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Schwäbische Nachrichten & AuLa - Ausgabe 11/2015

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VomRingbrot zur Breze, Bretzg,Bretzn<br />

Brauchtum im Jahreslauf<br />

BRAUCHTUM<br />

Römisches Ringbrot geschlossener<br />

Ring „bracchium“<br />

1. –9.Jh.<br />

Verdoppelte6er-Form „prezita“<br />

<strong>11</strong>. Jh.<br />

Prof.Dr.<br />

Hans Frei<br />

Eine Besonderheit unter den<br />

Backwaren und eine beliebte<br />

Gaumenfreude über das ganze<br />

Jahr ist die Breze, Bretzg oder<br />

Bretzn, jenach Landschaft und<br />

Dialekt gibt es Variationen in der<br />

Bezeichnung. Nach Ansicht der<br />

Historiker lässt sich ihre Geschichte<br />

vom römischen Ringbrot<br />

ableiten und über ein frühchristliches<br />

Kultgebäck bis zur<br />

Fastenspeise verfolgen. Dabei<br />

entstanden im Lauf der Jahrhunderte<br />

allerhand Variationen nach<br />

Formen und Zutaten, von der<br />

knusprigen Laugenbreze und<br />

der bezuckerten Seelenbreze bis<br />

zur nahrhaftenButterbreze.<br />

Ring mit übereinandergelegten<br />

Enden, ähnlich einer 6„prezita“<br />

9. Jh.<br />

Brezel-Form aus dem 12. Jahrhundert<br />

Biberacher Brezel<br />

aus dem 16. Jahrhundert<br />

Brezel-Form<br />

aus dem 19. Jahrhundert<br />

Eine besondere Rolle spielt die<br />

Breze imBrauchtum über das<br />

ganzeJahr.ZuNeujahr wurde sie<br />

als Glücks- und Liebesbringer<br />

aber auch zur Abwendung von<br />

Krankheit verschenkt. Inder alemannischen<br />

Fasnacht hat man<br />

sie, ähnlich wie heute Bonbons,<br />

den Zuschauernzugeworfen. Am<br />

Funkensonntag waren schmalzgebackene<br />

Brezen genau so beliebt<br />

wie Küchle. AmPalmsonntag<br />

wurden an vielen Orten Brezenmärkte<br />

abgehalten und im<br />

Sommer darf die Breze bei der<br />

Brotzeit im Biergarten nicht fehlen.<br />

AusgebildeteBrezelform „Brezel“<br />

12. Jh.<br />

Brezelformen im Wandel der Zeit<br />

Augsburger Zeitschrift wird um<br />

1730 erzählt:<br />

GedrehteAllerseelenbrezemit<br />

Zuckerguss<br />

Am Allerseelentag,am2.November,<br />

ist die mit Zuckerguss bestrichene„Sealabretzg“ein<br />

beliebtes<br />

Geschenk an Kinder.Das Aufhängen<br />

an Grabsteinen und Kreuzen<br />

ist aus dem Allgäu und aus Augsburg<br />

überliefert. Heute kann<br />

man sie in Bäckereien oder am<br />

Stadtmarkt kaufen. In einer<br />

„Der Wintermonat<br />

hatdas Recht,<br />

Daß man viel Seelenbräzen<br />

bächt<br />

Und damit wie<br />

mit rarenSachen<br />

Pflegt andern ein Präsent<br />

zu machen.“<br />

In der Weihnachtszeit gibt es sogar<br />

Brezen aus Lebkuchenteig<br />

oder mit Schokolade glasiert. Bei<br />

der Vielfalt an Formen ist es kein<br />

Wunder, dass Brezen auch als<br />

Christbaumschmuck verwendet<br />

wurden, ähnlich wie Äpfel, Nüsse<br />

oder Lebkuchen.<br />

Brezen aus Lebkuchenteig auf einem Adventsteller<br />

Quelle für Text und Fotos „Die Brezl, Geschichte und Geschichten“ von<br />

Barbara Kosler und IreneKrauß,1993 ■<br />

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