Rüttenscheider Jahrbuch ´88 - Interessengemeinschaft ...
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Essen sowie durch die Kolonien der Firma<br />
Krupp". Die Fahrt begann und endete<br />
am Kaiserhof und dauerte etwa 2<br />
Stunden.<br />
Nach der Stunde ,,0"<br />
Keiner der Festteilnehmer ahnte, daß<br />
sich bereits 30 Jahre später das soeben<br />
eingeweihte Justizgebäude in einen<br />
Trümmerhaufen verwandelte. Die<br />
Kriegszeit mit ihren Folgen für das Justizgebäude<br />
und die Zeit bis zur Einweihung<br />
nach dem erfolgten Wiederaufbau<br />
des Gebäudes am 18. I. 1956 ist sehr anschaulich<br />
geschildert in dem Bändchen,<br />
das der Landgerichtspräsident Laarmann<br />
anläßlich dieser Einweihung herausgegeben<br />
hat. Er berichtet, daß große<br />
Teile des Gebäudes bei Kriegsende eingestürzt<br />
und vernichtet waren. Besonders<br />
die schweren Bombenangriffe am<br />
29. 11. 1943 und am 12. 12. 1944 hatten<br />
arge Verwüstungen hinterlassen. Nach<br />
Brandbombenwürfen brannte am 11. 3.<br />
1945 auch der größte Teil des Daches<br />
des Ostflügeis nieder. Das Gerichtsgebäude<br />
war eine Ruine, als am 28. 11.<br />
1945 das Gericht durch die englische<br />
Militärregierung wieder eröffnet wurde.<br />
Mühsam und erst nach langwierigen<br />
Verhandlungen konnten erste, notwendige<br />
Reparaturen durchgeführt werden.<br />
Das Material war knapp und wurde be-<br />
<strong>Rüttenscheider</strong> <strong>Jahrbuch</strong> '88<br />
wirtschaftet. Nach der Währungsreform<br />
fehlte dann das Geld. Zivil- und<br />
Strafkammern des Landgerichts tagten<br />
in Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen-Buer.<br />
Erst 1950 kam es zu einer<br />
Planung für die Neugestaltung der<br />
Front des Gebäudes an der Zweigertstraße.<br />
Der Entwurf des Regierungsbaumeisters<br />
a.D. Pegels, der zunächst<br />
wegen seiner strengen Sachlichkeit<br />
Widerspruch auslöste, wurde schließlich<br />
ausgeführt. In drei Bauabschnitten<br />
wurde der lange Längsbau in der<br />
Zeit von April 1951 bis Januar 1956 errichtet<br />
mit einem Kostenaufwand von<br />
5174180,- DM. Der Grundriß des alten<br />
Gebäudes blieb dabei im wesentlichen<br />
unverändert. Die Einweihungsfeier<br />
fand am 18. 1. 1956 statt. Schon zu<br />
diesem Zeitpunkt stand fest, daß das<br />
Justizgebäude zu klein war. Hier arbeiteten<br />
I Präsident, 25 Direktoren, 25<br />
Richter und 11 Assessoren beim Landgericht,<br />
I Präsident, 3 Oberamtsrichter,<br />
38 Richter und I Assessor beim Amtsgericht<br />
und I Oberstaatsanwalt als Behördenleiter<br />
, 4 weitere Oberstaatsanwälte,<br />
I Erster Staatsanwalt, 25 Staatsanwälte<br />
und 11 Assessoren bei der Staatsanwaltschaft.<br />
Hinzu kamen die Beamten des<br />
einfachen, mittleren und gehobenen<br />
Dienstes, die Angestellten, Arbeiter und<br />
Lehrlinge mit einer Zahl von etwa 600<br />
aBbilder und<br />
Fotokopien sofort<br />
Am Rültenscheider Stern<br />
<strong>Rüttenscheider</strong> Str. 87<br />
<strong>Rüttenscheider</strong> <strong>Jahrbuch</strong> '88<br />
Personen. Rund 250 Referendare befanden<br />
sich in der Ausbildung.<br />
In dem Landgerichtsbezirk Essen, zu<br />
dem über Essen hinaus die Städte Gelsenkirchen,<br />
Bottrop, Gladbeck, Marl,<br />
Hattingen und Dorsten gehörten, lebten<br />
damals fast 1,5 Millionen Menschen.<br />
Raumbedarf wächst weiter<br />
Über die Entwicklung nach 1956 macht<br />
der Präsident des Amtsgerichts a. D. Dr.<br />
Billen in der Jubiläumsausgabe 1980 des<br />
<strong>Jahrbuch</strong>s des Bürger- und Verkehrsvereins<br />
Rüttenscheid e. V. lesenswerte Ausführungen.<br />
Die fehlenden Räumlichkeiten konnten<br />
nicht, wie zunächst angenommen,<br />
durch eine Erweiterung des bestehenden<br />
Gebäudes zur Virchowstraße hin gewonnen<br />
werden. Dieses Grundstück war<br />
inzwischen der Sozial- und Arbeitsverwaltung<br />
des Landes überlassen worden,<br />
die hier das Gebäude für das Landessozialgericht<br />
und das Arbeitsgericht errichtete,<br />
das am 15. 12. 1961 eingeweiht<br />
wurde.<br />
Um der Enge im "alten" Justizgebäude<br />
zu begegnen, wurden von 1965 an im<br />
Laufe der Jahre die Häuser Zweigertstr.<br />
36, 38 und 50 angekauft, durch<br />
einen Übergang über die Kortumstraße<br />
mit dem Hauptgebäude verbunden<br />
("höhere Beamtenlaufbahn") und nach<br />
Umbau und Renovierung in den Jahren<br />
1969/70 von der Staatsanwaltschaft bezogen.<br />
Außerdem waren am 23. 3. 1965<br />
mehrere Etagen des Hauses Holsterhauser<br />
Straße 104 angernietet und von der<br />
Staatsanwaltschaft bezogen worden, so<br />
daß im Hauptgebäude ab 1970 nur noch<br />
das Landgericht und das Amtsgericht<br />
untergebracht waren. In diesem Jahr<br />
begann auch der Bau des sog. Saaltraktes<br />
hinter dem Gerichtsgebäude. Dieses<br />
Bauwerk war 1974 fertiggestellt. Es umfaßt<br />
6 Etagen. Im Erdgeschoß befindet<br />
sich die Kantine, im obersten Stockwerk<br />
ist die Bücherei des Gerichts untergebracht.<br />
In den Zwischengeschossen liegen<br />
die Sitzungssäle für Straf- und Zivilkammern<br />
und für das Amtsgericht. Frühere<br />
Sitzungssäle im Hauptgebäude<br />
konnten jetzt zu Dienstzimmern aufgeteilt<br />
oder anderweitig genutzt werden.<br />
Weiterer Raumbedarf für das Amtsgericht<br />
Essen ergab sich zwangsläufig, als<br />
im Zuge der Gebietsreform am I. I.<br />
1975 das Amtsgericht Essen-Werden<br />
aufgelöst wurde und Werden damit<br />
"nach fast llOOjähriger Geschichte die<br />
eigene Gerichtsbarkeit" (Ruhr-Nachrichten<br />
v. 5. 12. 1974) verlor. Die Gebiete<br />
Fischlaken, Heidhausen, Werden<br />
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