Elisabet Ney konstruiert ihr Künstlerimage in ... - Wienand Verlag
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Seite 1-109 14.01.2008 15:03 Uhr Seite 11<br />
Vorwort<br />
Das Stadtmuseum Münster ist <strong>in</strong> Deutschland das e<strong>in</strong>zige<br />
Museum, das sich für die Bildhauer<strong>in</strong> <strong>Elisabet</strong> <strong>Ney</strong> engagiert.<br />
Bereits 1997 hatte das Haus zu <strong>ihr</strong>em 90. Todestag<br />
e<strong>in</strong>e – wenn auch kle<strong>in</strong>e – Ausstellung ausgerichtet. Damals<br />
gab es noch kaum mehr <strong>in</strong> der Sekundärliteratur als die Biographie<br />
des Lokalhistorikers Eugen Müller-Münster aus<br />
dem Jahr 1931 zu verzeichnen. Seitdem ist e<strong>in</strong>e Reihe von<br />
wissenschaftlichen Beiträgen erschienen, die sich zwar oft<br />
nur am Rande mit <strong>Elisabet</strong> <strong>Ney</strong> beschäftigen, doch e<strong>in</strong> besseres<br />
Bild von <strong>ihr</strong>em Umfeld als bisher vermitteln. Neue<br />
E<strong>in</strong>blicke hat <strong>in</strong>sbesondere die Dissertation von Frau Dagmar<br />
von Stetten-Jell<strong>in</strong>g eröffnet: Die historische Promotionsschrift<br />
vollzieht chronologisch das Leben der <strong>Elisabet</strong><br />
<strong>Ney</strong> nach, und durch Auswertung von Quellen war es <strong>ihr</strong><br />
möglich, Neues zur Interpretation des Lebensweges der<br />
Bildhauer<strong>in</strong> beizutragen.<br />
E<strong>in</strong> Desiderat bleibt die wissenschaftliche Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit dem künstlerischen Schaffen von <strong>Elisabet</strong> <strong>Ney</strong>.<br />
Der außergewöhnliche Verlauf <strong>ihr</strong>es Lebens hat große<br />
Schatten über das ureigene Anliegen der Künstler<strong>in</strong> – <strong>ihr</strong>e<br />
Kunst, <strong>ihr</strong>e Bildhauerei – geworfen. Kaum e<strong>in</strong>e seriöse Beschäftigung<br />
mit e<strong>in</strong>zelnen Skulpturen oder sogar mit Werkphasen<br />
ist bislang publiziert, weil die aus heutiger Sicht<br />
„kurios“ ersche<strong>in</strong>ende Lebensstrategie des Fräule<strong>in</strong>s <strong>Ney</strong> so<br />
gefangennimmt. Viel zu wenig wird berücksichtigt, dass sie<br />
e<strong>in</strong>en Weg ohne jegliches weibliches Vorbild g<strong>in</strong>g. Das <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre<br />
Projekt „Herr<strong>in</strong> <strong>ihr</strong>er Kunst“ des Stadtmuseums<br />
Münster führte deshalb Fachwissenschaftler – auch aus<br />
den USA – der unterschiedlichsten Ausrichtung zusammen:<br />
Kunsthistoriker, Historiker verschiedenster Ausprägung, Archäologen<br />
und Literaturwissenschaftler. Wir s<strong>in</strong>d deshalb den<br />
Autor<strong>in</strong>nen und Autoren besonders dankbar, dass sie sich aus<br />
<strong>ihr</strong>em Blickw<strong>in</strong>kel mit Leben und Werk der Künstler<strong>in</strong> beschäftigt<br />
haben. So s<strong>in</strong>d zahlreiche neue Erkenntnisse, aber<br />
auch <strong>in</strong>teressante Gewichtungen und Bewertungen <strong>ihr</strong>es Lebens<br />
und Schaffens ans Tageslicht gekommen.<br />
Besonderen Dank schulden wir den Stiftungen und<br />
Sponsoren sowie den drei <strong>Elisabet</strong>-<strong>Ney</strong>-Pat<strong>in</strong>nen, die es sich<br />
zur Aufgabe gemacht haben, die Wiederentdeckung der bedeutendsten<br />
Bildhauer<strong>in</strong> Deutschlands im 19. Jahrhundert<br />
zu unterstützen. Ohne dieses Engagement wäre dieses Projekt<br />
nicht realisierbar gewesen. Zu danken ist folgenden<br />
Förderern: der LWL-Kulturstiftung, der Ernst von Siemens<br />
Kunststiftung, der Kunststiftung NRW, dem M<strong>in</strong>isterpräsidenten<br />
des Landes NRW, der Kulturstiftung der Sparkasse<br />
Münster, der Sparkasse Münsterland-Ost und vor allem<br />
dem Fördervere<strong>in</strong> Stadtmuseum Münster mit zahlreichen<br />
Sponsoren aus der münsterischen Wirtschaft und privaten<br />
Unterstützer<strong>in</strong>nen und Unterstützern.<br />
Leihgaben aus der gesamten Bundesrepublik und den USA<br />
haben diese Retrospektive erst ermöglicht. Wir bedanken<br />
uns für das gewährte Vertrauen und hoffen, mit der Präsentation<br />
die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Werk der<br />
Künstler<strong>in</strong> zu lenken. Neben den zahlreichen Essays im Katalog<br />
enthält die dem Buch beigefügte CD-ROM den Ertrag<br />
von langwierigen Recherchen <strong>in</strong> Archiven und Museen<br />
<strong>in</strong> Europa und den USA. An dieser Stelle gilt me<strong>in</strong> Dank<br />
den zahlreichen Archiven und Bibliotheken im In- und Ausland,<br />
die uns bei der Recherche unterstützt haben.<br />
Das kle<strong>in</strong>e, höchst effektiv arbeitende Vorbereitungsteam<br />
wurde von allen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern<br />
des Stadtmuseums Münster weitreichend unterstützt. Es<br />
sei an dieser Stelle jedoch erlaubt, stellvertretend für alle<br />
Frau Dr. Edda Baußmann, Frau Dr. Wibke Becker, Frau<br />
Saskia Johann M. A. und Frau Gudrun Söffker M. A. für die<br />
gute Arbeit zu danken. Frau Dipl.-Archivar<strong>in</strong> Kathar<strong>in</strong>a<br />
Tiemann vom LWL-Archivamt für Westfalen hat ehrenamtlich<br />
das Projekt <strong>in</strong>sbesondere im Bereich der Archivalienrecherche<br />
und Aufbereitung unterstützt – dafür me<strong>in</strong>en<br />
herzlichen Dank!<br />
E<strong>in</strong>e besondere Ehre wird dem Stadtmuseum Münster<br />
durch die Gewährung der Schirmherrschaft des Botschafters<br />
der Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika, Herrn William R.<br />
Timken jr., für die Ausstellung zuteil. Damit wird der Lebensgeschichte<br />
<strong>Elisabet</strong> <strong>Ney</strong>s Rechnung getragen: Die<br />
Künstler<strong>in</strong> g<strong>in</strong>g 1871 <strong>in</strong> die USA und blieb bis zu <strong>ihr</strong>em<br />
Tod <strong>in</strong> Aust<strong>in</strong>/Texas ansässig. Bei <strong>ihr</strong>er ersten Rückkehr<br />
nach Europa nach fast 25 Jahren hatte sie e<strong>in</strong>erseits Sehnsucht<br />
nach den Ihren <strong>in</strong> Westfalen, andererseits fühlte sie<br />
sich doch mittlerweile <strong>in</strong> Amerika besser aufgehoben. So<br />
schreibt sie am 22. Dezember 1895 aus München an <strong>ihr</strong>e<br />
Verwandten <strong>in</strong> Werne: „Wohl ist es schade, dass man die,<br />
die man von Herzen liebt, nicht für immer um sich scharen<br />
kann, um so ungeh<strong>in</strong>dert dem Empf<strong>in</strong>den Ausdruck zu geben.<br />
Schade, daß man da, wo man sich verstanden fühlt,<br />
nicht für immer weilen kann! Aber immerh<strong>in</strong>, als e<strong>in</strong> bezaubernder<br />
Schatz wird die Er<strong>in</strong>nerung der ‚Westfalentage‘ mit<br />
mir bleiben und mich beglücken; […] Aber trotzdem ich<br />
sehne mich zurück nach Amerika.“ Triebfeder <strong>ihr</strong>es Lebens<br />
blieb bis zum letzten Atemzug die Kunst, und so durchlebte<br />
sie gerade <strong>in</strong> den letzten 15 Jahren <strong>ihr</strong>es Lebens e<strong>in</strong>e besonders<br />
produktive Schaffensphase.<br />
Dr. Barbara Rommé<br />
Leiter<strong>in</strong> des Stadtmuseums Münster<br />
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