im focus - DK Recycling und Roheisen GmbH
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Seite 10<br />
Aber wie das so ist, der „Neue“ <strong>und</strong> dazu noch einer vom Gymnasium<br />
bekommt <strong>im</strong>mer die schl<strong>im</strong>msten Arbeiten. Also durfte ich als erstes<br />
Glaswolle schneiden. Streifen von best<strong>im</strong>mter Breite in Länge aber von<br />
unbest<strong>im</strong>mter Anzahl, wie ich meinte.<br />
Es nahm kein Ende. Der Sommer war sehr warm <strong>und</strong> so arbeitete ich mit<br />
freiem Oberkörper fleißig an den Glaswollestreifen. Irgendwann wurde ich<br />
durch die Pause erlöst. Ich ging also, wie die anderen, in die Baracke,<br />
setzte mich auf eine Werkbank <strong>und</strong> wollte mein Butterbrot auspacken.<br />
Fre<strong>und</strong>lich grinsend machte mich ein „Kollege“ darauf aufmerksam, dass<br />
ich geschwitzt sei <strong>und</strong> ich besser mein Hemd wieder anziehen sollte,<br />
damit ich mich in der schattigen Bude nicht erkälte. Recht hat er<br />
eigentlich, dachte ich <strong>und</strong> zog mein Hemd über. Aber was war mit dem<br />
Hemd geschehen? Es kratzte <strong>und</strong> juckte auf einmal am ganzen Körper.<br />
Als ich anfing mich zu kratzen brach die ganze Truppe in schallendes<br />
Gelächter aus. Klar, so ein dummer Schüler weiß ja nichts von den feinen<br />
Glaswollpartikeln, die sich mit feinen Widerhaken auf der Haut festsetzen,<br />
besonders, wenn diese geschwitzt ist. Die feinen Glasteilchen hinterließen<br />
Spuren auf meinem Oberkörper, als hätte ich mit einem Dutzend Katzen<br />
gekämpft. Selbst nach dem Duschen wurde es nicht viel besser. Das<br />
Hemd habe ich nicht mehr angezogen.<br />
Am nächsten Tag erk<strong>und</strong>igte man sich scheinheilig nach meinem<br />
Befinden. Ich machte gute Miene zum bösen Spiel <strong>und</strong> sagte, Danke, mir<br />
geht es bestens. Obwohl ich zu den vielen Kratzern am Körper noch ganz<br />
gehörigen Muskelkater durch die ungewohnte Haltung be<strong>im</strong><br />
Glaswolleschneiden hatte. Heute sollte ich ganz etwas anders machen.<br />
Keine Glaswolle mehr. Heute sollte ich mit einem Kollegen zusammen<br />
eine große Rohrleitung mit Fettbinden isolieren. Fettbinden sind grob<br />
gewebte Stoffbahnen, die beidseitig dick mit Fett eingeschmiert <strong>und</strong> dann<br />
zu Rollen aufgewickelt sind. Über Leitern ging es hinauf zu der<br />
Rohrleitung. Zunächst mussten die alten, ausgetrockneten Fettbinden<br />
entfernt werden. Eine recht staubige Angelegenheit, aber viel besser als<br />
Glaswolle schneiden. Dann wurde ich eingewiesen, wie man die<br />
Fettbinden um die Leitung wickeln musste. Die Rolle wurde leicht schräg<br />
angesetzt <strong>und</strong> dann um die Leitung herumgeführt, so dass jede Windung<br />
die vorhergehende etwa 2 cm überdeckt. Wenn eine Rolle verbraucht<br />
war, wurde die Oberfläche der Wicklungen mit den Händen glatt<br />
gestrichen.<br />
Es war noch früh am Tag <strong>und</strong> das Fett war schön kühl <strong>und</strong> ließ sich gut<br />
verschmieren. Be<strong>im</strong> Wickeln war ich mit dem Bauch <strong>im</strong>mer wieder gegen<br />
die Rohrleitung <strong>und</strong> die darauf befindlichen frischen Fettbinden<br />
gekommen.