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Rüttenscheider Jahrbuch ´88 - Interessengemeinschaft ...

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56<br />

o 00<br />

Ein wohl einmaliges Zeitdokument aus der<br />

Pfarrchronik. -<br />

Skizze der Bombeneinschläge der Fliegerangriffe<br />

vom<br />

0 29. 11. + 12. 12. 44 • 11. 3. 1945<br />

Ruinen des Infernos . ..<br />

. .. die Notkirche (bis 1957)<br />

RÜllenscheider <strong>Jahrbuch</strong> '88<br />

Odastraße 2. Das Vereinshaus und die<br />

beiden Wohnhäuser an der Olgastraße<br />

brannten ganz nieder, ebenso das Pfarrhaus<br />

in der Odastraße 12. Die Gottesdienste<br />

fanden in der Nähschule und<br />

später im Kindergarten statt. Bei gutem<br />

Wetter ging man in den geräumigen<br />

Hof. Trotz der widrigen Umstände kamen<br />

täglich 200-300 und an Sonntagen<br />

sogar knapp 2000 Leute zum Gottesdienst.<br />

Die Luftangriffe nahmen an Zahl zu,<br />

und man baute am Pfarrhaus einen<br />

Luftschutzraum. Am 29. 11 . und 12.<br />

12. 1944 wurde die Pfarrei wiederum<br />

hart getroffen. Es gab kein unbeschädigtes<br />

Haus mehr.<br />

Am 11. 3. 1945 erlebte die Stadt Essen<br />

den schwersten Luftangriff. Der Pfarrer<br />

schreibt in der Chronik:<br />

"Über eine Stunde lang ohne Unterbrechung<br />

berstende Bomben in unmittelbarer<br />

Nähe, unaufhörliches Rollen des Bodens<br />

und Schwanken des Raumes, sinnverwirrendes<br />

Getöse, Zerren des Luftdrucks<br />

an den gelockerten schweren Eisentüren<br />

des Bunkers, darin etwa 80<br />

Menschen, die jede Sekunde den Tod<br />

erwarten. "<br />

Ganze Straßenzüge hatten aufgehört zu<br />

existieren. Auch von der Kirche blieb<br />

nur noch ein großer Trümmerhaufen.<br />

Am 10. April 1945 schließlich nahmen<br />

amerikanische Truppen die Stadt Essen<br />

ein. Übriggeblieben war ein großes<br />

Chaos. In St. Andreas zählte man nur<br />

noch 3500 Gemeindemitglieder. 170<br />

Soldaten waren gefallen, 115 Zivilisten<br />

durch Bombenangriffe getötet. Da genaue<br />

Angaben fehlen, könnten diese<br />

Verluste noch wesentlich höher liegen.<br />

"Es ist Mai. - Militärischer Bankrott<br />

Deutschlands. Ende des Grauens. -<br />

Anfang von ... ??" So steht es in der<br />

Pfarrchronik.<br />

3. Die Zeit des Wiederaufbaus<br />

Den äußeren und inneren Wiederaufbau<br />

der Gemeinde zu bewerkstelligen,<br />

schien nach der Katastrophe von 1945<br />

Riillenscheider <strong>Jahrbuch</strong> '88<br />

fast unmöglich zu sein. Dennoch ging<br />

man sofort nach Kriegsende an die Arbeit,<br />

räumte auf, reparierte, wo es ging,<br />

machte Pläne.<br />

Das abgebrannte Pfarrhaus wurde bis<br />

Ende 1952 in Eigenleistung teilweise<br />

wieder aufgebaut. Erst zwei Jahre später<br />

war der Aufbau dieses Hauses abgeschlossen.<br />

An eine Wiedererrichtung<br />

der Kirche war aus Geldmangel vorerst<br />

nicht zu denken. Man entschloß sich<br />

zum Bau einer Notkirche auf dem Gelände<br />

des ehemaligen Vereinshauses.<br />

Ende 1950 konnte man die Notkirche<br />

einweihen und ihrer Bestimmung übergeben.<br />

Es war ein schöner, achteckiger<br />

Raum, in dem die Leute sich sehr heimisch<br />

fühlten. Viele Gemeindemitglieder<br />

denken heute noch gern an die kleine<br />

Kirche zurück.<br />

Allerdings war sie von Anfang an zu<br />

klein, und so begann man schon 1953<br />

mit der Planung der neuen, großen Andreaskirche.<br />

Nach den Entwürfen von<br />

Herrn Prof. R. Schwarz begann man zu<br />

bauen und legte 1955 den Grundstein.<br />

Am 8. September 1958 war das Werk<br />

vollendet und die Gemeinde feierte das<br />

Kirchweihfest.<br />

1960 erwarb die Gemeinde 4 neue Bronzeglocken,<br />

und 1963 konnte zur Freude<br />

aller die neue Orgel eingeweiht werden.<br />

Sie hatte 36 Register und wurde von der<br />

Firma Breil in Dorsten erbaut.<br />

Mitte der fünfziger Jahre erfolgte auch<br />

die Wiederherstellung der Häuser Olgastraße<br />

5/7 und Paulinenstraße 22.<br />

Damit waren in kürzerer Zeit, als man<br />

zu hoffen gewagt hatte, die äußeren<br />

Schäden, die der Krieg der Gemeinde<br />

zugefügt hatte, wieder behoben.<br />

Schwer war der äußere Aufbau, der innere<br />

aber nicht minder. Die äußeren Lebensbedingungen<br />

normalisierten sich<br />

vor allem nach der Währungsreform zusehens.<br />

Das brachte ein sprunghaftes<br />

Anwachsen der Bevölkerung mit sich.<br />

Einige Zahlen können das verdeutlichen.<br />

Neue Andreas-Kirche - Haupteingang.<br />

Innerhalb der Gemeindegrenzen lebten<br />

am Ende des Krieges<br />

Ende 1948<br />

Ende 1952<br />

Ende 1955<br />

Ende 1958<br />

57<br />

3500 Katholiken<br />

6500 Katholiken<br />

8200 Katholiken<br />

9200 Katholiken<br />

9985 Katholiken<br />

Innerhalb von 13 Jahren hatte sich die<br />

Zahl der Gemeindemitglieder von ·St.<br />

Andreas fast verdreifacht. Wie sollte<br />

eine Integration dieser vielen zu einer lebendigen<br />

Gemeinde gelingen?<br />

Die Vereine konstituierten sich wieder<br />

und bildeten wichtige Kristallisationspunkte.<br />

Auch der wiederaufgenomme<br />

Religionsunterricht in den Schulen zeigte<br />

Früchte. Es gab ein gutes Miteinander<br />

von Schulen und Pfarrgemeinde.<br />

Besondere Akzente beim inneren Aufbau<br />

setzten in St. Andreas zwei in dieser<br />

Zeit herausragende Ereignisse:<br />

Im Dezember 1951, nachdem man<br />

durch die Fertigstellung der Notkirche<br />

über den notwendigen Raum verfügte,

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