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Gewalt und Gewaltprävention - Gtz

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278 <strong>Gewalt</strong>prävention entwickeln<br />

gefährdet. „Sicherheit gibt es nicht, außer im Moment. Nur Unsicherheit<br />

kann als dauerhaft vorgestellt werden.“ 99<br />

Möchte man durch <strong>Gewalt</strong>prävention also eine umfassende Sicherheitskultur<br />

schaffen, so besteht die Gefahr, dass Prävention ihre eigenen<br />

Voraussetzungen produziert: Durch die permanente Betonung<br />

möglicher Gefährdungen <strong>und</strong> Bedrohungen, werden diese verstärkt<br />

<strong>und</strong> verzerrt wahrgenommen. Anja Mensching wirft deshalb die Fragen<br />

auf, wie weit die Vorverlagerung, die Vorbeugung gegen ein Problem<br />

oder zukünftiges Verhalten (das evtl. sowieso nicht eintritt) reichen<br />

darf, wie stark Prävention das Denken <strong>und</strong> Handeln bestimmen<br />

darf <strong>und</strong> was im Namen der Vorbeugung noch erlaubt ist. 600 Strasser<br />

<strong>und</strong> Henning van den Brink gehen in ihrer Kritik an einer „Präventionsgesellschaft“<br />

noch weiter. Sie stellen eine Verselbständigung der Prävention<br />

zu einem Teilsystem der Gesellschaft fest, wobei jeder Zweifel<br />

an der Rechtsstaatlichkeit oder der Effektivität am Schutzpanzer der<br />

Präventionsrhetorik abperle. 601 „So kommt es, dass der öffentliche Begründungsaufwand<br />

für neue Präventionsmaßnahmen verschwindend<br />

gering ist <strong>und</strong> die dahinter stehende Präventionslogik nicht mehr Gegenstand<br />

kritischer Diskussionen ist.“ 602 Die Abwehrmaßnahme gegen<br />

die Gefahr werde so zu einem Beweis für die Gefahr.<br />

Mit diesen gr<strong>und</strong>sätzlichen Anmerkungen zur (Kriminal-)Prävention<br />

wird angemahnt, Begründungszusammenhänge, Maßnahmen<br />

<strong>und</strong> Wirkungen der Prävention selbstkritisch zu überdenken <strong>und</strong> zu<br />

diskutieren. Und hierfür besteht genügend Anlass: Die Theorieansätze<br />

<strong>und</strong> Erklärungsmodelle für <strong>Gewalt</strong>prävention sind nur rudimentär<br />

entwickelt. Die Verbindungen <strong>und</strong> Abhängigkeiten von privater <strong>und</strong><br />

kollektiver <strong>Gewalt</strong> sowie die gesellschaftliche <strong>und</strong> politische Dimension<br />

von <strong>Gewalt</strong>prävention werden kaum reflektiert. Der verwendete<br />

<strong>Gewalt</strong>begriff wird nur selten ausgewiesen. Die Dimensionen der<br />

strukturellen <strong>und</strong> kulturellen <strong>Gewalt</strong> bleiben weitgehend unberücksichtigt.<br />

Es findet eine Konzentration auf den Bereich der personalen<br />

zwischenmenschlichen <strong>Gewalt</strong> (weitgehend von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen)<br />

statt. Diese werden jedoch vor allem unter dem Aspekt<br />

der (potentiellen) Täter gesehen, nicht oder nur am Rande unter dem<br />

der Opfer von <strong>Gewalt</strong>. Gerade im internationalen Kontext muss aber<br />

<strong>Gewalt</strong>prävention auch – <strong>und</strong> vielleicht sogar primär – Handlungsansätze<br />

unter diesem Aspekt entwickeln.<br />

Dies ist die eine, die problembehaftete <strong>und</strong> zu kritisierende Seite<br />

der <strong>Gewalt</strong>prävention. Die andere ist die Notwendigkeit, in der Praxis<br />

agieren <strong>und</strong> reagieren zu müssen, sowie im Alltag handlungsfähig zu<br />

sein. Wie kann also <strong>Gewalt</strong>prävention so (weiter-)entwickelt werden,

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