September 2012 - TWI
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Q3|12 www.twi.at<br />
www.twi.at<br />
Q3|12<br />
Die offene Gesellschaft (OG)<br />
Thomas Trenkwalder über das Wesen dieser Gesellschaftsform<br />
Die offene Gesellschaft als Personengesellschaft<br />
wird immer dann eine der Möglichkeiten<br />
sein, wenn zwei oder mehrere<br />
miteinander („gleichberechtigt“) eine<br />
Firma gründen oder führen wollen. Daher<br />
soll in diesem Artikel grundsätzlich<br />
auf die OG als Gesellschaftsform eingegangen<br />
werden.<br />
Kurzdefinition<br />
Eine „Offene Gesellschaft“ - OG ist eine Gesellschaft,<br />
welche eine Firma („=der Name<br />
der Gesellschaft“) führt. Die OG muss aus<br />
mindestens zwei für Gesellschaftsschulden<br />
persönlich, unbeschränkt und solidarisch<br />
haftenden Gesellschaftern bestehen.<br />
Gesellschafter einer OG können<br />
natürliche und juristische Personen sein.<br />
Zur Gründung ist kein Stammkapital erforderlich.<br />
Sollte es keine andere Vereinbarung<br />
geben, haben die Gesellschafter<br />
gleiche Einlagen (gleiche Art und Höhe)<br />
zu leisten. Die Einlage kann sowohl in<br />
Geld als auch in Dienstleistungen oder<br />
einer Mischung von beidem bestehen.<br />
Die Gesellschaft muss unter ihrer Firma<br />
auftreten. Sie kann Rechte erwerben,<br />
Verbindlichkeiten eingehen, klagen und<br />
geklagt werden. Daher kann eine OG<br />
zum Beispiel ein Gebäude kaufen oder<br />
ein Auto leasen.<br />
Unternehmensrecht<br />
Die OG kann für alle Arten von Tätigkeiten<br />
gegründet werden. Sie kann also einen<br />
Gewerbebetrieb halten, einen freiberuflichen<br />
oder land- und forstwirtschaftlichen<br />
oder auch einen gemeinnützigen Zweck<br />
haben. Wenn die OG ein Unternehmen<br />
betreibt, gilt sie als Unternehmerin im Sinne<br />
des UGB.<br />
Für die Firma (also den Namen) sind Personen-,<br />
Sach- und Fantasiefirmen zulässig.<br />
Es ist aber auch möglich, diese Formen<br />
zu mischen. Die Firma hat zwingend den<br />
Rechtsformzusatz OG zu enthalten.<br />
Die OG entsteht mit Eintragung ins Firmenbuch.<br />
Wenn die OG keine verdeckte<br />
Kapitalgesellschaft ist (z.B. GmbH & Co.<br />
OG) darf sie bis zum Schwellenwert von<br />
20<br />
700.000 € an Umsatzerlösen pro Jahr eine<br />
Einnahmen-Ausgaben-Rechnung führen.<br />
In den anderen Fällen ist sie zur doppelten<br />
Buchhaltung verpflichtet. Dieser<br />
Schwellenwert gilt nicht für Freiberufler,<br />
die immer eine Einnahmen-Ausgaben-<br />
Rechnung führen dürfen. Für Land- und<br />
Forstwirte gelten andere Schwellenwerte.<br />
Zum Gründen einer OG kann ein Gesellschaftsvertrag<br />
völlig formfrei geschlossen<br />
werden. Die gesetzlichen Regelungen<br />
können größtenteils durch die Vereinbarungen<br />
im Gesellschaftsvertrag geändert<br />
werden. Die Beteiligung an einer OG ist<br />
normalerweise weder übertragbar noch<br />
vererblich, kann es aber durch Vereinbarung<br />
im Gesellschaftsvertrag werden. Jeder<br />
Gesellschafter hat ein Kontrollrecht.<br />
Laut Gesetz gibt es ein Wettbewerbsverbot<br />
für alle Gesellschafter. Die Gesellschafter<br />
sollen gleich behandelt werden,<br />
sofern keine sachliche Rechtfertigung<br />
für eine Ungleichbehandlung besteht.<br />
Die Verteilung von Gewinn und Verlust<br />
erfolgt nach der Vereinbarung im Gesellschaftsvertrag.<br />
Fehlt diese, sieht das Gesetz<br />
eine eigene Reihenfolge vor.<br />
Die Geschäftsführer der OG sind primär<br />
aus dem Kreis der Gesellschafter zu<br />
bestellen. Werden Andere mit der Geschäftsführung<br />
betraut, haben die<br />
Gesellschafter dennoch die oberste<br />
Entscheidungsbefugnis. Die Vertretung<br />
der Gesellschaft nach außen, zu welcher<br />
alle Gesellschafter befugt sind, kann Dritten<br />
gegenüber nicht beschränkt werden.<br />
Das heißt, wenn ein Gesellschafter, der<br />
nicht zur Vertretung befugt ist zum Beispiel<br />
ein Auto für die Gesellschaft kauft,<br />
so ist dieser Vertrag bindend. Die Gesellschafter<br />
können aber „intern“ einen Schaden<br />
geltend machen. Die Vertretungsbefugnis<br />
ist im Firmenbuch einzutragen.<br />
Das Hauptmerkmal der OG ist, neben<br />
der per Gesetz allen zugestandenen Vertretungsbefugnis<br />
nach außen, die unbeschränkte<br />
und solidarische Haftung,<br />
auch mit ihrem Privatvermögen für<br />
Schulden der Gesellschaft gegenüber<br />
Gläubigern. Sie haften nicht anteilig,<br />
sondern jeder haftet für die gesamte<br />
Schuld, mit Rückforderungsmöglichkeit<br />
im Innenverhältnis.<br />
Steuerrecht<br />
Im Einkommensteuerrecht ist die unternehmerisch<br />
tätige der OG kein eigenes<br />
Steuersubjekt. Im Steuerrecht nennt man<br />
eine derartige Konstruktion eine Mitunternehmerschaft.<br />
Die OG selbst wird nicht<br />
besteuert. Es wird daher zuerst in der OG<br />
ein Gewinn ermittelt. Dieser Gewinn wird<br />
dann an die Gesellschafter (wie im Gesellschaftsvertrag<br />
vorgesehen) verteilt.<br />
Von diesen Gewinnanteilen werden dann<br />
noch eventuelle „persönliche“ Kosten für<br />
die OG („Sonderbetriebsausgaben“) abgezogen,<br />
„persönliche“ Einnahmen für die<br />
Fotos: <strong>TWI</strong> WS<br />
OG („Sonderbetriebseinnahmen“) abgezogen<br />
und der verbleibende Gewinn bei<br />
jedem selbst und einzeln versteuert. Das<br />
Stellen von Rechnungen durch die Gesellschafter<br />
an die OG wird normalerweise<br />
nicht anerkannt, sondern es werden die<br />
daraus bezahlten Beträge als Gewinnanteil<br />
gewertet.<br />
In der Umsatzsteuer ist die OG regelmäßig<br />
Steuersubjekt, bekommt eine UID Nummer<br />
und ist zur Abfuhr der Umsatzsteuer<br />
verpflichtet. Die einzelnen Gesellschafter<br />
haben normalerweise aus ihrer Beziehung<br />
zur OG heraus keine Umsatzsteuerpflicht.<br />
Sozialversicherung<br />
Normalerweise beziehen die Gesellschafter<br />
einer OG Einkünfte aus einem Gewerbebetrieb<br />
oder aus selbständiger Arbeit. Sie<br />
unterliegen daher der Pflichtversicherung<br />
nach dem GSVG. Für manche Freiberufler<br />
gelten Sonderbestimmungen.<br />
Vor- und Nachteile<br />
Ein Vorteil der OG liegt darin, dass eine<br />
sehr unkomplizierte, flexible und indivi-<br />
Gastronomische<br />
Meldungen aus dem <strong>TWI</strong><br />
Neue Öffnungszeiten<br />
Asia Restaurant Yun<br />
Unser Asia-Restaurant im <strong>TWI</strong> hat ab sofort<br />
neue Öffnungszeiten:<br />
Mo. - Fr. 11:30 bis 23.00 Uhr<br />
Sa., So und 11:30 bis 15:00 Uhr<br />
Feiertage 17:30 bis 23:00 Uhr<br />
duelle Gestaltung des Gesellschaftsvertrages<br />
möglich ist. Sie ist einfach, schnell<br />
und kostengünstig zu gründen. Es ist kein<br />
Mindestkapital notwendig, und selbst<br />
wenn es eingezahltes Kapital gibt, muss<br />
dieses nicht regelmäßig erhalten bleiben.<br />
Die gewerblichen Sozialversicherungsbeiträge<br />
sind niedriger als ASVG-Beiträge. Die<br />
Steuerbelastung ist bei geringen Gewinnen<br />
in der Regel kleiner als bei einer Kapitalgesellschaft,<br />
entspricht aber jener von<br />
mehreren Einzelunternehmen. Bei hohen<br />
Gewinnen ergibt sich aber meistens ein<br />
Steuernachteil Kapitalgesellschaften gegenüber.<br />
Der größte Nachteil der OG ist, dass die<br />
Gesellschafter unbeschränkt haften und<br />
andererseits eine Vertretung Dritten gegenüber<br />
nicht beschränkbar ist. Das bedeutet,<br />
dass jeder nicht nur für sein eigenes<br />
Handeln, sondern eventuell auch für<br />
das Handeln der anderen Gesellschafter<br />
haftet. Im Bereich des Fremdkapitals ist<br />
allerdings zu bedenken, dass Kredite z.B.<br />
an eine GmbH meist auch nur im Falle<br />
einer (Mit-) Haftung des eigentlich nicht<br />
unbeschränkt haftenden Gesellschafters<br />
vergeben werden, was den Vorteil des<br />
Gastronomie im roten Haus<br />
Eröffnung im <strong>September</strong><br />
Wie aus verlässlicher Quelle verlautbart<br />
wurde, ist nun ein neuer Pächter für unsere<br />
Cafeteria im roten Haus gefunden<br />
worden.<br />
Asia Restaurant Yun Das Lokal wird zur Zeit noch adaptiert.<br />
Eduard-Bodem-Gasse 6<br />
6020 Innsbruck<br />
Tel: 0512-890346<br />
www.restaurant-yun.at<br />
Momentan sind umfangreiche Umbauarbeiten<br />
noch in vollem Gange. Wenn alles<br />
gut geht, sollte die Eröffnung noch im<br />
<strong>September</strong> erfolgen.<br />
Haftungsprivilegs einer Kapitalgesellschaft<br />
gegenüber einer Personengesellschaft<br />
nivelliert. Ein weiterer Unterschied<br />
zwischen einer OG und Kapitalgesellschaft<br />
ist, dass der Gewinn in der OG vom Gesellschafter<br />
auch dann versteuert werden<br />
muss, wenn er ihn nicht entnommen hat.<br />
Er gilt mit Ablauf des Wirtschaftsjahres als<br />
zugeflossen.<br />
Sollten Sie weitere Fragen zu Gesellschafts-<br />
formen haben, stehe ich Ihnen gerne zur<br />
Verfügung.<br />
Steuern+Rat,<br />
Mag. (FH) Thomas Trenkwalder<br />
Eduard-Bodem-Gasse 6/15<br />
A-6020 Innsbruck<br />
Tel: +43 (0) 512 / 34 25 38<br />
Fax: +43 (0) 512 / 34 25 38 - 80<br />
office@steuernundrat.at<br />
www.steuernundrat.at<br />
Gewinnspiel<br />
am Rande ...<br />
Sollte Ihnen diese Zeitung nicht gefallen,<br />
wenden Sie sich vertrauensvoll an<br />
Plinius!<br />
(Plinius, ep. III 5)<br />
-----<br />
NULLUS LIBER<br />
EST TAM MALUS,<br />
UT NON ALIQUA<br />
PARTE PROSIT!<br />
Quelle: Maturazeitung aus den 80er<br />
Die ersten drei korrekten Übersetzungen<br />
per Mail an verein@twi.at erhalten<br />
jeweils einen YUN-Gutschein<br />
im Wert von € 10.<br />
Ausgenommen sind Mitglieder von hotze.com<br />
und der Vereinsvorstand.<br />
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