Von Frankenhausen in die Welt - ein genealogisches Lesebuch / Peter Teuthorn
Blogbeiträge über den Tag hinaus. Ausgesuchte Artikel zwischen 2006 - 2014. Jetzt in Magazinform.
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Internetpublikation versus Zeitschriftenaufsatz<br />
22. Februar 2010<br />
Man verfasst e<strong>in</strong>en Artikel und stellt ihn auf se<strong>in</strong>e Website. Ist er damit für e<strong>in</strong>e spätere<br />
Veröffentlichung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Genealogischen Zeitschrift verloren?<br />
Neben der modernen Äußerung im Internet gibt es sie weiterh<strong>in</strong>, <strong>die</strong> konservative Publikation <strong>in</strong><br />
Zeitschriften. Diese wird zur Zeit nicht nur als ehrenvoller, sondern auch als sicherer angesehen, da<br />
mit <strong>die</strong>ser Form der Veröffentlichung auch <strong>die</strong> Archivierung <strong>in</strong> Bibliotheken verbunden ist.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs wird hier üblicherweise auf e<strong>in</strong>e Erstpublikation Wert gelegt. Wer also klassisch<br />
veröffentlichen möchte, dürfte se<strong>in</strong>en Text vorher nicht <strong>in</strong>s Netz gestellt haben. Das ist wiederum –<br />
zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> der modernen Familienforschung – unrealistisch. Wir betreten hier also derzeit noch<br />
e<strong>in</strong>e Grauzone! Warum ist das so?<br />
Nach eigener Erfahrung schreibt der Familienforscher zu e<strong>in</strong>em Thema, das zunächst außer ihm<br />
selbst niemanden <strong>in</strong>teressiert. Er stellt Fakten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Zusammenhang, schreibt <strong>die</strong> entstandene<br />
Gedankenfolge auf. Am Anfang zur eigenen Gedächtnisentlastung, vielleicht auch <strong>in</strong> der vagen<br />
Hoffnung, jemand <strong>in</strong> der Familie könne sich wider Erwarten irgendwann doch e<strong>in</strong>mal dafür<br />
<strong>in</strong>teressieren. E<strong>in</strong>e ganz praktische Überlegung führt dann zum Mitteilen se<strong>in</strong>er Gedanken auf e<strong>in</strong>er<br />
eigenen Plattform im Internet[1]. Der Grund ist, dass <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser vernetzten Kommunikationswelt<br />
ke<strong>in</strong>e Nische zu kle<strong>in</strong> ist, als dass sich nicht doch e<strong>in</strong> Gleichges<strong>in</strong>nter dorth<strong>in</strong> verirrte. Trifft <strong>die</strong>s<br />
e<strong>in</strong>, kommt man nicht nur <strong>in</strong>s Gespräch, sondern meistens auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Forschung e<strong>in</strong> ganzes<br />
Wegstück weiter.<br />
Die von mir vorsichtig so genannte Gedankenfolge kann natürlich auch bereits e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Aufsatz<br />
se<strong>in</strong>. Man wäre nie auf <strong>die</strong> Idee gekommen, <strong>die</strong>sen auf herkömmliche Weise zu publizieren. Warum<br />
eigentlich nicht? Weil das Thema dafür zu unbedeutend schien, <strong>die</strong> Qualität dem eigenen Anspruch<br />
noch nicht genügte oder – und das ist wohl der häufigste Grund – weil das Thema noch nicht<br />
abgeschlossen schien. Nimmt e<strong>in</strong> Autor aber <strong>die</strong> Möglichkeiten des Internets wahr, stellt er also –<br />
wie man so sagt – se<strong>in</strong>en Artikel <strong>in</strong>’s Internet, so folgt der ersten kle<strong>in</strong>en Mitteilung wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
e<strong>in</strong>e weitere überarbeitete, also vervollständigte Version. Und so weiter.<br />
Da man <strong>in</strong> der Familienforschung im Grunde aber niemals fertig wird, nimmt – im Gegensatz zu<br />
der gerade beschriebenen Methode – der konservativ publizierende Autor se<strong>in</strong>e Forschung und <strong>die</strong><br />
damit verbundenen Überlegungen dann wohl oft mit <strong>in</strong>s Grab.<br />
Die Vorteile der Onl<strong>in</strong>e-Publikation liegen auf der Hand. Aber natürlich auch <strong>die</strong> Nachteile. Das<br />
Internet ist ausgesprochen flüchtig. Das gilt ganz besonders für Äußerungen auf privaten<br />
Netzseiten. Es muss ja nicht gleich das völlige Verschw<strong>in</strong>den der Internetadresse se<strong>in</strong>. Häufig<br />
genügt schon <strong>die</strong> unbedachte Änderung e<strong>in</strong>er Verl<strong>in</strong>kung. Auch gehören <strong>die</strong> familienforschenden<br />
Autoren ja meist zu den betagteren Zeitgenossen. Und wer geht schon so realistisch mit dem doch<br />
unabänderlichen Lebensende um, dass er Vorsorge trifft, se<strong>in</strong>e Netzschriftstellerei für <strong>die</strong><br />
sogenannte Nachwelt zu erhalten?<br />
Nun werden Mitglieder des Compgen-Vere<strong>in</strong>s auf das beständigere Gen-Wiki verweisen. Gut so. Es<br />
liegt aber an der Konzeption <strong>die</strong>ses Projektes, dass es ke<strong>in</strong> wirklicher Ersatz für das beschriebene<br />
Thema und se<strong>in</strong> Dilemma ist. E<strong>in</strong>e Alternative wären nur bleibende (wie lange?) Internetadressen,<br />
wie sie z.B. Wissenschaftliche E<strong>in</strong>richtungen bieten. Hier f<strong>in</strong>de ich <strong>in</strong>sbesondere das Medium<br />
Internetzeitschrift reizvoll. Aber mit <strong>die</strong>ser Idee haben wir unmerklich das flexible private<br />
Veröffentlichen verlassen und haben uns auf den Weg der klassischen Publikation begeben. Denn<br />
genealogische Zeitschriften werden dauerhaft <strong>in</strong> Bibliotheken archiviert.<br />
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