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titelthema<br />
R wolle. Wenn man zu einem Spezialthema<br />
(o<strong>de</strong>r zu einem Event) etwas wissen<br />
wolle, könne man gezielt nach entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Tweets suchen. Wer eine Frage<br />
habe, könne eine Umfrage unter seinen<br />
Netzwerkmitglie<strong>de</strong>rn starten. Wenn<br />
darunter die entsprechen<strong>de</strong>n Experten<br />
seien, bekäme man schnell hochkarätige<br />
Informationen. „Wenn viele das Microblogging<br />
als einen neuen Kommunikationskanal<br />
akzeptieren, dann hat es das<br />
Potenzial, die Zukunft <strong>de</strong>s Lernens entschei<strong>de</strong>nd<br />
mitzugestalten“, so Wheeler.<br />
5 Augmented Reality<br />
Millionen Menschen besitzen Mobiltelefone,<br />
mit <strong>de</strong>nen sie ins Internet gehen<br />
können. Wenn dann noch eine eingebaute<br />
Kamera und einen GPS-Sensor zur Positionsbestimmung<br />
dazu kommen, dann ist<br />
folgen<strong>de</strong>s Szenario schon heute kein Märchen<br />
mehr: Man fotografiert zum Beispiel<br />
eine Kirche und das Live-Foto wird mit<br />
Informationen aus <strong>de</strong>m Internet zu genau<br />
dieser Kirche überlagert. Der User erfährt<br />
etwas über die Geschichte <strong>de</strong>r Kirche<br />
o<strong>de</strong>r bekommt auf Wunsch die Gottesdienstzeiten<br />
aufgelistet. Augmented Reality<br />
(erweiterte Realität) heißt die neue<br />
Technologie. Ein spezielles Programm<br />
sammelt Informationen zum Beispiel aus<br />
Wikipedia und verknüpft sie mit <strong>de</strong>n Längen-<br />
und Breitengra<strong>de</strong>n von interessanten<br />
Plätzen. Die Informationen können sich<br />
aber auch auf Geschäfte, Kneipen o<strong>de</strong>r<br />
Geldautomaten in <strong>de</strong>r nächsten Umgebung<br />
<strong>de</strong>s Smartphonebenutzers beziehen.<br />
Noch Zukunftsmusik ist eine Software,<br />
die das Bild eines mit <strong>de</strong>m Handy<br />
geknipsten Passanten mit <strong>de</strong>n Profilfotos<br />
auf sozialen Netzwerken vergleicht. Auf<br />
<strong>de</strong>m Display wür<strong>de</strong> dann das Profil o<strong>de</strong>r<br />
gar die letzten Twittermeldungen <strong>de</strong>r Person<br />
erscheinen. Für die Kontaktaufnahme<br />
bei Kongressen wäre das laut Wheeler bestimmt<br />
eine Erleichterung. Zurzeit gibt es<br />
immerhin schon zum Beispiel folgen<strong>de</strong><br />
22 wirtschaft + weiterbildung 03_2011<br />
Anwendungen mit Lerncharakter: Augmented<br />
Reality liefert die Gebrauchsanleitung<br />
zu einem abfotografierten Gerät<br />
aufs Mobiltelefon o<strong>de</strong>r man bekommt in<br />
einem Museum Hintergrundinformationen<br />
zu <strong>de</strong>n Ausstellungsstücken auf das<br />
Smartphonedisplay geliefert.<br />
6 Eine neue Lerntheorie<br />
Das Lernen im Web 2.0 hat auch schon<br />
seine wissenschaftliche Unterfütterung<br />
bekommen. Konnektivismus heißt eine relativ<br />
junge Lerntheorie, die <strong>de</strong>n Menschen<br />
nicht mehr als isoliertes Wesen sieht, das<br />
in seinem Kopf Wissen abspeichert und<br />
regelmäßig aktualisiert, son<strong>de</strong>rn als Knoten<br />
in einem Netzwerk, das aus vielen<br />
an<strong>de</strong>ren Menschen und vielen elektronischen<br />
Wissensquellen besteht. „Lernen<br />
heißt heute, Verbindungen aufzubauen!“,<br />
bringt es Wheeler auf <strong>de</strong>n Punkt. Lernen<br />
wird zu einem Prozess, neue Verbindungen<br />
zu an<strong>de</strong>ren Knoten anzulegen.<br />
Dadurch wird im Konnektivismus das<br />
„Wissen was“ ersetzt durch ein „Wissen<br />
wo“. Die Kenntnis darüber, wo o<strong>de</strong>r bei<br />
wem Wissen zu fin<strong>de</strong>n ist, wenn man es<br />
braucht, wird dank <strong>de</strong>r flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n<br />
Verfügbarkeit <strong>de</strong>s Internets immer be<strong>de</strong>utsamer.<br />
Dieses Meta-Lernen wird so wich-<br />
„ Weil wir nicht je<strong>de</strong> Erfahrung selbst machen<br />
können, wer<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>re Menschen und ihre<br />
Erfahrungen zum Ersatz für eigenes Wissen.“<br />
Steve Wheeler<br />
tig wie das Lernen selbst, sagen die Konnektivisten.<br />
Steve Wheeler ver<strong>de</strong>utlichte<br />
<strong>de</strong>n Konnektivismus in seiner Learntec-<br />
Keynote mit einer Reihe plakativer Zitate<br />
aus unterschiedlichen Quellen:<br />
• „Weil wir nicht je<strong>de</strong> Erfahrung selbst<br />
machen können, wer<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>re Menschen<br />
(und die von ihnen gemachten<br />
Erfahrungen) zum Ersatz für eigenes<br />
Wissen.“<br />
• „Ich speichere mein Wissen in meinen<br />
Freun<strong>de</strong>n. Wissen sammelt man,<br />
in<strong>de</strong>m man Menschen sammelt.“<br />
• „Lernen passiert im Menschen, aber<br />
auch außerhalb. Wir speichern unser<br />
Wissen in Computern und in an<strong>de</strong>ren<br />
Menschen.“<br />
• „Es zählt nicht mehr, was Sie wissen.<br />
Es geht darum, was Sie lernen können.<br />
Und das entschei<strong>de</strong>t sich anhand Ihrer<br />
Verbindungen zu Ihrer Community!“<br />
Am erstaunlichsten ist wohl, dass Lernen<br />
nicht mehr an eine Person gebun<strong>de</strong>n wird<br />
– es kann auch außerhalb einer Person<br />
geschehen. Das lernen<strong>de</strong> Individuum<br />
braucht nur die Gewissheit, dass es bei<br />
Bedarf je<strong>de</strong>rzeit auf mehrere Informationsquellen<br />
zurückgreifen kann.<br />
Ein wesentlicher Teil <strong>de</strong>r Lernleistung<br />
eines Einzelnen besteht darin, die Verbindungen<br />
zu <strong>de</strong>n Knotenpunkten <strong>de</strong>s<br />
Netzwerks aufrechtzuerhalten und<br />
immer neue Vernetzungen zu schaffen.<br />
Unabdingbar ist dafür eine intrinsische<br />
Motivation. Außer<strong>de</strong>m besteht die Lernleistung<br />
in <strong>de</strong>r Auswahl und Bewertung<br />
<strong>de</strong>r erhaltenen Informationen. Vieles was<br />
zu neuem Wissen und zu innovativen<br />
Gedanken führt, basiert laut Konnektivismus<br />
bei genauer Betrachtung darauf, dass<br />
frem<strong>de</strong>s Wissen in die eigene Gedankenwelt<br />
integriert wird. „Wir verbin<strong>de</strong>n mehr<br />
als wir konstruieren“, meinte <strong>de</strong>r kanadische<br />
Lerntheoretiker Georg Siemens,<br />
<strong>de</strong>r „Erfin<strong>de</strong>r“ <strong>de</strong>s Konnektivismus.<br />
7 Kritik am Konnektivismus<br />
Die wissenschaftlichen Kritiker <strong>de</strong>s Konnektivismus<br />
bemängeln, dass keine in<br />
sich geschlossene Lerntheorie abgeliefert<br />
wer<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn lediglich eine „pädagogische<br />
Sicht auf Bildung“ (Wikipedia).<br />
Obwohl die Technologie immer stärker<br />
an Einfluss gewönne, reiche zum Beispiel<br />
<strong>de</strong>r Konstruktivismus völlig aus, um<br />
selbst gesteuertes Lernen zu erklären.<br />
Personalprofis machen darauf aufmerksam,<br />
dass je<strong>de</strong>r erst eine soli<strong>de</strong>, belastbare<br />
Wissensbasis brauche, bevor er Selbstlernen<br />
betreibe. Insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Eindruck,<br />
man müsse nichts mehr selbst wissen,<br />
son<strong>de</strong>rn nur noch jeman<strong>de</strong>n kennen, <strong>de</strong>r<br />
es weiß, sei fraglich. Grundausbildung sei<br />
weiterhin die Aufgabe einer institutionalisierten<br />
Bildungseinrichtung. Dort lerne<br />
man die Grundlagen verschie<strong>de</strong>ner Fächer<br />
und im I<strong>de</strong>alfall auch Allgemeinbildung,<br />
Medienkompetenz und Softskills,<br />
um sich in Gruppen sozial angemessen<br />
verhalten zu können.<br />
Gudrun Porath