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Elisabet Ney konstruiert ihr Künstlerimage in ... - Wienand Verlag

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Seite 1-109 14.01.2008 15:03 Uhr Seite 44<br />

Abb. 4 Carl Johann Arnold, Quartettabend bei Bett<strong>in</strong>a von Arnim,<br />

Freies Deutsches Hochstift, Frankfurter Goethe-Museum<br />

Abb. 5 <strong>Elisabet</strong> <strong>Ney</strong> auf der portugiesischen Blumen<strong>in</strong>sel Madeira,<br />

Fotografie von 1864, The Center for American History,<br />

44<br />

virtuosen Geiger Joseph Joachim, wieder, den sie bereits bei<br />

Hauskonzerten im Salon der alten Bett<strong>in</strong>a von Arnim (1785–<br />

1859) <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> kennengelernt hatte (Abb. 4). Der musikliebende<br />

König Georg V. (1819–1878) hatte Joachim als Hofkapellmeister<br />

an se<strong>in</strong>e Oper berufen. <strong>Ney</strong> fand Aufnahme <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en Freundeskreis <strong>in</strong> Hannover, zu dem auch Johannes<br />

Brahms (1833–1897) und Clara Schumann (1819–1896)<br />

gehörten. Der Maler Friedrich Kaulbach (1822–1903) hatte<br />

<strong>in</strong> der Residenzstadt die Stelle des Hofmalers <strong>in</strong>ne. Er war verwitwet<br />

mit fünf K<strong>in</strong>dern und soll der schönen Bildhauer<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Antrag gemacht haben. Damals entstand das lebensgroße<br />

Ölporträt von <strong>Elisabet</strong> als Künstler<strong>in</strong> mit der Büste Georgs V.<br />

im H<strong>in</strong>tergrund (vgl. Beitrag Franke/Welzel und vgl. Kat.<br />

Nr. 18 <strong>in</strong> diesem Band).<br />

Besonders hervorzuheben ist, dass <strong>Ney</strong> das Modellieren<br />

von Büsten <strong>in</strong> Briefen als Brotarbeit bezeichnet hat und sich<br />

schon früh bemühte, Aufträge für lebensgroße Denkmalfiguren<br />

zu erhalten. Bekannt, wenn auch leider nicht erhalten,<br />

s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> den Jahren von 1861 bis 1863 entstandenen lebensgroßen<br />

Figuren für den Ständesaal <strong>in</strong> Münster. Damals schuf<br />

sie gleichzeitig mit der lebensgroßen Büste des Grafen Clemens<br />

August von Westphalen (1805–1885) e<strong>in</strong>e Bronzestatuette<br />

(vgl. Kat. Nr. 29 <strong>in</strong> diesem Band), um sich auch <strong>in</strong> diesem<br />

beliebten Genre zu versuchen. <strong>Ney</strong>s Jahre <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und <strong>ihr</strong>e<br />

Arbeit mit Rauch können als prägend für den Stil <strong>ihr</strong>er Arbeiten<br />

gelten.<br />

Heirat mit Edmund Montgomery und die Zeit<br />

auf Madeira und Caprera<br />

In dieser Zeit pendelte <strong>Ney</strong> oftmals zwischen Berl<strong>in</strong>, Münster<br />

und London, wo <strong>ihr</strong> Verlobter Edmund Montgomery als Arzt<br />

im deutschen Krankenhaus tätig war. Als im Jahre 1863 e<strong>in</strong>e<br />

akute Tuberkulose bei Edmund ausbrach, rieten die Ärzte zu<br />

e<strong>in</strong>em längeren Aufenthalt auf Madeira zur Heilung. Montgomery<br />

traf schon im Frühjahr auf der Blumen<strong>in</strong>sel e<strong>in</strong> und<br />

fand <strong>in</strong> der Hauptstadt Funchal e<strong>in</strong>e Kolonie wohlhabender<br />

Engländer vor, die bald se<strong>in</strong>e Patienten werden sollten. <strong>Ney</strong><br />

war noch mit Bildwerken <strong>in</strong> London beschäftigt und konnte<br />

erst am 10. Oktober mit e<strong>in</strong>em Schiff aus Southampton folgen<br />

(Abb. 5). Sie erreichte Funchal am 20. Oktober mit vielen Kisten<br />

im Gepäck und <strong>in</strong> Begleitung e<strong>in</strong>es Dieners. Schon kurz<br />

nach <strong>ihr</strong>er Ankunft fand am 7. November 1863 die standesamtliche<br />

Trauung mit Montgomery durch den englischen<br />

Konsul statt. <strong>Ney</strong> hat aus dieser Eheschließung e<strong>in</strong> ewiges Geheimnis<br />

gemacht. Sie me<strong>in</strong>te wohl, e<strong>in</strong>e Künstler<strong>in</strong> müsse ledig<br />

bleiben. Dies ist jedoch nur e<strong>in</strong>e Vermutung (vgl. Beitrag<br />

Hucke <strong>in</strong> diesem Band).<br />

In <strong>ihr</strong>em Atelier <strong>in</strong> Funchal, welches sie ‚Formosa‘ taufte,<br />

s<strong>in</strong>d außer der Büste von Montgomery (Abb. 6) weitere wichtige<br />

Werke entstanden. Als das charmanteste Werk kann sicherlich<br />

die lebensgroße Bildplastik der Genien-Brüder (vgl.<br />

Kat. Nr. 32 <strong>in</strong> diesem Band) gelten. Zu diesem Bildwerk ließ<br />

The University of Texas at Aust<strong>in</strong> Abb. 6 <strong>Elisabet</strong> <strong>Ney</strong>, Büste Edmund Montgomery, Detail, 1865, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster<br />

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