dräum | ausgabe 3 | 09/2015

Im Grundrauschen der Ohren fahren Züge in Richtungen,
die man nicht versteht. Gelänge es, einem davon nachzuspüren und
aufzuspringen, dann fände man Gegenden, die bisher unter blinden
Flecken. Eine harte Landung später, in dunklen Gefilden, zwingt man
seine Lider auf – und Licht von prometheischem Gehalt durchflutet
die Düsternis, wo Verstecken ansonsten tägliches Geschäft, wo alles in
die Schatten flieht und verschleppt, was nicht gefunden werden soll.
Zum Dichten
Willkommen ist man nicht, das merkt man rasch am Frost, der
ins Gesicht schlägt ohne Gnade. Hält man aber stand, dann öffnet sich
bald der Boden hin zum Unterirdischen, das in tausend Gängen in die
wirre Tiefe führt. Durch Schlamm und Gallert duckt man sich, kriecht und
rutscht, bis Fliehen nicht mehr möglich scheint, dann, mit Glück, Mut,
Geschick und unter Todesangst, findet man sie, die Anderen, die mit bohrenden
Blicken zu töten versuchen, die mit hässlichen Bildern und Fratzen
nach dem Störenfried feuern, versuchen, ihn zu blenden und zu scheuchen,
die Gift und Galle spucken, um den Müden endlich zu ersäufen.
Doch sind sie erst selber müde vom Wimmeln und Fluchen und
Fuchteln, dann wird man früher oder später Freund und sitzt beisammen
bei Tee und bei Gebäck, spricht in fremden Sprachen über Dinge, die
bisher niemand hören durft', die vergraben lagen in Schichten dieser Welt,
die zu finden eine Sache der Dichter ist – und schon immer war. Zurück
kehrt man völlig ausgemergelt, müde und erschöpft. Aber glücklich, weil
um ein paar Seiten reicher.