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DAS THEMA MEMBRANTECHNIK<br />
Zusätzliche Rolle für Membrantechnik<br />
Nutzung alternativer<br />
Wasserressourcen<br />
Christian KAZNER; Rita HOCHSTRAT; Thomas WINTGENS;<br />
Süleyman YÜCE; Thomas MELIN<br />
Eine Reihe wiederkehrender extremer<br />
Trockenperioden in Südeuropa<br />
haben seit den 90er Jahren<br />
die begrenzte Verfügbarkeit von Was -<br />
serressourcen aufgezeigt (EEA, 2007<br />
/6/). Auch in gemäßigten Klimaten führte<br />
der Rekordsommer 2003 durch Einbußen<br />
in der Landwirtschaft und Einschränkungen<br />
in der Kühlwasserentnahme<br />
zu geschätzten wirtschaftlichen<br />
Gesamtverlusten von 8,7 Mrd. Euro (EK,<br />
2007, /5/).<br />
Wasserversorgung vor<br />
neuen Aufgaben<br />
Eine Übersichtsstudie der Europäischen<br />
Kommission aus dem Jahr 2007 stellt<br />
fest, dass 33 Flusseinzugsgebiete in Eu -<br />
ropa von Wasserknappheit betroffen sind,<br />
was 11 % des EU-Gebiets und 17 % der<br />
EU-Bevölkerung entspricht (EK, 2007,<br />
/5/).<br />
Die akuten Auswirkungen von Wasserknappheit<br />
zeigten sich neuerlich im<br />
Sommer 2008, als Barcelona über mehrere<br />
Wochen per Tankschiff mit Trinkwasser<br />
aus Frankreich und aus Meerwasserentsalzungsanlagen<br />
im Süden des<br />
Landes versorgt wurde. Noch dramatischer<br />
stellte sich im gleichen Jahr die Situation<br />
auf Zypern dar, wo nach Jahren<br />
mit ungenügendem Niederschlag sämtliche<br />
Trinkwassertalsperren trocken gefallen<br />
waren und die Insel über Monate<br />
Trinkwasser aus Griechenland importierte<br />
– ebenfalls per Tankschiff.<br />
In Küstenregionen wird die Situation<br />
häufig dadurch erschwert, dass durch<br />
übermäßige Entnahme von Grundwasser,<br />
Salzwasser in die küstennahen Grundwasserleiter<br />
eindringt und diese für viele<br />
Nutzungen unbrauchbar macht oder zumindest<br />
eine aufwändigere Wasseraufbereitung<br />
erforderlich wird.<br />
Belastete Ressource: Die Membrantechnik wird<br />
weltweit zunehmend fester Bestandteil von<br />
Projekten der Wasserwiedergewinnung.<br />
Selbst dort, wo genügend Wasser verfügbar<br />
ist, enthält es oftmals pathogene Keime,<br />
die das Hauptrisiko für die direkte<br />
oder indirekte Verwendung in fast allen<br />
Wassernutzungen darstellen, weiterhin<br />
durch landwirtschaftliche Aktivität in<br />
den Wasserkreislauf eingetragene Substanzen<br />
mit konkretem Gefährdungspotenzial<br />
(Nitrat, Pflanzenschutzmittel),<br />
Salze, die in ariden Regionen zur Bodenaufsalzung<br />
beitragen, Stoffe aus<br />
Bergbau und Industrie (Schwermetalle,<br />
Industriechemikalien) und eine Reihe<br />
von weiteren Substanzen anthropogenen<br />
Ursprungs wie Desinfektionsnebenprodukte,<br />
Arzneimittel, Hormone, Körperpflegeprodukte<br />
und Stoffe aus dem<br />
Gebrauch anderer Produkte wie Weichmacher<br />
oder Textilhilfsmittel. Viele<br />
dieser Stoffe treten im Wasser in sehr<br />
niedrigen Konzentrationen auf (Spurenstoffe),<br />
Arzneimittel z. B. in Konzentrationen,<br />
die meist weit unter den Grenzen<br />
Priorität<br />
Art der<br />
Maßnahme<br />
Anzuwendende<br />
Instrumente<br />
zu berücksichtigende<br />
Aspekte<br />
liegen, für die sich aus den umfangreichen<br />
Erfahrungen mit der Verwendung<br />
dieser Stoffe noch ein Gefährdungspotenzial<br />
für menschliche Wassernutzung<br />
ableiten lässt. Spurenstoffe unterscheiden<br />
sich sehr stark in ihrer Konzentration,<br />
ihrem Verhalten in der Umwelt, vor<br />
allem der Persistenz und der Beweglichkeit<br />
in aquatischen Systemen und letztendlich<br />
in ihrem Risikopotenzial. So<br />
kann bei Hormonen und anderen endokrin<br />
wirksamen Stoffen zwar kein konkretes<br />
Risiko für humane Wassernutzung,<br />
wohl aber ein deutliches ökotoxikologisches<br />
Risiko für aquatische<br />
Organismen festgestellt werden (s. u. a.<br />
Arbeiten und Workshops des Aachener<br />
DFG-Graduiertenkollegs AGEESA).<br />
Vor allem bei Stoffen mit hoher Persistenz,<br />
d. h. auch Anreicherungsfähigkeit<br />
in Wasserwiederverwendungs-Kreisläufen<br />
wird auch ohne das Vorliegen eines<br />
konkreten Gefährdungsverdachts emp-<br />
MASSNAHMEHIERARCHIE: zur Verminderung von Wasserknappheit Bild 1<br />
8 SPECIAL MEMBRANTECHNIK 7-8/2009<br />
1<br />
Nachfragemanagement,<br />
Wassereinsparung<br />
Ökonomische Instrumente / (finanzielle)<br />
Anreizsysteme für wassereffiziente Technologie<br />
und Praktiken<br />
2<br />
Wasserwiederverwendung<br />
Umweltauswirkung<br />
und Schutz der<br />
öffentlichen Gesundheit<br />
3<br />
Wassererzeugung,<br />
Meerwasserentsalzung<br />
Infrastrukturmaßnahmen<br />
Konzentratbehandlung<br />
Energieverbrauch<br />
4<br />
Wassertransfer<br />
Umweltauswirkungen<br />
und -kosten
-SPECIAL 7-8/2009<br />
WINDHOEK/NAMIBIA: Ultrafiltrations-Membranracks Foto: City of Windhoek Bild 5<br />
fohlen, dem Vorsorgeprinzip folgend<br />
den Eintrag dieser Stoffe in mehr oder<br />
weniger geschlossene Wasserkreisläufe<br />
zu verringern.<br />
Angesichts von zunehmender Wasserknappheit<br />
und der Vielzahl an Problemstoffen<br />
im Wasser wird es für die Wasserbewirtschaftung<br />
weltweit eine zunehmend<br />
schwierige und anspruchsvolle<br />
Aufgabe, ausreichend Wasser in benötigter<br />
Qualität zur Verfügung zu stellen.<br />
Die Ergänzung der Wasserversorgung<br />
durch Erschließung alternativer Wasserressourcen,<br />
stellt daher eine wichtige Anpassung<br />
an diese Herausforderungen dar.<br />
Alternativen zu Grund- und<br />
Oberflächenwasser<br />
Die Nutzung von aufbereitetem Abwasser<br />
kann in diesem Zusammenhang zur<br />
Minderung des Frischwasserbedarfs und<br />
zur Erweiterung der Ressourcenverfügbarkeit<br />
beitragen. Im Mittelpunkt stehen<br />
dabei zumeist Nutzungen für Nicht-<br />
Trinkwasserzwecke in Industrie und<br />
Haushalten oder in der Bewässerung.<br />
Aber auch die direkte oder indirekte<br />
Nutzung zur Trinkwasserversorgung ist<br />
möglich, wenn entsprechend strenge<br />
Qualitätsanforderungen, vor allem bei<br />
hygienischen Parametern eingehalten<br />
werden. Die ungeplante indirekte Wiederverwendung<br />
findet ohnehin bereits<br />
heute in vielen großen Flusseinzugsgebieten<br />
dieser Welt statt: durch die Einleitung<br />
von Abwässern in Oberflächengewässer,<br />
aus denen wiederum durch<br />
Uferfiltration Trinkwasser gewonnen<br />
wird.<br />
Die gezielte Grundwasseranreicherung<br />
mit aufbereitetem kommunalem Abwasser<br />
stellt eine besonders viel versprechende<br />
Möglichkeit dar, bei der jedoch<br />
eine angemessene Grundwasserqualität<br />
sichergestellt werden muss. Gleichzeitig<br />
bietet sie besondere Vorzüge, da die Bodenpassage<br />
einen weiteren bedeutsamen<br />
Reinigungsschritt darstellt, der Grundwasserkörper<br />
überschüssiges Wasser in<br />
Zeiten geringer Nachfrage speichert und<br />
die Speicherung im Boden Verluste durch<br />
Verdunstung vermeidet.<br />
In Regionen mit struktureller Wasserknappheit<br />
bildet die Meerwasserentsalzung<br />
schon heute einen unverzichtbaren<br />
Bestandteil des Wasserressourcenmanagements<br />
und deckt große Teile des<br />
Trinkwasser- und Bewässerungsbedarfs.<br />
Weltweit produzieren mehr als 12.000<br />
Entsalzungsanlagen Süßwasser entwe-<br />
der destillativ mit energieintensiven thermischen<br />
Prozessen oder Ressourcen<br />
schonender durch Membrantechnologie<br />
in Form von Umkehrosmose (GWI,<br />
2009, /7/).<br />
Derartige Konzepte zur integrierten<br />
Wasserbewirtschaftung lassen sich nur<br />
mit technischen Innovationen und neuartigen<br />
Managementansätzen unter förderlichen<br />
rechtlichen und politischen<br />
Rahmenbedingungen verwirklichen.<br />
Der rechtliche Rahmen<br />
Mit der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)<br />
hat die Europäische Kommission im Jahr<br />
2000 die Grundlagen und Prinzipien<br />
einer nachhaltigen Wasserwirtschaft neu<br />
geordnet.<br />
Bis zum Jahr 2015 sollen alle Gewässer<br />
einen „guten Zustand“ aufweisen, der<br />
sich sowohl auf Wasserqualität als auch<br />
auf Wassermenge bezieht. Die Umsetzung<br />
der WRRL und der darin vorgeschlagenen<br />
konsequenten Anwendung<br />
ökonomischer Instrumente soll die Entwicklung<br />
hin zu einer wassereffizienten<br />
und Wasser sparenden Wirtschaft, als<br />
notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Anpassung an Wasserknappheit<br />
und Dürre, vorantreiben.<br />
www.wwt-online.de MEMBRANTECHNIK SPECIAL<br />
9
DAS THEMA MEMBRANTECHNIK<br />
Möglichkeiten zur Wasserwiedernutzung, nach /3/ Tab. 1<br />
Landwirtschaftliche Bewässerung<br />
Bewässerung von Getreide-,<br />
Obst- und Gemüsefeldern<br />
Gärtnereien<br />
Industriepflanzen (nachwachsende Rohstoffe)<br />
Landschaftsbewässerung<br />
Parks, Grünanlagen,<br />
Golfplätze,<br />
private Gärten<br />
Industrielle Anwendungen<br />
Kühlwasser,<br />
Kesselspeisewasser,<br />
Prozesswasser<br />
Die Europäische Kommission vertritt eine<br />
klare Priorisierung und Hierarchie<br />
der möglichen Maßnahmen, wobei Wassereinsparungen<br />
– also Verbrauchsreduktionen<br />
– an erster Stelle der nötigen<br />
Maßnahmen gesehen werden. Obgleich<br />
die Errichtung zusätzlicher Wasserversorgungsinfrastruktur<br />
einschließlich<br />
Meerwasserentsalzungs- und Abwasserwiederverwendungs-Anlagen<br />
kritisch beurteilt<br />
wird, sollten diese Optionen auch<br />
immer im Zusammenhang mit den besonderen<br />
physio-geographischen und<br />
klimatischen Bedingungen der Mitgliedstaaten<br />
und Regionen gesehen werden.<br />
Bild 1 illustriert die Hierarchie der Anpassungs-<br />
und Handlungsoptionen sowie<br />
einige der zu berücksichtigenden Aspekte<br />
bei deren Implementierung.<br />
Obwohl Wasserrecycling sowie Meerwasser-<br />
und Brackwasserentsalzung eher<br />
als letztes Mittel betrachtet werden, haben<br />
sich diese Prozesse zu rasch wachsenden<br />
Versorgungsalternativen entwickelt,<br />
die zuverlässig Wasser liefern – im<br />
Gegensatz zu den Talsperren, die auf<br />
ausreichende Niederschläge angewiesen<br />
und daher besonders gefährdet sind<br />
durch die Auswirkungen des Klimawandels.<br />
So nimmt die Meerwasserentsalzung<br />
inzwischen eine wichtige Position<br />
bei der Wasserversorgung ein, vorwiegend<br />
im Mittleren Osten, Nordafrika,<br />
Nord- und Mittelamerika, Südostasien<br />
und Australien (GWI, 2009, /7/), aber<br />
auch auf vielen Mittelmeerinseln, den<br />
Kanaren und in zunehmendem Maße<br />
auch in Südeuropa. Bei diesen Anwendungen<br />
kommt Membranprozessen eine<br />
zentrale Rolle zu, indem sie Ressourcen<br />
nutzbar machen, die aufgrund ihrer<br />
Qualität mit herkömmlichen Technologien<br />
nicht erschließbar sind, sei es auf-<br />
grund ihres Salzgehalts oder unerwünschter<br />
Inhaltstoffe wie pathogene<br />
Keime und gelöster Verunreinigungen.<br />
Herausforderung<br />
Die Ergänzung der Wasserversorgung<br />
durch Erschließung alternativer Wasserressourcen<br />
stellt eine wichtige Anpassungs<br />
leistung dar.<br />
Wasserrecycling –<br />
Nutzung von aufbereitetem<br />
kommunalem Abwasser<br />
Die Nutzung von aufbereitetem Abwasser<br />
stellt eine Möglichkeit zur Minderung<br />
des Frischwasserbedarfs und Erweiterung<br />
der Ressourcenverfügbarkeit<br />
dar. Im Mittelpunkt der Betrachtungen<br />
soll hier die Behandlung und Wiederverwendung<br />
von kommunalem Abwasser<br />
stehen. Im industriellen Bereich ergeben<br />
sich ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten<br />
des Wasserrecyclings. Die möglichen<br />
Nutzungen von aufbereitetem Abwasser<br />
sind in der Tabelle aufgeführt.<br />
Zum Stand der Abwasserwiederverwendung<br />
in Europa und weltweit wurde im<br />
Rahmen des EU Forschungsprojekts<br />
AQUAREC (www.aquarec.org) ein<br />
Über blick erarbeitet (Bild 3).<br />
Die meisten Behandlungsprozesse für<br />
die Aufbereitung von kommunalem Abwasser<br />
und für die Wiederverwendung<br />
greifen auf konventionelle Abwasserbehandlungstechniken<br />
zurück. Während<br />
etwa 25 % der Projekte nur eine mechanisch-biologische<br />
Kläranlage umfassen,<br />
sind etwa 50 % der Projekte mit einer<br />
dritten Behandlungsstufe ausgestattet –<br />
meist Filtration und Desinfektion. Nur<br />
etwa 10 % der Projekte enthalten noch<br />
weitergehende Behandlungsverfahren<br />
Umwelt-Anwendungen<br />
Seen und Teiche,<br />
Aufstockung der natürlichen Wasserführung<br />
von Fließgewässern,<br />
Fischzucht<br />
Urbane Nutzung (nicht Trinkwasser)<br />
Löschwasser,<br />
Reinigungszwecke (z. B. Autowäsche),<br />
Toilettenspülung<br />
Grundwasseranreicherung<br />
Aufstockung der Grundwasserleiter,<br />
Zurückdrängen von Salzwasserintrusion<br />
Trinkwassernutzung<br />
Indirekte Nutzung (durch Einleitung in Talsperre,<br />
Fluss oder Grundwasser),<br />
direkte Nutzung<br />
wie Aktivkohleadsorption, Oxidation<br />
oder Membranfiltration.<br />
Qualitätsanforderungen<br />
für Wasserrecycling<br />
Obwohl meist die Nutzungen für Nicht-<br />
Trinkwasserzwecke – auch aus Kostengründen<br />
– im Mittelpunkt stehen, ist<br />
auch die direkte oder indirekte Nutzung<br />
zur Trinkwasserversorgung möglich,<br />
wenn entsprechend strenge Qualitätsanforderungen<br />
eingehalten werden. Dabei<br />
folgt die Auswahl der Verfahrenstechnik<br />
für die weitergehende Wasseraufbereitung<br />
dem Gedanken des Multi-Barrieren-Prinzips,<br />
um einen zuverlässigen und<br />
sicheren Betrieb der Anlage unter allen<br />
Bedingungen zu gewährleisten.<br />
Laut Untersuchungen von Higgins et al.<br />
/8/ haben die Nutzer von wiedergewonnenem<br />
Wasser die stärksten Bedenken<br />
aufgrund von möglichen Verunreinigungen<br />
mit pathogenen Mikroorganismen<br />
wie Bakterien, Viren, Erreger von Wur m -<br />
erkrankungen und Protozoen. Es ist bekannt,<br />
dass klassische Desinfektionsverfahren<br />
nur eine begrenzte Wirkung gegenüber<br />
einigen Mikroorganismen wie<br />
beispielsweise Cryptosporidium haben<br />
(Gennacaro et al. 2003). Ebenso ist die<br />
Empfindlichkeit von Viren gegenüber<br />
Desinfektionsmitteln nicht vollständig<br />
erforscht. Daher ist die Risikobewertung<br />
gewissen Beschränkungen unterworfen.<br />
Aus Sicht des Arbeitsschutzes und der<br />
öffentlichen Gesundheit ist für alle Wasserwiedernutzungen<br />
eine weitgehende<br />
oder vollständige Entkeimung zu fordern.<br />
Dies bedeutet, dass ausgehend von<br />
den Konzentrationen im Kläranlagenablauf<br />
eine Entfernung in der Größenordnung<br />
von 5 bis 7 Log-Stufen zu fordern<br />
ist. Da auch die Wiederverkeimung im<br />
10 SPECIAL MEMBRANTECHNIK 7-8/2009
Reinwasserbereich nicht unproblematisch<br />
zu sehen ist, müssen auf der Seite<br />
des aufbereiteten Produktwassers entsprechende<br />
Vorsorgemaßnahmen getroffen<br />
werden.<br />
Die gelösten Verunreinigungen stellen<br />
eine extrem heterogene Gruppe dar. Für<br />
Salze und metallische Ionen wie Schwermetalle<br />
sind die Grenzwerte stark von<br />
der jeweiligen Nutzung abhängig. Während<br />
für die landwirtschaftliche Nutzung<br />
die Langzeitakkumulation von Salzen<br />
und Schwermetallen verhindert werden<br />
muss, sind für die Grundwasseranreicherung<br />
Anforderungen entsprechend der<br />
Trinkwasserrichtlinien zu stellen. Nährstoffe<br />
und organische Inhaltstoffe können<br />
bei der Grundwasseranreicherung<br />
zu einem Rückgang der Bodenpermeabilität<br />
und zur Mobilisierung färbender<br />
Komponenten (Mangan, Eisen) führen.<br />
Bei hochwertigen Anwendungen ist eine<br />
sehr weitgehende Entfernung erforderlich,<br />
wohingegen bei der landwirtschaftlichen<br />
Wasserwiederverwendung Nährstoffe<br />
und Organik toleriert werden können.<br />
In den vergangenen Jahren haben organische<br />
Spurenstoffe, die im Kläranlagen -<br />
ablauf in Konzentrationen bis zu einigen<br />
μg/L auftreten und in geringerer Konzentration<br />
im Oberflächenwasser und<br />
teils auch im Trinkwasser nachgewiesen<br />
wurden, besondere Aufmerksamkeit erfahren.<br />
Für die meisten dieser Stoffe steht eine<br />
abschließende human- und ökotoxikologische<br />
Bewertung jedoch aus. Konven-<br />
BITTE NOTIEREN:<br />
TERMINE 2009<br />
10. Kölner Kanal- und<br />
Kläranlagen-Kolloquium<br />
23. – 24. September, Köln<br />
E-Mail: et@isa-rwth-aachen.de<br />
www.kanalkolloquium.de<br />
7. Münchner Runde<br />
Experten-Forum Kanalsanierung<br />
8. Oktober<br />
www.baybauakad.de<br />
84. Siedlungswasserwirtschaftliches<br />
Kolloquium<br />
Abwasserwirtschaft im Spannungsfeld<br />
politischer, klimatischer und technischer<br />
Entwicklungen<br />
8. Oktober, Universität Stuttgart<br />
Auskunft: Gabriele Glassmann<br />
E-Mail:glassmann@iswa.uni-stuttgart.de<br />
Aachener Tagung<br />
Wasser und Membranen<br />
27. – 28. Oktober, Aachen<br />
www.isa.rwth-aachen.de<br />
www.wwt-online.de<br />
tionelle Aufbereitungssysteme entfernen<br />
viele dieser Substanzen nur unvollständig.<br />
Toleranz bei<br />
Restverunreinigung<br />
Bei der Wasserwiedernutzung hängt der<br />
Grad der tolerierbaren Restverunreinigung<br />
von einer Reihe spezifischer Faktoren<br />
ab: den Eigenschaften der Substanzen<br />
bezüglich Human- und Ökotoxizität,<br />
Persistenz, Mobilität und physiko-chemischen<br />
Eigenschaften; der Art der beabsichtigten<br />
oder auch unbeabsichtigt<br />
stattfindenden Wiedernutzung sowie der<br />
Intensität des Kontakts; der gewählten<br />
Technologie und Prozesskette sowie deren<br />
Überwachung und dem akzeptierten<br />
Risiko. Letzteres basiert häufig auf dem<br />
ALARP-Prinzip. ALARP bedeutet „As<br />
low as reasonably practicable“, d. h. so<br />
niedrig wie vernünftigerweise praktikabel.<br />
Öffentliche Wahrnehmung und Akzeptanz<br />
und das zugrundeliegende Wertesystem<br />
(Humanrisiko gegenüber Umweltrisiko)<br />
spielen ebenfalls eine Rolle.<br />
Die bisherige Gesetzgebung spiegelt die<br />
Komplexität dieser Fragestellungen wider.<br />
Während seitens einiger Mitgliedstaaten<br />
schon Richtlinien erlassen wurden,<br />
liegt eine einheitliche europäische<br />
Richtlinie noch nicht vor. In den bisherigen<br />
Ansätzen dominiert die hygienische<br />
Qualität unter Berücksichtigung der beabsichtigten<br />
Nutzung. Es muss aber damit<br />
gerechnet werden, dass mittelfristig<br />
auch der Ressourcenverbrauch (Kapital,<br />
Energie), die Entwicklung der lokalen<br />
Wasserverfügbarkeit und die umweltverträgliche<br />
Verbringung von Behandlungskonzentraten<br />
berücksichtigt werden<br />
müssen. Zwar kann z. B. mit Membranverfahren<br />
beinahe jede gewünschte<br />
Qualität hergestellt werden, die zu fordernden<br />
bzw. tolerierbaren Restkonzentrationen<br />
und die daraus folgenden technischen<br />
Lösungen beeinflussen aber auch<br />
entscheidend die Machbarkeit, Wirtschaft<br />
lichkeit und Nachhaltigkeit geplanter<br />
Maßnahmen.<br />
Die direkte Nutzung von gereinigtem<br />
Abwasser zu Trinkwasserzwecken wird<br />
großtechnisch derzeit nur in Windhoek,<br />
Namibia praktiziert. Die indirekte Nutzung<br />
als Trinkwasser, z.B. nach einer Bodenpassage<br />
und Mischung mit dem natürlichen<br />
Grundwasser, gewinnt zunehmend<br />
an Bedeutung und bildet eine viel<br />
versprechende Methode zur Ergänzung<br />
der natürlichen Wasserressourcen. Die<br />
Möglichkeiten zur Aufbereitung von<br />
kommunalem Abwasser für die Grundwasseranreicherung<br />
wurden in dem von<br />
der Europäischen Union geförderten<br />
Projekt RECLAIM WATER (www.<br />
reclaim-water.org) eingehend untersucht.
DAS THEMA MEMBRANTECHNIK<br />
Aufbereitung von kommu -<br />
nalem Abwasser für die<br />
Wasserwiederverwendung<br />
Membranen spielen eine Schlüsselrolle<br />
in Wasserrecycling-Projekten, die hohe<br />
Wasserqualitäten z. B. für die Grundwasseranreicherung,<br />
industrielles Prozesswasser<br />
oder den urbanen Sektor bereitstellen.<br />
Optionen zum Einsatz von<br />
Membranverfahren sind Mikro- und<br />
Ultrafiltration (MF/UF) sowohl in der<br />
Ablaufbehandlung als auch in Membranbelebungsanlagen<br />
und gegebenenfalls<br />
zusätzlich Nanofiltration oder Umkehrosmose<br />
zur Produktion von Wasser<br />
höherer Qualität. Bild 4 zeigt eine nicht<br />
vollständige Zusammenstellung (Stand<br />
2004) realisierter Abwasserbehandlungs -<br />
anlagen mit Membrantechnik und Recyclinganwendungen<br />
weltweit und umfasst<br />
sowohl die Anlagen mit einer Kombination<br />
von MF/UF-Vorbehandlung<br />
und nachfolgender Umkehrosmose als<br />
auch Membranbelebungsanlagen. Ins-<br />
12 SPECIAL MEMBRANTECHNIK<br />
besondere bei Anwendungen mit sehr<br />
hohen Qualitätsanforderungen, wie bei<br />
der indirekten Trinkwassergewinnung<br />
oder der Bereitstellung von Kesselspeisewasser,<br />
wird auf einen zweistufigen Membranprozess<br />
mit vorgeschalteter Ultrabzw.<br />
Mikrofiltration und nachgeschalteter<br />
Umkehrosmose zurückgegriffen.<br />
Membranverfahren weisen eine Reihe<br />
von Charakteristika auf, die ihren Einsatz<br />
für die Wasserwiederverwendung<br />
unterstützen und zum Teil erschweren.<br />
Membranen sind je nach ihrer jeweiligen<br />
Trenngrenze wirksam für große Substanzklassen.<br />
Durch modulare Konstruktion<br />
sind sie leicht skalierbar und<br />
können problemlos erweitert werden.<br />
Mit ihrer kompakten Bauweise weisen<br />
sie einen geringen Platzbedarf auf und<br />
können so auch bei begrenzter Flächenverfügbarkeit<br />
gut in bestehende Anlagen<br />
integriert werden. Membranen sind<br />
jedoch reine Trennverfahren. Eine Elimination<br />
der Kontaminanten findet je-<br />
GRÖSSE<br />
(Millionen m3/a)<br />
��<br />
�<br />
�<br />
�<br />
?<br />
5<br />
k.A.<br />
Wasserwiedernutzungsprojekte<br />
VERWENDUNG<br />
Landwirtschaft<br />
Industrie<br />
städtisch<br />
mehrere Nutzungen<br />
keine Angaben (k.A.)<br />
arktisch<br />
atlantisch<br />
alpin<br />
boreale Zone<br />
kontinental<br />
pannonisch<br />
mediterran<br />
Schwarzmeer<br />
anatolisch<br />
makaronisch<br />
WASSERRECYCLING-PROJEKTE: in Europa /4/ Bild 3<br />
Steppe<br />
doch nicht statt und die zurückgehaltenen<br />
Stoffe werden im Konzentrat angereichert.<br />
Eine der Schlüsselfragen<br />
betrifft daher die Behandlung und Entsorgung<br />
des Konzentrats. Der Energiebedarf<br />
ist aufgrund von verbesserten Membranmaterialien<br />
und optimierter Verfahrenstechnik<br />
relativ moderat, jedoch meist<br />
höher als bei konventionellen Verfahren,<br />
was ihren Einsatz für die Erzeugung eines<br />
sehr günstigen Produktwassers z. B. für<br />
die Bewässerung in Frage stellt.<br />
Der Betrieb von Membrananlagen wurde<br />
in den vergangenen Jahren durch verschiedene<br />
Maßnahmen wie weitgehende<br />
Automatisierung und Reinigung im eingebauten<br />
Zustand (CIP = cleaning in<br />
place) deutlich verbessert. Weitere Verbesserungen<br />
sind zu fordern, vor allem<br />
eine bessere Stabilität der Membranen<br />
gegenüber Fouling verursachenden Substanzen<br />
und Reinigungschemikalien sowie<br />
eine höhere Langlebigkeit der Membranen.<br />
7-8/2009
Größe<br />
(Mm 3 /a)<br />
< 0,1<br />
0,1-0,5<br />
0,5-5<br />
> 5<br />
NV<br />
Anwendung<br />
Landwirtschaft<br />
Industrie<br />
Kommunal/Haushalt<br />
gemischt<br />
nicht verfügbar<br />
MEMBRANANLAGEN: für die Wasserwiedergewinnung /2/ Bild 4<br />
Poröse Membranen, zu denen die Ultraund<br />
Mikrofiltration zählen, werden für<br />
die Elimination von partikulären Substanzen<br />
und Keimen eingesetzt, wobei<br />
Ultrafiltration Viren weitgehend zurückhält.<br />
Sie können als Vorbehandlung<br />
vor der Grundwasseranreicherung eingesetzt<br />
werden, um die Infiltrationsraten<br />
zu steigern, und dienen auch als Behandlungsstufe<br />
vor dichten Membranprozessen,<br />
um Fouling und Biofouling in der<br />
zweiten Stufe zu minimieren. Poröse<br />
Membranen haben nur eine sehr geringe<br />
oder keine Wirkung in Bezug auf gelöste<br />
Substanzen (z. B. Spurenstoffe). Für<br />
deren Rückhaltung werden dichte Membranen,<br />
insbesondere Umkehrosmose<br />
(UO) eingesetzt, die in Verbindung mit<br />
einer UF-Vorbehandlung das Qualitätsniveau<br />
von Trinkwasser erreicht oder sogar<br />
übertrifft. Die Kombination poröser<br />
und dichter Membranen erreicht eine<br />
Entkeimung in Höhe von 7 Log-Stufen<br />
(Toze, 2006, /15/). Einige Substanzen mit<br />
sehr geringem Molekülgewicht, beispielsweise<br />
das Nitrosamin NDMA, werden<br />
von UO-Membranen nicht vollständig<br />
zurückgehalten und werden, falls sie<br />
in relevanten Konzentrationen auftreten,<br />
in großtechnischen Behandlungsanlagen<br />
durch nachgeschaltete Oxidationsverfahren<br />
(z. B. UV-Bestrahlung in Verbindung<br />
mit Wasserstoffperoxid) eliminiert.<br />
Nachfolgend werden einige Beispiele für<br />
realisierte Wasserrecycling-Projekte mit<br />
Membrantechnik beschrieben.<br />
Landwirtschaftliche<br />
Bewässerung<br />
Europaweit ist die Landwirtschaft der<br />
größte Wasserverbraucher. Besonders in<br />
den südlichen Ländern erreicht ihr Anteil<br />
am Gesamtwasserverbrauch häufig<br />
70 bis 80 %. Um eine nachhaltige Bewässerung<br />
mit recyceltem Wasser zu ermöglichen<br />
und der Versalzung der Böden<br />
vorzubeugen, ist die Wasserqualität<br />
zu kontrollieren.<br />
Diese Erwägung führte in Alicante (Spanien)<br />
zur Ausrüstung der Kläranlage<br />
Rincón de Léon mit einer weitergehenden<br />
Behandlungsstufe bestehend aus<br />
Ultrafiltration und Umkehrosmose, um<br />
die hohen Salzgehalte des Abwassers zu<br />
reduzieren. Von den 50.000 m³/d wird<br />
knapp die Hälfte entsalzt, zu gleichen<br />
Teilen mit dem UF-Filtrat gemischt und<br />
dann der Landwirtschaft zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Indirekte Wieder ver wen dung<br />
für Trinkwasser-Zwecke<br />
Um eine Übernutzung des natürlichen<br />
Grundwassers für die Trinkwassergewinnung<br />
und die damit verbundene Versalzung<br />
von küstennahem Grundwasser<br />
durch Eindringen von Meerwasser zu<br />
verhindern, wurde im westbelgischen<br />
Ort Wulpen ein Projekt zur weitergehenden<br />
Aufbereitung und Infiltration<br />
von Abwasser implementiert. Es werden<br />
pro Jahr 2,5 Mio. m³ behandeltes Abwasser<br />
aus einer kommunalen Kläranlage<br />
mit Mikrofiltration und Umkehrosmose<br />
sowie UV-Desinfektion aufbereitet<br />
und in den Sanddünen infiltriert (van<br />
Houtte und Verbauwhede, 2004, /16/).<br />
Das UO-Permeat wurde in einer ersten<br />
Betriebsphase mit 10 % MF-Permeat<br />
vermischt, um das UO-Permeat zu remineralisieren.<br />
Da jedoch gelegentlich Pestizide<br />
im Permeat der Mikrofiltration<br />
-SPECIAL 7-8/2009<br />
nachgewiesen wurden, wurde diese Praxis<br />
eingestellt und seitdem das gesamte<br />
MF-Filtrat der Umkehrosmose zugeführt,<br />
um dann reines UO-Permeat zu<br />
infiltrieren.<br />
Das infiltrierte Wasser wird nach einer<br />
Mindestverweilzeit von 40 Ta gen im<br />
Untergrund der Dünen als Rohwasser<br />
gepumpt und nach einer einfachen Aufbereitung<br />
mit Belüftung und Filtration<br />
dem Trinkwassernetz zugeführt. Die<br />
Trink wasserrichtlinien werden dabei eingehalten<br />
und das System bringt die angeforderte<br />
Leistung. Das gegenüber<br />
dem natürlichen Grundwasser weichere<br />
Wasser führt bei den Nutzern bereits zu<br />
positiver Resonanz. Die Konstruktionskosten<br />
betrugen 2,5 Mio. € für die Bautechnik<br />
und 3,5 Mio. € für die elektromechanische<br />
Ausrüstung. Bild 5 zeigt<br />
das Konzept der Wasserrecycling-Anlage.<br />
Direkte Wiederverwendung<br />
für Trinkwasser-Zwecke<br />
Das einzige Wasserrecycling-Projekt mit<br />
direkter Nutzung des aufbereiteten Abwassers<br />
als Trinkwasser existiert derzeit<br />
in Windhoek/Namibia, einer der tro-<br />
www.wwt-online.de MEMBRANTECHNIK SPECIAL<br />
13
DAS THEMA MEMBRANTECHNIK<br />
Versickerungsgebiet<br />
Grundwasserspiegel<br />
UV Desinfektion<br />
Infiltrationswasser<br />
Brunnen<br />
Aufbereitung zu Infiltrationswasser<br />
MF + RO<br />
FLIESSSCHEMA: Wasserrecycling-Anlage in Wulpen/Belgien Bild 5<br />
ckensten Regionen im südlichen Afrika.<br />
Nach mehreren Jahrzehnten Erfahrung<br />
im Bereich des Wasserrecyclings für direkte<br />
Trinkwassergewinnung wurde die<br />
Aufbereitungsanlage Goreangab erweitert<br />
und mit einem Multi-Barrieren-<br />
Behandlungssystem ausgerüstet, das seit<br />
2002 in Betrieb ist (Menge et al., 2009,<br />
/13/).<br />
In dem Projekt werden ca. 21.000 m³/d<br />
des Kläranlagenablaufs wieder gewonnen<br />
und auf Trinkwasserqualität gebracht.<br />
Dazu wird ein komplexer Behandlungsprozess<br />
mit Vor-Ozonierung, Flockung,<br />
Mehrschichtfiltration, Haupt-Ozonierung,<br />
biologisch aktivierte Aktivkohleadsorption<br />
und Aktivkohlefiltration sowie Ultrafiltration<br />
vor einer Chlordesinfektion<br />
eingesetzt. Das Behandlungssystem ist<br />
nicht nur darauf ausgerichtet, Trinkwasserqualität<br />
mit großer Zuverlässigkeit zu<br />
produzieren, sondern stellt für wesentliche<br />
chemische und mikrobiologische<br />
Schadstoffe eine mehrfache Barriere<br />
dar und vermeidet weitgehend die Bildung<br />
von Desinfektionsnebenprodukten.<br />
Die Gesamtbehandlungskosten betragen<br />
0,76 US $/m³ (Lahnsteiner et al.,<br />
2004, /9/).<br />
Die Hauptbarriere gegenüber pathogenen<br />
Keimen bildet die Ultrafiltration,<br />
die mit kapillaren Ultrafiltrationsmembranen<br />
der Firma NORIT (Bild 2) ausgerüstet<br />
ist und im Dead-End-Modus<br />
(inside-out) mit einem durchschnittlichen<br />
Permeatfluss von 107 l/(m²·h) bei<br />
einem Transmembrandruck im Bereich<br />
Trinkwasseraufbereitung<br />
KA Ablauf<br />
Trinkwasser Abwasser<br />
Kläranlage<br />
von 0,4-0,7 bar betrieben wird (Norit,<br />
2003, /14/).<br />
Meerwasserentsalzung<br />
und Wasserrecycling<br />
Der katalanische Flussgebietsmanagement-Plan<br />
stellt auf europäischer Ebene<br />
eines der umfassendsten und aufwändigsten<br />
Konzepte für eine nachhaltige<br />
Wasserwirtschaft mit Berücksichtigung<br />
der fortschreitenden Wasserknappheit<br />
dar. Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen<br />
von 6,39 Mrd. € erfolgt im Zeitraum<br />
von 2007 bis 2015 die Anpassung der<br />
Wasserinfrastruktur an die geänderten<br />
Rahmenbedingungen (ACA, 2008). Davon<br />
entfallen 319 Mio. € auf Wasserwiederverwendungs-Systeme<br />
und 607 Mio.<br />
€ auf Entsalzungsanlagen. Für die Metropolenregion<br />
Barcelona findet insbesondere<br />
im Einzugsgebiet des Llobregat,<br />
der durch Abwässer von Salzbergwerken<br />
und eindringendes Meerwasser sehr<br />
hohe Salzgehalte aufweist, eine Reihe von<br />
Maßnahmen statt. Neben einer neuen<br />
UF-UO-Meerwasserentsalzungsanlage<br />
mit einer Kapazität von 200.000 m³/d (60<br />
Mm³/a) wird der Bau einer Wasserwiedergewinnungsanlage<br />
mit einer Kapazität<br />
von 50 Mm³/a zur Behandlung eines<br />
Teils des Ablaufs der Kläranlage L’Hospitalet<br />
de Llobregat vorangetrieben, die<br />
eine Gesamtkapazität von 630.000 m³/d<br />
aufweist. Der wiedergewonnene Kläranlagenablauf<br />
soll die Wasserführung des<br />
Llobregat, der zur Trinkwassergewinnung<br />
genutzt wird, vergleichmäßigen, für Be-<br />
LITERATUR<br />
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ISBN 1741280826<br />
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Source to Tap - State of the Art & Perspectives,<br />
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in Torreele (Flanders). Proceedings Aquarec<br />
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14 SPECIAL MEMBRANTECHNIK 7-8/2009
wässerungszwecke verwendet werden,<br />
Feuchtgebiete entlang des Flusses mit<br />
Wasser versorgen und zudem durch<br />
Grundwasseranreicherung eine Barriere<br />
gegenüber Salzwasserintrusion aufbauen.<br />
Der für die Grundwasseranreicherung<br />
vorgesehene Teil wird ebenfalls<br />
mit Umkehrosmose entsalzt. Diese Maßnahmen<br />
sind eingebettet in den Ausbau<br />
der Trinkwasseraufbereitung und des<br />
Trinkwasser- und Kanalnetzes (ACA,<br />
2008, /1/).<br />
Zusammenfassung<br />
und Ausblick<br />
Die Belastung der Wasserressourcen in<br />
vielen Regionen Europas macht schon<br />
jetzt die Wiederverwendung von gereinigtem<br />
Abwasser zu einer sinnvollen<br />
Wassermanagementoption. Die prognos -<br />
tizierten Auswirkungen des Klimawandels<br />
werden den Druck auf die Wasserressourcen<br />
noch weiter verstärken und<br />
die Nutzung von alternativen Wasserressourcen<br />
wird voraussichtlich an Bedeutung<br />
gewinnen. Obwohl derzeit die<br />
Membrantechnik nur in einer kleinen<br />
Anzahl von Wasserrecycling-Projekten<br />
zum Einsatz kommt, wird die Anwendung<br />
zunehmend wichtiger. Man kann<br />
erwarten, dass Membrantechnik bei<br />
neuen Projekten einen festen Bestandteil<br />
einer hochwertigen Wasserwiedergewinnung<br />
bildet. Poröse Membranen dienen<br />
dabei der Partikelabtrennung und<br />
Entkeimung sowie der Vorbehandlung<br />
für Entsalzungsstufen, die im Wesentlichen<br />
auf Nanofiltrations- und Umkehrosmosemembranen<br />
basieren. Bei Wieder -<br />
gewinnungsanlagen hinter bestehenden<br />
Kläranlagen werden die Membrananlagen<br />
mit UF/UO nachgeschaltet. Kostengründe<br />
begünstigen bei kompletten<br />
Neubauten die Kombination von Membranbelebungsanlagen<br />
mit nachgeschalteter<br />
Umkehrosmose zur Gewinnung<br />
von Wasser mit hohen Qualitätsanforderungen.<br />
KONTAKT<br />
Christian KAZNER, Rita HOCHSTRAT,<br />
Süleyman YÜCE, Thomas MELIN<br />
RWTH Aachen<br />
Chemische Verfahrenstechnik<br />
Turmstraße 461 · 52056 Aachen<br />
E-Mail: christian.kazner@avt.rwth-aachen.de<br />
rita.hochstrat@fhnw.ch<br />
sueleyman.yuece@avt.rwth-aachen.de<br />
thomas.melin@avt.rwth-aachen.de<br />
Thomas WINTGENS<br />
Fachhochschule Nordwestschweiz<br />
Institut für Ecopreneurship<br />
Gründenstraße 401 · CH-4132 Muttenz<br />
thomas.wintgens@fhnw.ch<br />
-SPECIAL 7-8/2009<br />
Toray Membrane Europe AG:<br />
Nanofiltration enthärtet Brunnenwasser<br />
ANLAGE ZUR NANOFILTRATION:<br />
Enthärtung des Brunnenwassers<br />
in Karlstein/Main Foto: BHU<br />
Die Gemeinde Karlstein im Landkreis<br />
Aschaffenburg versorgt ihre<br />
Einwohner über ein eigenes Wasserwerk<br />
(WW) mit Trinkwasser, das aus<br />
dem oberen Grundwasserleiter aus<br />
einer Tiefe von 3 bis 5 m kommt. Die<br />
maximale Fördermenge liegt witterungsabhängig<br />
bei 80 bis 85 m³/h und<br />
die Brunnenwässer weisen neben geringen<br />
Sauerstoff-, Eisen- und Mangangehalten<br />
eine hohe Gesamthärte<br />
im Bereich von 20 bis 22 °dH auf.<br />
Im Sommer 2008 beschloss die Gemeinde<br />
daher, in das bestehende WW<br />
Karlstein eine Nanofiltrationsanlage<br />
zur Enthärtung des Brunnenwassers<br />
zu integrieren, um der Bevölkerung<br />
ein deutlich weicheres Trinkwasser mit<br />
einer Gesamthärte von unter 10 °dH<br />
liefern zu können.<br />
Die BHU Umwelttechnik GmbH,<br />
Bietigheim-Bissingen (BHU) ist eine<br />
Fachfirma für die Lieferung von wasser-<br />
und abwassertechnischen Anlagen<br />
für Kommunen und Industrie, die<br />
über alle Technologien für Trinkwasser,<br />
Abwasser, Prozesswasser, Prozessabwasser<br />
inklusive Abwasserrecycling<br />
verfügt und entsprechende<br />
Problemlösungen anbietet. Tätigkeitsschwerpunkte<br />
der BHU sind<br />
komplexe Gesamtlösungen mit hohem<br />
ingenieur- und prozesstechnischem<br />
Aufwand für die Behandlung<br />
von Trink- und Prozesswasser. Hierzu<br />
stehen auch eigene, patentierte Verfahren<br />
zur Verfügung.<br />
Für die Brunnenwasseraufbereitung<br />
im WW Karlstein lieferte, montierte<br />
und realisierte die BHU ein neues<br />
Rohwasserpumpwerk, eine Kerzenfilteranlage,<br />
die Nanofiltrationsanlage<br />
samt Anti-Scalant-Dosierung und<br />
Membranspülanlage sowie eine Ent-<br />
säuerungsanlage und ein neues Reinwasserpumpwerk.<br />
Dabei wurde das<br />
bestehende Wasserwerk (Rohwasserkammer<br />
und -pumpen, Mehrschichtfilter<br />
mit Spülanlage und Hochbehälter)<br />
komplett saniert, z. T. verfahrenstechnisch<br />
optimiert und mit einer<br />
neuen Leittechnik/Mess- und Regeltechnik<br />
ausgestattet.<br />
Bei den NF-Membranen entschied<br />
sich BHU für Membranen der Firma<br />
TORAY (TMH20A-430, mit KTW-<br />
Zulassung) und eine Ausführung der<br />
Anlage in 3 Bänken mit einer Gesamtausbeute<br />
von über 80 % bei<br />
einem Betriebsdruck von 9 bar. Als<br />
Anti-Scalant kommt RPI4000A von<br />
TORAY zum Einsatz, welches die<br />
deutsche Trinkwasser Zulassung hat.<br />
Die Anlage wurde nach einer Planungs-<br />
und Bauzeit von nur 8 Monaten<br />
im Juni 2009 übergeben und erfüllt<br />
die in sie gesetzten Erwartungen<br />
in prozesstechnischer, technischer<br />
und wirtschaftlicher Hinsicht.<br />
Für die Behandlung von schwierigeren<br />
Wässern, z. B. Oberflächenwäs -<br />
sern, die mittels Membrantechnik<br />
aufbereitet werden sollen, verfügt die<br />
BHU über ein eigenes patentiertes<br />
Verfahren für das Biofouling-Mana -<br />
gement. Den Bakterien werden im<br />
Mehrschichtfilter optimale Lebensbedingungen<br />
geschaffen und durch<br />
geeignete Prozesstechnik wird dafür<br />
gesorgt, dass diese die Nährstoffe<br />
durch Assimilation entfernen. Da somit<br />
im Ablauf des Filters kein Nahrungsangebot<br />
für die Bakterien mehr<br />
verfügbar ist, können diese sich nicht<br />
vermehren und siedeln sich nicht auf<br />
den Membranen an. Neben deutlich<br />
verlängerten Membranstandzeiten –<br />
in einer Referenzanlage bis zu 11 Jahren<br />
– und einer geringeren Anzahl<br />
von Spülungen ist auch der geringere<br />
Chemikalienverbrauch (Entfall von<br />
Chlorung und Entchlorung) Ursache<br />
für deutlich optimierte Betriebskosten.<br />
KONTAKT<br />
BHU Umwelttechnik GmbH<br />
Hans THALER<br />
E-Mail: h.thaler@bhu-tech.de<br />
Tel.: 0711/70709080<br />
Toray Membrane Europe AG<br />
Peter LIEBETANZ<br />
E-Mail: peter.liebetanz@<br />
toray-membrane.com<br />
Tel.: +41 61 4158710<br />
www.wwt-online.de MEMBRANTECHNIK SPECIAL<br />
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