BI-aktuell_1-2_2012
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BAUKONJUNKTUR IM AUFWIND /7<br />
Dieser Konsoli dierungsprozess hat sich auch<br />
2011 fortgesetzt.<br />
Die Bauwirtschaft wird <strong>2012</strong> davon profitieren,<br />
dass die Baukonjunktur der gesamtwirtschaftlichen<br />
Konjunktur „nachläuft“.<br />
Die deutsche Bauwirtschaft hat insoweit gute<br />
Chancen, das von vielen Experten als schwierig<br />
angesehene erste Halbjahr <strong>2012</strong> halb wegs<br />
unbeschadet zu überstehen.<br />
Baugewerbliche Umsätze im Bauhauptgewerbe <strong>2012</strong><br />
nominale Veränderungsraten zum Vorjahr, gerundet<br />
Westdeutschland Ostdeutschland Deutschland<br />
Wohnungsbau 5,5 % 8,5 % 6,0 %<br />
Wirtschaftsbau 3,5 % 2,5 % 3,0 %<br />
Öffentlicher Bau –2,0 % –4,0 % –2,5 %<br />
Gesamt 2,5 % 2,0 % 2,5 %<br />
Prognose des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e.V., Veränderungsraten gerundet<br />
Für den Wohnungsbau eröffnen sich <strong>2012</strong> die<br />
besten Wachstumsperspektiven: Alle Vorlaufindikatoren<br />
senden unverändert positive<br />
Signale (Auftragseingänge 2011: +20,9 Prozent;<br />
Baugenehmigungen Jan. – Nov. 2011:<br />
+19,4 Prozent; Auftragsbestände Ende Sept.<br />
2011: +25,3 Prozent). Nichts deutet derzeit<br />
darauf hin, dass diese Entwicklung kurzfristig<br />
abbrechen könnte.<br />
Ganz im Gegenteil: Die anhaltende Unsicherheit<br />
auf den Kapitalmärkten wird auch <strong>2012</strong><br />
Kapital in Wohnimmobilienanlagen lenken.<br />
Deshalb sind wir wie die Bundesbank davon<br />
überzeugt, dass sich der konjunkturelle<br />
Aufschwung <strong>2012</strong> im Geschosswohnungs bau<br />
fortsetzen wird. Wir rechnen hier mit einem<br />
Anstieg der Fertigstellungen von über 15 Prozent<br />
auf 75.000 Einheiten (alle Wohnungen:<br />
+12 Prozent auf 210.000 Einheiten).<br />
Mit anderen Worten: Der Wohnungsbau<br />
wird <strong>2012</strong> von der Krise der Kapitalmärkte<br />
wieder profitieren. Wir gehen deshalb davon<br />
aus, dass die Wohnungsbauumsätze <strong>2012</strong><br />
zwar nicht mehr so stark wie im vergangenen<br />
Jahr, aber immerhin noch um nominal 6 Prozent<br />
wachsen werden.<br />
Dagegen ist eine Prognose der Umsätze im<br />
Wirtschaftsbau derzeit mit großen Unsicherheiten<br />
verbunden: Zwar zeichnen auch<br />
in dieser Bausparte die Frühindikatoren<br />
ein unverändert positives Bild (Auftragseingänge<br />
2011: +13,0 Prozent, Baugenehmigungen<br />
Jan.–Nov. 2011: +21,6 Pro zent,<br />
Auftragsbestände Ende Sept. 2011: + 9,1 Prozent);<br />
wir wissen aber auch, dass die Auftraggeber<br />
in diesem Marktsegment sehr<br />
viel schneller auf Konjunktureinbrüche<br />
mit dem Abbruch von Vorhaben und dem<br />
Einfrieren von Bau genehmigungen reagieren.<br />
Alle Frühindikatoren signalisieren für das<br />
neue Jahr Umsatzverluste: Die Auftragseingänge<br />
sanken 2011 um nominal 3,9 Prozent.<br />
Mehr noch: Auch das Volumen der Baugenehmigungen<br />
lag in den ersten elf Monaten<br />
2011 um 19 Prozent unter dem Vorjahresniveau.<br />
Die Konjunkturprogramme sind endgültig<br />
ausgelaufen. Sie hatten den Öffentlichen Bau<br />
2011 noch mit rund 6 Milliarden Euro gestützt.<br />
Neue konjunkturstützende Maß nah men sind<br />
mit Blick auf die Höhe der Staatsschulden<br />
selbst bei einem Konjunktur einbruch auch in<br />
Deutschland nicht zu erwarten.<br />
Die europaweite Zuspitzung der Staatsschuldenkrise<br />
zwingt Bund, Länder und<br />
Gemeinden auf längere Sicht zu äußerster<br />
Sparsamkeit. Dies gilt vor allem mit Blick<br />
auf die Einführung der Schuldenbremse,<br />
die dem Bund ab 2016 nur noch einen Verschuldungsspielraum<br />
von 0,35 Prozent des<br />
Bruttoinlandsprodukts, also von etwa 9 Milliarden<br />
Euro, einräumt und in den Ländern<br />
ab 2020 überhaupt keine Verschuldung mehr<br />
zulässt.<br />
Wir gehen deshalb davon aus, dass die Umsätze<br />
im öffentlichen Bau <strong>2012</strong> um nominal<br />
2,5 Prozent zurückgehen werden.<br />
Fassen wir zusammen: Die deutsche Bauwirtschaft<br />
wird sich also <strong>2012</strong> auf ein schwierigeres<br />
Baujahr in einem unsicheren gesamtwirtschaftlichen<br />
Umfeld einstellen müssen.<br />
Alle Überle gungen deuten aber auch darauf<br />
hin, dass wir uns nicht auf einen dramatischen<br />
Konjunktur einbruch vorbereiten<br />
müssen. Insbesondere der Wohnungsbau,<br />
zum Teil auch der Wirt schaftsbau, werden<br />
<strong>2012</strong> dafür sorgen, dass die zu erwartenden<br />
Rückgänge im Öffentlichen Bau aufgefangen<br />
werden können. Per Saldo werden wir voraussichtlich<br />
einen leichten Umsatzzuwachs von<br />
nominal 2,5 Prozent verbuchen können. Dahinter<br />
steht bei einer Preissteigerung von 1,5 Prozent<br />
ein Wachstum von real einem Prozent.<br />
Für die Beschäftigten heißt dies, dass sich<br />
die Unternehmen <strong>2012</strong> auf den Ersatz der<br />
in den Ruhestand gehenden Mitarbeiter beschränken<br />
werden; einen Beschäftigungsabbau<br />
wird es jedoch schon mit Blick auf den<br />
engen Arbeitsmarkt für Facharbeiter nicht<br />
geben. Stand: 22. Februar <strong>2012</strong><br />
Dagegen ist ein Rückgang der Umsätze im<br />
Öffentlichen Bau <strong>2012</strong> wohl nicht mehr zu<br />
verhindern:<br />
Große Resonanz bei der Jahresauftakt-Pressekonferenz in Berlin<br />
Lammel