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Gasetta dall' US Schluein Ilanz
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26. September 2015 61<br />
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chischen Spielervermittler kontaktiert. Beide standen zu diesem Zeitpunkt bereits<br />
bei dessen «Agentur» unter Vertrag. Dieser tschechische «Manager» verfügt<br />
über Kontakte in die Schweiz, nach Weesen, wo ein tschechischer Trainer tätig<br />
ist und bereits Spieler aus seinem Heimatland in die Schweiz transferiert hat.<br />
Matěj wurde ein halbes Jahr zuvor auf ähnlichem Weg zum FC Brunnen gelockt.<br />
Nun sollten die beiden 21 - jährigen also im Frühsommer 2014 quasi über Nacht<br />
entscheiden ob sie das Angebot aus der Schweiz annehmen werden oder nicht.<br />
Ausschlaggebend für eine Entscheidung zugunsten der Schweiz war die Zustimmung<br />
beider Spieler. Denn nach der halbjährigen Erfahrung von Matěj in Brunnen hätte<br />
keiner von ihnen ihre Heimat alleine verlassen. Gekannt haben sich die beiden<br />
damals übrigens noch nicht.<br />
So haben sie also einige Tage nach der Kontaktaufnahme mit diesem tschechischen<br />
Mittelsmann die Reise in die Schweiz in Angriff genommen, unter der Voraussetzung<br />
und dem Versprechen in ihrer neuen Heimat Unterkunft und Arbeit vorzufinden.<br />
Der Verein konnte dieses Versprechen in kürzester Zeit Umsetzen, so dass<br />
sich die jungen Tschechen erstmals am Städtlifest 2014 in Ilanz im Zelt der USSI<br />
einem einheimischen Publikum vorstellen konnten. Von offizieller Seite des Vereins<br />
wird dementiert, dass irgendwelche Zahlungen zur Abwicklung dieses Transfers<br />
geflossen sind. Die Zeche für diesen Transfer tragen die Spieler selber.<br />
Sie haben sich vertraglich verpflichtet, dieser «Agentur» und seinem sogenannten<br />
«Manager», monatlich Zahlungen zwischen anfangs 400.- CHF und später 200.- CHF<br />
zu überweisen.<br />
Die Kommunikation mit den beiden Neuankömmlingen gestaltete sich anfangs nicht<br />
ganz einfach. Durch ihre Arbeit und dem täglichen Kontakt mit der neuen Sprache<br />
änderte sich dieser Umstand hingegen ziemlich rasch und so schritt ihre Integration<br />
fort. Während der Winterpause zog es auch Zdeněk Schwendt, Matěj’s älterer<br />
Bruder, unter den gleichen Voraussetzungen in die Schweiz. Das Hauptmotiv für<br />
das Verlassen ihrer Heimat ist der Fussball. Sie sind von einem anderen Ehrgeiz<br />
getrieben als viele ihrer Mitspieler. Der Mentalitätsunterschied zeichnet sich<br />
auf und neben dem Platz ab. Geben sich viele einheimische Spieler mit ihrer<br />
Rolle als Zweitliga-Fussballer zufrieden, so träumen die drei Tschechen weiter<br />
von höheren Ligen und vielleicht sogar vom Fussballwunder. Ihren Aufenthalt in<br />
der Schweiz sehen sie als Chance diesem Traum einen Schritt näher zu kommen.<br />
Wir haben David, Matěj und Zdeněk als anständige, lustige und nette Menschen<br />
kennen gelernt. Sie sind wie wir, ein bisschen anders!<br />
Der Wechsel von Matěj zu Ligakonkurrent Chur ist eine Entscheidung eines jungen<br />
Mannes mit ehrgeizigen Zielen. Dass diese Entscheidung im Verein nicht nur<br />
positive Reaktionen ausgelöst hat, – verständlich. Dass sich ein junger Mann<br />
aus der Hauptstadt Tschechiens hingegen nicht mit der Fussballprovinz Surselva<br />
zufrieden gibt, – auch verständlich. Es wäre eine Utopie zu glauben, diese drei<br />
Charaktere würden sich innerhalb eines Jahres mit der Mentalität, der Ideologie<br />
des Vereins und seinen Mitgliedern derart stark identifizieren und verwurzeln,<br />
dass sie die Surselva als ihre neue Heimat proklamierten. Dafür sind die Rahmenbedingungen<br />
ungenügend. Um diese Spieler längerfristig an den Verein zu binden,<br />
müsste man ihnen attraktivere Perspektiven abseits des Fussballs bieten.<br />
Würde man solch jungen Spielern die Möglichkeit einer Berufsausbildung bieten,<br />
verpflichteten sie sich für einen längeren Zeitraum in der Region zu bleiben.<br />
Andererseits ist es wenig verwunderlich, dass sie da Fussballspielen werden,<br />
wo auch Prämien bezahlt werden. Wir kennen alle die Kurzlebigkeit des Fussballgeschäfts.<br />
Es wäre naiv und blauäugig zu glauben, dass mit der Verpflichtung<br />
auswärtiger Spieler, eine nachhaltige Lösung für eine erfolgreiche und intakte<br />
Mannschaft erzielt werde.<br />
Aber, noch bevor sich die Wogen rund um das tschechische Trio ganz geglättet<br />
haben, landete die USSI den nächsten Coup. Mit der Verpflichtung von Benoît Lang<br />
aus Luxemburg weht in der angebrochenen Saison 2015/ 16, ein noch internationalerer<br />
Hauch durch die Ränge der Raiffeisen Arena Crap Gries in Schluein. Saläre<br />
und Prämien werden bei der USSI hingegen auch in Zukunft keine ausbezahlt.<br />
Mit dem neuen Clublokal hat der Verein einen wunderbaren Ort geschaffen, um<br />
Diskussionen über solche Transferpraktiken zu führen. Diese Diskussionen sind<br />
wichtig und zeigen die Ambivalenz solcher Entscheidungen, sollten jedoch nicht<br />
auf den Schultern dieser Spieler ausgetragen werden. Entscheidet sich der Verein<br />
in Zukunft weiterhin für diese Transferpraktiken, verpflichtet er sich im<br />
Sinne der Neuzugänge und dadurch auch der USSI, Massnahmen zu ergreifen um die<br />
Spieler unabhängig jeglicher Drittpersonen wie «Managern», «Spielervermittlern»<br />
oder «Agenten» zu machen!