braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig ...
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hältnisses gegenüber Julius. Ihm gegenüber war aber Adulf als Vermittler und Garant für<br />
Ernst aufgetreten. Adulf mußte zu allererst daran gelegen sein, das gute Verhältnis zu seinem<br />
Schwiegervater nicht durch eine einseitige und unbegründete Auflösung der getroffenen<br />
Verahredung zu trüben. Von daher ist die Angahe Spangenhergs in seiner im Auftrag<br />
von Ernst verfaßten, 1614 erschienenen Schaumburgischen Chronik, Adolf habe Ernst<br />
nach dem Tode seiner Mutter aus Helmstedt zurückgerufen, da er genug studiert habe 50),<br />
allein und für sich genommen, wenig glaubwürdig. Es spricht einiges dafür, daß die tieferen<br />
Gründe für den Abbruch des Studiums bei Ernst seihst bzw. in Helmstedt gesucht werden<br />
müssen. Hier muß es uns unbekannte Umstände gegeben hahen, die dem jungen Mann das<br />
Studieren und "Diensttun" verleideten und ihn zu seinem so nicht zu begreifenden V erhalten<br />
brachten. Gestützt wird diese Vermutung durch eine Darstellung aus dem vorigen Jahrhundert,<br />
die allerdings leider - zeitbedingt - auf die Angabe der FundsteIlen verzichtet.<br />
Der Detmolder Archivdirektor A. Falkmann stellt den in Frage kommenden Zeitabschnitt<br />
so dar: "Der junge Graf scheint in seiner Jugend ein etwas dissolutes Lehen geführt zu<br />
haben. Noch vor dem Ableben seiner Mutter und wider deren Willen verließ er die Schule<br />
zu Helmstedt und trieb sich müßig in Bückeburg umher. Sie (sc. Elisaheth Ursula) hesorgte,<br />
"daß er zu Wildigkeit verleitet werden möge" und wünschte sehr, daß er sein Studium<br />
fortsetzte" 51). Falkmanns Quelle hat sich bisher nicht ermitteln lassen. Wohl gibt es<br />
im vorhandenen Schriftwechsel zwischen den nach Elisabeth Ursulas Tod eingesetzten<br />
Vormündern einen Hinweis, der Falkmanns Version glaubwürdig macht. Als Vormünder<br />
für Ernst und seine unverheiratete Schwester Marie hatten sich neben dem Halbbruder<br />
Graf Adolf auch der Schwager Ernsts, Graf Simon VI. zur Lippe, und Wilhe1m d.J. von<br />
<strong>Braunschweig</strong>-Lüneburg, Bruder der verstorbenen Elisabeth Ursula, einsetzen lassen.<br />
Der letztere zeigte sich der ihm angetragenen Aufgabe gegenüber zunächst erstaunlich<br />
reserviert, spricht von "erheblichen Ursachen und Hindernüß", die er eigentlich dagegen<br />
einzuwenden habe, und bindet seine Mitarbeit an die Bedingung "solang gerne, ... als wir<br />
vermercken werden, das wir darin bei Inen selbst Graff Ernste und Fräulein Marien und<br />
sonsten folge haben". Schließlich widmet er Ernst noch einen bemerkenswerten Zusatz:<br />
"U nd so viell Graff Ernsten sonderlich anlangt, weil wir vernehmen, daß ehr wilferig ist auf<br />
jüngst gethane erinnerung seiner lieben Frau Mutter seligen willen und begerde folge zuleisten<br />
und sein studia fürder zu continuiern"52). Es hatte also ein Gespräch stattgefunden,<br />
worin sich Ernst zur Wiederaufnahme seines Studiums hatte ermahnen lassen müssen.<br />
Nicht gerade entschuldigt, aber etwas verständlicher wird unter diesen Umständen<br />
das Desinteresse, das Adolf gegenüber allen weiteren Ausbildungsplänen der beiden anderen<br />
Vormünder an den Tag legte. Hatte Ernst tatsächlich eigenmächtig in einer jugendlichen<br />
Laune das Studien- und Dienstverhältnis abgebrochen, das von Adolf mit einigem<br />
menschlichen und diplomatischen Einsatz organisiert worden war, dann mochte nun bei<br />
ihm ein berechtigter Ärger - neben den bisher in der Forschung diskutierten Motiven - die<br />
Oberhand gewonnen hahen.<br />
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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />
SO) Spangen berg (wie Anm. 4), S. 289.<br />
51) Falkmann (wie Anm. 47), Bd. 5, S. 96.<br />
52) Wie Anm. 48.<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042624