Netzwerk Südbaden - Oktober 2015
Netzwerk Südbaden - Oktoberausgabe 2015
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Kultur<br />
Äpfel und Birnen<br />
Man soll Äpfel ja bekanntlich nicht mit<br />
Birnen vergleichen, aber wir tun das<br />
hier einfach einmal. Wir vergleichen die<br />
beiden Großstädte im Dreiländereck, Freiburg<br />
(Deutschland) und Basel (Schweiz).<br />
Sie liegen 60 Kilometer auseinander, das<br />
ist nicht viel. Die eine Großstadt, Freiburg,<br />
hat 218.000 Einwohner, 1439 Einwohner<br />
leben auf dem Quadratkilometer.<br />
Die andere Großstadt, Basel, hat 174.491<br />
Einwohner, 7670 leben auf dem Quadratkilometer.<br />
Wie gesagt, wie vergleichen<br />
hier vorsätzlich Äpfel mit Birnen. Nach<br />
jüngsten Prognosen, die kürzlich der Basler<br />
Regierungspräsident Guy Morin beim<br />
Basler Bauforum vorgetragen hat, wird die<br />
Einwohnerzahl der Nordschweizer Metropole<br />
in den nächsten Jahren um 20.000<br />
Einwohner zunehmen. Das ist heftig,<br />
aber auch nach Expertenmeinung wohl<br />
unabwendbar. Ganz einfach: Basel ist ja<br />
keine Universitätsstadt mit ein bisschen<br />
Industrie, die Stadt ist ein internationales<br />
Wirtschaftszentrum. Der Zuzug hochqualifizierter<br />
Arbeitskräfte nach Basel ist ungebremst<br />
und es gibt einen klaren Trend:<br />
die Leute wollen in der Stadt wohnen,<br />
nicht in der ländlichen Provinz. Die ist<br />
schon deshalb unattraktiv, weil das Basler<br />
innerstädtische Verkehrsnetz derzeit so<br />
ausgebaut ist, dass es den täglichen Zustrom<br />
von knapp 100.000 Pendlern kaum<br />
verkraften kann. Vielleicht bringt das Projekt<br />
der Regio S-Bahn mal eine entscheidende<br />
Entlastung, das hofft man zumindest<br />
in der Basler Verwaltung. Basel steht<br />
also vor vielen Herausforderungen, jedes<br />
Quartier muss untersucht werden, ob hier<br />
noch Möglichkeiten der Innenentwicklung<br />
gegeben sind. Und da fängt tatsächlich die<br />
Vergleichbarkeit mit Freiburg an. Natürlich<br />
verfügt die kleine Großstadt an der<br />
Dreisam über deutlich mehr Flächen, aber<br />
auf dem Schauinsland wird Freiburg keinen<br />
neuen Stadtteil bauen können. Auch<br />
nicht auf den Weinhängen des Tunibergs.<br />
Also muss man andere Wege finden, den<br />
Zustrom der Menschen in die richtigen<br />
Bahnen zu lenken. Notfalls eben in die<br />
Umgebung der Großstädte. Vielleicht tun<br />
sich Freiburger und Basler einmal zusammen,<br />
weil man vielleicht doch gut daran<br />
tut, Äpfel mit Birnen zu vergleichen… Die<br />
Staatsgrenze sollte da nicht hinderlich sein.<br />
<br />
Jörg Hemmerich<br />
Bestsellerliste<br />
Belletristik<br />
Lagercrantz/Verschwörung<br />
1 Heyne<br />
Moyes/Ein ganz neues Leben<br />
2 Rowohlt<br />
Franzen/Unschuld<br />
3 Rowohlt<br />
Sachbuch<br />
Safranski/Zeit<br />
1 Hanser<br />
Kermani/Wer ist Wir?<br />
2<br />
Beck´sche Verlagsbuchhandlung<br />
Lüders/Wer den Wind sät<br />
3 Beck‘sche Verlagsbuchhandlung<br />
Biographien<br />
Sacks, Oliver/On the move. Mein Leben<br />
1 Rowohlt<br />
Gottschalk/Herbstblond<br />
2 Heyne<br />
Kerkeling/Der Junge muss an die frische Luft<br />
3 Piper<br />
Regionales<br />
Freiburger Glückswichtel<br />
1 JOJO<br />
Gaymann/Typisch Badisch<br />
2 Belser<br />
Elsemann/Gaumenschmaus & Rachenputzer<br />
3 Rombach<br />
Taschenbücher Belletristik<br />
Link/Die Betrogene<br />
1 Goldmann<br />
Beckett/Der Hof<br />
2<br />
Rowohlt<br />
Schätzing/Breaking News<br />
3<br />
Fischer<br />
DVDs<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Honig im Kopf<br />
Warner Home Video<br />
Das Salz der Erde<br />
Euro Video<br />
Verstehen Sie die Béliers?<br />
Concorde Videos<br />
Klassik-CDs<br />
Carminho/Canto<br />
1 Warner Music<br />
Jonas Kaufmann/Nessun Dorma-The Puccini Album<br />
2<br />
Sony Music<br />
Padmore - Bezuidenhout/Beethoven-Haydn-Mozart<br />
3 Helikon Harmonia Mundi<br />
Hörbuch<br />
Kling/Die Känguru-Chroniken<br />
1 Hoerbuch Hamburg<br />
Kling/Das Känguru-Manifest<br />
2 Hoerbuch Hamburg<br />
Jonasson/Der Hundertjährige, der aus dem Fenster ...<br />
3 DHV- der HÖR Verlag<br />
Zusammengestellt von der Buchhandlung Rombach,<br />
Freiburg<br />
Alle Titel – auch online – erhältlich unter<br />
www.buchhandlung-rombach.de<br />
Yolanda<br />
Yolanda ist ziemlich beleibt, vorsichtig<br />
gesagt. Ein bisschen wie ein weiblicher<br />
Buddha, ein bisschen wie eine Suomo-<br />
Ringerin. Yolanda ist eine Skulptur, geschaffen<br />
von der Künstlerin Miriam Lenk<br />
und sie stand im neuen Hafen von Bodman-Ludwigshafen<br />
am Bodensee. Den<br />
Sommer über hatte die Figur die Hafeneinfahrt<br />
geziert, als Leihgabe der Künstlerin.<br />
Nun ist es vorbei, Yolanda wird nicht<br />
zurückkehren.<br />
Der Gemeinderat von Bodman-Ludwigshafen<br />
hat es mit knapper Mehrheit (10 zu<br />
7 Stimmen) abgelehnt, Yolanda eine endgültige<br />
Heimat am Hafen zu verschaffen.<br />
30.000 Euro hätte die Skulptur gekostet,<br />
ein Schnäppchen, sagte der Bürgermeister<br />
seinem Gemeinderat. Tatsächlich ist<br />
vorgesehen, dass bei Projekten wie dem<br />
neuen Gemeindehafen von Bodman 3<br />
Prozent der Bausumme für Kunst am Bau<br />
ausgegeben werden sollten – das wäre ein<br />
Betrag deutlich über 50.000 Euro gewesen,<br />
weshalb 30.000 Euro ja wirklich ein<br />
Schnäppchen gewesen wäre. Aber man<br />
kann das drehen und wenden wie man<br />
will: die Ratsmehrheit will Yolanda nicht<br />
mehr sehen, anderes sei wirklich wichtiger.<br />
Das schnelle DSL-Netz zum Beispiel. Nun<br />
muss man wissen, dass die Künstlerin Miriam<br />
Lenk, die mittlerweile vorwiegend in<br />
Berlin lebt, eine Tochter von Peter Lenk<br />
ist. Peter Lenk ist das in die Jahre geratene<br />
Enfant terrible der Kunstszene am Bodensee,<br />
von ihm stammt die Figur der Imperia<br />
am Konstanzer Hafen. Ein provozierendes<br />
Kunstwerk, wie es alle Lenk-Werke sind,<br />
aber mittlerweile gehört das anstößige<br />
Kunstwerk längst zum Stadtbild der Bodenseemetropole.<br />
Aber was ist mit der dicken Yolanda? Da<br />
haben die Gemeinderäte der Tochter möglicherweise<br />
eine Abreibung verpasst, weil<br />
der Vater sich wohl mal beleidigend über<br />
die örtlichen Räte und deren Kunstverständnis<br />
geäußert hatte. Mag’s sein wie’s<br />
will: der Umgang mit Kunst ist ja nicht<br />
gerade eine Königsdisziplin für Gemeinderäte<br />
und Yolanda wird schon noch irgendwo<br />
eine neue Heimat finden – und<br />
viele Touristen haben anlässlich ihres Bodensee-Urlaubs<br />
die dicke Schöne ohnehin<br />
als Bodmaner Hafenkunst per Smartphone<br />
dokumentiert. Auch wenn das den Gemeinderat<br />
gar nicht freut. hem<br />
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netzwerk südbaden