danach<br />
muss die Zero acht Stunden ans Ladekabel.<br />
Diese Gedenkstunden und der mit 17 840 Euro stolze Preis<br />
werden die Zero wohl auch künftig nur überzeugten – und solventen<br />
– E-Bike-Enthusiasten erschließen. Ein außergewöhnliches<br />
Erlebnis bietet die Kombination aus lautlosem und dennoch<br />
ausgesprochen sportlichem Auftritt aber schon jetzt. pm<br />
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Weil ich Motorrad fahre.
T E S T + T E C H N I<br />
Vergleichstest Cruiser<br />
K<br />
NUR FLIEGEN<br />
IST SCHÖNER<br />
Auf starken Cruisern mit charakteristischen Zweizylindern sind wir unserem inneren<br />
Kompass gefolgt. Rund um die Wasserkuppe, den Heiligen Berg der Fliegerei,<br />
haben wir damit das Weite gesucht. Kraft trifft Herrlichkeit und Sehnsucht. Es ist die<br />
reine Lehre des genussvoll zelebrierten Fahrens, Abheben mit Bodenhaftung.<br />
Von Thomas Schmieder; Fotos: Jacek Bilski, TSR (5)<br />
50 TEST+TECHNIK<br />
TRIUMPH<br />
THUNDERBIRD<br />
COMMANDER<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Am Heiligen Berg der Fliegerei: Auf der Wasserkuppe wurde der moderne Segelflug erfunden<br />
VICTORY<br />
HAMMER S<br />
MOTO GUZZI<br />
AUDACE<br />
www.motorradonline.de<br />
TEST+TECHNIK 51
Vergleichstest Cruiser<br />
Es ist so schön in der Rhön.<br />
Ruhig und beruhigend.<br />
Gut fürs Gemüt<br />
Weiße Schäfchenwolken stehen<br />
am Himmel, bewegungslos<br />
wie Wattebäusche. Das<br />
Firmament hat sein strahlendstes<br />
Blau und du deine dunkelste Sonnenbrille<br />
aufgesetzt. Du riechst unterm Jethelm<br />
frisch gemähtes Heu, siehst wie über<br />
dir ein Roter Milan auf der Stelle wendet.<br />
Du denkst nichts, du fühlst bloß, du bist im<br />
Banne faszinierender Fortbewegung. Auf<br />
einem lässigen Gleiter mit einem mächtigen<br />
Motor. Moto Guzzi Audace, Triumph<br />
Thunderbird Commander und Victory Hammer<br />
S passen prima zur lieblich geschwungenen<br />
Rhön, das „Land der offenen Fernen“<br />
und die Wiege der modernen Fliegerei.<br />
Raum und Zeit überwinden, Zwänge<br />
abschütteln, Irdisches hinter sich lassen –<br />
die Vision vom schwerelosen Fliegen<br />
träumt die Menschheit mindestens seit Ikarus.<br />
Doch hier, auf der 950 Meter hohen<br />
Wasserkuppe im Landkreis Fulda, wurde<br />
dies Wirklichkeit. Seit <strong>19</strong>11 stiegen hier erste<br />
selbst gebaute Gleiter in den Himmel.<br />
Die Flugschule aus dem Jahr <strong>19</strong>24 ist die älteste<br />
der Welt, der Flugplatz der höchstgelegene<br />
Deutschlands. Er bildet einen würdigen<br />
Rahmen für unsere drei zweirädrigen<br />
Straßenkreuzer, für Motorradfahren als Fliegen<br />
auf der Erde. Sie verkörpern Sehnsucht,<br />
sich frei wie ein Vogel zu fühlen, diese Cruiser<br />
mit tieffrequent bollernden Motoren.<br />
4,8 Liter Hubraum aus sechs Zylindern! Das<br />
Gefühl von Weite fährt hier immer mit.<br />
Stolz trägt die Moto Guzzi den Adler auf<br />
der blechernen Tankblende. Audace,<br />
sprich: „Audahtsche“, heißt „kühn, mutig“. Ihr<br />
Kennzeichen? Schwarzer Mattlack überall,<br />
fifty Shades of Black. Dieser dunkle Auftritt<br />
gibt der Audace eine maskuline Aura.<br />
Chromglanz? Ist sehr spärlich gesät. Sie ist<br />
die erste von mittlerweile vier California-<br />
Varia tionen, die Fußrasten statt Trittbretter<br />
trägt. Natürlich hat auch sie den 90-Grad-V2<br />
mit 1380 Kubik. Europas dickster Vauzwo<br />
drückt echte 94 PS und 112 Newtonmeter.<br />
Dies sollte für standesgemäßen Vortrieb<br />
reichen. Sauber serviert via Kardan, während<br />
Victory und Triumph sich am ebenfalls<br />
pflegeleichten Zahnriemen reißen.<br />
Technisch basiert die Audace auf der<br />
Cali Custom, ist für 18 500 Euro komplett<br />
nochmals 510 Euro teurer als jene. Und<br />
rund 1000 Euro teurer als die Triumph bzw.<br />
Victory (inklusive Zubehör-Windscreen).<br />
Das würde für viele Rundflüge reichen, siehe<br />
Seite 56. Noch ruhen unsere Rhön-Räder<br />
lässig auf ihren Seitenständern. Viele Motorradparkplätze<br />
am Flugplatz Wasserkuppe<br />
künden von enger Verbindung zwischen<br />
zwei Rädern und zwei Flügeln.<br />
Bereits seit 2010 kreuzt die Basisversion<br />
der Triumph Thunderbird mit 1,6 Litern<br />
Hubraum durch bodennahen Luftraum.<br />
Hier, in der 2014 präsentierten Commander-Variante,<br />
fährt sie nicht nur quadratmeterweise<br />
Chrom spazieren. Sondern trägt<br />
den größten Reihenzweizylinder des Planeten:<br />
In den Typen Storm, Nightstorm, LT<br />
und der hier gefahrenen Commander vereint<br />
der wassergekühlte Big Block mit gefrästen<br />
Kühlrippenenden und verchromten<br />
Seitendeckeln volle 1699 Kubik. Tellergroße<br />
Schmiedekolben (107,1 Millimeter Bohrung!)<br />
wuchten 94 PS und knapp 151 Newtonmeter.<br />
Angloamerikanisch trägt der<br />
Commander Cruiser-Insignien: klassische,<br />
weit vorn montierte Trittbretter, Tacho auf<br />
dem Tank, Schaltwippe und einen aufgepolsterten<br />
Kunstledersattel.<br />
Anders, ganz anders kommt die Victory<br />
Hammer S rüber. Nicht nur lässig, sondern<br />
muskulös. Schwarz-Rot sind ihre Warnfarben.<br />
Ein Hot Rod auf zwei Rädern, mit stimmiger<br />
Linie. Er frisst Harleys zum Frühstück.<br />
Mit mittig angeordneten Fußrasten, breitem,<br />
kaum gekröpftem Drag Bar-Lenker im<br />
Kleiderbügel-Look, der dich weit nach vorne<br />
spannt, und fetter 250er-Heckwalze. Die<br />
ausgeprägte Sitzmulde vor der abnehmba-<br />
52 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Changierende Schattenspiele: „Das Land der offenen<br />
Fernen“ gewährt immer wieder weite Blicke<br />
ren Soziussitz-Abdeckung integriert dich<br />
saugend. Und bettet dich 710 Millimeter<br />
tief. Von unten auf andere herabschauen.<br />
Size matters, Größe zählt, verheißt das<br />
coole US-Eisen. Dazu passt sein luftgekühlter<br />
V2-Motor. Turmhoch ragen<br />
seine um 50 Grad zum Victory-<br />
Zeichen gespreizten Zylinder<br />
auf. Verdammt fette Okolyten.<br />
Sie saugen ihr Gemisch bis auf<br />
volle 1731 cm3 Ausdehnung an,<br />
106 Cubic Inches. Hubraum<br />
kommt hier noch von Hub, satte<br />
108 Millimeter. Noch Fragen,<br />
Fremder? Power? Genug, basta!<br />
Versprochen wie real stemmt<br />
der „Freedom-V2“ 88 PS und fast<br />
140 Newtonmeter.<br />
Herrlich, wie alle drei Motoren nach<br />
dem Abstellen noch stundenlang vor sich<br />
hin knistern wie ein vor Kurzem erloschenes<br />
Lagerfeuer. Vereint wiegt das Trio fast<br />
eine Tonne, 987 Kilogramm Schwermetall.<br />
Verteilt auf 317 Kilogramm der Moto Guzzi,<br />
318 der Victory Hammer S und krasse 352<br />
Kilo der Sieben-Zentner-Triumph. Schwere<br />
Maschinen ohne Verkleidungen oder Satteltaschen,<br />
gemacht für pure Fahrerlebnisse.<br />
Wir verabschieden uns von den Piloten,<br />
wünschen Holm- und Rippenbruch. Am<br />
schwersten ist es, die massige Triumph vom<br />
Seitenständer in die Senkrechte zu hieven.<br />
Zündung! In den Herzen brennt Benzin.<br />
Dieser Pulsschlag ist aus Stahl, getaktet in<br />
maßkruggroßen Brennräumen. Badoumm,<br />
badoumm, badoumm. Die ganze Guzzi<br />
schüttelt sich im Rhythmus des 1400er-Motors.<br />
Ihre flache, schwarz lackierte Flat Bar-<br />
Lenkstange tanzt im Viertakt. Vor, zurück,<br />
vor, zurück. Der Vorbau erbebt. Fröhlich ti-<br />
MOTO GUZZI AUDACE<br />
Monochrom statt chromglänzend. Long and<br />
low, lang und gestreckt, wirkt diese martialische<br />
Guzzi mit typisch seitlichen Zylindern<br />
Feist: fast gerade Lenkstange und zentrales<br />
XXL-Rundinstrument für Bordcomputer und<br />
umlaufenden Drehzahlmesser<br />
Exklusiv: einziger Kardan des Trios. Die<br />
Federbeine mit Ausgleichsbehälter bieten<br />
durchaus Reserven. Formschöne Räder<br />
Edel und eigen: mattschwarzer<br />
Lack und unverwechselbare<br />
LED-Leuchtbänder für<br />
Rückleuchten und Blinker<br />
Die Gewichtung ist klar: viel<br />
Platz für den Fahrer, aber nur<br />
wenig für seinen Passagier
Los, lächle Mann! Auf diesen Eisen<br />
wirst du immer innere Ruhe finden<br />
Leistungs - Messung<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Vergleichstest Cruiser<br />
ckern die Ventile. Dieser V2 lebt, ist ur wüchsig<br />
wie ein Rhön-Bulle. Fein und direkt<br />
hängt der Motor am Gas, antwortet spontan<br />
auf jedes kleine Zucken am E-Gasgriff.<br />
Macht man dies im Leerlauf, neigt sich<br />
die ganze Fuhre erst nach rechts und dann<br />
wieder nach links in die Ausgangslage.<br />
Kippmoment als Gruß von der charakteristisch<br />
längsliegenden Kurbelwelle. Hinzu<br />
kommt kerniger Klang aus den dicken Auspufftüten.<br />
Überraschend sanft rastet nicht<br />
nur der erste Gang ein: In der digitalen<br />
Ganganzeige prangt die „1“. Insgesamt ist<br />
das Guzzi-Getriebe das beste des Vergleichs!<br />
Die lange Schwinge ohne Momentabstützung<br />
kann Kardan-Reaktionen nicht ganz<br />
ausgleichen. Das Heck hebt sich beim Gasgeben<br />
und sackt ein wenig zusammen<br />
beim Gaswegnehmen, ganz wie früher.<br />
Mit dumpfem Brabbel-Sound verwöhnt<br />
auch die Thunderbird. Kein Wunder, denn<br />
ihre 270-Grad-Kurbelwelle imitiert die<br />
Zündfolge eines 90-Grad-V2s. So spielt der<br />
Motorleistung<br />
80<br />
70<br />
60<br />
100<br />
90<br />
80<br />
Moto Guzzi Audace<br />
69,1 kW (94 PS) bei 6600/min<br />
112 Nm bei 5600/min<br />
Triumph Thunderbird Commander<br />
67,5 kW (92 PS) bei 5400/min<br />
146 Nm bei 3300/min<br />
50 70 Victory Hammer S<br />
64,7 kW (88 PS) bei 5300/min<br />
60 135 Nm bei 2800/min<br />
40<br />
50<br />
150<br />
30 40<br />
140<br />
130<br />
20<br />
30<br />
120<br />
20<br />
110<br />
10<br />
100<br />
10<br />
90<br />
kW PS<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Büffel- oder Rehrücken? Am fülligsten drückt Triumphs 1699-Kubik-Reihentwin schiere Power<br />
auf seine breite Kurbelwelle, malt Bilderbuchkurven auf die Rolle des Leistungsprüfstands.<br />
Dabei hat sie weder größten Hub noch größten Hubraum. Ebendies sind die Insignien der<br />
Victory. Der niedrig verdichtende Ami-V2 schöpft aus opulenten 1731 cm 3 „nur“ 88 PS und<br />
echte 135 Newtonmeter. Im direkten Vergleich wirkt Europas größter V2-Motor der Moto Guzzi<br />
beinahe schmächtig. Für einen Cruiser ist das fast ein Hochdrehzahl-Konzept. Bescheiden: 112<br />
New tonmeter Drehmomentausbeute aus 1380 Kubik mit typischer Guzzi-Senke in der Mitte.<br />
Leistung an der Kurbelwelle. Messungen auf dem Dynojet-Rollenprüfstand 250, korrigiert nach 95/1/EG,<br />
maximal mögliche Abweichung ± 5 %<br />
Drehmoment in Nm<br />
54 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Daten und Messwerte<br />
MOTOR<br />
Moto Guzzi<br />
Audace<br />
Triumph<br />
Thunderbird Commander<br />
Victory<br />
Hammer S<br />
Bauart Zweizylinder-Viertakt- Zweizylinder-Viertakt- Zweizylinder-Viertakt-<br />
90-Grad-V-Motor<br />
Reihenmotor<br />
50-Grad-V-Motor<br />
Einspritzung 2 x Ø 52 mm 2 x Ø 42 mm 2 x Ø 45 mm<br />
Kupplung Einscheiben-<br />
Mehrscheiben-<br />
Mehrscheiben-<br />
Trockenkupplung<br />
Ölbadkupplung<br />
Ölbadkupplung<br />
Bohrung x Hub 104,0 x 81,2 mm 107,1 x 94,3 mm 101,0 x 108,0 mm<br />
Hubraum 1380 cm³ 1699 cm³ 1731 cm³<br />
Verdichtung 10,5 : 1 9,7 : 1 9,4 : 1<br />
Leistung 71,0 kW (97 PS)<br />
69,0 kW (94 PS)<br />
66,0 kW (90 PS)<br />
bei 6500/min<br />
bei 5400/min<br />
bei 4900/min<br />
Drehmoment 121 Nm bei 3000/min 151 Nm bei 3550/min 140 Nm bei 3250/min<br />
FAHRWERK<br />
Rahmen Doppelschleifenrahmen<br />
aus Stahl<br />
Doppelschleifenrahmen<br />
aus Stahl<br />
Doppelschleifenrahmen<br />
aus Stahl<br />
Gabel Telegabel,<br />
Ø 46 mm<br />
Telegabel,<br />
Ø 47 mm<br />
Upside-down-Gabel,<br />
Ø 43 mm<br />
Bremsen vorne/hinten Ø 320/282 mm Ø 310/310 mm Ø 300/300 mm<br />
Assistenzsysteme ABS, Traktionskontrolle ABS –<br />
Räder 3.50 x 18; 6.00 x 16 3.50 x <strong>19</strong>; 6.00 x 17 3.50 x 18; 8.50 x 18<br />
Reifen 130/70 R 18; 200/60 R 16 140/75 ZR 17; 200/50 R 17 130/70 R 18; 250/40 R 18<br />
Bereifung Dunlop D 251 Metzeler ME 880 Dunlop Elite 3<br />
MAßE + GEWICHTE<br />
Radstand 1695 mm 1665 mm 1669 mm<br />
Lenkkopfwinkel 52,0 Grad 59,9 Grad 57,3 Grad<br />
Nachlauf 145 mm 135 mm 140 mm<br />
Federweg vorne/hinten 120/120 mm 120/109 mm 130/100 mm<br />
Sitzhöhe 1 765 mm 725 mm 710 mm<br />
Gewicht vollgetankt 1 317 kg 352 kg 318 kg<br />
Zuladung 1 230 kg 228 kg 214 kg<br />
Tankinhalt/Reserve 20,5 Liter 22,0 Liter 17,0 Liter<br />
Service-Intervalle 10 000 km 10 000 km 8000 km<br />
Preis 18 500 Euro 17<strong>19</strong>0 Euro 16 990 Euro<br />
Preis Testmotorrad 18 500 Euro 17<strong>19</strong>0 Euro 17209 Euro 2<br />
Nebenkosten inkl. 450 Euro 250 Euro<br />
-MESSWERTE<br />
Höchstgeschwindigkeit* <strong>19</strong>5 km/h 185 km/h <strong>19</strong>3 km/h<br />
Beschleunigung<br />
0–100 km/h 4,5 sek 4,5 sek 4,2 sek<br />
0–140 km/h 8,5 sek 8,8 sek 8,0 sek<br />
Durchzug<br />
60–100 km/h 4,7 sek 5,6 sek 4,5 sek<br />
100–140 km/h 5,6 sek 6,1 sek 5,2 sek<br />
140–180 km/h 8,4 sek 11,9 sek 8,2 sek<br />
Verbrauch Landstraße/100 km 5,8 Liter 5,0 Liter 5,6 Liter<br />
Reichweite Landstraße 353 km 440 km 304 km<br />
* Herstellerangabe; 1 <strong>MOTORRAD</strong>-Messungen; 2 Windschild 2<strong>19</strong> Euro<br />
Fulda-Gap: Das Radom auf der 950 Meter<br />
hohen Wasserkuppe ist ein Relikt aus Zeiten des<br />
Kalten Krieges – heute Aussichtsplattform<br />
Triumph-Twin einen satten Schlag, drückt<br />
einen bassigen Beat. Herrlich von ganz unten<br />
blubbert sich der Reihenzweier durchs<br />
Drehzahlband, steigt bereits bei Leerlaufdrehzahl<br />
mit rund 100 Newtonmetern ein.<br />
Welche sich per butterweich ziehender<br />
Seilzug-Kupplung prima dosieren lassen.<br />
So sanft kann stark sein. Einziges Manko:<br />
Wie bei der Victory lassen sich die weit<br />
abstehenden Handhebel nicht verstellen.<br />
Freundlich steckt einem der dicke verchromte<br />
Lenker die Griffe entgegen. Doch<br />
beim Wenden und Rangieren zieht’s einem<br />
das äußere Ende aus der Hand.<br />
Wohlig wummert der Victory-V2 aus den<br />
einseitig gestapelten Schalldämpfern, sonor<br />
und tief. Nur mit viel Kraft lässt sich die<br />
stramme US-Kupplung ziehen. Trotzdem<br />
oder genau deswegen fühlst du die Mechanik<br />
der Maschine mit jeder Faser deines<br />
Körpers. Ja, die Hammer S ist ein echtes<br />
Männer-Motorrad. Man(n) muss schon<br />
Selbstinszenierungspotenzial mögen.<br />
Klonk! Unerbittlich rücken die Zahnräder<br />
des ersten Gangs ineinander. Hier lockt<br />
echtes Dampflok-Feeling. Im Maschinenraum<br />
ist alles klar zum Ablegen, Abheben.<br />
Harte Schaltschläge, etwa beim Runterschalten<br />
vom dritten in den zweiten Gang,<br />
gelten in den USA als Qualitätskriterium.<br />
Passt perfekt zum Macho-Image. Gesunde<br />
Härte eben. Ich fahre, also bin ich. Tief in die<br />
Maschine integriert, spannt sie dich weit<br />
nach vorn. Drag Bike-Feeling. Ein echtes<br />
Muscle Bike, die Victory. Okay, im sechsten<br />
Gang hackt der Motor unterhalb von 2000<br />
Touren. Aber dann geht die Post ab. Ab etwa<br />
2500/min untermalen hartmetallische<br />
Vibrationen den starken Vortrieb. Dieses<br />
Angebote zu<br />
diesen Motorrädern<br />
finden<br />
Sie hier:<br />
motorradonline.de/<strong>2015</strong><strong>19</strong>050<br />
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TEST+TECHNIK 55
Aktionäre aufgepasst: Der Dax spielt verrückt!<br />
Pardon: Wenn Tester abdrehen, ist<br />
Familie Dachs völlig aus dem Häuschen . . .<br />
Vergleichstest Cruiser<br />
Motorrad zelebriert ein intensives Fahrerleb<br />
nis, zieht sich und dich gelassen durch<br />
den Orbit. Einfach der Hammer. Im Sechsten<br />
riegelt die Elektronik bereits kurz über<br />
der 4000er-Marke ab, rund <strong>19</strong>0 Sachen. Das<br />
ist mal ein schmales Drehzahlband. Gut: der<br />
Windschutz der Mini-Scheibe.<br />
Die Segelflugzeuge schrauben sich in den<br />
Himmel, wir uns die Straßen von der Wasserkuppe<br />
hinunter. Grobe Richtung? Immer<br />
der Nase nach. Gelassen und smooth<br />
schüttelt die Triumph ihre Leistung aus<br />
dem Ärmel. Über die exakte Drehzahl hüllt<br />
sich die englische Verbrennungskraftmaschine<br />
in Schweigen, ihr fehlt ein Drehzahlmesser.<br />
Vielleicht, weil ihr Gummibandmotor<br />
einfach immer schiebt. Na ja, fast. Denn<br />
schiere Masse und lange Übersetzung fressen<br />
einen Teil der Power auf: Bei Tempo 50<br />
im Sechsten rotiert die bleischwere Kurbelwelle<br />
ganze 1300-mal pro Minute, die der<br />
Victory im Overdrive gar nur 1100-mal.<br />
1700 Touren bescheren der Guzzi im<br />
Stadtgebummel mit Tempo 50 noch den<br />
besten Rundlauf. Trotzdem, aus Mitleid mit<br />
dem Material schaltet man lieber ein- oder<br />
zweimal runter. In diesem XXXL-Umfeld<br />
kann die Guzzi ihr Hubraummanko(!) nicht<br />
ganz verbergen. Sie braucht mehr Drehzahl.<br />
Macht nichts, denn Hacken im Drehzahlkeller<br />
ist dem Italo-V2 fremd. Der kleinste ist<br />
Infos und Tipps Auf Reise in der Rhön<br />
Unterwegs im Dreiländer-Eck<br />
Durchs Biosphärenreservat Rhön leitet die 42 Kilometer lange<br />
Ferienstraße Hochrhönring. Sie führt ringförmig an der 950<br />
Meter hohen Wasserkuppe, dem höchsten Berg der Rhön entlang.<br />
An ihr haben Hessen, Bayern und Thüringen Anteil. Auf dem Traditionsflugplatz<br />
Wasserkuppe gibt es bis zu 20 000 Starts und Landungen<br />
im Jahr, das Rhön-Informationszentrum und das Deutsche<br />
Segelflugmuseum. Rundflüge sind spontan möglich: je nach<br />
Flugzeugtyp für 30 bis 50 Euro pro Person je 20 Minuten (www.<br />
fliegerschule-wasserkuppe.de). Gut einkehren kann man im nahen<br />
Poppenhausen. Der charakteristische Rundbau des „Fuldaer<br />
Hauses“ aus dem Jahr <strong>19</strong>25 bietet von seiner Terrasse aus eine tolle<br />
Aussicht sowie delikate Küche, leckere Getränke und bezahlbare<br />
Zimmer. Ganz in der Nähe steht die imposante Steinwand. Ans<br />
andere Ortsende von Poppenhausen lockt der Berggasthof „Zur<br />
Ebersburg“ unterhalb der namengebenden Burg ruine: bezahlbare<br />
gute Küche, toller Biergarten, freundliches Personal, ad rette<br />
Zimmer. In Hilders lohnt die Visite des Traditions hotels „Leist –<br />
Sonne – Engel“. Es hat ein exquisites Restaurant und eine eigene<br />
Metzgerei, die das Fleisch heimischer Rassen von regionalen Kleinbauern<br />
bezieht. Hier macht man Eins-a-Wurst, bietet Schinken-<br />
Semi nare an. Der 927 hohe Kreuzberg ist der höchste Berg der<br />
bayerischen Rhön. Unterhalb des bewaldeten Gipfelplateaus beherbergt<br />
das Franziskanerkloster Kreuzberg eine Klosterbrauerei,<br />
die seit 1731 unfiltriertes Bier braut – auch zum Mitnehmen. Eine<br />
schöne kleine Motorradstrecke ist das Gichenbachtal zwischen<br />
Schmalnau und Rommers parallel zur B 279 nach Gersfeld.<br />
Ein guter Platz! Der<br />
Berggasthof „Zur Ebersburg“<br />
lockt mit schönem<br />
Ausblick, guter Küche<br />
und Eins-a-Biergarten<br />
Tolles Haus, Eins-a-Küche:<br />
In Hilders reifen am Hotel/Restaurant/Metzgerei<br />
„Leist – Sonne – Engel“<br />
eigene Schinken heran<br />
Langenbieber<br />
Rupsroth<br />
Thüringen<br />
Hilders<br />
FULDA<br />
Kleinsassen<br />
Batten<br />
Frankenheim<br />
Milseburg<br />
Dietges<br />
Birx<br />
Steinwand<br />
Dassen<br />
Hessen<br />
Poppenhausen<br />
Wasserkuppe<br />
Fuldaquelle<br />
Rother Kuppe<br />
Hettenhausen<br />
Heidelstein<br />
Gersfeld<br />
Bayern<br />
Ebersberg<br />
Altenhof<br />
Naturpark<br />
Bayerische<br />
10 km<br />
Motten<br />
Gr. Haube<br />
Röhn<br />
Über den Wolken … An<br />
der Wasserkuppe kann<br />
man spontan ins Flugzeug-Cockpit<br />
dazuklettern.<br />
Einfach erhaben!<br />
56 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
STAHL<br />
TRIFFT<br />
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Cruiselige Gene: Nur die Thunderbird<br />
Commander hat Trittbretter<br />
und eine lässige Schaltwippe<br />
Sofa: bequemer Kunstledersitz mit<br />
Lendenwirbelstütze und einem<br />
plüschigen Platz für den Passagier<br />
Der Commander kratzt früh die Kurve. Triumphtypisch:<br />
„Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“-Lampen<br />
TRIUMPH THUNDERBIRD<br />
Chrome, sweet Chrome. Der größte Reihentwin<br />
aller Zeiten trägt Wasserkühlung und<br />
Zahnriemen. Verpackt ist er im US-Cruiser-<br />
Dress (verhüllte Gabel-Standrohre), aber mit<br />
Triumph-typischem Doppelscheinwerfer<br />
Hirschgeweih: Der weit nach hinten gekröpfte<br />
Lenker verdreht die Handgelenke.<br />
Tacho ohne Drehzahlmesser auf dem Tank<br />
Vergleichstest Cruiser<br />
eben auch der elastischste Motor des Trios.<br />
Stakkato fortissimo. Sein freies Hochdrehen<br />
hilft ihm über die leichte Drehmomentsenke<br />
bei mittleren Drehzahlen hinweg:<br />
Erst bei 4800 Umdrehungen liegt wieder<br />
das gleiche Newtonmeter-Niveau an wie<br />
bereits gut 2000 Touren zuvor: 110 Nm.<br />
Wenn es links und rechts gleichmäßig<br />
stampft und bei ordentlicher Schräglage<br />
der kurvenäußere Zylinder nahezu senkrecht<br />
steht, dann ist das schon ein magischer<br />
Moment, der konstruktive Kern der<br />
Marke Moto Guzzi. Drei verschiedene Mappings<br />
verändern die Gasannahme der einzelnen<br />
52 Millimeter großen, digital betätigten<br />
Drosselklappen vorm y-förmigen Ansaugtrakt:<br />
von schön weich bis sehr direkt.<br />
Die elastische Motoraufhängung in Gummielementen<br />
eliminiert „good Vibrations“<br />
für Liebhaber fast schon zu effektiv.<br />
Dazu bietet die Audace eine ebenfalls<br />
exklusive, dreistufige Traktionskontrolle.<br />
Sie regelt feinfühlig und schräglagenabhängig.<br />
Stabil, geradezu stur rennt die Guzzi<br />
geradeaus. Auch bei über <strong>19</strong>0 Sachen,<br />
wenn man es denn braucht. Ein Tempomat<br />
ist gleich mit an Bord. Eigen: Im Teillastbereich<br />
heulen und jaulen Getriebe und<br />
Kardan ein wenig. Billig wirkt der hintere<br />
Kunststoff-Kotflügel, wertig der vordere aus<br />
Karbon. Echte Schutz-Bleche haben nur<br />
Triumph und Victory. Stilvoll an der Audace:<br />
Ihr analoger Drehzahlmesser im zentralen,<br />
riesigen Rundinstrument umrundet die Anzeigen<br />
des reich bestückten Bordcomputers<br />
und LCD-Tachometers.<br />
Ein echtes Techno-Krad also. Beim Testexemplar<br />
allerdings mit lästigem Elektronik-<br />
Fips. Immer wieder mal gingen die gelben<br />
Warnleuchten für Motor und inaktive Traktionskontrolle<br />
an. „Krönung“ war aber die<br />
rote Warnleuchte mit einem blinkenden<br />
„Brake“-Schriftzug im Cockpit. Nun, das<br />
Thema Bremsen ist kein Spaß, also besser<br />
rechts ranfahren. Doch schon beim Ausrollenlassen<br />
ist alles wieder gut: Es war bloß<br />
ein Wackelkontakt am Bremslichtschalter,<br />
die Bremsleistung immer vorhanden.<br />
58 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Konstruktiv überzeugen die Italo-Bremsen,<br />
sind modern wie die ganze Guzzi. Radikal<br />
radial angeschlagene Brembo-Vierkolbensättel<br />
nehmen die 320er-Doppelscheibe<br />
effektiv in die Zange, unterstützt von einem<br />
feinfühlig regelnden ABS. Nicht ganz<br />
so sensibel steuert das Triumph-ABS die<br />
vorderen Bremsen: Bergab auf schlechten<br />
Strecken machen sie mitunter gefühlt recht<br />
lange auf. Gut regelt es hinten – gerade<br />
bei Cruisern mit ihrer hohen Hinterradlast<br />
macht die rückwärtige Bremse viel aus.<br />
An schierer Bremswirkung mangelt es<br />
der martialischen Victory nicht. Wohl aber<br />
an ABS. Damit ist das kaum minder verwegene<br />
Muscle Bike „Judge“ bestückt. Es ist<br />
zudem noch fast 2000 Euro günstiger, der<br />
Cruiser „Gunner“ mit ABS und identischem<br />
Motor gar 4000 Euro. Ist das logisch?<br />
Das Spiel mit der Schräglage, das Fliegen<br />
in zweieinhalb Dimensionen beherrscht<br />
die Guzzi am besten. Sie rollt wunderbar<br />
rund und homogen durch die Kurven. Und<br />
dies trotz immensen Radstands von 1,695<br />
Meter, immerhin drei Zentimeter mehr<br />
als bei den anderen. Hinzu kommen noch<br />
der flachste Lenkkopfwinkel (52 Grad!) und<br />
längste Nachlauf von vollen 145 Millimetern.<br />
Was die Audace dann agil macht? Zum<br />
einen die schmalsten Reifen, sofern man das<br />
V8 statt V2: Der Chevy mit der perfekt passenden<br />
Lackierung parkt in Poppenhausen.<br />
Er hat 350 statt 106 Kubikzoll Hubraum<br />
VICTORY HAMMER S<br />
Ein Muscle Bike par excellence! Kraftvoll läuft ein<br />
sehniger, s-förmiger Schwung vom Tank zum<br />
Rear Fender über dem fetten 250er-Hinterrad.<br />
Effektiver Zubehör-Windschild!<br />
bei einer 200er-Heckwalze sagen kann. Vor<br />
allem aber die Einbaulage des Motors: Das<br />
Zylinder-V im rechten Winkel liegt nicht nur<br />
effektiv im kühlenden Fahrtwind, einen separaten<br />
Ölkühler gibt’s auch noch.<br />
Doch zusätzlich macht die quer zur<br />
Fahrtrichtung rotierende Kurbelwelle handlicher,<br />
unterstützt Einlenkimpulse. Fahrer<br />
Klassisch-muskulös: weiß unterlegte Runduhren,<br />
schwarzer Drag Bar-Lenker und<br />
Zweifarblack mit handgezogenen Zierlinien<br />
Lustvoll, diesen Stier auf<br />
Rädern niederzuringen.<br />
Seine 250er-Heckwalze will<br />
sich beständig aufstellen<br />
Große Show. Aber am liebsten für<br />
Solisten. Nicht ohne Grund ist der<br />
Soziussitz meistens abgedeckt<br />
Schwer verkäuflich: Für Maschinen<br />
wie diese Victory wird die Luft so<br />
ganz ohne ABS allmählich dünn
Die Nase im Wind! Offene Jethelme<br />
tragen zum puren Fahrgenuss bei<br />
Vergleichstest Cruiser<br />
von BMW-Boxern, Honda Pan European<br />
und Gold Wings profitieren von diesem Effekt.<br />
Beschwingter als die beiden anderen<br />
Rhön-Räder surft die große Guzzi durch die<br />
Kurven. Ihre Federbeine mit einstellbarer<br />
Zugstufe und Ausgleichsbehälter funktionieren<br />
ordentlich, fangen viel ab. Auch die<br />
Gabel arbeitet gut, bietet Reserven. Richtig<br />
fahraktiv, dieses gestreckte Italo-Chassis.<br />
Zudem setzen die Fußrasten der Audace<br />
als letzte auf. Ergonomisch würde<br />
man sie sich fast noch weiter hinten wünschen.<br />
So bietet die 1400er die größte Freiheit<br />
zur Schräglage. Und die Triumph die<br />
geringste. Krrrkk, krraaak, krrrkk, schon bei<br />
moderaten Neigungswinkeln (Abbiegen in<br />
der Stadt!) schleifen ihre Trittbretter funkensprühend<br />
übern Asphalt. Obacht, wenn deren<br />
Ausleger kommen, sie sind nicht klappbar.<br />
Irgendwo dazwischen zieht die Victory<br />
Furchen in den Teer. Ihr verdammt fetter<br />
250er-Heckschlappen braucht bei gleichem<br />
Tempo mehr Schräglage. Wünschelrutenartig<br />
findet er Längsrillen und -rinnen,<br />
schmiegt sich daran an, stellt sich auf.<br />
Der US-Cruiser führt ein Eigenleben. Fest<br />
zupacken, Aufstellmoment niederringen!<br />
Dies ist destilliertes Macho-Feeling, einzig,<br />
nicht artig. Trotz Umlenkung spricht das<br />
Victory-Zentralfederbein hölzern an. Kurze,<br />
harte Stöße kommen kaum gemildert zum<br />
Fahrer durch. Und auch die Gabel arbeitet<br />
nicht alle Störimpulse ab. So fällt es schwer,<br />
den Hammer zu schwingen. Take it or leave<br />
it, das Bike des Polaris-Konzerns polarisiert.<br />
Immer wieder bietet die Rhön offene<br />
Fernen – große freie Sichtachsen, freigehal-<br />
ten durch viel Weidevieh. Gefällig segelt<br />
die Triumph durch diese Bilderbuchlandschaft.<br />
Genießen statt Heizen ist das Motto<br />
des wohl besten Entschleunigers des Trios.<br />
Schon vergessen und verziehen: Auf der<br />
Autobahnanreise knipste der Begrenzer<br />
dem Donnervogel als Erstes das Zündfunkenlicht<br />
aus. Na und? Hier, im offenen Geläuf,<br />
gefällt der fluffige Fahrkomfort: Weiche<br />
Federn und lasche Dämpfung verwöhnen,<br />
auch wenn sie die Thunderbird fröhlich<br />
nachschwingen lassen.<br />
Der breite vordere Ballonreifen mit extravagantem<br />
Querschnitt (140/75 ZR 17)<br />
verwässert ein wenig die Lenkpräzision der<br />
Britin. Immerhin, griptechnisch sind die<br />
1<br />
2<br />
3<br />
-Testergebnis<br />
deutschen Metzeler Marathon ME 880 der<br />
Triumph die sicherste Bank. Weich und bequem<br />
wirkt ihr breiter, satt gepolsterter Sattel<br />
– sogar mit Lendenwirbelstütze. Doch<br />
unser mittelgroßer Fotofahrer klagte nach<br />
ein paar Stunden über Rückenschmerzen.<br />
Der weit nach hinten geschwungene Lenker<br />
bedingt eine nach hinten abgelehnte<br />
Buckelhaltung. Zudem zwingt er die Handgelenke<br />
in eine abgeknickte Position. Und<br />
der viele Chrom auf der Tankkonsole blendet<br />
heftig bei hochstehender Sonne.<br />
Will man die Fahrerlebnisse teilen,<br />
kommt nur die Triumph infrage. Sie bietet<br />
den komfortabelsten kuscheligen Sitz für<br />
einen Passagier samt bestpositionierter<br />
Moto Guzzi Audace Grandezza: Eine Moto Guzzi gewinnt<br />
einen Vergleichstest! Va bene. Die Audace (zu Deutsch „die Mutige“) ist<br />
hier das ausgewogenste, normalste Motorrad, am wenigsten Cruiser.<br />
Fahraktiv und kurvenfreudig, gesegnet mit der hochwertigsten<br />
Aus stattung. Doch das lässt sich der Piaggio-Konzern teuer bezahlen.<br />
Triumph Thunderbird Commander Master and Commander.<br />
Fahrerisch findet der Donnervogel seinen Meister. Doch als<br />
einziger chromglänzender Cruiser des Vergleichs bietet er viel eingebaute<br />
Lässigkeit. Dazu kommen traditionelle Tourer-Tugenden wie gehobener<br />
Federungskomfort, niedriger Verbrauch und Top-Reichweite.<br />
Victory Hammer S Der Markenname Victory („Sieg“) ist hier<br />
nicht Programm. Der Hammer hängt woanders. Dafür fehlt es dem<br />
Muscle Bike an ABS, Ausstattung und etwas Feinschliff. Aber genau<br />
das Rohe, Muskulöse verleiht der Victory ihren ganz eigenen Reiz.<br />
Beim Thema Emotion und Fahr-Feeling ist der Langhuber ganz vorne!<br />
60 TEST+TECHNIK <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Rasten. Allerdings kommt bei voller Zuladung<br />
ihr Fahrwerk an Grenzen. Bei der Guzzi<br />
ist der Sitz knapp bemessen, die Soziusrasten<br />
liegen weit vorn. Noch extremer ist<br />
die Victory – hohe Rasten sind wie früher<br />
weit vorn direkt an der Schwinge montiert!<br />
Über dem kargen, harten Sitz lässt man<br />
besser gleich die Abdeckung drauf.<br />
Traditionell fallen Cruiser aus dem Raster<br />
objektiv fassbarer Bewertungsschemen.<br />
Harley-Davidson fährt seit Jahrzehnten gut<br />
damit. Trotzdem holt die Moto Guzzi einen<br />
überlegenen Testsieg. Wow, wann seit Le<br />
Mans <strong>19</strong>76 hat es das schon einmal gegeben?<br />
Nicht mal ältere Redaktionsmitglieder<br />
können sich daran noch erinnern. So dominiert<br />
die Audace in der 1000-Punkte-Wertung<br />
von <strong>MOTORRAD</strong> jedes einzelne Kapitel!<br />
Mit Ausnahme der Kostenbilanz. Das<br />
sind ja fast BMW-Verhältnisse. Letztlich ist<br />
die Italienerin die modernste Konstruktion,<br />
bietet viel Technik für noch mehr Geld.<br />
Ist angesichts von maximal 570 Punkten<br />
der Einäugige unter den Blinden König?<br />
Damit wird man diesen Motorrädern nicht<br />
gerecht. Denn auch Triumph Thunderbird<br />
Commander und Victory Hammer S sind<br />
Motorräder für besondere, magische Momente:<br />
Nur Fliegen ist schöner.<br />
www.motorradonline.de/vergleichstests<br />
MOTOR<br />
-Punktewertung<br />
Maximale<br />
Punktzahl<br />
Moto Guzzi<br />
Audace<br />
Triumph<br />
Thunderbird Com.<br />
Victory<br />
Hammer S<br />
Durchzug 40 20 14 21<br />
Beschleunigung 40 15 14 16<br />
Topspeed 30 12 10 11<br />
Motorcharakteristik 30 <strong>19</strong> 21 21<br />
Ansprechverhalten 20 14 15 15<br />
Lastwechsel 20 14 15 16<br />
Laufruhe 20 13 14 13<br />
Kupplung 10 7 9 5<br />
Schaltung 20 14 13 9<br />
Getriebeabstufung 10 9 7 7<br />
Starten 10 8 8 8<br />
Summe 250 145 140 142<br />
FAHRWERK<br />
Handlichkeit 40 18 11 13<br />
Stabilität in Kurven 40 20 17 16<br />
Lenkverhalten 40 20 18 14<br />
Rückmeldung 10 7 6 3<br />
Schräglage 20 10 9 9<br />
Geradeauslaufstabilität 20 16 13 11<br />
Fahrwerksabstimmung vorn 20 13 11 8<br />
Fahrwerksabstimmung hinten 20 13 11 7<br />
Einstellmöglichkeiten Fahrwerk 10 2 1 1<br />
Federungskomfort 10 6 8 3<br />
Fahrverhalten mit Sozius 20 12 11 8<br />
Summe 250 137 116 93<br />
ALLTAG<br />
Ergonomie Fahrer 40 16 15 16<br />
Ergonomie Sozius 20 5 8 3<br />
Windschutz 20 0 0 4<br />
Sicht 20 12 11 10<br />
Licht 20 13 10 10<br />
Ausstattung 30 21 7 6<br />
Handhabung/Wartung 30 16 12 12<br />
Gepäckunterbringung 10 0 0 0<br />
Zuladung 10 10 10 9<br />
Reichweite 30 21 29 17<br />
Verarbeitung 20 16 16 14<br />
Summe 250 130 118 101<br />
SICHERHEIT<br />
Bremswirkung 40 23 18 20<br />
Bremsdosierung 30 20 15 17<br />
Bremsen mit Sozius/Fading 20 14 12 10<br />
Aufstellmoment beim Bremsen 10 8 7 7<br />
ABS-Funktion 20 13 11 0<br />
Lenkerschlagen 20 18 20 18<br />
Bodenfreiheit 10 7 7 6<br />
Summe 150 103 90 78<br />
KOSTEN<br />
Garantie 30 17 18 25<br />
Verbrauch (Landstraße) 30 15 <strong>19</strong> 16<br />
Inspektionskosten 20 14 16 14<br />
Unterhaltskosten 20 11 11 9<br />
Summe 100 57 64 64<br />
GESAMTWERTUNG 1000 572 528 478<br />
PLATZIERUNG 1. 2. 3.<br />
Preis-Leistungs-Note<br />
Bestnote<br />
1,0 4,0 4,0 4,0<br />
EIN KNAPPES KAPITEL. Das Gefühl von Stärke<br />
lässt sich nicht messen. Objektiv sind die Fahrleistungen<br />
der drei Dampfmaschinen mäßig, die<br />
besonders kräftige Triumph muss jede 500er<br />
ziehen lassen. Ehre macht die Victory ihrem<br />
Mus cle Bike-Anspruch. Zudem hängt sie fein und<br />
lastwechselarm am Gas – genau wie die Triumph.<br />
Ein Gedicht: die T-Bird-Kupplung. Mehr Drehzahl<br />
braucht die Guzzi, ist obenheraus am schnellsten,<br />
hat das weichest zu schaltende Getriebe.<br />
SIEGER MOTOR: MOTO GUZZI AUDACE<br />
DEUTLICHE DOMINANZ kennzeichnet das Guzzi-Fahrwerk.<br />
Es beherrscht fast jedes Kriterium<br />
am besten: Die Audace ist am handlichsten, stabilsten<br />
und neutralsten. Sie hat die beste Rückmeldung<br />
und die Federelemente mit den größten<br />
Reserven. Sie setzt etwas später auf und<br />
fährt mit Sozius am gelassensten. Allerdings federt<br />
und dämpft die Triumph flauschiger, fährt<br />
komfortabler. Weit abgeschlagen rangiert das<br />
US-Chassis der fett besohlten Victory.<br />
SIEGER FAHRWERK: MOTO GUZZI AUDACE<br />
WIEDER GUZZI VORN! Sie profitiert von der umfangreichsten<br />
Ausstattung (Bordcomputer, Traktionskontrolle),<br />
ihr Kardan ist noch pflegeleichter<br />
als die beiden Zahnriemen. Mit der Thunderbird<br />
teilt sich die Audace bessere Verarbeitung und<br />
Top-Zuladung (jeweils rund 230 Kilogramm).<br />
Doch nur die Triumph lädt einen Sozius auf Dauer<br />
zum Mitfahren ein – und dies bei bis zu 440 Kilometern<br />
Reichweite. Effektiv schützt die optionale<br />
Scheibe der Victory vorm Fahrtwind.<br />
SIEGER ALLTAG: MOTO GUZZI AUDACE<br />
FORZA ITALIA! Radiale Brembos bringen die<br />
Guzzi ebenso effektiv und dauerhaft wie gut dosierbar<br />
zum Stehen. Ihr ABS regelt besser als das<br />
der Triumph, der Victory fehlt es leider komplett.<br />
Gegen Lenkerschlagen sind die fetten Böcke<br />
ziemlich immun, besonders die Thunderbird.<br />
SIEGER SICHERHEIT: MOTO GUZZI AUDACE<br />
VOLLE FÜNF JAHRE GARANTIE gewährt Victory,<br />
Triumph zwei plus zwei Jahre, Guzzi zwei.<br />
Niedrig: Verbrauch und Servicekosten der T-Bird.<br />
SIEGER KOSTEN: TRIUMPH/VICTORY<br />
SIEGER PREIS-LEISTUNG:<br />
Patt auf niedrigem Niveau: Grundpreise<br />
von rund 17 000 Euro (Victory), 17 500<br />
Euro (Triumph) und 18 500 Euro (Moto<br />
Guzzi) sind keine Cruiser-Schnäppchen.<br />
www.motorradonline.de TEST+TECHNIK 61
B L I C K P U N K T<br />
Wegen Lärm drohen Streckensperrungen<br />
HÖRT,<br />
Der Ernst der Stunde war bald klar,<br />
nachdem der baden-württembergische<br />
Minister für Infrastruktur<br />
und Verkehr, Winfried Hermann,<br />
Ende Mai Vertreter der Biker Union,<br />
des Bundesverbandes der Motorradfahrer<br />
und der Biker-Initiative Rennleitung 110 zu<br />
einem Informationsaustausch eingeladen<br />
hatte: Der Druck auf die Landespolitik in Sachen<br />
Motorradlärm wächst, und Hermann<br />
ist entschlossen, dem entgegenzuwirken.<br />
Stufe eins: Problemstrecken sollen mit<br />
Dialog-Displays – ähnlich variablen Tempoanzeigen<br />
– bestückt werden, die Radaubrüder<br />
auf zu viel Krach hinweisen. Stufe zwei:<br />
Streckensperrungen für Biker, wenn das<br />
nichts bringt. So kam dann auch der Appell<br />
an die versammelte Zweirad-Lobby, „in den<br />
eigenen Reihen“ wegen des Lärmproblems<br />
auf die Motorradfahrer einzuwirken. Klare<br />
Ansage: Die Rote Karte droht.<br />
Die rechtlichen Hürden für Verkehrsbeschränkungen<br />
sind indes ziemlich hoch<br />
(siehe Kasten rechts). Dreh- und Angelpunkt<br />
hinsichtlich drohender Sperrungen<br />
und deren juristischer Legitimation ist,<br />
ob das Zweirad-Aufkommen auf diesen<br />
Strecken ortsunüblich ist. Das Oberverwaltungsgericht<br />
Münster (AZ 8 A 3743/06)<br />
hat dies so definiert: wenn das Verkehrsaufkommen<br />
„ausschließlich oder ganz über-<br />
62 BLICKPUNKT <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
HÖRT!<br />
Vorbei mit lustig? Baden-Württemberg denkt darüber nach,<br />
aus Lärmschutzgründen beliebte Motorrad-Strecken zu<br />
sperren. Ein neues, automatisiertes Verfahren zur Verkehrszählung<br />
kann die dafür erforderlichen Nachweise liefern.<br />
Von Brigitte Haschek; Fotos: animaflora-fotolia, pixelrobot-fotolia, jkuenstle.de<br />
wiegend aus Motorrädern besteht“. Ob<br />
dies auch für alle meistbefahrenen Strecken<br />
Baden-Württembergs (siehe Tabelle Seite<br />
64) zutrifft, ist fraglich. „Die absolute Anzahl<br />
allein kann kein Kriterium für Verkehrsbeschränkungen<br />
sein“, bestätigt Gerhard<br />
Scholl, der bei der obersten Straßenverkehrsbehörde<br />
Baden-Württembergs für Verkehrsrecht<br />
und Verkehrssicherheit zuständig<br />
ist. Als Beispiel nennt er die B 463 zwischen<br />
Nagold und Calw, wo zwar viele Biker unterwegs<br />
sind, dies aber im Rahmen des üblichen<br />
Verkehrsaufkommens bleibe. Ähnliches<br />
gilt für die L 83, die von der B 462 zur<br />
Schwarzenbachtalsperre führt: Hier tummeln<br />
sich an Spitzentagen bis zu 214 Motorräder<br />
pro Stunde, doch die Gegend ist<br />
äußerst dünn besiedelt.<br />
Dennoch: „Das Schwert der Verkehrsbeschränkungen“,<br />
so Scholl, schwebt über den<br />
SO FUNKTIONIERT ES<br />
Die Kombination von Radarsensor und Mikrofon im Leitpfosten<br />
ermöglicht die Erkennung von acht Fahrzeugklassen.<br />
Beispiel Lkw: typisches -Geräusch, bestimmte<br />
-Länge und vier -Achsen = Lastwagen mit Anhänger<br />
Motorradfahrern. Für ihn ist folgender Maßstab<br />
denkbar, um Problemstrecken als solche<br />
zu definieren: In besiedelten Gebieten<br />
müssten Motorradfahrer an bestimmten<br />
Tagen, etwa am Wochenende, mehr als die<br />
Hälfte des Gesamtverkehrs auf dieser Straße<br />
ausmachen. Und wie ist das herauszufinden?<br />
Eine neues Verfahren, das vom badenwürttembergischen<br />
Verkehrsministerium in<br />
Zusammenarbeit mit dem Aachener Ingenieurbüro<br />
DTV-Verkehrsconsult entwickelt<br />
wurde, macht es möglich: Die automatisierte<br />
Verkehrszählung – im Fachjargon<br />
Mo nitoring genannt – liefert Art, Zahl und<br />
Geschwindigkeit der Fahrzeuge, die sich in<br />
24 Stunden an jedem Tag der Woche auf<br />
der jeweiligen Straße bewegen. Die im Leitpfosten<br />
integrierten Zählgeräte können<br />
vom Bike bis zum Bus die Fahrzeugkategorien<br />
präzise unterscheiden.<br />
Foto: Sdun, alain wacquier-fotolia<br />
Jetzt wird’s kritisch für die Biker-<br />
Gemeinde – und zwar weit über<br />
die Grenzen Baden-Württembergs<br />
hinaus. In immer mehr Bundesländern<br />
weiß man bald genau,<br />
auf welchen Landstraßen zu welchen<br />
Zeiten wie viele Motorräder<br />
unterwegs sind. Der Grund: Nach<br />
Willen des Gesetzgebers muss die<br />
Verkehrsbelastung auf deutschen<br />
Straßen im Fünf-Jahres-Takt per<br />
Zählung ermittelt werden. Das<br />
haben bislang Gruppen von bis<br />
zu zehn Personen an über 45 000<br />
Zählstellen übernommen, die<br />
Strichlisten führen. Aus Kostengründen<br />
ist dies nur an normalen<br />
Werktagen und zur Hauptverkehrszeit<br />
geschehen. Zudem würde<br />
lediglich auf einem Bruchteil<br />
der untergeordneten Landes- und<br />
Kreisstraßen gezählt, auf denen<br />
Motorradfahrer ja bevorzugt unterwegs<br />
sind.<br />
Nachgefragt <br />
Foto: privat<br />
Prof. Dr. Gerrit Manssen,<br />
Lehrstuhl für Öffentliches<br />
Recht, insbesondere Deutsches<br />
und Europäisches<br />
Verwaltungsrecht an der<br />
Universität Regensburg<br />
? Bürger, die sich von Motorradlärm belästigt<br />
fühlen, fordern immer häufiger Streckensperrungen.<br />
Ist das rechtlich überhaupt möglich?<br />
! Ja – Rechtsgrundlage ist § 45 Abs. 1<br />
Satz 1 Nr. 3 Straßenverkehrsordnung (StVO).<br />
Danach kann die Benutzung von Straßen<br />
„zum Schutz der Wohnbevölkerung vor Lärm<br />
oder Abgasen“ beschränkt werden.<br />
? Müssen dafür Voraussetzungen erfüllt sein?<br />
! Voraussetzung für eine Anordnung ist,<br />
dass die Belästigungen durch Lärm oder<br />
Abgase für die Anwohner „unzumutbar“ sind.<br />
Dies hängt sehr von den örtlichen Gegebenheiten<br />
ab. Insbesondere kommt es darauf an,<br />
wie hoch die Vorbelastung durch Lärm ist.<br />
Wer in einer ruhigen Wohngegend lebt, hat<br />
eher einen Anspruch auf Schutz seiner Wohnruhe<br />
als jemand, der ohnehin an einer stark<br />
befahrenen Straße oder in einem gewerblich<br />
oder industriell geprägten Gebiet wohnt.<br />
? Was muss vorher probiert worden sein?<br />
! Straßen sind für den Verkehr bestimmt.<br />
Es ist deshalb ein erheblicher Eingriff, be -<br />
stimmte Fahrzeuge wie etwa Motorräder „auszusperren“.<br />
Die Gründe, die für die Sperrung<br />
sprechen, müssen deshalb die Interessen der<br />
Verkehrsteilnehmer deutlich überwiegen. Ist<br />
Ursache für die Belästigung der Anwohner ein<br />
verkehrswidriges Verhalten von möglicherweise<br />
einzelnen Motorradfahrern, muss deshalb<br />
zunächst versucht werden, mit Polizeikontrollen<br />
eine Verbesserung zu erreichen.<br />
Eine Sperrung für Motorräder kommt nur als<br />
letztes Mittel in Betracht.<br />
? Wie ist die überdurchschnittliche Belastung einer<br />
Strecke durch bestimmte Fahrzeugarten wie etwa Lkws<br />
oder Motorräder zu bestimmten Zeiten definiert?<br />
! Eine allgemeine Definition dazu gibt es<br />
nicht. Eine Streckensperrung für Zweiräder<br />
kommt allerdings dann in Betracht, wenn<br />
Lärmmessungen ergeben, dass etwa am Wochenende<br />
vor allem Motorräder dafür verantwortlich<br />
sind. Bei Lkws kommt es vor allem<br />
darauf an, ob es zumutbare Ausweichrouten<br />
gibt, wenn die Straße für diese gesperrt wird.<br />
? Wer kann Streckensperrungen aus Lärmschutzgründen<br />
anordnen?<br />
! Zuständig sind die unteren Straßenverkehrsbehörden<br />
in den jeweiligen Bundesländern.<br />
Dies sind in der Regel die unteren Verwaltungsbehörden,<br />
also die Landratsämter.<br />
www.motorradonline.de BLICKPUNKT 63
Streckensperrungen drohen<br />
Die letzte Verkehrszählung war 2010 – in<br />
Baden-Württemberg bereits automatisiert<br />
durchgeführt. Jetzt steht die nächste an,<br />
und das Zählverfahren per Leitpfosten<br />
hat sich inzwischen auch in Bayern, Hessen,<br />
Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,<br />
Rhein land-Pfalz und im Saarland flächendeckend<br />
etabliert. Befeuert wurde dies<br />
unter anderem von der Zusage des Bundes<br />
in Hinblick auf die anstehende Verkehrszählung,<br />
die Kosten für eine Geräte-Erstausstattung<br />
zu übernehmen.<br />
Baden-Württemberg macht den Vorreiter<br />
mit seiner angedachten Faustregel, wonach<br />
ein Überwiegen des Motorradanteils<br />
gegenüber dem restlichen Verkehr an bestimmten<br />
Tagen Streckensperrungen rechtfertigen<br />
könnte. Ob sie auch gerichtsfest ist,<br />
wird sich zeigen. Aber die Signalwirkung<br />
ist eindeutig: Andere Bundesländer werden<br />
nachziehen. Landauf, landab gehen Bürger<br />
auf die Barrikaden, weil ihnen das Röhren<br />
der Motoren auf die Nerven geht. Und egal<br />
in welcher farblichen Konstellation die<br />
jeweiligen Landtage bestückt sind, Wählerstimmen<br />
aus dem Lager lärmgeplagter Anwohner<br />
will man sich sichern. Bleibt nur zu<br />
hoffen, dass die präzisen Informationen,<br />
welche die Leitpfosten-Zählung liefert, die<br />
Debatte um Zumutbarkeiten etwas versachlichen<br />
könnte.<br />
Das wäre wohl auch Winfried Hermann<br />
recht, der ja eigentlich ein Herz für Motorradfahrer<br />
hat. Bereits im zweiten Jahr seiner<br />
Funktion als Verkehrsminister von Baden-<br />
Württemberg hatte er ein Programm zur<br />
Verbesserung der Sicherheit für Motorradfahrer<br />
angeschoben. Kernpunkt der Kampagne:<br />
Identifizierung der Gefahrenstellen<br />
landesweit. Verkehrssicherheits-Screening<br />
nennt sich das Ganze, und das geht so: Seit<br />
Mitte vorigen Jahres werden erstmals alle<br />
digital hinterlegten planerischen und baulichen<br />
Straßendaten, Informationen über<br />
den Straßenzustand und zum Unfallgeschehen<br />
zusammengeführt. „Ziel ist, alle Risikostrecken<br />
für Motorradfahrer zu erfassen<br />
und die Umstände, die zum Unfall führten,<br />
herauszufinden“, sagt Gerhard Scholl vom<br />
Verkehrsministerium.<br />
Die Gefahrenstellen würden nach<br />
Dringlichkeit sortiert und vor Ort von den<br />
Unfallkommissionen systematisch bearbeitet<br />
und entschärft. So kommen etwa seit<br />
Mitte vorigen Jahres peu à peu nachgiebige<br />
Kurvenleittafeln aus Kunststoff zum Einsatz,<br />
die auf den Leitpfosten gesteckt wer-<br />
HIER SIND DIE MEISTEN<br />
BIKES UNTERWEGS<br />
Straße<br />
Abschnitt<br />
Höchster<br />
Tageswert*<br />
B 33 in Markdorf 1455<br />
B 312 in Ochsenhausen 1390<br />
B 312 in Ochsenhausen 1185<br />
B 466<br />
B 290<br />
L 1115<br />
L 1100<br />
L 384<br />
bei Heidenheim<br />
zwischen A 7 und B <strong>19</strong><br />
zwischen Rot am See<br />
und Wallhausen<br />
zwischen A 81 und<br />
Großbottwar<br />
zwischen Neckargröningen<br />
und Hochberg<br />
zwischen Nehren und<br />
Gomaringen<br />
1131<br />
1102<br />
1049<br />
992<br />
991<br />
B 467 südlich von Tettnang 950<br />
*Motorrad-DTV auf Bundes- und Landesstraßen;<br />
Quelle: Verkehrsministerium Baden-Württemberg<br />
den. Sie verringern das Verletzungsrisiko<br />
für Biker bei möglichen Kollisionen im Vergleich<br />
zu den scharfkantigen Blechtafeln,<br />
die auf Stahlrohren thronen.<br />
www.motorradonline.de/verkehr<br />
Interview Winfried Hermann, Verkehrsminister Baden-Württemberg<br />
„Die Klagen haben sich verstärkt“<br />
Der Grünen-Politiker sucht den Kontakt mit den Motorradverbänden und will mit ihnen zusammenarbeiten.<br />
Dennoch sieht sich Hermann in Sachen Lärmbelästigung durch Zweiräder vor Herausforderungen gestellt.<br />
Foto: MVI BW<br />
? Hat es in<br />
der Vergangenheit<br />
in Baden-Württemberg<br />
schon einmal<br />
Verkehrsbeschränkungen<br />
auf einzelnen<br />
Strecken für<br />
Motorräder aufgrund von Lärmschutz gegeben?<br />
! Nein, das war bislang nicht der Fall.<br />
Die Klagen über Motorradlärm haben<br />
sich aber in den letzten beiden Jahren<br />
verstärkt.<br />
? Ist in Zukunft mit Streckensperrungen<br />
für Biker wegen Geräuschbelastung zu rechnen?<br />
! Für extreme Lärmsituationen ziehen<br />
wir auch Streckensperrungen in<br />
Erwägung. Derzeit gibt es nur wenige<br />
Urteile zu Streckensperrungen wegen<br />
Motorradlärm. Als Maßstab würde ich<br />
ein Überwiegen des Motorradverkehrs<br />
gegenüber dem sonstigen Verkehr,<br />
jedenfalls zu bestimmten Tagen, etwa<br />
an Wochenenden, zugrunde legen.<br />
Wenn dies auf einzelnen Strecken in<br />
Baden-Württemberg zutrifft, dann<br />
werden wir im Interesse der Anwohner<br />
auch über Streckensperrungen aus<br />
Lärmschutz gründen nachdenken.<br />
? Sind konkrete Maßnahmen geplant?<br />
! Zum Saisonende schauen wir zu -<br />
nächst auf die Unfalllage und prüfen die<br />
Notwendigkeit von Beschränkungen<br />
und Verboten aus Sicherheitsgründen.<br />
Dabei überprüfen wir auch, ob verkehrsrechtliche<br />
Maßnahmen zum Lärmschutz<br />
in der nächsten Saison erforderlich sind.<br />
? Es war angekündigt worden, auf ausgewählten<br />
Strecken interaktive Hinweistafeln zu<br />
installieren, die auf mögliche Lärmbelastung<br />
aufmerksam machen. Wo und wann sollen diese<br />
Displays aufgestellt werden?<br />
! Wir sind in engem Kontakt mit ei -<br />
nem Gerätehersteller von Dialog displays<br />
und Leitpfosten-Zählgeräten, um abzuklären,<br />
ob durch eine Kombination der<br />
bewährten Techniken der Dialogdisplays<br />
zur Geschwindigkeitsanzeige und der<br />
Leitpfosten-Zählgeräte zur Lärmmessung<br />
zu laute Fahrzeuge auf dem Display<br />
angezeigt werden können. Auf<br />
diese Weise können Motorradfahrer mit<br />
lärmerhöhender Fahrweise identifiziert<br />
und über die Displayanzeige unmittelbar<br />
zu einer moderaten Fahrweise aufgefordert<br />
werden. Es liegt ein entsprechendes<br />
An gebot der Herstellerfirma<br />
vor. Es waren noch vergaberechtliche<br />
Fragen zu klären. Das Pilot-Gerät wird<br />
ab September in Todtmoos auf seine<br />
Praxistauglichkeit hin getestet.<br />
? Müssen laute Autos und Lkws im Zuge des<br />
Gleichbehandlungsgrundsatzes künftig auch mit<br />
Fahrverboten rechnen?<br />
! Wahr ist: Nicht nur Motorräder machen<br />
Krach. Wir überlegen, den rechtlichen<br />
Rahmen weiterzuentwickeln, um<br />
für alle Fahrzeuge mit zu hohen Lärmund<br />
Luftschadstoffemissionen in Gebieten<br />
mit Grenzwertüberschreitungen<br />
selektive Verkehrsverbote anordnen zu<br />
können.<br />
64 BLICKPUNKT <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
NEU!<br />
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Schraubendreher<br />
AUF DEN<br />
ZAHN<br />
GEFÜHLT<br />
Der einfache Schraubendreher in<br />
Schlitz- oder Kreuzschlitzausführung<br />
ist der universelle Familienbenutzer<br />
und Faustkeil der Neuzeit, jeder<br />
braucht ihn. Zugegeben: Zahnärzte<br />
eher selten. Für alle anderen: 15 Paar<br />
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Von Klaus Herder; Fotos: mps-Fotostudio, Herder, Fotolia-Minerva Studio<br />
Natürlich hat sich mittlerweile auch<br />
in der <strong>MOTORRAD</strong>-Redaktion herumgesprochen,<br />
dass die gemeine<br />
Schlitzschraube am modernen<br />
Zweirad nur noch ganz selten anzutreffen<br />
ist. Und auch die von den heute Ü40-Jährigen<br />
hassen gelernte japanische (!) Kreuzschlitzschraube<br />
ist ein Auslaufmodell, dem<br />
Innensechskant („Inbus“), Torx und andere<br />
Vielzahner im modernen Fahrzeugbau<br />
längst den Rang abgelaufen haben. Was<br />
aber wohl nichts daran ändert, dass im<br />
häuslichen Schrauberalltag – und der beschränkt<br />
sich ja nicht nur aufs Motorrad-<br />
Bespaßen – immer noch regelmäßig zum<br />
Schlitz- und Kreuzschlitzschraubendreher<br />
gegriffen wird. Der Schlitzschraubendreher<br />
ist dabei das vermutlich am häufigsten<br />
missbrauchte Werkzeug der Weltgeschichte.<br />
Stemmeisen, Meißel, Hebel, Schaber – außer<br />
Schweißarbeiten gibt es wohl keine Aufgabe,<br />
die dem armen Schlitzi nicht zugemutet<br />
wird. Wenn das Gerät dabei leidet, will es<br />
natürlich niemand gewesen sein. Was nichts<br />
daran ändert, dass ab und an Ersatz beschafft<br />
werden muss – womit wir beim<br />
ersten Grund für diese Geschichte wären.<br />
Beim Kreuzschlitz-Schraubendreher ist<br />
das Missbrauchspotenzial nicht ganz so<br />
ausgeprägt, doch dafür ist die Chance<br />
hoch, dass von vornherein zum falschen<br />
Werkzeug gegriffen wird. Könnten Sie auf<br />
Anhieb den Unterschied zwischen PH und<br />
PZ erklären? Natürlich, aber fragen Sie mal<br />
Ihren Kumpel (oder schauen Sie auf Seite<br />
68). Die Kreuzschlitzschraube ist jedenfalls<br />
durchaus noch recht häufig am etwas älteren<br />
Motorrad zu finden, und wer jemals<br />
das Vergnügen hatte, eine mit gefühlten<br />
86 Schrauben festgenähte Vollverkleidung<br />
manuell ab- und wieder anzuschrauben,<br />
wird wissen, dass Schraubendreher nicht<br />
gleich Schraubendreher ist. Und schon haben<br />
wir den zweiten Testgrund. Hardcore-<br />
Werkzeug-Junkies werden vermutlich bemängeln,<br />
dass ausgerechnet ihre Lieblingsmarke<br />
nicht dabei ist. Kleiner Tipp: Den<br />
zuständigen Vertrieb auf den Großraum<br />
Stuttgart aufmerksam machen, dann<br />
klappt’s vielleicht beim nächsten Mal.<br />
www.motorradonline.de/zubehoer<br />
66 PRODUKTTEST<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
ATORN FELO GEDORE<br />
ANBIETER: Atorn/Hahn + Kolb,<br />
Tel. 0 71 41/4 98 40, www.atorn.de;<br />
MODELLE: 51690106/51690098<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100/6,5 x 125<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
102/106 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
6,66/7,62 Euro (Kreuzschlitz/Schlitz), gekauft bei:<br />
Hahn + Kolb, Ludwigsburg; HERSTELLUNGS-<br />
LAND: Deutschland; AUSSTATTUNG: magnetisierte<br />
Spitze (Kreuzschlitz/Schlitz), Antrieb für<br />
Maul-/Ringschlüssel (Kreuzschlitz/Schlitz), Aufhängeloch<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,27 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), keine Abweichung Schlitz-Breite (6,49<br />
mm; lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), keine Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,20 mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz nicht bestanden<br />
(53 HRC; lt. Norm minimal 54 HRC), Schlitz bestanden<br />
(56 HRC; lt. Norm minimal 50 HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 16,13 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz bestanden (Bruch bei 9,75 Nm; lt. Norm<br />
minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: handlicher Mehrkomponenten-Griff,<br />
befriedigende bis gute Griffigkeit,<br />
guter Abrollschutz, gute Ausstattung<br />
ANBIETER: Felo, Tel. 0 66 92/8 80,<br />
www.felo.com; MODELLE: Ergonic<br />
412/Ergonic 410 (Kreuzschlitz/<br />
Schlitz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100/6,5 x 1,2 x<br />
125 (Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
102/106 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
9,28/9,04 Euro (Kreuzschlitz/Schlitz), gekauft bei:<br />
Hahn + Kolb, Ludwigsburg; HERSTELLUNGS-<br />
LAND: Deutschland; AUSSTATTUNG: minimal<br />
magnetisierte Spitze (Schlitz), Antrieb für Maul-/<br />
Ringschlüssel (Kreuzschlitz/Schlitz), Aufhängeloch<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,26 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), keine Abweichung Schlitz-Breite (6,43<br />
mm; lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), keine Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,18 mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden (54<br />
HRC; lt. Norm minimal 54 HRC), Schlitz bestanden<br />
(50 HRC; lt. Norm minimal 50 HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 11,62 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz bestanden (Bruch bei 10,36 Nm; lt. Norm<br />
minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: sehr handlicher Mehrkomponenten-Griff,<br />
gute bis sehr gute Griffigkeit,<br />
guter Abrollschutz, gute Ausstattung<br />
ANBIETER: Gedore, Tel.<br />
0 21 91/59 69 00, www.gedore.de;<br />
MODELLE: 2160SK-PH 2/<br />
2154SK-6,5 (Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100/6,5 x 1,2 x<br />
125 (Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
132/136 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
12,32/12,26 Euro (Kreuzschlitz/Schlitz), gekauft bei:<br />
Trost, Fellbach; HERSTELLUNGSLAND: Slowenien;<br />
AUSSTATTUNG: magnetisierte Spitze<br />
(Kreuzschlitz), durchgehende Klinge (Kreuzschlitz/<br />
Schlitz), Antrieb für Maul-/Ringschlüssel (Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,26 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), keine Abweichung Schlitz-Breite (6,46<br />
mm; lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), keine Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,16 mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden (54<br />
HRC; lt. Norm minimal 54 HRC), Schlitz bestanden<br />
(54 HRC; lt. Norm minimal 50 HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 15,30 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz bestanden (Bruch bei 10,61 Nm; lt. Norm<br />
minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: handlicher Mehrkomponenten-Griff,<br />
befriedigende bis gute Griffigkeit<br />
(Oberfläche ggf. etwas zu hart und rutschig), sehr<br />
guter Abrollschutz, gute Ausstattung<br />
XFAZIT XFAZIT XFAZIT<br />
Keine Probleme in Sachen Maßhaltigkeit<br />
und bei der Verdrehprüfung, nur minimale<br />
Schwächen beim Härtetest und eine solide<br />
Leistung bei der Praxisprüfung – die gut<br />
ausgestatteten und relativ günstigen<br />
Schraubendreher sammeln fleißig Punkte.<br />
Volle Punktzahl bei allen Laborprüfungen,<br />
ein überzeugender Auftritt in der Werkstatt<br />
und als Sahnehäubchen ein „Made in Germany“<br />
zum fairen Preis – da ist das „Sehr<br />
gut“ nur noch reine Formsache, und unterm<br />
Strich langt’s sogar für den Testsieg.<br />
Schwere Werkstattqualität für ausgewachsene<br />
Hände. Damit wird hart geschraubt,<br />
nicht gebastelt. Im Labor gibt sich das Profi-Werkzeug<br />
keine Blöße. Etwas sensiblere<br />
Hände wünschen sich ggf. etwas softere<br />
Oberflächen. Nicht billig, aber preiswert.<br />
Urteil: sehr gut Urteil: sehr gut Urteil: sehr gut<br />
Details<br />
Haltearbeit:<br />
Eine magnetisierte<br />
Spitze<br />
(im Bild: Wera)<br />
erleichtert das<br />
Ansetzen und<br />
Herausnehmen<br />
von Schrauben<br />
Einzelfall: Die<br />
Viertelzoll-Aufnahme<br />
am KS<br />
Tools-Kreuzschlitzschraubendreher<br />
ist<br />
exotisch, aber<br />
praktisch<br />
Zweckentfremdung:<br />
Natürlich<br />
ist das ein Aufhängeloch,<br />
aber wenn man<br />
mal ausnahmsweise<br />
einen Hebel<br />
braucht …<br />
Hilfestellung: Üblicherweise<br />
dient<br />
ein Sechskant am<br />
oberen Klingenende<br />
als Aufnahme<br />
für unterstützende<br />
Schraubenschlüssel<br />
Durchschlagskraft:<br />
Ein kräftiger<br />
Schlag auf<br />
den Klingen-<br />
Kopf hilft oft,<br />
festgegammelte<br />
Schrauben zu<br />
lösen<br />
www.motorradonline.de PRODUKTTEST 67
HAZET HM MÜLLNER HORNBACH<br />
ANBIETER: Hazet, Tel.<br />
0 21 91/79 20, www.hazet.de;<br />
MODELLE: 802-PH2/802-65<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100 / 6,5 x 1,2<br />
x 150 (Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GE-<br />
WICHT: 102/118 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen);<br />
PREIS: 10,54/12,68 Euro (Kreuzschlitz/Schlitz),<br />
gekauft bei: Trost, Fellbach; HERSTELLUNGS-<br />
LAND: Slowenien; AUSSTATTUNG: Antrieb für<br />
Maul-/Ringschlüssel (Schlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,26 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), keine Abweichung Schlitz-Breite (6,45<br />
mm; lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), keine Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,18 mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz nicht bestanden<br />
(53 HRC; lt. Norm minimal 54 HRC), Schlitz bestanden<br />
(55 HRC; lt. Norm minimal 50 HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 16,71 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz nicht bestanden (Bruch bei 8,85 Nm; lt.<br />
Norm minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: extrem handlicher Mehrkomponenten-Griff,<br />
überragende Griffigkeit, befriedigender<br />
Abrollschutz, etwas unterdurchschnittliche<br />
Ausstattung<br />
ANBIETER: Herbert Müllner,<br />
Tel. 00 43/62 25/8 54 10, www.hm<br />
muellner.com; MODELLE: Art.-<br />
Nr. 70001 (siebenteiliger Satz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100 / 6,5 x 125<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
86/92 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
1,70/1,70 Euro (0-Einzelpreis, Setpreis: 11,84 Euro),<br />
gekauft bei: Martika Autoteile, Backnang; HER-<br />
STELLUNGSLAND: China; AUSSTATTUNG:<br />
magnetisierte Spitze (Kreuzschlitz/Schlitz), Aufhängeloch<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,27 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), keine Abweichung Schlitz-Breite (6,49<br />
mm; lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,34 mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz nicht bestanden<br />
(51 HRC; lt. Norm minimal 54 HRC), Schlitz bestanden<br />
(55 HRC; lt. Norm minimal 50 HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 14,05 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz nicht bestanden (Bruch bei 3,59 Nm; lt.<br />
Norm minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: etwas unhandlicher, da<br />
zu kantiger Mehrkomponenten-Griff, ausreichende<br />
bis befriedigende Griffigkeit, sehr guter Abrollschutz<br />
(der aber die Handlichkeit beeinträchtigt),<br />
etwas unterdurchschnittliche Ausstattung<br />
ANBIETER: Hornbach, Tel.<br />
0 63 48/60 00, www.hornbach.de;<br />
MODELLE: 8<strong>19</strong>8462/8<strong>19</strong>8467<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100/6,5 x 150<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
92/102 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
3,50/3,65 Euro (Kreuzschlitz/Schlitz), gekauft bei:<br />
Hornbach, Ludwigsburg; HERSTELLUNGS-<br />
LAND: China; AUSSTATTUNG: magnetisierte<br />
Spitze (Kreuzschlitz/Schlitz), Aufhängeloch (Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,26 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), keine Abweichung Schlitz-Breite (6,39<br />
mm; lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), keine Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,<strong>19</strong> mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz nicht bestanden<br />
(50 HRC; lt. Norm minimal 54 HRC), Schlitz bestanden<br />
(50 HRC; lt. Norm minimal 50 HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 15,86 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz nicht bestanden (Bruch bei 5,93 Nm; lt.<br />
Norm minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: ausreichend handlicher<br />
Mehrkomponenten-Griff, eher mäßige Griffigkeit<br />
(etwas zu glatt), noch ausreichender Abrollschutz<br />
etwas unterdurchschnittliche Ausstattung<br />
XFAZIT XFAZIT XFAZIT<br />
Wenn es nach der ganz persönlichen Bewertung<br />
der Praxis-Tester gegangen wäre,<br />
hieße der klare Testsieger Hazet. Ging es<br />
aber nicht, und minimale Schwächen bei<br />
der Härte- und Verdrehprüfung kosten ein<br />
paar Punkte. Trotzdem: tolles Werkzeug!<br />
Sieben Schraubendreher für zusammen<br />
unter zwölf Euro – da darf man keine Wunder<br />
erwarten. Die gibt’s auch nicht, aber so<br />
schlimm wie befürchtet, wird’s auch nicht.<br />
Schwächen gibt’s zwar überall, für Hobby-<br />
Gelegenheitsschrauber aber noch okay.<br />
Die Maßhaltigkeit stimmt, aber bei der Härte-<br />
und Verdrehprüfung lässt die Hornbach-<br />
Hausmarke einige Punkte liegen. Schade,<br />
denn in der Werkstattpraxis sieht es gar<br />
nicht so schlecht aus, und der Preis ist attraktiv.<br />
Für den Hobbyeinsatz tauglich.<br />
Urteil: sehr gut Urteil: befriedigend Urteil: befriedigend<br />
Schraubertipps<br />
Vorsicht,<br />
Falle!<br />
Letzte Hilfe: Haftverbesserungspasten<br />
wie „Schraubendoktor“<br />
retten vermurkste<br />
Schrauben<br />
Die Erkenntnis, dass falsches Werkzeug<br />
Schraube und Schrauber schädigen<br />
kann, überrascht nicht wirklich. Nur ausgesprochene<br />
Idioten würden immer wieder versuchen,<br />
mit einem 13er-Maul eine 12er-Schraube<br />
zu lösen. Erschreckend vielen Hobbybastlern ist<br />
aber nicht bewusst, dass es zwei grundlegend<br />
unterschiedliche Kreuzschlitzschrauben-Formen<br />
gibt, die jeweils ein eigenes Werkzeug benötigen.<br />
Im Fahrzeugbereich kommt fast ausschließlich<br />
die ältere Phillips-Form zum Einsatz und damit<br />
der „normale“ Kreuzschlitz-Schraubendreher,<br />
so wie wir ihn kennen. Der hat vier Flanken, die<br />
sich im 45-Grad-Winkel verjüngen – und sonst<br />
nichts! Phillips-Kreuzschlitz-Schraubendreher haben<br />
ein PH vor der Größenangabe. Wie zum Beispiel<br />
PH 2, der gebräuchlichste und auch hier<br />
getestete Phillips-Schraubendreher. Eine Weiterentwicklung<br />
der besagten Phillips-Recess-Kreuzschlitzschraube<br />
(so heißt sie offiziell) ist die Phillips-Pozidriv-Kreuzschlitzschraube.<br />
Die und damit<br />
der dazugehörige Schraubendreher haben<br />
im Fahrzeugbau nichts verloren, werden aber<br />
gern im übrigen Handwerk, zum Beispiel beim<br />
Haus-Innenausbau genutzt. Pozidriv-Schrauben-<br />
68 PRODUKTTEST<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
KS TOOLS LUX *** LUX *****<br />
ANBIETER: KS Tools, Tel.<br />
0 61 04/4 97 40, www.kstools.com;<br />
MODELLE: 151.1104/159.1008<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100/6,5 x 1,2 x<br />
125 (Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
228/112 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
9,55/7,70 Euro (Kreuzschlitz/Schlitz), gekauft bei:<br />
Trost, Fellbach; HERSTELLUNGSLAND: Taiwan;<br />
AUSSTATTUNG: durchgehende Klinge (Kreuzschlitz),<br />
Antrieb Maul-/Ringschlüssel (Kreuzschlitz/<br />
Schlitz), Antrieb für 1/4-Zoll-Knarre (Kreuzschlitz),<br />
Aufhängeloch (Schlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,26 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), keine Abweichung Schlitz-Breite (6,47<br />
mm; lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), keine Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,<strong>19</strong> mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden (57<br />
HRC; lt. Norm minimal 54HRC), Schlitz bestanden<br />
(57 HRC; lt. Norm minimal 50HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei <strong>19</strong>,11 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz bestanden (Bruch bei 10,81 Nm; lt. Norm<br />
minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: handlicher Mehrkomponenten-Griff,<br />
gute Griffigkeit, kaum Abrollschutz,<br />
gute bis sehr gute Ausstattung, Kreuzschlitz extrem<br />
schwer<br />
ANBIETER: Lux/OBI, Tel.<br />
0 21 96/76 40 00, www.lux-tools.<br />
com; MODELLE: 585307/585304<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100 / 6,5 x 150<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
62/72 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
4,89/4,89 Euro (Kreuzschlitz/Schlitz), gekauft bei:<br />
OBI, Ludwigsburg; HERSTELLUNGSLAND:<br />
Deutschland; AUSSTATTUNG: minimal magnetisierte<br />
Spitze (Schlitz), Aufhängeloch (Kreuzschlitz/<br />
Schlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,28 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), keine Abweichung Schlitz-Breite (6,45<br />
mm; lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), keine Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,25 mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz nicht bestanden<br />
(52 HRC; lt. Norm minimal 54 HRC), Schlitz bestanden<br />
(55 HRC; lt. Norm minimal 50 HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 15,25 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz nicht bestanden (Bruch bei 4,35 Nm; lt.<br />
Norm minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: eher unhandlicher Einkomponenten-Griff<br />
(zu dünn, um höheres Drehmoment<br />
aufzubauen), mäßige Griffigkeit (viel zu<br />
glatt), sehr guter Abrollschutz, unterdurchschnittliche<br />
Ausstattung<br />
ANBIETER: Lux/OBI, Tel.<br />
0 21 96/76 40 00, www.lux-tools.<br />
com; MODELLE: 585504/585501<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100/6,5 x 125<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
90/94 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
8,99/7,49 Euro (Kreuzschlitz/Schlitz), gekauft bei:<br />
OBI, Ludwigsburg; HERSTELLUNGSLAND:<br />
Deutschland; AUSSTATTUNG: minimal magnetisierte<br />
Spitze (Kreuzschlitz), Antrieb für Maul-/Ringschlüssel<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz), Aufhängeloch<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,27 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), Abweichung Schlitz-Breite (6,69 mm;<br />
lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), keine Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,17 mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden (54<br />
HRC; lt. Norm minimal 54 HRC), Schlitz bestanden<br />
(57 HRC; lt. Norm minimal 50 HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 17,35 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz nicht bestanden (Bruch bei 7,57 Nm; lt.<br />
Norm minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: grundsätzlich handlicher,<br />
für etwas größere Hände aber zu kurzer Mehrkomponenten-Griff,<br />
gute Griffigkeit, sehr guter Abrollschutz,<br />
gute Ausstattung<br />
XFAZIT XFAZIT XFAZIT<br />
Volle Punktzahl bei allen Laborprüfungen –<br />
da gibt es keine zwei Meinungen. Die gibt’s<br />
dafür aber in der Werkstattpraxis, denn die<br />
klobige Form und das hohe Gewicht (Kreuzschlitz)<br />
liebt oder hasst man. Unterm Strich<br />
zählen Punkte: absolut profitauglich!<br />
OBIs Einsteiger-Baureihe überzeugt noch<br />
bei der Maßhaltigkeit, doch Härte- und Verdrehprüfung<br />
kosten reichlich Punkte. Und<br />
in der Werkstattpraxis kommt’s noch dicker.<br />
Alle Test-Schrauber und die Punkte sagen:<br />
letzter Platz. Günstig ist hier zu teuer.<br />
Das OBI-Top-Produkt zeigt Härte, erlaubt<br />
sich aber leichte Schwächen bei der Maßhaltigkeit<br />
und schwerere bei der Verdrehprüfung.<br />
Form und Ausstattung sind prinzipiell<br />
gut, für echte Schrauber-Pranken sind<br />
die Fünf-Sterne-Werkzeuge eher nichts.<br />
Urteil: sehr gut Urteil: befriedigend Urteil: gut<br />
Bitte nicht verwechseln:<br />
links<br />
ein Pozidriv-<br />
Schraubendreher<br />
(PZ), rechts<br />
ein Phillips-<br />
Schraubendreher<br />
(PH)<br />
dreher haben ein PZ vor der Größenangabe, die<br />
Flanken verjüngen sich nicht, und in den Ecken<br />
sitzen zusätzliche „Mini-Flanken“. Die passenden<br />
Schrauben sind relativ leicht an ihren zusätzlichen,<br />
nicht ganz so tiefen Diagonal-Schlitzen zu<br />
erkennen, was der ganzen Sache einen „Sternchen-Look“<br />
verleiht. Wer mit einem PZ-Schraubendreher<br />
eine PH-Schraube bearbeitet (und<br />
umgekehrt), ruiniert sehr schnell Schraube und<br />
Werkzeug. Gleiches gilt auch dann, wenn man<br />
mit einem zu schmalen Schlitzschraubendreher<br />
arbeitet. Wichtigste Schraubendreher-Regel (neben<br />
der PH/PZ-Unterscheidung): Immer den<br />
größtmöglichen, satt in den Schraubenkopf passenden<br />
Schraubendreher nehmen. Schlitzschraubendreher<br />
müssen immer mindestens die Breite<br />
des Schraubenschlitzes haben. Etwas zu breit<br />
macht nichts, zu schmal ist der erste Schritt zur<br />
vermurksten Schraube. Ebenfalls ganz wichtig:<br />
Viel Druck auf die Schraube ausüben. 80 Prozent<br />
für den Druck, 20 Prozent fürs Drehen – damit<br />
liegt man meist richtig. Sind Schraube und/oder<br />
Werkzeug dann aber doch vermurkst und dreht<br />
sich die Klinge immer wieder aus dem Schlitz,<br />
ohne dass sich die Schraube bewegt, können<br />
Haftverbesserungspasten wie „Schraubendoktor“<br />
(20-ml-Tube zirka 13 bis 15 Euro – hält ewig)<br />
die letzte Rettung sein. Die Pasten, die in ihrer<br />
Konsistenz an Zahnpaste erinnern (und eigentlich<br />
auch so funktionieren), sorgen mit ganz vielen<br />
winzig kleinen Schleifkörpern dafür, dass sich<br />
Werkzeug und Schraube verzahnen und dann<br />
meist doch noch Bewegung in die Sache kommt.<br />
www.motorradonline.de PRODUKTTEST 69
ORION ROTHEWALD VIGOR<br />
ANBIETER: Hahn + Kolb, Tel.<br />
0 71 41/4 98 40, www.hahn-kolb.de;<br />
MODELLE: 52788020/52752065<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100/6,5 x 150<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
66/82 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
4,11/4,88 Euro (Kreuzschlitz/Schlitz), gekauft bei:<br />
Hahn + Kolb, Ludwigsburg; HERSTELLUNGS-<br />
LAND: Tschechien; AUSSTATTUNG: Aufhängeloch<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,31 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), keine Abweichung Schlitz-Breite (6,23<br />
mm; lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,09 mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz nicht bestanden<br />
(53 HRC; lt. Norm minimal 54 HRC), Schlitz bestanden<br />
(50 HRC; lt. Norm minimal 50 HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 15,07 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz bestanden (Bruch bei 9,43 Nm; lt. Norm<br />
minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: noch ausreichend handlicher<br />
Mehrkomponenten-Griff (zu kurz und zu<br />
dünn), gute Griffigkeit, kaum Abrollschutz, unterdurchschnittliche<br />
Ausstattung<br />
ANBIETER: Louis, Tel.<br />
0 40/73 41 93 60, www.louis.de;<br />
MODELLE: Best.Nr. 10002944<br />
(zehnteiliger Satz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100/6,5 x 125<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
148/154 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
3,00/3,00 Euro (0-Einzelpreis, Setpreis: 29,95 Euro),<br />
gekauft bei: Louis, Stuttgart; HERSTELLUNGS-<br />
LAND: Taiwan; AUSSTATTUNG: magnetisierte<br />
Spitze (Kreuzschlitz/Schlitz), durchgehende Klinge<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz), Sechskant-Antrieb am Griffende<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: Abweichung Kreuzschlitz-<br />
Spitze (2,07 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm zulässig),<br />
keine Abweichung Schlitz-Breite (6,48 mm;<br />
lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), keine Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,23 mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz nicht bestanden<br />
(53 HRC; lt. Norm minimal 54 HRC), Schlitz bestanden<br />
(54 HRC; lt. Norm minimal 50HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 18,24 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz bestanden (Bruch bei 10,53 Nm; lt. Norm<br />
minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: prinzipiell handlicher,<br />
durch ungünstig platzierten Sechskant-Antrieb nur<br />
eingeschränkt zu nutzender Mehrkomponenten-<br />
Griff, sehr gute Griffigkeit, mäßiger Abrollschutz,<br />
sehr gute Ausstattung<br />
ANBIETER: Vigor, Tel.<br />
0 21 91/97 95, www.vigor-equip<br />
ment.de; MODELLE: V1704/<br />
V1701 (Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100/6,5 x 1,2 x<br />
150 (Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
78/94 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
3,52/3,52 Euro (Kreuzschlitz/Schlitz), gekauft bei:<br />
Trost, Fellbach; HERSTELLUNGSLAND: Taiwan;<br />
AUSSTATTUNG: Aufhängeloch (Kreuzschlitz/<br />
Schlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,26 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), Abweichung Schlitz-Breite (6,52 mm;<br />
lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), keine Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,18 mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden (59<br />
HRC; lt. Norm minimal 54 HRC), Schlitz bestanden<br />
(59 HRC; lt. Norm minimal 50 HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 15,88 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz bestanden (Bruch bei 12,08 Nm; lt. Norm<br />
minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: befriedigend handlicher<br />
Mehrkomponenten-Griff (dürfte noch etwas balliger<br />
sein), befriedigende Griffigkeit (Oberfläche<br />
ggf. etwas zu hart), knapp ausreichender Abrollschutz,<br />
unterdurchschnittliche Ausstattung<br />
XFAZIT XFAZIT XFAZIT<br />
Die (neben Atorn) zweite Eigenmarke des<br />
renommierten Werkstattausrüsters Hahn +<br />
Kolb soll vermutlich den preissensibleren<br />
Kunden bedienen – und schafft das ganz ordentlich.<br />
Kein Überflieger-Werkzeug, aber<br />
fleißiges Punktesammeln zahlt sich aus.<br />
Es gibt gute Gründe, warum alle anderen<br />
Schraubendreher ein abgerundetes Griffende<br />
haben– dort drückt man nämlich. Bei<br />
der Louis-Eigenmarke sitzt dort ein Sechskant.<br />
Wer damit leben kann, bekommt solide<br />
Ware mit nur wenigen Schwächen.<br />
Hinter Vigor steckt Hazet, und das Fernost-<br />
Werkzeug soll Kunden bedienen, denen die<br />
große Mutter zu teuer ist. Die Labor-Prüfungen<br />
übersteht das Discount-Angebot nahezu<br />
problemlos, lässt in der Werkstattpraxis<br />
aber ein paar Federn. Für Sparer okay.<br />
Urteil: gut Urteil: gut Urteil: gut<br />
Interview<br />
„Wenn es stinkt, lieber<br />
die Finger davon lassen“<br />
Zwei Profis vom TÜV Rheinland (ganz korrekt: von der TÜV Rheinland<br />
LGA Products GmbH) unterstützten <strong>MOTORRAD</strong> maßgeblich beim<br />
Schraubendreher-Test. Doch die Ingenieure Berthold Tempel (54) und<br />
Frank Holdinghausen (43) gaben <strong>MOTORRAD</strong> auch Einkaufstipps.<br />
Noch gut gelaunt: die Herren Tempel (links) und Holdinghausen<br />
? Stichwort Schraubendreher-<br />
Kauf: Auf was soll der Kunde als Erstes<br />
achten, wenn er im Baumarkt vorm<br />
Schraubendreher-Regal steht?<br />
! Erst einmal sollte er am<br />
Werkzeug riechen. Wenn es<br />
stinkt, lieber die Finger davon<br />
lassen.<br />
70 PRODUKTTEST<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
WERA WIHA WISENT<br />
ANBIETER: Wera, Tel.<br />
02 02/4 04 53 11, www.wera.de;<br />
MODELLE: 350PH/334 (Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100/6,5 x 1,2 x<br />
150 (Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
86/96 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
8,25/9,50 Euro (Kreuzschlitz/Schlitz), gekauft bei:<br />
Bauhaus, Stuttgart; HERSTELLUNGSLAND:<br />
Tschechien; AUSSTATTUNG: magnetisierte Spitze<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,27 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), keine Abweichung Schlitz-Breite (6,28<br />
mm; lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), keine Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,23 mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz nicht bestanden<br />
(53 HRC; lt. Norm minimal 54 HRC), Schlitz bestanden<br />
(55 HRC; lt. Norm minimal 50 HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 18,50 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz bestanden (Bruch bei 9,72 Nm; lt. Norm<br />
minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: sehr handlicher Mehrkomponenten-Griff,<br />
befriedigende Griffigkeit (ggf.<br />
etwas zu glatt), guter Abrollschutz, unterdurchschnittliche<br />
Ausstattung<br />
ANBIETER: Wiha, Tel.<br />
0 77 22/95 90, www.wiha.com;<br />
MODELLE: 312/302 (Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100/6,5 x 1,2 x<br />
150 (Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
100/102 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
10,00/9,04 Euro (Kreuzschlitz/Schlitz), gekauft bei:<br />
Hahn + Kolb, Ludwigsburg; HERSTELLUNGS-<br />
LAND: Deutschland; AUSSTATTUNG: Antrieb<br />
für Maul-/Ringschlüssel (Kreuzschlitz);<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,26 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), keine Abweichung Schlitz-Breite (6,41<br />
mm; lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), keine Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,18 mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden (59<br />
HRC; lt. Norm minimal 54 HRC), Schlitz bestanden<br />
(51 HRC; lt. Norm minimal 50 HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 14,70 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz bestanden (Bruch bei 10,98 Nm; lt. Norm<br />
minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: sehr handlicher Mehrkomponenten-Griff,<br />
gute Griffigkeit, befriedigender<br />
Abrollschutz, etwas unterdurchschnittliche Ausstattung<br />
ANBIETER: Bauhaus, Tel.<br />
08 00/3 90 50 00, www.bauhaus.<br />
info; MODELLE: 1350/1335<br />
(Kreuzschlitz/Schlitz);<br />
GRÖSSEN: PH 2 x 100/6,5 x 1,2 x<br />
150 (Kreuzschlitz/Schlitz lt. Anbieter); GEWICHT:<br />
86/96 g (Kreuzschlitz/Schlitz gewogen); PREIS:<br />
5,75/5,95 Euro (Kreuzschlitz/Schlitz), gekauft bei:<br />
Bauhaus, Stuttgart; HERSTELLUNGSLAND:<br />
Tschechien; AUSSTATTUNG: keine weiteren<br />
Ausstattungsdetails;<br />
MASSHALTIGKEIT: keine Abweichung Kreuzschlitz-Spitze<br />
(2,26 mm; lt. Norm 2,26 bis 2,31 mm<br />
zulässig), keine Abweichung Schlitz-Breite (6,42<br />
mm; lt. Norm 6,14 bis 6,50 mm zulässig), keine Abweichung<br />
Schlitz-Dicke (1,21 mm; lt. Norm 1,16 bis<br />
1,26 mm zulässig);<br />
HÄRTEPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden (54<br />
HRC; lt. Norm minimal 54HRC), Schlitz bestanden<br />
(50 HRC; lt. Norm minimal 50 HRC);<br />
VERDREHPRÜFUNG: Kreuzschlitz bestanden<br />
(Bruch bei 15,43 Nm; lt. Norm minimal 8,20 Nm),<br />
Schlitz bestanden (Bruch bei 10,57 Nm; lt. Norm<br />
minimal 9,40 Nm);<br />
WERKSTATT-PRAXIS: sehr handlicher Mehrkomponenten-Griff,<br />
gute Griffigkeit, guter Abrollschutz,<br />
eher keine Ausstattung<br />
XFAZIT XFAZIT XFAZIT<br />
Wera ist eine Macht im Schraubendreher-<br />
Markt, bereits diese „Einstiegsmodelle“<br />
zeigen, welches Know-how die Wuppertaler<br />
haben. Unterm Strich wird das „Sehr<br />
gut“ haarscharf verfehlt. Wer wenig Ausstattung<br />
braucht, schraubt hier richtig.<br />
Man merkt den „Elektriker-Background“ –<br />
ein Bereich, in dem Wiha sehr stark ist:<br />
Auch diese Schraubendreher sind eher<br />
rank und schlank, keine „Gewalt-Werkzeuge“<br />
für Grobmotoriker. Viele Punkte in<br />
allen Kategorien bescheren die Bestnote.<br />
Bei einigen Profi-Schraubern läuft die Bauhaus-Eigenmarke<br />
als Geheimtipp – was<br />
dieser Test bestätigt. Wer auf Ausstattung<br />
verzichten kann, bekommt mit den auch im<br />
Labor glänzenden Schraubendrehern viel<br />
Werkzeug für wenig Geld – Kauftipp!<br />
Urteil: gut Urteil: sehr gut Urteil: sehr gut<br />
? Was bedeutet das, wenn<br />
das Teil sehr stark müffelt?<br />
! Dann könnten verbotene<br />
Stoffe drin sein, die im Verdacht<br />
stehen, krebserregend zu sein.<br />
Über längeren Hautkontakt<br />
können dann diese Stoffe in<br />
den Körper gelangen. Das<br />
sind sogenannte polycyclische<br />
aromatische Kohlenwasserstoffe,<br />
kurz PAK. Das muss nicht<br />
zwangsläufig der Fall sein, aber<br />
im Zweifelsfall lieber nicht<br />
kaufen.<br />
? Warum machen einige<br />
Hersteller so etwas?<br />
! Das hat zwei Gründe.<br />
Erst einmal geht es darum,<br />
UV-Stabilität reinzubekommen.<br />
Die Kunststoff- und Gummiteile<br />
werden mit Rußen schön<br />
schwarz eingefärbt. Als Zweites<br />
wird ein Weichmachereffekt<br />
erzielt. Gummi ist an sich ein<br />
poröser Werkstoff, und der<br />
Zusatz von Ruß ist die einfachste<br />
und billigste Möglichkeit,<br />
ihn weich zu machen.<br />
? Haben Sie weitere Tipps für den<br />
Ratlos-im-Baumarkt-Herumsteher?<br />
! Am besten das Werkzeug<br />
in die Hand nehmen und genau<br />
prüfen, ob es gut in der Hand<br />
liegt. Noch besser: Zur Probe<br />
schrauben, einige Baumärkte<br />
und Fachhändler bieten das an.<br />
Oft merkt man erst nach einigen<br />
Schrauben, ob es wehtut<br />
oder nicht. So können geriffelte<br />
Oberflächen ein Segen sein,<br />
aber auf Dauer auch Schmerzen<br />
verursachen.<br />
? Welche Rolle spielt das<br />
Herkunftsland?<br />
! Bei Produkten aus europäischer<br />
Fertigung ist die Wahrscheinlichkeit<br />
relativ hoch, dass<br />
das Produkt zumindest der<br />
Norm entspricht. Die meisten<br />
Firmen haben eine interne<br />
Qualitätssicherung. Aber auch<br />
aus Fernost gibt es mittlerweile<br />
sehr gutes Werkzeug – um das<br />
persönliche Ausprobieren<br />
kommt der Kunde aber nicht<br />
herum.<br />
www.motorradonline.de PRODUKTTEST 71
So testet <strong>MOTORRAD</strong><br />
Erst kaufen,<br />
dann zersägen<br />
zum Bruch der Spitze verdreht (Verdrehprüfung) sowie<br />
zersägt, in Acryl gegossen, poliert und mit einem<br />
Diamanten eingedrückt (Härteprüfung nach Rockwell).<br />
Außer den genannten Daten und Messwerten<br />
ermittelten die TÜV-Ingenieure noch andere Daten,<br />
die aber allesamt im grünen Bereich lagen und daher<br />
nicht gesondert aufgeführt sind. Um bei den Laborprüfungen<br />
die volle Punktzahl zu bekommen, musste<br />
der jeweils ermittelte Wert im Bereich der Normvorgabe<br />
liegen. Die entsprechenden Normen lauten:<br />
DIN ISO 8764-1 Tab. 1 (Dicke an der Kreuzschlitzschraubendreher-Spitze),<br />
DIN ISO 2380-1 Tab. 1 (Brei-<br />
Redakteur<br />
(links) mit Dealern:<br />
Ein Groß<br />
DIN ISO 2380-1 5.1 und 8761-1 4.2 (Härteprüfung<br />
te und Dicke der Schlitzschraubendreher-Spitze),<br />
teil der gekauften<br />
Testmuster 5.2 und 8761-1 6 (maximal übertragenes Drehmo-<br />
nach Rockwell im Bereich der Spitze), DIN ISO 2380-1<br />
stammt aus ment bis Bruch der Spitze). Die Praxiserprobung erledigten<br />
drei <strong>MOTORRAD</strong>-Testredakteure und ein MO-<br />
dem Werkzeug-<br />
Fachhandel TORRAD-Werkstattprofi im Selbstversuch.<br />
Die Testmuster kaufte <strong>MOTORRAD</strong> im Juli und<br />
August <strong>2015</strong> anonym bei Fachhändlern, in<br />
Baumärkten und im Kfz-Zubehörhandel im<br />
Großraum Stuttgart. Genannt sind die tatsächlich<br />
gezahlten Preise, nicht die UVPs. Ein Testmuster-Satz<br />
verblieb zum Praxis-Test in der Redaktion, ein zweiter<br />
Satz ging zum TÜV Rheinland nach Köln. Dort<br />
wurden die Schraubendreher via Auflichtprojektor<br />
und Messschieber exakt vermessen (Maßhaltigkeit),<br />
in einen Drehmomentprüfstand gespannt und bis<br />
Ein Ingenieur dreht am<br />
Rad: Drehmomentprüfstand<br />
mit fixiertem Opfer<br />
Schattenspiele: Der Auflichtprojektor<br />
verrät, ob<br />
alle Maße genau passen<br />
ENDWERTUNG<br />
Maßhaltigkeit<br />
Härteprüfung<br />
Verdrehprüfung<br />
Werkstatt-Praxis<br />
Maximale Punktzahl 20 20 20 30 10 100<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
Summe<br />
-Urteil*<br />
Felo Ergonic 412/410 20 20 20 26 7 93 sehr gut 9,28/9,04<br />
Gedore 2160SK/2154SK 20 20 20 24 6 90 sehr gut 12,32/12,26<br />
KS Tools 151.1104/159.1008 20 20 20 22 7 89 sehr gut 9,55/7,70<br />
Wiha 312/302 20 20 20 21 7 88 sehr gut 10,00/9,04<br />
Wisent 1350/1335 20 20 20 20 8 88 sehr gut 5,75/5,95<br />
Atorn 51690106/51690098 20 18 20 22 7 87 sehr gut 6,66/7,62<br />
Hazet 802-PH2/802-65 20 18 18 24 6 86 sehr gut 10,54/12,68<br />
Wera 350PH/334 20 18 20 20 6 84 gut 8,25/9,50<br />
Vigor V1704/V1701 <strong>19</strong> 20 20 16 7 82 gut 3,52/3,52<br />
Lux 585504/585501 18 20 16 <strong>19</strong> 4 77 gut 8,99/7,49<br />
Orion 52788020/52752065 18 18 20 16 5 77 gut 4,11/4,88<br />
Rothewald 10002944 (Satz) 16 18 20 16 6 76 gut 3,00/3,00<br />
Hornbach 8<strong>19</strong>8462/8<strong>19</strong>8467 20 12 13 18 5 68 befriedigend 3,50/3,65<br />
HM Müllner 70001 (Satz) 18 14 10 16 6 64 befriedigend 1,70/1,70<br />
Lux 585307/585304 20 16 10 10 2 58 befriedigend 4,89/4,89<br />
*100 bis 85 Punkte = sehr gut; 84 bis 70 Punkte = gut; 69 bis 55 Punkte = befriedigend; 54 bis 40 Punkte = ausreichend; 39 bis 0 Punkte = mangelhaft<br />
Preis in Euro (Kreuzschlitz/Schlitz)<br />
FAZIT<br />
Der große<br />
Skandal ist ausgeblieben:<br />
Zumindest<br />
mit dem getesteten<br />
Werkzeug macht<br />
man bei ordnungsgemäßer<br />
Anwendung nichts kaputt und<br />
gefährdet auch nicht seine Gesundheit,<br />
denn in den drei Labor-Disziplinen<br />
zeigten einige<br />
Kandidaten zwar leichte Schwächen,<br />
doch ein Totalausfall war<br />
nicht dabei. Das beschert dem<br />
Testfeld reichlich Punkte und<br />
sorgt dafür, dass am Ende kein<br />
Testurteil schlechter als „befriedigend“<br />
ausfällt. Ob das jeweilige<br />
Werkzeug aber auch<br />
im Schrauberalltag befriedigt,<br />
steht auf einem anderen Blatt.<br />
Ein genauerer Blick in die Spalte<br />
„Werkstatt-Praxis“ und in die<br />
Fazit-Kästen lohnt sich, um den<br />
ganz persönlichen Favoriten zu<br />
finden. Fernab aller Punktetabellen<br />
wählten die <strong>MOTORRAD</strong>-<br />
Werkzeugtester inoffiziell auch<br />
ihre „Testsieger der Herzen“: Die<br />
Namen Hazet, Felo, KS Tools und<br />
Gedore tauchten dabei sehr oft<br />
auf. Finaler Beschaffungstipp:<br />
vorm Kauf im wahrsten Sinne<br />
des Wortes selbst begreifen.<br />
72 PRODUKTTEST<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
DAS JAHRESABO<br />
26 Ausgaben <strong>MOTORRAD</strong><br />
+ Clubmitgliedschaft<br />
+ Action Camera<br />
= NUR 1<strong>19</strong>,90 €<br />
DAS 2-JAHRESABO<br />
52 Ausgaben <strong>MOTORRAD</strong><br />
+ Clubmitgliedschaft<br />
+ Action Camera GRATIS<br />
= NUR <strong>19</strong>1,80 €<br />
Action Camera PURE<br />
+<br />
Full-HD Telefunken Action Camera FHD170/5 PURE mit<br />
170° Weitwinkel-Objektiv für spektakuläre Aufnahmen.<br />
Mit wasserdichtem Gehäuse und Universal-Klebehalterung.<br />
DIE ABOVORTEILE:<br />
26 bzw. 52 x <strong>MOTORRAD</strong><br />
Action Camera dazu<br />
1 zusätzliche Ausgabe<br />
GRATIS bei Bankeinzug<br />
Clubmitgliedschaft über 12 bzw. 24 Monate mit<br />
vollem Zugriff auf das Club-Portal motorrad-helden.de.<br />
GLEICH BESTELLEN: WWW.<strong>MOTORRAD</strong>-HELDEN.DE/ABO<br />
GLEICH AUSFÜLLEN UND ABO BESTELLEN<br />
JA, ICH MÖCHTE <strong>MOTORRAD</strong> LESEN: im Jahresabo: 26 Ausgaben zusammen mit der Action Camera PURE 1<strong>19</strong>,90 € (A: 127,90 €, CH: 211,– SFr.)<br />
Best.-Nr. 1366425<br />
im 2-Jahresabo: 52 Ausgaben + Action Camera PURE <strong>19</strong>1,80 € (A: 218,– €, CH: 384,– SFr.) Best.-Nr. 1366426<br />
<strong>MOTORRAD</strong> Aboservice,<br />
70138 Stuttgart<br />
Tel. +49 (0) 711 - 320 688 99<br />
Fax +49 (0) 711 - 182 255 0<br />
www.motorrad-helden.de/abo<br />
motorrad@dpv.de<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart.<br />
Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer:<br />
Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann. Vertrieb: Belieferung,<br />
Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher<br />
Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino<br />
Dührkop, Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg,<br />
als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
Bitte senden Sie mir <strong>MOTORRAD</strong> zusammen mit der Action Camera PURE wie oben angekreuzt zu<br />
(weitere Auslandspreise auf Anfrage). Außerdem werde ich für den Zeitraum von 12 bzw. 24 Monaten<br />
automatisch Clubmitglied bei den <strong>MOTORRAD</strong>-HELDEN. Bei Bezahlung per Bankeinzug erhalte ich<br />
eine zusätzliche Ausgabe GRATIS. Falls ich danach keine weiteren Hefte wünsche, kann ich spätestens<br />
zum Erhalt der 24. bzw. 50. Ausgabe beim <strong>MOTORRAD</strong> Aboservice, 70138 Stuttgart kündigen.<br />
Im Voraus gezahlte Beiträge erhalte ich zurück. Die Clubmitgliedschaft endet dann automatisch.<br />
Ansonsten bekomme ich <strong>MOTORRAD</strong> weiterhin für zzt. jährlich nur 95,90 € (A: 109,– €; CH: <strong>19</strong>2,–<br />
SFr., weitere Auslandspreise auf Anfrage) und bin weiterhin Mitglied im <strong>MOTORRAD</strong>-HELDEN-Club.<br />
Dieser Folgebezug ist jederzeit kündbar.<br />
MEINE PERSÖNLICHEN ANGABEN: (bitte unbedingt ausfüllen)<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Nr.<br />
PLZ<br />
Geburtsdatum<br />
Ort<br />
1 9<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
Ja, ich möchte auch von weiteren Inhalten, Vorabnachrichten, Themen und Vorteilen profi tieren. Deshalb bin ich<br />
damit einverstanden, dass mich Motor Presse Stuttgart und ihre zur Verlagsgruppe gehörenden Unternehmen<br />
Rodale-Motor-Presse GmbH & Co. KG und Verlagsgesellschaft Stuttgart mit ihren Titeln künftig per Telefon und<br />
E-Mail über weitere interessante Medienangebote informiert. Dieses Einverständnis kann ich jederzeit per eMail<br />
an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />
ICH BEZAHLE PER BANKEINZUG UND ERHALTE EINE GRATIS-AUSGABE:<br />
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IBAN<br />
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Ich zahle per<br />
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SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Düsternstr. 1-3,<br />
20355 Hamburg, Gläubiger-Identifi kationsnummer DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen<br />
von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die<br />
von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die<br />
Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend<br />
mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit<br />
meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Verlagsgarantie: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen.<br />
Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor<br />
Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur<br />
Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die<br />
Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB<br />
nutzen. Der Widerruf ist zu richten an:<br />
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Günstige Einsteiger-Bikes<br />
H<br />
G<br />
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-<br />
DIE VERGESSENE<br />
KLASSE<br />
Preisgünstige Mittelklassemaschinen mit<br />
500 cm³ begeisterten lange Zeit die Massen<br />
und boten Einsteigern beste Voraussetzungen<br />
für einen Start ins Hobby Motorrad. Bis schnittigere, hubraumstärkere Einsteiger-Bikes sie<br />
verdrängten. Hart, aber wahr: Die sympathischen No-Stress-Motorräder der U-700-Klasse sind<br />
out. Nun blasen Gebraucht-Schnäppchenjäger zum Halali.<br />
Von Thorsten Dentges; Fotos: fact, Jahn (3), Herzog (2), jkuenstle.de (2), Archiv (2), Hersteller (2)<br />
Ja, es gibt sie: Furchtlose Einsteiger,<br />
die kurz nach Erwerb des Führerscheins<br />
oder nach vielen Jahren Abstinenz<br />
auf irgendwelche Hubraumund<br />
PS-Monster aufsteigen und wie wild<br />
losbrausen. Zumindest, wenn sie schon länger<br />
einen Führerschein besitzen oder älter<br />
sind als 24 Jahre und auf den Stufenführerschein<br />
pfeifen können, also nicht auf 48 PS<br />
beschränkt sind. Heißsporne, die sich auf<br />
Fireblades, Hayabusas oder Super Dukes<br />
davonschießen lassen, oder auch ergraute<br />
Herrschaften, die ungelenk auf Kaliber wie<br />
Triumph Rocket oder BMW-Adventure klettern,<br />
um nicht mädchenhaft zu erscheinen.<br />
Darf man alles. Notorische Sich-selbst-Überschätzer<br />
sollten sich aber nicht wundern,<br />
wenn sie mangels Fahrzeugbeherrschung<br />
schon beim Rangieren straucheln und danach<br />
die schwere Fuhre nicht mehr hochbekommen.<br />
Im schlimmeren Fall: wenn<br />
einem im Übereifer laut Eigenaussage „die<br />
Straße ausging“.<br />
Nicht umsonst wählen Fahrschulen für<br />
Novizen meist kleinere, handzahme Maschinen,<br />
die vor allem nicht stressen. Kleiner,<br />
aber sehr probater Test für Fahranfänger: Ein<br />
Stück Grün suchen und die Maschine dort<br />
vorsichtig auf die Seite legen. Dann wieder<br />
aufheben. Klappt’s ohne Schweißausbrüche?<br />
Bravo, Sie sind reif für dieses Motorrad!<br />
Mit den hier vorgestellten Modellen sollte<br />
die Prüfung auch zaghafteren Beginnern<br />
und Wiedereinsteigern gut gelingen, und in<br />
Fahrt verwandeln sich diese Maschinen zu<br />
guten Freunden, die auch mal einen Fehler<br />
verzeihen. Versprochen!<br />
Schaut man sich bei aktuellen Einsteiger-<br />
Bikes um, findet sich eine tolle Auswahl:<br />
BMW F 800 R, Honda NC 700, Yamaha MT-<br />
07 oder auch Motorräder der neuen, sehr<br />
leistungsstarken Mittelklasse wie etwa eine<br />
Kawasaki Z 800 oder Triumph Street Triple.<br />
Diese Maschinen lassen sich trotz teilweise<br />
über 100 PS gut handhaben. Kosten aber<br />
viel. Bei Gebrauchtpreisen weit jenseits von<br />
2500 Euro steigen insbesondere junge Einsteiger<br />
ohne Eltern-Support schnell wieder<br />
aus, zumal sie oft gerade erst eine Stange<br />
Geld für Führerschein und Fahrerausstattung<br />
hingelegt haben. Ältere Semester, mitunter<br />
belastet durch Baukredite und Kinder<br />
in teurer Ausbildung, sind sich häufig beim<br />
Wiedereinstieg unsicher, ob das Hobby Motorrad<br />
tatsächlich wieder zur Passion wird.<br />
Und verhalten sich verständlicherweise<br />
finanziell auch eher defensiv.<br />
Da kommt es gelegen, dass der Gebrauchtmarkt<br />
eine Fülle von fantastischen Modellen<br />
bietet, die zwar mittlerweile etwas<br />
aus der Mode geraten sind, aber dafür mit<br />
höchst attraktiven Anschaffungspreisen<br />
locken. Man muss nicht mehr als 1000 Euro<br />
investieren, um solide Ware zu bekommen.<br />
Noch 1000 und etwas draufgelegt, und es<br />
finden sich dann auch schon Maschinen,<br />
die erst vor wenigen Jahren „State of the<br />
Art“ waren. Mit ABS, mit Zubehör, ordentlich<br />
gepflegt und gewartet. Die trotz<br />
scheinbar schwacher Werte auf dem Papier<br />
überraschenderweise in der Praxis hervorragend<br />
mit aktuellen Einsteiger-Bikes mithalten<br />
können. Noch ein paar Tipps für<br />
schlaue Einsteiger: Motorräder bis 78 PS liegen<br />
in der Versicherung vergleichsweise<br />
günstig, und bis 50 PS werden teils lachhaft<br />
niedrige Tarife aufgerufen. Da bleibt Geld<br />
übrig, etwa für ein sinnvolles Fahrsicherheitstraining.<br />
48-PS-Drosselsätze sind übrigens<br />
für fast alle hier präsentierten, stärkeren<br />
Maschinen schon für etwas mehr als<br />
100 Euro erhältlich (zum Beispiel über Alpha<br />
Technik, www.alphatechnik.de). Keine der<br />
relativ leichten Sub-700er wirkt damit zu<br />
schwach. Bloß nicht den Fehler machen<br />
und diese Klasse wirklich vergessen!<br />
74 GEBRAUCHTBERATUNG<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
HONDA CB 500/S<br />
Groß oder klein, Kerl oder Weib, jeder<br />
kommt mit ihr zurecht – die 500er bietet<br />
eine kommode Sitzposition für Fahrer und<br />
-innen ab 1,60 Meter, passt aber auch für<br />
1,90-Meter-Recken. Außerdem ist das Fahrverhalten<br />
angenehm neutral und mehr als<br />
gutmütig, sodass sich die Honda<br />
als absolut perfekte Anfängermaschine qualifiziert.<br />
Auch Schraubernovizen können sich<br />
an der simpel aufgebauten, wartungsfreundlichen<br />
Maschine versuchen. Aber bis auf Kettenpflege,<br />
Ölwechsel (alle 12 000 Kilometer)<br />
und ab und zu ein Check des empfindlichen<br />
Lenkkopflagers steht nicht viel an. Das Ventilspiel<br />
muss auch nur alle 24 000 Kilometer<br />
kontrolliert werden. Die von<br />
<strong>19</strong>93 bis 2003 angebotene Honda<br />
wurde in ihrer Bauzeit technisch<br />
kaum verändert. Ab <strong>19</strong>97 wurde<br />
sie in Italien produziert, und eine<br />
Scheibenbremse ersetzte<br />
die Trommel als hintere<br />
Bremse. <strong>19</strong>98 kam<br />
eine S-Version mit<br />
Halbschalenverkleidung<br />
hinzu. Das<br />
Gebrauchtangebot<br />
ist riesig.<br />
PLUS Sehr bewährte Technik, Laufleistungen<br />
über 50 000 Kilometer bei ordentlicher<br />
Wartung problemlos; narrensicheres Handling;<br />
gute Fahrer- und Soziusergonomie<br />
MINUS Fahrwerk relativ weich,<br />
schnell überfordert; anfälliges Lenkkopflager;<br />
ab Baujahr <strong>19</strong>97 teilweise Probleme mit Rost<br />
im Tank nach längeren Standzeiten<br />
DATEN (Modelljahr <strong>19</strong>98)<br />
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor,<br />
499 cm³, 43 kW (58 PS) bei 9500/min,<br />
Gewicht <strong>19</strong>5 kg, Tank inhalt 18 Liter, Sitzhöhe<br />
790 mm, Höchstgeschwindigkeit 180 km/h,<br />
Beschleunigung 0–100 km/h 5,2 sek, Verbrauch<br />
4,3 l/100 km<br />
PREISBEISPIEL<br />
EZ 3/<strong>19</strong>96, 29 168 km, zwei Vorbesitzer, Öl und<br />
TÜV neu, von privat, VHB 1100 Euro<br />
Bis 1500 Euro<br />
KAWASAKI ER-5 TWISTER<br />
Die Twister gilt eher als Wirbelwind denn<br />
als Sturm, weil sie zwar<br />
handlich und quirlig ums<br />
Eck biegt, aber maximal 50<br />
PS hauen nach heutigen<br />
Maßstäben selbst Einsteiger<br />
kaum vom Hocker. Der<br />
genügsame<br />
Motor leistete aber schon zigtausendfach<br />
bei anderen Kawasaki-Modellen (z. B. GPZ<br />
500 S, KLE 500) zuverlässig seinen Dienst. Mit<br />
der grundsoliden ER-5 (Bauzeit <strong>19</strong>96<br />
bis 2006), die für Laufleistungen weit<br />
jenseits von 50 000 Kilometern gut ist,<br />
kann man kaum was falsch machen.<br />
Draufsetzen, wohlfühlen und losfahren.<br />
2001 gab es einen neuen Tank<br />
(17 Liter), und das Fahrwerk sowie<br />
die Bremsen wurden modifiziert.<br />
Ab 2004 ist ein Katalysator an<br />
Bord. Und straffere Gabelfedern!<br />
Aber auch bei vielen<br />
älteren Exemplaren haben<br />
die Vorbesitzer bereits selbst<br />
Hand angelegt und mit besseren<br />
Zubehörteilen die Maschine<br />
optimiert.<br />
PLUS Durchzugsstarker, sehr agiler<br />
Twin; wartungsfreundliche Technik; niedriger<br />
Verbrauch, extrem geringe Unterhaltskosten;<br />
langstreckentaugliche Sitzposition<br />
MINUS Recht billiges, unterdämpftes<br />
Federbein; Gabel zu weich; eingeschränkte<br />
Schräglagenfreiheit, setzt vergleichsweise<br />
früh auf; schwache Trommelbremse hinten<br />
DATEN (Modelljahr <strong>19</strong>96)<br />
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor,<br />
499 cm³, 37 kW (50 PS) bei 9000/min,<br />
Gewicht <strong>19</strong>5 kg, Tank inhalt 16 Liter, Sitzhöhe<br />
780 mm, Höchstgeschwindigkeit 178 km/h,<br />
Beschleunigung 0–100 km/h 5,3 sek, Verbrauch<br />
4,3 l/100 km<br />
PREISBEISPIEL<br />
EZ 8/<strong>19</strong>96, 24 500 km, Batterie und Reifen neu,<br />
Kettensatz bei 22 000 km, von privat, 1250 Euro<br />
SUZUKI GS 500 E<br />
Die Suzuki bringt einen ohne Firlefanz gut<br />
durch den Alltag, kostet wenig im Unterhalt<br />
und gilt als treuer Dauerläufer. Aufgrund<br />
einfachen Handlings und niedriger Sitzhöhe<br />
war die von<br />
<strong>19</strong>89 bis<br />
2007 angebotene<br />
500er<br />
auch als<br />
Fahrschulmaschine<br />
ein Hit – Zeichen dafür, dass<br />
selbst die zaghaftesten Fahrer sich schnell<br />
mit der Maschine anfreunden können. Für<br />
das Modelljahr 2001 wurde die Suzuki gründlich<br />
überarbeitet, unter anderem ersetzte<br />
ein Rohrlenker die Stummel, und der Tank<br />
fasste nunmehr 20 Liter. Gebrauchtkäufer mit<br />
starkem Sparzwang können sich bedenkenlos<br />
aber auch bei deutlich älteren Maschinen<br />
umtun, sofern diese gut gepflegt und gewartet<br />
wurden. Rostnester etwa<br />
sind leicht zu erkennen, aber<br />
ob beim luftgekühlten Motor<br />
regelmäßig alle Ölwechsel<br />
erledigt wurden, lässt sich<br />
nur durch eine ausreichende<br />
Dokumentation nachvollziehen.<br />
Regel: je weniger<br />
Vorbesitzer, desto besser.<br />
Schnäppchen finden sich zuhauf<br />
schon unter 1000 Euro.<br />
PLUS Maximalleistung konform mit<br />
aktuellem Einsteigerführerschein; munterer<br />
Paralleltwin; ordentliche Bremsen; spielerisch<br />
leicht zu fahren; sparsam<br />
MINUS Verarbeitung teils sehr nachlässig,<br />
Rahmen rostanfällig; karge Ausstattung,<br />
rustikale Lackqualität; schwache Federelemente;<br />
harte, unbequeme Sitzbank<br />
DATEN (Modelljahr <strong>19</strong>98)<br />
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor,<br />
487 cm³, 33 kW (45 PS) bei 9000/min,<br />
Gewicht 189 kg, Tank inhalt 17 Liter, Sitzhöhe<br />
740 mm, Höchstgeschwindigkeit 177 km/h,<br />
Beschleunigung 0–100 km/h 5,4 sek, Verbrauch<br />
4,4 l/100 km<br />
PREISBEISPIEL<br />
EZ 10/<strong>19</strong>92, <strong>19</strong> 500 km, alles original und aus<br />
erster Hand, neue Reifen, von privat, 950 Euro<br />
GEBRAUCHTBERATUNG 75
Bis 2500 Euro<br />
HYOSUNG GT 650i<br />
Die Marke aus Korea konnte bei deutschen<br />
Motorradfahrern bisher noch nicht wirklich<br />
punkten. Gegen ein gut ausgebautes<br />
Händlernetz der japanischen Konkurrenz ist<br />
es allerdings auch schwer, anzukämpfen. Auf<br />
der Straße und in Fahrt schlägt sich der Exot<br />
gegenüber anderen 650ern jedoch<br />
wacker und lockt mit attraktiven<br />
Gebrauchtpreisen. Denn selten<br />
wird der vom Verkäufer<br />
aufgerufene Preis auch<br />
wirklich bezahlt, Nachlässe<br />
von über 30 Prozent sind<br />
keine Ausnahme. So ist es<br />
ein Leichtes, extrem günstige,<br />
fast noch neuwertige<br />
Maschinen zu Kleinsttarifen<br />
zu ergattern. Allerdings<br />
sollte man das eingesparte<br />
Geld möglichst in ein hochwertiges Nachrüst-<br />
Federbein investieren. Dann fährt man mit<br />
der ansehnlichen GT 650i (ab 2007) deutlich<br />
besser, die unter anderem mit einem 82 PS<br />
starken Einspritzer-V2 punktet.<br />
PLUS Reichweite von über 400 Kilometern;<br />
starker V2-Motor, kerniger Sound;<br />
Gebrauchtpreise mit sehr guten Verhandlungsspielräumen;<br />
entspannte Sitzposition<br />
MINUS Qualitativ minderwertiges,<br />
schlecht abgestimmtes Federbein; mäßige<br />
Bremsdosierung; etwas durchzugsschwach;<br />
teilweise nachlässige Verarbeitung<br />
DATEN (Modelljahr 2008)<br />
Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-<br />
90-Grad-V-Motor, 647 cm³, 60 kW (82 PS) bei<br />
9250/min, Gewicht 214 kg, Tank inhalt 17 Liter,<br />
Sitzhöhe 780 mm, Höchstgeschwindigkeit<br />
210 km/h, Beschleunigung 0–100 km/h 4,3 sek,<br />
Verbrauch 3,9 l/100 km<br />
PREISBEISPIEL<br />
EZ 4/2011, nur 3029 km (!), zwei Vorbesitzer,<br />
Privatangebot, 2450 Euro verhandelbar<br />
DUCATI MONSTER 600<br />
Auf der Suche nach einer Maschine mit Flair<br />
und Eleganz? Nach einer, die das Herz anspricht?<br />
Darf auch gerne etwas älter sein und<br />
Sammlerpotenzial mitbringen? Dann passt die<br />
kleine Monster, die bereits in den 90ern mit<br />
zeitlosem Design Motorrad-Puristen ansprach.<br />
Die Fahrleistungen des luftgekühlten V2 mit<br />
52 PS sind eher bescheiden, aber das stabile<br />
Fahrwerk und der schöne Klang fabrizieren in<br />
Bewegung auch andere sinnliche Freuden. Die<br />
Auswahl an empfehlenswerten Gebrauchten<br />
ist allerdings nicht allzu groß, denn meistens<br />
ging die Monster 600 bereits durch mehrere<br />
Hände, von denen nicht wenige die Maschine<br />
recht dilettantisch gewartet, gepflegt oder<br />
umgebaut haben. Tipp: Nur nach Exemplaren<br />
in Originalzustand suchen. Beim Wiederverkauf<br />
bleiben die Preise für eine Monster M 600<br />
(<strong>19</strong>94 bis 2002) dann recht beständig.<br />
SUZUKI BANDIT 650/S<br />
PLUS Sehr stabiles Fahrwerk, liegt satt<br />
in schnellen Kurven; präzises Getriebe; saubere<br />
Schweißnähte; geringes Gewicht; gute<br />
Beschleunigung; niedriger Verbrauch<br />
MINUS Inspektionskosten relativ<br />
hoch (Desmodromik, teure Ventilspielkontrolle);<br />
kein Drehzahlmesser; Stuckern bei untertourigem<br />
Fahren; geringe Zuladung<br />
DATEN (Modelljahr <strong>19</strong>94)<br />
Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-<br />
90-Grad-V-Motor, 583 cm³, 39 kW<br />
(53 PS) bei 8250/min, Gewicht 187<br />
kg, Tank inhalt 18 Liter, Sitzhöhe<br />
k. A., Höchstgeschwindigkeit 170<br />
km/h, Beschleunigung 0–100 km/h<br />
5,0 sek, Verbrauch ab 4,0 l/100 km<br />
An die grandiosen Stückzahlen der 600er-<br />
Vorgängerin reichte die Bandit 650 nicht<br />
annähernd heran, aber immerhin entschieden<br />
sich in der Bauzeit von 2005 bis 2012 gut<br />
12 000 Käufer für diese günstige und sehr<br />
ausgereifte Mittelklasse-Maschine. Beim nach<br />
wie vor hohen Bestand finden<br />
Gebrauchtinteres<br />
senten ohne Weiteres ein tolles Schnäppchen.<br />
Und gehen mit der 650er kein Risiko ein, denn<br />
kaum eine andere bietet für so wenig Geld<br />
mehr Zuverlässigkeit. Der Reihenvierer<br />
gilt als beinahe unkaputtbar,<br />
auch die restliche Technik bereitet<br />
keinen Stress. Obgleich<br />
die wassergekühlte Version<br />
(Typ WVCJ/Z, ab Baujahr<br />
2007) fast 20 Kilo schwerer<br />
ist, gilt sie aufgrund von<br />
8 PS mehr Leistung und<br />
satteren Drehmoments<br />
als bessere Wahl. Insbesondere<br />
mit ABS.<br />
Die halbverschalte<br />
S-Version ist populärer<br />
und häufiger<br />
anzutreffen.<br />
PREISBEISPIEL<br />
EZ 5/<strong>19</strong>94, 32 000 km, absolut unverbastelter<br />
Originalzustand, Privatanbieter, 2300 Euro<br />
PLUS Verstellbare Sitzhöhe; gute<br />
Tourentauglichkeit; genügsam beim Spritkonsum;<br />
sanfte Motorcharakteristik; prima<br />
Geradeauslaufstabilität; bequeme Sitzplätze<br />
MINUS Für die Klasse vergleichsweise<br />
hohes Gewicht; Getriebe etwas hakig; Bremsen<br />
relativ stumpf; setzt in Schräglage schnell<br />
auf, wenig Rückmeldung bei flotter Fahrt<br />
DATEN (Modelljahr 2009)<br />
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor,<br />
656 cm³, 63 kW (86 PS) bei 10 500/min,<br />
Gewicht 251 kg, Tank inhalt <strong>19</strong> Liter, Sitzhöhe<br />
800/820 mm, Höchstgeschwindigkeit 205 km/h,<br />
Beschleunigung 0–100 km/h 3,8 sek, Verbrauch<br />
4,4 l/100 km<br />
PREISBEISPIEL<br />
EZ 10/2007, 18 848 km, 1. Hand, Extras (Kettenöler,<br />
Vario-Scheibe etc.), Händler, VHB 2700 Euro<br />
76 GEBRAUCHTBERATUNG<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
HONDA CBF 600 S<br />
Dieses Motorrad ist erste Wahl für alle, die<br />
einfach nur in Ruhe fahren wollen. Als S-<br />
Variante mit gutem Windschutz durch die Halbschalenverkleidung<br />
eignet sich die 2004 als Typ<br />
PC38 lancierte Honda auch wunderbar für erholsame<br />
Reisen, denn der Sitzkomfort ist großartig.<br />
Bank und Lenker lassen sich verstellen,<br />
die Ergonomie für Fahrer und weiteren Passagier<br />
passt dadurch fast immer. Bei einer Reichweite<br />
von fast 500 Kilometern – dem großen<br />
Tank und dem kleinen Spritverbrauch geschuldet<br />
– unterbricht nichts so schnell<br />
den Fahrfluss. Auch dauerhaft läuft und läuft<br />
die Maschine, denn der ultrarobuste Reihenvierer<br />
ist gut für sechsstellige Laufleistungen.<br />
Ab Baujahr 2008 (neuerer Typ PC43) befeuert<br />
eine Einspritzung die Maschine, und Fahrwerk<br />
sowie Cockpit wurden modifiziert. Die Lenkerverstellung<br />
entfiel, dafür ersetzte ein Alu- den<br />
Stahlrahmen, und der Motor läuft (noch) kultivierter.<br />
Als Neufahrzeug war die CBF 600 S unter<br />
Einsteigern lange Zeit ein Topseller, daher<br />
ist nun der Markt mit Secondhand-Maschinen<br />
reich bestückt. Interessenten sollten auf eine<br />
werterhaltende ABS-Ausstattung (fehlt häufiger<br />
bei Import-Gebrauchten) nicht verzichten.<br />
Auch bei mehr als 50 000 Kilometern auf<br />
der Uhr kann man bedenkenlos zugreifen,<br />
wenn der Vorbesitzer sich als Tourenfahrer<br />
bekennt und eine regelmäßige Wartung nachweisen<br />
kann. Noch Koffer dabei? Zuschlagen!<br />
PLUS Handlich und fahrstabil; Top-<br />
Sitzkomfort; sehr gutmütiger, sparsamer<br />
Motor; gute Bremsen mit (optionalem) ABS-<br />
System und sehr guten Verzögerungswerten<br />
MINUS Durchzugskraft mäßig (100–<br />
140 km/h in über 6 sek); einige Bauteile von<br />
simpler Machart; bei Autobahntempo starke<br />
Turbulenzen hinter der steilen Scheibe<br />
DATEN (Modelljahr 2008)<br />
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor,<br />
599 cm³, 57 kW (78 PS) bei 10 500/min,<br />
Gewicht 226 kg, Tank inhalt 20 Liter, Sitzhöhe<br />
770–800 mm, Höchstgeschwindigkeit 213<br />
km/h, Beschleunigung 0–100 km/h 4,0 sek,<br />
Verbrauch 4,6 l/100 km<br />
PREISBEISPIEL<br />
EZ 8/2006, 44 500 km, Heizgriffe, alle Verschleißteile<br />
neu, Koffer, Privatanbieter, VHB 2550 Euro<br />
YAMAHA XJ6<br />
Als die XJ6 2009 auf dem Markt eingeführt<br />
wurde, ging sie weg wie geschnitten Brot.<br />
Das lag nicht zuletzt am damals sehr günstigen<br />
Neupreis von gut 6000 Euro. Dafür gab<br />
es einen supersoliden und sparsamen Vierzylinder.<br />
Vor allem die sehr zierliche Erscheinung<br />
mit moderater Sitzhöhe, unkompliziertem<br />
Handling und optionalem ABS reizte (und<br />
reizt!) gerade etwas unsichere Motorradeinsteiger<br />
zum Aufsatteln. Eine zwar schon fast<br />
bis zur Langeweile bodenständige, aber dennoch<br />
tolle Maschine, die sich in den ersten fünf<br />
Jahren rund 10 000-mal verkaufte. Ausgerechnet<br />
ein anderes Yamaha-Modell macht der XJ6<br />
seit 2014 die hegemoniale Bestseller-Rolle<br />
streitig: Die quirlige Zweizylindermaschine<br />
MT-07 kostet nämlich neu noch weniger.<br />
Das hat zur Folge, dass die Gebrauchtpreise<br />
für die auch mit gedrosselten 48 PS immer<br />
noch gut zu fahrende Reihenvierer-600er<br />
fallen. Noch finden sich zwar nur<br />
wenige Angebote unter 3000<br />
Euro, aber mit etwas Verhandlungsgeschick<br />
und<br />
Jagdfieber sind hübsche<br />
und gepflegte XJ6-<br />
Nacktmodelle auch<br />
schon zu Tarifen um<br />
2500 Euro aufzureißen.<br />
Achtung: Wenn bei leis-<br />
tungsreduzierten Maschinen die originalen,<br />
als Ersatzteil nicht erhältlichen Drosselklappen<br />
fehlen (oft bei Importen), wird das Zurückrüsten<br />
auf 78 PS zum Problem.<br />
PLUS Für Vierzylinder erstaunlich<br />
niedriges Gewicht; sehr einfaches Handling<br />
und völlig unproblematisch beim Rangieren;<br />
geringe Unterhaltskosten; solide Technik<br />
MINUS Mäßige Zuladung von gerade<br />
einmal 180 Kilo; kaum Verzurrmöglichkeiten<br />
für Gepäck; Federbein zu weich abgestimmt;<br />
Bremsen und ABS nur Durchschnitt<br />
DATEN (Modelljahr 2009)<br />
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor,<br />
600 cm³, 57 kW (78 PS) bei 10 000/min,<br />
Gewicht 215 kg, Tank inhalt 17,3 Liter, Sitzhöhe<br />
790 mm, Höchstgeschwindigkeit 200 km/h,<br />
Beschleunigung 0–100 km/h 4,0 sek, Verbrauch<br />
4,5 l/100 km<br />
PREISBEISPIEL<br />
EZ 11/2009, 43 200 km, drei Vorbesitzer, Service<br />
neu, Cockpitscheibe, Händler, 2800 Euro<br />
www.motorradonline.de
AUF DIE BILLIGE TOUR<br />
Problem vieler Einsteigermaschinen:<br />
wenig reisetauglich.<br />
Viele Supertourer indes<br />
sind kaum einsteigertauglich.<br />
Weil zu teuer und zu<br />
schwer. Mit diesen Tourern<br />
hingegen lässt sich Fernweh<br />
gut und günstig bekämpfen.<br />
SUZUKI<br />
GSX 600 F<br />
YAMAHA XJ 600 S<br />
DIVERSION<br />
HONDA<br />
DEAUVILLE<br />
Kardan, Koffer und viel Komfort – Merkmale<br />
eines Supertourers, auch wenn die<br />
Deauville hubraummäßig der Sub-700-Kubikklasse<br />
angehört. Die sehr genügsame<br />
Maschine mit standfestem V2-Motor wurde<br />
<strong>19</strong>98 erstmalig mit 56 PS für umgerechnet<br />
gut 7300 Euro angeboten (Typ RC47). Der<br />
stark überarbeitete Typ RC52 mit mehr Hubraum,<br />
Einspritzung, 65 PS, optionalem ABS<br />
(2012 Serie) ging von 2006 bis 2012 als Neufahrzeug<br />
auch meist unter 10 000 Euro über<br />
die Theke. Gebrauchte RC47 finden sich ab<br />
1500 Euro, RC52 ab 3000 Euro.<br />
Die 600er-Sporttouringmaschine war Anfang<br />
der 90er noch ein Verkaufshit. <strong>19</strong>98<br />
bekam der neue Typ AJ dann ein neues Aussehen<br />
verpasst – rundlicher, opulenter – und<br />
floppte komplett bei den Käufern. 2001 wurde<br />
sie aus dem Programm genommen. Was<br />
jedoch nichts daran ändert, dass dieser 80<br />
PS starke Typ auch heutzutage noch viel zu<br />
bieten hat: handliches Fahrwerk, einen zuverlässigen<br />
Reihenvierer, guten Windschutz<br />
und eine bequeme Sitzposition. Dynamisch,<br />
aber absolut langstreckentauglich fährt sie<br />
sich und lässt sich bereits ab 1000 Euro mit<br />
weniger als 30 000 Kilometern erwerben.<br />
Auf die 600er-Diversion sattelten von <strong>19</strong>91<br />
bis 2003 über 40 000 Neukäufer auf. Darunter<br />
viele Tourenfahrer, die das Motorrad mit<br />
Kofferset und hoher Zubehör-Windschutzscheibe<br />
ausrüsteten und es dadurch zum<br />
zwar etwas drögen, aber dafür niemals<br />
überfordernden Reisebegleiter machten.<br />
Solche Gebrauchte – penibel gepflegt und<br />
aus erster Hand – finden sich unter 2000<br />
Euro. Um den konventionellen, luftgekühlten<br />
Reihen-Vierzylinder mit 61 PS braucht<br />
man sich bei guter Wartung keine Sorgen zu<br />
machen. Selbst Laufleistungen weit jenseits<br />
von 50 000 Kilometern stressen ihn nicht.<br />
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Foto: Dirk Schäfer<br />
90<br />
102<br />
104<br />
108<br />
Die wildesten Straßen Frankreichs<br />
Sie sind eng, steil und dramatisch in die<br />
Landschaft gemeißelt. Dirk Schäfer hat die<br />
krassesten Straßen unseres Nachbarlandes<br />
gefunden. Ganz großes Gänsehaut-Kino!<br />
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Es ist spannend, was man auch heute noch<br />
an Motorrädern begreifen und selber<br />
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an Reifen. Stimmt auch. Aber der Zuliefer-<br />
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LEBEN 89
W<br />
90 LEBEN<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Leben Pulsbeschleuniger-Routen in Frankreich<br />
ILDE<br />
STRASSEN<br />
Einigen schießt das Adrenalin beim schnellen Fahren in den Körper.<br />
Bei Dirk Schäfers neuer Reise kommt es auf Geschwindigkeit gar nicht an. Im Gegenteil.<br />
Aber das Adrenalin ist trotzdem unaufhaltsam im Organismus unterwegs.<br />
Text und Fotos: Dirk Schäfer<br />
www.motorradonline.de LEBEN 91
Von Vaujany schraubt sich der Col du Sabot<br />
in eine Sackgasse (oben). Für Mutige: die Piste<br />
nach Villard-Notre-Dame (großes Bild)<br />
92 LEBEN <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
NIMM DEIN<br />
HERZ AUF DIESER PISTE<br />
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<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Dickköpfe auf den Straßen und neben<br />
dem Col du Glandon (oben). Die Gorges du Nan:<br />
schmal und spektakulär (großes Bild)<br />
www.motorradonline.de LEBEN 95
EXTREMER<br />
KANN EIN PASS<br />
KAUM SEIN<br />
96 LEBEN<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Nach dem Col du Chaussy sind alle Pässe Autobahnen (großes Bild). Auch die grüne Rennleitung macht<br />
mal Urlaub (oben links). Nach Villard-Notre-Dame verirren sich nur wenige. Die Bewohner freut es<br />
www.motorradonline.de LEBEN 97
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98 LEBEN<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Pulsbeschleuniger-Routen in Frankreich<br />
Die Koffer bleiben hier!“ Raoul schaut erst Thierry an,<br />
dann wieder mich. „Ist das nicht etwas übertrieben?“<br />
„Nein, lass sie ab. Ich habe auch nur die schmalen Softbags<br />
dabei.“ Raoul wendet sich seiner 800er zu und<br />
nuschelt: „Bei euren fetten Boxern gibt’s ja noch genug anderes,<br />
mit dem ihr anecken könnt.“ Thierry hat’s nicht gehört. Die Koffer<br />
seiner Zwölfer sind schon demontiert. Nur die silberne Kiste über<br />
dem Rücklicht bleibt. Die meisten Franzosen fahren ohnehin nur<br />
mit Topcase. Aber wozu eigentlich der ganze Hokuspokus?<br />
In einem schwachen Moment vor dem heimischen Rechner<br />
war ich auf eine Seite gestoßen, auf der eine bunte Kollektion von<br />
angeblich gefährlichen Straßen − „Dangerous Roads“ − zusammengetragen<br />
worden war. Mit „gefährlich“ hat man den Mund vielleicht<br />
etwas zu voll genommen. Aber wild, ja wild sahen die meisten<br />
Strecken schon aus. Ich durchforstete die Seite nach einer<br />
größeren Ansammlung wilder Straßen. Bei uns, das ahnte ich bereits,<br />
würde es so etwas nicht geben. Auch wenn ein verwegener<br />
Geist die Rossfeld-Panoramastraße auf der Seite eingetragen<br />
hatte. Fündig wurde ich in Frankreich. Ich kramte die zerfledderte<br />
Frankreich-Karte von 2001 raus, kritzelte ein paar Kreuze und<br />
Anmerkungen darauf und machte mich reisefertig.<br />
Die Grands Goulets sind geschlossen, die Cafés bleiben<br />
offen (oben). Flucht über Bourg d’Oisans (unten), Abgrund<br />
an der Gorges du Nan (links)<br />
Jetzt stehen wir zu dritt und ohne Koffer an den Karren auf dem<br />
Col de Rousset, siebzig Kilometer östlich der Rhône. Der Rousset<br />
ist nur ein Orientierungspunkt, denn der eigentliche Einstieg in<br />
die Welt der wilden Straßen ist der Col de la Machine. Der gibt<br />
sich anfangs so harmlos wie ein Silvesterböller ohne Zündschnur.<br />
Aber genau in dem Augenblick, da wir die fast mickrige Passhöhe<br />
überqueren, beginnt es zu zündeln: Der schützende Hohlweg<br />
bricht auf der rechten Seite einfach weg und nur ein kniehohes<br />
Mäuerchen soll den Sturz Unachtsamer in den sich auftuenden<br />
Abgrund aufhalten: der Golf de Royans. Wie eine Meeresbucht<br />
ohne Wasser weitet sich das Land unter uns. Tatsächlich kann dies<br />
eine Lagune des Ur-Ozeans Tethys gewesen sein. Und die Straße<br />
tut so, als ob das Wasser noch da sei. Sie hält die Höhe knapp über<br />
dem vermeintlichen Wasserspiegel, zwängt sich schutzsuchend<br />
in den Fels, in enge Tunnel. Aber Moment! Was ist das?<br />
Thierry und Raoul haben es auch gesehen, fahren aber weiter.<br />
Doch ich kann an dem in einer Felsnische versteckten 3er BMW<br />
nicht vorbeifahren. Polizei! Nein, nicht die Flics. Ein grün-weißer,<br />
ein deutscher Polizeiwagen steht an der rauen Wand. Macht<br />
unsere Rennleitung jetzt schon Urlaub mit Dienstfahrzeugen?<br />
Ich höre schnelle Schritte, drehe mich um. Da kommt einer gelaufen.<br />
In Zivil, fette Sonnenbrille an. Der sieht nicht wirklich nach<br />
Polizist aus. Ist Alex auch nicht. Und der Polizei-Dreier? „Ist auch<br />
kein Polizeiwagen“, feixt Alex, deutet auf das Kennzeichen aus<br />
dem Département Drôme. „Am 1. April und bei Festumzügen<br />
kann man mich mit dem Wagen buchen. Macht riesig Spaß!“<br />
Richtig Spaß macht uns der Abstieg nach Saint-Jean-en-<br />
Royans. In engen Windungen perlt die Strecke in den Talboden.<br />
Ein Blick auf mein Kartengekritzel zeigt die nächste wilde Etappe<br />
an: Les Grands Goulets. Aber die „großen Engpässe“, wie sie wörtlich<br />
heißen, leiden an Verstopfung: Ein Bergrutsch hat die Passage<br />
dicht gemacht. Statt sie freizuräumen, hat man einen Tunnel<br />
gebaut, der bei der nächsten Starwars-Verfilmung als Startrampe<br />
dienen kann. Wo ist das nächste Kreuz auf meiner Karte?<br />
Ein Viadukt bringt uns über die brodelnde Isère zum Abzweig<br />
nach Presles. Unsere Route muss ohne Mittellinie auskommen −<br />
zwei Autos würden ohnehin nicht aneinander vorbeipassen.<br />
Mit dem Kopf im Nacken können wir das Highlight der Route de<br />
Presles erkennen: Gleich einer Festungsmauer mit Schießscharten<br />
ist die Bergkuppe von Tunneln gelöchert. Nur im Schritttempo<br />
tas ten wir uns durch die verwinkelten Felsröhren. Wie zwischen<br />
skorbutgeschwächten Zähnen hindurch können wir alle paar<br />
Meter in die Tiefe schauen. Gerne will ich glauben, dass es nur der<br />
kühle Wind in den Tunneln ist, der mir eine Gänsehaut verpasst.<br />
www.motorradonline.de LEBEN 99
Pulsbeschleuniger-Routen in Frankreich<br />
Durchatmen auf dem Hochplateau hinter Presles. „War doch<br />
nicht schlecht, die Koffer zu Hause zu lassen.“ Thierry lacht. „Und<br />
du wolltest erst nicht. Dabei hättest du dir vorhin schon ein paar<br />
schöne Stein-Tattoos reinrammen können.“ Wenn er wüsste, was<br />
gleich in der Gorges du Nan auf uns wartet! Wir hätten nicht nur<br />
die Koffer, sondern auch die Boxerzylinder demontieren sollen.<br />
STILLLEBEN<br />
BEKOMMST DU ZUR<br />
BERUHIGUNG<br />
100 LEBEN<br />
Ein herzhafter Linksknick schickt uns abwärts. Durchs Visier<br />
weht feuchte Waldluft. Dann reißt die Landschaft entlang eines<br />
unsichtbaren Reißverschlusses auf. Auf halber Höhe über dem<br />
engen Talgrund tastet sich die Straße hohlkehlenförmig in den<br />
Stein. Wer hier auch nur eine Butterbrotdose seitlich ans Motorrad<br />
geschraubt hat, kommt bereits bei entgegenkommenden Radfahrern<br />
in die Bredouille. War das nicht eine Hupe? Da kommt<br />
auch schon ein Wagen um die Ecke. Wir quetschen uns gegen die<br />
Felswand. Ein zweiter naht, ein dritter. Vier, fünf. Alle mit Hochzeitsschleifen<br />
an den Antennen. Acht, zehn, zwölf. Dann ist der<br />
erste Pkw da. Lachende Hochzeitsgäste, aufmunternde Gesten.<br />
Das wird Millimeterarbeit. Gut, dass die Autos am Abgrund stehen<br />
und nicht wir. Der erste Wagen ist an mir vorbei. Langsam rolle ich<br />
vor. Raatsch! Der Sturzbügel schrammt über die Felswand. Ein<br />
Glück, dass mich der Impuls nicht in den Brautwagen kippen lässt.<br />
In Bourg d’Oisans dampfen wir erst mal aus. Bei einer Tasse<br />
Espresso schauen wir uns um: Nach Norden schrauben sich die<br />
berühmten 21 Kehren nach Alpe d’Huez dem Tour-de-France-<br />
Himmel entgegen. Nach Süden verlässt das Tal eine gewisse D2<strong>19</strong>.<br />
Die hatte ich mir auch auf meiner Karte notiert. Was das Spezielle<br />
daran sein soll? Vergessen. Aber wir werden es ja gleich sehen.<br />
Warnhinweise alle paar Meter: Tonnage-Beschränkung, lange<br />
unbeleuchtete Tunnel, Entwässerungssenken quer über der Fahrbahn,<br />
Halteverbot wegen Steinschlag. Nur langsam schält sich die<br />
Straße aus dem Sommergrün. Die Mittagssonne lötet über dem<br />
weiten Tal der Romanche. An eine senkrechte Klippe gepresst gewinnt<br />
die Straße an Höhe. Dann das erste schwarze Loch im Berg:<br />
Le tunnel de Villard-Notre-Dame. Nach wenigen Metern wird<br />
selbst das Fernlicht verschluckt. So muss es im Innern eines Kugelfisches<br />
aussehen. Steinerne Klauen ragen in die schmale Fahrbahn.<br />
Wo sind eigentlich die beiden Jungs? Im Rückspiegel ist<br />
nichts zu sehen. Eisiges Wasser tropft mir von der Tunneldecke ins<br />
Gesicht. Leide ich an Klaustrophobie? Da, das Ende des Tunnels!<br />
Von meinem Standort oberhalb des Tunnels sehe ich, dass<br />
Thierry und Raoul noch unterhalb des Tunnels stehen. Da ich<br />
nicht erkennen kann, warum sie nicht weiterfahren, rangiere ich<br />
den Bock in drei Zügen herum, um dem Kugelfischtunnel ein<br />
zweites Mal meine Aufwartung zu machen. Kaum hat mich das<br />
schwarze Loch wieder entlassen, muss ich scharf bremsen. Ein R4<br />
aus Abrahams Zeiten kommt mir entgegen, und Abraham sitzt<br />
persönlich am Steuer. Erst jetzt bemerke ich, das die einzige<br />
Absturzsicherung aus einem Mäuerchen besteht, dass gerade<br />
einmal bis auf die Höhe der Steckachse reicht. Und diesmal stehe<br />
ich an der Talseite. Abraham, mach keinen Fehler!<br />
Er macht keinen. Im Gegenteil. Ohne vom Gas zu gehen,<br />
rauscht er an mir vorbei. Ich habe die Augen geschlossen. Als ich<br />
sie wieder öffne, liegt ein unglaubliches alpines Panoramabild vor<br />
mir. Ich rolle zu Thierry und Raoul. „Alles klar bei euch?“ „Ach, nix<br />
Wildes, nur ein kleiner Anflug von Vertigo.“ „Vertigo?“„Höhen-<br />
angst!“ „Ah, das trifft sich!“ Ich muss lachen. „Gerade hatte ich<br />
Platzangst.“ „Aber sag mal: Ist das nicht absolut irre hier?“ „Das<br />
Bes te was ich seit Ewigkeiten gefahren bin!“ „Und was machen wir<br />
jetzt mit der Höhen- und Platzangst?“ „Weiterfahren,“ sagt Thierry.<br />
Siebzig Kilometer später, jenseits des Col du Glandon, halten<br />
wir über dem Maurienne-Tal. Auf nur vier Kilometern sind wir<br />
durch 18 messerscharfe Kehren gezirkelt. Dagegen ist das Stilfser<br />
Joch eine Autobahn. Mördersteil und unfassbar eng ist das alles<br />
hier. Wenn ich zu Hause bin, kauf ich mir ein Topcase.<br />
www.motorradonline.de/unterwegs<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
infos Beim Befahren der französischen<br />
„Dangerous Roads“<br />
helfen Fahrpraxis, Mut und Schwindelfreiheit. Die atemberaubenden<br />
Strecken sorgen für höchste Erlebnisdichte.<br />
ANREISE/JAHRESZEIT: Die<br />
bereiste Region befindet sich in den<br />
Départements Drôme, Isère und<br />
Savoyen am Rand der französischen<br />
Alpen. Die größte Stadt in der Region<br />
ist Grenoble. Von Frankfurt<br />
nach Albertville, dem nördlichen<br />
Punkt der Route, sind es 660 Kilometer,<br />
zum südlichen Einstieg 820 Kilometer.<br />
Auf Frankreichs Autobahnen<br />
fällt Maut an. Zwischen Mai und<br />
Oktober ist die komplette Route<br />
befahrbar. Außerhalb dieses Zeitraums<br />
können die Pässe Glandon<br />
und La Madeleine gesperrt sein.<br />
DIE STRECKE: Zwischen dem<br />
Startpunkt in Die und der Olympiastadt<br />
Albertville liegen 400 zum Teil<br />
anspruchsvolle Kilometer. Einzelne<br />
Streckenabschnitte sind sehr ungewöhnlich<br />
trassiert und vor allem eng.<br />
Daher liegen die Reisedurchschnitte<br />
erheblich unter dem üblichen Landstraßenniveau.<br />
Besonders auf dem<br />
Col du Chaussy erfordern die Serpentinen<br />
sicheres Handling beim Kehrenfahren<br />
im ersten Gang. Trotz der<br />
Streckenführung im Gebirge sind oft<br />
keine oder nur bescheidene Absturzsicherungen<br />
vorhanden. Die zum Teil<br />
mehrere hundert Meter langen Tunnel<br />
sind unbeleuchtet. Informationen<br />
zu den befahrenen Strecken und<br />
weiteren wilden Streckenführungen<br />
BELGIEN<br />
Albertville<br />
Paris<br />
Esserts-Blay<br />
FRANKREICH<br />
!<br />
SCHWEIZ<br />
Feissons-sur-Isère<br />
Albertville<br />
Atlantischer<br />
FRANKREICH<br />
Ozean<br />
Grd. Pic de<br />
Die<br />
la Lauzière<br />
SPANIEN<br />
Mittelmeer<br />
ANDORRA<br />
St.-François<br />
La Chambre<br />
Massif de la Vanoise<br />
St.-Etienne-de-Cuines<br />
Voreppe<br />
St.-Colombandes<br />
Villards<br />
Saint-Egrève<br />
Rovon<br />
Col du Glandon<br />
Le Rivier<br />
Saint-Gervais<br />
Savoie<br />
GRENOBLE<br />
Oz Pic de l´ Étendard<br />
Le Pontde-Claix<br />
Allemond<br />
Livet-et-Gavet<br />
Presles<br />
Villard-Reculas<br />
Vizille<br />
le Taillefer<br />
Saint-Julien-en-<br />
Le-Bourg-<br />
Vercors<br />
Chaîne de<br />
Ornon<br />
d´Oisans<br />
Saint-Jean-<br />
Belledonne<br />
en-Royans<br />
Villard-Notre-Dame<br />
Massif du Vercors<br />
Bouvante<br />
Vassieux-en-<br />
Vercors<br />
Isère<br />
50 km<br />
Col de Rousset<br />
Chamaloc<br />
Hautes-Alpes<br />
Die<br />
Drôme<br />
sind auf www.dangerousroads.org<br />
zusammengestellt worden.<br />
UNTERKUNFT: Ungefähr<br />
auf der Hälfte der Strecke, in Bourg<br />
d’Oisans, haben wir gut im „Hôtel<br />
des Alpes“ (www.hoteldesalpes<br />
oisans.com) übernachtet. Das<br />
Doppelzimmer kostet 60 Euro.<br />
Am Rand des zentralen Platzes in<br />
Bourg d’Oisans liegt das Restaurant<br />
„La Romanche“. Von der einfachen<br />
Pizza bis zu Spezialitäten wie Fondue<br />
und Raclette ist die Auswahl groß.<br />
Von der Terrasse hat man die auf<br />
der anderen Straßenseite geparkten<br />
Bikes im Blick.<br />
AKTIVITÄTEN: Besonders im<br />
Vercors sind Klettersteige, Canyoning<br />
und Höhlenwanderungen angesagte<br />
Aktivitäten. Wer auf zwei<br />
Räder nicht verzichten will, findet<br />
exzellente Mountainbike-Routen.<br />
Auf www.vercors-aventure.com gibt<br />
es eine gute Übersicht. Die Nähe<br />
berühmter Alpenpässe macht eine<br />
Ergänzung der Reiseroute leicht.<br />
Der Col du Galibier und der Col de<br />
l‘Iseran liegen gleich um die Ecke.<br />
KARTEN: Die Michelin-Karte 523<br />
im Maßstab 1:200 000 schafft Klarheit<br />
über alle erforderlichen Routendetails.<br />
Für 8,99 Euro wird sie zum<br />
empfehlenswerten Reisebegleiter.<br />
Reisedauer: Zwei Tage<br />
Gefahrene Strecke: 400 Kilometer<br />
Karte: Mairdumont/Werel<br />
REISE-BOX<br />
Nepal Solidarity Ride<br />
Auf klassischen Enfield Bullets für<br />
einen guten Zweck durch Nepal<br />
Brasilien<br />
Brasilien bietet spektakuläre Landschaften. Zu viele, um<br />
sie mit nur einer Reise alle erleben zu können. Wir befahren<br />
den unbekannten Süden Brasiliens, von den weißen Stränden<br />
des Atlantik bis zu den größten Wasserfällen der Welt, den<br />
Iguaçu-Fällen. Im Herzen Südamerikas liegt wiederum eines<br />
der artenreichsten<br />
Feuchtgebiete der<br />
Erde: Das Pantanal<br />
mit seiner einzigartigen<br />
Flora und Fauna.<br />
Auf zwei Touren, wie<br />
sie unterschiedlicher<br />
nicht sein könnten,<br />
erleben wir so die<br />
Das Pantanal – das artenreichste<br />
Feuchtgebiet der Erde<br />
Nepal, das Hindu-Königreich im Himalaya, steht für über<br />
8000 Meter hohe Bergriesen, geschichtsträchtige alte Städte<br />
mit Basaren und Palästen sowie Dörfer in der einsamen Wildnis.<br />
Bei dem Erdbeben im April wurde vieles davon zerstört, und der<br />
Wiederaufbau läuft auf Hochtouren. Um ausgewählte Projekte<br />
zu unterstützen, wurde ein Spendenprojekt ins Leben gerufen,<br />
um besonders betroffenen Gebieten sinnvoll zu helfen. Unsere<br />
Tour kann ohne größere Beeinträchtigungen durchgeführt<br />
werden. Einen Teil<br />
des gesammelten<br />
Erlöses werden wir<br />
im Rahmen der Reise<br />
persönlich den<br />
ausgewählten Wiederaufbau-Projekten<br />
übergeben. Grandiose<br />
Landschaften erleben<br />
und damit auch<br />
noch Gutes tun, lässt<br />
sich auf dieser Reise<br />
bestens kombinieren.<br />
TERMINE<br />
Magic Nepal 04.10.–18.10.<strong>2015</strong> 2960 Euro<br />
TERMINE<br />
riesigen Dimensionen<br />
Brasiliens hautnah.<br />
Naturparadies Pantanal 24.10.–08.11.<strong>2015</strong> 4590 Euro<br />
Brasiliens Süden 14.11.–28.11.<strong>2015</strong> 3490 Euro<br />
<strong>MOTORRAD</strong> action team, 70162 Stuttgart,<br />
Telefon 0711/182-<strong>19</strong>77, Fax -2017,<br />
E-Mail: info@actionteam.de, Internet: www.actionteam.de<br />
reisen<br />
Foto: Classic Bike India<br />
Foto: Mauricio da Silva<br />
trainings enduro events
Reportage VHS-Schrauberkurse<br />
NUR KEINE<br />
Nicht wenige Motorradfahrer<br />
kapitulieren rasch vor Reparaturen<br />
oder selbst einfachen<br />
Wartungsarbeiten. Da helfen<br />
die Schrauberkurse von<br />
Ralf Petersen, um die eigene<br />
Maschine technisch besser<br />
zu kennen und kein „Freiwild<br />
für die Werkstätten“ zu sein.<br />
Text und Fotos von Thomas Schmieder<br />
ANGST!<br />
Hilfe zur Selbsthilfe – unter diesem<br />
Motto bietet Ralf Petersen bereits<br />
seit <strong>19</strong>94 an den Volkshochschulen<br />
Duisburg und Waltrop verschiedene<br />
Seminare zur Motorradtechnik<br />
an. Sie richten sich besonders an Anfänger<br />
und technisch wenig erfahrene Motorradfahrer.<br />
So wie heute der Inspektionsworkshop:<br />
Ölwechsel, Bremsbelag-Wechsel,<br />
Kontrolle von Zündkerzen und Ventilspiel<br />
usw. Alles an Ralfs eigener Honda NTV 650.<br />
Aus Haftungsgründen darf er in dieser Weiterbildung<br />
keine fremden Motorräder warten.<br />
Trotzdem sollen die maximal zehn Teilnehmer<br />
mit eigenen Maschinen kommen,<br />
um direkt Vergleiche ziehen zu können.<br />
„Am meisten lernt man beim Zuschauen<br />
und selber ausprobieren,“ ist sich Ralf als<br />
ausgebildeter Lehrer sicher. Sein Lernziel für<br />
die zehn heute bis zu 250 Kilometer weit<br />
angereisten Motorradfahrer? „Ihr müsst danach<br />
nicht alles selber können. Aber ihr<br />
sollt euch einfache Arbeiten selber zutrauen<br />
und verstehen, was die Werkstatt macht.<br />
Um sie dadurch besser zu kontrollieren.“ Bei<br />
Inspektionspreisen von 400 bis 1000 Euro,<br />
von denen die Kursteilnehmer in der Kennenlernrunde<br />
berichten, ein hehres Ziel.<br />
Vor der Technik kommt die Theorie. Welche<br />
Literatur man für die Wartung zu Hause<br />
haben muss etwa. Werkstatthand bücher<br />
vom Hersteller („die haben eine eigene Ersatzteilnummer“)<br />
oder Reparaturanleitungen<br />
einschlägiger Verlage zu einzelnen Modellen.<br />
Speziell wenn die Garantie abgelaufen<br />
ist, kann man mit etwas Wissen vieles selber<br />
machen. Ein Tipp: sich vor einer Inspektion<br />
beim Händler den Kilometerstand auf 100<br />
Meter genau zu notieren. „Dann wisst ihr hinterher,<br />
wie lange die Probefahrt war.“<br />
Sichtprüfungen an Bremsbelägen oder<br />
Zündkerzen, das Einstellen des Spiels an<br />
Kupplung und Gaszügen sind keine Hexerei.<br />
Dies zeigt der Praxisteil rasch. „Die Werkstatt<br />
macht es nicht anders“, sagt Ralf, „prüfen<br />
und bloß gegebenenfalls einstellen“. Für<br />
Vielfahrer empfiehlt Ralf 10 000er-Wartungsintervalle<br />
(„die Servicevorgaben vieler Hersteller<br />
stammen aus den 70er-Jahren“) oder<br />
eine Inspektion pro Jahr. Es gibt kleine und<br />
große Inspektionen, je nach Kilometerstand.<br />
Ralf empfiehlt, die große Inspek tion<br />
zu Hause auf zwei Tage zu verteilen.<br />
Dann kann man Arbeiten am warmen<br />
Motor (Ölwechsel, Vergaser einstellen) ohne<br />
Zeitdruck von denen trennen, für die er kalt<br />
sein muss (Ventilspiel einstellen maximal<br />
bis 35 ° Celsius!). Für den Ölwechsel soll der<br />
Motor 80 bis 90 ° Celsius heiß sein. Dann<br />
102 LEBEN<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
fließt das Öl besser und hält Partikel in der<br />
Schwe be, die sich sonst absetzen würden.<br />
Tipp: „Arbeitshandschuhe anziehen und das<br />
Altöl auf Späne hin durchsieben.“<br />
Weiter geht’s Schritt für Schritt durch die<br />
Baugruppen: Ralf zeigt, wie man Schwimmsattelbremsen<br />
demontiert, mit Bremsenreiniger<br />
die Kolben gängig macht und per<br />
Schraubzwinge zurückdrückt, wie Kupferpaste<br />
(„bitte nur auf der Rückseite!“) das<br />
Quietschen von Bremsbelägen unterbindet.<br />
Es folgt ein alle zwei Jahre anstehender<br />
Wechsel der Bremsflüssigkeit. „Wenn<br />
im Hauptbremszylinder die Öffnung zur<br />
Bremsleitung stets mit frischer Bremsflüssigkeit<br />
bedeckt bleibt, kann man unten<br />
schrittweise die alte ablassen, ohne entlüften<br />
zu müssen.“ Eine Arbeitserleichterung<br />
sind selbst entlüftende Stahlbus-Ventile.<br />
Dann gibt es noch den Trick eines Holzklotzes,<br />
der so breit ist wie die Bremsscheibe …<br />
Nur beim abgekühlten Motor darf man<br />
die Zündkerzen rausdrehen. Und kann nun<br />
nach Hochklappen des Tanks und Demontage<br />
des Luftfilters die Ventildeckel runternehmen.<br />
An Hondas 52-Grad-V2 kann Ralf<br />
sehr einfach Ventilspielkontrolle und prinzipielle<br />
-justierung per Stellschrauben demonstrieren.<br />
Ein Exkurs erklärt, warum es<br />
überhaupt Ventilspiels bedarf, und weshalb<br />
die kälteren Einlassventile weniger davon<br />
erfordern als die heißeren Auslassventile.<br />
Das Warmlaufen des Motors nutzt Ralf<br />
zum Vergasersynchronisieren. Sowohl mit<br />
einfacheren klassischen Runduhren als<br />
auch mit den genaueren elektronischen<br />
Messgeräten. Auch hier geht es darum,<br />
Ängste abzubauen. „Das ist eigentlich keine<br />
komplizierte Sache.“ Ölwechsel erst recht<br />
nicht. Wichtig: Filter, O-Ringe aus Gummi<br />
und Kupferdichtringe sollte man auf Vorrat<br />
kaufen: „Günstige Sets gibt’s bei Louis,<br />
Polo oder Hein Gericke.“ Zum Schluss gibt’s<br />
den Kompressionstest als „EKG des Motors“<br />
und eine offene Frage-und-Antwortrunde.<br />
„Nach 21 Jahren ist mein Fazit“, sagt der<br />
Kursleiter, „dass Freude am Schrauben nach<br />
wie vor vorhanden ist, es aber am technischen<br />
Verständnis fehlt und am Vertrauen<br />
Kurs-Infos Wann & wo<br />
Technik, Funktion und Wartung beim Motorrad<br />
begreifen, ermöglicht die VHS Duisburg<br />
bereits seit <strong>19</strong>94. Alle Seminare sind in sich abgeschlossen<br />
und unabhängig von Vorkenntnissen.<br />
Die nächsten Kurse in Duisburg-Rheinhausen<br />
sind: 1.) „Motorrad-Technik leicht gemacht!“ am<br />
26.9.<strong>2015</strong>; 2.) Workshop „Motorrad-Inspektion<br />
leicht gemacht!“ am 27.9.<strong>2015</strong>; 3.) „Motorrad-<br />
Technik: Elektrik“ am 24.10.<strong>2015</strong>, 4.) „ Motorrad-<br />
Technik: Vergaser/Einspritzer“ am 25.10.<strong>2015</strong>;<br />
5.) „Motorrad-Technik in Theorie und Praxis“<br />
am 21. und 22.11.<strong>2015</strong>. Eintägige Seminare kosten<br />
32, der Zweitages-Kurs 59 Euro. Infos: Telefon<br />
0 20 65/9 05 84 75, www.duisburg.de/vhs. Für<br />
Gruppen, Vereine, Betriebe etc. bietet Ralf Petersen<br />
Technikkurse auch nach Absprache an.<br />
Fürs Frühjahr 2016 stehen zudem Schrauberkurse<br />
in Oberhausen mit Übernachtung und<br />
Touren zu Ruhrgebiets-Highlights an. Anfragen<br />
und Infos (Anmeldung zum Newsletter!): Telefon<br />
02 03/7 56 81 90 und www.schrauberkurse.de.ki.<br />
„Frag’ den Experten“: Schrauber-Fuchs Ralf Petersen<br />
beantwortet Technikfragen an diversen<br />
Polo-Shops, verrät kostenlos Tipps und Tricks.<br />
Termine: 4.9.<strong>2015</strong> Köln, 18.9. Jüchen, 25.9. Dortmund,<br />
jeweils ab 16.00 Uhr. Zudem hat Ralf Petersen<br />
ganz aktuell ein Lehrbuch veröffentlicht:<br />
„Motorrad-Technik. Praktisches Basiswissen<br />
leicht verständlich“, Reihe „So wird’s gemacht“,<br />
Delius Klasing Verlag, Bielefeld; <strong>19</strong>,90 €.<br />
„Nur Mut“, sagt Ralf Petersen, „beim Motorrad ist alles<br />
nur gesteckt und geschraubt, beim Kontrollieren kann<br />
man nicht viel verkehrt machen.“ Sein Kurs macht Technik<br />
begreifbar, von Bremsen (l.), Tassenstößeln (r.) und<br />
Vergaser-Synchronisation (r. u.). Der Reifen ist falsch<br />
montiert, der farbige Punkt gehört über das Ventil (u.)<br />
in die eigenen Fähigkeiten.“ Dies sei „logisch,<br />
da es immer mehr Büroberufe gibt<br />
und die Elektronik an den Maschinen undurchschaubar<br />
wirkt, ja entmündigend.“<br />
Zudem lässt nach Ralfs Ansicht die Qualität<br />
der Werkstätten nach. Er demonstriert<br />
es an einem frisch montierten Hinterreifen:<br />
„Ein farbiger Punkt auf der Reifenflanke<br />
zeigt als Auswuchtmarkierung den leichtesten<br />
Punkt des Reifens an.“ Er soll über dem<br />
Ventil stehen, der Stelle, an welcher die<br />
Felge am schwersten ist. Bridgestone und<br />
Dunlop nutzen gelbe Punkte, Heidenau,<br />
Metzeler und Pirelli rote. Doch beim Reifen<br />
eines Teilnehmers fluchten Markierung und<br />
Ventil keineswegs. „Deswegen brauchte der<br />
Monteur hier so viele Auswuchtgewichte.“<br />
Wieder etwas gelernt im klasse Unterricht.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> startet bald eine neue<br />
Serie mit Schrauber-Tipps. Damit niemand<br />
Angst haben muss vor oftmals bloß vermeintlich<br />
komplizierter Technik.<br />
www.schrauberkurse.de.ki<br />
www.motorradonline.de LEBEN 103
Leben Firmenporträt Continental<br />
CONTINENTAL<br />
GLOBAL<br />
Conti?<br />
Macht in Reifen. Aber auch in modernste ABS, in<br />
Zweitakt-Einspritzung und sogar in sprechende Ölflecke –<br />
ein Besuch in der Frankfurter „Chassis & Safety-Division“.<br />
Von Michael Schümann; Fotos: Jacek Bilski, Continental<br />
Ohne Kurven-ABS<br />
Mit Kurven-ABS<br />
Notbremsung in Schräglage: Motorrad kann sich querstellen<br />
(Mitte), richtet sich auf und will geradeaus statt um die Kurve<br />
Gleiche Bremsung, gleiche Schräglage: Das Motorrad verzögert,<br />
weicht aber nicht von der angepeilten Kurvenlinie ab<br />
104 LEBEN<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Schwungvoll rollt die rote BMW auf<br />
die steile Rampe der Teststrecke.<br />
Auf halber Höhe bremst der Fahrer<br />
ab, die Maschine steht. Fast spitzbübisch<br />
grinst Hans-Georg Ihrig zu den Zuschauern<br />
herüber, stellt beide Füße auf den<br />
Boden und nimmt ganz locker die Hände<br />
vom Lenker, hält sie demonstrativ in die<br />
Höhe. Eigentlich müsste die 228 Kilogramm<br />
schwere S 1000 XR unter dem Continental-<br />
Fahrzeugtester jetzt unkontrolliert zurückrollen<br />
und umfallen. Tut sie aber nicht. Sie<br />
steht auf der Schräge wie festgeschweißt.<br />
Wir haben soeben die Vorführung einer<br />
„erweiterten Regelfunktion“ des neuesten<br />
Conti-ABS erlebt: MHG, was im unvermeidlichen<br />
Industrie-Denglisch für „Motorrad<br />
Hold & Go“ steht, vom Auto und aus den<br />
BMW-K-1600-Modellen her auch als „Rückrollsperre“<br />
oder „Berganfahrhilfe“ bekannt.<br />
Wer als Motorradfahrer „Continental“<br />
hört, denkt zunächst mal an Reifen. Schließlich<br />
hat der Konzern 1871 als „Caoutchouc-<br />
Compagnie“ in Hannover angefangen. „Das<br />
ist auch bis heute unser Kernsegment“, bestätigt<br />
Sascha Till als Product Manager Motorcycle<br />
Tyres. Soeben erst hat Conti den<br />
TKC 70 als straßentauglichere Ergänzung<br />
zum beinahe schon legendären Grobstoller<br />
TKC 80 vorgestellt, deckt überhaupt die<br />
ganze Bandbreite von möglichen Zweirad-<br />
Gummis ab – vom Roller bis zum Supersportler.<br />
„Im Reifenbereich läuft der Technologie-Transfer<br />
durchaus auch mal vom Motorrad<br />
zum Auto“, ergänzt Reifen-Spezialist<br />
Till. Als Beispiel nennt Till die „Black Chili<br />
Compound“-Mischung, die von Conti-Technikern<br />
eigens für den Zweiradbereich entwickelt<br />
wurde, jetzt aber auch in manchen<br />
Autoreifen Verwendung findet. Normalerweise<br />
geht der Weg der technischen Entwicklung<br />
aber andersherum: vom Auto<br />
zum Motorrad. Neben dem ABS und seiner<br />
stetigen Weiterentwicklung sei da etwa das<br />
adaptive Kurvenlicht ein schönes Beispiel.<br />
„Grundsätzlich kann man sagen, dass solche<br />
Techniken zunächst fürs Auto entwickelt<br />
und dann nach Bedarf aufs Motorrad<br />
übertragen werden. Beim adaptiven Kurvenlicht<br />
war das klar so, wobei die Hardware,<br />
also die Scheinwerfer und Lampen,<br />
nicht von uns, sondern von anderen Herstellern<br />
stammen“, erklärt Lothar Kienle, bei<br />
Continental Entwicklungschef des Bereichs<br />
Motorrad-ABS.<br />
Wie viele der 4000 Mitarbeiter in Contis<br />
Technik-Standort „Chassis and Safety“ in<br />
Frankfurt sind denn mit dem Thema Motorrad<br />
beschäftigt? Tja, das könne man eben<br />
wegen dieser Überschneidungen so nicht<br />
sagen. „Beide Fahrzeugbereiche, also Auto<br />
und Motorrad, sind eng verwoben. Wir haben<br />
hier auch durchaus personelle Wechsel<br />
zwischen den Bereichen, und das ist gewollt“,<br />
sagt ABS-Entwickler Kienle, der selbst<br />
auch aus dem Autobereich zum Motorrad<br />
Gefahrlos voll in die Bremse trotz Schräglage?<br />
Eine spezielle Software macht’s<br />
beim aktuellen Continental-ABS möglich<br />
Messelektronik: Auf der Frankfurter<br />
Conti-Test strecke werden Werte erfasst<br />
und Parameter sofort angepasst<br />
Interview Alessandro Cataldi, Business Development Manager Synerject<br />
? 2016<br />
kommt die neue<br />
Abgasnorm Euro4<br />
für Motorräder.<br />
Welche Veränderungen<br />
sind<br />
dadurch zu erwarten?<br />
! Da muss<br />
man unterscheiden zwischen Zwei- und<br />
Viertaktern. Was die Viertakter angeht,<br />
sind unsere Entwicklungen längst auf<br />
dem Stand von Euro4. Die einzige Veränderung,<br />
die ein Endkunde (gemeint<br />
ist der Käufer einer Neumaschine ab 2016,<br />
Red.) tatsächlich bemerken wird, ist das<br />
dann vorgeschriebene Kontrolllämpchen<br />
der Onbord-Diagnose OBD. Wir<br />
arbeiten längst an der Erfüllung der<br />
Euro5-Norm, die 2020 kommen wird.<br />
? Wie sieht es aber aus für die doch nicht<br />
ganz wenigen Zweitakter, etwa im Offroad-Sport?<br />
Was bedeutet Euro4 für künftige Zweitakt-Crosser<br />
„Zweitakter sterben ohne Einspritzung“<br />
oder -Enduros? Wird es da ab 2016 überhaupt<br />
noch neue Zweitakter geben?<br />
! Gehen wir erst einmal ein wenig<br />
zurück. Bisher haben die Zulieferer und<br />
Fahrzeughersteller noch immer Möglichkeiten<br />
gefunden, den Vergaser-Zweitakter<br />
die Abgasbestimmungen einhalten<br />
zu lassen. Mit Euro4 wird das ohne<br />
Leistungseinbußen – und die hohe spezifische<br />
Leistung ist ja gerade der Vorteil<br />
des Zweitakters – nicht mehr gehen. So<br />
viel ist klar: Ohne Einspritzung wird der<br />
Zweitakter sterben. Aber Continental<br />
bietet hier viele verschiedene Lösungen.<br />
Wir sind Weltmarktführer im Bereich der<br />
Zweitakt-Einspritzung, und Euro4 stellt<br />
für uns kein Problem dar. Unsere Systeme<br />
halten die Grenzwerte ein, auch<br />
ohne Leistungseinbußen.<br />
? Werden Zweitakt-Einspritzer teurer<br />
als Vergaser-Modelle?<br />
! Na ja, die Frage müsste man den<br />
Herstellern direkt stellen. Aber ich<br />
denke, dass der Aufwand vergleichbar<br />
ist mit der letzten Generation elektronischer<br />
Vergaser. Die wurden ja auch<br />
notwendig, um Grenzwerte einzuhalten<br />
– und haben Motorräder natürlich auch<br />
teurer gemacht. Andererseits werden<br />
wir bei der Zweitakt-Einspritzung<br />
Komponenten nutzen können, die<br />
auch beim Viertakter eingesetzt werden.<br />
Das macht die Herstellung dann<br />
wieder günstiger. Außerdem wird der<br />
Verbrauch mit der Einspritzung sinken,<br />
und das Anspringverhalten wird sich<br />
verbessern.<br />
? Was wird die Euro5-Norm ab 2020 für<br />
den Zweitakter bedeuten?<br />
! Das wissen wir auch noch nicht.<br />
Für Viertakter ist sie wie gesagt kein<br />
Problem. Beim Zweitakter warten wir<br />
noch darauf, dass die Grenzwerte festgelegt<br />
werden. Unterm Strich sind wir<br />
aber zuversichtlich, dass wir auch diese<br />
Hürde meistern werden.<br />
www.motorradonline.de LEBEN 105
Firmenporträt Continental<br />
gewechselt ist, aber privat immer schon<br />
Motorradfahrer war.<br />
Zu den wichtigsten Neuerungen in<br />
Kienles Bereich zählt das Kurven-ABS, das<br />
bei Conti oCB (Optimized Curve Braking)<br />
heißt und als Sonderausstattung „ABS-Pro“<br />
für einige neue BMWs angeboten wird. Voraussetzung<br />
für das optimierte, möglichst<br />
gefahrlose Kurven-Bremsen sind Schräglagensensor<br />
und moderne Can-Bus-Elektronik.<br />
Ist beides an Bord, ist das Kurven-ABS<br />
im Prinzip als Software-Update nachrüstbar.<br />
Ebenfalls Software, aber noch Zukunftsmusik,<br />
ist der „e-Horizon“, den mehrere<br />
Conti-Teams aktuell entwickeln. Dieser<br />
„elektronische Horizont“ kennt exakte Kar-<br />
Geballter Conti-Input für <strong>MOTORRAD</strong> (v. r.): Motorrad-Welt-Vertriebschefin Bettina Lehmann,<br />
Einspritz-Experte Alessandro Cataldi, ABS-Entwicklungschef Lothar Kienle, Product<br />
Manager Reifen Sascha Till, Tester Hans-Georg Ihrig, Pressefrau Miriam Baum (vorn)<br />
Interview Dr. Bettina Lehmann, Conti Key Account Executive Motorrad<br />
? Wagen<br />
Sie mal einen Blick<br />
in die Zukunft: Wo<br />
sehen Sie Möglichkeiten,<br />
Motorradtechnik<br />
und auch<br />
die Sicherheitstechnik<br />
weiter zu<br />
verbessen?<br />
! Wenn wir mal nur über Premium-<br />
Motorräder und nicht über den globalen<br />
Massenmarkt sprechen, dann konzentrieren<br />
sich die Anforderungen auf drei<br />
Bereiche: Sicherheit in Form eines bestmöglichen<br />
Bremssystems und optimaler<br />
Reifen, aber auch Komfort und Information.<br />
Und zum Teil sind diese Bereiche<br />
ganz eng verknüpft. Zum Beispiel über<br />
e-Horizon, ein System, das dem Motorrad<br />
und dem Fahrer Informationen<br />
über die vorausliegende Strecke liefert,<br />
die wiederum auch der Fahrsicherheit<br />
dienen. Hier stellt sich die Frage, wie wir<br />
es dem Fahrer ermöglichen können, in<br />
die Zukunft zu schauen. Das wird sehr,<br />
sehr spannend. Techniken, an denen wir<br />
heute bereits arbeiten, werden helfen,<br />
Unfälle, etwa durch einen Ölfleck auf der<br />
Straße voraus, zu vermeiden, auch wenn<br />
er nicht im Sichtfeld ist.<br />
„Wie ein guter Kopilot bei einer Rallye“<br />
? Wie soll ein Ölfleck mir als sich näherndem<br />
Fahrer denn bitte signalisieren: „Pass auf,<br />
sonst rutschst du in 100 Metern auf mir weg!“?<br />
! Der Ölfleck kann das nicht, aber<br />
andere Fahrzeuge können das. Dasselbe<br />
gilt beispielsweise für einen gerade<br />
eingetretenen Unfall oder eine Gewitterzelle.<br />
Wir werden bald die Möglichkeit<br />
haben, über e-Horizon ein Fahrzeug<br />
als Sensor zu benutzen und wichtige<br />
Informationen an andere Fahrzeuge<br />
weiterzureichen.<br />
? Basiert das auf der sogenannten Car-to-<br />
Car-Technologie?<br />
! Ja, stimmt. Genauer gesagt handelt<br />
es sich dann um Car-to-Server-to-Bike-<br />
Kommunikation. Aber die Technik informiert<br />
nicht nur die folgenden Fahrzeuge<br />
über das, was gerade passiert. Der<br />
e-Horizon nutzt hochgenaue digitale<br />
Kartendaten und informiert etwa auch<br />
den Fahrer, wenn er die Kurve nicht richtig<br />
anfährt und diese sich zuzieht, so wie<br />
ein guter Kopilot bei einer Rallye. Das<br />
könnte für Motorradfahrer ja durchaus<br />
ein Thema sein.<br />
? Also ein weiteres Assistenzsystem. Was ist<br />
noch denkbar?<br />
! Das Motorrad als drahtloser Stromlieferant.<br />
Die Geräte, die wir so mit uns<br />
rumschleppen, die werden zwar immer<br />
kompakter und vielseitiger, brauchen<br />
aber auch immer mehr Strom.<br />
? Das heißt, mein Handy wird in der Tasche<br />
geladen, sobald ich auf dem Motorrad sitze?<br />
! Das kommt auf die Tasche an. Mit<br />
„Wireless Power Charging“-Technik, die<br />
wir heute schon im Auto haben, könnte<br />
man problemlos ein Handy im Tankrucksack<br />
laden, wenn der Rucksack diese<br />
Technik bietet. Die zum Laden nötige<br />
Kontaktfläche wäre ganz einfach ins<br />
Motorrad zu integrieren. Das wäre etwa<br />
der Punkt Komfort.<br />
? Bleibt der Punkt Information.<br />
! Richtig. Da ist die Frage, wie tauschen<br />
wir Informationen mit Freunden<br />
unterwegs? Wie kriegen wir News?<br />
? Doch nicht „Social Media“ am Motorrad?<br />
! Doch. Vielleicht ist das aus deutscher<br />
Sicht, die wir gern sportlich fahren,<br />
kein Thema. Aber in anderen Ländern<br />
durchaus. Da wird etwa gern in Gruppen<br />
gefahren, und die wollen vernetzt sein.<br />
Oder Adaptive Cruise Control …<br />
? … die dann automatisch mein Tempo<br />
dem von Erich anpasst, der vorneweg fährt?<br />
! Ganz genau.<br />
? Arbeitet Continental etwa auch schon am<br />
selbstfahrenden Motorrad?<br />
! Das tun wir heute tatsächlich noch<br />
nicht. Aber wenn das selbstfahrende<br />
Auto Realität wird, dann ist auch das<br />
Thema selbstfahrendes Motorrad so<br />
aktuell, dass wir uns das ein paar Jahre<br />
später vorstellen können.<br />
? Ich will aber auch künftig selber fahren!<br />
! Aber wir wollen, dass das Motorrad<br />
etwa in einer kritischen Situation<br />
eingreift. Heute fahren viele Menschen<br />
Motorräder, die stärker sind als ihre<br />
Fähigkeiten. Anders als beim Auto muss<br />
beim Motorrad vor einer automatisierten<br />
Notbremsung der Fahrer informiert<br />
werden, sonst geht er möglicherweise<br />
über den Lenker. Diese Information<br />
könnte über die Griffe kommen, damit<br />
der Fahrer in eine aktive Körperspannung<br />
kommt. Da ist vieles vorstellbar.<br />
106 LEBEN<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Spiegel mit Totwinkelassistent-Symbol (BSD)<br />
Kontaktlose Schnellladung**<br />
Kraftstoffpumpe<br />
Kraftstoffschläuche/Entlüftungsschläuche<br />
Fahrzeug Steuereinheit<br />
Sensorbox<br />
Funkgesteuertes Sicherheitsmodul**<br />
Rückwärtsgerichteter<br />
Kurzstreckenradar<br />
(Totwinkelassistent)<br />
Fahrzeug Steuereinheit<br />
Connectivity Box<br />
Sauerstoffsensor<br />
Temperatur- und Ansaugluft-Drucksensor<br />
Schlüsselloses Start- und Zugangssystem**<br />
Kombiinstrument<br />
Audiosystem/Infotainment<br />
mit integriertem Navigationssystem<br />
Sensor zur Unfallerkennung<br />
Stereo-Multifunktions-Kamera<br />
(Verkehrszeichenerkennung,<br />
Kollisionswarnung, Fernlichtassistent)<br />
Lichtmanagement Einheit**<br />
Kollisionswarnradar<br />
Wegfahrsperre<br />
ABS MK 100® MAB*/MK 100® MIB*<br />
Kühlwasserschläuche<br />
Raddrehzahlsensor<br />
Raddrehzahlsensor<br />
METALIT® Katalysatorträger<br />
Hochleistungszahnriemen<br />
aus Kautschuk und Kunststoff<br />
TKC 70<br />
Motortemperatursensor<br />
Einspritzventil<br />
Leerlaufsteller<br />
Elektronische Drosselklappen<br />
Kraftstoffverteilerleiste<br />
Motorsteuerungssystem<br />
Boxermotor mit Riemenantrieb? Nein, kein Modell der Zukunft, sondern Schaubild für sämtliche Motorrad-Features,<br />
die verschiedenste Bereiche der Continental AG für jede Art motorisierter Zweiräder entwickeln bzw. liefern können<br />
* entweder oder<br />
** in Entwicklung<br />
ten- und Topografie-Daten und verbindet<br />
sie mit Infos, die von anderen Fahrzeugen<br />
übertragen werden. Wie eine solche Vernetzung<br />
etwa auch das Motorradfahren in Zukunft<br />
sicherer machen kann, erklärt Contis<br />
„Motorrad-Key-Account-Executive“ Bettina<br />
Lehmann im Interview links.<br />
Doch Conti hat nicht nur die Zukunft<br />
der Hightech-Bikes im Blick. Lohnend ist<br />
auch das andere Ende der Skala: die Millionen<br />
von Klein-Motorrädern. Aktuell liege<br />
die Zahl kleiner Bikes mit ABS weltweit<br />
noch unter einem Prozent. Sicher ist aber:<br />
Sie wird wachsen. Das will Conti auch.<br />
Zurück zur anfangs mit der S 1000 XR<br />
gezeigten Conti-Berganfahrhilfe. Außer bei<br />
BMW K 1600 und R 1200 RT gibt es sie noch<br />
nirgends – kommt die denn nun bei vielen<br />
Modellen? „Da müssen Sie deren Hersteller<br />
fragen.“ Dass Conti sie auch in anderen Maschinen<br />
testet, haben wir gesehen.<br />
Das ABS und was es sonst noch alles kann<br />
Kernkompetenz: Blockieren verhindern<br />
Traktionskontrolle: kein Durchdrehen<br />
RLP-Funktion: Überschlag vermeiden<br />
Gelände-ABS: erlaubt gewollte Rutscher<br />
Berganfahrhilfe: verhindert Zurückrollen<br />
oCB: optimiertes Kurvenbremsen<br />
www.motorradonline.de LEBEN 107
BAUM<br />
DER SCHANDE<br />
Reportage Tail of the Dragon<br />
108 LEBEN
Auf dem Highway ist die Hölle<br />
los: Der Tail of the Dragon,<br />
der Schwanz des Drachen, ist<br />
die wohl berühmteste Motorradstraße<br />
im Osten der USA.<br />
So manche übermotivierte<br />
oder wenig erfahrene Fahrer<br />
kommen hier zu Fall. Und<br />
verewigen ihre Sturzteile noch<br />
gleich an Ort und Stelle, am<br />
„Tree of Shame“.<br />
Von Thomas Schmieder<br />
Fotos: Kevin Wing, Schmieder (1)<br />
Schon der Name klingt rauchig, geht<br />
runter wie Öl: die Great Smoky<br />
Mountains. Sie sind eine Bergkette<br />
der südlichen Appalachen, einst<br />
das Land der Cherokee-Indianer. Weite, runde<br />
Bergkuppen und viele Wasserfälle sind<br />
für die US-Südstaaten eher untypisch, erinnern<br />
fast an den Schwarzwald. Bis auf über<br />
2000 Meter Meereshöhe ragen die höchsten<br />
Gipfel dieses Mittelgebirges auf. Die<br />
zugehörigen Kurven hier ziehen Motorradfahrer<br />
magisch an, wie Motten dem Licht<br />
folgen sie dem verlockend gewundenen<br />
Asphalt von Tennessee nach North Carolina.<br />
Eine Straße hier wirkt ganz besonders<br />
euphorisierend: der Highway No. 129, besser<br />
bekannt als Tail of the Dragon, der<br />
Schwanz des Drachen. Der Name passt, so<br />
viele Kurven und Kehren, so viele Biegungen<br />
und Schräglagen hat der Drachenschwanz.<br />
Er folgt einem alten Indianer-Trail<br />
und hat 318 Kurven. Macht also 318-mal<br />
abklappen und wieder aufrichten auf ganzen<br />
elf Meilen, rund 17,7 Kilometern. Viel<br />
Fahrspaß also. Egal, ob cooler Harley-Eigner<br />
oder puristischer Naked Biked-Fahrer, umsichtiger<br />
Zweirad-Tourist oder heißsporniger<br />
Supersport-Pilot: Sie kommen in Scharen<br />
auf die Asphalt-Achterbahn. Nicht zu<br />
vergessen Schwadronen von Gold Wing-<br />
Gleitern und völlig überkandidelten Trikes.<br />
Straßentechnisch gibt es meist gut fahrbare,<br />
oft überhöhte Kurven. Doch manche<br />
Kehre ist ganz schön tricky, macht unvermittelt<br />
weiter zu als gedacht. Wem es da an<br />
Routine oder Schräglagenfreiheit seiner<br />
Maschine mangelt, womöglich gar an beidem,<br />
landet unsanft in der Botanik. Durchaus<br />
wörtlich zu nehmen, denn die längsten<br />
Abschnitte führen durch schöne Wälder, die<br />
mit blendenden Licht- und Schattenspielen<br />
hohe Anforderungen ans Sehvermögen<br />
und den sechsten Sinn stellen. Martialisch<br />
drohend steht die Highway Patrol in hochgerüsteten<br />
Radar-Streifenwagen an vielen<br />
Ecken – sonnenbebrillte Sheriffs, die Law<br />
and Order, Recht und Gesetz, durchsetzen.<br />
Das heißt: rigide Tempolimits, mitunter<br />
bloß 35 Meilen pro Stunde (56 km/h), und<br />
haufenweise Überholverbote, signalisiert<br />
durch doppelt durchgezogene Linien.<br />
Überholen auf kurzen Zwischengeraden?<br />
Schwierig. Hier fahren auch fette US-Trucks,<br />
wild gewordene Sportwagenfahrer und<br />
ängstliche Rentner in vergleichsweise kleinen<br />
Autos. Das volle Programm eben. Kein<br />
Wunder, dass hier an sonnigen Sommer-<br />
Wochenenden das Durchschnittstempo<br />
fast auf Fahrrad-Niveau sinkt. Die Kontrollen<br />
sind hart, die Fahrvermögen der Vorausfahrenden<br />
mitunter quälend. Trotzdem (oder<br />
gerade deswegen?) muss es immer wieder<br />
mal unbedarfte Momente gegeben haben,<br />
in denen offenbar jemand zu stark aufgedreht<br />
und dann die Kontrolle verloren hat.<br />
Davon künden haufenweise Devotionalien<br />
am Tree of Shame, am Baum der Schande,<br />
beim „Deals Gap Motorcycle Resort“ (www.<br />
dealsgap.com), dem angesagtesten Motorradtreff<br />
im Umkreis von 500 Meilen. Er liegt<br />
kurz vor der Grenze zwischen den zwei<br />
Bundesstaaten, noch in North Carolina. Wie<br />
überreife Früchte hängen hier haufenweise<br />
Sturzteile vom leuchtend grünen Baum der<br />
Fahrerkenntnis herab: Sturzteile und Fahrerausstattungen<br />
mit heftigen Kampfspuren<br />
nach missglückten Fahrmanövern: Helme<br />
und Visiere, Verkleidungsseitenteile und<br />
Scheiben, Spiegel und Kupplungsdeckel,<br />
Lenkerhälften und Tanks, Felgen und Auspuffe.<br />
Alles gebrochen, entzwei, mit tiefen<br />
Kratzern, Dellen oder Riefen. Daher hat<br />
mancher Zu-Boden-Gegangene gleich mal<br />
Krücken oder Kinder-Dreiräder drapiert …<br />
So viel Kreativität beim Behängen kennen<br />
die meisten deutschen Weihnachtsbäume<br />
nicht. Aber in den USA gilt natürlich<br />
„Safety first“ – große leuchtend gelbe Hinweistafeln<br />
warnen davor, von „herunterfallenden<br />
Motorradteilen getroffen zu werden“.<br />
Also Abstand halten oder bloß „at own<br />
risk“, auf eigenes Risiko, nähertreten. Um<br />
dann Warnhinweise zu lesen, wie den eines<br />
glücklosen GSX-R-Piloten: „Versuche niemals,<br />
der Repsol-Honda zu folgen!“<br />
Nebenan, im gut besuchten Motorradtreff,<br />
geht es locker zu. Wände und Decken<br />
hängen voll von T-Shirts, signiert von Fahrern<br />
und Fahrerinnen aus der ganzen Welt.<br />
Wer wieder heil zu Hause angekommen ist,<br />
kann sich im Internet überzeugen, ob der<br />
Vor-Ort-Action-Fotograf „Killboy“ (www.<br />
killboy.com) einen beim Bezwingen des<br />
Drachenschwanzes gut getroffen hat: Die<br />
Fotos stehen alle online, man kann sie sich<br />
gegen Gebühr in guter Qualität runterladen.<br />
Vielleicht wäre ja ein Baum der Schande<br />
auch in Deutschland eine gute Idee? Diese<br />
Art speziellen Recyclings, von Schrott zu<br />
Kunst, von Wegwerf-Motorrad-Artikel zur<br />
Live-Performance könnte für manchen<br />
deutschen Motorradtreff an kurvenreichen<br />
Strecken eine gute Idee sein.<br />
Schließlich kennen alle Religionen etwas<br />
Vergleichbares: Opfer bringen, um Gott<br />
oder Götter milde zu stimmen. Um Fruchtbarkeit<br />
und ergiebige Ernten zu erbitten,<br />
Beistand in Kriegszeiten und Regen bei Dürre.<br />
Warum dann nicht heutzutage um besser<br />
haftende Reifen oder routiniertere Fahrkünste?<br />
„Jeder Sturz ist eine Schande“, sagte<br />
„Klacks“ Ernst Leverkus einst als die moralisch-journalistische<br />
Instanz unter Deutschlands<br />
Motorradfahrern. Damit entspräche<br />
ein „Baum der Schande“ an einem deutschen<br />
Motorradtreff doch dem einfachen<br />
Prinzip der Beichte: „Ich habe gesündigt,<br />
aber jetzt leiste ich Abbitte.“ Und schon ist<br />
doch alles wieder gut, nicht wahr?<br />
www.tailofthedragon.com<br />
Am Tree of Shame gibt es haufenweise handsignierte<br />
Sturzteile und Warnhinweise – bereits seit<br />
den 80er-Jahren. Mit Augenzwinkern: Bunt und<br />
skurril geht’s zu beim Motorradtreff „Deals Gap“
AUF TEE<br />
UND KURVEN<br />
Wir suchten ein Clubmitglied für einen Freistart beim Triumph Street Triple Cup. Jens Assauer<br />
aus Dortmund (Bild rechts) wurde erwählt und zum Wettstreit nach Oschersleben geschickt.<br />
Mit ritterlichem Mut warf er sich in den Kampf. Und stürzte. Lest nun, was Jens selbst kundtut.<br />
Von Jens Assauer; Fotos: Björn Gramm, trackriders.eu<br />
Ich bin schon seit Jahren Teetrinker – gute<br />
Voraussetzungen für eine Audienz bei<br />
einer royalen Veranstaltung. Umso schöner,<br />
dass tatsächlich die Einladung zu<br />
einer wahrhaft königlichen „T-Time“ hereinflatterte:<br />
VIP-Startplatz beim T-Cup in der<br />
Magdeburger Börde! Beim Eintreffen des<br />
Pöbels in Form meiner Wenigkeit wurde<br />
ich sehr freundlich von der königlichen<br />
<strong>MOTORRAD</strong> action team-Crew empfangen,<br />
und meine Leihausrüstung, eine renntaugliche<br />
Triumph Street Triple R, wurde mir<br />
präsentiert. Hernach lernte ich die anderen<br />
Teetrinker kennen, die jedes Jahr versuchen,<br />
dem herrschenden König die Krone<br />
zu entreißen. Anzumerken sei, dass es<br />
sich bei diesem Event nicht um ein Kaffeekränzchen<br />
mit der Queen handelt, sondern<br />
um knallharten Motorrad-Rennsport im<br />
Rahmen des Triumph Street Triple Cups.<br />
Mein Gefährt und ich wurden in der ersten<br />
Trainingssession schnell Freunde, denn<br />
die Triumph behielt immer ihre Contenance.<br />
Egal, wie schlecht ich die Linie getroffen<br />
hatte. Kleinste Lenkimpulse wurden<br />
sofort umgesetzt, und die Gute fuhr wie auf<br />
Schienen. Nach dem Turn war die Freude<br />
groß, nicht nur wegen der Mordsgaudi,<br />
sondern auch, weil ich nicht Letzter wurde<br />
und es noch viel Luft nach oben gab.<br />
Erstes Qualifying. Wie nervöse Rennpferde<br />
warteten alle auf die grüne Boxenampel.<br />
Und dann ging es los in die<br />
Aufwärmrunde. Nachdem ich aus der Sachsen-Anhalt-Kurve<br />
gut herauskam und<br />
genug Schwung auf die Start-Ziel-Gerade<br />
mitgenommen hatte, lief die Stoppuhr. Ich<br />
hab die Triple schön in die Hotelkurve laufen<br />
lassen, war jedoch am Ausgang viel zu<br />
spät am Gas, wodurch sich ein gegnerischer<br />
Ritter an mir vorbeidrücken konnte. Ich<br />
blieb am Edelmann dran, um mir seine<br />
Linie abzuschauen.<br />
Doch dann ein sehr dummer Fehler,<br />
der nicht ohne Folgen bleiben sollte: Durch<br />
das frühe Gasanlegen wurde ich weit nach<br />
außen getragen, landete auf den Curbs,<br />
deren Breite nicht ausreichte, und die abfallende<br />
Kante zwischen Curbs und dem<br />
Asphaltstreifen dahinter hatte ich nicht<br />
wahrgenommen. Beim Überfahren besagter<br />
Kante war ich noch in leichter Schräglage,<br />
wodurch mir das Vorderrad einklappte<br />
und ich verzweifelt versucht habe, mit dem<br />
linken Knie die Fuhre wieder aufzustellen.<br />
Was mir leider nicht gelang. Sturz.<br />
Der Weg ins Fahrerlager war kein leichter,<br />
schließlich habe ich dieses wunderbare<br />
Motorrad zerstört und musste mit einer<br />
Enthauptung auf einem hölzernen Richt-<br />
block rechnen. Diese würde wenigstens<br />
in aufrecht kniender Haltung vonstattengehen,<br />
im Gegensatz zu meiner wahrlich<br />
nicht gerade adligen Körperhaltung beim<br />
Abflug. Es kam jedoch anders, und die Turnierfreunde<br />
vom <strong>MOTORRAD</strong> action team<br />
ließen Gnade walten, ja, bedauerten sogar<br />
mein frühes Ausscheiden beim Wettkampf.<br />
Abschließend: Danke, dass ich einen<br />
kleinen Einblick in diesen tollen Cup mit<br />
seinen tollkühnen und verdammt schnellen<br />
Mitstreitern bekommen durfte. Trotz des<br />
Malheurs hat mir die Veranstaltung sehr viel<br />
Spaß bereitet. God save the T–Cup!<br />
HELDEN- Infos<br />
Das lohnt sich: Entdeckt immer wieder<br />
neue Möglichkeiten rund um<br />
den Club ausweis. Alle I nfos über die<br />
vielen Vorteile und aktuelle preisreduzierte<br />
Produkte, Gewinnspiele,<br />
den Zugang, die Aktivitäten, das<br />
exklusive Wissen und den Mitgliederbereich<br />
findet ihr auf<br />
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110 LEBEN <strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
www.mountainbike-magazin.de/probieren
R A T G E B E R<br />
Kurztest: Action-Kameras<br />
KLEINE KRAFTPROTZE<br />
GANZ GROSS<br />
Wer bisher knackige Bewegtbild-Aufnahmen<br />
von seinem letzten Motorradtrip mitbringen<br />
wollte, kam um den Marktführer GoPro<br />
nicht herum. Jetzt drängen gleich drei Hersteller mit zum Teil sehr<br />
günstigen Konkurrenzmodellen auf den Markt. Die kleinen Action-<br />
Kameras bieten Lage- und Beschleunigungssensoren, 4K-Auflösung<br />
und Ultra HD Voice Recording – ein zu großes Versprechen?<br />
Von Jasmin Krause; Fotos: mps-Fotostudio<br />
Jetzt einschalten:<br />
www.motorradonline.de/youtube<br />
Beispielfilme zum Test unter<br />
www.motorradonline.de/<br />
actioncamtest<strong>2015</strong><br />
oder einfach QR-<br />
Code scannen<br />
GARMIN VIRB XE<br />
ANBIETER: Garmin Deutschland,<br />
Tel. 0 89/8 58 36 40, www.garmin.de<br />
PREIS: 399,00 Euro<br />
KAMERA: 12 Megapixel<br />
AUFLÖSUNG: 1440p: bis zu 30fps,<br />
1080p: bis zu 60fps, 960p: bis zu 100fps,<br />
720p: bis zu 120fps, 480p: bis zu 240fps<br />
GEWICHT: 151,7 g<br />
AKKULAUFZEIT: 2 Stunden<br />
LIEFERUMFANG: Kamera, Akku,<br />
Ladekabel, flache und gebogene Befestigungsplatte,<br />
langes und kurzes Verlängerungsstück,<br />
zwei lange und eine kurze<br />
Befestigungsschraube, langer und kurzer Verlängerungswinkel, Schraubenschlüssel,<br />
Anleitung<br />
SENA SCA-M01 PRISM<br />
ANBIETER: Sena Technologies,<br />
Tel. 00 33/1/60 53 55 60 (Frankreich),<br />
www.sena.com<br />
PREIS: 399,90 Euro<br />
KAMERA: 3.5 Megapixel CMOS<br />
AUFLÖSUNG: 1080p: 30fps, 720p:<br />
30/60fps, 480p: bis zu 120fps<br />
GEWICHT: 125 g<br />
AKKULAUFZEIT: 2 Stunden<br />
LIEFERUMFANG: Kamera,<br />
wasserdichtes Gehäuse, separater<br />
Li-Ionen-Akku, USB-Datenkabel, Lenkerhalterung, 2 Saugnäpfe, zwei<br />
Verlängerungswinkel, 3 Befestigungsplatten, Klebepads<br />
VPLUS<br />
Bild wirkt gestochen scharf, keine Farbabrisse am Bildrand; offenes Mikrofon<br />
für besonders klaren Ton – sogar unter Wasser; GPS-, Lage- und<br />
Beschleunigungssensoren zeichnen permanent (sog. G-Metrix-) Daten<br />
auf, per Funk können außerdem weitere Sensoren verbunden werden;<br />
kostenlose Schnittsoftware VIRB Edit; ohne zusätzliches Gehäuse wasserdicht<br />
bis zu 50 m Wassertiefe; gyroskopischer Bildstabilisator<br />
WMINUS<br />
Keine 4K-Auflösung; sehr teuer; kaum Zubehörteile im Basispaket,<br />
müssen extra gekauft werden; hohes Gewicht<br />
XFAZIT<br />
Neben einem knackig scharfen Bild und klarem Sound überzeugt<br />
die Garmin Virb XE mit ihrer hochwertigen Verarbeitung. Die G-<br />
Metrix-Daten (u. a. Positionsdaten) lassen sich grafisch ins Video<br />
einbinden. In diesem Kompaktvergleich ein Sieg auf ganzer Linie.<br />
Urteil: sehr gut<br />
VPLUS<br />
Kleines, handliches Kameraformat; einzigartiges Schnellverschluss-<br />
System („Quick Release Mount“); sehr umfangreiches Basispaket; vielseitige<br />
Tonaufnahme-Optionen über eingebautes Mikrofon, Bluetooth-Headset<br />
oder externes Bluetooth-Mikrofon; unterstützt Ultra<br />
HD Voice Recording; verschiedene Fotomodi wie Einzelaufnahme, Zeitraffer<br />
und Burst; wasserdichtes Gehäuse bis zu 40 m Wassertiefe<br />
WMINUS<br />
Kleine Farbabrisse am Bildrand; teilweise übersteuerte Tonspur;<br />
schlechtes Handling der Kamera, kein Schutz für die Kameralinse<br />
XFAZIT<br />
Für die Champions League müsste die Sena Actioncam noch an<br />
Bild- und Tonqualität etwas zulegen. Auch das Handling könnte<br />
einfacher gestaltet sein. Ansonsten aber eine wirklich gute und<br />
solide Kamera, die jeden Abenteuertrip mitmacht.<br />
Urteil: gut<br />
112 RATGEBER<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
5 TIPPS FÜR HOBBYFILMER<br />
1. Es werde Licht: Bei Actioncams gilt das Motto – mehr ist mehr.<br />
Bei strahlendem Sonnenschein gelingen einfach die besseren Bilder.<br />
Also immer mit der Sonne filmen und Gegenlicht vermeiden.<br />
2. Dicht dran: Nahaufnahmen machen ein Video interessant. Landschaften<br />
und Gegenstände immer aus verschiedenen Positionen filmen.<br />
Durch ein Weitwinkelobjektiv wirken „Close-ups“ besonders aufregend.<br />
3. Im Zoomen liegt die Kraft: Das Zoomen ist die Königsdisziplin des<br />
Filmens. Lieber etwas langsamer und beim Endpunkt mindestens fünf<br />
Sekunden verweilen. So verhindert man ruckelige Aufnahmen.<br />
4. Der Ton macht die Musik: Beim Video ist der Ton genauso wichtig<br />
wie das Bild. Actioncams haben besonders empfindliche Mikrofone.<br />
Toll für einen satten Auspuffsound, bei Fahrtwind lieber runterregeln.<br />
5. Das tapfere Schneiderlein: Beim Schneiden können kleine Patzer<br />
schnell korrigiert werden. Wer das passende Schnittprogramm gefunden<br />
hat, kann mit verschiedenen Überblendungen und Effekten seinem<br />
Video den letzten Schliff verleihen. Für Einsteiger gibt es kostenlose<br />
Videosoftware wie z. B. den VSDC Free Video Editor.<br />
SPORTS HD DV 2.0 TFT SCREEN<br />
XFAZIT<br />
Bei diesem Preis kann man nicht meckern, zumal die Sports HD-<br />
Kamera ein überzeugendes Bild liefert. Allerdings bewegt sich<br />
der Ton auf schwachem Niveau. Für Einsteiger mit kleinem Geldbeutel<br />
ideal, aber noch lange keine Alternative zur GoPro.<br />
Urteil: gut<br />
ANBIETER: Eye-Cam, Tel.<br />
01 63/2 94 36 75, www.eye-cam.de<br />
PREIS: <strong>19</strong>9,95 Euro<br />
KAMERA: 5 Megapixel<br />
AUFLÖSUNG: 1440p: 30fps,<br />
1080p: bis zu 60fps, 720p: 120fps,<br />
480p: 240fps<br />
GEWICHT: 83 g<br />
AKKULAUFZEIT: 2 Stunden;<br />
90 Minuten bei 4K-Auflösung<br />
LIEFERUMFANG: Kamera, Unterwassergehäuse,<br />
Fahrradhalterung,<br />
Helmhalterung, Halteflächen, Klebepads,<br />
USB-Kabel, Schlaufe<br />
VPLUS<br />
Kamera schnell und intuitiv zu bedienen; lässt sich durch integriertes<br />
2.0-Zoll-Display (960 x 480p) leicht ausrichten, damit sehr gut für<br />
Anfänger geeignet; 160-Grad-Weitwinkelobjektiv; Zeitlupen- und Zeitrafferfunktion;<br />
durch Wifi-Schnittstelle auch mit dem Smartphone<br />
steuerbar; Livestream-fähig; leicht und handlich; schnell und flexibel<br />
anzubringen; Fernbedienung im Lieferumfang enthalten<br />
WMINUS<br />
Trotz 4K-Auflösung magere Bildausbeute, im Vergleich zur 1440p-Auflösung<br />
kaum ein Unterschied erkennbar; Gehäuse nur mäßig verarbeitet;<br />
Tonspur viel zu schwach<br />
TRAININGS-BOX<br />
Last Call for Sachsenring<br />
Gemeinsam mit unserem Partner Touratech veranstaltet das<br />
<strong>MOTORRAD</strong> action team am 24./25.9. ein feines Saisonfinale auf<br />
dem Sachsenring, das für Einsteiger bis hin zum Könner bestens<br />
geeignet ist. Einsteiger<br />
wählen die geführte Kurvenschule,<br />
Fortgeschrittene<br />
buchen den ebenfalls<br />
von Instruktoren<br />
begleiteten Sportfahrerlehrgang,<br />
die Cracks<br />
fahren im freien Renntraining,<br />
bei dem wie<br />
immer die Rennleitung<br />
110 mit kostenlosen<br />
Instruktoren zur Seite<br />
steht. Ebenfalls im Preis<br />
enthalten: eine Grillparty<br />
am 24.9. im Fahrerlager.<br />
T-Cup 2016<br />
Bereits jetzt laufen die Vorbereitungen für die Hobbyrennserien<br />
des <strong>MOTORRAD</strong> action teams auf Hochtouren. Für T-Cup, T-Challenge<br />
und die Trofeo Italiano bleibt es bei fünf Veranstaltungen<br />
mit zehn Rennen. Auch am Teilnahmepreis wird sich nichts Dramatisches<br />
ändern, am<br />
Konzept ebenfalls nichts.<br />
Ostern 2016 ist ein Auftakttraining<br />
in Spanien<br />
geplant (Kombinationsmöglichkeit<br />
Calafat/<br />
Valencia gegen Aufpreis).<br />
Streckenplanung 2016:<br />
Lausitzring, Oschersleben,<br />
Hockenheim (IDM-Kurs),<br />
Schleiz oder Brünn und<br />
Finale in Most. Wunschreifenpartner<br />
seit nunmehr<br />
neun Jahren:<br />
Bridgestone.<br />
TERMINE<br />
<strong>MOTORRAD</strong> action team, 70162 Stuttgart, Telefon 0711/182-<strong>19</strong>77, Fax -2017<br />
E-Mail: info@actionteam.de, Internet: www.actionteam.de<br />
reisen<br />
Foto: Andy Glaenzel<br />
Foto: Andy Glaenzel<br />
trainings<br />
Björn G. alleine auf dem Sachsenring?<br />
Spielkameraden gesucht für den 24./25.9.<br />
Harte Positionskämpfe auch in der<br />
nächsten Saison. T-Cup geht weiter<br />
Sachsenring Kurvenschule 24.09. 3<strong>19</strong> Euro<br />
Sachsenring Kurvenschule 25.09. 3<strong>19</strong> Euro<br />
Sachsenring Sportfahrerlehrgang 24./25.09. 569 Euro<br />
Sachsenring Renntraining 24./25.09. 349 Euro<br />
enduro<br />
events<br />
www.motorradonline.de RATGEBER 113
R A T G E B E R<br />
Kaufen, Recht, Wissen<br />
Ausprobiert: Bremshebel-Schloss<br />
Stopp den Dieb<br />
Foto: Lohse<br />
Bremsscheiben-Schlösser helfen, um<br />
Langfinger am „Schnell-mal-Wegschieben“<br />
zu hindern. Blöd, wenn<br />
man es aber selbst vergisst und beim Losfahren<br />
auf der Klappe liegt. Nicht zu übersehen<br />
ist das Grip-Lock-Schloss, das Gasgriff<br />
und Bremshebel förmlich in die Zange<br />
nimmt. Amateurknacker scheitern am flinken<br />
Aufbruch des stahlverstärkten Nylongehäuses,<br />
Profis lächeln aber darüber. Preis:<br />
ab 69 Euro, Bezuginfos: www.grip-lock.com<br />
Urteil: gut<br />
Neu gestimmt<br />
Fechter Drive (www.fechter.de) hat<br />
mit der Schalldämpferserie Cromo-<br />
Line von Falcon die Fahrer älterer<br />
Cruiser und Chopper ins Visier genommen.<br />
Die Komplettanlagen des italienischen<br />
Auspuffherstellers werden im zeitlosen Slashcut-Stil aus verchromtem Edelstahl gefertigt<br />
und verfügen selbstverständlich über eine EG-BE für den Betrieb im Straßenverkehr.<br />
Für alle anderen Zwecke ist der db-Killer entnehmbar. Preise: ab 539 Euro.<br />
Mehr Rücksicht nehmen heißt es ab<br />
sofort bei Polo. Neu im Programm ist<br />
der Hashiro-Universalspiegel, der<br />
sich mit M10-Gewinde und drei unterschiedlichen<br />
Aufnahmeadaptern an<br />
nahezu jedem Motorrad verbauen<br />
lässt. Zur optimalen Anpassung ist<br />
der Befestigungswinkel frei einstellbar,<br />
das getönte Spiegelglas soll die<br />
Blendung verringern. Preis pro Stück<br />
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Foto: Hersteller<br />
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Dann dürften Ihnen die<br />
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Kupplungswechsel braucht. Modellrecherche<br />
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Foto: Hersteller Foto: Hersteller<br />
WISSEN: NORD-OST-GEFÄLLE<br />
Wo sind die PS-Profis zu Hause, wo verzichtet<br />
man auf „Leistung satt“? Dank der<br />
Analyse des Vergleichsportals Check24.de<br />
haben wir jetzt wieder Gesprächsstoff<br />
für den nächsten Motorrad-Stammtisch.<br />
Am Schluss war es ein ganz knappes Rennen der beiden<br />
Nordlichter: Bremen und Niedersachsen im<br />
Kampf um die PS-Krone der Republik! Es siegen – na<br />
klar, es geht ja um Pferdestärken – die Biker mit dem Sachsenross im<br />
Landeswappen! Niedersachsens Motorradfahrer sind im Schnitt mit<br />
75,8 PS unterwegs, doch Bremens Biker bleiben mit 75,3 PS dicht auf<br />
den Fersen. Dazu trägt auch bei, dass die Niedersachsen gerne auf<br />
Grün abfahren: Viele fahren Kawasaki wie die Z 1000, im Schnitt bringen<br />
es die Bikes vom Team Green zwischen Harz und Meer auf 86 PS.<br />
Mit leichtem Abstand folgt in der Auswertung von Versicherungsdaten<br />
des Internet-Vergleichsportals www.check24.de der Rest von West-<br />
Deutschland – im Schnitt kommt man hier auf 72,6 PS. Anders das Bild<br />
im Osten der Republik: Die Biker in den fünf östlichen Bundesländern<br />
inklusive der Hauptstadt Berlin rollen im Schnitt auf 67,3 PS starken Motorrädern.<br />
Natürlich ein rein statistischer Wert. In den Leistungskeller gezogen<br />
wird der Osten aber durch alte<br />
Ost-Kräder von MZ (Ø 21 PS), die weiterhin<br />
in „Meck-Pomm“ (Ø 62 PS) oder Thüringen<br />
(Ø 64,9 PS) weitverbreitet sind.<br />
Durchschnittliche<br />
PS-Leistung von<br />
Motorrädern<br />
Die Niedersachsen<br />
lieben starke Kawasakis<br />
und sind die PS-<br />
Protze der Republik<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen<br />
Rheinland-<br />
Pfalz<br />
Saarland<br />
unter 65<br />
65 bis unter 70<br />
70 bis unter 75<br />
75 und mehr<br />
Foto: fact<br />
Bremen<br />
Schleswig-<br />
Holstein<br />
Niedersachsen<br />
Hessen<br />
Baden-<br />
Württemberg<br />
Hamburg<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Sachsen-<br />
Anhalt<br />
Thüringen<br />
Bayern<br />
Berlin<br />
Brandenburg<br />
Sachsen<br />
Nix da Leistungsgesellschaft:<br />
Alte Ost-<br />
Kräder senken den<br />
PS-Schnitt im Osten<br />
Foto: Schwab<br />
114 RATGEBER<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
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S P O R T<br />
Grand Prix in Silverstone/GB<br />
Valentino Rossi (#46) spielte im Durcheinander<br />
von Silverstone seine ganze Erfahrung aus.<br />
Marc Márquez (#93) stürzte beim Versuch, ihn<br />
zu verfolgen, WM-Konkurrent Jorge Lorenzo<br />
war machtlos. Hinten hebelte Jack Miller Cal<br />
Crutchlow aus – das LCR-Team war vernichtet<br />
Auch die britischen<br />
Fans lieben Valentino<br />
Rossi – nicht nur, weil<br />
er einige Zeit ein Domizil<br />
in London hatte<br />
Unter normalen Umständen ist<br />
Valentino Rossi zu langsam für<br />
Siege. „Er ist halt keine 20 mehr.<br />
Die Risiken, die hinter der nächsten<br />
Kurve lauern könnten, sind ihm bewusster<br />
als den jungen Piloten. Er kann<br />
sich nicht mehr dazu überwinden, mit<br />
allerletztem Risiko zu fahren“, beobachtet<br />
Bridgestone-Techniker Peter Baumgärtner.<br />
Vor allem im Training nicht. Während<br />
Marc Márquez und Jorge Lorenzo ihre zitternden<br />
Maschinen auf Anhieb ans Limit<br />
treiben, fehlt Rossi am Freitag meist eine<br />
Sekunde. Und während die Gegner mit<br />
ihrem frühen Speed schnell die entscheidenden<br />
Eindrücke sammeln und zielstrebig<br />
an der Abstimmung feilen können, gerät<br />
Rossi wegen der fehlenden Sekundenbruchteile<br />
auch mit dem Setup in Rückstand<br />
und findet oft erst am Samstagabend<br />
oder gar am Sonntagmorgen den richtigen<br />
Renn-Trimm – zu spät für einen Startplatz<br />
in der ersten Reihe, zu spät um agieren und<br />
nicht nur reagieren zu können.<br />
Doch wehe, wenn es zu Unregelmäßigkeiten<br />
kommt, wenn die Gegner kleine<br />
Schwächen zeigen. Dann stößt er zu wie<br />
eine Schlange, die auf einen unbedachten<br />
Moment ihres Opfers lauert. Rossi gewann<br />
den Saisonauftakt in Qatar, als Marc Már-<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
KÖNIG<br />
IM CHAOS<br />
Normalerweise hat Valentino Rossi gegen die jungen, schnellen Gegner<br />
einen schweren Stand. Doch wenn Chaos ausbricht, wird er zum König.<br />
Wie im Regenrennen von Silverstone, wo sich Marc Márquez von seinen<br />
Titelhoffnungen verabschiedete – und Rossis von Neuem aufkeimten.<br />
Von Friedemann Kirn; Fotos: 2snap<br />
quez die erste Kurve nach dem Start verpasste<br />
und Lorenzo mit einem rutschenden<br />
Helm-Innenfutter kämpfte. Er gewann in<br />
Argentinien, als die Fahrwerksprobleme<br />
des einen Spaniers offenkundig wurden<br />
und der andere, Lorenzo, sich in die eigenen<br />
Fehlentscheidungen bei der Reifenwahl<br />
verstrickte. Er gewann erneut in Assen,<br />
wo Lorenzo seit seinem Highspeed-Sturz<br />
2013 mit der Gashand zögert und wo ihm<br />
Márquez in der berühmten Zielschikane<br />
in eine geschickt gestellte Falle ging.<br />
Und als jetzt, beim britischen Grand Prix<br />
in Silverstone, mit einsetzendem Regen<br />
allgemeine Hektik ausbrach, drehte er die<br />
Situation wieder zu seinem Vorteil und<br />
regierte in einem Rennen, in dem es hinter<br />
ihm drunter und drüber ging, als souveräner<br />
König des Chaos.<br />
Der Reihe nach: Nach zwei trockenen<br />
Trainingstagen ist Rossi als Vierter qualifiziert.<br />
Ihm fehlen sieben Zehntel auf den<br />
Schnellsten Márquez und eine knappe halbe<br />
Sekunde auf den zweitplatzierten Lorenzo,<br />
an einen Sieg ist zu diesem Zeitpunkt<br />
nicht zu denken. Doch am Sonntagmorgen<br />
regnet es, im Warm-up fährt Rossi zu einer<br />
souveränen Bestzeit. „Meine Jungs haben<br />
für die nasse Strecke sofort ein perfektes<br />
Setup hingekriegt“, reibt er sich die Hände.<br />
Bis zur Startaufstellung kurz vor 13 Uhr<br />
trocknet die Strecke wieder ab, die Piloten<br />
warten mit Slicks aufs Grünlicht, Rossi sieht<br />
seine Chancen wieder schwinden. Doch in<br />
der Aufwärmrunde fängt es erneut zu regnen<br />
an, worauf die Fahrer zum Motorradwechsel<br />
in die Boxengasse abbiegen – und<br />
an deren Ende im Verkehrschaos stecken,<br />
weil die Rennleitung auf Abbruch entscheidet<br />
und alle gleichzeitig in Gegenrichtung<br />
an ihre jeweilige Box zurückdrängen.<br />
Es bleibt nass, und Rossi kann sich besser<br />
als jeder andere auf die neuen Bedingungen<br />
einstellen. Lorenzo gewinnt den<br />
Start, doch schon in der zweiten Runde<br />
www.motorradonline.de SPORT 117
Danilo Petrucci (#9) fuhr das Rennen seines Lebens, konnte Andrea<br />
Dovizioso (#04) und Jorge Lorenzo schlagen und wurde Zweiter<br />
Danny Kent hielt mit seinem Moto3-Sieg in Silverstone Englands Fahne<br />
hoch. Stefan und Jochen Kiefer (1. u. 2. von links) freuten sich mit<br />
Grand Prix in Silverstone/GB<br />
schiebt sich Rossi mit einem energischen<br />
Manöver am Teamkollegen vorbei an die<br />
Spitze, was auf den Rängen einen Sturm<br />
der Begeisterung auslöst. Lorenzo fällt im<br />
weiteren Verlauf bis auf den sechsten Rang<br />
zurück und wird am Ende Vierter, eine Niederlage,<br />
für die er ein beschlagenes Visier<br />
verantwortlich macht. „Ich hatte null Sicht,<br />
schon zum zweiten Mal in dieser Saison“,<br />
beschwert sich Lorenzo, der allerdings auch<br />
auf die bei diesen Bedingungen übliche<br />
Atemmaske verzichtet hatte.<br />
Marc Márquez hält sich hartnäckiger im<br />
Windschatten Rossis. „Er war so dicht dran,<br />
ich habe schon einen Bodycheck wie beim<br />
Finale in Assen befürchtet“, berichtet Rossi<br />
später. Doch in der 13. von 20 Runden verstummt<br />
plötzlich das Brüllen des Honda-<br />
Motors, das Rossi seit dem Start im Ohr gehabt<br />
hatte: Márquez ist ausgerutscht, zum<br />
vierten Mal in dieser Saison. „Im Trockenen<br />
haben wir die Probleme der Honda durch<br />
viel Arbeit und viele Runden in den Griff bekommen.<br />
Doch im Nassen sind wir bisher –<br />
in Austin – erst ein einziges Training gefahren.<br />
Der Charakter der RC213V ist bei diesen<br />
Bedingungen so wie zu Jahresbeginn, mit<br />
vielen Problemen beim Einbiegen in die<br />
Kurve: Es reicht ein winziger Fehler, und du<br />
verlierst die Kontrolle. In jenem Moment<br />
sind wir langsamer gefahren als zuvor, ich<br />
fühlte mich wohl auf dem Motorrad, doch<br />
plötzlich machte es „bumm“ und mein Hinterrad<br />
rutschte weg“, seufzt Márquez.<br />
Der Spanier ist nicht der Einzige, der an<br />
diesem Tag die Zielflagge verpasst. Yonny<br />
Hernández stürzt schon in der ersten Kurve<br />
und trennt sich zum Saisonende ganz von<br />
Pramac-Ducati. Galt beim vorherigen Rennen<br />
in Brünn noch Danny Kent als heißer<br />
Übernahmekandidat, so sind die Karten<br />
mittlerweile neu gemischt: Der Moto3-<br />
Überflieger bleibt im Team der Brüder Stefan<br />
und Jochen Kiefer und nimmt dort die<br />
Moto2-Klasse auf Kalex in Angriff, denn<br />
statt ihm hat sich der von Ducati schon lange<br />
hofierte Scott Redding für die Desmosedici<br />
entschieden. Er beherrsche die Honda<br />
nicht, das Motorrad mache ihn fertig, erläuterte<br />
er seinem bisherigen Teamchef Michael<br />
Bartholemy, der auch weiterhin Reddings<br />
persönlicher Manager bleiben wird.<br />
Ganz besonderes Ungemach beschwört<br />
Jack Miller herauf, als er in der dritten Runde<br />
viel zu schnell in eine Linkskurve einbiegt<br />
und dort ausgerechnet den britischen<br />
Teamkollegen Cal Crutchlow aushebelt.<br />
Miller kassiert für die Aktion einen Strafpunkt<br />
von der Rennleitung sowie Schelte in<br />
der Box, weil Crutchlow bei seinem Heim-<br />
Grand-Prix immerhin an fünfter Stelle lag.<br />
Später stürzen noch der sechstplatzierte<br />
Pol Espargaró – und der an 14. Stelle fahrende<br />
Stefan Bradl, der im Training weit vor<br />
seinem Teamkollegen Álvaro Bautista Startplatz<br />
14 erkämpft hatte und sich trotz des<br />
Ausrutschers im Rennen auf eine Verlängerung<br />
seines Aprilia-Vertrags freuen kann.<br />
„Wir sind ganz dicht dran“, verrät Teamchef<br />
Romano Albesiano und verdeutlicht den<br />
Minimalabstand zur gemeinsamen Zukunft<br />
mit Daumen und Zeigefinger.<br />
Valentino Rossi zieht derweil gleichmäßig<br />
seine Spur, ungefährdet von seinen<br />
Gegnern in der WM, auch vom zweiten<br />
Pramac-Ducati-Piloten Danilo Petrucci. Der<br />
fährt das Rennen seines Lebens, besiegt<br />
Ducati-Werksfahrer Andrea Dovizioso und<br />
rückt auf Platz zwei auf, sieht aber davon<br />
ab, nun auch noch den Drei-Sekunden-<br />
Rückstand auf Rossi zufahren zu wollen.<br />
Cal Crutchlow wollte vor seinem<br />
Heimpublikum glänzen, kam<br />
aber nicht weit – abgeschossen<br />
vom Teamkollegen Jack Miller<br />
Scott Redding war<br />
mit Platz sechs<br />
der beste Brite im<br />
MotoGP-Feld<br />
Bradley Smith sorgte als<br />
Siebter für ein akzeptables<br />
Resultat der englischen<br />
MotoGP-Piloten<br />
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Stefan Bradl (unten links, #6 rechts)<br />
stürzte zwar im Rennen, war aber im<br />
Qualifying auf der Aprilia sehr schnell<br />
Florian Alt (#66) wechselte<br />
im Moto2-Rennen früh<br />
auf Slick-Reifen und fuhr<br />
so die schnellste Runde<br />
Jonas Folger (links, #94) war als Fünfter bester<br />
Deutscher, konnte aber Moto2-Konkurrent Tom<br />
Lüthi (#12) in der WM-Tabelle nicht überholen<br />
Grand Prix in Silverstone/GB<br />
Und so feiert der Superstar den vierten<br />
Sieg der Saison und den 112. seiner Karriere,<br />
liegt nach dem 16. Podestplatz in Folge<br />
wieder mit zwölf Punkten in Führung und<br />
ist nach den zuletzt schwindenden Chancen<br />
tatsächlich wieder Kandidat für den<br />
zehnten Titel seiner einzigartigen Karriere.<br />
„Silverstone ist schon im Trockenen eine<br />
schwierige Piste, von nassen Bedingungen<br />
nicht zu reden. Es war ein hartes Rennen,<br />
ungefähr so, wie von Tavullia zu Fuß nach<br />
Österreich zu laufen“, schildert er nach dem<br />
Zieleinlauf. „Als Márquez fehlte, habe ich es<br />
ruhiger angehen lassen, vielleicht zu ruhig,<br />
denn mein Vorsprung auf Petrucci ist von<br />
Ergebnisse <br />
MotoGP:<br />
1. Valentino Rossi (I), Yamaha, 20 Runden (= 118,000<br />
km) in 46.15,617 min (Schnitt 153,047 km/h); 2. Danilo<br />
Petrucci (I), Ducati, 3,010 sek zurück; 3. Andrea<br />
Dovizioso (I), Ducati, + 4,117 sek; 4. Jorge Lorenzo<br />
(E), Yamaha; 5. Dani Pedrosa (E), Honda; 6. Scott<br />
Redding (GB), Honda; 7. Bradley Smith (GB), Yamaha;<br />
8. Andrea Iannone (I), Ducati; 9. Aleix Espargaró (E),<br />
Suzuki; 10. Álvaro Bautista (E), Aprilia.<br />
Schnellste Runde: Rossi in 2.16,486 min (Schnitt<br />
155,620 km/h)<br />
WM-Stand nach zwölf von 18 Rennen: 1. Rossi<br />
(236 Punkte); 2. Lorenzo (224); 3. Marc Márquez (E),<br />
Honda (159); 4. Iannone (150); 5. Dovizioso (120);<br />
… 20. Stefan Bradl (D), Aprilia (11).<br />
fünf auf drei Sekunden geschrumpft. Ich<br />
habe dann versucht, wieder schneller zu<br />
fahren, wollte das Rennen nach so klarer<br />
Führung aber auch nicht mit einem Sturz<br />
beenden. Wenn das passiert wäre, hätte<br />
ich heute Nacht schlecht geschlafen …“<br />
So aber blieb er der Held eines ungewöhnlichen<br />
Tages, an dem er nicht nur die Situation<br />
in der WM zu seinen Gunsten drehen,<br />
sondern auch eine alte Scharte auswetzen<br />
konnte. „Auch 2011 hat es hier geregnet,<br />
doch ich war auf Ducati und sehr, sehr langsam.<br />
Es war so frustrierend, dass ich schon<br />
fürchtete, das Fahren verlernt zu haben.<br />
Jetzt, vier Jahre später, ist mir der Gegenbeweis<br />
geglückt. Ich habe schon vier Siege,<br />
Moto2:<br />
1. Johann Zarco (F), Kalex, 18 Runden (= 106,200<br />
km) in 42.53,674 min (Schnitt 148,550 km/h); 2. Alex<br />
Rins (E), Kalex, 3,360 sek zurück; 3. Tito Rabat (E),<br />
Kalex, + 5,527 sek; 4. Alex Márquez (E), Kalex; 5. Jonas<br />
Folger (D), Kalex; 6. Sam Lowes (GB), Speed-up;<br />
7. Anthony West (AUS), Speed-up; 8. Sandro Cortese<br />
(D), Kalex; 9. Thomas Lüthi (CH), Kalex; 10. Ricard<br />
Cardús (E), Suter; 11. Marcel Schrötter (D), Tech 3; …<br />
24. Florian Alt (D), Suter.<br />
Schnellste Runde: Alt in 2.13,742 min (Schnitt<br />
158,813 km/h)<br />
WM-Stand nach zwölf von 18 Rennen: 1. Zarco<br />
(249 Punkte); 2. Rins (164); 3. Rabat (161); 4. Lowes<br />
(128); 5. Lüthi (125); 6. Folger (102); … 11. Cortese<br />
(51); … 21. Schrötter (<strong>19</strong>).<br />
doppelt so viele wie letztes Jahr. Ich entwickle<br />
mich.“ Es war Rossis erster MotoGP-<br />
Sieg in Silverstone und sein zwölfter Podestplatz<br />
im zwölften Rennen des Jahres.<br />
Um den Titel zu holen, müsse er weiter<br />
gewinnen, vier Siege reichten nicht aus,<br />
dar über ist sich Rossi im Klaren. Sein verbliebener<br />
WM-Rivale Lorenzo sei mental<br />
stark, die Niederlage habe ihn psychologisch<br />
sicher nicht erschüttert, fügte er hinzu.<br />
Deshalb wollte er auch von der Frage,<br />
ob er dereinst vielleicht doch noch mit<br />
Giacomo Agostinis 122 Grand-Prix-Siegen<br />
gleichziehen könne, wenig wissen. „An<br />
Agostinis Rekorde denke ich nicht“, winkte<br />
Rossi ab. „Das Einzige, woran ich denke, ist,<br />
Jorge Lorenzo zu schlagen.“<br />
www.motorradonline.de/sport<br />
Moto3:<br />
1. Danny Kent (GB), Honda, 17 Runden (= 100,300<br />
km) in 44.13,623 min (Schnitt 136,071 km/h); 2. Jakub<br />
Kornfeil (CZ), KTM, 8,492 sek zurück; 3. Niccolò<br />
Antonelli (I), Honda, + 13,189 sek; 4. Fabio Quartararo<br />
(F), Honda; 5. Livio Loi (B), Honda; 6. John McPhee<br />
(GB), Honda; 7. Juanfran Guevara (E), Mahindra;<br />
8. Lorenzo Dalla Porta (I), Husqvarna; 9. Efrén Vázquez<br />
(E), Honda; 10. Tatsuki Suzuki (J), Mahindra; …<br />
16. Philipp Öttl (D), KTM.<br />
Schnellste Runde: Kent in 2.33,508 min (Schnitt<br />
138,364 km/h)<br />
WM-Stand nach zwölf von 18 Rennen: 1. Kent<br />
(224 Punkte); 2. Enea Bastianini (I), Honda (154);<br />
3. Romano Fenati (I), KTM (126); 4. Miguel Oliveira<br />
(POR), KTM (114); 5. Antonelli (110); … 16. Öttl (40).<br />
120 SPORT<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Alle wichtigen Infos zur Königsklasse<br />
Die Jagd auf<br />
Europas Krone<br />
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Sandkasten in der „Kathedrale“:<br />
die temporäre Cross-Piste von Assen<br />
◼Motocross-GP ◼<br />
in Assen/NL<br />
Frankreichs Freude<br />
Romain Febvre ist neuer Motocross-GP-<br />
Weltmeister. Der 23-jährige MXGP-Rookie,<br />
letztes Jahr noch Dritter der MX2-WM,<br />
sicherte sich den Titel mit einem fünften<br />
Platz sowie einem Sieg bei der drittletzten<br />
Veranstaltung der Serie im holländischen<br />
Assen. Damit beendete der Yamaha-Werksfahrer<br />
die seit sieben Jahren andauernde<br />
Siegesserie des italienischen KTM-Werkspiloten<br />
Tony Cairoli und bescherte der<br />
„Grande Nation“ Frankreich den ersten<br />
Weltmeistertitel in der höchsten Kategorie<br />
des Motocross-Sports überhaupt.<br />
Noch vor sechs Jahren war der Lothringer<br />
Febvre Supermoto-Rennen gefahren,<br />
nachdem er sich als Jugendlicher bei einem<br />
Motocross-Wettbewerb verletzt hatte.<br />
Nach einigen Laufsiegen in der deutschen<br />
Supermoto-Meisterschaft kehrte er jedoch<br />
zu seiner alten Liebe Motocross zurück.<br />
2011 wurde er 250-cm³-Motocross-<br />
Europameister – übrigens an genau dem<br />
Tag, an dem sich Ken Roczen zum MX2-<br />
Champion krönte. Dieses Jahr gelangen<br />
ihm sechs Tagessiege. Seinen Titelgewinn<br />
feierte er vor 37 000 begeisterten Zuschauern<br />
in der zur Cross-Arena umgestalteten<br />
„Kathedrale“ des Motorrad-Straßenrennsports<br />
im niederländischen Assen.<br />
Der Deutsche Max Nagl, der seine Rückkehr<br />
auf die Rennstrecke nach langer Verletzungspause<br />
vor einer Woche in Italien<br />
mit einem Sieg im Qualifikationsrennen gefeiert<br />
hatte, kam auf der ungewohnten<br />
Sandpiste in Assen zweimal als Sechster ins<br />
Ziel und belegt auch in der WM-Zwischenwertung<br />
Rang sechs. Der deutsche KTM-<br />
Fahrer Angus Heidecke wurde sowohl in<br />
Italien wie in den Niederlanden Tages-15ter.<br />
In der MX2-Klasse übernahm der Slowene<br />
Tim Gajser auf der Werks-Honda mit<br />
dem Tagessieg die WM-Führung und liegt<br />
jetzt 13 Punkte vor dem lettischen Teenager<br />
Pauls Jonass (KTM). Erfolge gab es auch für<br />
den 18-jährigen Thüringer Henry Jacobi:<br />
Die Tageswertung in Italien beendete er als<br />
Achter erstmals unter den Top Ten, in Assen<br />
wurde der KTM-Pilot 13ter.<br />
aho<br />
Der erste französische Motocross-GP-<br />
Weltmeister: Romain Febvre<br />
Auf dem Sprung zum MX2-WM-Titel:<br />
Honda-Werkspilot Tim Gajser (links)<br />
Fotos: Hodgkinson<br />
◼US-Motocross ◼<br />
in Crawfordsville<br />
Abschied von der Nr. 1<br />
Foto: suzuki-racing.com<br />
Zum letzten Mal rückte der<br />
Deutsche Ken Roczen beim<br />
Finale der US-Motocross-Meisterschaft<br />
als Titelverteidiger mit der<br />
Startnummer eins aus – die wird<br />
2016 Ryan Dungey zustehen, der<br />
den Titel vorzeitig gewann. Roczen,<br />
der eine schwierige Saison<br />
erlebte – mit neuem Team, neuem<br />
Motorrad sowie mehreren<br />
Verletzungen – machte das Beste<br />
aus seiner Situation. Mit den Plätzen<br />
drei und eins wurde er Meisterschafts-Zweiter.<br />
abs<br />
Foto: Eric Vargiolu/DPPI<br />
◼Dakar ◼ 2016 ohne Chile und Peru<br />
Umleitung notwendig<br />
Schon vor der für Mitte April<br />
<strong>2015</strong> geplanten Vorstellung<br />
des Streckenverlaufs für die Rallye<br />
Dakar 2016 musste Veranstalter<br />
ASO umdisponieren: Chile,<br />
seit der Umsiedlung der Rallye<br />
von Westafrika nach Südamerika<br />
2009 immer auf der Dakar-Landkarte,<br />
sagte ab – starke Frühjahrsüberschwemmungen in Nordchile<br />
erforderten die komplette Aufmerksamkeit der Regierung. Ersatzweise<br />
wurde Peru ins Programm genommen, dessen Hauptstadt<br />
Lima wie schon 2012 (Foto) Zielort werden sollte. Jetzt winkten<br />
auch die Peruaner ab, weil das Wetterphänomen El Niño dieses<br />
Jahr besonders heftig werden soll. Eine neue Route ist in Arbeit.abs<br />
122 SPORT<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Foto: Walters/FIM<br />
◼Sidecar-WM-Finale ◼<br />
in Oschersleben/D<br />
Zwei Siege reichten nicht<br />
Spannender hätten die Voraussetzungen kaum sein können: Vor den beiden Finalläufen<br />
zur Seitenwagen-WM <strong>2015</strong> im Rahmen der German Speedweek hatten noch<br />
drei Teams echte Titelchancen – Pekka PaÏvärinta, der Weltmeister von 2013, mit seinem<br />
neuen Beifahrer Kirsi Kainulainen, Tim Reeves und Grégory Cluze, das Weltmeisterpaar<br />
2014, und die in der aktuellen WM führenden Niederländer Bennie Streuer und Geert<br />
Koerts (Foto). Nach dem Sprintrennen am Samstag lagen lediglich zehn Punkte zwischen<br />
den drei Spitzenreitern<br />
der Tabelle, Streuer/<br />
Koerts ganz vorn. Wie beim<br />
Sprintrennen siegte auch im<br />
Gold Race über 20 Runden<br />
die britisch-französische Paarung<br />
Reeves/Cluze, doch das<br />
reichte nicht, um Streuer/<br />
Koerts noch zu schlagen, die<br />
mit fünf Punkten Vorsprung<br />
Weltmeister wurden. abs<br />
◼Speedway-U21-Team-WM ◼<br />
in Güstrow<br />
Ticket nach Down Under<br />
Normalerweise gehören die deutschen<br />
Speedway-Junioren nicht<br />
zur Weltelite. Im mecklenburgischen<br />
Güstrow aber wuchsen sie über sich<br />
hinaus: Michael Härtel, 17 Jahre alt,<br />
Erik Riss (<strong>19</strong>), Mark Riss (20, im Bild<br />
rechts) und Valentin Grobauer (20)<br />
belegten beim Semifinale der U21-<br />
Team-WM mit 40 Punkten hinter<br />
Dänemark Platz zwei, vor Großbritannien<br />
(30 Punkte) und Finnland (6).<br />
Für das Finale der Junioren-<br />
Mannschafts-WM qualifizieren sich<br />
die Sieger der Semifinals (Dänemark und Polen) sowie das punktbeste Team auf Platz<br />
zwei, und da waren die Deutschen um elf Punkte besser als Tschechien im anderen<br />
Halbfinale. Die Anstrengung hat sich also gelohnt: Das deutsche Quartett darf nach<br />
Australien reisen, wo am 31. Oktober in Mildura das Finale stattfindet.<br />
ts<br />
Foto: LS-Photo<br />
Leute <br />
IDM-Moto3-Standard-<br />
Titel für Tim Georgi<br />
Der 15-jährige Tim Georgi<br />
setzt seine Siegesserie fort.<br />
2014 gewann er die Nachwuchsserie<br />
ADAC Junior<br />
Cup, jetzt holte er sich ein<br />
Rennen vor dem Finale mit<br />
dem Rennsieg in Oschersleben<br />
den Titel der IDM-Moto3-Standard. Mit<br />
dem Moto3-GP-Gesamtsieg von Jonas Geitner<br />
feiert das Freudenberg-Team jetzt zwei Meister.<br />
Foto: Wiessmann<br />
Kevin Orgis verteidigt<br />
Tabellenführung im<br />
Moriwaki-Cup<br />
Weil er mit einem vor vier<br />
Wochen gebrochenen und<br />
frisch verheilten Handgelenk<br />
antreten musste, ließ es<br />
Kevin Orgis aus Ansberg bei<br />
den Läufen zehn und elf des<br />
Moriwaki-Cups in Hockenheim bei zwei achten<br />
Plätzen bewenden. „Knochen verheilt, Muskulatur<br />
fehlt noch“, sagte Vater René Orgis. In der<br />
Meisterschaft führt Kevin nach wie vor.<br />
Foto: kevin-orgis.de<br />
Platz fünf beim<br />
Speedway-EM-Finale<br />
für Erik Riss<br />
Langbahn-Weltmeister Erik<br />
Riss (Foto) konnte sich international<br />
auch auf der Speedway-Bahn<br />
bestätigen: Der<br />
<strong>19</strong>-Jährige belegte beim<br />
Endlauf der Speedway-<br />
Junio ren-Europameisterschaft im dänischen<br />
Silkeborg Platz fünf. Als einziger Deutscher unter<br />
den 16 Finalisten schaffte der mittlerweile als<br />
Speedway-Profi im schottischen Edinburgh<br />
arbeitende Schwabe beachtliche acht Punkte.<br />
Foto: LS-Photo<br />
DOKUMENTATION EINER<br />
KULTMARKE<br />
Die Motorräder von Harley-Davidson<br />
sind Kult. Knallharte Daten und Fakten<br />
über diese Maschinen sind allerdings<br />
nur sehr schwer zu bekommen. Aus<br />
dem Grund nimmt diese Dokumentation<br />
von Matthias Gerst eine Sonderstellung<br />
ein – noch nie wurden alle Modelle aus<br />
Milwaukee seit <strong>19</strong>03 derart lückenlos<br />
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bei Harley-Davidson Motorräder<br />
gebaut. Bekannt sind<br />
die Zweiräder aus Milwaukee<br />
vor allem für Qualität, Zuverlässigkeit,<br />
hohe Preise –<br />
und einen ganz besonderen<br />
Mythos. Dieser Bildband<br />
zeigt, dass Harleys weit<br />
mehr sind als der Kult,<br />
der um sie betrieben wird.<br />
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Endurance-WM in Oschersleben<br />
REINE<br />
NERVENSACHE<br />
Acht-Stunden-Rennen sind ein<br />
heikles Zwischending zwischen<br />
Endurance- und Sprintwettbewerb.<br />
Das war auch beim Langstrecken-<br />
WM-Lauf in Oschersleben so.<br />
Sonst folgt der Tortur eine große<br />
Party, doch die fiel dieses Jahr aus.<br />
Von Anke Wieczorek; Fotos: Felix und Jörg Wiessmann<br />
Punkt 12.00 Uhr erfolgt der Le Mans-<br />
Start. Ganz vorn an der Boxenmauer<br />
steht die schwarze R1 vom Team<br />
Monster Energy Yamaha. Doch<br />
Markus Reiterberger ist noch schneller als<br />
Broc Parkes zu seinem Motorrad gerannt<br />
und übernimmt auf der BMW vom Team<br />
Penz13.com die Führung. Der Bayer will es<br />
wissen. Den IDM-Superbike-Titel hat er vorzeitig<br />
in der Tasche, ein Sieg in der Langstrecken-WM<br />
wäre auch nicht übel. Doch<br />
die acht Stunden werden zur Zerreißprobe.<br />
Teamkollege Bastien Mackels fällt im zweiten<br />
Turn zurück, deshalb soll Reiterberger<br />
gleich noch mal ran. Er ist erst zur Hälfte in<br />
seiner Kombi drin, da kommt Mackels ohne<br />
Vorwarnung früher als gedacht an die Box.<br />
Der Reifen ist platt und die Spritberechnung<br />
nicht aufgegangen. Der Belgier hätte<br />
noch draußen bleiben können. Auch wenn<br />
die BMW ein echter Bayer ist: Sie säuft wie<br />
ein Loch. Alles schreit und springt im Zickzack.<br />
Reiterberger zieht den Reißverschluss<br />
hoch, schnappt seine blauen Ohrstöpsel,<br />
124 SPORT<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Die Gefühle der Sieger:<br />
„Wenn du den letzten<br />
Stint mit 40 Sekunden<br />
anführst, hoffst du<br />
nur noch, dass nichts<br />
mehr passiert.“ Die<br />
Jungs von GMT 94 haben<br />
die Mission Titelverteidigung<br />
nicht abgeschrieben<br />
Sonnenuntergang egal: Auch wenn der Abend kommt, werden die Zeiten nicht langsamer<br />
Helm auf und los. Die Handschuhe zieht er<br />
auf dem Weg zum Motorrad an. Die Zeit<br />
läuft. Die Räder sind in 7,2 Sekunden gewechselt,<br />
der Tankmann kommt aus dem<br />
Hintergrund gesprungen. Den Pit-Stopp<br />
hat das Team im Training bis zum Erbrechen<br />
geprobt. Doch so einer war nicht geübt<br />
worden. Die Lage beruhigt sich endlich.<br />
Es dauert keine fünf Minuten, bis ein<br />
Computertechniker von seinem Stuhl aufspringt<br />
und brüllt: „Er kommt!“ Auf den Streckenbildschirmen<br />
ist deutlich zu erkennen,<br />
dass Reiterberger Richtung Box abbiegt.<br />
Das darf nicht wahr sein. Panisch sucht jeder<br />
Helfer nach seinen Handschuhen. Plötzlich<br />
heißt es: „Fehlalarm.“ Auf Eurosport 2 lief<br />
gerade eine Wiederholung von Turn eins.<br />
Aber nun ist auch der Letzte in der Box hellwach.<br />
Aus der Münchner BMW-Zentrale ist<br />
ein Großaufgebot angereist: Berti Hauser,<br />
Technischer Direktor von BMW Motorrad<br />
Motorsport, und Udo Mark, der Marketing-<br />
Direktor. Dazu zwei Mechaniker. In Suzuka<br />
war nur einer, aber die acht Stunden von<br />
Oschersleben lässt sich keiner entgehen.<br />
„Wir wollen uns ein Bild von der Gesamtsituation<br />
machen“, sagt Ex-Rennfahrer Mark.<br />
Das Team von Rico Penzkofer ist ein Kundenteam.<br />
Das heißt: Es gibt technische Unterstützung,<br />
kommunikative Hilfe und<br />
Punkte in der weltweiten BMW-Trophy. „Der<br />
Endurance-Weltmeisterschaft ist vielleicht<br />
etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet als<br />
anderen Serien“, gibt Mark zu. Außerdem<br />
sitzt ja mit Reiterberger der neue Superbike-Champion<br />
im Sattel. Dass das Ziel des<br />
21-Jährigen allerdings Superbike-WM und<br />
nicht Langstrecke heißt, ist klar. Ob sein Superbike-Wunschprojekt<br />
2016 mit BMW-Unterstützung<br />
stattfindet, ist weiter ungewiss.<br />
„Es ist logisch, dass wir alles daran setzen“,<br />
so Mark, „aber wir können uns nicht einbilden,<br />
im August zu wissen, was nächstes<br />
Jahr passiert. Wir arbeiten daran, aber an<br />
unserem Kundenprogramm wird sich deshalb<br />
nichts ändern.“ So bleibt Reiterberger<br />
also weiter in der Warteschleife.<br />
Nach sieben Stunden liegt das Team<br />
BMW Motorrad France Penz13.com, das<br />
den größeren Etat aus Frankreich bezieht<br />
und deshalb so heißt, auf dem dritten Platz.<br />
www.motorradonline.de<br />
SPORT 125
Kein Grund zur Panik: Eine lädierte Verkleidung fällt maximal in die Kategorie Schönheitsfehler. Hauptsache, der Rest läuft noch<br />
Endurance-WM Oschersleben<br />
Das sieht gut aus. Reiterberger kommt zum<br />
letzten Stopp an die Box und übergibt an<br />
Mackels. Und meldet gleich an, dass die<br />
Kupplung spinnt. Das Problem: Die YART-<br />
Yamaha auf Platz vier befindet sich in der<br />
gleichen Runde. Aber es hilft alles nichts.<br />
Mackels kriegt noch einen Umlauf hin und<br />
kommt zurück. Die Kupplung ist endgültig<br />
hinüber und muss getauscht werden. Die<br />
Prozedur dauert nur fünf Minuten, aber der<br />
dritte Platz ist damit 40 Minuten vor dem<br />
Ende des Rennens weg. Nach acht Stunden,<br />
Platz sechs und etlichen Falten mehr im<br />
Gesicht liegen sich trotzdem alle in den<br />
Armen. Reiterberger, Mackels und Pedro<br />
Valcaneras haben die S 1000 RR ins Ziel<br />
gebracht. Nur Teamchef Penzkofer hat<br />
schon einmal glücklicher ausgesehen.<br />
Das GMT 94-Team lässt sich am Ende des<br />
Tages als Sieger feiern. Damit sind die Franzosen,<br />
für die auch der IDM Superstock<br />
1000-Erste Mathieu Gines fährt, der Titelverteidigung<br />
wieder ein großes Stück näher<br />
gekommen, nachdem sie mit dem sechsten<br />
Platz in Suzuka viele Punkte auf das derzeit<br />
führende SERT-Suzuki-Team eingebüßt hatten.<br />
Seit Oschersleben trennen beide vor<br />
dem Finale beim legendären Bol d’Or am<br />
<strong>19</strong>. September in Le Castellet nur 13 Punkte.<br />
Es war der reinste Wahnsinn, was sich in<br />
den letzten Runden abspielte. GMT 94 führte<br />
eine Viertelstunde vor Schluss mit 40<br />
Sekunden Vorsprung vor SERT. Aber die<br />
Suzuki knallte noch unglaubliche Zeiten<br />
hin und war in jeder Runde eine Sekunde<br />
schneller als die Yamaha. Was trotzdem<br />
nicht mehr für den Sieg reichte.<br />
Auf dem dritten Platz wurde deutsch<br />
gesprochen. Die Zielankunft war ein Befreiungsschlag<br />
für die YART-Truppe des Österreichers<br />
Manfred „Mandy“ Kainz. Es war die<br />
erste in diesem Jahr. „Im Training sind wir<br />
die Schnellsten, aber sobald das Rennen<br />
anfängt, kommen Probleme, die wir noch<br />
nie hatten. Meine Frau sagt schon, dass wir<br />
eigentlich nur eine Runde fahren müssten<br />
und uns den Rest sparen könnten.“ Bei YART<br />
ist seit dem Gewinn des Weltmeistertitels<br />
2009 der Wurm drin. Auch in Oschersleben<br />
war es nicht anders. In der Einführungsrun-<br />
Ergebnisse <br />
1. GMT 94 Yamaha (David Checa/E, Kenny Foray/F, Mathieu<br />
Gines/F, Yamaha), 312 Runden (= 1153,152 km)<br />
in 8:01.09,771 h (Schnitt 143,796 km/h); 2. Suzuki<br />
Endurance Racing Team (Vincent Philippe/F, Anthony<br />
Delhalle/F, Etienne Masson/F, Suzuki), 18,773 sek zurück;<br />
3. Monster Energy Yamaha (Broc Parkes/AUS,<br />
Ivan Silva/E, Sheridan Morais/RSA, Yamaha), 309 Runden;<br />
4. Junior Team LMS (Baptiste Guittet/F, Gregg<br />
Black/GB, Romain Maitre/F, Suzuki), 308; 5. Honda Racing<br />
(Julien da Costa/F, Sébastien Gimbert/F, Freddy<br />
Foray/F, Honda), 306; 6. BMW Motorrad France Team<br />
Penz13 (Markus Reiterberger/D, Bastien Mackels/B,<br />
Pedro Valcaneras/E, BMW), 306; … 14. Aprilia Grebenstein<br />
(Ralf Uhlig/D, Holger-Jens Schwarz/D, Jahn<br />
Bühn/D, Aprilia), 300; 15. RS Speedbikes Racing (Lars<br />
Druckbetankung: Mehr als ein paar Spritzer<br />
Sprit dürfen nicht verloren gehen<br />
Albrecht/D, Rico Löwe/D, Tobias Kollan/D, BMW), 299;<br />
… 20. MSD-Steeldesign.de (Onno Bitter/D, Dierk<br />
Mester/D, Peter Eickelmann/D, BMW), 288; …<br />
24. Völpker NRT48 & Penz13 by Schubert Motors<br />
(Marco Nekvasil/A, Dominik Vincon/D, Stefan<br />
Kerschbauemer/A, BMW), 285.<br />
Schnellste Runde: Reiterberger in 1.26,816 min<br />
(Schnitt 153,262 km/h).<br />
Stand der Team-WM nach drei von vier Läufen:<br />
1. Suzuki Endurance Racing Team (110 Punkte); 2.<br />
GMT 94 Yamaha (97); 3. Team Bolliger Switzerland<br />
(55); 4. Junior Team LMS (54); 5. SRC Kawasaki (42); …<br />
7. BMW Motorrad France Penz 13 (38); … 32. Völpker<br />
NRT48 & Penz13 by Schubert Motors (6); … 43. Motobox<br />
Kremer Racing (1).<br />
126 SPORT<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
Warten, bangen,<br />
hoffen an der<br />
Boxenmauer. Einfach<br />
nur anzukommen,<br />
gilt schon als Sieg<br />
Man(n) spricht<br />
deutsch: Dominik Vincon,<br />
Marco Nekvasil,<br />
Stefan Kerschbaumer<br />
de stimmte noch alles, aber nach dem Start<br />
fiel bei Broc Parkes die komplette Elektronik<br />
aus. Später schmiss der Australier die Yamaha<br />
auch noch weg. An der R1 flogen die<br />
Fetzen. Kainz schwante Übles, doch zur allgemeinen<br />
Überraschung ließ sich das Motorrad<br />
diesmal reparieren.<br />
Das renommierte Bolliger-Team aus<br />
der Schweiz, in dem IDM Superstock 1000-<br />
Mann Roman Stamm fährt, erwischte es<br />
nach vier Stunden und zwölf Minuten. Das<br />
Trio wurde nach einem Sturz von Horst Saiger<br />
nach hinten durchgereicht. Schuld war<br />
die Wassertemperatur im Kühler. Schon im<br />
ersten Turn kochte das Wasser der Kawasaki<br />
Fette Beute: Das BMW<br />
Motorrad France Team<br />
Penz 13.com killte<br />
Kilometer und Insekten.<br />
Im Kernteam arbeitet<br />
eine Frau mit. Die<br />
26-jährige Michaela<br />
Ruff aus Rosenheim ist<br />
für das Wechseln des<br />
Hinterrads zuständig<br />
unter sein.“ Die SRC-Kawasaki mit Gregory<br />
Leblanc, Matthieu Lagrive und Fabien Foret<br />
schaffte es in der MotorsportArena nicht<br />
ins Ziel und packte nach drei Stunden mit<br />
Ventilschaden am Motor ein.<br />
Wie üblich taten sich bei der deutschen<br />
WM-Runde jede Menge deutsche Fahrer<br />
zusammen. IDM-Superbiker Dominik Vincon<br />
verbündete sich mit den Superstock<br />
1000-Piloten Stefan Kerschbaumer und<br />
Marco Nekvasil im Völpker-Team. Sie starteten<br />
in der Stocksport-Klasse. Für Vincon und<br />
Kerschbaumer war es die Premiere auf der<br />
Langstrecke. Je nach Boxenstopp lag das<br />
Trio auf dem ersten oder zweiten Platz in<br />
seiner Wertung. Dann stürzte ausgerechnet<br />
der erfahrene Nekvasil. Beim Einbiegen in<br />
die Kurve rutschte ihm das Vorderrad weg.<br />
Vom Tank bis zum Kühler waren alle Anbauteile<br />
an der BMW Schrott. Nach 20 Minuten<br />
war das Motorrad repariert, aber das Team<br />
auch auf den 24. Platz zurückgefallen. „Bis<br />
dahin lief es richtig geil. Wir waren unmittelbar<br />
am Suzuki Junior Team dran und<br />
hatten eine Runde Vorsprung auf den Drittplatzierten.<br />
Theoretisch hätten wir noch<br />
einen ganz entspannten Boxenstopp<br />
ein legen können“, meint Vincon. Falls die<br />
Truppe auch beim Bol d’Or startet, dann<br />
in der genau gleichen Besetzung.<br />
In der Open Klasse wurde IDM-Supersportler<br />
Jan Bühn als Startfahrer auf der<br />
Aprilia RSV4 Factory bei Aprilia Grebenstein<br />
gesichtet. Bühn saß geschlagene vier Stunden<br />
auf dem Bock, fast so lange wie während<br />
einer ganzen IDM-Saison. Aprilia Grebenstein<br />
konnte die Open Klasse im dritten<br />
Anlauf zum ersten Mal gewinnen.<br />
auf 100 Grad, im zweiten waren es schon<br />
120. Beim Nachfüllen schwappte etwas<br />
über. Saiger rutschte beim Rausfahren auf<br />
der eigenen Suppe aus. In der Gesamtwertung<br />
ist das Team trotzdem noch Dritter.<br />
„Oschersleben ist irgendwie immer speziell“,<br />
resümierte Roman Stamm. „Es ist unser<br />
Heimrennen. Die acht Stunden reichen<br />
auch völlig aus. Die 24-Stunden-Klassiker<br />
sind schon arg streng.“ Der Bezahlsender<br />
Eurosport 2 will die Langstrecken-WM 2016<br />
von momentan vier Events auf sechs bis<br />
acht Veranstaltungen ausweiten und live<br />
übertragen. Stamm glaubt: „Es werden maximal<br />
zwei bis drei 24-Stunden-Rennen dar-<br />
Die angekündigte Live-Band im Infield<br />
und die große Party wurden allerdings abgesagt.<br />
Unmittelbar vor dem Endurance-<br />
Rennen hätte der ADAC Junior Cup fahren<br />
sollen. Dabei war es in der Nachwuchsklasse<br />
zu einem tragischen Startunfall gekommen,<br />
in den vier Fahrer verwickelt waren.<br />
Der 15-jährige Jonas Hähle erlitt schwerste<br />
Verletzungen. Die Rettungskräfte waren sofort<br />
zur Stelle. Die düsteren Vorahnungen<br />
wurden am Abend traurige Gewissheit.<br />
Auch eine Notoperation hatte das Leben<br />
des Sachsen nicht mehr retten können.<br />
www.motorradonline.de/sport<br />
www.motorradonline.de SPORT 127
R Ü C K S P I E G E L<br />
Neues von damals aus dem <strong>MOTORRAD</strong>-Archiv<br />
15<br />
20/2000 Die Auferstehung erfolgte<br />
aus einer zerstürzten CBR 600 F.<br />
Motor und Rahmen waren noch gut, blieben auch<br />
fast unangetastet. Alles Übrige kam auf den Prüfstand:<br />
Gibt’s das nicht in leichter? <strong>MOTORRAD</strong>-<br />
Autor Werner „Mini“ Koch ging auf die Suche nach<br />
passenden Großserienteilen (schließlich sollte alles<br />
bezahlbar bleiben), fand u. a. einen Termignoni-<br />
Topf, den er im Heck verschwinden ließ, GSX-R-<br />
Gabel, PVM-Räder, Beringer-Bremsen, Verkleidung<br />
einer NSR 500 V2. Was er nicht fand, drehte er auf<br />
der Werkbank<br />
selbst. Am Ende<br />
stand der straßentaugliche<br />
Umbau NR 600<br />
R als MOTOR-<br />
RAD-Showbike<br />
auf der INTER-<br />
MOT – 25 Kilo<br />
leichter als die<br />
ursprüngliche<br />
Honda.<br />
45<br />
12/<strong>19</strong>70<br />
Lange her, dass „KTM bei uns weit<br />
weniger bekannt als Puch“ war. Für MOTOR-<br />
RADs damaligen Chefredakteur Siegfried Rauch ein<br />
Grund, die Mattighofener zu besuchen. Was er sah,<br />
muss ihn beeindruckt haben: Es ging ihm „das Herz<br />
auf“, dass „man auch heute noch Motorräder mit<br />
der gleichen Liebe und Sorgfalt bauen kann, wie<br />
sie die meisten Käufer ihren Maschinen entgegenbringen“.<br />
Um später zu bilanzieren: Der von Jahr zu<br />
Jahr zu beobachtende Aufstieg KTMs zeige deutlich,<br />
„dass man mit Motorrädern auch dann noch<br />
Geld verdienen kann, wenn man mit dem Herzen<br />
und nicht nur mit dem Rechenstift dabei ist“.<br />
Viele Originalartikel finden Sie unter www.motorradonline.de/rueckspiegel<br />
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128 RÜCKSPIEGEL<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
V O R L E T Z T E<br />
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© Holger Aue, erscheint im Lappan Verlag<br />
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COMIC 129
V O R S C H A U<br />
20/<strong>2015</strong> erscheint<br />
Freitag, 18. September<br />
ICH GEB GAS, ICH WILL SPASS<br />
Fotos: Jacek Bilski, Buenos Dias, fact, Rossen Gargolov<br />
Vergleich der 200-PS-Raketen Kawasaki H2, Aprilia RSV4 RF, Suzuki Hayabusa und Yamaha Vmax.<br />
Unterschiedlichste Konzepte, doch eine klare Botschaft: gemacht für die reine Freude an Durchzugskraft,<br />
Fahrdynamik und Speed. Kräftemessen der ungleichen Brüder im Geiste<br />
SCHLIFF AUF DER<br />
NORDSCHLEIFE<br />
Von einem, der auszog, mit<br />
einer KTM 1290 Super Duke R<br />
durch die Grüne Hölle zu<br />
gehen. Reportage Perfektionstraining<br />
am Nürburgring<br />
GOOD LACK<br />
Welche Reinigungsmittel<br />
taugen wirklich was?<br />
Großer Produkttest von<br />
zehn Insektenentfernern<br />
und sechs Lackpolituren<br />
SCIENCE-FICTION<br />
ZUM FAHREN<br />
Die neue Honda NM4 Vultus<br />
kommt ziemlich futuristisch<br />
daher. Fahrbericht des Cruiser-Rollers<br />
– auf der Straße<br />
alles andere als außerirdisch<br />
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Falls Sie nach dem Test keine weiteren Hefte wünschen,<br />
sagen Sie spätestens 14 Tage nach Erhalt der vierten Ausgabe<br />
ab. Ansonsten erhalten Sie <strong>MOTORRAD</strong> weiterhin alle<br />
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mit jeder zeitigem Kündigungsrecht.<br />
WEITERE THEMEN<br />
Impression<br />
Der erste vollverkleidete Sportboxer<br />
BMW R 100 RS aus den 70er-Jahren<br />
trifft auf die aktuelle BMW R 1200 RS<br />
Unterwegs im Riesengebirge<br />
Entlang der tschechisch-polnischen<br />
Grenze durch Rübezahls Reich<br />
Gebrauchtberatung<br />
Triumph Tiger 800-Reihe<br />
MotoGP Misano<br />
Das große Heimspiel für Valentino<br />
Rossi – er wird alles geben, um weiter<br />
für seinen zehnten Weltmeister-Titel<br />
zu kämpfen<br />
Die Redaktion behält sich Änderungen vor<br />
<strong>19</strong>/<strong>2015</strong>
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30 JAHRE SUZUKI<br />
<strong>19</strong>85-<strong>2015</strong><br />
DREI DEKADEN<br />
POWER PUR<br />
IMPRESSION<br />
MODELL-HISTORIE<br />
SPORTLICHE ERFOLGE
2 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
EDITORIAL/INHALT<br />
„Die ersten 15 Jahre war die<br />
750er Galionsfigur, ab 2001<br />
übernahm die 1000er“<br />
Foto: Rossen Gargolov<br />
Chefredakteur Michael Pfeiffer über 30 Jahre Suzuki<br />
GSX-R-Geschichte und eine hoffentlich goldene Zukunft<br />
Die Idee für diese Maxibeilage<br />
von <strong>MOTORRAD</strong> war schon<br />
einige Zeit geboren. „Klar,<br />
wenn die GSX-R-Baureihe<br />
30 wird, dann machen wir etwas ganz<br />
Besonderes“, so Gerald Steinmann,<br />
bei Suzuki International Europe zuständig<br />
für Marketing und Verkauf. „Und<br />
<strong>MOTORRAD</strong> natürlich auch!“, war mein<br />
Konter. Während Gerald eine Sonderlackierung<br />
für die GSX-R 1000 meinte,<br />
ist <strong>MOTORRAD</strong> seinen Lesern und allen<br />
Suzuki-Fans natürlich einen ganz speziellen<br />
Aufschlag schuldig.<br />
So blicken wir noch einmal ganz<br />
zu den Anfängen dieser einzigartigen<br />
Supersportler-Baureihe zurück, beleuchten<br />
die Historie durch alle Generationen<br />
hindurch und machen auch noch einen<br />
Exkurs in Sachen Motorsport.<br />
Im Rückblick auf 30 Jahre Modellgeschichte<br />
fallen Brüche auf, das ist<br />
ganz natürlich. Nach dem fulminanten<br />
Einstieg <strong>19</strong>85, mit dem die GSX-R 750 der<br />
Schocker für die Konkurrenz war, verwässerte<br />
Suzuki im Laufe der Zeit das radikal<br />
sportliche Konzept. Die GSX-R setzte Gewicht<br />
an, der luft-/ölgekühlte Motor war<br />
schon nach einigen Jahren nicht mehr<br />
auf der Höhe der Zeit. Und mit der Umstellung<br />
auf Wasserkühlung wurde die<br />
Suzuki sogar noch pummeliger. Das war<br />
ein Irrweg, und Suzuki reagierte entschieden.<br />
Mit der 96er-SRAD-GSX-R 750<br />
war wieder eine echte Gixxer entstan-<br />
den. Mit wilden 128 PS, knapp über 200<br />
Kilogramm und einer rennmäßigen Fahrwerksgeometrie.<br />
Die Maschine war wieder<br />
ein großer Erfolg. Aber längst hatten<br />
die Konkurrenten leistungsstarke 1000er<br />
entwickelt. Lange warteten die Suzuki-<br />
Fans auf eine entsprechende GSX-R. Sie<br />
kam schließlich erst im Jahr 2001. Bis dahin<br />
musste die schwere 1100er die Fahne<br />
in der von Yamaha R1 und Honda Fireblade<br />
dominierten Klasse hochhalten.<br />
Mit ihrer endlich konsequent auf<br />
Supersport ausgelegten Konzeption<br />
und den bahnbrechenden Fahreigenschaften<br />
übernahm die GSX-R 1000 die<br />
Führung der Baureihe. Und obwohl auch<br />
die 750er ständig weiter verbessert wurde,<br />
strahlte die 1000er irgendwie heller,<br />
war in fast aller Munde. Legendäre Versionen<br />
wie die K5 (Jahrgang 2005) entstanden,<br />
vielleicht die beste Supersport-<br />
Suzuki aller Zeiten.<br />
Zumindest bisher. Ich bin mir sicher,<br />
dass nach der Stagnation der letzten Jahre<br />
infolge der Wirtschaftskrise nun auch<br />
bei Suzuki wieder die Zeichen auf Sturm<br />
stehen. Die nächste Modellgeneration<br />
steht vor der Tür. Und ich bin überzeugt,<br />
dass es wieder eine echte GSX-R wird.<br />
Herzlichst Ihr<br />
THEMEN<br />
4 IMPRESSION<br />
Ausfahrt mit einer GSX-R 750<br />
von <strong>19</strong>86 und der aktuellen<br />
1000er. Was machte die erste<br />
100-PS-750er so einzigartig<br />
und wie fährt sich im Vergleich<br />
dazu das aktuelle Superbike?<br />
10 MODELL-HISTORIE<br />
Entlang der durchgehend<br />
produzierten GSX-R 750 wird<br />
die wechselvolle Geschichte<br />
der Suzuki-Supersportler-<br />
Baureihe erzählt:<br />
12 Generation 1 (<strong>19</strong>85-<strong>19</strong>87)<br />
14 Generation 2 (<strong>19</strong>88-<strong>19</strong>91)<br />
15 Generation 3 (<strong>19</strong>92-<strong>19</strong>95)<br />
16 Generation 4 (<strong>19</strong>96-<strong>19</strong>99)<br />
18 Generation 5 (2000-2002)<br />
20 Generation 6 (2003-2004)<br />
21 Generation 7 (2005-2006)<br />
22 Generation 8 (2007-2008)<br />
23 Generation 9 (2009-2010)<br />
24 Generation 10 (2011-<strong>2015</strong>)<br />
25 Ein Blick in die Zukunft<br />
26 SPORTLICHE ERFOLGE<br />
Win on Sunday, sell on Monday.<br />
Die im Verkauf erfolgreichen<br />
GSX-R konnten auch eine beachtliche<br />
Anzahl an Rennsiegen<br />
einfahren. Ein Rückblick.<br />
3
IMPRESSION<br />
Urmeter<br />
Das<br />
4 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
Wenn es eine Mutter aller Supersportler gibt, dann ist es die Suzuki GSX-R 750. Vor 30<br />
Jahren gründete sie die Baureihe, bis heute steht GSX-R für schnelle Suzukis. Das gilt<br />
es zu feiern! Wo? Natürlich auf den kurvigen Straßen des Odenwalds. Von Michael Pfeiffer<br />
Fotos: Rossen Gargolov<br />
5
IMPRESSION<br />
Für eine flotte Odenwaldrunde taugen<br />
100 PS in 200 Kilogramm allemal. Wichtig:<br />
moderne Reifen aufziehen und früh bremsen<br />
Impression Suzuki GSX-R<br />
Die Suzuki-Werkstattmannschaft<br />
staunt: „Mein Gott, die<br />
hab ich auch gehabt, was war<br />
das damals für eine geile Maschine!“<br />
Gemeint ist meine GSX-R 750,<br />
die in halblebigem Zustand aus dem<br />
Transporter rollt und mit matter Batterie<br />
nach Starthilfe jammert. Die Blinker sind<br />
nicht original, die Auspuffblende auch<br />
nicht, außerdem ist das eine 86er, da war<br />
die Verkleidung schon geändert und die<br />
Schwinge 30 Millimeter länger. Okay,<br />
okay, ich gebe zu: Ich habe lange, sehr<br />
lange nach einer 85er gesucht, aber<br />
dann bei der 86er vor einiger Zeit zugeschlagen.<br />
Sie sah noch ganz gut aus, lief<br />
fast perfekt und hatte sogar noch neue<br />
Reifen drauf. Nach einem Jahr in der Garage<br />
läuft sie aber erst mal gar nicht.<br />
Die Idee einer gemeinsamen Ausfahrt<br />
mit der aktuellsten GSX-R 1000 kam<br />
uns auch erst spät. Es sollte natürlich<br />
auch die in den Jubiläumsfarben lackierte<br />
Wuchtbrumme sein, der Optik<br />
wegen. Und die kam gerade taufrisch<br />
vom Sachsenring-Grand Prix nach Bensheim<br />
zu Suzuki International Europe.<br />
Geradezu rührend kümmern sich die<br />
beiden Mechaniker um mein Schätzchen,<br />
dank Starthilfe zwitschert der<br />
Anlasser und nach einigen holprigen<br />
Rumplern läuft die alte Dame wieder,<br />
wenn auch nur auf dreieinhalb Zylindern.<br />
Verklärte Männergesichter lauschen dem<br />
kernigen Sound aus der Vier-in-eins-Anlage,<br />
da muss die natürlich perfekt startende<br />
1000er mal hintenanstehen.<br />
Wir ziehen los Richtung Odenwald,<br />
dorthin, wo sich an Wochenenden die<br />
Bikergemeinde vergnügt. Kurven ohne<br />
Ende warten auf uns und Tobias mit der<br />
1000er macht die Pace, während meine<br />
Oma-Gixxer immer noch reichlich unwillig<br />
vor sich hin brabbelt und sich beim<br />
Aufziehen mächtig verschluckt. Irgendein<br />
Schmodder hat sich da in den Flachschieber-Vergasern<br />
angesammelt, da<br />
kommt zu wenig Sprit in eine Schwim-<br />
Auge in Auge: Schönheit liegt im Auge des Betrachters, aber die alte Dame war stilbildend im Supersportbereich<br />
6 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
Racing-Atmosphäre pur: Weiße Ziffernblätter, der Drehzahlmesser<br />
beginnt bei 3000/min, alles in Schaumstoff gelagert<br />
Hightech pur: Digitales Cockpit mit analogem Drehzahlmesser,<br />
bei knapp 14 000/min ist Schluss<br />
merkammer. Aber Tobias zieht am Kabel,<br />
und ich vertraue auf die Selbstheilungskräfte<br />
meiner immerhin mehr als halb so<br />
alten Maschine wie ich selbst.<br />
Erstaunlicherweise fährt Tobias eine<br />
völlig andere Linie als ich. Er nimmt die<br />
Kurven gerne sehr schräg, während ich<br />
eher die richtige Linie suche. Die hohen<br />
Kreiselkräfte der 18-Zoll-Räder machen<br />
die 750er schnell ziemlich unhandlich.<br />
Und so ein 140er-Hinterreifen könnte ja<br />
auch mal flott überfordert sein. Und<br />
während mein Tourguide aus den Kur-<br />
ven mit seinen dicken Sportgummis<br />
schon mal zarte schwarze Striche auf<br />
den Asphalt malt, bin ich froh, mit meinen<br />
aktuell allerhöchstens 70 PS die harte<br />
Schicht von den Reifen zu bekommen.<br />
Kein Zweifel, eine aktuelle GSX-R 1000 ist<br />
um Galaxien besser als mein alter Stuhl.<br />
Der technische Aufwand ist aber auch<br />
immens. Wasserkühlung statt Luft-/Ölkühlung,<br />
aufwendig abgestimmte Einspritzung<br />
statt Vergaser, Katalysator statt<br />
freies Abgasen, und natürlich 250 cm 3<br />
mehr Hubraum. Macht 85 PS mehr Leistung,<br />
mit sauberen Abgasen und halb so<br />
Eine GSX-R 1000 ist<br />
um Galaxien besser<br />
Die moderne 1000er-Wuchtbrumme lässt<br />
der alten Dame keine Chance und malt<br />
schöne schwarze Striche aus den Kurven<br />
7
IMPRESSION<br />
Fest verschraubte Bremsscheiben, dafür Schwimmsattelbremsen<br />
und Anti-Dive-System, Luft im Verkleidungskiel<br />
Feinstes Bremsenwerk von Brembo, die Festzangen sind radial<br />
angebracht. Im Verkleidungskiel befindet sich ein Ölkühler<br />
Impression Suzuki GSX-R<br />
Was man von meinen Schwimmsattelzänglein<br />
nicht wirklich behaupten kann:<br />
matschig im Druckpunkt und schnell<br />
nachlassend bei Belastung. Es war nicht<br />
alles gut. Eine Art ABS ist so natürlich<br />
auch irgendwie an Bord, allerdings werde<br />
ich mich mal nach anderen Bremsbelägen<br />
umgucken müssen.<br />
Kurven hart anbremsen ist nicht die<br />
Sache der 750er. Da hilft auch das verdächtig<br />
unwirksame Anti-Dive nicht. Immerhin<br />
spricht die Gabel sensibel an und<br />
schlägt auch nicht durch. Übel droht von<br />
hinten. Entweder hat sich mein Federviel<br />
Lärm – nein, Klang! Denn plötzlich<br />
kommt auch der vierte Zylinder wieder<br />
zurück. Na, wer sagt‘s denn! Jetzt dreht<br />
der Ofen wieder frei raus und macht so<br />
richtig an. Bis über 11 000/min jubelt der<br />
Vierzylinder, die Neue zieht trotzdem<br />
einfach davon. Ein kleiner Dreh am Gasgriff<br />
bewirkt einen großen Zahlensprung<br />
auf dem Digitaltacho. Und die nächste<br />
Kurve ist schneller da, als man denkt. Was<br />
kein Problem ist, denn die Neue bremst<br />
ABS-gesichert mit perfekten Brembos.<br />
Am Fahrwerk zeigen sich<br />
30 Jahre Entwicklung<br />
Schlankes Heck<br />
und üppige Seitenverkleidungen:<br />
Die erste GSX-R<br />
glänzt mit einzigartigem<br />
Design<br />
8 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
30 Jahre GSX-R: Simpler<br />
Doppelscheinwerfer<br />
weicht Hightech-Leuchte<br />
bein schon von solider Dämpfungsarbeit<br />
verabschiedet, oder es war damals halt<br />
so: zu weich in der Feder und schnell an<br />
der Durchschlaggrenze. Mein Gott, wo<br />
bitteschön ist die nächste glatte Straße?<br />
Die schmale Sitzbank macht es auch<br />
nicht wirklich besser.<br />
In Sachen Fahrwerk ist die 1000er<br />
sahneschnittengut: satte Dämpfung,<br />
bestes Ansprechverhalten, unglaubliche<br />
Reserven. Überlegen. Hier zeigen sich<br />
vielleicht am deutlichsten 30 Jahre penible<br />
Entwicklungsarbeit. Was so ein Geschoss<br />
an Fahrleistungen verarbeitet, ohne<br />
auch nur einen Muckser zu machen,<br />
verdient allergrößten Respekt. Dazu gesellt<br />
sich noch eine Handlichkeit, von der<br />
man als 750er-Pilot nur träumen kann.<br />
Pause, Tobias grinst. Klar, er hat bisher<br />
einen relaxten Tag erlebt, während ich so<br />
langsam meinen rechten Unterarm spüre.<br />
Die vier Flachschieber hochzuziehen<br />
braucht echt Kraft. Die weit über den<br />
Tank gespannte Sitzposition ist auf Dauer<br />
reichlich unbequem, während man auf<br />
der 1000er vergleichsweise versammelt<br />
sitzt. Schön blitzen die beiden Maschinen<br />
in der Sonne. Warum wirkt die Alte<br />
plötzlich so besonders, so richtig Ur-Suzuki-typisch?<br />
Es ist dieses einzigartige<br />
Design, das die GSX-R 750 zu ihrer Zeit<br />
außerordentlich klar und rennmäßig erscheinen<br />
ließ. Keine andere hatte diesen<br />
offensiv gespielten Alurahmen, diesen<br />
nach unten gezogenen Tank und ein so<br />
schmales Heck. Die bis zur Schwinge heruntergezogene<br />
Sitzbankverkleidung ist<br />
noch heute ein Hingucker und der simple<br />
Doppelscheinwerfer mit der darüber<br />
thronenden Glaskuppel echt retro.<br />
Man möge mir diese kleine Schwärmerei<br />
zum Schluss verzeihen, aber von<br />
der Optik her hoffe ich schon auf die<br />
nächste Generation der GSX-R.<br />
Für damalige Verhältnisse war die Alu-Kastenschwinge<br />
sehr stabil ausgelegt. Und der 140er hinten extrem breit<br />
Heute braucht es einen zusätzlichen Oberzug an der Schwinge<br />
und eine dicke Walze für die brutalen 185 PS<br />
9
MODELL-HISTORIE<br />
Drei Jahrzehnte<br />
super Sportler<br />
Modellreihen, die drei Jahrzehnte weiterentwickelt werden, finden sich im Motorradgeschäft<br />
selten. Gar als einzigartig darf die GSX-R-Baureihe von Suzuki gelten, denn sie<br />
setzt seit <strong>19</strong>85 immer wieder Maßstäbe bei den Supersportlern. Ein Rückblick.<br />
10 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
Von Michael Pfeiffer<br />
Klar ist, aktuell steht wieder ein<br />
Entwicklungsschritt bei Suzuki<br />
an. Die Spatzen pfeifen es<br />
schon von den Dächern: Noch<br />
in diesem Jahr wird die neue GSX-R 1000<br />
präsentiert. Mit standesgemäßer Leistung,<br />
vielen elektronischen Helferlein<br />
und ziemlich wenig Gewicht. Die Geschichte<br />
der typisch japanischen Vierzylinder-Supersportler<br />
aus dem Hause<br />
Suzuki geht also weiter, und das inzwischen<br />
vierte Jahrzehnt bricht an. Eine<br />
beispiellose Karriere.<br />
Rückblende: Wir schreiben das Jahr<br />
<strong>19</strong>85. Sportmaschinen im heutigen Sinn<br />
gibt es eigentlich nicht. Unter 240 Kilogramm<br />
Lebendgewicht finden sich zumindest<br />
keine leistungsstarken Vierzylinder.<br />
Und 750er drücken um die 85 PS ans<br />
Hinterrad. Was für ein Aufschlag dann<br />
von Suzuki: 100 PS in ultraleichten 201<br />
Kilogramm vollgetankt! Oder, noch<br />
aufregender, 176 Kilogramm Trockengewicht.<br />
Kein Zweifel: Suzuki setzte mit der<br />
Ur-GSX-R 750 den Maßstab, baute die<br />
Mutter aller Supersportler. Kompromisslos<br />
stark, kompromisslos leicht, gnadenlos<br />
konsequent. Ein Schocker für die<br />
Konkurrenz, eine Herausforderung für<br />
jeden Fahrer. Maschinen, die einen solch<br />
bedeutenden Entwicklungsschritt darstellen,<br />
sind äußerst selten. Vielleicht eine<br />
Kawasaki H1, eine Ducati 916 oder eine<br />
BMW S 1000 RR.<br />
Aber eigentlich muss man der<br />
Suzuki noch größere Ehre angedeihen<br />
lassen. Denn sie startete den Supersportler-Boom<br />
der späten 80er- und der 90er-<br />
Jahre. Nach ihr kamen all die oben genannten<br />
Baureihen, die Honda Fireblade,<br />
Kawasaki ZXR und Yamaha R1 nicht zu<br />
vergessen. Suzuki eröffnete das Spiel,<br />
und alle gingen mit.<br />
Erstaunlich dabei, welchen Schwankungen<br />
die Modellpolitik von Suzuki immer<br />
wieder ausgesetzt war. Die nächsten<br />
Seiten werden es zeigen: Immer wieder<br />
verließen die GSX-R-Schöpfer die harte<br />
Linie, bauten dies und das an, versuchten<br />
das Monster zu zähmen, manchmal<br />
leider allzu sehr.<br />
Aber dann kamen auch wieder bahnbrechende<br />
GSX-R auf den Markt.<br />
Die 96er-SRAD beispielsweise, oder<br />
anno 2005 die unvergleichliche 1000er<br />
(K5), die bis heute als beste GSX-R aller<br />
Zeiten gilt und den alten Spirit verkörperte.<br />
<strong>MOTORRAD</strong> hat sie alle getestet,<br />
einige auch im harten Langstreckentest.<br />
Große Probleme gab es nie. Dafür jede<br />
Menge Spaß mit super Sportlern.<br />
Foto: Suzuki<br />
30 Jahre Supersport-Entwicklung liegen zwischen der Ur-GSX-R und der aktuellen<br />
Kilo-Gixxer. Die Leistung stieg um 85 PS, das Gewicht blieb weitgehend<br />
gleich. Aus dem Raubein wurde ein echter Gentleman, allerdings auf Umwegen<br />
11
MODELL-HISTORIE<br />
Im Schnittbild zeigte sich die sportliche Architektur<br />
der ersten Generation: filigraner Alurahmen,<br />
fein verrippter Motor<br />
Die Ära der Suzuki GSX-R<br />
begann mit einem Donnerschlag<br />
Was für eine bahnbrechende<br />
Konstruktion stellte Suzuki<br />
<strong>19</strong>85 auf die Räder: Erstmals<br />
kam ein leichter Aluminiumrahmen<br />
in der 750er-Klasse zum<br />
Einsatz. Der für damalige Zeiten extrem<br />
kurzhubige Vierzylindermotor blieb luftgekühlt,<br />
nutzte aber auch ein erhöhtes<br />
Ölvolumen und eine zweite Ölpumpe<br />
zur Kühlung. Inspiriert von den englischen<br />
Rolls-Royce-Merlin-Flugmotoren<br />
sparte man so eine aufwendige Wasserkühlung,<br />
die ansonsten für diese Leistungsklasse<br />
unabdingbar schien. Dafür<br />
legte der damalige Suzuki-Chefingenieur<br />
Etsuo Yokouchi Ölvolumen und Ölkühler<br />
sehr üppig aus. Immerhin 5,5 Liter des<br />
teuren Schmierstoffs zirkulierten im<br />
Motor, dessen feine Verrippung bis heute<br />
einzigartig blieb. Mit 100 PS setzte Suzuki<br />
den neuen Leistungsstandard in der<br />
750er-Klasse, und mit vollem <strong>19</strong>-Liter-<br />
Tank wog der Supersportler sage und<br />
schreibe nur 201 Kilogramm.<br />
Speziell die 85er-Testmaschinen<br />
sorgten für ziemlichen Wirbel. Hochgeschwindigkeitspendeln<br />
vermieste den<br />
Fahrspaß, und daher verbesserte Suzuki<br />
bereits den nächsten Jahrgang deutlich.<br />
Eine längere Schwinge, der nach vorne<br />
gezogene Verkleidungskiel und neu entwickelte<br />
Reifen sorgten für relative Ruhe.<br />
Mit 228 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />
war die Suzuki pfeilschnell, die großen<br />
18-Zoll-Räder sorgten aber bei hohem<br />
Tempo für ein eher steifes Handling.<br />
Schon <strong>19</strong>86 kam Suzuki mit der nochmals<br />
stärkeren GSX-R 1100 auf den<br />
Markt. Vom technischen Konzept her<br />
glich sie der 750er. Trotz verstärktem<br />
Rahmen und dickem 1085-cm 3 -Motor<br />
wog sie vollgetankt auch nur 225 Kilogramm,<br />
ebenfalls Bestwert in der Klasse.<br />
Rennstreckenfahrer träumten davon,<br />
eine der raren Limited Edition-750er zu<br />
ergattern. Diese Version mit Einmann-<br />
750er-Limited Edition, <strong>MOTORRAD</strong><br />
gewann damit die<br />
1000 Kilometer von<br />
Hockenheim<br />
12 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
Radikaler Supersportler, <strong>19</strong>85<br />
eine Revolution im Motorradbau.<br />
Der erste Jahrgang litt unter Hochgeschwindigkeitspendeln<br />
Mit modernen Reifen kann<br />
man auf der 750er eine flotte<br />
Sohle aufs Parkett legen.<br />
Bodenfreiheit gibt es genug<br />
1.<br />
GENERATION<br />
<strong>19</strong>85 – <strong>19</strong>87<br />
Fotos: Achim Hartmann, jkuenstle.de, Ulrich Schwab, Suzuki, MRD-Archiv<br />
Wie filigran der Alurahmen ausgelegt war, zeigte sich ohne Verkleidung. Schöner<br />
und logischer konnte ein Vierzylinder eigentlich nicht aufgebaut sein<br />
Höcker und Trockenkupplung war für<br />
den Rennstreckeneinsatz vorbereitet. Mit<br />
einem Suzuki-Rennkit konnte der Motor<br />
auf bis zu 130 PS hochgekitzelt werden.<br />
Den damaligen <strong>MOTORRAD</strong>-Testern<br />
Horst Vieselmann und Axel Westphal gelang<br />
mit der 100-PS-Version sogar ein<br />
Sieg bei den 1000 Kilometern von Hockenheim.<br />
Ein eindeutiger Beweis für die<br />
Überlegenheit der GSX-R in dieser Zeit.<br />
DATEN<br />
Luft-/ölgekühlter Vierzylinder-Reihenmotor,<br />
Bohrung x Hub 70 x 48,7 mm, Hubraum<br />
749 cm³, Leistung 73,5 kW (100 PS) bei<br />
11 000/min, Drehmoment 66,5 Nm bei<br />
10 000/min, Doppelschleifenrahmen aus Aluminium,<br />
Telegabel mit PDF-System, Ø 41 mm,<br />
Doppelscheibenbremse vorn, Ø 300 mm,<br />
Scheibenbremse hinten, Ø 225 mm, Sitzhöhe<br />
754 mm, Gewicht vollgetankt 201 kg,<br />
damaliger Neupreis 13 029 Mark<br />
Der üppige Ölkühler behielt<br />
den Temperaturhaushalt des<br />
Hochleistungstriebwerks<br />
immer im Griff. Flachschiebervergaser,<br />
mittig angetriebene<br />
Nockenwellen und<br />
Gabelschlepphebel<br />
Rennmäßige Instrumente, roter Bereich erst bei 11 000/min, für <strong>19</strong>85 war das der<br />
Maßstab. Die schwarz lackierte Vier-in-eins-Auspuffanlage klang herrlich kernig<br />
13
MODELL-HISTORIE<br />
Fotos: Frank Herzog, Michael<br />
Mösch, Suzuki, Axel Westphal<br />
Die erstarkte Konkurrenz von<br />
Honda VFR bis Yamaha FZR<br />
ließ Suzuki keine Ruhe, und so<br />
präsentierte man bereits <strong>19</strong>88<br />
eine völlig überarbeitete GSX-R 750.<br />
Mehr Komfort und Stabilität waren angesagt,<br />
bei höherer Motorleistung. So<br />
wurde der Motor noch kurzhubiger ausgelegt<br />
und von leichter zu bedienen-<br />
den Gleichdruckvergasern gespeist. Bis<br />
13 000/min drehte der nach wie vor luft-/<br />
ölgekühlte Reihenvierer. Über eine Vierin-zwei-Auspuffanlage<br />
entwichen die<br />
Abgase deutlich dezenter. Rahmen und<br />
Schwinge wurden wesentlich üppiger<br />
dimensioniert, und auch die neue 43er-<br />
Gabel sollte Stabilität bringen. Das noch<br />
im Vorgängermodell verbaute Anti-Dive-<br />
DATEN<br />
Luft-/ölgekühlter Vierzylinder-Reihenmotor, Bohrung x Hub 73 x 44,7 mm, Hubraum<br />
749 cm³, Leistung 73,6 kW (100 PS) bei 10 200/min, Drehmoment 70,3 Nm bei 9800/min,<br />
Doppelschleifenrahmen aus Aluminium, Telegabel, Ø 43 mm, Doppelscheibenbremse vorn,<br />
Ø 310 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 240 mm, Sitzhöhe 780 mm, Gewicht vollgetankt<br />
228 kg, damaliger Neupreis 13 399 Mark<br />
Instrumente nun in Schwarz und besser ablesbar. Den ultrakurzhubigen<br />
Motor fütterten jetzt leichter zu bedienende Gleichdruckvergaser<br />
Mehr Komfort und Stabilität<br />
bei höherer Motorleistung<br />
System an der Gabel entfiel, dafür waren<br />
die Federelemente erstmals vielfältig einstellbar.<br />
Zusammen mit neuen Michelin-<br />
Radialreifen im 17-Zoll-Format fuhr sich<br />
die GSX-R völlig anders als die Vorgängerin.<br />
Handlicher und trotzdem fahrstabiler,<br />
der Motor lieferte deutlich energischeren<br />
Durchzug und war viel homogener abgestimmt.<br />
Auch die neue Nissin-Bremsanlage<br />
begeisterte mit viel klarerem<br />
Druckpunkt und besserer Bremsleistung.<br />
Einzige echte Schwäche der 750er<br />
von <strong>19</strong>88 und <strong>19</strong>89: Sie setzten ziemlich<br />
hart auf und besaßen nicht die Schräglagenfreiheit<br />
der Ur-GSX-R. Leider trieben<br />
all die Stabilitätsmaßnahmen das Gewicht<br />
deutlich in die Höhe. Mit 228 Kilo<br />
vollgetankt wog die 750er drei Kilo mehr<br />
als die 1100er der alten Konstruktion.<br />
Diese wurde <strong>19</strong>89 komplett überarbeitet.<br />
Vom Grundlayout her der 750er<br />
wieder sehr ähnlich, trug sie eine Edelstahl-Vier-in-zwei-Auspuffanlage<br />
am<br />
nun 1128 cm 3 großen Vierzylinder. Auch<br />
die 1100er wurde deutlich schwerer<br />
und wog üppige 243 Kilogramm. Für<br />
Deutschland war die offen 135 PS starke<br />
Maschine wie die im Ausland 112 PS leistende<br />
750er auf 100 PS gedrosselt.<br />
2.<br />
GENERATION<br />
<strong>19</strong>88 – <strong>19</strong>91<br />
Völlig neu und doch eine GSX-R:<br />
Die 750er von <strong>19</strong>88 begeisterte mit<br />
viel besserem Fahrwerk<br />
Die 89er-GSX-R 1100 war bereits<br />
ein mächtiger Brummer, später<br />
wurde sie noch schwerer<br />
14 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
3.<br />
GENERATION<br />
<strong>19</strong>92 – <strong>19</strong>95<br />
Kriegsbemalung, tolle<br />
Verarbeitung, aber Hüftspeck:<br />
die fetten Jahre<br />
Mit guten Reifen war<br />
die wassergekühlte<br />
GSX-R überraschend<br />
flott zu bewegen<br />
Da war es, das Ende der<br />
Ölkühlung: Wasser marsch!<br />
Die dritte Generation bedeutete<br />
einen Neuanfang. Mit dem<br />
luft-/ölgekühlten Motor konnten<br />
weder die Anforderungen<br />
an die Motorleistung, noch die Geräuschund<br />
Abgasvorschriften erfüllt werden.<br />
Er sollte noch lange Jahre erfolgreich in<br />
der Bandit-Baureihe Verwendung finden.<br />
Für die GSX-R wurde ein völlig neues<br />
Triebwerk entwickelt, mit Wasserkühlung,<br />
Huckepack-Lichtmaschine und sehr kompakten<br />
Ausmaßen.<br />
Der drehfreudige und durchzugskräftige<br />
Antrieb überzeugte auf Anhieb.<br />
Dank des ebenfalls überarbeiteten Fahrwerks<br />
konnte die Suzuki wieder mit der<br />
erstarkten Konkurrenz mithalten. Überflügeln<br />
konnte sie sie nicht. Zu schwer<br />
war die Maschine geworden, fast 240<br />
Kilogramm vollgetankt waren gegen<br />
eine Honda Fireblade oder die schnellen<br />
Ducatis zu viel. Dafür glänzten diese Baujahre<br />
mit einer durchaus liebevollen Verarbeitung<br />
und robustem Wesen. Eine<br />
Edelstahl-Auspuffanlage sorgte dabei für<br />
viel Wertigkeit, wie auch der bündig von<br />
einer Glasscheibe abgedeckte Doppelscheinwerfer<br />
und das schön aufgeräumte<br />
Cockpit hinter der nicht zu knapp ge-<br />
schnittenen Verkleidung. Ebenso trug die<br />
GSX-R einen mächtigen Lenkungsdämpfer,<br />
der auf der rechten Seite am oberen<br />
Rahmenrohr angeschlagen war.<br />
Trotz der vielen Pfunde lief die GSX-R<br />
750 auch auf Rennstrecken manierlich<br />
und musste sich in Sachen Rundenzeiten<br />
beim großen <strong>MOTORRAD</strong>-Vergleichstest<br />
<strong>19</strong>92 nur der Ducati 888 geschlagen geben.<br />
Beste Bodenfreiheit und satte Straßenlage<br />
war das Geheimnis der Suzuki,<br />
gepaart mit viel Druck aus der Mitte.<br />
Die 1100er-Version wog mit ihrer<br />
Vier-in-zwei-Auspuffanlage noch einiges<br />
mehr, war aber ebenfalls für zügiges<br />
Fahren geeignet. Tolle einstellbare<br />
Federelemente und eine ausgewogene<br />
Gewichtsverteilung ließen die Dicke<br />
überraschend gut performen, beispielsweise<br />
auf der Nürburgring-Nordschleife.<br />
Gegen Ende der dritten Generation<br />
wurden sogar brachial wirkende Sechskolben-Bremszangen<br />
verbaut.<br />
Trotz aller Qualitäten hatten Supersport-Fans<br />
den Eindruck, Suzuki wolle<br />
aus den GSX-R eher Tourensportler<br />
machen, als dem Urgedanken zu folgen.<br />
Das änderte sich allerdings mit der nächsten<br />
Generation wieder entscheidend.<br />
Der neue wassergekühlte Motor im<br />
Schnittbild: kompakter, leichter und<br />
leistungsstärker, offen mit 117 PS. Die<br />
1100er-Version leistete bis zu 150 PS<br />
und war bis 2000 im Einsatz<br />
DATEN<br />
Wassergekühlter Vierzylinder-Reihenmotor,<br />
Bohrung x Hub 70 x 48,7 mm, Hubraum 749 cm³,<br />
Leistung 74 kW (100 PS) bei 11 000/min,<br />
Drehmoment 78,5 Nm bei 9500/min, Doppelschleifenrahmen<br />
aus Aluminium, Upside-down-<br />
Gabel, Ø 43 mm, Doppelscheibenbremse vorn,<br />
Ø 310 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 240 mm,<br />
Sitzhöhe 785 mm, Gewicht vollgetankt 239 kg,<br />
damaliger Neupreis 15 490 Mark<br />
15<br />
Fotos: Archiv
MODELL-HISTORIE<br />
4.<br />
GENERATION<br />
<strong>19</strong>96 – <strong>19</strong>99<br />
Präsentation in Misano:<br />
Auf dem GP-Kurs nahm<br />
Kollege Waldemar Schwarz<br />
die GSX-R bei den Hörnern<br />
Back to the Roots: Die GSX-R<br />
750 SRAD setzte Maßstäbe<br />
Endlich besann sich Suzuki wieder<br />
auf Leichtbau, Leistung und Supersport.<br />
Dazu musste eine völlige<br />
Neukonstruktion her. Neuer<br />
Motor, neues Fahrwerk, neue Optik. Dem<br />
Motor hauchten die Suzuki-Ingenieure<br />
satte 128 PS ein. Wie? Größere Ventile,<br />
nahezu senkrecht stehende Einlasskanäle,<br />
dicke 39er-Vergaser und natürlich<br />
richtig scharfe Steuerzeiten. Bis 13 500/<br />
min drehte der Motor klaglos. Besonderheit:<br />
Das Suzuki Ram Air Direct-System<br />
sorgte für frischen Wind in der Airbox, da<br />
die Luft durch zwei große Öffnungen in<br />
der Frontverkleidung geliefert wurde.<br />
Möglich wurde das aber erst durch den<br />
nun verwendeten Brückenrahmen. Seine<br />
beiden mächtigen Profile verbanden den<br />
Steuerkopf direkt mit der Schwingenlagerung<br />
und boten genug Platz für eine<br />
über dem Motor thronende Airbox. Die<br />
Ansaugluft wurde über zwei dicke Löcher<br />
durch den Rahmen geführt. Die so<br />
in der Theorie erzeugte Staudruckaufladung<br />
konnte bei hohen Geschwindigkeiten<br />
durchaus das eine oder andere<br />
PS zusätzlich aus den Zylindern zaubern.<br />
Besonders großen Wert legten die<br />
Konstrukteure auch auf eine optimale<br />
Aerodynamik. Der charaktervolle Höcker<br />
sollte dabei für eine wirbelfreie Abströmung<br />
des Fahrtwinds sorgen und gleichzeitig<br />
auch den Windschatten für einen<br />
möglichen Verfolger schmälern. Darüber<br />
mag man heute sicher ein wenig<br />
schmunzeln. Denn, wozu gibt es 1000er?<br />
Die hatten es, damals zumindest,<br />
durchaus noch schwer mit der quirligen<br />
Suzuki. Denn die 205 Kilogramm vollgetankt<br />
wiegende Maschine bestach auch<br />
noch mit tollem Handling und einer bissigen<br />
Sechskolben-Bremsanlage. Diese<br />
richtig einzusetzen bedurfte aber eines<br />
wirklich versierten Fahrers, denn schnell<br />
machte die Suzuki auf der Bremse ein<br />
Stoppie, etwa genauso gerne, wie sie zu<br />
Beschleunigungswheelies neigte. Der<br />
kurze Radstand und die etwas unausgewogene<br />
Sitzposition verlangten nach<br />
einem aktiven Piloten.<br />
<strong>19</strong>98 spendierte Suzuki der GSX-R<br />
eine Einspritzung mit riesigen 46er-Drosselklappen.<br />
Zusammen mit einer geänderten<br />
Auspuffanlage und Airbox stieg<br />
die Leistung auf 135 PS. Damit rannte die<br />
GSX-R satte 258 km/h. Endlich wurde<br />
serienmäßig auch ein Lenkungsdämpfer<br />
verbaut. Angesichts der Leistung und<br />
des geringen Gewichts ein Muss.<br />
16 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
Fotos: Achim Hartmann, Suzuki, MRD-Archiv<br />
Aerodynamik pur: Dank<br />
dickem Sitzbank-Höcker<br />
und Grand Prix-Front rannte<br />
die SRAD wie der Teufel<br />
DATEN<br />
Wassergekühlter Vierzylinder-Reihenmotor,<br />
Bohrung x Hub 72 x 46 mm, Hubraum 749 cm³,<br />
Leistung 94 kW (128 PS) bei 12 000/min,<br />
Drehmoment 81 Nm bei 10 000/min, Brückenrahmen<br />
aus Aluminium, Upside-down-Gabel,<br />
Ø 43 mm, Doppelscheibenbremse vorn,<br />
Ø 320 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 220 mm,<br />
Sitzhöhe 810 mm, Gewicht vollgetankt 205 kg,<br />
damaliger Neupreis 18 690 Mark<br />
Schicke Instrumente, roter Bereich<br />
bei 13 500/min. Deftige Sechskolbenzangen<br />
vorne, nicht einfach zu dosieren.<br />
Schöne Upside-down-Gabel<br />
Neben der 750er bot Suzuki ab dem<br />
Baujahr <strong>19</strong>97 auch eine 600er an. Deren<br />
110-PS-Motor basierte auf dem 750er-<br />
Triebwerk. Die technisch einfacher ausgestattete<br />
Maschine (normale Telegabel,<br />
Vierkolbenbremsen, Schwinge ohne<br />
Oberzug) war preislich deutlich günstiger<br />
zu haben und eine tolle Einsteigermaschine<br />
für die Supersportszene.<br />
Neuer Rahmen, neuer Motor, extrem kompakte Bauweise: Mit der GSX-R 750 von<br />
<strong>19</strong>96 hatten sich die Suzuki-Leute wieder mächtig ins Zeug gelegt<br />
<strong>19</strong>97 stieg Suzuki mit der GSX-R 600<br />
in die Supersportklasse ein.<br />
Sie glich der 750er<br />
in vielen Teilen<br />
Suzuki-Ram Air Direct-System im Schnittbild: Der Fahrtwind wurde direkt aus der<br />
Verkleidungsfront durch den Rahmen in die Airbox geführt<br />
17
MODELL-HISTORIE<br />
Schneller, schöner, stärker, leichter:<br />
Suzuki ließ nicht locker und<br />
stellte im neuen Jahrtausend eine<br />
komplett neue GSX-R 750 vor.<br />
Der Motor war wieder eine Neukonstruktion.<br />
Eine Besonderheit erbte er vom Vorgänger:<br />
Das Motorgehäuse war dreiteilig,<br />
Zylinder und oberes Gehäuse bestanden<br />
aus einem Teil. Die Getriebewellen wurden<br />
nebeneinander, aber einen Stock<br />
tiefer als die Kurbelwelle angeordnet, um<br />
einen extrem kurzen Motorblock zu ermöglichen.<br />
Vorteil: Die Hinterradschwinge<br />
konnte sehr lang ausfallen und für<br />
ein ausgewogenes Fahrwerk sorgen. Mit<br />
leichterer Kurbelwelle, Schmiedekolben<br />
und schmalerer Lichtmaschine sparte<br />
man Gewicht an den rotierenden Teilen.<br />
Eine Weltneuheit präsentierte Suzuki<br />
in Sachen Einspritzanlage: Über ein auf-<br />
Das neue Jahrtausend begann<br />
gut: mit einer neuen GSX-R!<br />
5.<br />
GENERATION<br />
2000 – 2002<br />
Ein Jahr nach der<br />
neuen 750er präsentierte<br />
Suzuki die<br />
sensationelle GSX-R<br />
1000 (K1) mit 160 PS<br />
Der 1000er-Motor<br />
besaß einen Millimeter<br />
mehr Bohrung, aber 13 Millimeter<br />
mehr Hub als der 750er<br />
18 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
wendiges Doppel-Drosselklappensystem<br />
sollte nicht nur das Ansprechverhalten<br />
des nominell 141 PS starken Hochleistungstriebwerks<br />
verbessert werden, sondern<br />
auch das Geräusch- und Abgasverhalten.<br />
So wurden über einen Gaszug die<br />
den Einlasskanälen nahen Drosselklappen<br />
geöffnet. Davor, Richtung Luftfilter,<br />
steuerte aber ein Rechner zusätzliche<br />
Drosselklappen. Beim blinden Gasaufreißen<br />
beispielsweise konnte sich so der<br />
Motor nicht mehr verschlucken, da die<br />
elektronisch gesteuerten Drosselklappen<br />
langsamer und optimal öffneten. Das<br />
funktionierte prächtig und machte das<br />
frühere, oft ruppige Ansprechen der<br />
GSX-R-Motoren fast vergessen.<br />
Optisch blieb kein Stein auf dem anderen,<br />
was, man möge uns verzeihen,<br />
auch wirklich nötig war. Die etwas plump<br />
wirkende Verkleidungsnase mit altmodischem<br />
Doppelscheinwerfer wich einer<br />
modernen spitzen Front mit Leuchteinheit.<br />
Zusammen mit dem filigraneren<br />
Heck wirkte die fünfte Generation wieder<br />
äußerst dynamisch. Und zeigte die kompromisslose<br />
Sportlichkeit dieser Generation.<br />
So wurde aus dem vormaligen<br />
Pummelchen eine schlanke Athletin.<br />
Dies traf vor allem auf die brandneue<br />
1000er zu, die ab dem Baujahr 2001 der<br />
750er wie ein Ei dem anderen glich. Mit<br />
deutlich längerem Hub versehen, schüttelte<br />
der Motor satte 160 PS aus den<br />
Zylindern, was für fantastische Fahrleistungen<br />
sorgte. Dank ausgewogener<br />
Gewichtsverteilung brachte sie die Leistung<br />
auch gut auf die Straße und beschleunigte<br />
in den Händen der MOTOR-<br />
RAD-Profis in 7,0 Sekunden auf 200<br />
km/h! Und in Sachen Topspeed kam man<br />
der 290-km/h-Grenze schon sehr nahe.<br />
Trotzdem verdiente sich die weniger<br />
brachiale GSX-R 750 höchste Anerkennung<br />
und größten Respekt: Die vollgetankt<br />
<strong>19</strong>3 Kilogramm leichte Supersportlerin<br />
gewann das internationale MASTER-<br />
BIKE 2002 gegen die gesamte Konkurrenz<br />
und die eigene 1000er-Schwester.<br />
Mit 278 km/h Topspeed war sie die<br />
schnellste 750er aller Zeiten und wer<br />
eine solche Maschine heute sein Eigen<br />
nennt, kann sich glücklich schätzen.<br />
Selbst den harten 50 000-Kilometer-<br />
Dauertest von <strong>MOTORRAD</strong> überstand die<br />
750er einigermaßen schadlos. Allerdings<br />
waren nach dem Marathon die Zahnräder<br />
des sechsten Gangs verschlissen. Ein<br />
bedauerlicher Einzelfall.<br />
<strong>MOTORRAD</strong>-Tester Markus Barth am Limit: Wieder<br />
begeisterte die GSX-R mit fantastischer Performance<br />
Schlank und<br />
rank: Obwohl<br />
sich bei den<br />
Abmessungen<br />
im Vergleich<br />
zum Vorgän-<br />
germodell wenig<br />
tat, wirkte die<br />
750er jetzt tig<br />
richsportlich<br />
Unter der Verkleidung faszinierte die GSX-R mit konsequentem Leichtbau. Auffallend<br />
dicke Luftkanäle für das Ram Air-System, radial geschraubter Auspufftopf<br />
Fotos: Markus Jahn, jkuenstle.de, Suzuki<br />
DATEN<br />
Wassergekühlter Vierzylinder-Reihenmotor,<br />
Bohrung x Hub 72 x 46 mm, Hubraum<br />
749 cm³, Leistung 104 kW (141 PS) bei<br />
12 500/min, Drehmoment 84 Nm bei<br />
10 500/min, Brückenrahmen aus Aluminium,<br />
Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, Doppelscheibenbremse<br />
vorn, Ø 320 mm, Scheibenbremse<br />
hinten, Ø 220 mm, Sitzhöhe 840 mm,<br />
Gewicht vollgetankt <strong>19</strong>3 kg, damaliger<br />
Neupreis 20 220 Mark<br />
Die Details an der 750er zeigten die liebevolle Verarbeitung und die saubere Konstruktion.<br />
Schlichte und schöne Fußrastenanlage, Aluschwinge mit Oberzügen<br />
<strong>19</strong>
MODELL-HISTORIE<br />
Kantiger Geselle mit besten<br />
Fahreigenschaften, aber<br />
kaum Mehrleistung<br />
trotz Titanventilen<br />
6.<br />
GENERATION<br />
2003 – 2004<br />
Auf der Rennstrecke war<br />
die Suzuki GSX-R 750 für<br />
viele die bessere Wahl<br />
Die Offensive geht weiter:<br />
Aufbruch ins Titan-Zeitalter<br />
Drei Jahre ließ sich Suzuki mit<br />
der Überarbeitung der GSX-R<br />
750 Zeit. Von allem ein bisschen<br />
mehr war die Devise für<br />
die 2003er-Version. Mehr Leistung (nun<br />
148 PS), mehr Drehzahl (roter Bereich<br />
nun ab 14 000/min) und mehr Titan. Womit<br />
die Vierzylindermaschine nochmals<br />
leichter werden sollte. Im <strong>MOTORRAD</strong>-<br />
Test bestätigte sich beides jedoch nicht.<br />
Mit gemessenen 133 PS und <strong>19</strong>7 Kilogramm<br />
auf der geeichten Redaktionswaage<br />
performte die 750er von 2003<br />
nicht besser als die Vorgängerin.<br />
Und das, obwohl zum ersten Mal<br />
im Serienmotorradbau Titanventile die<br />
Motorsteuerung übernahmen. Dieses<br />
aus dem Flugzeugbau stammende<br />
Leichtbaumaterial war richtig teuer, sparte<br />
aber enorm Gewicht bei den Ventilen,<br />
die deshalb wieder mit schärferen Steuerzeiten<br />
leistungsfördernd betätigt werden<br />
konnten. Auch in der Auspuffanlage<br />
wurde Titan verwendet, und so durfte<br />
diese Generation durchaus als hervorragend<br />
verarbeitet und mit Liebe gefertigt<br />
bezeichnet werden. Weshalb auch diese<br />
Version als Volltreffer gelten darf, trotz<br />
der deutlich von der Werksangabe entfernten<br />
realen Motorleistung. Dank der<br />
neuen Bremsanlage mit Radialbremspumpe<br />
und radial angeschlagenen Vierkolben-Bremszangen<br />
räumte Suzuki den<br />
Kritikpunkt Bremsdosierung aus. Ansonsten<br />
wirkte die kantiger gestaltete GSX-R<br />
750 noch eine Spur sportlicher und aggressiver<br />
als die Vorgängerin.<br />
Auch die 1000er und die 600er wurden<br />
überarbeitet. Speziell die 1000er erhielt<br />
in kleinen Schritten mehr Leistung,<br />
eine Titanauspuffanlage, ebenfalls die<br />
neue Bremsanlage und das kantigere<br />
Design. Mit 164 PS stand die K4 gut im<br />
Futter und gilt unter vielen GSX-R-Fans<br />
als Geheimtipp. Zumal sie leistungsmäßig<br />
stets nahe an der Werksangabe war.<br />
Im Superbike-Sport kam reglementsbedingt<br />
nun die GSX-R 1000 zum Einsatz,<br />
weshalb diese zukünftig, gemäß ihrer<br />
Rolle als Homologationsmodell, die Leitfigur<br />
bei der Weiterentwicklung der GSX-<br />
R-Baureihe darstellen sollte.<br />
Deutlich aufgewertet wurde in der<br />
Zwischenzeit die GSX-R 600. Mit 120 PS<br />
Motorleistung ab dem Baujahr 2004 und<br />
vielen hübschen Ausstattungsdetails<br />
stand sie ihren großen Schwestern kaum<br />
nach und begeisterte viele Fans.<br />
Schwarzer Rahmen, roter Bereich ab<br />
14 000/min, Schaltblitz und kleiner<br />
Digitaltacho künden von Sportsgeist<br />
DATEN<br />
Wassergekühlter Vierzylinder-Reihenmotor,<br />
Bohrung x Hub 72 x 46 mm, Hubraum 749 cm³,<br />
Leistung 109 kW (148 PS) bei 12 800/min,<br />
Drehmoment 86 Nm bei 10 800/min, Brückenrahmen<br />
aus Aluminium, Upside-down-Gabel,<br />
Ø 43 mm, Doppelscheibenbremse vorn,<br />
Ø 300 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 220 mm,<br />
Sitzhöhe 825 mm, Gewicht vollgetankt <strong>19</strong>2 kg,<br />
damaliger Neupreis 10 990 Euro<br />
Fotos: jkuenstle.de, Suzuki<br />
20 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
Während die GSX-R 1000<br />
(K5) bereits 2005 auf den<br />
Markt kam und ein komplett<br />
neues Motorrad<br />
darstellte, wurde die GSX-R 750 und<br />
ebenfalls die 600er erst 2006 vorgestellt.<br />
Erneut baute Suzuki ein völlig neues<br />
Motorrad, angefangen vom jetzt wieder<br />
etwas runderen Design über ein komplett<br />
überarbeitetes Fahrwerk mit einem<br />
höheren Anteil an gegossenen Bauteilen<br />
bis hin zum neuen Motor mit nun übereinander<br />
liegenden Getriebewellen.<br />
Auch die Auspuffanlage gelang<br />
revolutionär und nahm die Lösung vieler<br />
aktueller Maschinen vorweg. Die vier<br />
Krümmer mündeten in einen Sammler<br />
unter dem Motor und erst danach führte<br />
ein kurzer Auspufftopf die Abgase ins<br />
Freie. Natürlich kam auch noch eine<br />
geräuschoptimierende Auspuffklappe<br />
zum Einsatz, denn nur so schaffte es die<br />
Supersportlerin, ihre nominell 150 PS auf<br />
die Kette zu bringen.<br />
Auf dem <strong>MOTORRAD</strong>-Prüfstand blieben<br />
davon nur 136, genug, um die GSX-R<br />
750 in exakt neun Sekunden auf 200<br />
km/h zu katapultieren. Grund für den<br />
riesigen motorischen Aufwand waren die<br />
damals neuen EURO-3-Regularien, die<br />
sowohl das Abgasaufkommen als auch<br />
das Fahrgeräusch deutlich reduzieren<br />
sollten und den Motorenbauern ziemliche<br />
Hausaufgaben aufbrummten. Trotz<br />
der nur marginalen Leistungsspritze<br />
erreichte die GSX-R 750 im <strong>MOTORRAD</strong>-<br />
Top-Test über 700 Punkte, und damit<br />
einen Bestwert.<br />
Die bärenstarke 1000er mit ihren 180<br />
PS konnte der handlichen 750er in vielen<br />
Bereichen nicht ganz das Wasser reichen.<br />
Dafür sorgten die hervorragend dosierbare<br />
neue Bremsanlage genauso wie die<br />
aufwendigen Federelemente der 750er,<br />
bei denen das Federbein sogar eine getrennte<br />
Einstellmöglichkeit für Low- und<br />
Highspeed-Dämpfung besaß.<br />
Im Gegensatz zur 750er hatte die nahezu<br />
baugleiche 600er keine Ausgleichswelle<br />
zur Vibrationstilgung. Die nominell<br />
120 PS starke Maschine war in Wirklichkeit<br />
kaum langsamer zu fahren.<br />
DATEN<br />
Wassergekühlter Vierzylinder-Reihenmotor, Bohrung x Hub 70 x 48,7 mm, Hubraum 750 cm³,<br />
Leistung 110,3 kW (150 PS) bei 13 200/min, Drehmoment 86 Nm bei 11 200/min, Brückenrahmen<br />
aus Aluminium, Upside-down-Gabel, Ø 41 mm, Doppelscheibenbremse vorn,<br />
Ø 310 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 220 mm, Sitzhöhe 810 mm, Gewicht vollgetankt <strong>19</strong>7 kg,<br />
damaliger Neupreis 11 430 Euro<br />
Wie fast immer, wenn Suzuki überarbeitete, verbesserte sich die GSX-R.<br />
Dieses Mal mit einer fantastischen Bremsanlage und tollen Federelementen<br />
Alles neu dank EURO-3:<br />
Leiser, aber stärker<br />
Fotos: fact, Friedemann Kirn<br />
Der neue Rahmen<br />
bestand hauptsächlich<br />
aus Feingussteilen,<br />
kurzer Stummelauspuff<br />
Kevin Schwantz trieb 2005<br />
auf der Präsentation die neue<br />
1000er-K5 um die Strecke.<br />
Unter Kennern die Beste<br />
7.<br />
GENERATION<br />
2005 – 2006<br />
21
MODELL-HISTORIE<br />
Warum die GSX-R 750 anno<br />
2008 schon wieder überarbeitet<br />
wurde, blieb ein<br />
Rätsel. Nötig war es nicht,<br />
eher schon eine willkommene Fingerübung<br />
für die Ingenieure. Der Motor<br />
blieb in seinen Grundzügen erhalten.<br />
Die 70 Millimeter großen Kolben sausen<br />
48,7 Millimeter auf und ab. Die Nennleistung<br />
von 150 PS erreichte der Motor<br />
auf dem <strong>MOTORRAD</strong>-Prüfstand nie,<br />
aber immerhin 140 waren es schon.<br />
13 200/min drehte dabei die Kurbelwelle,<br />
bei Bedarf konnten es auch noch weit<br />
über 1000/min mehr werden. Erst bei<br />
15 000/min begann auf dem Drehzahlmesser<br />
der rote Bereich. Wahnsinn!<br />
Überarbeitet wurde auch die Verkleidung.<br />
Zum einen atmete der Motor nun<br />
durch eine breite Öffnung unter dem<br />
neu gestalteten Scheinwerfer. Das geänderte<br />
Heck und das markante x-förmige<br />
Design der Verkleidungs-Seitenteile ließen<br />
die Suzuki wieder einzigartig sportlich<br />
wirken.<br />
Auffälligste Änderung neben der<br />
Verkleidung war der deutlich vergrößerte<br />
Auspufftopf. Dank eines elektronisch<br />
gesteuerten Klappensystems wurde der<br />
jeweils günstigste Staudruck im Auspuff<br />
erzeugt, je nach Drehzahl und Last.<br />
Es konnte zwischen drei Leistungs-<br />
Modi gewählt werden. Im C-Modus wurde<br />
die Leistung bis auf 118 PS gedrosselt,<br />
auch das Drehmoment sank auf unter<br />
70 Nm. So machten Regenfahrten deutlich<br />
weniger Sorgen als mit den vollen<br />
140 PS. Das Schaltgestänge konnte sehr<br />
leicht umgestellt werden, die Gänge ließen<br />
sich dann beim Beschleunigen rennstreckenmäßig<br />
günstig durch den Druck<br />
nach unten hochschalten.<br />
Auch die Fußrasten waren verstellbar,<br />
sodass jeder Pilot seine ideale Sitz- und<br />
Schaltposition finden konnte. Geändert<br />
wurde auch die Bremsanlage. Statt acht<br />
Floatern zur Aufnahme der schwimmend<br />
gelagerten Bremsscheiben trug die neue<br />
Version deren zwölf. Ob es allerdings daran<br />
lag, dass die Neue deutlich besser<br />
bremste? Eher unwahrscheinlich.<br />
Die Fahrleistungen bestechen nach<br />
wie vor. In unter neun Sekunden wurden<br />
200 km/ erreicht, bei 270 km/h war<br />
Schluss. Damit war die 750er deutlich<br />
schneller als die technisch fast identische<br />
GSX-R 600 und konnte somit ganz gut<br />
mit der starken 1000er mithalten.<br />
Viel leiser, aber kein bisschen<br />
langsamer dank Feinarbeit<br />
Das Schaltschema ließ sich sehr leicht<br />
umdrehen, die Fußrastenposition war<br />
ebenfalls verstellbar<br />
Fotos: jkuenstle.de<br />
DATEN<br />
Wassergekühlter Vierzylinder-Reihenmotor,<br />
Bohrung x Hub 70 x 48,7 mm, Hubraum 750 cm³,<br />
Leistung 110,3 kW (150 PS) bei 13 200/min,<br />
Drehmoment 86 Nm bei 11 200/min, Brückenrahmen<br />
aus Aluminium, Upside-down-Gabel,<br />
Ø 41 mm, Doppelscheibenbremse vorn,<br />
Ø 310 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 220 mm,<br />
Sitzhöhe 810 mm, Gewicht<br />
vollgetankt 202 kg, dama-<br />
liger Neupreis 11 <strong>19</strong>0 Euro<br />
Markante Gestaltung,<br />
deutlich dickerer Auspufftopf,<br />
leiser Motor<br />
Noch immer begeistert die 750er von<br />
2008 den wahren Sportfahrer, dem<br />
Handling über Motorbums geht<br />
8.<br />
GENERATION<br />
2007 – 2008<br />
22 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
Manchmal kommt es dicke:<br />
2009 war Wirtschaftskrise,<br />
bei Suzuki Designkrise<br />
9.<br />
GENERATION<br />
2009 – 2010<br />
Von den Fahreigenschaften her<br />
machte die 1000er eine wirklich gute<br />
Figur und bestach mit besten Manieren<br />
Gutes Motorrad mit reichlich<br />
ungewöhnlichem Auspuff<br />
Roter Bereich bei knapp 14 000/min: Verrückt, was 1000er schon damals konnten.<br />
An ein ABS-System für den Donnerbolzen dachte seinerzeit noch niemand<br />
DATEN GSX-R 1000<br />
Wassergekühlter Vierzylinder-Reihenmotor, Bohrung x Hub 74,5 x 57,3 mm, Hubraum 999 cm³,<br />
Leistung 136 kW (185 PS) bei 12 000/min, Drehmoment 117 Nm bei 10 000/min, Brückenrahmen<br />
aus Aluminium, Upside-down-Gabel, Ø 43 mm, Doppelscheibenbremse vorn,<br />
Ø 310 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 220 mm, Sitzhöhe 810 mm, Gewicht vollgetankt 208 kg,<br />
damaliger Neupreis 13 890 Euro<br />
Seit einigen Jahren bereits hatte<br />
die 1000er die technologische<br />
Führung der GSX-R-Baureihe<br />
übernommen. Für 2009 überarbeitete<br />
Suzuki das sportliche Flaggschiff<br />
wieder, und zwar sehr ausführlich. So<br />
wurden die Zylinder etwas aufgebohrt<br />
und der Hub der Kurbelwelle, der bisher<br />
immer 59 Millimeter betrug, auf 57,3<br />
Millimeter reduziert. Das sollte dem 185-<br />
PS-Triebwerk mehr Drehzahlfestigkeit<br />
verleihen. Zusammen mit den Titanventilen<br />
im Zylinderkopf konnten so enorme<br />
Drehzahlen bis über 13 800/min realisiert<br />
werden. Seine Höchstleistung erreichte<br />
der 1000er bei 12 000/min, eine Menge<br />
Holz für einen so dicken Motor.<br />
Auf viel Kritik stieß die bananenförmige,<br />
mächtige Doppelrohr-Auspuffanlage.<br />
Ein zumindest optisch sehr gewöhnungsbedürftiges<br />
Detail, welches den<br />
Eindruck, ein wirklich schwerfälliges Bike<br />
auf dem Hof stehen zu haben, unterstrich.<br />
Man hätte eine solche Auspuffanlage<br />
eher an einer Suzuki Hayabusa<br />
erwartet als an einem Sportgerät. Da half<br />
es auch wenig, dass die ganze Anlage<br />
aus teurem Titan gefertigt wurde.<br />
Die Fahreigenschaften der gemessen<br />
175 PS starken 1000er waren aber gut<br />
genug, um mit der überaus handlichen<br />
750er mitzuhalten. Zumal die 1000er mit<br />
208 Kilogramm vollgetankt nur sechs<br />
Kilo mehr wog als die für diesen Modellzyklus<br />
technisch völlig unveränderte<br />
750er. Diese profitierte im direkten Vergleich<br />
von deutlich sensibler ansprechenden<br />
Federelementen und einem<br />
schmaleren 180er-Hinterreifen. Preislich<br />
unterschieden sich die beiden Boliden<br />
nur um 740 Euro. Vom Erlebniswert her<br />
war die 1000er natürlich eine Wucht. So<br />
locker, wie der nominell 185 PS starke<br />
Reihenvierer seine Kraft aus den Zylindern<br />
schüttelte, konnte es der kleinere Motor<br />
natürlich nicht. Er blieb ein Fall für Fans,<br />
während der 1000er für Leistungsfreaks<br />
viel besser passte. Kaum eine GSX-R 1000<br />
dürfte heute noch mit der Serienauspuffanlage<br />
unterwegs sein. Der Importeur bot<br />
sogar selbst eine Yoshimura-Nachrüstanlage<br />
an, die der Suzuki optisch gut tat.<br />
Fotos: jkuenstle.de<br />
23
MODELL-HISTORIE<br />
Immer noch ein hervorragendes<br />
Motorrad,<br />
aber ein Update<br />
muss kommen<br />
10.<br />
GENERATION<br />
2011 – <strong>2015</strong><br />
Seit 2011 wurde die GSX-R 750 nicht mehr angepackt.<br />
Ohne ABS ist sie schwer verkäuflich<br />
Reife in Ruhe: Was für Wein gut<br />
passt, muss hier nicht helfen<br />
Fotos: Suzuki<br />
Kein Zweifel, die aktuelle GSX-R<br />
750 ist in die Jahre gekommen.<br />
Zwar besorgte ihr die letzte<br />
Ausbaustufe nochmals ein paar<br />
Pferdchen mehr, aber inzwischen liegt<br />
man mit 139 gemessenen PS im tiefen<br />
Schatten der aktuellen Naked Bike-<br />
Szene. Selbst die hauseigene GSX-S 1000<br />
liefert satte 150 PS oder mehr auf die Leistungsrolle.<br />
Da verblasst selbst der größte<br />
Ruhm aus längst vergangenen Tagen.<br />
Auch ausstattungsmäßig könnte die<br />
GSX-R 750 zulegen. Sie ist eine der letzten<br />
Maschinen ohne ABS-System. Heutzutage<br />
ein Muss und ab 2017 gesetzlich<br />
vorgeschrieben. Auch eine Traktionskontrolle<br />
sucht man an der Suzuki vergeblich.<br />
So fällt auch der letzte Vergleichstest<br />
gegen die inzwischen erstarkte Mittelklasse<br />
vom Schlage einer Triumph Daytona<br />
675 oder der Kawasaki ZX-6R reichlich<br />
verhalten aus. Die GSX-R, obwohl mit<br />
dem stärksten Motor gesegnet, kann<br />
fahrwerksmäßig nicht mehr mithalten.<br />
Mäßige Bremsen, wenig sensibel ansprechende<br />
Federelemente, da muss Suzuki<br />
bald nachbessern.<br />
So nützt es, zumindest im angesprochenen<br />
<strong>MOTORRAD</strong>-Vergleichstest, der<br />
GSX-R wenig, dass sie die Konkurrenten<br />
ihrer Klasse ausbeschleunigen kann.<br />
Schon mit ihren in die Jahre gekommenen<br />
Reifen kann sie den modern besohlten<br />
Mitbewerbern nicht mehr das Wasser<br />
reichen.<br />
Auch die GSX-R 1000 tut sich mit den<br />
modernsten Konkurrenten wie der BMW<br />
S 1000 RR oder der Yamaha YZF-R1 sehr<br />
schwer. Bis auf den Preis und einen sehr<br />
weich und sauber ansprechenden Motor<br />
kann sie kaum punkten. Immerhin besitzt<br />
wenigstens die Große ein ABS-System.<br />
Und absolut gesehen ist der gut<br />
180 PS starke Motor mehr als ausreichend,<br />
um die Maschine samt Besatzung<br />
fulminant nach vorne zu beschleunigen.<br />
So muss und wird Suzuki sich mit seinen<br />
Supersportlern wieder ausgiebig beschäftigen.<br />
Noch ist nicht klar, in welche<br />
Richtung das bei den kleinen Hubräumen<br />
geht. Mit der 1000er hat Suzuki, so<br />
pfeifen es inzwischen die Spatzen von<br />
den Dächern, Großes vor. Nur so macht<br />
es auch Sinn, dass Suzuki seit einiger Zeit<br />
wieder in der MotoGP-Serie mit Werksmaschinen<br />
mitmischt. Sicher dient die<br />
GP-Maschine als rollendes Labor auch für<br />
die späteren GSX-R-Nachfolger.<br />
Roter Bereich nun bei knapp über<br />
14 000/min, tolle Gabel und sauber<br />
verarbeiteter Rahmen aus Gussteilen<br />
DATEN<br />
Wassergekühlter Vierzylinder-Reihenmotor,<br />
Bohrung x Hub 70 x 48,7 mm, Hubraum 750 cm³,<br />
Leistung 110,3 kW (150 PS) bei 13 200/min,<br />
Drehmoment 86 Nm bei 11 200/min, Brückenrahmen<br />
aus Aluminium, Upside-down-Gabel,<br />
Ø 41 mm, Doppelscheibenbremse vorn,<br />
Ø 310 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 220 mm,<br />
Sitzhöhe 810 mm, Gewicht vollgetankt <strong>19</strong>5 kg,<br />
Neupreis 13 140 Euro<br />
24 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
Wie wird die neue Suzuki<br />
GSX-R 1000 aussehen?<br />
Werden die Suzuki-Produktplaner<br />
endlich wieder<br />
das Heft in die Hand nehmen und ein<br />
konkurrenzfähiges Superbike auf die<br />
Räder stellen? <strong>MOTORRAD</strong> machte sich<br />
Gedanken und zeichnete eine radikale<br />
Traum-Version am Computer. Eine<br />
Maschine, die nicht nur optisch auf<br />
der Höhe der Zeit sein würde, sondern<br />
auch von den Leistungsdaten her ganz<br />
vorne im Konzert der 200-PS-Boliden<br />
vom Schlage einer BMW S 1000 RR oder<br />
Yamaha YZF-R1 mitspielen würde.<br />
Klar wäre für uns: Ein neuer Motor<br />
muss her! In Anlehnung an des aktuelle<br />
MotoGP-Bike von Suzuki würden wir<br />
einen Crossplane-Motor einbauen, also<br />
einen Reihenvierzylinder mit um jeweils<br />
90 Grad versetzten Hubzapfen der Kurbelwelle.<br />
Dieser würde nicht nur kerniger<br />
klingen, sondern im Rennbetrieb bei den<br />
Superbikes auch die Reifen schonen. 200<br />
PS müssten schon sein, denn das ist der<br />
aktuelle Leistungsstandard.<br />
Klar wäre für <strong>MOTORRAD</strong> außerdem,<br />
dass eine Vier-in-eins-Auspuffanlage mit<br />
Suzuki-typischer Gestaltung an den Start<br />
gehen müsste. Auch würden wir vorschlagen,<br />
die Maschine gleich als reinen<br />
Einsitzer zu konzipieren, das sieht nicht<br />
nur viel besser aus, es wäre einfach konsequent.<br />
Denn wer will schon Passagier<br />
auf so einer Rakete sein? Und wie viele<br />
Kompromisse muss man schließlich eingehen<br />
in Sachen Fahrwerksabstimmung<br />
und Gewichtsverteilung, um überhaupt<br />
eine einigermaßen taugliche Soziusperformance<br />
hinzulegen?<br />
Dafür würden wir alle möglichen<br />
elektronischen Helferlein einbauen. Von<br />
der Traktionskontrolle über ein semiaktives<br />
Fahrwerk bis hin zu Kurven-ABS<br />
und verschiedenen Motor-Mappings.<br />
Hier gibt es jede Menge aufzuholen für<br />
Suzuki, und wo sonst als im sportlichen<br />
Flaggschiff muss das kommen?<br />
Optisch schlagen wir eine animalische<br />
Front mit integrierten LED-Scheinwerfern<br />
vor. Das Heck hingegen sollte so<br />
schlank wie möglich daherkommen und<br />
ganz spitz auslaufen.<br />
Auf der Mailänder Messe Mitte<br />
November soll die neue GSX-R 1000 präsentiert<br />
werden. Darauf werden sich die<br />
vielen GSX-R-Fans auf der ganzen Welt<br />
freuen. Noch ist offen, ob Suzuki auch die<br />
750er und 600er neu auflegt und weiterentwickelt.<br />
Platz in der Modellpalette<br />
hätte es in jedem Fall. Und eine 160-PS-<br />
750er wäre wieder richtig radikal.<br />
Animalische Front mit neben dem zentralen Lufteinlass platzierten LED-Scheinwerfern,<br />
schlankes Heck, konsequenter Einsitzer. Wäre sie nicht traumhaft schön?<br />
Zukunftsvision für 2016: Kommt<br />
so die neue GSX-R 1000?<br />
Computerretuschen: Kar Lee<br />
Natürlich muss die neue GSX-R 1000 die Suzuki-Farben<br />
tragen. 200 PS und Crossplane-Motor wären gut<br />
11.<br />
GENERATION<br />
2016 – ????<br />
25
SPORTLICHE ERFOLGE<br />
Dauer-<br />
Brenner<br />
Ob auf der Kurz- oder Langstrecke, in DModer<br />
WM-Wettbewerben: Die GSX-R-Renner<br />
von Suzuki mischen bereits seit 30 Jahren<br />
kräftig im Motorrad-Rennsport mit. Die<br />
Erfolgsgeschichte begann <strong>19</strong>85 am Nürburgring<br />
– mit einer kleinen Sensation.<br />
Kurz-Programm: <strong>19</strong>85 und <strong>19</strong>86 wurde die Werks-GSX-R mit<br />
dem Kürzel XR 51 im Team von Hermann Kurz eingesetzt. Der<br />
luft-/ölgekühlte Reihenvierzylinder leistete gut 130 PS<br />
Aus der Kiste auf die Piste: Beim Renndebüt der GSX-R 750 im<br />
April <strong>19</strong>85 hielt Ernst Gschwender auf der Serienmaschine tapfer<br />
mit den dicken 1000ern mit – Platz vier am Nürburgring<br />
Fotos: Georg Pickartz, Ulrich Schwab<br />
1000 Kilometer Hockenheim <strong>19</strong>86: Sieg und Schampus für<br />
die <strong>MOTORRAD</strong>-Redakteure Axel Westphal (rechts) und Horst<br />
Vieselmann sowie das Sondermodell GSX-R 750 Limited Edition<br />
26 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
Von Lothar Kutschera<br />
Mario Rubatto strahlte übers<br />
ganze Gesicht und wirkte<br />
geradezu euphorisiert, als<br />
er sich im April <strong>19</strong>85 in<br />
seiner Box auf das erste Training zum<br />
Superbike-DM-Auftakt auf dem Nürburgring<br />
vorbereitete. Draußen ließen die<br />
Mechaniker bei äußerst frischen, fast<br />
noch winterlichen Temperaturen jene<br />
Maschine warm laufen, die für die prächtige<br />
Laune des oberschwäbischen Superbikers<br />
verantwortlich war: Suzukis brandneue<br />
GSX-R 750. Schon in der Serie reichlich<br />
mit Sportgenen gesegnet, leicht,<br />
handlich und damit eine ideale Basis für<br />
ein Renngerät – auf so ein Motorrad hatten<br />
Racer wie Rubatto damals sehnlichst<br />
gewartet.<br />
Um die im Werk aufgebaute Rennversion<br />
dieser Maschine fahren zu dürfen,<br />
kratzte Mario Rubatto die letzten Finanz-<br />
reserven von sich, seiner Frau und seinem<br />
Mechaniker zusammen und kaufte<br />
sich mit 50 000 Mark ins Suzuki-Team<br />
Kurz ein. Ernst Gschwender war mit dem<br />
gleichen Betrag dabei. Mit ihren Investments<br />
spekulierten die beiden auf Erfolge<br />
in der damals noch jungen deutschen<br />
Superbike-Szene.<br />
Aber halt: Die GSX-R in der Boxengasse<br />
sahen zwar sehr sportlich, aber nicht<br />
wirklich wie lupenreine Rennmaschinen<br />
aus. Teamchef Hermann Kurz, bis dato als<br />
Leiter eines sehr erfolgreichen Motocross-Rennstalls<br />
bekannt und von Suzuki<br />
Deutschland mit dem GSX-R-Renneinsatz<br />
beauftragt, klärte auf: „Die Werksmaschinen<br />
sind nicht mehr rechtzeitig<br />
zum DM-Auftakt aus Japan eingetroffen,<br />
deshalb müssen meine Fahrer hier mit<br />
Serienmotorrädern starten.“<br />
Aus der Kiste ging die 750er quasi direkt<br />
auf die Piste – eine mutige Entscheidung.<br />
Doch auch mit nur 100 PS konnten<br />
Rubatto und Gschwender erstaunlich<br />
gut mit den deutlich stärkeren, aber<br />
auch schwereren 1000er-Dickschiffen<br />
mithalten. Während Rubatto Zehnter<br />
wurde, fuhr Ernst Gschwender mit dem<br />
750er-Seriengerät sogar in der Spitzengruppe<br />
mit und kam als Vierter ins Ziel.<br />
Die Konkurrenz war verblüfft und gewarnt<br />
ob des Potenzials, das in der GSX-R<br />
zu stecken schien: Zu welchen Leistungen<br />
sollte erst die Rennmaschine imstande<br />
sein? Deren luft-/ölgekühlter Reihenvierzylinder<br />
wurde immerhin mit gut 130<br />
PS taxiert, was bei einem Trockengewicht<br />
des Bikes von gerade mal 145 Kilo ein exzellentes<br />
Leistungsgewicht bedeutete.<br />
Die Antwort gab‘s schon wenige Wochen<br />
später, wieder am Nürburgring.<br />
Dort feierte Ernst Gschwender den ersten<br />
DM-Sieg mit der Werks-GSX-R 750.<br />
Andreas Hofmann und Peter Rubatto,<br />
Marios Bruder, hatten mit ihren 1000ern<br />
von Kawasaki und Honda keine Chance<br />
Der Bauer mit Power: Ernst Gschwender<br />
holte <strong>19</strong>85 den ersten Sieg mit der GSX-R 750<br />
und wurde deutscher Vizemeister<br />
27
SPORTLICHE ERFOLGE<br />
Hockenheim <strong>19</strong>87: Ernst<br />
Gschwender (#11) überholt<br />
den legendären Joey<br />
Dunlop im WM-Lauf der<br />
TT-Formel 1<br />
Die GSX-R im Sport<br />
gegen die kleinere Suzuki. Die war inzwischen<br />
auch auf den Geraden genauso<br />
schnell wie Peter Rubattos Eckert-Honda,<br />
was der Superbike-König von<strong>19</strong>84 schon<br />
im Training registrieren musste.<br />
Überhaupt entpuppte sich der Nürburgring<br />
<strong>19</strong>85 als gutes Pflaster für die<br />
GSX-R 750 und die Kurz-Truppe. Beim<br />
Acht-Stunden-Rennen zur Langstrecken-WM<br />
kämpfte Ernst Gschwender<br />
zeitweise mit Weltmeister Gérard Coudray<br />
und dessen Werks-Honda um die<br />
Spitze. Nach einem Sturz von Gschwender<br />
rutschte das Team auf den 14. Platz<br />
ab, doch mit einer tollen Aufholjagd und<br />
sensationellen Rundenzeiten von Mario<br />
Rubatto im Regen erkämpfte sich die<br />
deutsche Mannschaft am Ende noch einen<br />
starken fünften Platz.<br />
Dieser viel beachtete Auftritt und der<br />
zweite Rang in der Gesamtwertung der<br />
Superbike-DM sorgten für eine sehr erfreuliche<br />
Bilanz der ersten GSX-R-Saison<br />
in Deutschland. Eine Erfolgsgeschichte<br />
nahm ihren Lauf, in deren weiteren Kapi-<br />
Fotos: fact, Georg Pickartz, Stefan Wolf<br />
Superbike-DM <strong>19</strong>93: <strong>MOTORRAD</strong>-Redakteur Gerhard Lind-<br />
ner startete auf der GSX-R 750 – mit Unterstützung der Kol-<br />
legen Erlend Brodbeck, Mike Funke und Axel Westphal (v. l.)<br />
Speer-Wurf: 57 Fahrer meldeten sich <strong>19</strong>93 zum Suzuki-Speer-<br />
Cup. Das erste Training der GSX-R-Meute ging auf dem Grand<br />
Prix-Kurs von Paul Ricard in Südfrankreich über die Bühne<br />
28 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
Flugplatzrennen Augsburg <strong>19</strong>88: Nach seinem Laufsieg<br />
vor Klaus Caspers (links) und Bodo Schmidt konnte<br />
Ernst Gschwender den zweiten Superbike-Titel feiern<br />
teln Ernst Gschwender ganz klar die<br />
Hauptrolle als Fahrer spielen sollte. Der<br />
Bayer aus der Nähe von München, Landwirt<br />
von Beruf und von vielen daher gern<br />
als Bauer mit Power tituliert, machte seinem<br />
Namen alle Ehre. Ein vierter Platz<br />
beim deutschen Langstrecken-WM-Lauf<br />
in Hockenheim – wieder mit Mario Rubatto<br />
als Teamkollege – und die erneute<br />
Vizemeisterschaft bei den Superbikes –<br />
dieses Mal mit nur einem Punkt Rückstand<br />
auf Michael Galinski (Yamaha) –<br />
waren die Highlights der Saison <strong>19</strong>86.<br />
Ab <strong>19</strong>87 übernahm der deutsche Importeur<br />
in Heppenheim den Renneinsatz<br />
mit der neuen Werksmaschine<br />
XR 52. Angetrieben von<br />
Bert Poensgen, dem Motor<br />
der Suzuki-Verkaufs- und<br />
Sportaktivitäten, zeigte die<br />
Erfolgskurve des GSX-R-<br />
Projekts weiter nach oben:<br />
<strong>19</strong>87 und <strong>19</strong>88 holte Ernst<br />
Gschwender gleich zwei<br />
Superbike-DM-Titel in<br />
Folge. Als zusätzliches<br />
Schmankerl gönnte er sich<br />
in der 87er-Saison noch ein<br />
Überholmanöver zum Zungeschnalzen.<br />
Beim deutschen<br />
Lauf der TT-Formel<br />
1-WM in Hockenheim, der<br />
Vorläuferin der Superbike-<br />
WM, überholte Gschwender<br />
im entscheidenden<br />
Moment die TT-Legende und den mehrfachen<br />
Weltmeister Joey Dunlop und<br />
wurde Dritter.<br />
Zur gleichen Zeit wie Gschwender<br />
sorgte in den USA ein junger Texaner für<br />
Wirbel mit der GSX-R 750. Sein Name:<br />
Kevin Schwantz. Auf einem von Edeltuner<br />
Pops Yoshimura vorbereiteten Renner<br />
lieferte sich der Blondschopf in der<br />
<strong>19</strong>87er-AMA-Superbike-Meisterschaft<br />
beinharte Duelle mit Wayne Rainey – der<br />
Beginn einer innigen Rivalität zwischen<br />
den beiden späteren Grand Prix-Helden.<br />
Seine Superbike-Karriere krönte Kevin<br />
Schwantz Anfang März <strong>19</strong>88 mit einem<br />
Sieg bei den prestigeträchtigen 200 Meilen<br />
von Daytona. Am Monatsende stand<br />
er bereits beim Grand Prix von Japan in<br />
Suzuka ganz oben auf dem Podest – als<br />
Sieger der 500er-Königsklasse.<br />
Die Suzuki-GSX-R 750 machte nicht<br />
nur im Spitzensport eine gute Figur, auch<br />
bei Hobby-Racern wurde sie immer beliebter.<br />
Das rief <strong>19</strong>86 die <strong>MOTORRAD</strong>-<br />
Redakteure Horst Vieselmann und Axel<br />
Westphal auf den Plan, die herausfinden<br />
wollten, was die Maschine sportlich wirklich<br />
draufhatte. Wo ließe sich das besser<br />
testen als bei einer der härtesten Prüfungen<br />
im Seriensport, den 1000 Kilometern<br />
von Hockenheim? Also besorgten<br />
sich die Kollegen das Sondermodell GSX-<br />
R 750 Limited Edition, das durch Modifikationen<br />
am Fahrwerk und dem Einsatz<br />
einer Trockenkupplung konsequent für<br />
den Sporteinsatz konzipiert wurde, und<br />
meldeten sich zu dem Rallye-Klassiker<br />
am Ostersamstag im Motodrom an.<br />
Die 750 Kilometer lange Dauerprüfung<br />
schafften das <strong>MOTORRAD</strong>-Team<br />
In den USA sorgte Schwantz<br />
für Wirbel mit der GSX-R<br />
Suzukis Held in der AMA:<br />
Kevin Schwantz holte<br />
mehrere Laufsiege mit der<br />
GSX-R und gewann die<br />
200 Meilen von Daytona<br />
29
SPORTLICHE ERFOLGE<br />
Endlich am Ziel: 2005 gewann Troy Corser (#11) auf der GSX-R 1000 den ersten Titel für Suzuki in der Superbike-WM<br />
Die GSX-R im Sport<br />
und die GSX-R ohne nennenswerte Probleme<br />
– 112 Runden auf der großen<br />
Grand Prix-Strecke mit einem Schnitt von<br />
140 km/h, zum Teil im strömenden Regen.<br />
Dann ging’s mit einem Le Mans-<br />
Start in die abschließende Sonderprüfung<br />
auf Bestzeit. 20 Runden auf dem<br />
kleinen Kurs waren angesagt. Axel Westphal<br />
übernahm den Start, arbeitete sich<br />
auf Platz drei vor, ehe er das Bike in der<br />
neunten Runde an Horst Vieselmann<br />
übergab. Der presste anschließend<br />
alles aus sich und der 100-PS-Maschine<br />
24 Stunden Oschersleben <strong>19</strong>99: Souveräne Führung mit neun<br />
Runden Vorsprung am Sonntagvormittag – bis ein defekter<br />
Motor die Siegträume des <strong>MOTORRAD</strong>-Teams platzen ließ<br />
heraus und sorgte für ein Testfazit, das<br />
für die GSX-R 750 Limited Edition nicht<br />
besser hätte ausfallen können: Sie kam,<br />
lief und siegte.<br />
Auch Gerhard Lindner war ein<br />
<strong>MOTORRAD</strong>-Redakteur mit großer Affinität<br />
zum Rennsport. <strong>19</strong>92 gewann er die<br />
Supersport-DM. Im Jahr darauf stieg er in<br />
die Superbike-DM auf – und wählte eine<br />
Suzuki GSX-R 750. Gleich ein ganzes Rudel<br />
deutscher GSX-R-Piloten bevölkerte<br />
im März <strong>19</strong>93 den Grand Prix-Kurs von<br />
Paul Ricard. 57 Piloten hatten sich für<br />
den erstmals ausgeschriebenen Suzuki-<br />
Speer-Cup angemeldet und absolvierten<br />
in Südfrankreich<br />
ihr Auftakttraining.<br />
Im Laufe der<br />
Saison ging es für<br />
die Meute bei<br />
acht Rennen auf<br />
identischen GSX-R<br />
750 um attraktive<br />
Preisgelder und<br />
die Chance, für<br />
Suzuki Deutschland<br />
<strong>19</strong>94 in der<br />
Serien-DM starten<br />
zu dürfen.<br />
Ende der 90er-<br />
Jahre wagte Gerhard<br />
Lindner ein<br />
weiteres Projekt mit<br />
der GSX-R 750: den Start in der Langstrecken-WM.<br />
Nach dem Motto „Das Ziel ist<br />
das Ziel“ stellte er sich dieser Herausforderung<br />
im internationalen <strong>MOTORRAD</strong>-<br />
Team zusammen mit seinem deutschen<br />
Partner Markus Barth sowie zwei Kollegen<br />
der Schwesterzeitschriften aus<br />
Frankreich und Spanien.<br />
Die gemeinsame Mission begann mit<br />
einem elften Platz bei den 24 Stunden<br />
von Le Mans <strong>19</strong>99. Es sollten dramatische<br />
Wechselbäder der Gefühle folgen. Einerseits<br />
gab es Highlights wie ein zweiter<br />
Startplatz und eine souveräne zwischenzeitliche<br />
Führung bei den 24 Stunden<br />
von Oschersleben, andererseits bekam<br />
das Team immer wieder die frustrierende<br />
Härte von Stürzen sowie Motor- oder<br />
Getriebeschäden zu spüren.<br />
Dennoch, die GSX-R war durchaus<br />
ein langstreckentaugliches Motorrad. Sage<br />
und schreibe 15 WM-Titel fuhr Suzuki<br />
zwischen <strong>19</strong>87 und 2013 in den Dauerprüfungen<br />
ein – zunächst mit der 750er,<br />
im neuen Jahrtausend dann mit der<br />
GSX-R 1000. Ebenfalls sehr erfolgreich<br />
präsentierte sich die Marke in der amerikanischen<br />
AMA-Serie, wo sie in der<br />
Superbike-Statistik klar auf Platz eins<br />
liegt. Elf Meisterschaften gehen auf das<br />
Konto von GSX-R-Piloten, wobei Mat<br />
Mladin und Ben Spies zwischen <strong>19</strong>99<br />
und 2009 gleich zehn Titel abräumten.<br />
Neukirchner in der<br />
Weltspitze etabliert<br />
30 MAXIBEILAGE 30 JAHRE SUZUKI GSX-R
Fotos: 2snap, fact, Friedemann Kirn, Suzuki<br />
Team Suzuki Germany: mit Max Neukirchner auf dem Weg in<br />
die Weltspitze. Links Suzuki-Manager Bert Poensgen, daneben<br />
Techniker Kurt Stückle, rechts Teammanager Mario Rubatto<br />
Mit der Kilo-Gixxer auf großer Fahrt: Max Neukirchner<br />
trumpfte 2007 und 2008 in der Superbike-Weltmeisterschaft<br />
auf und holte dabei zwei Laufsiege in Monza und Misano<br />
Seriensieger: Ben Spies (#1) und Mat Mladin (#6) trugen mit ihren<br />
GSX-R-Rennern maßgeblich dazu bei, dass Suzuki in der Siegerstatistik<br />
der US-Superbike-Meisterschaft ganz oben steht<br />
Garant des Erfolgs: Vincent Philippe, hier auf dem Weg zum<br />
Sieg bei den Acht Stunden von Oschersleben 2012, war an<br />
zehn von 15 Endurance-WM-Titeln für Suzuki beteiligt<br />
In der deutschen Superbike-Meisterschaft<br />
dauerte es nach Ernst Gschwenders<br />
Erfolgen in den 80ern bis ins Jahr<br />
2003, ehe Stefan Nebel wieder einen<br />
Titel für Suzuki gewinnen konnte. Zwei<br />
Jahre später war es dann auch in der<br />
Superbike-WM so weit: Mit der Kilo-<br />
Gixxer feierte Troy Corser 2005 den von<br />
Suzuki lange ersehnten großen Triumph.<br />
Danach sorgte ein deutscher Fahrer<br />
mit der GSX-R 1000 in der Superbike-WM<br />
für Furore: Max Neukirchner. 2007 startete<br />
der Sachse in dem eigens für ihn<br />
gegründeten Team Suzuki Germany, im<br />
Jahr darauf rückte er ins Werksteam auf<br />
und holte zwei Laufsiege in Monza und<br />
Misano. Damit hatte er sich endgültig in<br />
der Weltspitze etabliert. Neben Sprinterqualitäten<br />
bewies Neukirchner zudem<br />
sein Talent als Dauerläufer: 2007 gehörte<br />
er zum siegreichen Suzuki-Werksteam<br />
bei den 24 Stunden von Le Mans.<br />
Langen Atem, Durchhaltevermögen<br />
und gute Kondition muss man auch der<br />
Suzuki GSX-R 750 attestieren. 30 Jahre<br />
nach ihrem Erscheinen ist sie immer<br />
noch auf den Rennpisten aktiv und dient<br />
Hobby-Racern als beliebtes Sportgerät,<br />
etwa in der GSX-R Challenge, die im Rahmenprogramm<br />
der Superbike-IDM ausgetragen<br />
wird. Das wird bestimmt auch<br />
Mario Rubatto freuen, den GSX-R-Reiter<br />
der ersten Stunde.<br />
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