Dollen- Bruch 33 - Crefelder Ruder-Club 1883 eV
Dollen- Bruch 33 - Crefelder Ruder-Club 1883 eV
Dollen- Bruch 33 - Crefelder Ruder-Club 1883 eV
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<strong>Dollen</strong>-<br />
<strong>Bruch</strong> <strong>33</strong><br />
www.crc<strong>1883</strong>.de<br />
<strong>Crefelder</strong> <strong>Ruder</strong>-<strong>Club</strong> <strong>1883</strong><br />
Vereinsmagazin Juli 2003<br />
__________________________________________________________________________________<br />
Ehrung der Asse<br />
im goldenen Juni<br />
Nach der Deutschen Meisterschaft der U23<br />
und Junioren in Brandenburg gab es für<br />
Meister und Vizemeister einen würdigen<br />
Empfang im Bootshaus am Rhein. Die CRC-<br />
Familie mit Wanderruderern, Jugendlichen<br />
und Eltern war zahlreich vertreten.<br />
Inhalt<br />
Goldene Zwischenbilanz 3<br />
Herrentour auf der Lahn 7<br />
Der Herrenrat – ein Dialog 10<br />
Damentour auf dem Main 11<br />
Rheinmarathon in drei Stunden 14<br />
„Hier kann jeder glücklich werden“ 15<br />
Mitgliederbefragung 17<br />
Der erste Marathonlauf 19<br />
Impressum<br />
Redaktion: Peter Bauland Tel. 59 55 98<br />
Anzeigen: Iris Shore Tel. 50 30 67<br />
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Preise: ½ Seite 160 EUR<br />
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Der Vorstand ehrte die Meister und Vizemeister.<br />
Hintere Reihe: Vorsitzender Walter Jansen,<br />
Stellvertreterin Iris Shore, Christoph Schregel, Jochen<br />
Urban und Trainer Volker Lechtenberg.<br />
Vorne: Lutz Hausmanns, Marc Benger, Martin Jacobs<br />
(Gast aus Düsseldorf), Christian Woiwod und Trainer<br />
Christoph Lüke. Auf Händen getragen: „Löres“ Lier.
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
2
Eine goldene<br />
Zwischenbilanz – und<br />
die Serie geht weiter<br />
Senioren: 1x Gold, 1x Bronze<br />
Der CRC verbuchte bei der Deutschen Meisterschaft<br />
am 8. Juni in Ratzeburg den ersten<br />
Meistertitel in der offenen Klasse. Stefan Lier<br />
steuerte den WM-Silber-Vierer zum Sieg. Mit<br />
zwei Längen Vorsprung konnte der Titel recht<br />
deutlich eingefahren werden. Stefan wird den<br />
Vierer mit Schlagmann Klaus Rogge (Miltenberg),<br />
Arne Landgraf (RC Hansa Dortmund),<br />
Jan-Martin Broer (RV Weser Hameln) und<br />
Mathias Flach (ORC Rostock) auch bei der<br />
diesjährigen WM in Mailand steuern.<br />
Jochen Urban fügte der CRC-Medaillensammlung<br />
im ungesteuerten Vierer eine bronzene<br />
hinzu, wobei er mit dem Weltmeister-Vierer und<br />
dem bereits seit zwei Jahren bestehenden U23-<br />
Vierer zwei sehr starke Boote als Gegner hatte.<br />
Lange konnte Jochens Boot mit Steffen Möller<br />
(Potsdam), Jan Tebrügge (Osnabrück) und<br />
Thomas Köpke (Potsdam) am U23-Boot<br />
dranbleiben; im Endspurt siegt allerdings<br />
die größere Erfahrung der Nationalboote.<br />
Im abschließenden Achterrennen waren die<br />
beiden CRC-Asse in einem Boot vereint: dem<br />
vornominierten U23-WM Achter. Unter den fünf<br />
Gegnern waren der Deutschland-Achter, ein<br />
Achter aus Vierer mit und Vierer ohne (die den<br />
Deutschland-Achter im letzten Jahr deutlich<br />
schlagen konnten), zwei National-U23-Achter<br />
sowie zwei Nachwuchs-Boote.<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
3<br />
Das Rennen lief in 3 Abteilungen: In der<br />
ersten kämpften die beiden A-Boote das<br />
Prestige-Duell aus, was auf den letzten vier<br />
Schlägen vom Deutschland-Achter gewonnen<br />
wurde. In der zweiten schlugen sich Jochen und<br />
Stefan mit dem anderen Nationalboot und<br />
wurden um etwa einen Meter geschlagen.<br />
U23 und Junioren:<br />
2xGold, 4xSilber<br />
Stefan Lier und Christoph Schregel erruderten für<br />
den CRC zwei Meister-Titel bei den Deutschen<br />
<strong>Ruder</strong>meisterschaften der U23-Senioren und der<br />
Junioren auf dem Beetzsee in Brandenburg. Den<br />
Erfolg des Teams von Chef-Trainer Christoph<br />
Lüke komplettieren vier Vizemeisterschaften.<br />
Die beiden Krefelder <strong>Ruder</strong>clubs waren mit einem<br />
30-köpfigen Aufgebot angereist. Während<br />
die B-Junioren, die allesamt im ersten Jahr<br />
dieser Altersklasse rudern und erst noch Erfahrung<br />
sammeln müssen, diesmal noch die Finalläufe<br />
verpassten, machten es die älteren<br />
A-Junioren am Sonntag besser. Allen voran:<br />
Christoph Schregel, der mit einer Renngemeinschaft<br />
im leichten Doppelvierer mit Steuermann<br />
einen Sieg mit über einer Länge Vorsprung<br />
herausruderte.<br />
Zum Teil sehr knappe Entscheidungen kennzeichneten<br />
die Rennen, in denen die A-Junioren<br />
Vize-Meister wurden: Julian Hausmanns, Marc<br />
Benger und Moritz Koch im leichten Vierer ohne<br />
Steuermann. Wenig später stiegen diese Drei<br />
und mit Christian Woiwod ein weiterer Krefelder<br />
in den leichten Achter und kamen auch hier auf<br />
den Silber-Platz.<br />
Bereits am Samstag ruderten die Senioren unter<br />
23 Jahre um Meisterehren. Während Stefan Lier<br />
als Steuermann des Zweiers seiner Titelsammlung<br />
eine weitere Goldmedaille hinzufügen konnte,<br />
wurde er darüber hinaus gemeinsam mit
Jochen Urban im NRW-Achter Vizemeister. Auch<br />
im Vierer ohne Steuermann reichte es für den<br />
früheren Junioren-Weltmeister Urban noch nicht<br />
ganz zum ersten Titel bei den Erwachsenen.<br />
Die Silbermedaille erhält jedoch dadurch einen<br />
goldenen Schimmer, dass er wie auch Stefan<br />
Lier in den WM-Kader für die U23-Weltmeisterschaften<br />
im August in Belgrad berufen wurde.<br />
Steuermann Lier wird außerdem bei den Offenen<br />
Weltmeisterschaften in Mailand versuchen, nach<br />
Silber im vergangenen Jahr vielleicht diesmal<br />
den Titel zu ersteuern.<br />
In der Altersklasse der 15/16-jährigen erreichten<br />
Sarah Kreutz und Miriam Woiwod den 9. Platz im<br />
leichten Doppelzweier. Ebenfalls ins kleine Finale<br />
fuhr der Doppelvierer mit Steuermann mit Tim<br />
Hindes, Jan-Nikolai Trzeszkowski, Simon<br />
Schindler, Thorsten Fingerle und Stm Sven Bree.<br />
Hier reichte es lediglich zum 12. Platz. Der<br />
Juniorinnen-Vierer mit Vera Dresely, Mona<br />
Benger, Lena Watzlawik, Lisa Tophoven und<br />
Stm. Eric Mellenthin, der Doppelzweier mit Timo<br />
Mittag und Oliver Weisenfeld sowie Larus Melka<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
4<br />
im leichten Einer konnten die Halbfinals nicht<br />
erreichen und schieden im Hoffnungslauf aus.<br />
Trainer Volker Lechtenberg setzt mit seiner sehr<br />
jungen Truppe auf einen langfristigen Aufbau und<br />
hofft auf eine erfolgreichere Saison 2004.<br />
Trainer Lüke war mit den Resultaten von<br />
Brandenburg sehr zufrieden: "Es kommt nicht so<br />
oft vor, dass die Hoffnungen auf Titel und<br />
Medaillen ohne Ausnahme umgesetzt werden."<br />
Landeswettbewerb:<br />
drei Boote qualifiziert<br />
Trotz Gewitterwarnungen fand der Landeswettbewerb<br />
der 13- und 14-jährigen Kinder am 14.<br />
und 15. Juni in Bochum-Witten letztlich bei herrlichstem<br />
Sommerwetter statt. Drei Krefelder Boote<br />
qualifizierten sich für den Bundeswettbewerb.<br />
Tjarde Melka und Kristin Heume im Leichtgewichts-Doppelzweier<br />
wurden ihrer Favoritenrolle<br />
gerecht und zeigten insbesondere bei der Lang-<br />
und Rennstrecke, dass ihnen in Nordrhein-<br />
Erfolgreiche<br />
A-Junioren:<br />
Christoph<br />
Schregel,<br />
Lutz<br />
Hausmanns,<br />
Marc Benger<br />
und<br />
Christian<br />
Woiwod.
Westfalen kein anderer Mädchen-Doppelzweier<br />
das Wasser reichen kann.<br />
Auch Ulf Heyne konnte seine gleichermaßen<br />
erfolgreiche Saison im Leichtgewichts-Einer mit<br />
dem Landessiegertitel krönen. Beide Boote<br />
starteten am ersten Juli-Wochenende für<br />
Nordrhein-Westfalen beim Bundeswettbewerb<br />
der Kinder in Berlin-Grünau.<br />
Als Zweitplazierte ebenfalls qualifizierten sich im<br />
Jungen-Doppelvierer des Jahrgangs 90/91<br />
Robert Schneider, Christoph Risges, Tobias<br />
Nohr, Gunnar Theissen und Steuermann Markus<br />
Woiwod.<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
5<br />
So fing die Saison an:<br />
Trainingslager über Ostern<br />
mit 65 <strong>Ruder</strong>ern<br />
Vom 11. bis 21.April fand das Ostertrainingslager<br />
des <strong>Crefelder</strong> RC und Uerdinger RC am Edersee<br />
(Hessen) statt.<br />
Bei durchweg tollem Wetter (Sonne, blauer<br />
Himmel, 15-20°C) wurde täglich bis zu drei Mal<br />
trainiert, wobei das abendliche Fußballspiel nicht<br />
mitgezählt wird.<br />
Dieses gemeinsame Trainingslager war übrigens<br />
ein weiterer Schritt auf dem Weg, den Leistungssport<br />
beider Vereine enger zu verknüpfen.<br />
Insgesamt nahmen 65 Kinder und Jugendliche<br />
teil. Um das nötige Material und die Teilnehmer<br />
zu transportieren, war eine ausgeklügelte<br />
Logistik nötig: drei Bootsanhänger, vier<br />
Motorboote, sowie nicht weniger als elf Busse<br />
und PKW.
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
6
Herrentour auf der Lahn<br />
Herrenrat forderte<br />
Mitbestimmung im Boot -<br />
wo gibt’s denn so was?<br />
Von STEFAN WOIWOD<br />
Am 29. Mai starteten wir „Drei vom E-See“,<br />
Roland Lang, Frank Hose und Stefan Woiwod,<br />
erstmals in das Abenteuer Herrentour. Nach dem<br />
erwarteten Stau in Köln erreichten wir das „Hotel<br />
Weilburg“, das aus einem Neubau und einem<br />
Altbau bestand, der sich „Hotel im Park“ nannte<br />
und hielt, was der Name versprach. Im Hotel<br />
machten wir sofort Bekanntschaft mit der perfekten<br />
Tour-Organisation. Wir erhielten eine Liste<br />
mit allen Eckdaten: Abfahrtszeiten, Treffpunkten<br />
und sechs Speisekarten.<br />
Nach einer herzlichen Begrüßung wurde in<br />
lockerer Atmosphäre gegessen, und bei ein Paar<br />
Bier wurden Anekdötchen der letzten Touren<br />
ausgetauscht. Wir Neuen waren sofort integriert.<br />
Am ersten Tag war Abfahrt mit dem Reisebus<br />
nach Gießen. Das Bootshaus des Gießener<br />
<strong>Ruder</strong>clubs Hassia war Ausgangspunkt der Tour.<br />
Zunächst mussten die Boote aufgeriggert<br />
werden, was durch ein gemeinsames und<br />
koordiniertes Anpacken aller innerhalb einer<br />
halben Stunde passiert war. Zum Auftakt der<br />
Tour und zur Eröffnung des Vatertags luden wir<br />
Neulinge zu einer Runde Rotwein und Brotchips<br />
ein. Dann wurde zügig abgelegt.<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
7<br />
Die erste Etappe war nur von kurzer Dauer. Nach<br />
einigen hundert Metern hieß es schon wieder<br />
aussteigen; es waren die ersten beiden Wehre<br />
per Bootsgasse zu überwinden. In dem ersten<br />
Teilstück war die Lahn noch recht schmal und<br />
erforderte doch schon einige Aufmerksamkeit<br />
des Steuermanns.<br />
Bei meinen ersten Schritten als Steuermann auf<br />
einem fließenden Gewässer, konnten sich meine<br />
Mitfahrer zumindest über Abwechslung nicht<br />
beklagen. Es war nicht ganz einfach, in einem<br />
schmalen Gewässer das Boot auf Kurs zu halten.<br />
Aber mit ein paar Tipps der „alten Hasen“ gelang<br />
dies zunehmend besser.<br />
Bei herrlichstem Sonnenschein genossen wir die<br />
Fahrt, bis wir am frühen Nachmittag als erste<br />
Zwischenstation das Landhotel Naunheim<br />
erreichten. Nach der Mittagspause war es bis<br />
zum Etappenziel der <strong>Ruder</strong>gesellschaft Wetzlar<br />
nur noch ein Katzensprung. Der Bus brachte uns<br />
zurück zum Hotel.<br />
Bis zum Abendessen blieb noch etwas Zeit für<br />
einen Spaziergang durch Weilburg. Ein schönes<br />
kleines Städtchen, das durch das große Schloss<br />
geprägt wird. Die Stadt ist von Felsen umgeben,<br />
um die sich die Lahn schlängelt.<br />
Das Abendessen fand im Restaurant „Bürgerhof“<br />
statt. An diesem Abend wurden zwei Jubilare<br />
geehrt: Klaus Bommers hatte zum 25. Mal das
Fahrtenabzeichen gemacht und dabei bisher<br />
über <strong>33</strong>.000 <strong>Ruder</strong>kilometer zurückgelegt.<br />
Werner aus Osnabrück gratulierten wir mit einem<br />
Ständchen zu seinem 80. Geburtstag.<br />
Den Höhepunkt des Abends bildeten Dirk<br />
Peterke und Ion Shore, die in einen Zwiegespräch<br />
für mehr Mitbestimmung bei der Zusammensetzung<br />
der Bootsmannschaften auf der<br />
Herrentour plädierten und sich für die Einführung<br />
eines Herrenrats stark machten. Wie es sich für<br />
ein Mitbestimmungsgremium gehört, sind die Mitglieder<br />
von der Arbeit freigestellt. Natürlich wussten<br />
Sie auch schon die geeigneten Kandidaten.<br />
Sie selbst wollten unter dem Motto „Mitbestimmung,<br />
Freibier (für Bootsbesetzungswünsche)<br />
und Gesundheit“ antreten.<br />
Als die Weilburger gehört hatten, dass der CRC<br />
bei seiner diesjährige Herrentour dort verweilen<br />
wollte, hatten sie kurzerhand ihr Weinfest in<br />
diesen Zeitraum gelegt, so dass wir den Rest des<br />
Abends bei einigen Flaschen Wein auf dem<br />
Schlossplatz ausklingen ließen. Dort bat uns eine<br />
(vermeintliche) Weinkönigin um ein Ständchen<br />
für ihren kahlköpfigen Begleiter aus Bayern. Wir<br />
besannen uns auf unsere niederrheinischen<br />
Ursprung und intonierten unter der Regie von<br />
unserem Präses das Lied vom armen Pitter und<br />
seinem Ritt auf einen Ziegenbock.<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
8<br />
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Der nächste Abschnitt der Tour führte uns von<br />
Wetzlar nach Weilburg. Dies war mit 28 Kilometern<br />
die längste Tagesetappe. Nach den ersten<br />
Fluss-Kilometern mussten wir die Boote über<br />
eine Strecke von rund 200 Metern umtragen,<br />
bevor wir sie wieder zu Wasser lassen konnten.<br />
Auf der restlichen Strecke passierten wir vier<br />
Schleusen.<br />
Die Lahn war inzwischen breiter geworden, dafür<br />
nahm auch die Zahl der Kajakfahrer zu. Die Mittagspause<br />
verbrachten wir auf einem Zeltplatz.<br />
Dort gab es Salat sowie Steaks bzw. Wurst vom
Grill. Nur unseren Bierdurst hatte der Zeltplatzverwalter<br />
doch stark unterschätzt. Sie hatten vier<br />
Fünf-Liter-Büchsen vorgesehen. Nachdem sie<br />
mit dem Zapfen überhaupt nicht nachkamen,<br />
wurde kurzerhand auf Selbstbedienung umgestellt<br />
und jeder Tisch mit einem Fässchen<br />
versorgt.<br />
Nach dem Essen wurden nach und nach die<br />
wenigen schattigen Flecken für ein LKS (Lecker<br />
Kleines Schläfchen) aufgesucht. Unter anderem<br />
hatten sich einige auf den Bänken der Bierzeltgarnituren<br />
niedergelassen. Auf einmal tat es<br />
einen lauten Schlag. Helmut hatte bei der Wende<br />
im Schlaf die beschränkte Fläche nicht bedacht<br />
und gleich noch einen benachbarten LKSler<br />
mitgerissen. Bis auf Helmuts blauen Leinenbeutel<br />
samt Geld, Papieren und Kamera, der alle<br />
veranlasste, den eigenen Bootssack auf der<br />
Suche nach dem Beutel auf den Kopf zu stellen,<br />
blieb nichts auf der Strecke. Am nächsten Tag<br />
konnte der vermisste Beutel übrigens auf dem<br />
Zeltplatz abgeholt werden.<br />
Das Abendessen nahmen wir auf den Schlossterassen<br />
ein. Nach dem Besuch eines Biergartens<br />
fand der Abend seinen Ausklang auf dem<br />
Weinfest bzw. in Toni's Sportbar, wo einige<br />
Ausdauersportler es sich zusammen mit „Kai<br />
Pirinnia“ gut gehen ließen.<br />
Der dritte Tag führte uns von Weilburg nach<br />
Villmar. Beeindruckend war die Fahrt durch den<br />
200 m langen Schifffahrtstunnel, dem einzigen in<br />
Deutschland, mit der anschließenden Doppelschleuse.<br />
Bei Sonnenschein erreichten wir gegen<br />
Mittag in Villmar das Restaurant „Lahnbrücke“.<br />
Während des Essens verdichtete sich die Bewölkung<br />
innerhalb kurzer Zeit, und Donnergrollen<br />
kündigte ein Gewitter an. Wind kam auf, die<br />
ersten Tropfen fielen, der Regen wurde stärker<br />
und plötzlich prasselten zuckerstückgroße<br />
Hagelkörner wie kleine Geschosse auf die<br />
Terrasse nieder. Nach und nach zogen wir uns in<br />
den Gastraum zurück.<br />
Während der Tour war es immer wieder interessant<br />
zu beobachten, wie unterschiedlich die<br />
einzelnen Bedienungen mit der Herausforderung<br />
einer <strong>33</strong>köpfigen bierdurstigen Gruppe fertig<br />
wurden. Angefangen von der sächselden Tatjana<br />
im Weilburger Hof, bei der selbst ein Weizen 10<br />
Minuten brauchte; über den Zeltplatzverwalter<br />
mit seiner Truppe, die sich bemühten, ihre Überforderung<br />
mit Improvisationsbereitschaft auszugleichen;<br />
über den Kellner Stefan in den Schlossterrassen,<br />
der trotz rechnergestütztem Bestellsystem<br />
nichts richtig auf die Reihe brachte; bis<br />
hin zu Isabell in der „Lahnbrücke“, die alles souverän<br />
im Griff hatte, bei aller Hektik zu jedem<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
9<br />
freundlich war, statt der bestellten acht Bier,<br />
vorausschauend schon einmal vier mehr mitbrachte,<br />
und die uns zuletzt noch mit ihren<br />
Englischkenntnissen und ihre Vorliebe für<br />
Französisch überraschte.<br />
Zu Beginn der Tour hatte jeder Teilnehmer die<br />
Speisekarten der Lokalitäten, die wir besuchen<br />
wollten, erhalten. Jeden Morgen nahm Detlef die<br />
Bestellungen für das Mittag- und das Abendessen<br />
entgegen, um diese vorzubestellen. Natürlich<br />
blieb es nicht aus, dass das ein oder andere<br />
Gericht bei den Mahlzeiten eine Zeitlang herrenlos<br />
mit dem Kellner herumirrte, weil man seine<br />
Nummer nicht mehr wusste oder die Nummern<br />
von Mittag- und Abendessen verwechselt hatte.<br />
Beim letzten Abendessen im Weilburger Hof gab<br />
es dann Nummernsalat pur. Es stellte sich<br />
heraus, dass der Wirt seine Speisekarte in der<br />
Zwischenzeit aktualisiert hatte. Dabei waren nicht<br />
nur die Preise erhöht, sondern auch die Nummern<br />
der Gerichte geändert worden. Nach<br />
einigem Hin und Her ließen sich dann letztlich<br />
doch noch die meisten Gerichte ihrem Besteller<br />
zuordnen.<br />
Der letzte Halbtagesetappe mit einer Länge von<br />
14 km führte uns von Vilmar nach Limburg. Es<br />
waren nochmals zwei Schleusen zu passieren.<br />
Bei schönem Wetter erreichten wir gegen Mittag<br />
unser Ziel den Limburger <strong>Ruder</strong>club. Nachdem<br />
wir alle Boote aus dem Wasser geholt und<br />
verstaut hatten, schlossen wir die Tour mit einen<br />
gemeinsamen Mittagessen ab.<br />
Als Neuling hat mir die Herrentour sehr viel Spaß<br />
gemacht. Neben der perfekten Organisation der<br />
Tour, für die ich Detlef Noell im Namen aller ein<br />
herzliches Dankeschön sagen möchte, hat der<br />
unkomplizierte und offene Umgang aller<br />
Teilnehmer miteinander wesentlich zum Gelingen<br />
beigetragen.
Auszüge aus einem Dialog<br />
Der Herrenrat<br />
Szenario: Herrentour 2003<br />
Nach dem 1.<strong>Ruder</strong>tag kommen Ion Shore und<br />
Dirk Peterke in <strong>Ruder</strong>kleidung stöhnend und<br />
fluchend in den Raum.<br />
Ion: Mann, ich bin fix und fertig! Was hat der<br />
Detlef sich nur bei der Zusammenstellung der<br />
Boote gedacht!? – Also, ich hab das Gefühl, ich<br />
hab´ das Boot alleine gezogen. Die Nummern 1<br />
und 2 hatten mehr die Hände an der Pulle als an<br />
den Skulls!<br />
Dirk: Mann, ich bin auch fix und fertig! Was hat<br />
der Detlef sich nur bei der Zusammensetzung<br />
der Boote gedacht!? – Ich hab´das Gefühl, ich<br />
hab´ an der Olympia-Vorbereitung der Senioren<br />
teilgenommen. Unser Schlagmann hat in diesem<br />
Jahr bestimmt schon 1000 km gerudert und uns<br />
total „alle“ gemacht.<br />
Ion: Und unser Boot konntest du nicht zum<br />
Stehen bringen. Ständig schlief der Steuermann<br />
ein und rutschte dabei auf eine Seite. Und Nr.3<br />
wollte andauernd ne Pinkelpause machen,<br />
was allerdings nach dessen Bierkonsum kein<br />
Wunder ist.<br />
Dirk: Und ich war fast in der Strafkolonie:<br />
keiner trank was, keine Pause und der<br />
Steuermann schrie ständig „Schlag halten“,<br />
„Augen ins Boot“ und „nicht schlapp machen!“<br />
Ion: Also weißt du was, so geht das nicht weiter,<br />
dass einer allein über das <strong>Ruder</strong>-Schicksal aller<br />
entscheidet, - wir müssen das demokratisieren!<br />
Dirk: Jawoll, wir fordern die Gründung eines<br />
Herrenrates!<br />
Ion: Was ist das denn? Soll der raten, was auf<br />
Detlefs Zettel steht?<br />
Dirk: Quatsch, das ist so´ne Art Betriebsrat,<br />
der dem Chef rät, wie er die Boote<br />
zusammensetzen soll. Dann funktioniert der<br />
ganze Betrieb viel harmonischer!<br />
Ion: Genial! Ein Betriebsrat ist ja auch von der<br />
Arbeit freigestellt, - also braucht der Herrenrat<br />
selber gar nicht mehr rudern!<br />
Dirk: Richtig! – Nur noch trinken!<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
10<br />
Ion: Absolut geniale Idee! Die hat nur einen<br />
Haken, wahrscheinlich wollen dann alle in den<br />
Herrenrat.<br />
Dirk: Du nicht?<br />
Ion: Na klar, nie mehr Rückenschmerzen, nie<br />
mehr Frust, nur noch Harmonie!<br />
Dirk: Höchstens noch Kopfschmerzen! – Ich will<br />
da auch rein!<br />
Ion: Also müssen wir es hinkriegen, dass die<br />
anderen uns wählen.<br />
Dirk: Korrekt! Nur, wenn wir uns wählen lassen,<br />
dann müssen wir auch einen richtigen<br />
Wahlkampf inszenieren!<br />
Ion: Genial, - wie im wirklichen Leben!<br />
Dirk: Jawoll, wir versprechen denen alles, was<br />
sie wollen und wenn wir dann gewählt sind,<br />
brauchen wir selber nie mehr arbei..., äh rudern.<br />
Ion: Genial, - dann sitzen wir schön in einer Drei-<br />
Sterne-Herrenrats-Kneipe und denken uns immer<br />
beim Bierchen die Zusammensetzungen der<br />
Mannschaften aus.<br />
Dirk: Genau. Aber wie schaffen wir es, dass die<br />
uns auch tatsächlich wählen!<br />
Ion: Na du hast ja Gewerkschaftserfahrungen,<br />
mit dem Pfund kannst du doch wuchern.<br />
Dirk: Bist du wahnsinnig! Im CRC dürfte das eher<br />
zu meiner öffentlichen Versenkung in der Rheinmitte<br />
führen. Ich bin dafür, dass du damit Reklame<br />
machst als Ausländer völlig neutral zu sein,<br />
aber angibst, mich als zweiten Mann mit deutschem<br />
insider-Wissen unbedingt zu brauchen.-<br />
Zum Beispiel bei so zentralen Fragen, wann man<br />
Freibier fordern kann und wann nicht.<br />
Ion: Genial! – Und schon fällt mir sofort unser<br />
Wahlkampfmotto ein: Mitbestimmung, Freibier<br />
und Gesundheit!<br />
Dirk: Na prima! – aber nicht, dass die Jungs auf<br />
die Idee kommen, sie dürften jetzt alle<br />
mitbestimmen, wer in welches Boot kommt.<br />
Ion: Genau das darf natürlich nicht passieren,<br />
die sollen ja uns zum Herrenrat wählen.<br />
Dirk: Und wenn die uns gewählt haben, dann<br />
bestimmen wir für die mit, das ist wahre<br />
Mitbestimmung!<br />
Hier enden die Aufzeichnungen.
Damentour auf dem Main<br />
Am „Vadderdach“<br />
im Hessenland:<br />
„Wo komme denn<br />
die ganze Weiber her?“<br />
Von MARIETTA LANG<br />
Eine gemischte Truppe von <strong>Ruder</strong>damen aus<br />
Krefeld, Osnabrück und Grossauheim traf sich<br />
am 28. Mai in Hanau–Grossauheim zu den<br />
letzten Vorbereitungen für die <strong>Ruder</strong>wandertour<br />
der Damen auf dem Main. Boote, die uns der<br />
<strong>Ruder</strong>club Möve in Grossauheim zur Verfügung<br />
stellte, mussten nur noch abgeriggert und<br />
verladen werden. Beim gemütlichen Teil des<br />
Abends im „Grünen Baum“ in Kleinauheim<br />
stimmten wir uns mit hessischen Spezialitäten<br />
wie „Frankfurter grüne Soße“ auf das Kommende<br />
ein.<br />
Das Aufstehen am nächsten Morgen fiel nicht<br />
sehr schwer, waren wir doch direkt neben den<br />
wohl und ausdauernd klingenden Kirchenglocken<br />
der katholischen Kirche Kleinauheims untergebracht,<br />
die den Feiertag Christi Himmelfahrt<br />
auch Ungläubigen mit Macht in Erinnerung<br />
riefen. Der Vorstand des <strong>Ruder</strong>clubs Möve,<br />
Wilfried Heuser, übernahm für uns freundlicherweise<br />
trotz „Vatertag“ den Bootstransport, so<br />
dass wir und die Boote wohlbehalten in Freudenberg<br />
ankamen.<br />
Gestärkt mit Köstlichkeiten aus den unerschöpflichen<br />
Provianttaschen und ausführlicher Bera-<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
11<br />
tung über die Einnahme der Plätze im Boot, gingen<br />
zwei Vierer und ein gesteuerter Zweier aufs<br />
Wasser, während die Landmannschaft sich<br />
daran machte, den nächsten Anlegeplatz auszukundschaften.<br />
Den fand sie in Großheubach, wo<br />
die Landung der Damen von einigen umherstehenden<br />
„Herren“ in der Sprache der Region mit<br />
einem „Isch dacht, heut wär Vadderdach. Wo<br />
komme denn die ganze Weiber her?“ kommentiert<br />
wurde. Wir überhörten dies.<br />
Per Auto fuhren wir zum Kloster Engelberg mit<br />
Wallfahrtskirche hoch über dem Main. Zu Fuß<br />
wären es 612 Stufen gewesen. Dort wurden wir<br />
von einem kugelgleichen Mönch mit köstlichem,<br />
selbstgebrauten, dunklen Klosterbier und allem,<br />
was die Klosterküche bot, verköstigt, so dass das<br />
Weiterrudern Überwindung kostete.<br />
Das Schleusen war für die wenigen Wanderfahrtsneulinge<br />
eine unheimliche Erfahrung<br />
angesichts der schmalen, aber sehr tiefen<br />
Schleusenkammern, wo die kleinen Boote<br />
gemeinsam mit großen Mainschiffen auf<br />
niedrigeres Wasserniveau gebracht wurden.<br />
Zwei Piddelhaken waren die Einzigen, die diese<br />
Aktionen nicht unversehrt an Leib und Leben<br />
überstanden. Den wohlverdienten Feierabend<br />
genossen wir auf der großen Hotelterrasse mit<br />
Blick auf Main und Weinberge.<br />
Am nächsten Morgen wurden wir durch ein<br />
liebevoll eingerichtetes Schifffahrtsmuseum in<br />
Wörth geführt, das in einer alten, verlassenen<br />
Kirche untergebracht ist. Der sachverständige<br />
Führer brachte uns kurzweilig und spannend die<br />
Geschichte der Mainschifffahrt nahe. So wissen<br />
wir nun, was sich hinter einer „Mah-Kuh“ verbirgt:<br />
ein Schleppschiff, das sich an einer im Main<br />
verlegten Eisenkette vorwärts zog und bis zu<br />
sieben Kähne mitschleppen konnte.
Abgelegt wurde nach diesem geschichtlichen<br />
Exkurs vom Campingplatz in Wörth, wo wir uns<br />
nicht angemeldet hatten, was mit einer bestimmten,<br />
aber angesichts unserer Unwissenheit doch<br />
noch freundlichen Zurechtweisung durch den<br />
Platzwart geahndet wurde. Einige Camper ließen<br />
sich auch trotz haarscharfer Annäherung der<br />
Bootsspitze an ihren Fernseher nicht aus der<br />
Ruhe bringen und genossen sichtlich die unerwartete<br />
Unterhaltung durch 16 Damen, die nicht<br />
ganz lärmfrei drei Boote zu Wasser ließen.<br />
Unterbrochen wurde die Fahrt auf dem idyllischen<br />
Main vor einer Schleuse. Hier rasteten wir<br />
und fahndeten außerdem erfolgreich nach einem<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
12<br />
abtrünnigen Piddelhaken, der sich schwimmend<br />
entfernt hatte. Probleme gab es nur mit den<br />
öffentlichen Örtchen, für die meisten von uns<br />
etwas zu öffentlich, so dass sich das Weiterrudern<br />
für einige etwas verkniffen gestaltete.<br />
Abends hatten wir wieder diverse Live-Schaltungen<br />
per Handy mit der Herrentour, so dass wir<br />
immer auf dem neuesten Stand der Geschehnisse<br />
auf der Lahn waren. Trotz vielfältiger<br />
Klingeltöne war aber eine entspannte Unterhaltung<br />
vor unserer himmlischen Terrassenkulisse<br />
einwandfrei möglich.<br />
Der Samstag begann für uns mit einer informativen<br />
Stadtführung durch die Altstadt Aschaffenburgs<br />
bei noch gutem Wetter. Dem anschließenden<br />
Gewitter entkamen wir durch Flucht in diverse<br />
Kneipen, in denen sich ganz Hartgesottene<br />
sogar an des Frankfurters Lieblingsgetränk, den<br />
Apfelwein, wagten. Manche vergriffen sich derart<br />
häufig an Bratwurst und Pommes, dass ihnen die<br />
letzte Portion vom - über diesen unerwarteten<br />
Umsatz - überglücklichen Verkäufer sogar geschenkt<br />
wurde. Andere machten die Erfahrung,<br />
dass sich hinter „Oma Helgas Riwwelkuche“<br />
nicht der in rheinischen Landen übliche<br />
Schnibbelkuchen verbirgt, sondern es sich<br />
hierbei um einen sehr leckeren Streuselkuchen<br />
handelt.<br />
ENGEL-APOTHEKE<br />
E. Todtmann<br />
Uerdinger Straße 1<br />
(Ecke Philadelphiastraße)<br />
47799 Krefeld<br />
Tel. 02151 / 2 14 01<br />
Fax 02151 / 61 51 48
Nach heftigen Gewitter war der direkte Zufahrtsweg<br />
zum Aschaffenburger <strong>Ruder</strong>club gesperrt,<br />
so dass wir das Ziel weitläufig einkreisten. Zahlreiche<br />
Keller waren unter Wasser und die Feuerwehr<br />
heftig im Einsatz, was uns aber nicht an der<br />
Wiederaufnahme unserer <strong>Ruder</strong>tour hindern<br />
konnte, nachdem wir unter gemeinsamen<br />
Anstrengungen unsere Boote leergeschöpft<br />
hatten.<br />
Ganz ungeschoren blieben allerdings auch wir<br />
nicht. Als uns heftige Blitze umzuckten, unterbrachen<br />
wir die Fahrt und retteten uns ans Ufer. Die<br />
Happy-hour im Regen versüßten wir mit salzigen<br />
Lakritzheringen, Oliven - und mit Rebensaft.<br />
Nach dieser Unterbrechung erreichten wir<br />
Welsheim. Ein erneuter Ansturm auf unsere<br />
Hotelterrasse in Klingenberg gipfelte wiederum in<br />
einem gemütlichen Abend, natürlich mit Live-<br />
Übertragung von der Herrentour.<br />
Am nächsten Morgen wurde ein „Kinder-Boot“<br />
zusammengestellt: die Jüngste mit zarten 31<br />
Lenzen, die Älteste 63 und dreifache Großmutter.<br />
Die letzte Etappe führte uns an dichtem, teilweise<br />
urwaldähnlichem Uferbewuchs vorbei. Die<br />
malerische Kulisse von Seligenstadt mit seiner<br />
Basilika und zahlreichen Fachwerkhäusern ließ<br />
uns kurzzeitig das <strong>Ruder</strong>n vergessen. Um 11 Uhr<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
13<br />
sagte sich die Stunde der Mönche an, zu der die<br />
letzten Sekt- und Weinkorken ihre Flaschenhälse<br />
verließen.<br />
Kurz vor der letzten Schleuse in Großkrotzenburg<br />
wurde noch einmal gerastet, teils um eine<br />
vorzeitig abreisende Mitruderin zu ersetzen (der<br />
Fahrdienst leistete Ersatz), teils um die lange<br />
Wartezeit bis zur Schleusung zu überbrücken.<br />
Leider ging beim telefonischen Anfordern der<br />
Ersatzruderin das Handy über Bord. Die Rettung<br />
gelang mit körperlichem, textilem, furchtlosem<br />
Einsatz unter den interessierten Augen der Main-<br />
Radler. Die SIM-Karte ließ sich nach Trocknung<br />
in einem anderen Handy wiederverwenden.<br />
Am <strong>Ruder</strong>club Möve in Grossauheim reinigten<br />
wir die Boote unter der fachkundigen Anleitung<br />
unserer heimischen <strong>Ruder</strong>kollegin und brachten<br />
Sie in der Bootshalle unter. Nach getaner Arbeit<br />
wurden wir von den guten Geistern des Vereins<br />
begrüßt und mit Kaffee und leckerem Kuchen<br />
verwöhnt.<br />
Nach dieser wunderschönen Auszeit vom Alltag<br />
bleibt uns nur noch, dem <strong>Ruder</strong>verein Möve<br />
Grossauheim für das Ausleihen der Boote und<br />
für den freundlichen Service aller beteiligter<br />
Großauheimer ganz herzlich zu danken. Auf ein<br />
Wiedersehen nächstes Jahr in Krefeld.<br />
Nach dem Sport oder nach der (Haus-)Arbeit<br />
Wie wäre es mit einer wohltuenden Entspannungs-, Wellness- oder Sport-Massage?<br />
Kommen Sie zu Wellness bei Lotti (zu Eurer Schweizerin).<br />
Rufen Sie mich an, damit wir besprechen kö nnen, was für Sie das Richtige ist.<br />
Und dann vereinbaren wir einen Termin!
Rheinmarathon über 45 km<br />
Gut drei Stunden von<br />
Neuwied nach Bonn<br />
Es war mal wieder so weit: Zeit für die traditionelle<br />
Rheinregatta von Neuwied nach Bonn. 45<br />
km lang. Wir, das sind die Gründels, Daniel<br />
Kather, Stefan Deutschland, Noelli, Axel<br />
Heimendahl und Jörg Thorissen (alle vom CRC).<br />
Als Verstärkung haben wir noch Simone<br />
Ellichson aus Düsseldorf-Benrath sowie Lars<br />
Rosenbaum und Nico Müller aus Wolfsburg<br />
eingekauft. Somit hatten wir zwei C-Vierer<br />
besetzt, die Boote „Max Reinike“ und „Neckar“.<br />
Wir trafen uns um 10 in Neuwied, um die Boote<br />
klar zu machen. Sie mussten jetzt erst einmal<br />
hochseetauglich gemacht werden, d.h. die<br />
Ausleger wurden mit Tesa-Band von Dolle bis<br />
Bootswand zugeklebt. Als weiteres wurde das<br />
Spritzbord um ca. 25 cm erhöht. Wir haben<br />
nämlich von den anderen Vereinen gelernt, denn<br />
die machen das alle.<br />
Um 12 wurde die Regatta mit einem fliegenden<br />
Start gestartet. Dabei kamen die ersten Boote<br />
aus Bacherach den Rhein herunter. Diese rudern<br />
die 100 km Etappe, zu der wir uns bis jetzt noch<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
14<br />
nicht überwinden konnten. Die schnellsten Boote<br />
brauchen so ca. 5:15 Stunden. Wir sind mal<br />
gerade froh, wenn wir die 45-km-Etappe in drei<br />
Stunden schaffen, was wir aber dieses Jahr nicht<br />
geschafft haben. Das Boot „Max Reinike“ hat<br />
3:20 Stunden gebraucht - fast ohne Wasserübernahme.<br />
Das andere Boot musste zwischendurch<br />
einmal am Ufer anlegen und das Boot umdrehen.<br />
Als sie dann nach 3:05 Stunden in Bonn ankamen,<br />
wurde es erneut Zeit, denn die Fersenkappen<br />
im Boot waren schon wieder unter Wasser.<br />
Nach einem griechischen Mahl ging es in die<br />
Bonner Rheinauen zum Feuerwerk, das etwa<br />
eine halbe Stunde dauerte und mit Musik von<br />
James Bond untermalt war. Christian Noell
Umfangreiches Angebot von<br />
Spitzensport bis Breitensport<br />
„Im CRC<br />
kann jeder<br />
glücklich werden“<br />
Andere Krefelder Sportvereine klagen über Mitgliederschwund,<br />
nicht so der <strong>Crefelder</strong> <strong>Ruder</strong>-<br />
<strong>Club</strong>. Im 120. Jahr seines Bestehens verzeichnet<br />
der Traditionsverein vom Rhein sogar einen<br />
leichten Zuwachs und zählt nun 313 Mitglieder,<br />
darunter rund ein Drittel Jugendliche. Die sportlichen<br />
Erfolge der letzten Jahren mit WM-<br />
Medaillen und nationalen Titeln, aber auch das<br />
intakte Vereinsleben, bei dem neue Mitglieder<br />
schnell integriert werden, erklären die Anziehungskraft<br />
des CRC.<br />
Breitensport<br />
„Bei uns kann jeder glücklich werden“, betonte<br />
Vorsitzender Walter Jansen bei der Mitgliederversammlung<br />
am 26. März. In der Tat gibt es das<br />
ganze Jahr über ein umfangreiches Angebot mit<br />
Unser geschäftsführender Vorstand mit dem<br />
Vorsitzenden Walter Jansen, Schatzmeisterin Iris<br />
Shore und Schriftführer Gero Hattstein.<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
15<br />
Ehrungen beim <strong>Crefelder</strong> <strong>Ruder</strong>-<strong>Club</strong> (von links): Rüdiger<br />
Behrendt, Peter Christian Müller, Walter Jansen, Dr. Wolfgang<br />
Urban, Lothar Bernaesch und Martin Busch.<br />
Vereinsfesten, Kabarettabend, Radtouren, Skiferien<br />
und Gymnastikkursen. Ulrich Troitzsch<br />
betreut zudem den Breitensport und hat im letzten<br />
Jahr eine Gruppe von „<strong>Ruder</strong>eltern“ für die<br />
Teilnahme an der ersten Regatta ihres Lebens<br />
begeistern können – zum Erstaunen ihrer Kinder.<br />
Konsequente Frühförderung<br />
Durch seine beiden Bootshäuser am Rhein für<br />
die Wanderruderer und am Elfrather See für die<br />
Trainingsruderer verfügt der <strong>Club</strong> über optimale<br />
Voraussetzungen. Der Trainerstab mit Christoph<br />
Lüke, Annika Poppe, Andreas Horster und Volker<br />
Lechtenberg pflegt eine gelungene Kooperation<br />
mit dem Uerdinger RC im Kinder- und Junioren-<br />
B-Bereich, wodurch die Basis für gut besetzte<br />
Großboote vergrößert wird.<br />
Mit dem Moltke-Gymnasium als Partnerschule<br />
des Leistungssports begründete der CRC eine<br />
konsequente Frühförderung. Derzeit steigen 30<br />
Kinder im Alter zwischen 12 und 14 in die Boote.<br />
Großer Sport von jung bis alt<br />
Die Erfolge des seit Jahren entwickelten Standortkonzeptes<br />
haben sich auch im vergangenen<br />
Jahr eingestellt. Cheftrainer Lüke erinnerte an die<br />
Erfolge des Vorzeigeruderers Stefan Lier mit der<br />
Silbermedaille im Deutschland-Vierer bei der<br />
Weltmeisterschaft in Sevilla und einer weiteren<br />
Bronzemedaille bei der U23-WM sowie an sieben<br />
Medaillen bei den Deutschen Meisterschaften,<br />
drei Landestitel sowie drei Siege bei den World<br />
Masters, den Weltmeisterschaften der Senioren.<br />
Nicht ohne Stolz meinte Lüke: „Im CRC wird<br />
großer Sport geboten von jung bis alt.“
Ohne Fleiß kein Preis<br />
Ohne Fleiß, kein Preis, lautet es auch beim<br />
<strong>Ruder</strong>n. Und so kamen die Spitzenruderer des<br />
CRC auf Trainingsumfänge, wie sie es in der<br />
<strong>Club</strong>geschichte noch nie gegeben hat.<br />
Bei den Männern und Junioren hält Jochen<br />
Urban mit 4.159 <strong>Ruder</strong>kilometern die Spitze,<br />
gefolgt von Marco Senn (3.769 km), Lars<br />
Henning (3.582 km) und Christoph Schregel<br />
(3.555 km). Bei den Juniorinnen ruderten Miriam<br />
Woiwood (2.759 km), Lisa Tophoven (2.567 km)<br />
und Alex Hülsmann (2.552 km) am meisten. Dagegen<br />
nehmen sich die Distanzen der Senioren<br />
fast bescheiden aus: Hajo Stapf war mit 2.656<br />
km bei den Männern vorn, Hildegard Noell mit<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
16<br />
1.370 km bei den Frauen. Insgesamt ruderten<br />
CRC-Aktive auf deutschen und ausländischen<br />
Gewässern 118.000 km.<br />
Große Spendenbereitschaft<br />
Dazu stehen den <strong>Ruder</strong>ern 79 Boote mit insgesamt<br />
196 <strong>Ruder</strong>plätzen zur Verfügung, darunter<br />
auch zwei Achter als Flaggschiffe. Allein die<br />
Kosten für die Investitionen in neue Boote und<br />
Ergometer sowie in den laufenden <strong>Ruder</strong>betrieb<br />
summierten sich 2002 auf rund 113.000 Euro.<br />
Schatzmeisterin Iris Shore lobte die Mitglieder für<br />
„die große Unterstützung durch Spenden und<br />
das trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage“.<br />
Dadurch ließ sich der Vereinsetat annähernd<br />
ausgleichen.<br />
Zum Abschluss ehrte der<br />
<strong>Club</strong>präsident langjährige<br />
Mitglieder: Peter<br />
Christian Müller für 50jährige<br />
Mitgliedschaft mit<br />
der goldenen Nadel des<br />
Deutschen <strong>Ruder</strong>verbandes,<br />
Dr. Wolfgang Urban<br />
für 40 Jahre mit der goldenen<br />
CRC-Ehrennadel<br />
sowie die 25-jährigen<br />
Lothar Bernaesch, Martin<br />
Busch und Rüdiger<br />
Behrendt mit der silbernen<br />
CRC-Ehrennadel.<br />
Geehrt in Abwesenheit:<br />
Hanspeter Janssen (50<br />
Jahre) sowie Christoph<br />
Claesges, Dr. Wofgang<br />
Kauffels, Ute Vogt,<br />
Michael Claesges, Ralph<br />
Ebers, Martina Müller-<br />
Bommers, Beate Vogt<br />
und Claudia Vogt (25<br />
Jahre). pb<br />
Als neue Mitglieder begrüßen<br />
wir: Yvonne<br />
Jansen, Regina Huhnen,<br />
Fatme Melka, Frank<br />
Hose, Manfred Evertz,<br />
Ludwig Schulten, Markus<br />
Trecker (ordentliche<br />
Mitglieder), Konstanze<br />
Janssen, Winkmann<br />
Evertz, Tjarde Melka<br />
(Ehefrauen), Kristin<br />
Heume, Volker Acker,<br />
Johanna Davids (Jugendmitglieder)<br />
sowie<br />
Volker Willisch<br />
(außerordentliches<br />
Mitglied).
Mitgliederbefragung<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
17<br />
Der <strong>Crefelder</strong> RC möchte sein Sportangebot im Sommer und Winter optimieren. Wichtig ist uns Ihre<br />
Zufriedenheit mit dem aktuellen Angebot und ob Sie noch Interesse an weiteren Sportangeboten<br />
haben.<br />
1. Geschlecht: männlich weiblich<br />
2. Alter: < 20 Jahre 40-50 Jahre 60-70 Jahre<br />
20-30 Jahre 50-60 Jahre > 70 Jahre<br />
30-40 Jahre<br />
3. Im CRC Mitglied seit:<br />
weniger als 3 Jahre länger als 3 Jahre<br />
4. Fühlen Sie sich über das sportliche Angebot des Vereins gut Informiert?<br />
gut informiert könnte besser sein schlecht informiert<br />
Wie informieren Sie sich? ..............................................................................................<br />
5. Wie häufig nutzen Sie das Sportangebot des CRC durchschnittlich?<br />
Winter (Okt. bis März) Sommer (März bis Okt.)<br />
nie nie<br />
ca. 1-2 mal pro Monat ca. 1-2 mal pro Monat<br />
ca. 1 mal pro Woche ca. 1 mal pro Woche<br />
ca. 3 mal pro Woche ca. 3 mal pro Woche<br />
> 3 mal pro Woche > 3 mal pro Woche<br />
Wenn Sie nie oder nur 1-2 mal pro Monat Sport machen liegt das an:<br />
ich bin unterstützendes Mitglied und möchte nicht das<br />
Sportangebot nutzen<br />
berufliche / familiäre Gründe<br />
Sportangebot nicht attraktiv<br />
durch den Verein zeitlich ungünstige Terminvorgaben<br />
sonstiges:....................................….......................<br />
6. Haben Sie in der Vergangenheit regelmäßig an Wanderfahrten / Regatten teilgenommen?<br />
nie ca. 1-3 mal pro Jahr > 3 mal pro Jahr<br />
Wenn nie, warum nicht?<br />
........................................................................................................................................<br />
........................................................................................................................................<br />
7. Wäre die vermehrte Teilnahme an Breitensportregatten wünschenswert?<br />
ja nein
8. Besteht Interesse an einem erweiterten Sportangebot im Winter an:<br />
an einer Schwimmgruppe (z.B. Bockumer Bad)<br />
an einer Laufgruppe (z.B. E-See)<br />
an einer Walkinggruppe (z.B. Stadtwald)<br />
an einer Badmintongruppe<br />
an weitern Ergometerruderterminen (z.B. Bataverstr.)<br />
an <strong>Ruder</strong>n am Vormittag / Nachmittag (E-See / Rhein)<br />
an Fitnessgymnastik (z.B. Bataverstr.)<br />
Ihr Vorschlag:……………………………………………………………<br />
9. Besteht Interesse im Sommer an:<br />
An weiteren <strong>Ruder</strong>zeiten<br />
z. B. Samstags<br />
z. B. In der Woche an einem Vormittag<br />
Ihr Vorschlag:…………………………………………………………….<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
18<br />
ja nein<br />
ja nein<br />
10. Was gefällt Ihnen zur Zeit am Sportangebot des CRC gut?<br />
………………………………………………………………………………………………………………………<br />
……………………………………………………………………………..............<br />
………………………………………………………………………………………………….......<br />
11. Was gefällt Ihnen zur Zeit nicht gut?<br />
…………………………………………………………………………………………………….………………<br />
……………………………………………………………………………………….……………………………<br />
…………………………………………………………..........................<br />
12. Haben Sie Fähigkeiten und oder Kontakte, die Sie dem <strong>Ruder</strong>club zur Verfügung stellen könnten?<br />
..................................................................................................................................................................<br />
........................................................................................................................<br />
Für Rückfragen bin ich erreichbar:<br />
Name:.....................................………………<br />
Tel.:.........................................………………<br />
e-mail:.....................................………………<br />
Den ausgefüllten Zettel schicken Sie bitte an:<br />
Ulrich Troitzsch, Bönnersdyk 40, 47803 Krefeld (für Fragen Tel. 02151-536171)<br />
Abgabeschluss: 4 Wochen nach Erhalt des Fragebogens<br />
Vielen Danke für Ihre Mitarbeit.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Walter Jansen Ulrich Troitzsch
Mein erster Marathonlauf<br />
Nach der<br />
Rheinkniebrücke begann<br />
das große Sterben<br />
der Optimisten<br />
Von PETER BAULAND<br />
Der 1. Rhein-Marathon fand am 4. Mai in<br />
Düsseldorf statt. Das Wetter an diesem<br />
Sonntag war schön, sonnig, wolkenlos, 27<br />
Grad und mehr. Ideal für den Biergarten und<br />
die Zuschauer, weniger für die Läufer. Die<br />
Zeitungen schrieben am Tag danach von<br />
einer "Hitzeschlacht". Mehr als 600 Läufer<br />
blieben auf der Strecke. Ich hielt durch und<br />
kam nach 4:29:39 Stunden ins Ziel als 2.823.<br />
von rund 5.400 Startern.<br />
Die Vorbereitung<br />
Anfang Januar habe ich die Ausschreibung in der<br />
Zeitung gelesen und mich angemeldet. Im Internet<br />
fand ich schnell Trainingsprogramme, die den<br />
Läufer zu Endzeiten von 4:30 oder auch 4:00<br />
befähigen wollten. Denen entnahm ich, dass<br />
lange und kürzere Läufe im Wechsel wichtig<br />
seien. Geflissentlich ignorierte ich jedoch den<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
19<br />
ständigen Wechsel zwischen "langsamem<br />
Dauerlauf", "schnellem Tempolauf" oder "Fahrtenspiel"<br />
und Angaben wie 70%, 75% oder 80%<br />
Pulsfrequenz sowieso. Ich lief, wie ich lustig war:<br />
drei oder vier Mal die Woche auf meiner<br />
Stadtwald-Runde, eine Runde (7,1 km), zwei<br />
(12,6 km) oder drei Runden (18,1 km). So kam<br />
ich 15 Wochen lang auf wöchentliche Laufleistungen<br />
von 38 bis 45 km, manchmal auch<br />
weniger. Insgesamt hatte ich bis zum Marathon<br />
knapp 600 Trainings-Kilometern in den Beinen.<br />
Alle mehr oder weniger gleichförmig in einem<br />
Tempo, mal ein bisschen schneller, mal<br />
langsamer.<br />
Am 12. April begab ich mich um 13 Uhr auf den<br />
ersten "Langen Lauf": 31 km über Traar -<br />
Egelsberg - Luit - Niep - Lind - Tönisberg -<br />
Talschenke - NiepKull. Erstmals nur Asphalt. Ein<br />
schöner Frühlingstag. Ausgerüstet mit einem<br />
Getränkegürtel mit einer 0,5l-Wasserflasche und<br />
einigen Schokoriegeln, legte ich zügig los.<br />
Km 10 (an Tee 9 des Golfplatzes Niep) durchlief<br />
ich nach 54:12. Nach 15km spürte ich etwas die<br />
Waden und unter meinen Fußsohlen Druckstellen.<br />
20 km nach 1:51:30 schienen mir auch okay.<br />
Die "Schluff"-Trasse an der Talschenke markierte<br />
km 22; ich lag bei 2:02. Von nun an ging's bergab<br />
- mit mir. Die Fußsohlen schmerzten; die Schritte<br />
taten weh. Irgendwie hatte ich mich überschätzt.<br />
Erschöpft und salzüberkrustet kam ich nach<br />
2:56:52 Stunden gegen 16 Uhr zu Hause an, legte<br />
mich auf die Gartenliege und schlief erst mal.<br />
Die Druckstellen unter den Füßen signalisierten:<br />
1. Die Asics-Laufschuhe unbekannten Alters<br />
taugten nichts mehr. 2. Meine Beine sind Asphalt<br />
nicht gewöhnt. Konsequenz: Neue Schuhe
(Asics, Gel 2080 für 117,50 EUR bei Borgmann)<br />
und von nun an nur noch Laufen auf Asphalt.<br />
Am 22. April (bedeckt, leichter Niesel - eigentlich<br />
ideal) wagte ich den zweiten "Langen Lauf".<br />
Selbe Strecke, ähnliche Probleme. Zwar waren<br />
die Druckstellen unter den Füßen weg, aber die<br />
Wadenschmerzen stellten sich pünktlich bei km<br />
20 wieder ein. Obwohl ich nun wirklich langsamer<br />
angegangen war (10km: 58:14, 20km: 1:56:28),<br />
brach ich erneut ein und endete bei 3:03:49. War<br />
das normal? Ich hatte gehofft, 30 km beschwerdefrei<br />
und problemlos durchlaufen zu können<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
20<br />
und erst dann sterben zu müssen. Aber schon<br />
zur Hälfte der Marathon-Distanz den Willen<br />
einschalten zu müssen - wie sollte das nur<br />
enden?<br />
Ich ging mal wieder ins Internet und las bei<br />
"Google" unter dem Suchbegriff "Marathon-<br />
Vorbereitung" über Ernährung und Stoffwechsel.<br />
Mein Arzt riet mir zu Ergänzungspräparaten. In<br />
der Apotheke verkaufte man mir Ortho Life Sport,<br />
50 Ampullen für 50 EUR. Acht Tage noch bis<br />
Düsseldorf.<br />
In dieser letzten Woche muss ich<br />
ernährungstechnisch für jeden<br />
Ökotrophologen die reine Freude<br />
gewesen sein. Ich soff Wasser wie<br />
ein Pferd, aß regelmäßig, trank<br />
keinen Alkohol, nahm brav jeden<br />
Abend zum Essen eine Ampulle<br />
Ortho Life. Beim „Tanz in den Mai“<br />
schockierte ich die Freunde mit<br />
meinem Wasserkonsum und wurde<br />
mit häufigen Toilettengängen<br />
auffällig. Ab Freitagabend habe ich<br />
nur noch Nudeln gegessen, mehrmals<br />
am Tag, immer zwei gehäufte<br />
Teller, bis mir die Pasta aus den<br />
Ohren kam. Überraschenderweise<br />
brachte ich am Wettkampftag mein<br />
bis dato bestes Kampfgewicht: 73,8<br />
kg. Der Stoffwechsel funktionierte:<br />
Ortho sei Dank.<br />
Das Primärziel hieß: Ankommen ist<br />
alles. Doch wenn es vier Stunden<br />
oder knapp darunter würden, wäre<br />
es schon schön.<br />
Der Tag X<br />
Aufstehen um sieben Uhr - für<br />
sonstige Sonntage völlig verrückt.<br />
Frühstück ohne Kaffee. Drei<br />
Scheiben Toast mit rohem Schinken<br />
und Käse, dazu Banane und<br />
Wasser. Den orangefarbenen<br />
Marathon-Kleiderbeutel gepackt.<br />
Meine Frau fuhr mich um kurz nach<br />
acht zur K-Bahn-Haltestelle (U76)<br />
Ostwall. An ihren Kleiderbeuteln sollt<br />
ihr sie erkennen - die Leidensgefährten.<br />
Auch unser Sparkassen-Laufteam<br />
mit zehn gemeldeten Teilnehmern<br />
trudelte allmählich ein und<br />
komplettierte sich im Laufe der<br />
Haltestationen. Abfahrt: 8:27.<br />
Fahrzeit: etwas mehr als eine halbe
Stunde. Als die Bahn über die Oberkasseler<br />
Brücke fährt, die wir in ein paar Stunden noch<br />
mal fußläufig oder -gängig queren werden, ist die<br />
Bahn gefüllt wie zu besten Rush-Hour-Zeiten.<br />
An der Hofgartenrampe steigen wir aus und<br />
gehen zum verabredeten Treffpunkt. Von der<br />
Nervosität ist anderthalb Stunden vor dem Start<br />
merkwürdigerweise nicht sehr viel zu spüren.<br />
Wenigstens bei mir nicht. Schon jetzt um 9.30<br />
Uhr ist klar, dass die Temperaturen heute in<br />
lichte Höhen steigen werden. In der Sonne ist es<br />
bereits angenehm wärmend.<br />
10 Uhr. Countdown und Beifall: Die Inliner gehen<br />
auf die Strecke. So langsam wird es auch für uns<br />
ernst. Kleidersack wie tausende Andere auch am<br />
THW-Laster abgegeben. Hoffentlich auf<br />
Wiedersehen. In die Schlange an den<br />
Toilettenwagen gestellt. Es dauert und dauert.<br />
Kostet Pinkeln etwa Geld? Nein, nur große<br />
Sachen kosten 40 Cent. Befreit von aller Not,<br />
kann es von mir aus losgehen.<br />
Das Rennen<br />
3 - 2 - 1 - los. Bis wir an die Startlinie vorgerückt<br />
sind und per Laufchip am Schuh die eigene<br />
Zeitmessung für die sogenannte Nettozeit<br />
auslösen, dauert es vier Minuten. Ich hätte mit<br />
mehr gerechnet. Nun setzt sich der Lindwurm auf<br />
der Cecilienallee langsam in Bewegung. Mit<br />
Startnummer 8687 habe ich den ersten Marathon<br />
meines Lebens aufgenommen.<br />
Wie auf der Autobahn gibt es zunächst immer<br />
wieder Stop and Go. An einen eigenen Laufrhythmus<br />
ist bei dieser Masse Mensch erst mal<br />
nicht zu denken. Ausweichen, abbremsen,<br />
antreten, überholen. Eine Läuferin rennt gegen<br />
ein Absperrgitter und fällt hin. Außen laufen, nicht<br />
einkesseln lassen. Platz haben. Den ersten<br />
Kilometer passiere ich nach 6:30, den zweiten<br />
nach 12:15. So im Pulk zu laufen, unterscheidet<br />
sich gravierend von meinen Sololäufen, in denen<br />
ich meinem Körper- und Laufgefühl nachgeben<br />
kann. Ich glaube, das mit dem Zeitplan kann ich<br />
heute vergessen.<br />
Urplötzlich, auf jeden Fall ohne vorherigen Hinweis<br />
taucht vor km 5 die erste Verpflegungsstelle<br />
auf. Staus haben sich gebildet, Menschenknubbel.<br />
Schimpfend, fluchend. Wo sind die Becher?<br />
Keine Becher da? Wasser? Bananen sind "aus".<br />
In Eimern wird Wasser herangeschleppt,<br />
abgefüllt aus dem kommunalen Wassernetz per<br />
Feuerwehrhydrant. Auf jeden Fall eiskalt und<br />
wenig magenfreundlich. In den Tagen danach<br />
hagelt es Kritik für dieses Versorgungs-Chaos.<br />
Ich greife mir einen Becher Wasser. Der Ver-<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
21<br />
stand sagt: Trink jetzt. Trink langsam. Gar nicht<br />
so leicht, im Laufen aus einem Pappbecher zu<br />
trinken. Das habe ich vorher nicht trainiert.<br />
Besser scheint es mir, in kleinen Schlucken zu<br />
trinken und dabei zu gehen. Das kostet zwar<br />
Zeit. Aber was gewänne ich, wenn ich mich<br />
verschlucke oder mir Seitenstiche einfange?<br />
Die 10-km-Marke passiere ich ungefähr bei 61:00<br />
- alles andere als eine Traumzeit und satte<br />
sieben Minuten über dem Zeitplan. In den<br />
Oberschenkeln verspüre ich ein sanftes Ziehen,<br />
anfangs nicht dramatisch, später zunehmend<br />
brennend. Das um den Hals geschlungenes<br />
Sanitas-Tuch tauche ich statt Schwamm in die<br />
Wasserschüssel, wringe es über den Kopf aus<br />
und binde es mir wieder um. Ich habe inzwischen<br />
aufgehört, auf die Uhr zu schauen und zähle<br />
lieber die km-Tafeln am Straßenrand.<br />
Das Feld entzerrt sich zunehmend, wodurch die<br />
Versorgungslage zugleich besser wird. Ich entdecke<br />
die Lust des langsamen Knabberns. Wie<br />
später auch ungeschälte Bananen, esse ich<br />
Müsli-Riegel über einige Kilometer in kleinen<br />
Bissen und habe das Gefühl, dass mein Körper<br />
die Nahrung so viel besser und dosierter in<br />
Energie umwandeln kann. Eigentlich geht es mir<br />
noch ganz gut. Der Laufrhythmus wird durch die<br />
Gedanken an Selbsterhalt bestimmt. An jeder<br />
Verpflegungsstelle wird getankt, zu Beginn nur<br />
der Vernunft folgend, später wirklich aus echten<br />
Bedürfnissen. Es ist nun mal heiß. Wichtig für die<br />
Selbstmotivierung: Nach jedem Trink-Trab sofort
wieder in den Laufschritt fallen. Dem Körper bloß<br />
keine vorzeitige Bequemlichkeit gönnen.<br />
Ab km 18 werden die Oberschenkel dicker und<br />
die Schritte kleiner. Der Körper reagiert wie bei<br />
den langen Vorbereitungsläufen und signalisiert:<br />
Hey, Marathon-Mann, dein Training war unsystematisch.<br />
Nicht die richtige Mischung aus langen<br />
und schnellen Läufen. Jedenfalls liegt es nicht an<br />
Wasser- und Nahrungszufuhr. Da bin ich gut<br />
versorgt.<br />
Irgendwo an der Halbmarathon-Marke wollte<br />
meine Frau stehen. Tatsächlich - mehrere 100 m<br />
weiter entdecke ich Heike und ihre Freundin<br />
Gabi. Küsschen hier, Küsschen da. So viel Zeit<br />
muss sein. Bei km 25 stehen meine Kinder Alex<br />
und Annika in einer Rechtskurve und rufen:<br />
"Papa, los, du schaffst es." Im Augenblick<br />
beschleichen mich - ehrlich gesagt - leichte<br />
Zweifel. Doch der Zuspruch baut auf.<br />
Der Point of no return nähert sich: km 27. Die<br />
Rampe zur Rheinkniebrücke steht bevor. Wenn<br />
ich hier rüberlaufe, muss ich auch wieder zurück.<br />
Noch mal zeigen sich meine beiden weiblichen<br />
Fans. Okay, es soll sein.<br />
Wo sonst nur Autos fahren, nehmen wir Läufer<br />
die Brücke im kleinsten Gang - für manche<br />
wörtlich. Knalle Sonne, böiger Wind. Jetzt auf der<br />
linken Rheinseite beginnt das große Sterben der<br />
Optimisten. Wer vorher noch Kraft für Scherze<br />
hatte, schweigt nun, geht immer häufiger oder<br />
humpelt sogar. Laufend finde ich meinen<br />
Überlebensrhythmus. Laufen, trinken, gehen,<br />
laufen, essen - immer weiter.<br />
Am Rhein geht es fast endlos entlang bis zur<br />
Theodor-Heuss-Brücke, durch Oberkassel und<br />
Lörick zurück. km <strong>33</strong>, 34, 35, 36. Die Anwohner<br />
halten die Gartenschläuche auf die Straße,<br />
reichen uns Wasser und auch Bananen, muntern<br />
auf. Ich laufe von Zeit und Raum etwas losgelöst,<br />
ohne jedoch in den Genuss von Endorphinen zu<br />
kommen. So richtige Glücksgefühle wollen sich<br />
nicht einstellen.<br />
Wo wir morgens mit der K-Bahn gefahren sind,<br />
denke ich mir: Ab hier kennst du die Strecke bis<br />
ins Ziel und könntest sie zur Not auch gehen. Am<br />
Belsenplatz biegen wir in die Luegallee. Hier<br />
steppt der Bär - das nehme selbst ich wahr. Links<br />
und rechts Menschenmassen. Durch diese hohle<br />
Gasse müssen wir laufen. Das trägt bis zur<br />
Oberkasseler Brücke und darüber. Ich habe jetzt<br />
auf Traubenzucker-Verbrennung umgestellt. Fünf<br />
Stücke hatte ich mir in die Laufhosen-Innentasche<br />
gesteckt für die Zeit, wenn gar nichts<br />
mehr geht. Jetzt ist es soweit. Für die letzten fünf<br />
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
22<br />
Kilometer beiße ich Stück für Stück – Knabberglück.<br />
Der Zucker geht direkt ins Blut.<br />
Das Ziel liegt in greifbarer Nähe. km 39: runter<br />
von der Brücke. km 40: Königsallee. Es ist bald<br />
geschafft. Einbiegen auf die Zielgerade. Noch<br />
500m. Da stehen Heike, Annika und Gabi.<br />
Plötzlich läuft meine Tochter neben mir her. "Los,<br />
Papa, du schaffst es." Jetzt glaube ich auch dran.<br />
Bis ins Ziel läuft sie neben mir her und feuert<br />
mich pausenlos an. Ich denke, mein Gott ist sie<br />
schnell. Wieso schafft sie das Tempo? Richtiger<br />
wäre wohl gewesen: Mein Gott, was bin ich<br />
langsam.<br />
Einige Läufer haben mich noch auf der Zielgerade<br />
überholt. Auf einen Endspurt habe ich<br />
jetzt keine Lust mehr. Bei 4:<strong>33</strong>:40 Bruttozeit<br />
durchlaufe ich das Ziel (netto 4:29:39). Jemand<br />
hängt mir die Finisher-Medaille um. Leider gibt es<br />
zunächst nichts zu trinken. Glücklicherweise<br />
finde ich auf Anhieb meinen Kleiderbeutel.<br />
Dahinter gibt es einen Getränkestand, an dem<br />
ich Wasser und Iso ergattere. Auch hier ein<br />
echter Verpflegungsnotstand. Geschafft. Ich<br />
lehne am Geländer des Rheinufers und schaue<br />
mir die anderen an. Einige haben Kreislaufprobleme,<br />
sind kalkweiß. Andere stehen vor<br />
einem Krampf. Mir geht es überraschend gut:<br />
keine Kreislaufprobleme, nur "normal" schwere<br />
Beine. Und heiser bin ich vom aggressiven<br />
Traubenzucker.<br />
Die Duschen sind überfüllt. Langsam ziehe ich<br />
mir frische Sachen an. Per Handy finde ich<br />
meine Frauen am Schlossturm. Heike, Gabi und<br />
ich gehen ins G@rden und stoßen mit Sekt (die<br />
Mädels) und Apfelschorle (ich) an: Herzlichen<br />
Glückwunsch. Ich bin jetzt ein Marathon-Mann.
<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
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<strong>Dollen</strong>bruch <strong>33</strong><br />
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