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VomRingbrot zur Breze, Bretzg,Bretzn<br />
Brauchtum im Jahreslauf<br />
BRAUCHTUM<br />
Römisches Ringbrot geschlossener<br />
Ring „bracchium“<br />
1. –9.Jh.<br />
Verdoppelte6er-Form „prezita“<br />
<strong>11</strong>. Jh.<br />
Prof.Dr.<br />
Hans Frei<br />
Eine Besonderheit unter den<br />
Backwaren und eine beliebte<br />
Gaumenfreude über das ganze<br />
Jahr ist die Breze, Bretzg oder<br />
Bretzn, jenach Landschaft und<br />
Dialekt gibt es Variationen in der<br />
Bezeichnung. Nach Ansicht der<br />
Historiker lässt sich ihre Geschichte<br />
vom römischen Ringbrot<br />
ableiten und über ein frühchristliches<br />
Kultgebäck bis zur<br />
Fastenspeise verfolgen. Dabei<br />
entstanden im Lauf der Jahrhunderte<br />
allerhand Variationen nach<br />
Formen und Zutaten, von der<br />
knusprigen Laugenbreze und<br />
der bezuckerten Seelenbreze bis<br />
zur nahrhaftenButterbreze.<br />
Ring mit übereinandergelegten<br />
Enden, ähnlich einer 6„prezita“<br />
9. Jh.<br />
Brezel-Form aus dem 12. Jahrhundert<br />
Biberacher Brezel<br />
aus dem 16. Jahrhundert<br />
Brezel-Form<br />
aus dem 19. Jahrhundert<br />
Eine besondere Rolle spielt die<br />
Breze imBrauchtum über das<br />
ganzeJahr.ZuNeujahr wurde sie<br />
als Glücks- und Liebesbringer<br />
aber auch zur Abwendung von<br />
Krankheit verschenkt. Inder alemannischen<br />
Fasnacht hat man<br />
sie, ähnlich wie heute Bonbons,<br />
den Zuschauernzugeworfen. Am<br />
Funkensonntag waren schmalzgebackene<br />
Brezen genau so beliebt<br />
wie Küchle. AmPalmsonntag<br />
wurden an vielen Orten Brezenmärkte<br />
abgehalten und im<br />
Sommer darf die Breze bei der<br />
Brotzeit im Biergarten nicht fehlen.<br />
AusgebildeteBrezelform „Brezel“<br />
12. Jh.<br />
Brezelformen im Wandel der Zeit<br />
Augsburger Zeitschrift wird um<br />
1730 erzählt:<br />
GedrehteAllerseelenbrezemit<br />
Zuckerguss<br />
Am Allerseelentag,am2.November,<br />
ist die mit Zuckerguss bestrichene„Sealabretzg“ein<br />
beliebtes<br />
Geschenk an Kinder.Das Aufhängen<br />
an Grabsteinen und Kreuzen<br />
ist aus dem Allgäu und aus Augsburg<br />
überliefert. Heute kann<br />
man sie in Bäckereien oder am<br />
Stadtmarkt kaufen. In einer<br />
„Der Wintermonat<br />
hatdas Recht,<br />
Daß man viel Seelenbräzen<br />
bächt<br />
Und damit wie<br />
mit rarenSachen<br />
Pflegt andern ein Präsent<br />
zu machen.“<br />
In der Weihnachtszeit gibt es sogar<br />
Brezen aus Lebkuchenteig<br />
oder mit Schokolade glasiert. Bei<br />
der Vielfalt an Formen ist es kein<br />
Wunder, dass Brezen auch als<br />
Christbaumschmuck verwendet<br />
wurden, ähnlich wie Äpfel, Nüsse<br />
oder Lebkuchen.<br />
Brezen aus Lebkuchenteig auf einem Adventsteller<br />
Quelle für Text und Fotos „Die Brezl, Geschichte und Geschichten“ von<br />
Barbara Kosler und IreneKrauß,1993 ■<br />
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