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Milizaufrüstung, EU Armeepläne, Rekord bei Rosenbauer, Magni Roto-Teleskoplader, Militärschlagzeilen, Sanitäter gesucht, Lada Taiga, Volvo S80, Suzuki Vitara,
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ÖSTERREICHS CYBER-FLANKE IST IMMER<br />
POLIZEI UND HEER RÜSTEN DAHER NOCH MEHR<br />
VON KURT GUGGENBICHLER<br />
Dass auch in Österreich, das in vielerlei Hinsicht noch immer die<br />
Insel-der-Seligen-Attitüde pflegt, jederzeit mit einer massiven<br />
Cyber-Attacke gerechnet werden muss, war bereits Thema im ersten<br />
Einsatz-<strong>Magazin</strong> dieses Jahres. Kleinere Angriffe auf die Rechner<br />
von Firmen, Institutionen <strong>und</strong> Behörden gehören schon längst<br />
zum Alltag <strong>und</strong> sowohl Polizei als auch B<strong>und</strong>esheer sind bereits<br />
fest in den Kampf mit Internet-Kriminellen <strong>und</strong> Internet-Terroristen<br />
verstrickt, indem sie zur zeit noch schlechte Karten haben.<br />
land ein besonderer Arbeitsschwerpunkt<br />
zugeteilt. Die österreichischen Ermittlungen<br />
konzentrierten sich unter anderem auf<br />
die Ukraine, wo ein Großteil der Mitglieder<br />
der Tätergruppierung ansässig ist <strong>und</strong> auch<br />
von dort aus agierte.<br />
Am 18. <strong>und</strong> 19. Juni 2015 schlug dann die<br />
ukrainische Cybercrime Unit zu, zusammen<br />
mit Beamten des österreichischen B<strong>und</strong>eskriminalamtes<br />
<strong>und</strong> Europol in Kiew, Odessa,<br />
Kharkiv <strong>und</strong> Dnipropetrowsk. Dabei<br />
wurden fünf Personen festgenommen <strong>und</strong><br />
vernommen, zudem kam es zu acht Hausdurchsuchungen,<br />
bei denen einiges Beweismaterial<br />
konfisziert wurde. Die Durchsicht<br />
dieses Materials wird mehrere Monate<br />
dauern, außerdem sind noch Ermittlungen<br />
zu weiteren Tätern im Gang.<br />
Noch sind beide Behörden <strong>für</strong><br />
diesen Kampf nicht wirklich<br />
adäquat gerüstet, obwohl schon<br />
vieles zur Verbesserung geschehen<br />
sei heißt es sowohl<br />
aus dem Innen- als auch dem<br />
Verteidigungsministerium. Letzteres<br />
sucht jetzt sogar nach Cyber-Abwehrspezialisten<br />
in der Nachwuchshacker-Szene<br />
<strong>und</strong> das Innenministerium verzeichnet sogar<br />
schon kleinere Achtungserfolge im<br />
Kampf gegen die Cyber-Kriminellen.<br />
Besonders stolz ist Innenministerin Johanna<br />
Mikl-Leitner auf den jüngsten Coup, der<br />
ihrer Polizei in Zusammenarbeit mit mehreren<br />
europäischen Strafverfolgungsbehörden<br />
nach zweijähriger Ermittlungsarbeit gelungen<br />
ist: die Ausforschung der ukrainischen<br />
Täter, die Internetbetrügereien mit gepishten<br />
TAN-Codes im großen Stil betrieben.<br />
Aufgr<strong>und</strong> von Anzeigen zahlreicher Personen,<br />
die durch Schadsoftware geschädigt<br />
wurden, hatte die die Staatsanwaltschaft<br />
Wien im Jahr 2011 Ermittlungen gegen unbekannte<br />
Täter eingeleitet. Mit sogenannter<br />
Malware mit der Bezeichnung „Spyeye“,<br />
„ICE IX“ <strong>und</strong> „Citadel“ griffen sich die<br />
Täter die TAN-Codes von Bankk<strong>und</strong>en. Da-<br />
14<br />
Als das „Joint Investigation Team Mozart“<br />
vorgestellt wurde. Fotos: BMI/A.Tuma<br />
Dieses internationale Ermittlerteam unter<br />
österreichischer Leitung sprengte das<br />
Netzwerk von Cyberkriminellen.<br />
mit stahlen sie elektronisch deren Geld <strong>und</strong><br />
transferierten es auf eigene Konten.<br />
In Österreich war zunächst das Kriminalreferat<br />
des Stadtpolizeikommandos Salzburg<br />
mit den Ermittlungen befasst. Doch die<br />
Salzburger sahen sehr schnell, dass die<br />
diversen kriminellen Handlungen von einer<br />
international agierenden Tätergruppe verübt<br />
wurden. Daraufhin übernahm im März<br />
2013 die Abteilung Zentrale <strong>Wirtschaft</strong>sermittlungen<br />
im B<strong>und</strong>eskriminalamt (BK) den<br />
Fall <strong>und</strong> richtete eine Ermittlungsgruppe mit<br />
dem Namen „Mozart“ ein.<br />
ERMITTLERTEAM MOZART<br />
Die weiteren Ermittlungen, die<br />
nun international liefen, wurden unter mit<br />
Unterstützung von Europol <strong>und</strong> Eurojust betrieben<br />
<strong>und</strong> erstreckte sich über die Länder<br />
Belgien, Finnland, Großbritannien, die Niederlande<br />
<strong>und</strong> Norwegen. Unter der Leitung<br />
der Staatsanwaltschaft Wien wurde ein<br />
Vertrag zur Gründung eines „Joint Investigation<br />
Teams“ (JIT Mozart) unterzeichnet.<br />
Innerhalb des JIT wurde jedem Mitglieds-<br />
WEIT GEÖFFNETES<br />
SCHEUNENTOR<br />
Von der international agierenden<br />
kriminellen Organisation konnten in Österreich<br />
neun Beschuldigte ausgeforscht werden.<br />
Insgesamt richtet sich das Strafverfahren<br />
in Österreich gegen 55 Beschuldigte;<br />
bei vielen davon handelt es sich um so<br />
genannte Money-Mules. Dies sind Personen,<br />
die ihre Konten <strong>für</strong> Überweisungen zur<br />
Verfügung gestellt haben, aber keine Mitglieder<br />
der kriminellen Organisation sind.<br />
Der Gesamtschaden in Österreich beläuft<br />
sich derzeit auf r<strong>und</strong> 1,2 Millionen Euro.<br />
Bei der Staatsanwaltschaft Wien gibt es<br />
mittlerweile 58 Aktenbände mit ungefähr<br />
30.000 Seiten zu diesem Fall. Ermittelt wird<br />
wegen des Verdachts des betrügerischen<br />
Datenverarbeitungsmissbrauchs, der kriminellen<br />
Organisation <strong>und</strong> des schweren<br />
Betrugs. Einzelnen Beschuldigten drohen<br />
Freiheitsstrafen bis zu zehn Jahren.<br />
Die ganze Aktion ist zwar ein schöner Erfolg,<br />
aber nur ein Tropfen auf dem heißen<br />
Stein im großen Feld der Cyber-Kriminalität,<br />
deren Bekämpfung ein nicht gerade<br />
leichtes Unterfangen ist. Denn die Hacker<br />
säßen überall, sinniert Innenministerin<br />
Mikl-Leitner, in Amerika, in Russland, in<br />
Asien. Natürlich arbeite ihre Behörde auch<br />
mit vielen Experten zusammen, um Know-