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Dr. Hans-Dieter WOLF<br />
Neue Produkte zur<br />
Behältersanierung<br />
Trinkwasserbehälter in Liptingen:<br />
Die Langzeit-Untersuchungen von<br />
Beschichtungsmaterialien waren erfolgreich.<br />
STANDORT LIPTINGEN: Sanierte Säulengalerie im Behälter 1 Bild 1<br />
Die Innenbeschichtung von Trinkwasserbehältern<br />
mit zementgebun<strong>de</strong>nen Mörtelsystemen<br />
gehört seit Jahrzehnten zum<br />
Standardprogramm <strong>de</strong>r Sanierungskonzepte<br />
für die Trinkwasserreservoire. Infolge <strong>de</strong>r<br />
sich ständig än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Rahmenbedingungen<br />
für die Nutzung und Wartung von <strong>de</strong>rartigen<br />
Bauwerken verän<strong>de</strong>rn sich auch die<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an die Innenbeschichtungen.<br />
Systematische<br />
Ursachenforschung<br />
In <strong>de</strong>n achtziger Jahren <strong>de</strong>s vorigen Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
zeigten sich in <strong>de</strong>n zementgebun<strong>de</strong>nen<br />
Auskleidungen – scheinbar willkürlich verstreut<br />
– lokale Aufweichungserscheinungen.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Ursachenforschung wur<strong>de</strong>n<br />
verschie<strong>de</strong>ne Theorien aufgestellt (Tabelle 1),<br />
<strong>de</strong>ren Reproduzierbarkeit unter Praxisbedingungen<br />
nicht nachgewiesen wer<strong>de</strong>n<br />
konnte. Aufgrund <strong>de</strong>ssen und weil einzelne<br />
sporadische Untersuchungen nicht zielführend<br />
zusammengefasst wer<strong>de</strong>n konnten, entschloss<br />
sich die Firma Van<strong>de</strong>x Isoliermittel<br />
Gesellschaft mbH 1998 in einem 180 m3<br />
großen Saugbehälter ein Pilotprojekt durchzuführen<br />
– sowohl mit im Einsatz befindlichen<br />
als auch mit neu entwickelten Produkten.<br />
Theorien für die Ursache von<br />
punktuellen Aufweichungen Tab. 1<br />
Theorie<br />
Ausgleichsströme von Makroelementen<br />
Betonuntergrund<br />
Mikrobielle Korrosion<br />
Pilze<br />
Sauere Reinigungsmittel<br />
Streuströme<br />
Weißmacherzusätze<br />
Zusammenstellung <strong>de</strong>r im Pilotprojekt<br />
eingesetzten Beschichtungsmaterialien Tab. 2<br />
Kennzeichnung Farbe<br />
VANDEX SPACHTEL Neu Grau<br />
VANDEX SPACHTEL Neu Weiß<br />
VANDEX MÖRTEL Neu Grau<br />
VANDEX MÖRTEL Neu Weiß<br />
NULLMÖRTEL Grau<br />
VANDEX DICHTUNGSSCHLÄMME Alt Weiß<br />
VANDEX MÖRTEL Alt Grau<br />
VANDEX MINERALIT Farblos<br />
Untersuchte Produkte in verschie<strong>de</strong>ner Qualität Tab. 3<br />
Schichtdicke 3 mm, 10 mm<br />
Farbe Grau, Weiß<br />
Zusammensetzung<br />
frei von Organik, rheologische<br />
Additive, sonstige Zusätze<br />
Technologie Spritzen, Spachteln<br />
Aufbereitung<br />
Wissenschaftlich<br />
gesteuertes Testprogramm<br />
Neben <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleitung<br />
durch das Bayerische Lan<strong>de</strong>samt für Wasserwirtschaft<br />
wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r VDZ Düsseldorf<br />
bezüglich <strong>de</strong>r baustofflichen Prüfungen eingebun<strong>de</strong>n.<br />
Darauf folgten umfangreiche Untersuchungen<br />
/2/.<br />
Resultierend aus <strong>de</strong>n Erkenntnissen <strong>de</strong>r<br />
ARGE „Wasserforschung Bayern“ startete<br />
anhand einer homogenen Baustoffreihe (Tabelle<br />
2) ein wissenschaftlich gesteuertes<br />
Daten + Fakten:<br />
Sanierung <strong>de</strong>s<br />
Behälters Liptingen<br />
Auftraggeber:<br />
Bo<strong>de</strong>nsee-Wasserversorgung,<br />
Hauptstraße 163, 70563 Stuttgart<br />
Planer:<br />
Bo<strong>de</strong>nsee-Wasserversorgung,<br />
Hauptstraße 163, 70563 Stuttgart<br />
Bauüberwachung:<br />
MFPA, Condraystraße 9,<br />
99423 Weimar<br />
Ausführen<strong>de</strong>s Fachunternehmen:<br />
Firma von <strong>de</strong>r Forst, Am Bauhof 4,<br />
96176 Pfarrweisach<br />
Spezialbaustoffhersteller:<br />
VANDEX Isoliermittel GmbH,<br />
Industriestraße 19-23,<br />
21493 Schwarzenbek<br />
Versuchsprogramm. Die vorhan<strong>de</strong>ne Beschichtung<br />
ist durch Feststoff-Sandstrahlen<br />
komplett entfernt wor<strong>de</strong>n, die Decke mittels<br />
Sandstrahlen angeraut.<br />
Die Messpunkte erhielten vor <strong>de</strong>r Beschichtung,<br />
nach Vorgabe <strong>de</strong>s Bayerischen Lan<strong>de</strong>samtes<br />
für Wasserwirtschaft, eine bleiben<strong>de</strong><br />
Markierung. Die applizierten Schichtdicken<br />
bei <strong>de</strong>n Mörteln betrugen 10 mm, bei<br />
<strong>de</strong>n Dichtungsschlämmen 3 mm. Die Baustoffe<br />
trug man sowohl einzeln als auch in<br />
Kombination als Dichtungssystem in Hand-<br />
und Spritzapplikation auf.<br />
Außer<strong>de</strong>m sind mit je<strong>de</strong>m verwen<strong>de</strong>ten Material<br />
weitere Betonprüfkörper beschichtet<br />
wor<strong>de</strong>n. Diese lagerten im Saugbehälter<br />
bzw. in an<strong>de</strong>ren Trinkwasserbehältern, die<br />
mit Trinkwassern unterschiedlicher Zusammensetzung<br />
gefüllt waren.<br />
Der Ablauf <strong>de</strong>r Untersuchungen<br />
Alle beschichteten Flächen erhielten eine<br />
Behandlung mit VANDEX MINERALIT.<br />
Für die Nachbehandlung entsprechend <strong>de</strong>n<br />
Ausführungsanweisungen zeichnete die<br />
Firma Van<strong>de</strong>x verantwortlich. Vier Wochen<br />
nach <strong>de</strong>r Beschichtung erfolgte die Wasserfüllung.<br />
Die Beschichtungsarbeiten realisierte<br />
die Firma von <strong>de</strong>r Forst.<br />
1–2/2012 <strong>wwt</strong>-<strong>online</strong>.<strong>de</strong><br />
31
TRINKWASSER Aufbereitung<br />
VANDEX-Produkte <strong>de</strong>r CEMLINE-Reihe Tab. 4<br />
Produkt Kurzcharakteristik<br />
VANDEX KORROSIONSSCHUTZ M mineralischer Korrosionsschutz für <strong>de</strong>n Bewehrungsstahl<br />
VANDEX CEMLINE MG 4 FF hochdichter, einlagiger Dickbeschichtungsmörtel<br />
VANDEX CEMLINE MG 4 faserverstärkter, zementöser Spritzmörtel als Innenbeschichtung, geprüft gem. <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>s Trinkwasserbereichs<br />
VANDEX CEMLINE MÖRTEL zementöser Reparaturmörtel als Innenbeschichtung, geprüft gem. <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>s Trinkwasserbereiches<br />
VANDEX CEMLINE TOP GRAU zementöse Schutzbeschichtung, geprüft gem. <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>s Trinkwasserbereichs<br />
VANDEX CEMLINE TOP WEISS zementöse Schutzbeschichtung, geprüft gem. <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>s Trinkwasserbereichs<br />
VANDEX CEMELAST GRAU flexible, rissüberbrücken<strong>de</strong> Schutzbeschichtung, zweikomponentig, geprüft gem. <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>s Trinkwasserbereichs<br />
VANDEX CEMELAST WEISS flexible, rissüberbrücken<strong>de</strong> Schutzbeschichtung, zweikomponentig, geprüft gem. <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>s Trinkwasserbereichs<br />
VANDEX CEMELAST BLAU flexible, rissüberbrücken<strong>de</strong> Schutzbeschichtung, zweikomponentig, geprüft gem. <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>s Trinkwasserbereichs<br />
Eigenschaften <strong>de</strong>r Beschichtungsmaterialien nach DVGW-Arbeitsblatt W 300 Tab. 5<br />
Erfüllung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen nach DVGW – Arbeitsblatt W 347<br />
Erfüllung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen nach DVGW – Arbeitsblatt W 270 (bei Bedarf)<br />
Max. W/Z Faktor Luftporengehalt <strong>de</strong>s Frischmörtels < 0,50<br />
0,40 < w/z eq < 0,50 LP frisch < 5 Vol %<br />
< w/z eq < 0,40 LP frisch < 8 Vol %<br />
Gesamtporenvolumen:<br />
Lagerung 28 d Wasser + 24 h Vakuum o<strong>de</strong>r < 12 Vol %<br />
Lagerung 90 d Wasser + 24 h Vakuum < 10 Vol %<br />
Der Beschichtungsaufbau war im Regelfall:<br />
2 mm VANDEX KORROSIONSSCHUTZ M<br />
10 mm VANDEX CEMLINE MG 4<br />
bzw. 5 mm VANDEX CEMLINE MÖRTEL<br />
4 mm VANDEX CEMLINE TOP GRAU (Hammerschlagstruktur)<br />
250 ml/m² VANDEX MINERALIT<br />
Mit <strong>de</strong>m Bayerischen Lan<strong>de</strong>samt für Wasserwirtschaft<br />
stimmte man die notwendigen<br />
Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen<br />
ab. Für die Langzeituntersuchungen bzw.<br />
Auswertungen gab es ein geson<strong>de</strong>rtes Programm.<br />
Geprüft wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>n Vorgaben <strong>de</strong>s ibh-<br />
Merkblatts über zementgebun<strong>de</strong>ne starre<br />
und flexible Dichtungsschlämme. Ergänzend<br />
erfolgten Prüfungen <strong>de</strong>r Oberflächenhärte<br />
mit <strong>de</strong>m Rückprallhammer.<br />
Weiterhin untersuchte die Firma Helbling<br />
Ing. AG, Zürich die Behälter dreimal, bezüglich<br />
elektrischer Potenzialbildungen<br />
bzw. vagabundieren<strong>de</strong>r Ströme. Gestützt auf<br />
diese Ergebnisse konnten die Rezepturen für<br />
Beschicken <strong>de</strong>s Misch- Bild 2<br />
und För<strong>de</strong>rkomplexes<br />
zementgebun<strong>de</strong>ne Innenbeschichtungen gezielt<br />
weiterentwickelt bzw. verfeinert wer<strong>de</strong>n.<br />
Normen und Vorgaben<br />
berücksichtigt<br />
Die Deutsche Bauchemie erarbeitete parallel<br />
dazu 2001 das Merkblatt „Zementgebun<strong>de</strong>ne<br />
Innenbeschichtungen in Trinkwasserbehältern“<br />
/3/.<br />
2005 erschien die komplett überarbeitete<br />
Norm DVGW Arbeitsblatt W 300 „Wasserspeicherung<br />
– Planung, Bau, Betrieb und Instandhaltung<br />
von Wasserbehältern in <strong>de</strong>r<br />
Trinkwasserversorgung“, in <strong>de</strong>m speziell<br />
die Anlage A10 „Eignungsnachweis“ konkrete<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen und Prüfkriterien für<br />
Entfernen <strong>de</strong>r fehlerhaften Bild 3<br />
Bereiche an <strong>de</strong>n Säulen<br />
zementgebun<strong>de</strong>ne Innenbeschichtungen<br />
festlegte /4/. Das be<strong>de</strong>utete für die Praxis,<br />
dass nur die Produkte eingesetzt wer<strong>de</strong>n<br />
dürfen, die die festgelegten Prüfungen bestan<strong>de</strong>n<br />
haben.<br />
Die Firma Van<strong>de</strong>x entwickelte die CEM-<br />
LINE-Produktreihe entsprechend <strong>de</strong>r neuen<br />
Vorgaben konsequent weiter (Tabelle 4) und<br />
führte sie in die Praxis ein.<br />
Der Trinkwasserbehälter<br />
Liptingen<br />
Der Zweckverband Bo<strong>de</strong>nseewasserversorgung<br />
(ZVBWV) ist verantwortlich für die<br />
Versorgung von 180 Verbandsmitglie<strong>de</strong>rn<br />
(lokalen Wasserversorgern) mit insgesamt<br />
über vier Mio. Konsumenten, inklusive <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>shauptstadt Stuttgart. Der ZVBWV<br />
versorgt seine Mitglie<strong>de</strong>r mit Wasser, das<br />
aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>nsee gepumpt wird. Der Bo<strong>de</strong>nsee<br />
ist mit 480.000.000 m3 einer <strong>de</strong>r<br />
größten natürlichen Wasserspeicher Europas.<br />
Das Wasser wird <strong>de</strong>m See in etwa 60 m<br />
Tiefe, mit einer Temperatur von 5 °C entnommen<br />
und in die ca. 300 m höher gelegene<br />
Aufbereitungsanlage auf <strong>de</strong>m Sipplinger Berg<br />
geför<strong>de</strong>rt. Hier wird das Wasser – das schon<br />
nahezu Trinkwasserqualität hat – zu einem<br />
Trinkwasser höchster Qualität aufbereitet.<br />
Nach <strong>de</strong>r Aufbereitungsanlage gelangt das<br />
Wasser in <strong>de</strong>n Reinwasserbehälter am Sipplinger<br />
Berg, es wird zwischengespeichert<br />
und über zwei Hauptleitungen im freien Gefälle<br />
in die nördlichen Lan<strong>de</strong>steile weiter<br />
verteilt wird.<br />
Freilegen <strong>de</strong>r korrodierten Bild 4<br />
Bewehrungseisen<br />
32 1–2/2012
Spritzen <strong>de</strong>r Deckenbereiche Bild 5<br />
An <strong>de</strong>r 1. Hauptleitung befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r<br />
Scheitelbehälter Liptingen mit einem Wasservolumen<br />
von 50.000 m3. Dieser wur<strong>de</strong> in<br />
<strong>de</strong>r ersten Ausbaustufe <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nsee-Wasserversorgung<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 50-er Jahre <strong>de</strong>s letzten<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts gebaut. Er musste zwischen<br />
2004 und 2006 saniert wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Sanierung<br />
Das Sanierungskonzept wur<strong>de</strong> unter Einhaltung<br />
<strong>de</strong>r gültigen aktuellen Bau- bzw. hygienischen<br />
Vorschriften ausgeschrieben. Dieses<br />
umfasste folgen<strong>de</strong> Arbeiten:<br />
❙ Abbrucharbeiten<br />
❙ Strukturbetonreparaturarbeiten<br />
❙ Betonneubeschichtungen<br />
❙ Anlagen- und Elektroarbeiten<br />
❙ Nebenarbeiten.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Sanierungsarbeiten optimierte<br />
man auch das Zulaufsystem zur Optimierung<br />
<strong>de</strong>r Durchströmung.<br />
Aufgrund <strong>de</strong>s Bieterwettbewerbs erhielt ein<br />
nach DVGW Arbeitsblatt W 316 zertifiziertes<br />
Unternehmen (Fa. von <strong>de</strong>r Forst) <strong>de</strong>n Zuschlag.<br />
Neben <strong>de</strong>r Eigenüberwachung durch<br />
o. g. Firma bzw. <strong>de</strong>n Bauherrn, erfolgte die<br />
Fremdüberwachung durch die Materialforschungs-<br />
und Prüfanstalt (MFPA) Weimar.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Sanierung <strong>de</strong>r 35.000 m2<br />
Innenflächen wur<strong>de</strong>n 200 t alter Putz abgetragen<br />
und 700 t Beschichtungsmaterial neu<br />
appliziert. 700 lfdm mit Bewehrung wur<strong>de</strong>n<br />
korrosionsgeschützt. Für die Beschichtungsarbeiten<br />
wur<strong>de</strong>n 135.000 l Wasser in Trinkwasserqualität<br />
benötigt.<br />
Aufbereitung<br />
Als Beschichtungsmaterialien verwen<strong>de</strong>te<br />
man ausschließlich Produkte, die die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s DVGW Arbeitsblattes W 300<br />
erfüllten (Tabelle 5).<br />
Der Untergrund wur<strong>de</strong> sowohl mittels Feststoffstrahlverfahren<br />
als auch mittels Höchstdruckwasserstrahlverfahren<br />
(bis 1.200 bar)<br />
vorbereitet. Vor <strong>de</strong>r Beschichtung erfolgte<br />
eine Reinigung aller Flächen mit Wasser im<br />
Hochdruckverfahren (150 bar). Alle Öffnungen,<br />
Zugänge usw. wur<strong>de</strong>n staubdicht<br />
abgedichtet. Die Laufflächen einschließlich<br />
Treppen, Handläufe usw. wur<strong>de</strong>n kratzfest<br />
abgeklebt.<br />
Die Applikation <strong>de</strong>s Mörtels erfolgte im<br />
Dichtstromnass-Spritzverfahren mit einem<br />
Misch- und För<strong>de</strong>rkomplex auf <strong>de</strong>r Basis<br />
von Schneckenpumpen. Die Vielzahl von<br />
Detailpunkten (Zuläufe, Scheinwerfer, Entnahmerohre,<br />
Bullaugen, Treppen, Lüftungen)<br />
erhielten jeweils spezifische Lösungen.<br />
Innenbeschichtung aus<br />
Sicht <strong>de</strong>r Firma Van<strong>de</strong>x<br />
Die Innenbeschichtung von Trinkwasserbehältern<br />
ist im Prinzip eine Betoninstandsetzung.<br />
Dennoch sind einige wichtige Unterschie<strong>de</strong><br />
zu beachten. Es muss gewährleistet<br />
sein, dass die fertige Beschichtung die<br />
erfor<strong>de</strong>rliche Dichte aufweist und dauerhaft<br />
funktionsfähig ist. Ein steigen<strong>de</strong>r W/Z-Wert<br />
bedingt auch eine erhöhte Gesamtporosität<br />
Kontrolle <strong>de</strong>r Bauausführung – Bestimmung <strong>de</strong>r Abreißfestigkeit.<br />
Der Konstruktionsbeton wur<strong>de</strong> nicht angebohrt (Bohrnut) /5/ Tab. 6<br />
Kammer Bauteil Haftungswerte (N/mm²) Anzahl Anzahl < 1,5 N/mm²<br />
WK 1 Wand 2,48 10 1<br />
Decke 1,68 1<br />
WK 2<br />
Wand 2,85 3<br />
Bo<strong>de</strong>n 2,05 3 1<br />
Decke 2,50 1<br />
WK3<br />
Wand<br />
Bo<strong>de</strong>n<br />
2,41<br />
2,22<br />
4<br />
5 1<br />
Decke 1,63 1<br />
WK 1<br />
Wand<br />
Bo<strong>de</strong>n<br />
3,12<br />
2,13<br />
6<br />
3<br />
1<br />
Gefor<strong>de</strong>rte Werte: ≥ 1,5 N/mm² (im Mittel) ≥ 1,05 N/mm² (Einzelwert)<br />
1–2/2012 <strong>wwt</strong>-<strong>online</strong>.<strong>de</strong><br />
33
TRINKWASSER Aufbereitung<br />
Glätten <strong>de</strong>r Sohlflächen Bild 6<br />
Sanierter Säulengang mit Einlauf und Treppeneinstieg Bild 7<br />
Deckenuntersicht im Brückenbereich Bild 8<br />
im erhärteten Mörtel, wobei sich auch größere<br />
Poren bil<strong>de</strong>n können. Einfluss darauf<br />
hat nicht nur die Art und Menge <strong>de</strong>r Zusatzmittel,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die Intensität <strong>de</strong>s<br />
Mischvorgangs. Da auch die Schichtdicke<br />
eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle spielt, ist eine<br />
ständige Kontrolle bei <strong>de</strong>r Verarbeitung unerlässlich.<br />
Die einzelnen Lagen müssen in<br />
einer genau abgestimmten Zeitabfolge aufgetragen<br />
wer<strong>de</strong>n. Im frischen Zustand sind<br />
zementgebun<strong>de</strong>ne Beschichtungen empfindlich<br />
gegen Wasser. Dieses oft sehr weiche<br />
Wasser kann relativ viele lösliche Stoffe aufnehmen.<br />
Es greift somit negativ in <strong>de</strong>n Abbin<strong>de</strong>verlauf<br />
<strong>de</strong>s Zements ein. Ist die Gefahr<br />
<strong>de</strong>r Kon<strong>de</strong>nswasserbildung gegeben, so<br />
muss mit geeigneten Trocknern dafür gesorgt<br />
wer<strong>de</strong>n, dass sich kein Wasser auf <strong>de</strong>r<br />
frischen Beschichtung abschei<strong>de</strong>t (z. B. Vertiefungen<br />
im Sohlenbereich, Kon<strong>de</strong>nsat an<br />
Wandflächen).<br />
An<strong>de</strong>rerseits ist sicher zu stellen, dass eine<br />
relative Luftfeuchtigkeit von > 85 % während<br />
<strong>de</strong>r Nachbehandlung vorherrscht. Daraus<br />
ergibt sich, dass eine dauerhafte, wirksame<br />
Beschichtung nur dann erreicht wer<strong>de</strong>n<br />
kann, wenn alle Beteiligten das sind:<br />
❙ Planer<br />
❙ Baustoffhersteller<br />
❙ Verarbeiter und<br />
❙ Bauüberwacher,<br />
über <strong>de</strong>n gesamten Sanierungsprozess kooperativ<br />
zusammen arbeiten.<br />
Je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r beteiligten Partner besitzt auf seinem<br />
Fachgebiet ein Fachwissen, das in <strong>de</strong>r<br />
Koopera tionskette – entsprechend angepasst<br />
– optimal zielführend zur Wirkung<br />
kommen kann.<br />
Qualitätssicherung bei<br />
Behältersanierungen<br />
Die Qualitätssicherung glie<strong>de</strong>rt sich in mehrere<br />
Stufen /5/<br />
❙ Eignungsnachweis <strong>de</strong>r Produkte nach<br />
DVGW W300, A10. Von je<strong>de</strong>r Produktionscharge<br />
<strong>de</strong>s Beschichtungsmaterials<br />
wur<strong>de</strong> eine Rückstellprobe genommen und<br />
zwei Jahre aufbewahrt.<br />
❙ Realisierung <strong>de</strong>r Arbeiten durch eine nach<br />
DVGW W316 zertifizierte und überwachte<br />
Firma – Bauüberwachung<br />
❙ Frischmörtelprüfungen über die ganze<br />
Bauzeit, Konsistenzprüfungen<br />
❙ Prüfung <strong>de</strong>r erhärteten Mörtel – 28 Tage<br />
nach <strong>de</strong>m Einbau Haftverbund (Abreissfestigkeit):<br />
mittels Vor-Ort- und Laborprüfungen.<br />
Die Zielvorgabe von Haftzugwerten<br />
von im Durchschnitt min<strong>de</strong>stens<br />
1.5 N/mm2 und keinem einzigen Messwert<br />
unter 1.0 N/mm2<br />
❙ Prüfung <strong>de</strong>r Innenflächen nach 5 Jahren<br />
Haftverbund (Abreissfestigkeit): mittels<br />
Vor-Ort- und Laborprüfungen. Die Zielvorgabe<br />
von Haftzugwerten von im Durchschnitt<br />
min<strong>de</strong>stens 1.5 N/mm2 und keinem<br />
einzigen Messwert unter 1.0 N/mm2.<br />
34 1–2/2012
Beleuchteter Sektor Bild 9<br />
im Brückenbereich<br />
Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Baumaßnahme Scheitelbehälter<br />
Liptingen sind alle im Bereich <strong>de</strong>r<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen (Tabellen 6 und 7). Ein Jahr<br />
nach Fertigstellung wur<strong>de</strong>n die Messungen<br />
wie<strong>de</strong>rholt. Dabei wur<strong>de</strong> festgestellt, dass<br />
die Porositätswerte sich um 25 bis 50 % verringert<br />
hatten, das heißt die Beschichtungen<br />
sind dichter und damit beständiger gewor<strong>de</strong>n.<br />
In diesem Zusammenhang muss erwähnt<br />
wer<strong>de</strong>n, dass Beschichtungsarbeiten eine<br />
handwerkliche Leistung darstellen, die in<br />
<strong>de</strong>r Fläche gewissen Schwankungen unterliegt.<br />
Die Werte liegen jedoch im vorgegebenen<br />
Streubereich bzw. in <strong>de</strong>n einzuhalten<strong>de</strong>n<br />
Toleranzgrenzen. Nach fünf Jahren sind<br />
an <strong>de</strong>r Beschichtung keine wesentlichen Än<strong>de</strong>rungen<br />
zu erkennen wie aus Tabelle 6 zu<br />
entnehmen ist.<br />
Die Prüfergebnisse nach 5-jähriger Nutzung<br />
(Tabelle 7) belegen ein<strong>de</strong>utig, dass die Sanierung<br />
<strong>de</strong>s Trinkwasserbehälters Liptingen<br />
mittels nach DVGW W300 geprüfter VAN-<br />
DEX-Produkte und durch die Applikation<br />
<strong>de</strong>r nach DVGW W316 zertifizierten Firma<br />
von <strong>de</strong>r Forst zu einer dauerhaft wirksamen<br />
Innenbeschichtung führte.<br />
Seitens <strong>de</strong>s Betreibers wird die Beschichtung<br />
als sehr gelungen eingeschätzt, was in<br />
folgen<strong>de</strong>n Parametern zum Ausdruck kommt:<br />
❙ das Erreichen <strong>de</strong>r gefor<strong>de</strong>rten technischen<br />
Parameter<br />
❙ keine negativen Erscheinungen nach <strong>de</strong>m<br />
Reinigungsprozess<br />
❙ keine Anhaftungen im Wechselbereich<br />
Luft/Wasser<br />
❙ optisch sehr gutes Gesamtbild.<br />
Die Firma Van<strong>de</strong>x begrüßt die durch <strong>de</strong>n<br />
Betreiber ZVBWV gewählte Vorgehensweise<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r Qualitätssicherung<br />
und empfiehlt sie für <strong>de</strong>n generellen Einsatz.<br />
Fazit<br />
Basierend auf <strong>de</strong>n praktischen Erfahrungen<br />
bezüglich <strong>de</strong>r Langzeitwirkung von Innenbeschichtungen<br />
in Trinkwasserbehältern im<br />
Zeitraum 1980 bis 1990 wur<strong>de</strong> seit<strong>de</strong>m ein<br />
Qualitätssicherungssystem aufgebaut, in das<br />
Vergleich Porosität nach Fertigstellung und nach einem Jahr Betriebsdauer (Angabe BWV) Tab. 7<br />
Bauteil Gesamtporosität in Vol-% nach DVGW W 300<br />
Nach Fertigstellung Nach einem Jahr Nach 5 Jahren<br />
Wand 1 14,0 7,5 8,1<br />
Wand 2 15,6 9,1 7,2<br />
Wand 3 12,9 8,4 7,1<br />
Bo<strong>de</strong>n 15,5 10,6 11,1<br />
Chronologie <strong>de</strong>r Produktentwicklung Tab. 8<br />
1983 Bekanntwer<strong>de</strong>n von punktuellen Aufweichungen in mineralischen Innenbeschichtungen<br />
ab 1989 Unkoordinierte Untersuchungen in diversen Trinkwasserbehältern<br />
1992 Arbeitsgemeinschaft (ARGE) „Wasserforschung Bayern“<br />
1996 Bildung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe im Forschungsprogramm <strong>de</strong>s DVGW<br />
1996 Gründung <strong>de</strong>r Gütegemeinschaft „Schutz und Instandsetzung von Trinkwasserbehältern“<br />
1998 Pilotprojekt <strong>de</strong>r Firma Van<strong>de</strong>x im Saugbehälter Straßkirchen unter wissenschaftlicher Begleitung<br />
ab 1999 Baustoffliche Untersuchungen beim VDZ, Düsseldorf<br />
2001 Merkblatt <strong>de</strong>r Deutschen Bauchemie „Zementgebun<strong>de</strong>ne Innenbeschichtungen in Trinkwasserbehältern“<br />
ab 2003 Zertifizierung <strong>de</strong>r nach Arbeitsblatt DVGW W316 Teil 1+2 geprüften Applikationsfirmen<br />
ab 2005 Einsatz <strong>de</strong>r Baustoffe nur nach bestan<strong>de</strong>ner Prüfung DVGW W300, Anl.10<br />
2005 Überarbeitete Form <strong>de</strong>s DVGW-Arbeitsblattes W300 erscheint<br />
ab 2010 Überarbeitung <strong>de</strong>s DVGW-Arbeitsblattes W300 unter Integration <strong>de</strong>s DVGW-Arbeitsblattes W312<br />
Aufbereitung<br />
Planer, Baustoffhersteller, Verarbeiter und<br />
Betreiber aktiv eingebun<strong>de</strong>n sind. Das ganze<br />
System ist mittlerweile in verschie<strong>de</strong>ne Normen<br />
und Vorschriften eingebettet, die das<br />
hohe Qualitätsniveau absichern. Das Ergebnis<br />
sind dauerhaft wirksame zementgebun<strong>de</strong>ne<br />
Innenbeschichtungen für Trinkwasserbehälter.<br />
Am Beispiel <strong>de</strong>s Trinkwasserbehälters Liptingen<br />
hat sich gezeigt, dass <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n letzten<br />
Jahren ausgearbeitete Weg <strong>de</strong>r Kooperation<br />
<strong>de</strong>r einzelnen beteiligten Firmen<br />
sowie die firmenübergreifen<strong>de</strong> Qualitätskontrolle<br />
in <strong>de</strong>r Praxis erfolgreich sind. Die<br />
Überprüfungswerte nach einem bzw. fünf<br />
Jahren Nutzung belegen die Richtigkeit <strong>de</strong>s<br />
eingeschlagenen Weges.<br />
LITERATUR<br />
/1/ ibh-Merkblatt Zementgebun<strong>de</strong> starre und flexible<br />
Dichtungsschlämme. Industrieverband<br />
Bauchemie und Holzschutzmittel e. V.,<br />
Frankfurt/M., 1988<br />
/2/ Boos, P.; Grube, H.: Dauerhafte zementgebun<strong>de</strong>ne<br />
Oberflächen in Trinkwasserbehältern.<br />
In: gwa (2002) 82, Seite 543 – 553<br />
/3/ Merkblatt Zementgebun<strong>de</strong>ne Innenbeschichtung<br />
in Trinkwasserbehältern. Deutsche Bauchemie<br />
e. V., Frankfurt/M., 2001<br />
/4/ DVGW-Arbeitsblatt W 300 Wasserspeicherung –<br />
Planung, Bau, Betrieb und Instandhaltung von<br />
Wasserbehältern in <strong>de</strong>r Trinkwasserversorgung.<br />
DVGW, Bonn, Juni 2005<br />
/5/ Derra, R.; Kämpfer, W.: „Zielgerichtete<br />
Vorgehensweise bei <strong>de</strong>r Instandsetzung von<br />
Trinkwasserbehältern <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nsee-Wasserversorgung“.<br />
In: GWF Wasser. Abwasser 149 (2008)<br />
Nr. 9 S. 677 – 687<br />
/6/ Interne Firmenmitteilungen Firma von <strong>de</strong>r Forst,<br />
Pfarrweisach, März 2006<br />
/7/ DVGW Arbeitsblatt W 316, Teil 1 und 2. Teil 1:<br />
Instandsetzung von Trinkwasserbehältern –<br />
Qualifikationskriterien für Fachunternehmen.<br />
Teil 2: Fachaufsicht und Fachpersonal für die<br />
Instandsetzung von Trinkwasserbehältern;<br />
Lehr- und Prüfungsplan. DVGW, Bonn, März 2004<br />
/8/ Breitbach, M.: Dauerhaftigkeit und Instandhaltung<br />
von Betonbauteilen in <strong>de</strong>r Trinkwasserspeicherung<br />
– Planungsgrundsätze, Hygieneanfor<strong>de</strong>rungen,<br />
Erläuterungen zum Regelwerk,<br />
Praxisbeispiele. Bau-Fachtagung Trinkwasserbehälter<br />
SKZ, Berlin Juni 2009<br />
/9/ DIN EN 1504 Produkte und Systeme für <strong>de</strong>n<br />
Schutz und die Instandsetzung von Betontragwerken,<br />
Ausgabe Oktober 2005<br />
/10/ DIN EN 1508 Wasserversorgung Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an Systeme und Bestandteile <strong>de</strong>r Wasserspeicherung,<br />
Ausgabe Dezember 1998<br />
KONTAKT<br />
Dr. Hans-Dieter WOLF<br />
VANDEX Isoliermittel GmbH<br />
Industriestraße 19 – 23 | 21493 Schwarzenbek<br />
1–2/2012 <strong>wwt</strong>-<strong>online</strong>.<strong>de</strong><br />
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